Warum eigentlich SchulMUN und warum „Trotz alledem“?

MUN ist die Abkürzung für „Model United Nations“, ein vor allem an angelsächsischen Schulen und Universitäten beliebtes Planspiel, bei dem verschiedene Gremien der Vereinten Nationen simuliert werden. Im Rahmen meines Politikstudiums hatte ich 2004 die Chance am weltgrößten studentischen MUN in New York, dem NMUN, teilzunehmen. Wir waren so begeistert davon, dass wir beschlossen, etwas ähnliches in Frankfurt zu etablieren, so entstand das bis heute existierende MainMUN. Im Rahmen dieser Initiative haben einige Kommilitoninnen, Kommilitonen und ich, gemeinsam mit unserer Professorin Tanja Brühl, SchulMUNs entwickelt, deren Ziel es war MUNs an Schulen in der Umgebung durchzuführen. Das haben wir auch getan, zum Beispiel in Lampertheim, Herborn oder Freigericht. Ich hatte dann angefangen diese MUNs auf einer Homepage zu dokumentieren und so entstand www.schulmun.de. Nach dem Studium war es uns leider nicht mehr möglich SchulMUNs durchzuführen und dann kam die Novellierung der DSGVO und es war nicht mehr möglich die auf der Website enthaltenen Bilder und Dokumente rechtskonform zu veröffentlichen, sodass ich mich entschied, diese vom Netz zu nehmen. Und das blieb dann einige Jahre so, doch der Gedanke wieder zu bloggen und eine Website zu betreiben ist nie ganz verblichen, sodass ich dann 2023 wieder damit begonnen habe. Da ich die Domain schulmun.de schon hatte, lag es nahe, diese einfach zu reaktivieren. Und deshalb heißt meine Homepage jetzt SchulMUN. Vielleicht schreibe ich ja auch einmal wieder etwas zu MUNs, die ich nach wie vor für eine sinnvolle Schulveranstaltung im Rahmen der politischen Bildung halte.

„Trotz alledem!“ ist der Titel eines Gedichtes von Ferdinand Freiligrath von 1843, das vor allem bei der 1848er Bewegung eine große Rolle spielte und auch im 20. Jahrhundert mehrere kleine Renaissancen und Adaptionen durch Liedermacher wie Wolf Biermann und Hannes Wader erlebte. Freiligrath ließ sich damals von Robert Burns Poem „A Man’s a Man for A’ That“ inspirieren (Mehr dazu hier). Der Tenor der Gedichte und Lieder ist, dass es sich lohnt trotz widriger Voraussetzungen und Umstände weiterzumachen und genau das ist eine gute Umschreibung der für Schulleitung nötigen Resilienz.

2024-07: Meine persönliche Bilanz der Didacta

KI, überall KI. Egal ob Startup oder Schulbuch-Dino, ohne KI geht (fast) nichts mehr. Das ist allerdings wenig überraschend, wie ich schon im Blog 2024-06 beschrieben habe. Auffällig war noch, dass es einige Stände mit VR-Brillen gab, es laufen ja schon Wetten, ob das Metaverse nächstes Jahr schon der neue „heiße Scheiß“ ist:


Wir werden sehen. Zu KI möchte ich Christian Vanell, zitieren, der messerscharf, differenziert und meiner Meinung nach korrekt folgendes beobachtet hat:


Unter dem Thread hat sich übrigens eine sehr spannende Diskussion entwickelt. Ich finde, dass „Quizzifizierung“ natürlich keine Lösung sein kann. Guter Unterricht in einer Kultur der Digitalität nutzt KI als Sparringspartner und Copilot für Lehrende und Lernende. Außerdem muss KI im Sinne des Dagstuhl-Dreiecks von der technischen Seite, der Anwenderseite und den gesellschaftlichen Implikationen her untersucht und bearbeitet werden. Nur so entstehen die nötigen Zukunftskompetenzen.
Die Didacta war ja schon in den letzten Jahren ein guter Spiegel des immer schnelllebigeren Edu-Marktes und wie bei den digitalen Displays und den damit verbundenen Anwendungen, bei Schulmessengern oder anderen digitalen Werkzeugen, wird auch bei den schulischen KI-Anwendungen bald ein Konsolidierungsprozess einsetzen. Ich wage mal zu behaupten, dass am Ende die Schulbuchverlage aufgrund ihrer Marktmacht und ihrer finanziellen Möglichkeiten als Sieger hervorgehen werden. Spannend bleibt, ob die „KI-Platzhirsche“ der „ersten Stunde“, wie Fobizz, Schul-KI oder der frisch prämierte Fiete ihre Eigenständigkeit bewahren können (und wollen). Die großen Verlage sind in jedem Fall gut beraten, neben digitalen Schulbüchern und den damit verbundenen Anwendungen, auch auf KI zu setzen.
Spannend ist auch die Inkorporation der Mobilen Schule in den Westermann-Verlag, der so sein Portfolio diversifiziert und damit Resilienz für die Zukunft aufbaut. Wie der aufgrund qualitativ hochwertiger Vorträge gut besuchte riesige Messestand der Mobilen Schule und natürlich auch die dortige Party am Freitag gezeigt haben, scheinen sowohl die Mobile Schule als auch der Verlag von dem Zusammenwachsen zu profitieren.
Eine hoffentlich nicht nur subjektive Beobachtung und ein außerdem hoffentlich positiver Trend war, dass mehr Schülerinnen und Schüler auf der Messe präsent waren, jedenfalls haben die Schülerinnen und Schüler meiner Schule eine großartige Präsentation gehalten und die Podiumsdiskussion mit dem Schüler Jonathan Bork, Michael Drabe und mir wurde durch Jonathans Konzept der hybriden Bildung bereichert.
Neben diesen eher progressiven Aspekten, zu denen auch Stände mit BNE-, SDG oder anderen Zukunftsthemen zählten, war auch immer noch eine deutliche Präsenz des letzten Jahrhunderts zu spüren: Bücher, Berge von Arbeitsblättern und natürlich die riesige Betzold-Tasche für Jäger und Sammler.
Am Ende ist die Didacta natürlich in erster Linie eine Messe, das heißt, es geht ums Verkaufen; schön ist aber dennoch, dass sich auch nicht kommerzielle Verbände und Institutionen, wie Ministerien und Datenschutz, präsentieren und es spannende Vorträge und Diskussionen gibt.
Für mich persönlich das Wichtigste ist jedoch das Netzwerken und das hat auch dieses Jahr wieder hervorragend funktioniert und ich freue mich, dass ich einige Menschen aus den sozialen Edu-Netzwerken endlich mal wieder oder auch zum ersten Mal „in echt“ treffen konnte.
Deshalb gilt mein besonderer Dank dem Didacta-Verband für die Einladung zu gleich zwei Podiumsdiskussionen mit tollen Gästen, der Mobilen Schule für die Party und all den Menschen, mit denen ich inspirierende Gespräche führen konnte, ich hoffe wir sehen uns nächsten Februar in Stuttgart!

Nachtrag nach Erscheinungsdatum:
Zur Ehrenrettung der Quizzification sei dieser Beitrag von Michale Drabe angeführt (Danke dafür!): https://schule-in-der-digitalen-welt.de/quiz/. Und die Forderung nach Evidenzbasierung ist angenommen!

Auch Christian Füller hat sich lesenswerte Gedanken zu KI, Schulbüchern und Elefanten gemacht: https://pisaversteher.com/2024/02/22/chatgptco-der-elefant-der-contentproduktion/.