Newsletter 14, 03.05.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

in unserer Schule tut sich was.
ich halte es für wichtig an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt eine Zwischenbilanz zur Entwicklung unserer Schule zu ziehen.
Aus meiner Perspektive gibt es im Moment drei zentrale Felder, die zusammengehören und Entwicklungsschwerpunkte bilden: Die extern begleitete Schulentwicklungsgruppe und die daraus entstehende DNA-Gruppe, der Bereich des Medienkonzeptes und das Präventionskonzept.
Unsere Schule ist ein großes (und wachsendes) System. Wir haben einige Schwerpunkte und sehr viele Angebote und Tätigkeitsfelder. Das ist grundsätzlich gut, führt aber auch zu Unübersichtlichkeit und erschwert die Steuerung.

Deshalb ist es sinnvoll sich von außen Expertise zu holen und in Kooperation mit Experten eine Struktur zu entwickeln, die das System steuerbar und vor allem entwicklungsfähig macht. Mit Miklas Flamm und Sacha Teufel von enenpro (https://enenpro.de/visionen-bildungseinrichtung-zukunft-entwicklung-transformation/) haben wir kompetente Unterstützung dafür gefunden. Nach Vorgesprächen und einem offenen Treffen im März mit vielen begeisterten und begeisternden Kolleginnen und Kollegen aus unserer Schulgemeinschaft, findet jetzt im Mai das erste Treffen der Initialgruppe statt. Aufgabe der Initialgruppe ist es in einem begleiteten Entwicklungsprozess eine DNA-Gruppe zu bilden, die die „DNA“ der Schule abbildet, d.h. in dieser Gruppe sollen dann Vertreterinnen und Vertreter sitzen, die die verschiedenen Interessengruppen innerhalb der Lehrkräfte und in der gesamten Schulgemeinschaft spiegeln und so Schulentwicklungsvorhaben diskutieren und vorentlasten können, indem in der DNA-Gruppe deutlich wird, ob bei Veränderungen Diskussionsbedarf besteht oder ob mit Konsens zu rechnen ist. Neben dieser eher strukturellen Arbeit geht es bei diesem Prozess auch um die Etablierung von Kommunikationsstrukturen innerhalb des Kollegiums und mit der Schulleitung, die einen wertschätzenden, partizipativen und kollaborativen Transformationsprozess ermöglichen sollen.

Mit dem in der letzten Gesamtkonferenz abgestimmten Medienkonzept haben wir eine tragfähige Basis geschaffen. Am Medienkonzept wird aber auch besonders deutlich, dass zukunftsfähige Konzepte agiler sein müssen. Die Diskussion um die Handynutzung und die Auswirkungen von KI zeigen, dass wir hier einen permanenten Anpassungsprozess starten müssen, bei dem die ganze Schulgemeinschaft einbezogen werden muss. Außerdem ist das Medienkonzept eng verbunden mit dem Präventionskonzept.

Bei der Erstellung des Präventionskonzepts haben wir uns bewusst für einen breiten und aufwändigen Ansatz entschieden. Ziel ist es auch hier unter Mitwirkung der gesamten Schulgemeinschaft und mit Hilfe von externer Expertise in einem ergebnisoffenen und agilen Prozess ein Konzept zu entwickeln, das von allen Teilen der Schulgemeinschaft getragen werden kann. Eigentlich liegt es auf der Hand, dass alle Bereiche der Prävention (Sucht, Gewalt, Medien, sexualisierte Gewalt usw.) zusammen gedacht werden müssen. Genau wie Digitalität, Literacy oder Demokratielernen ist Prävention eine Querschnittsaufgabe aller an Schule Beteiligten. Eine sinnvolle Umsetzung ist nur möglich, wenn eine pädagogische Grundhaltung dahinter steht, die von allen gelebt und eingefordert wird.

Strukturelle Grundlage für diese Entwicklungen soll die Umwandlung in eine Selbstständige Schule (SES) sein, die wir angestoßen haben. Wenn wir eine Umwandlung zum 01.01.2025 anstreben, müssen wir auf der nächsten Gesamtkonferenz darüber abstimmen. Als SES hätten wir wichtige finanzielle und pädagogische Spielräume, um Schulentwicklung effektiv voranzutreiben.

Die Klammer bei all diesen Entwicklungen besteht aus der Schulentwicklungsgruppe und dem Schulleiter, der ja laut Schulgesetz für Schulentwicklung verantwortlich ist. In diesem Rahmen stoßen wir auch schon einzelne Prozesse im Sinne eines „Prototyping“ an, um Erfahrungen zu sammeln. „Prototyping“ stammt aus dem „Design Thinking“ und ist Teil eines agilen Mindsets. Die Idee dahinter ist, dass man schnellere Erfolge und brauchbare Erfahrungen macht, wenn man auf einen allzu ausgedehnten Konzeptionierungsprozess verzichtet, der viel Mühe macht und doch selten perfekt funktioniert. Stattdessen beginnt man einen Prozess und steuert nach, wenn es zu Schwierigkeiten kommt: „fail fast, fail forward, learn fast“. Ich wünsche mir, dass unsere Schule ein Ort wird, an dem wir innovative Ideen entwickeln und ausprobieren können. Wir brauchen eine positive Fehlerkultur und ein Growth Mindset.
Eine erste Idee aus der letzten Sitzung der Schulentwicklungsgruppe ist es, ein Team zu bilden, das sich in ein oder zwei Klassen eines Jahrgangs zusammentut, um in der Praxis eng zusammenzuarbeiten und Ideen zu entwickeln. Wer daran Interesse hat und/oder mehr wissen will, kann gerne die Kolleginnen und Kollegen der Schulentwicklungsgruppe ansprechen.

Ziel des (nie endenden) Schulentwicklungsprozesses muss es am Ende sein, unsere Schule so zu gestalten, dass sie zukunftsfähig wird, dass sie ein Ort wird, an dem Lernende und Lehrende gerne sind, an dem Bildung gelebt wird, die auf eine Welt vorbereitet, die immer herausfordernder wird, die sich permanent verändert und wahnsinnige Möglichkeiten bietet. Wir Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler müssen uns und das System resilient machen und dafür den Weg für unsere Schule finden. Dafür müssen wir eine gemeinsame und wertschätzende Haltung entwickeln. Und das tun wir nicht, weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist!
Es geht um die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler und den Ort, an dem wir arbeiten, das sollte es uns Wert sein.

Abschließend möchte ich noch etwas zum Umgang mit den KI-Tools von Fobizz und Fiete sagen. Wie bereits im letzten Newsletter beschrieben, fordere ich Sie auf die neuen Tools gemeinsam mit den Lernenden auszuprobieren, Hinweise und Anleitungen für den Unterricht waren dort auch zu finden. Wir lassen diese „Probierphase“ bis zu den Sommerferien laufen. Vorher wird es noch ein digitales Angebot von Fobizz geben, in dem die Funktionen dieser Plattform noch einmal für uns vorgestellt werden; ein Termin folgt. Für die Zugänge zu den Tools hängen die Listen im Lehrerzimmer aus, zuständig dafür ist Herr Döring. Nach den Ferien werden wir dann beginnen uns systematischer auszutauschen und fortzubilden.

In der Summe habe ich das Gefühl, dass wir in vielerlei Hinsicht auf einem guten und richtigen Weg in die Zukunft sind, ich für meinen Teil arbeite sehr gerne an unserer Schule!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:


2024-13: Mehr Medienbildung jetzt!

Pics: DALL-E, Sound: suno.ai, Video: Clipchamp.

Wir brauchen mehr Medienbildung in den Schulen, in allen Fächern, in allen Jahrgängen und zwar jetzt.

Dieses Thema beschäftigt mich schon länger und ich habe dazu auch schon gebloggt und mich in meinen Newslettern beschäftigt, insbesondere hier:
https://www.schulmun.de/2023/11/18/2023-04-verlieren-wir-unsere-kinder/
https://www.schulmun.de/2024/01/21/2024-03-mehr-ki-in-die-schule-die-2/
https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/
https://www.schulmun.de/2024/03/28/2024-11-kibedenken-als-teil-einer-blogparade/
https://www.schulmun.de/2024/03/21/newsletter-12-22-03-2024/.
Zahlreiche weiterführende Links habe ich hier zusammengetragen: https://www.schulmun.de/2024/01/04/social-media/.

Ich bin eigentlich kein Freund von Alarmismus und möchte auch nicht so klingen, muss aber feststellen, dass wir Pädagogen, wir Erwachsenen, wie Bildungsverantwortlichen im Bereich der Medienbildung unserer Kinder und Jugendlichen größtenteils versagt haben.
Viele von uns haben keine Vorstellung, was im Bereich der (sozialen) Medien unserer nachfolgenden Generationen wirklich passiert, manche wollen es vielleicht auch lieber nicht wissen. Es gibt gute Bücher (mehr dazu hier: https://www.schulmun.de/buchtipps/), es gibt gute Fortbildungen, Vorträge oder Workshops von verschiedenen Trägern oder auch der Polizei. Leider werden diese zu wenig genutzt und erreichen nicht die Familien, in denen es wichtig wäre; Elternabende zu solchen Themen sind leider oft nicht gut besucht.
Was ist denn nun aber das “Schlimme” was den Kindern und Jugendlichen im Netz passiert? Früher gab es auch Mobbing, Gewalt oder Pornografie. Das Neue ist allerdings die ständige Verfügbarkeit, die leichte (auch ungewollte) Verbreitung, der multimediale Zugang und die ewige Verfügbarkeit von gewollten und ungewollten Fehltritten, das Netz vergisst (fast) nichts. Die Schilderungen sind hier bewusst drastisch, aber nicht dramatisiert. Silke Müller beschreibt in ihrem Buch “Wir verlieren unsere Kinder” zum Beispiel wie Mädchen aus einer 8. Klasse morgens im Bus per Airdrop ein Video auf ihr Smartphone übermittelt bekommen, auf dem ein Mann mit einem Skalpell kastriert wird. In Klassengruppen werden immer wieder Nazi-Memes verschickt. Die beliebten Plattformen Twitch, Discord oder auch Reddit und viele andere werden für Cybergrooming missbraucht, auf Youtube finden sich unzählige Fakenews, Verschwörungstheorien oder Propaganda. Auf Instagram und im Klassenchat findet massives Cybermobbing statt und mit Künstlicher Intelligenz sind Deep Fakes mittlerweile ein “Kinderspiel”.
Besonders tut sich immer wieder TikTok hervor. Diese Plattform mit kurzen, oft lustigen Videoclips hat es in sich. Nicht nur, dass sich dort überproportional viel extremistische Propaganda tummelt, die durch den Algorithmus immens verstärkt wird, hier finden auch zahlreiche fatale Contests statt, die schon Todesopfer gefordert haben, hier werden Kinder aufgefordert Stühle in der Schule zu zersägen, Schultoiletten anzuzünden oder Deo zu inhalieren. Auf TikTok oder auch auf Twitch gibt es Nischen, in denen Jugendliche Selbstmordgedanken austauschen. In den sozialen Netzwerken werden unerfüllbare Schönheitsideale propagiert, dort teilen zehnjährige Mädchen Beautyvideos, in denen sie Anti-Aging-Cremes empfehlen.


Hinzu kommt, dass hinter den (sozialen) Medien eine Multi-Milliarden-Dollarindustrie steckt, deren Anwälte und Lobbyisten eine strenge Regulierung zu verhindern wissen und deren Entwickler und Vermarkter genau wissen, wie sie die Gehirne der Kinder und Jugendlichen (und natürlich auch der Erwachsenen) erreichen. Alle sozialen Netzwerke leben von der Sichtbarkeit ihrer Akteure, die sich in Likes und Followern ausdrückt. Die Jagd nach Likes spricht Urinstinkte des Gehirns an, die über Dopaminausschüttungen Glücksgefühle verursachen, die drogenähnliche Rauschzustände verursachen. Wie bei Drogen fordert das Gehirn aber eine immer stärkere Dosis oder Frequenz um den Glückszustand aufrechtzuerhalten. Auf die Spitze treibt das zum Beispiel Snapchat, wo die Likes durch Flammen ausgedrückt werden, die wieder verschwinden, wenn nicht schnell genug “nachgelegt” wird. Ähnliches gilt auch für die zahlreichen bei Kindern und Jugendlichen beliebten Browsergames von Subwaysurfer bis Forge of Empires mit ihren Gadgets und Levels. Auch die Verkaufsplattform Temu arbeitet mit diesen Mechanismen. Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch auf die Effekte von Bubbles und Echokammern hingewiesen werden, die durch die Algorithmen Fehlverhalten verstärken und normalisieren.

Interessant ist in diesem Kontext auch ein Interview mit dem Soziologen Jonathan Haidt in der NZZ zum Einfluss von sozialen Medien auf die Generation Z (https://www.nzz.ch/feuilleton/interview-jonathan-haidt-covid-war-nichts-im-vergleich-zu-dem-was-wir-unseren-kindern-mit-sozialen-medien-und-smartphones-antun-ld.1824924). Er sieht hier einen Zusammenhang zwischen der massenhaften Verbreitung von Smartphones unter Kindern und Jugendlichen seit den Jahren um 2010 und einem gleichzeitig beginnenden Leistungsabfall in der Schule. Gleichzeitig nehmen auch die psychischen Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen seit dieser Zeit massiv zu.

Was können Schulen tun?
Schulen und Eltern haben beide einen Erziehungsauftrag. Leider kommen beide im Bereich der Medienbildung- und -erziehung diesem nur unzureichend nach. Die Gründe dafür sind in Schule und Elternhaus ähnlich. Fehlende Kompetenzen, fehlendes Interesse oder Zeitmangel sind wohl die wesentlichen Gründe. Wir können es uns als Gesellschaft aber nicht leisten unsere Kinder zu verlieren, um den oben genannten Buchtitel noch einmal aufzugreifen.
Für mich kommt naturgemäß den Schulen bei der Medienbildung eine zentrale Rolle zu. Theoretisch ist sie diesen ja sogar schon zugewiesen. Medienbildung ist curricular verankert, Teil von sozialen Lernkonzepten, wird von Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern oder anderen externen Experten in die Schule getragen und von den Lehrkräfte unterrichtet. Schulen müssen Medienkonzepte erarbeiten usw.
All das trägt aber leider nur sehr beschränkt, weil es nicht als zentrale Aufgabe wahrgenommen wird, sehr fragmentiert und punktuell stattfindet und Zeit und Raum nicht wirklich vorhanden sind.
Wenn wir nicht bald und massiv handeln, wird sich aber der Leistungsabfall in den Bildungseinrichtungen verschärfen, werden psychische Erkrankungen weiter zunehmen und letztlich unsere pluralistische Gesellschaft und unsere Demokratie aufs Spiel gesetzt.
Wir brauchen also schnell eine radikale Veränderung in der Schule. Wir müssen umgehend Zeit, Raum und Expertise schaffen. Wenn uns das nicht gelingt, sind all unsere aktuellen schulischen Ambitionen ziemlich nutzlos, weil wir unsere Gesellschaft und unsere Demokratie nicht mehr aufrecht erhalten können.
Ich spitze hier bewusst etwas zu und will damit wachrütteln, glaube aber ernsthaft, dass wir die Lehrpläne massiv entschlacken müssen, dass Lehrkräfte den Raum und die Zeit bekommen müssen sich verbindlich in diesem Bereich fortzubilden. Dazu Bedarf es der Unterstützung der politisch und behördlich Verantwortlichen. Wahrscheinlich müssen wir bei Fächern Stunden kürzen oder Fächer sogar ganz streichen, um mehr Medienkompetenz in einer Kultur der Digitalität zu vermitteln. Außerdem muss Medienbildung eine ernsthaft getragene Querschnittsaufgabe in allen Fächern sein. Ein kompetenter Umgang mit (sozialen) Medien ist heutzutage eine zentrale Kulturtechnik, gleichbedeutend mit Lesen, Schreiben und Rechnen. Idealerweise ist dieser Prozess in einen größeren schulischen Reformprozess eingebettet, aber das ist ein anderes Thema.


Was können Eltern tun?
Viele Eltern müssen sich zunächst, genau wie viele Lehrkräfte, weiterbilden und mit der Medienwelt der Kinder vertraut machen, um mit diesen auf Augenhöhe in einen Dialog treten zu können. Sinnvoll ist es, gemeinsam mit den Kindern Erfahrungen im Netz und im Umgang mit Medien zu sammeln. Zur Weiterbildung gibt es Bücher, zahlreiche Angebote im Internet, Veranstaltungen in der Schule und nicht zuletzt die eigenen Kinder, die ihre Eltern meist stolz und gerne aufklären. Außerdem ist es die Aufgabe und Pflicht der Eltern sich um Privatsphäre-Einstellungen, Datenschutz, Online-Verhaltensregeln und den rechtlichen Rahmen zu kümmern, viele Apps sind zum Beispiel erst ab 14 oder gar 16 Jahren erlaubt. Ganz wichtig ist es, dass Eltern gemeinsam mit den Kindern verbindliche Nutzungsregeln erarbeiten und diese auch durchsetzen (hilfreich hierbei: https://www.mediennutzungsvertrag.de/).

Wir haben viel zu lange darauf gehofft, dass schon irgendwie alles gut werden werden wird und dass Schule das schon irgendwie hinbekommt. Ich fürchte, auch aufgrund meiner Erfahrungen in Schulleitungsfunktion in den letzten Jahren und meiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema, dass wir es mit einem “Weiter so” nicht hinbekommen. Wir müssen aufwachen und aktiv werden. Es hilft dabei nicht, die (sozialen) Medien zu verteufeln oder verbieten zu wollen. Diese gehen nicht mehr weg und haben zweifelsohne auch eine enorm positive Seite, die hier nicht thematisiert wird. Wir müssen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kindern wahrnehmen und sie bei der Mediennutzung wohlwollend und wertschätzend begleiten und sie stark machen, um den Versuchungen im Netz zu widerstehen. Wir brauchen sicher auch mehr Regulierung und deren Durchsetzung durch den Staat. Der erste Schritt ist aber, dass wir das hier ausführlich beschriebene Problem überhaupt als solches wahrnehmen und ihm den Kampf ansagen. Weniger für uns Erwachsene, mehr für die Zukunft unserer Kinder. Diese sollte es uns wert sein!

Ein paar weiterführende Links zum Thema:

Eine gute erste Anlaufstelle ist immer: https://www.klicksafe.de/. Hier gibt es Informationen und Tipps zum Umgang zu nahezu allen relevanten Themen.

Zur Gefährdung von Kindern durch digitale Medien gibt die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz einen Gefährdungsatlas heraus, der 43 Medienphänomene genauer unter die Lupe nimmt: https://www.bzkj.de/bzkj/zukunftswerkstatt/gefaehrdungsatlas.

Hier gibt es einen prämierten Kurzfilm, der sich kritisch mit dem Suchtfaktor Handy und „Likes“ auseinandersetzt: https://www.youtube.com/watch?v=ioaY1z2trx4. Sehens- und zeigenswert!

Rechtsextreme Ideologien, versteckt hinter Hashtags: Extremisten umgarnen mit TikTok-Videos gezielt Kinder und Jugendliche. Experten warnen vor schleichender Radikalisierung. Beitrag von ZDF heute: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/tiktok-radikalisierung-kinder-jugendliche-rechtsextremismus-100.html#xtor=CS5-281.

In dieser Taskcard des Kreismedienzentrums Zollernalbkreis gibt es Hinweise zu TikTok allgemein und dem Umgang damit im Unterricht sowie zu den Challenges und deren Gefahren: https://kmz-zak.taskcards.app/#/board/4121c28c-dc17-47d7-a1c0-52da55f6557b/view?token=ded6d524-05a1-4c25-ba64-f0e89e2040c5.

Finanzpodcasts sprechen gezielt Jugendliche an und verbreiten rechtes Gedankengut, Blogbeitrag von Bob Blume:  https://bobblume.de/2024/01/24/digital-finanzpodcasts-als-einfallstor-in-rechtes-gedankengut/

Einen sehr langen, kritischen und sehr guten Artikel auf Englisch zum Smartphone und Kindheit gibt es bei The Atlantic: https://www.theatlantic.com/technology/archive/2024/03/teen-childhood-smartphone-use-mental-health-effects/677722/?utm_source=native-share&utm_medium=social&utm_campaign=share.

Viele weitere Informationen, Gedanken und Links finden sich in zahlreichen weiteren Beiträgen auf dieser Homepage.

Newsletter 13, 19.04.2023

Liebe Schulgemeinschaft,

in diesem Newsletter geht es mal wieder um Künstliche Intelligenz.
Der Anlass ist, dass wir mit Schullizenzen für Fobizz und Fiete zwei KI-basierte Tools bekommen, die unsere Arbeit verändern können, deswegen möchte ich in diesem Newsletter einige Anmerkungen und Ideen teilen, die den Einstieg in die Arbeit mit KI erleichtern sollen. Ich beginne mit didaktischen und pädagogischen Gedanken. In Anlehnung an das aus der Informatik-Didaktik bekannte Dagstuhl-Dreieck (https://zsl-bw.de/,Lde/Startseite/lernen-ueberall/ki-dagstuhl) hat KI, wie alle technischen Anwendungen, drei Dimensionen, eine technische Dimension (wie funktioniert KI eigentlich?), eine Nutzungs-Dimension (wie nutze ich KI?) und eine ethische Dimension (wie wirkt KI auf das Individuum und die Gesellschaft?). Alle drei Dimensionen müssen für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI in der Schule, sowohl bei der Planung von Unterricht als auch bei den Unterrichtsinhalten, berücksichtigt werden und zwar in allen Fächern! Das heißt natürlich auch, dass wir jetzt viele Dinge dazu lernen müssen. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass sich das lohnt. KI ist für Lehrkräfte keine Bedrohung und kann uns nicht ersetzen, KI ist aber ein Copilot, ein Sparringspartner, ein Co-Tutor und vieles mehr, was unsere Arbeit erleichtern, entlasten und reformieren kann und diese drei Aspekte werden immer nötiger.

Ich möchte Sie ermutigen, sich auszuprobieren und über ihre Arbeit, ihre Erfolge und vor allem ihre Misserfolge auszutauschen, wir sind nicht nur eine lehrende, sondern auch eine lernende Gemeinschaft. Trauen Sie sich Fehler zu machen und lassen Sie uns gemeinsam aus diesen Fehlern lernen. Ich freue mich auf den Diskurs mit Ihnen; die Schülerinnen und Schüler und auch die Eltern sind natürlich herzlich eingeladen, sich an diesem Diskurs zu beteiligen.

Zum Einstieg möchte ich Ihnen zwei Homepages besonders ans Herz legen. Zum einen die von Joscha Falck (https://joschafalck.de/). Joscha ist Mittelschullehrer, Autor und Lehrbeauftragter an der Universität in Bayern und einer der zentralen Akteure in der deutschen KI-Didaktik. Ganz zentral sind seine für den Umgang mit KI entwickelten fünf Dimensionen: Lernen mit, über, durch, trotz und ohne KI:


Empfehlenswert ist auch sein Buch „Effektiv unterrichten mit Künstlicher Intelligenz“, das kürzlich im Persen-Verlag erschienen ist.
Zum anderen empfehle ich noch die Homepage von Manuel Flick (https://www.manuelflick.de/). Manuel ist Lehrer an einem Oberstufenzentrum in Berlin, Fortbildner und Blogger. Auf seiner Homepage findet sich unter anderem ein immer wieder aktualisierter „Chat-GPT-Guide“.

Wem das alles noch nicht genug ist, der kann noch viele weitere spannende Anregungen, Tools und Diskursbeiträge zu KI in der Bildung in der entsprechenden Linksammlung auf meiner Homepage finden (https://www.schulmun.de/2023/10/25/kuenstliche-intelligenz/). Es ist also wichtig, KI nicht einfach irgendwie zu nutzen, sondern immer auch die Kompetenzebene, gemeinsam mit den Lernenden, zu reflektieren. Was bringt mir der Einsatz, war KI wirklich hilfreich und warum? Wie habe ich das gemacht, was habe ich verbessert, was gelernt? Kann ich mir sicher sein, dass mein Ergebnis stimmt und warum?

Welche Fallstricke muss ich beachten, wo sind die Gefahren (zum Beispiel: Cultural Bias, Halluzinationen, Datenschutz, Urheberrecht usw.)?

Nun noch ein paar einführende Worte zu den beiden Tools. Fobizz (fobizz.com) ist eine Plattform, die mittlerweile aus drei Bereichen besteht. Es gibt einen Bereich für Fortbildungen, viele davon stehen als digitale Selbstlernkurse zur Verfügung, können also jederzeit gemacht, unterbrochen und wiederholt werden. Es gibt aber auch Fortbildungen und Webinare, die zu bestimmten Zeiten live stattfinden. Darunter finden sich Fortbildungen für alle Fächer, für viele Tools und Anwendungen, aber auch zu pädagogischen oder didaktischen Themen. Ein anderer Bereich bietet fertiges aber umgestaltbares Unterrichtsmaterial mit Unterrichtsinhalten, Methoden und Tools für den Unterricht. Der dritte Bereich schließlich bietet DSGVO-konforme KI-Assistenzen und Tools. Zum Beispiel gibt es eine KI zum Chatten, eine für Bilder, Korrekturhilfen, KI-Zugänge für die Lernenden und vieles mehr. Bei den Tools finden Sie hier Werkzeuge für den Unterricht. Außerdem hat sich Fobizz kürzlich mit „to teach“ zusammen getan, einer Plattform zur Erstellung von Unterrichtsmaterial, Unterrichtsentwürfen und Übungsaufgaben. Bei den Fortbildungen gibt es auch ein Einführungsvideo, wir bekommen aber auch eine exklusive digitale Einführung für uns.

Das zweite Tool, für das wir eine Schullizenz erworben haben, ist Fiete (www.fiete.ai). Fiete ist ein Feedbacktool, mit dem Lehrkräfte Feedbackkriterien für eine Aufgabe der Lernenden festlegen können, die Lernenden laden ihr Ergebnis hoch und erhalten ein Feedback anhand der vorgegebenen Kriterien und überarbeiten damit ihr Ergebnis. Die Lehrkraft bekommt das Endprodukt und eine Auswertung zum Lernprozess der Lernenden. Fiete hat außerdem noch einen tollen Blog mit spannenden Beiträgen zu KI und Feedback von renommierten Gastautorinnen und -autoren. Auch zu Fiete wird es eine Einführung geben.

Wer Zugang zu den Tools haben möchte, kann sich ab Montag im Lehrerzimmer analog in eine Liste eintragen. Die Zugangsdaten gibt es dann per Mail. Probieren Sie rum und aus, binden Sie die Schülerinnen und Schüler ein und tauschen Sie sich mit den Kolleginnen und Kollegen aus. Bei nächster Gelegenheit wird es sicher auch Mikrofortbildungen, ein zweites Barcamp oder Austausch in anderen Formaten zu KI und den Tools geben. Ich freue mich darauf!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

2024-11: #KIBedenken – als Teil einer “Blogparade”

Nele Hirsch hat mit Joscha Falck zu einer Blogparade zum Thema #KIBedenken aufgerufen; diesem Aufruf möchte ich gerne folgen, weil ich ein großer Fan des Diskurses bin. Ich hatte hier am 20. Februar schon, bewusst etwas apologetisch, in eine ähnliche Richtung gebloggt. In der Vorbemerkung hatte ich zum Diskurs aufgerufen, der sich in dieser Blogparade gerade wunderbar entfaltet. Ich werde hier bewusst weiterhin eine im Zweifel zu apologetische Position einnehmen, um den Diskurs zu forcieren und zu provozieren.

Ad (1) In der KI-Debatte geht es zu viel um digitale Tools und um das Zeigen von Anwendungen, die an sich nicht besonders schwer zu bedienen sind. Dazu werden oft ganze Fortbildungstage veranschlagt. Es fehlt damit an Fortbildungszeit für Themen, die pädagogisch und gesamtgesellschaftlich angesichts der Krise unseres Bildungssystems und unserer Gesellschaft deutlich wichtiger wären. (die hier kursiv wiedergegebenen Abschnitte sind die Thesen mit denen Nele und Joscha hadern):
Ich nehme zwar auch einen Fokus auf Tools wahr, die jeden Tag zahlreich auf uns einprasseln, auch wenn dabei die Geschwindigkeit gefühlt in der letzten Zeit etwas nachgelassen hat. Ich sehe aber auch, nicht zuletzt in dieser Blogparade und bei den daran Beteiligten, dass der Fokus auf weitere pädagogische Entwicklungen gerade nicht verloren geht. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass KI gerade dazu zwingt, pädagogische und didaktische Konzepte zu überdenken, weil sich alles verändert (vgl. meinen oben verlinkten Blogbeitrag).
Deswegen versuche ich in meiner Schule einen holistischen Ansatz zu implementieren. Wir haben gerade einen Schulentwicklungsprozess auf mehreren Ebenen gestartet. Wir lassen uns extern begleiten, um Strukturen für Schulentwicklung zu schaffen, wir haben weiter eine Schulentwicklungsgruppe und wir arbeiten an einem Präventionskonzept, in dem alle Präventionsbereiche (Medien, Gewalt, sexualisierte Gewalt, Drogen usw.) zusammen gedacht werden, dabei beziehen wir die gesamte Schulgemeinschaft ein und lassen uns von externen Expertinnen und Experten beraten. Eine der einigenden Klammern, die bei allen Entwicklungsprozessen mitgedacht werden müssen, ist die Etablierung einer Kultur der Digitalität. Damit verbunden ist ein alle Lernbereiche umfassendes Verständnis einer Digital Literacy. Und das Lernen mit, über, trotz, durch und ohne KI (Joscha Falck) ist ein Aspekt davon.
Am Ende besteht bei Fortbildungen im Bereich KI aktuell etwas Nachholbedarf in vielen Kollegien, was es rechtfertigt dazu Zeit aufzuwenden, mittelfristig sehe ich aber keine Gefahr einer zu starken Fokussierung auf Tools.

Ad (2): Der Fokus auf KI als Werkzeug steht dem Fokus auf Lernen im Weg. Aspekte der Kompetenzorientierung werden ebenso (zu) wenig in den Blick genommen wie fachdidaktische Fragen.:
Diese Gefahr sehe ich durchaus und schlimmstenfalls begeben wir uns in einen Zyklus aus KI-generierten Aufgaben, die mit KI gelöst und dann mit KI korrigiert und bewertet werden. Da dies aber sicher niemand will, sind wir eigentlich und endlich gezwungen, die Kompetenzorientierung deutlicher in den Blick zu nehmen und so Bildungsprozesse zu modernisieren. Nehmen wir als Beispiel Fiete. Durch das individuelle Feedback durch KI erhält jeder einzelne Lernprozess mehr Bedeutung und kann analysiert werden, was ohne KI zeitlich kaum leistbar wäre. So werden Kompetenzen und Lernprozesse gefördert. Dabei ändert sich aber auch die Rolle der Lehrkraft, sie wird zum Lernbegleiter und fokussiert stärker auf den Lernprozess als auf das Lernergebnis und das ist wünschenswert.

Ad (3): Aufgrund der Omnipräsenz von KI und der erwünschten raschen Anwendung/Implementierung gerät die dringend nötige Veränderung der Lernkultur und Lehr-/Lernkonzepte wie beispielsweise das selbstgesteuerte Lernen oder Individualisierung in den Hintergrund. Die Verknüpfung mit KI scheint oft mehr „pädagogisches Feigenblatt“ als tatsächlicher Veränderungswille zu sein.
Dazu habe ich im Grunde unter (2) schon Stellung genommen. Wir haben es in der Hand, ob KI ein “pädagogisches Feigenblatt” oder ein Schritt zur Veränderung wird. Vielleicht dieses Mal wirklich. Ich erinnere mich, wie ich mit einer speziellen Fortbildung zur Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht in meiner Zeit als Ausbilder vor Kollegien stand, deren einziges Ziel es war, Kompetenzorientierung zu diskreditieren und zu verhindern, um nichts an der “klassischen” Vorstellung von frontalem gymnasialen Instruktionsunterricht zu ändern. Das Feigenblatt-Phänomen ist also nicht neu, nur ist der Impact von KI meiner Meinung nach stärker zu gewichten. Der Kompetenzorientierung konnte man sich verweigern, ohne, dass das Konsequenzen gehabt hätte, mit KI verändern sich aber Hausaufgaben- und Prüfungskultur zwangsläufig, alles andere wäre eine Bankrotterklärung des Bildungssystems.

Ad (4): Der empirische Beleg der Wirksamkeit von KI-Tools im Unterricht steht noch aus, weshalb didaktische Empfehlungen und angepriesene Tools aus unserer Sicht mehr Skepsis vertragen könnten.
An diesem Punkt ist naturgemäß etwas dran, schließlich haben wir es mit relativ neuen Entwicklungen zu tun. Es gibt zwar schon erste zusammengetragene Erkenntnisse von Hattie (u.a.), aber auch diese sind nicht unumstritten. Vielleicht ist aber auch hier wieder eine Chance verborgen. An verschiedenen Stellen wurde bereits festgestellt, dass Evaluation und Empirie im Unterricht in Deutschland eine zu geringe Rolle spielen. Vielleicht kann KI ja auch hier ein Gamechanger sein? Lasst uns KI in die Klassenzimmer bringen und quantitativ und qualitativ evaluieren, ob und wie das den Lernprozess verändert, idealerweise natürlich verbessert. Wenn ich Hatties Ergebnisse richtig erinnere, war eine Erkenntnis, dass es auf eine gute didaktische und methodische Begleitung durch Lehrkräfte ankommt, wenn KI gewinnbringend eingesetzt werden soll; einfach nur reingeben und machen lassen bringt nichts: Lernen mit, durch und über KI.

Ad (5): Die mit KI einhergehende (zurückgekehrte?) Toolifizierung in der Bildung versperrt den Blick auf die viel wichtigere Frage, wie wir gutes Lernen in einer zunehmend von KI-geprägten Welt gestalten können.
Dieser Punkt hängt eng mit den Punkten (1) bis (3) zusammen und lässt sich meines Erachtens nach gut mit dem bewährten Dagstuhl-Dreieck in Verbindung bringen. Aufgabe guter Bildung und guten Lernens muss es sein, die zunehmend von KI durchdrungene Welt technisch so weit zu verstehen, dass man zur sicheren Anwendung kommt und die ethisch-politische Dimension versteht. Es bedarf eines kritischen Umgangs mit KI, bei dem auch die ökologische Dimension nicht zu kurz kommt, der bewusst macht für den Bias und die ökonomischen Implikationen.

Ad (6): Im Fokus stehen sehr oft Tools profitorientierter internationaler Konzerne, deren Geschäftsmodelle von Intransparenz geprägt sind. Auch mangels Alternativen fließt derzeit viel öffentliches Geld in privatwirtschaftliche Firmen anstelle Investitionen in eine demokratisch kontrollierte, öffentliche KI-Infrastruktur zu tätigen.
Hier liegt ein echtes Problem, welches im Bereich der IT und Software aber ja nicht ganz neu ist. Ich habe schon gelegentlich für Alphabet, Meta oder MS/Open-AI einen “Rockefeller-Moment” gewünscht. Vielleicht kommt irgendwann der Moment, an dem diese Konzerne zerschlagen werden (müssen) wie einst Rockefellers Standard-Oil, weil ihre Marktmacht nicht mehr vermittelbar ist. Vielleicht kommt mit KI, aber auch der von Frederic Laloux beschriebene Evolutionssprung, der uns in eine postkapitalistische Epoche der Menschheit befördert, in der nicht mehr Besitz und Konsum die zentralen Aspekte für den “Wert” eines Menschen sind.

Ich habe mich mit meinem Blogbeitrag bewusst im utopischen Bereich bewegt, natürlich ist auch eine dystopische Variante denkbar. In unserer VUCA- oder BANI-Welt sind Prognosen ja kaum möglich, das hat ja nicht zuletzt eben auch die rasant schnell wachsende Bedeutung von KI im öffentlichen (Bildungs-) Diskurs gezeigt.

Zusammengefasst und optimistisch gedacht, kann KI der Gamechanger sein. Als unser neuer “Sparringspartner” wird sie auf verschiedenen Ebenen im Bildungssystem zu einem Reformbeschleuniger, weil KI das System zum (Um-)Denken zwingt. Noch ist der Prozess “Work in Progress”, es wäre ein Fehler KI im Unterricht nicht auszuprobieren, zu implementieren und kritisch zu hinterfragen. KI ist aufgrund ihrer aktuell so wahnsinnig dynamischen Entwicklung mehr als nur eine neue Technologie oder ein Werkzeug, sie zwingt uns, und damit meine ich nicht nur aber besonders das träge Bildungssystem, schleunigst agiler zu werden, Lernprozesse verstärkt auf der Kompetenzebene zu begleiten und offener für Neues zu werden. Und das wäre nicht weniger als eine Revolution des Bildungssystems. Zumindest führt KI dazu, dass wir hier in einen konstruktiven Diskurs geraten und das ist heutzutage ja auch nicht mehr selbstverständlich.
Packen wir es an, machen ist wie wollen, nur krasser!

*Die oben gezeigten Bilder kommen übrigens dabei raus, wenn man diesen Blogbeitrag in DALL-E eingibt und das Tool auffordert den Text zu visualisieren. Alleine in diesen Bildern stecken schon so viele Gesprächs- und Lerngelegenheiten, dass es sich lohnt den Unterricht mit, durch, über und trotz KI zu gestalten: Was macht die US-Flagge in dem einen Bild, warum sitzen die Schülerinnen und Schüler alle so formiert im Klassenraum, was soll das Gehirn symbolisieren uvm.?

Weitere Beiträge zur Blogparade und Nachträge:

Aufruf und Statement von Nele Hirsch: https://ebildungslabor.de/blog/aufruf-zur-blogparade-kibedenken/.

Und von Joscha Falck: https://joschafalck.de/blogparade-kibedenken/.

Es gibt mittlerweile eine wirklich beachtliche Anzahl an Beiträgen, die über den Link zu Joscha Falcks Beitrag zugänglich sind (Danke fürs Sammeln!).

Lesenswert in dem Zusammenhang ist auch die Pädagogik 3/24 zum Thema “KI in der Schule”.

Guter Ansatz! Die 4A von Doris Weßels und Hendrik Haverkamp in einem Gastbeitrag für die FAZ. Schlusssatz: “Wir dürfen bei der Digitalisierung im Bildungsbereich im internationalen Vergleich nicht noch weiter zurückfallen.”
https://www.faz.net/pro/d-economy/kuenstliche-intelligenz/digitale-bildung-pioniere-des-wandels-stehen-im-regen-19612630.html.

Newsletter 11, 08.03.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe bisher sehr unterschiedliches Feedback zu meinem Teil des Newsletters bekommen. Manche finden ihn zu lang, andere freuen sich über die Anregungen, manche nehmen ihn zur Kenntnis, andere eher nicht.

Das ist alles in Ordnung und ich betone ja auch immer wieder, dass ich nur ein Angebot mache. Ich greife relevante Diskussionen auf, schildere Beobachtungen oder mache auf für Bildung relevante Themen aufmerksam. Ich möchte das auch genau so beibehalten und werde mal länger, mal kürzer Themen aufgreifen, die ich für wichtig halte. Die einigende Klammer der Newsletter ist, dass es meist um Schulentwicklungsthemen geht, die in die Zukunft gerichtet sind. Heute soll es um das „Zauberwort“ Agilität gehen.

Als Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft müssen wir agiler werden. Aber was bedeutet das eigentlich? Laut Wikipedia ist Agilität: „(…) ein Merkmal des Managements einer Organisation (Wirtschaftsunternehmen, Non-Profit-Organisation oder Behörde), flexibel und darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um notwendige Veränderungen einzuführen.“

Agilität ist also eine Antwort auf die Herausforderungen der VUCA-Welt, die ich letztes Jahr im Newsletter 02 (https://www.schulmun.de/2023/10/24/newsletter-02-29-09-2023/) beschrieben habe. Da unsere Welt und damit auch Schule sich rasant verändern, müssen wir flexibler werden. Es ist nicht mehr sinnvoll Konzepte für die Ewigkeit zu schreiben. Konzepte müssen einen Rahmen abstecken innerhalb dem wir flexibel nachsteuern und reagieren können. Wir müssen uns ständig den Veränderungen proaktiv anpassen, wir müssen, soweit möglich, die Veränderungen antizipieren und immer wieder die Initiative ergreifen unsere Gewohnheiten und Prozesse zu hinterfragen und anzupassen.

Der Begriff der Agilität wird zunehmend inflationär gebraucht. Es gibt agiles Management, agiles Marketing, agile Softwareentwicklung und sogar agiles Lernen.

Diesen Begriffen von Agilität ist gemeinsam, dass es um flexiblen Umgang mit Problemen und Entwicklungen geht. Das heißt für uns in der Schule, dass wir uns schneller auf Veränderungen einstellen müssen, die zum Beispiel Künstliche Intelligenz mit sich bringt.

Das heißt, dass wir jetzt anfangen müssen, uns über veränderte Prüfungsformate, eine neue Hausaufgabenkultur und eine Didaktik der Künstlichen Intelligenz Gedanken zu machen (s. Links zu KI u.).

Dabei hilft hoffentlich mein Newsletter, aber auch unser Barcamp war ein wichtiger Schritt in diese Richtung und die Medienkonzeptgruppe beginnt auch sich entsprechende Gedanken zu machen. Ich lade alle Mitglieder der Schulgemeinschaft ein, sich mit uns auf den Weg zu machen und die Zukunft der Weibelfeldschule agil mitzugestalten.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:


Das Deutsche Historische Museum erklärt, warum Schulstunden 45 Minuten lang sind: https://www.dhm.de/blog/2018/08/15/geschichten-aktuell-warum-hat-eine-schulstunde-45-minuten/.

Kritik und Reformvorschläge zur Lehrkräfteausbildung in einer neue Studie von Mark Rackles (Analyse auf SPON): https://www.spiegel.de/panorama/bildung/lehrer-ausbildung-in-deutschland-wie-am-ende-mehr-und-bessere-leute-rauskommen-a-3fb287cf-bce1-43b8-85f1-5c2a9fd5a3a7?sara_ref=re-so-app-sh.

Spaß im Netz
Auf https://weirdorconfusing.com/ gibt es eine Auswahl der „besten“ Artikel, die im Netz zu erwerben sind (auf Englisch).

  • Der Hessische Rundfunk kommt!
    Am 20. März ist der HR von 05:00 bis 09:00 Uhr live aus der Weibelfeldschule auf Sendung. Im Rahmen der Reihe „hr1 packt´s an“ geht es um den Fachkräftemangel an Schulen. Dabei wird in einer Klasse aufgenommen, es werden aber auch O-Töne aus dem Kollegium gesucht. Für die Schülerinnen und Schüler werden natürlich vorher entsprechende Einverständniserklärungen eingeholt, bei den Lehrkräften gehen wir davon aus, dass sich nur diejenigen zu Wort melden, die keine Einwände gegen eine Sendung des Beitrages haben. Ziel der Sendereihe ist es, Menschen Lust auf unseren Beruf zu machen, weitere Informationen gibt es hier: https://www.hr1.de/sendungen/hr1-packts-an-mit-sylvia-und-tim-aktiv-gegen-den-fachkraeftemangel-v16,hr1-packts-an-100.html.



Newsletter 10, 23.02.2014

Liebe Schulgemeinschaft,

die letzte Blogparade der Edu-Blogger hat sich im Wesentlichen mit dem Thema Arbeitszeit von Lehrkräften befasst. Eine Liste mit Links zu den Beiträgen findet sich unter diesem Blogbeitrag: https://www.schulmun.de/2024/02/04/2024-04-auseinandersetzung-mit-dem-manifest-des-bildungsrates-als-teil-einer-blogparade/.
Das Thema beschäftigt aktuell auch unsere Schulgemeinschaft wieder und ist natürlich von großer Bedeutung für die Identifikation mit dem Job. Matthias Lausmann, alias Herr Mess, schreibt davon, dass unser Job kein Job wie jeder andere sei und hat damit sehr recht!
Wir stehen aktuell mal wieder vor der Phase der größten Belastung im Lehrendenjob, der Prüfungskampagne. Für uns als Gesamtschule heißt das, Haupt- und Realschulprüfungen, mündliches und schriftliches Abitur und die damit verbundenen intensiven Korrekturen. Das heißt, dass für viele Kolleginnen und Kollegen eine Zeit der Überstunden ansteht, die erst Ende Juni aufhört.

(Interpretation erschöpfter Lehrkräfte im Lehrerzimmer von DALL-E)

Auch die unterrichtsfreie Zeit, die man außerhalb der Lehrkräftebubble als Osterferien bezeichnet, hilft da nur begrenzt, da mündliche Prüfungen vorbereitet und überarbeitet werden müssen und natürlich der normale Korrekturbetrieb und die Unterrichtsvor- und -nachbereitungen weiter gehen müssen. Bleibt also die unterrichtsfreie Zeit im Sommer, aka Sommerferien, als Lichtblick und Kompensation.
Der Grundgedanke bei der Lehrkäftearbeitszeit ist, dass die Überstunden in Belastungsphasen durch Unterstunden in der unterrichtsfreien Zeit und in Phasen geringerer Belastung kompensiert werden. Insgesamt gibt es, wenn man Samstage als Werktage mitzählt, bundesweit einheitlich 75 Ferientage (für Schülerinnen und Schüler). Berücksichtigt man nun, dass Beamte in Hessen eine vorgesehene Arbeitszeit von 41 Stunden in der Woche und einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen haben, ergibt sich, dass der Jahresurlaub mit der freien Zeit im Sommer eigentlich abgegolten ist und dafür die anderen unterrichtsfreien Zeiten durchgearbeitet werden müsste, bzw. dort die Überstunden zu kompensieren sind. Nun arbeiten natürlich auch manche Lehrkräfte in den Sommerferien, vor allem Schulleitungsmitglieder, die dafür aber unter Umständen zu anderen Zeiten frei haben. Einschlägige Studien deuten auf jeden Fall darauf hin, dass viele Lehrkräfte spürbar mehr arbeiten. als sie müssten, eine schöne Übersicht zur Studienlage gibt es beim Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerarbeitszeit-infografik-so-viele-stunden-arbeiten-lehrerinnen-und-lehrer-wirklich/.
Das der Arbeitszeitberechnung zugrundeliegende Deputatsmodell ist über 150 Jahre alt und seither nicht wesentlich erneuert worden. Natürlich haben sich die Welt und die Anforderungen an Schule stark verändert. Das wiederum hängt aber auch von dem Standort und Typ der Schule ab, außerdem hängt die Belastung von der Fächerkombination ab, vom Vorhandensein einer Oberstufe, vom Altersdurchschnitt des Kollegiums, vom Bundesland, von der Schulleitung, vom Kollegium, vom Rahmenterminplan, der Anzahl von Ausflügen und Fahrten, von Teilzeiten usw. Was gehört eigentlich zur Arbeitszeit? Wie verbuche ich, dass ich am Wochenende beim Einkauf Stifte für die Schule gekauft habe? Ist es Arbeitszeit, wenn ich ein interessantes Buch zu Agilität lese oder als PoWi-Lehrer die Tageszeitung? Das heißt am Ende, dass, auch bei Experimenten mit Jahresarbeitszeiten wie in Hamburg, eine Gerechtigkeit kaum hergestellt werden kann. Hinzu kommen noch Aspekte, die nicht unbedingt lehramtstypisch sind, wie subjektives Belastungsempfinden oder der unterschiedliche Zeitaufwand verschiedener Menschen für die gleiche Tätigkeit. Das heißt am Ende, dass mit einer Zeiterfassung für die Arbeitszeit von Lehrkräften wenig gewonnen wäre, aber Konflikte vorprogrammiert wären. Die Berechnung von Lehrkräftearbeitszeiten ist also eine komplexe Angelegenheit.
All das soll jetzt nicht heißen, dass Lehrkräfte nicht be- oder gar überlastet sind, im Gegenteil, viele arbeiten zunehmend am Limit (vgl. Newsletter 9: https://www.schulmun.de/2024/02/08/newsletter-09-09-02-2024/). Am Ende zeigen mir diese Ausführungen, dass wir, solange wir in Deputaten, Stunden, Fächern, Klassenarbeiten denken, keine Fairness hinbekommen werden und in Zeiten zunehmenden Lehrkräftemangels auch keine Entlastung.

Und hier wieder als Angebot ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

  1. Interessantes
    Eine Zusammenfassung der „berühmten“ Studie zur Lehrkräftearbeitszeit von Mark Rackles für die Telekom-Stiftung gibt es hier: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/Lehrkraeftearbeitszeit-Expertise-Zusammenfassung.pdf.
    Das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg hat einige Bände zu wirksamen Unterricht als Transfer von der Bildungswissenschaft in die Praxis mit renommierten Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Lesenswert: https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/Publikationsreihe-Wirksamer-Unterricht.
    Verschiedene Ansätze zum Lernen aus der Gedächtnispsychologie: https://www.taptapklick.de/homeschooling/2024/02/15/wie-unser-gedaechtnis-tickt.
    Kristine Wahl, die Frau mit dem Dromedar, mit einem Blogbeitrag zu ihrer Odyssee durch verschiedene Schulformen und den Dingen, die man am Gymnasium nicht lernt: https://diefraumitdemdromedar.de/ende-einer-odyssee-oder-5-dinge-die-du-am-gymnasium-nicht-lernst/.
    Ein Beitrag zur Diskussion um die Aussagekraft von Noten auf SPON (weil wir auf dem Pädagogischen Tag eine spannende Session dazu hatten): https://www.spiegel.de/panorama/bildung/zeugnisse-wie-vergleichbar-sind-schulnoten-wirklich-a-a51b857d-d559-4d47-87b7-601f68f3f596?sara_ref=re-so-app-sh.
  2. KI
    OpenAI hat zu Wochenbeginn seine Text-to-Video-KI Sora mit beeindruckenden Ergebnissen vorgestellt, ein erläuterndes Video dazu (Dank an Hr. Zalac) gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=vTkT0DruA_A.
    Zu den Implikationen von KI als Übersetzungstool für den Fremdsprachenunterricht: https://channelobserver.de/produkte/ki-als-dolmetscher-muessen-wir-nie-mehr-eine-sprache-lernen-37555/.
    Einen schönen KI Leitfaden zu Schülerprodukten des Gymnasiums Neubiberg (Georg Schlamp) gibt es hier: http://englisch-lehrer.net/abb/Gymnasium%20Neubiberg%20KI%20Leitfaden%2011%202023.pdf.
    Etwas umfangreicher mit der Zielgruppe Oberstufe gibt es noch eine Handreichung von Frau Stier: https://www.fraustier.de/ki-handreichung-fuer-die-schule/.
    Und noch drei Beiträge zum Diskurs um die Auswirkungen von KI auf Schule und Bildung:
    https://hechingerreport.org/opinion-why-artificial-intelligence-holds-great-promise-for-improving-student-outcomes/
    https://thefutureproject.de/content/zukunft-des-lernens-die-ki-chance/
    https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/.
  3. Medien- und Demokratiekompetenz
    Eine schöne Seite des Wiesbadener Kollegen Günter Steppich mit zahlreichen Tipps zur Medienbildung (danke Frau Hoffmann): https://www.medien-sicher.de/.
    Tom Mittelbach sammelt in einem Wakelet Material und Artikel zu „Lehrer:innen für Demokratie“: https://wakelet.com/wake/oY-2D4ayI_YxijA3oC8UD.
  4. Hörempfehlung
    Weil die Diskussion bei uns ja gerade auch wieder aufkommt: Podcast zu Smartphones und Digitalisierung an Schulen mit einem guten Beitrag des Kollegen Georg Schlamp aus Bayern (nur 10 Minuten): https://www.br.de/mediathek/podcast/br24-thema-des-tages/handyverbot-an-schulen-und-digitalisierung/2090259.
  5. Tipps für den Unterricht
    Clideo ist ein hilfreiches Online-Tool zur Online-Videobearbeitung: https://clideo.com/de.
  6. Sehempfehlung
    KI kann auch sinnvoll im Mathematikunterricht eingesetzt werden, ein schönes Video daz gibt es von Christian Spannagel von der PH Heidelberg: https://www.youtube.com/watch?v=ia95t6RID9g.
  7. Die Zukunft von Bildung
    In einem schönen Artikel auf der Seite „Bildung Schweiz“ werden einige Expertenmeinungen zum Einfluss von KI auf die Zukunft von Schule und Bildung sehr gut zusammengefasst. https://www.bildungschweiz.ch/detail/macht-kuenstliche-intelligenz-lehrpersonen-zu-lerncoaches. Passend dazu sind meine letzten beiden Blogeinträge:
    https://www.schulmun.de/2024/02/19/2024-05-hybride-bildung/
    https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/
  8. Spaß im Netz
    Goody ist nach Selbstbeschreibung „the world’s most responsible AI model“. Viel Spaß damit: https://www.goody2.ai/chat.
    Mit https://www.suno.ai/ lassen sich im Internet kleine Songschnipsel produzieren, da haben sich Hr. Klem (kennen Sie evtl. vom Pädagogischen Tag) und ich einen kleinen Spaß gemacht und Songs zur Weibelfeldschule erstellen lassen, der Rap ist von Robin und der Country/Pop von mir, bzw. der KI (?):
    https://app.suno.ai/song/fd9dcde7-a622-439a-957e-cb4f2af309e0/
    https://app.suno.ai/song/cef32f79-0d82-4541-bbe0-b6d9e6533308
    https://app.suno.ai/song/1e182751-f694-4237-b2e6-39abbc129f6c.

2024-06: KI ist der Gamechanger in der Bildung


Vorbemerkung
Dieser Blogbeitrag betrachtet ein mögliches Zukunftsszenario. Wie das bei Projektionen in die Zukunft ist, kann man dabei furchtbar daneben liegen. Dennoch halte ich diesen Debattenbeitrag für wichtig. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir wieder mehr Diskurs, auch über Grundlagen, (nicht nur) im Bildungssystem brauchen und freue mich daher über Beiträge und Kommentare. Wir sehen doch, wie rasant sich die Welt verändert und erleben jeden Tag neue Dysfunktionalitäten im System, sodass es eigentlich geboten scheint, auch einmal die Systemfrage zu stellen und zu schauen, was wir anders und besser machen können. Es ist ja auch nicht so, dass es keine Beispiele gibt; es gibt Schulen, die anders, besser und erfolgreicher arbeiten. Warum nicht von diesen lernen?


Wer meine Beiträge in social media oder auf dieser Website verfolgt, weiß, dass ich seit Beginn des Hypes Ende 2022 ein Fan von Künstlicher Intelligenz (KI) bin. Ich habe zahlreiche Texte dazu gelesen, Videos gesehen und Podcasts gehört, ich habe mich vor allem mit KI in der Bildung auseinandergesetzt und selbst vorwiegend mit Sprach- und Bildmodellen experimentiert. Ich nutze ChatGPT+, die Fobizz-Tools, war Betatester von Fiete und nutze zahlreiche kostenlose Probetools.
Ich bin kein Informatiker und kein Mathematiker, kein KI-Evangelist und verdiene auch kein Geld damit.
Dennoch bin ich mittlerweile der festen Überzeugung, dass KI viele Bereiche unseres Lebens grundstürzend verändern wird. Der Bereich, von dem ich vermutlich am meisten verstehe, ist der der Bildung. Deshalb will ich mich in diesem Blogbeitrag mit dem Einfluss von KI auf den Bildungssektor auseinandersetzen.

Seit ich mich mit KI beschäftige habe ich das Bauchgefühl, eine Entwicklung mitzuerleben, die unsere Zukunft so stark verändert wie die industrielle Revolution oder eine der großen historischen Agrarrevolutionen. Verstärkt wurde ich in dieser Annahme zunächst, als Sal Khan in seinem TED-Talk am 1. Mai letzten Jahres “Khanmigo”, einen KI-Tutor, vorstellte. Letztlich überzeugt haben mich die Custom-GPTs von OpenAI, mit denen man mit wenigen Kenntnissen seine eigenen Chatbots prompten kann. Das habe ich erst kürzlich mit einem von mir geprompteten Geschichtstutor, der bei der Vorbereitung auf das hessische Geschichtsabitur unterstützt, wieder erfahren.


Diese KI-Tutoren können einen zentralen Teil der “klassischen” Lehrarbeit übernehmen, indem sie Stoff, also Inhalte, vermitteln, durch Üben festigen und sogar den Lernerfolg überprüfen. Das Ganze können sie sogar für jede Lernerin und jeden Lerner individualisiert und mit einer Geduld, die keine menschliche Lehrkraft aufbringen kann. Diese Tools können Feedback geben, Aufgaben differenzieren oder komplexe Sachverhalte didaktisch reduzieren und so auf unterschiedlichen Niveaus vermitteln und das mittlerweile in allen Fächern.
In Verbindung mit einem modernen Lernmanagementsystem (LMS) und darin hinterlegten curricularen Inhalten und Kompetenzrastern, können Lernende so hochgradig individuell und selbstbestimmt ihre Lernprozesse organisieren.
Natürlich müssen sie dazu auf der Kompetenzebene befähigt und im Prozess begleitet werden.
Und da kommen die Lehrkräfte ins Spiel, deren Rolle sich grundlegend verändern wird. Sie sind jetzt schon kaum noch und dann gar nicht mehr die Hüter arkanen Wissens, dass sie in leere Schülerinnen- und Schülerköpfe trichtern. Sie werden in Zukunft wohl zu Begleitern von Lernprozessen und Coaches der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen, also wieder mehr zu Pädagogen im eigentlichen Sinne. Auch auf der Seite der Lehrkräfte werden begleitende KI-Tutoren Einzug halten, sie werden helfen Lernbegleitung zu gestalten, zu strukturieren, zu kommunizieren und zu evaluieren.
Diese Veränderungen machen Lehrkräfte keinesfalls überflüssig, im Gegenteil, sie verändern zwar deren Rolle grundlegend, schaffen aber eben auch Ressourcen, die in der aktuellen Entwicklung des Lehrkräftemangels mehr denn je gebraucht werden. Es wird dann wieder leichter, die nötigen Ressourcen für die Schülerinnen und Schüler bereit zu stellen, die sie dringend benötigen und es wird der Raum geschaffen die nötigen “Futureskills” und eine Medienkompetenz für die Kultur der Digitalität zu entwickeln. Ergänzt durch AR- und VR-Anwendungen ergeben sich so völlig neue (teils hybride) Lernsettings, die ein neues Level von Bildung schaffen. Auch hier gilt, wie schon bei den vergangenen technologischen Modernisierungsprozessen in Schulen seit Beginn des Computerzeitalters, Lernprozesse werden anspruchsvoller und die Möglichkeiten vielfältiger.
Die “Klassischen” Strukturen der Schule in Jahrgängen, Zweigen, Klassen und Fächern lassen die durch KI möglichen Potenziale kaum zu und sind eher hinderlich. KI wird also dazu führen, dass Schule und Lernen neu gedacht werden müssen. Und eigentlich ist das auch gut so.

Weitere spannende Beiträge zum Thema:

Stephanie Wössner: “Zukunft des Lernens: Die KI-Chance” bei https://thefutureproject.de/content/zukunft-des-lernens-die-ki-chance/.

Yolanda Watson Spiva und Vistasp Karbhari: “OPINION: Why artificial intelligence holds great promise for improving student outcomes” bei https://hechingerreport.org/opinion-why-artificial-intelligence-holds-great-promise-for-improving-student-outcomes/.

Prof. Olaf Köller im MoMa: https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/professor-koeller-zu-ki-in-schulen-100.html.

Ein wunderbarer Beitrag auf “Bildung Schweiz”: https://www.bildungschweiz.ch/detail/macht-kuenstliche-intelligenz-lehrpersonen-zu-lerncoaches.

Die Washington Post darüber, wie Sal Khans Khanmigo Schule und Lernen verändern wird “An ‘education legend’ has created an AI that will change your mind about AI”: https://www.washingtonpost.com/opinions/2024/02/22/artificial-intelligence-sal-khan/.

TeachingHero ist ein Startup zur KI-gestützten Generierung von Lernmaterial: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/ki-im-klassenzimmer-teachinghero-die-zukunft-des-personalisierten-lernens.

Nele Hirsch und Joscha Falck haben eine Blogparade zu #KIBedenken gestartet, in der es viele interessante Impulse zu dem Thema gibt: https://joschafalck.de/blogparade-kibedenken/.

Der BR zeigt Vorteile der Nutzung von KI in der Schule: https://www.br.de/nachrichten/wissen/ki-an-der-schule-wie-laesst-sich-kuenstliche-intelligenz-sinnvoll-einsetzen,U9LDQ0l.

Newsletter 08, 26.01.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

am 10. Januar wurde auf der Website von Correctiv eine Reportage veröffentlicht (https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/), in der über ein Geheimtreffen von verschiedenen politischen Akteuren mit rechter Gesinnung berichtet wurde. Sicher kann man darüber streiten, wie geheim das Treffen war, wie neutral Correctiv berichtet oder wer wann was von dem Treffen wusste, ohne Zweifel hat dieses Treffen aber etwas ausgelöst. In der Folge des Treffens kam es zu zahlreichen Demonstrationen gegen und Berichten über Rechtsextremismus. Es scheint, als sei dieses Treffen der Auslöser gewesen, der einen tiefer sitzenden Unmut in der Bevölkerung gegenüber rechtsextremen Entwicklungen der letzten Jahre zum Ausbruch brachte. Auch in den sozialen Medien und in den Schulen nimmt das Thema breiten Raum ein. Es wird von Verunsicherung unter Schülerinnen und Schülern gesprochen, was mit ihnen passiert, weil sie einen Migrationshintergrund haben, ebenso sind Lehrkräfte verunsichert, wie sie damit umgehen sollen.

Daher setzt dieser Newsletter einen Schwerpunkt auf den Umgang mit Extremismus in der Schule. Die Anmerkungen hier gelten übrigens für jede Form von Extremismus. Abzuwägen sind im Umgang mit Extremismus in der politischen Bildung das Neutralitätsgebot der Lehrkräfte und die Verpflichtung dieser auf die freiheitlich demokratische Grundordnung. Richtlinien zu dieser Abwägung wurden 1979 im sogenannten „Beutelsbacher Konsens“ (https://www.bpb.de/die-bpb/ueber-uns/auftrag/51310/beutelsbacher-konsens/) entwickelt, der drei grundlegende Prinzipien beinhaltet:

  1. Das Überwältigungsverbot
    Lehrkräfte sollen Schülerinnen und Schüler nicht indoktrinieren, das heißt, ihnen nicht eine oder ihre Meinung aufzwingen und so ein eigenständiges Urteil der Lernenden verhindern.
  2. Das Kontroversitätsgebot
    Sachverhalte, die im politischen Diskurs kontrovers sind, müssen auch im Unterricht kontrovers dargestellt werden, um den Lernenden ein Spektrum möglicher Positionen zur eigenständigen Urteilsbildung aufzuzeigen.
  3. Schülerorientierung
    Die Schülerinnen und Schüler sollen durch eine aktive Auseinandersetzung und eigenständige Erarbeitung des politischen Diskurses in die Lage versetzt werden, eigene politische Urteilsfähigkeit zu erlangen.

Diese drei Prinzipien der politischen Bildung finden solange ihre Anwendung, wie Positionen von Personen, Institutionen oder Parteien auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung unseres Grundgesetzes stattfinden. Politische Bildung unterliegt zwar grundsätzlich dem Neutralitätsgebot, dieses hört aber dann auf, wenn es um Extremismus in all seinen Formen geht. Meist geht es in diesem Zusammenhang um den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes (Art. 3, Abs. 3), der lautet:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Alle Positionen, die diesem Grundsatz zuwiderlaufen oder gegen die Menschenwürde verstoßen, unterliegen nicht mehr dem Neutralitäts- oder Kontroversitätsgebot, sondern sind als verfassungsfeindlich zu thematisieren und abzulehnen. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag im Hessischen Schulgesetz unterstützt dies noch einmal explizit in §2, der den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule präzisiert (https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/perma?j=SchulG_HE_!_2).
Aus diesen Überlegungen ergibt sich mit dem speziellen Treueverhältnis der Lehrkräfte zur freiheitlich demokratischen Grundordnung sogar eine Verpflichtung verfassungsfeindlichen Aussagen sachlich und pädagogisch angemessen entgegenzutreten.

Zahlreiche Hinweise und Materialien habe ich hier gesammelt: https://www.schulmun.de/2024/01/15/schule-und-extremismus/, besonders empfehlen möchte ich zur aktuellen Debatte die Seite von Joscha Falck: https://joschafalck.de/nie-wieder-ist-jetzt-unterrichtsmaterial/.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie wichtig unser Bildungs- und Erziehungsauftrag ist. Es ist von zentraler Bedeutung, eine Beziehungsebene mit unseren Schülerinnen und Schülern herzustellen, in der sie vertrauensvoll mit ihren Ängsten und Nöten auf uns zukommen können und in der wir mit den Lerngruppen auch über sensible Themen konstruktive und grundsätzlich wertschätzende Diskurse führen können, auch wenn dabei die fachlichen Bildungsinhalte mal zu kurz kommen.

Da der nächste Newsletter erst im nächsten Halbjahr erscheint, wünsche ich der gesamten Schulgemeinschaft einen guten Start in das neue Halbjahr, das für viele Schülerinnen und Schüler mit einem Abschluss endet. Viel Erfolg!

Noch ein letzter Satz an die gesamte Schulgemeinschaft zur Zeugnisausgabe in der kommenden Woche: Die Welt ist viel mehr als nur Noten!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

  1. Interessantes Best-Practice-Beispiel
    Das LeoLab ist ein interessantes Schulentwicklungsprojekt. In einer Schule in der Schule wird mit einem Teil eines Jahrgangs mit interessierten Kolleginnen und Kollegen und Schülerinnen und Schülern ein moderner Bildungsansatz als Prototyp ausprobiert. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Seite von Jonas Wagner: https://jonaswagner.de/leolabkonzept-prototyp/.
  2. Neues von der KI
    Am 17. Januar hat die SWK der KMK ein Impulspapier zu KI vorgelegt (https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2024/SWK-2024-Impulspapier_LargeLanguageModels.pdf), indem sie fordert KI im Unterricht einzusetzen und damit in einer offenen Fehlerkultur zu experimentieren. Eine Zusammenfassung gibt es hier: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/swk-bildungsforscher-empfehlen-einsatz-von-chatgpt-an-schulen/. Im Fiete-Blog hat Hendrik Haverkamp einen Kommentar dazu verfasst: https://www.fiete.ai/blog/impulspapier-der-swk.
    Artikel des Redaktionsnetzwerks Deutschland zum Einfluss von KI auf das Gehirn: https://www.rnd.de/wissen/ki-und-chatgpt-so-veraendert-die-digitalisierung-unser-gehirn-2QZUNZH3OFPWLGPU7MOEY53B34.html.
    Ein digitales Lehrbuch für KI gibt es hier: https://pressbooks.pub/aifurlehrer/front-matter/33/.
    Einen interessanten Blogbeitrag zu lernförderlichem Feedback mit KI gibt es bei Joscha Falck: https://joschafalck.de/ki-feedback/.
    Einen interessanten Debattenbeitrag liefert mal wieder Philippe Wampfler: https://schulesocialmedia.com/2024/01/15/wie-die-schule-bei-ki-reflexartig-wiederholt-was-schon-bei-wikipedia-ein-problem-war/?fbclid=IwAR26Uw_k3xiRAdXwOnj_4zl-dqN7yhX_6_VHKZuET6bI_KpkEG1f4NEOF0M.
    Ein etwas gruseliges Beispiel für einen Chatbot mit Avatar ist Laika, ein KI generierter Teenager, der mit Daten aus social media trainiert wurde (beschränkter Zugang): https://aiadvisoryboards.wordpress.com/2024/01/24/what-is-laika-13/.
    Einen lesenswerten Beitrag zum Bildungsverständnis in Zeiten von KI liefert Professorin Uta Hauck-Thum im Fiete-Blog: https://www.fiete.ai/blog/zum-bildungsverstaendnis-in-zeiten-von-ki.
  3. Fakenews
    Der Faktenfuchs des Bayrischen Rundfunks beschäftigt sich mit Fakenews und klärt darüber auf: https://www.br.de/nachrichten/faktenfuchs-faktencheck,QzSIzl3.
    Ein Browsergame zum Zusammenhang von Fakenews und dem Gewinnen von Followern: https://www.getbadnews.de/#intro.
  4. Für den Unterricht
    Hier finden Sie 19 Spiele zum Teambuilding: https://workshop-helden.de/teambuilding-spiele/.
    Ein kollaboratives Mindmaptool gibt es hier: https://map.kits.blog/.
    Planet Schule der ARD hat eine Augmented-Reality-App mit Unterrichtsmodulen zum Klimawandel entwickelt: https://www.planet-schule.de/thema/klima-app-102.html.
    Virtuelle Museumsbesuche gibt es hier: https://www.mpz-digital.de/.
  5. Social Media
    Mit “Take it down” kann man verhindern, dass Nacktbilder auf zentralen social-media-Plattformen veröffentlicht werden können. Wie das geht, erklärt Klicksafe hier: https://www.klicksafe.de/news/take-it-down-entfernt-nacktbilder-von-minderjaehrigen-aus-dem-netz.
    Finanzpodcasts sprechen gezielt Jugendliche an und verbreiten rechtes Gedankengut, Blogbeitrag von Bob Blume: https://bobblume.de/2024/01/24/digital-finanzpodcasts-als-einfallstor-in-rechtes-gedankengut/.
  6. Klimastress
    Was macht der Klimawandel mit den Kindern? Wissenschaftliche Erkenntnisse liefert dieser Artikel: https://de.in-mind.org/article/klimastress-wird-alltag-wie-koennen-kinder-unterstuetzt-werden.
  7. Aus der Bildungspolitik
    Kolumne von Bob Blume zum Thema Bildungsgerechtigkeit: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/die-gewollte-klassengesellschaft/.
    Umfangreicher Beitrag zu den Prognosen zum Lehrkräftemangel: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrermangel-bleibt-bundesweit-ein-problem/.
    Kein Newsletter ohne Aladin El-Mafaalani: https://www.businessinsider.de/karriere/forscher-migranten-haben-hoehere-erfolgserwartungen-an-kinder/?fbclid=PAAaZ0-zDZupsWFB-z6jRU4E1cnv9rr2dkwPcfxWvISrVqREHU-ns1o0yUZAk.
    Interessante Studie des ifo-Instituts: Schwaches Niveau der Klasse beeinträchtigt Leistungen von Zuwandererkindern, https://www.ifo.de/pressemitteilung/2024-01-10/niveau-der-klasse-leistungen-von-zuwandererkindern?s=09.
  8. Hörempfehlung
    Podcast des SWR zur zeitgemäßen Schule: https://podcasts.apple.com/de/podcast/swr2-wissen/id104913043?i=1000620154896&s=09.
  9. Sehempfehlung zu Social Media
    Hier gibt es einen prämierten Kurzfilm, der sich kritisch mit dem Suchtfaktor Handy und „Likes“ auseinandersetzt: https://www.youtube.com/watch?v=ioaY1z2trx4. Sehens- und zeigenswert!
  10. Spaß im Netz
    Versuchen Sie einmal https://sprichwortrekombinator.de/.

2024-03: Mehr KI in die Schule die 2.

Ich habe im November gefordert, dass Lehrkräfte sich mehr mit KI beschäftigen müssen und will diese Forderung heute noch einmal bekräftigen.
Warum? Weil die befürchtete Heterogenität zwischen Bundesländern, Schulen, Lehrkräften und Lernenden immer noch weiter zunimmt und weil unser Bildungssystem droht abgehängt zu werden.
Es gibt Bundesländer mit Landeslizenzen für Fobizz oder Fiete, es gibt Bundesländer mit Handreichungen und solche mit Testschulen. Was es nicht gibt, ist eine erkennbare Strategie und schon gar keine nationale.
Frau Professorin Doris Weßels, eine der dezidiertesten Expertinnen zu KI in der Bildung, von der Fachhochschule Kiel hat bei der Anhörung zu KI im Bildungsausschuss des Bundestages im Mai 2023 eine Taskforce KI auf höchster politischer Ebene und verpflichtende Fortbildungen für alle Lehrkräfte gefordert. Zahlreiche Experten aus zahlreichen Bereichen sind sich einig, dass KI Bildung fundamental verändern wird. Wenige Experten sehen das anders. Andreas Schleicher von der OECD hat kürzlich in einem nicht unumstrittenen Interview die meiner Meinung nach richtige Forderung aufgestellt, dass sich Lehrkräfte diesen Entwicklungen nicht verschließen können und bessere Unterrichtskonzepte entwickeln müssen. Er fordert in dem selben Interview aber auch, dass Lehrkräfte dafür entlastet werden müssen, am besten durch Bürokratieabbau.
Sicher gibt es berechtigte Bedenken bezüglich des Datenschutzes oder des Bias, den KI erzeugt, aber selbst die SWK der KMK fordert die Nutzung von KI an Schulen und mehr Mut und eine neue Fehlerkultur in einem Impulspapier.

Was braucht es noch, dass wir uns endlich aufmachen, die Schulen ins 21. Jahrhundert zu führen? Der Prozess der Digitalisierung muss endlich in allen Schulen zu einem Ende kommen und in eine Kultur der Digitalität münden, in der moderne Hard- und Software eine angemessene Rolle spielen. Nicht alles was geht muss digitalisiert werden, aber alles was Sinn macht. Digitale Endgeräte und Werkzeuge müssen endlich als Chance begriffen werden. Sie sind weder gut noch böse, sie verhindern und ermöglichen per se kein Lernen. Das entscheidende ist die Art der Anwendung und das ist uraltes pädagogisches Kerngeschäft. Wir müssen darüber reden, wie wir die Nachteile und Gefahren von KI im Unterricht aufarbeiten und integrieren, nur so entstehen kritisches Denken und Bildung für das 21. Jahrhundert. Das sind Fragen der Didaktik und Methodik. Darüber müssen wir reden, nicht darüber, ob wir uns überhaupt damit auseinandersetzen oder wann wir uns wie auf den Weg machen.
Wir sind schon auf dem Weg. Schülerinnen und Schüler nutzen digitale Endgeräte selbstverständlich und KI zunehmend als Werkzeug. Die Industrie integriert KI in Produktionsprozesse und Produkte. Wir sind umgeben von einer zunehmenden Kultur der Digitalität. Wie soll sich Schule da ausnehmen?
Wenn wir uns an den Schulen nicht gemeinsam mit der ganzen Schulgemeinschaft, ja mit dem ganzen Land, gestaltend auf den Weg machen, wird KI über uns kommen und wir werden ihr ähnlich ratlos gegenüber stehen, wie wir es bei social media im Grunde schon tun. Die Entwicklungen sind so rasant, dass wir eigentlich keine Zeit mehr haben aufzubrechen. Ein Beispiel: Ich glaube, dass in diesem Jahr die ersten KI-Speech to Speech-Übersetzungstools kommen werden (vgl. z.B. bereits jetzt Heygen). Was bedeutet das für den Fremdsprachenunterricht? Bereits jetzt gibt es zahlreiche Tools zur Verbesserung von Hausaufgaben und Hausarbeiten (vgl. z.B. Peer). Was bedeutet das für unsere Notengebung und Prüfungskultur?

Noch einmal: Wir müssen uns jetzt mit KI in der Schule beschäftigen! Zur Not müssen wir, um das bewältigen zu können, ernsthaft darüber nachdenken, Teile von Fächern und bürokratische Akte zu streichen. Jede Woche, jeder Monat, den wir länger warten, wird uns in Zukunft umso mehr Anstrengung kosten.