Newsletter 24/25-06, 15.11.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe das Gefühl, dass ich mal wieder etwas weiter ausholen muss und knüpfe damit an den 2. Newsletter aus dem letzten Schuljahr an (https://www.schulmun.de/2023/10/24/newsletter-02-29-09-2023/).
In den letzten Wochen ist wieder einmal sehr deutlich geworden, dass wir uns global in einem rasanten und unvorhersehbaren Veränderungsprozess befinden (Stichwort: VUCA/BANI-Welt). Die Situation ist einerseits bedrohlich, unsere Demokratie und unser Wirtschaftsmodell, ja unsere ganze Lebensweise ist bedroht. Der SPIEGEL hat vom „Ende des Westens“ geschrieben. Das ist durchaus furchteinflößend und führt verständlicherweise zu Verunsicherung.
So wie es aussieht, stehen uns größere Disruptionen bevor, nehmen wir als Beispiel nur die Autoindustrie, bei der das besonders deutlich wird. Deren Geschäftsmodell wird aus dem Ausland, besonders China, bedroht, drohender Protektionismus (USA) schließt Absatzmärkte und außerdem wurde zu spät und zu halbherzig auf notwendige technologische Anpassungen verzichtet (E-Autos und Klimawandel).
Ähnliches droht unserem Bildungssystem, auch hier verharren wir an einigen Stellen zu lange in einem veralteten und überkommenen Modell, auch hier überholt uns das Ausland, obwohl wir einst einer der „Weltmarktführer“ waren, auch hier sind Reformschritte und Anpassungen an die veränderte Welt unabdingbar. Im Guardian habe ich neulich einen sehr interessanten Kommentar gelesen (https://www.theguardian.com/business/article/2024/sep/01/germany-economy-problem-analogue-industries), in dem Larry Elliott beschreibt, wie Deutschland versuche sein analoges Modell in einer digitalen Welt beizubehalten.
Diese krassen und rasanten Veränderungen, die man mit Recht als Disruptionen bezeichnen kann, betreffen uns alle, unser aller Leben wird sich verändern und da haben wir noch gar nicht über KI, Kriege, Populismus, Spaltung der Gesellschaft usw. gesprochen. Gleichzeitig stecken in solchen Disruptionen auch Chancen. Die Menschheit hat sich in solchen Phasen rasanten Wandels in der Geschichte eigentlich immer als anpassungsfähig und innovativ gezeigt.
Es gibt ja, wenn man sie sehen will, auch positive Entwicklungen, die auf eine bessere Zukunft hindeuten, es gibt medizinischen Fortschritt, KI kann unsere Arbeitswelt positiv verändern, zumal in Kombination mit immer fortschrittlicherer Robotik, der unregulierte und gesellschaftsgefährdende Aufstieg der sozialen Medien scheint seinen Zenit überschritten zu haben und auch im Bildungssystem machen sich immer mehr Menschen und Schulen auf den Weg zukunftsfähigere und menschlicher Schulen zu entwickeln.
Der Veränderungsdruck nimmt also zu und führt dazu, dass Veränderungen beschleunigt werden, so ist das bei allen Veränderungsprozessen. Es geht durch ein „Tal der Tränen“ und dann wird es nachhaltig besser.
Ich fürchte, da müssen wir alle früher oder später durch. Ich gehöre zu den Menschen, die es dann lieber früher hinter sich haben und im Prozess gestaltend eingreifen. Was da in der Welt im Großen vor sich geht, spiegelt sich auch in unserem Schulkosmos im Kleinen. Wir haben es in der Hand, die Zukunft mitzugestalten, denn: Bildung ist der Schlüssel um mit den Problemen der VUCA/BANI-Welt klarzukommen. Wir müssen unsere Kinder zu resilienten und agilen Menschen ausbilden, die sich der Problemlage bewusst sind und kreative Lösungen entwickeln die Probleme zu lösen.
Wer unseren Schulentwicklungsprozess verfolgt, merkt, dass wir schon mittendrin sind.
Wir sind mitten in einem ergebnisoffenen Transformationsprozess. Ich bin zuversichtlich, dass wir zum neuen Jahr Selbstständige Schule werden, was unsere Handlungsspielräume finanziell und pädagogisch erweitert. Wir haben mit der Schulentwicklungsgruppe und externer Begleitung eine Initiativgruppe gebildet, die Werkzeuge für die weitere Schulentwicklung an die Hand bekommen hat und aus der in einem nächsten Schritt eine DNA-Gruppe hervorgeht. Diese DNA-Gruppe umfasst 20 Personen. Sie soll möglichst alle Gruppierungen und Strömungen der Schulgemeinschaft abbilden, um dort auf Augenhöhe Schulentwicklungsprozesse, gerne auch kontrovers, zu diskutieren, um auszuloten, wie diese in der Schulgemeinschaft ankommen. In diesem Zusammenhang befindet sich die „alte“ Schulentwicklungsgruppe in einem Findungsprozess und muss vielleicht ihre Rolle etwas neu justieren. Die Initialgruppe hat damit ihre Arbeit getan und wird aufgelöst. Vielen Dank für das fantastische Engagement!
Ein weiterer Aspekt ist das Medienkonzept, das der letzten Gesamtkonferenz abgestimmt worden ist und in dem wir einen weiteren Schritt in Richtung einer Kultur der Digitalität gehen. Aus diesem Entwicklungsprozess ist die Arbeitsgruppe zur Handynutzung entstanden, welche begonnen hat unseren Umgang mit digitalen Endgeräten einem Revisionsprozess zu unterziehen, bei dem natürlich auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern eingebunden sind.
Auch Teil des Schulentwicklungsprozesses ist das Konzept gegen sexualisierte Gewalt. Dessen Entwicklung ist eine Vorgabe des Ministeriums, wir haben es aber auch genutzt, um damit einen Prozess zu starten, der sich ernsthaft mit der Haltung der und den Beziehungen zwischen den Teilen der Schulgemeinschaft auseinandersetzt. Auch dafür haben wir externe Expertise in Anspruch genommen und erkannt, dass dieses Konzept wichtig ist und wir ein funktionierendes Beschwerdemanagement und eine Verständigung über professionelle Grundhaltungen brauchen. Auch dieses Konzept wird gemeinsam mit Lernenden und Eltern entwickelt.
Man sieht also, dass wir dabei sind die demokratischen Strukturen der Schule zu stärken, indem wir bei Entwicklungsprozessen Eltern und Schülerinnen und Schüler verstärkt einbeziehen, möglichst versuchen, allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft Teilhabe und Teilgabe zu ermöglichen. Die neu gewählte SV ist gut aufgestellt und bereit, ihre Rolle verstärkt wahrzunehmen.
Nicht zuletzt entstehen gerade, federführend von Schülerinnen und Schülern, der Think-Tank und der Do-Tank, die Ideenschmieden und Zukunftshub, Reallabor und Experimentierwerkstatt für die Partizipation der Schülerinnen und Schüler werden sollen. Hier entsteht die Schülerzeitung, hier docken Medien- und Social Media-AGs an, hier entstehen neue und offene Lernräume für Selbstwirksamkeitserfahrungen, die sich an den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der UNESCO orientieren, also an den nachhaltigen Entwicklungszielen. Gute Bildung ist das SDG Nr. 4, aber nur der Ausgangspunkt für die Verwirklichung einer besseren und nachhaltigeren Welt. Diese Ziele sind durch die KMK auch mehrfach als Bildungsziele für deutsche Schulen festgelegt worden und relevanter Teil unseres Bildungsauftrages. Seit 2017 ist Bildung für nachhaltige Entwicklung besondere Bildungs- und Erziehungsaufgabe laut Hessischem Schulgesetz.
Sie sehen also und erleben es ja auch jeden Tag, auch in unserer Schule findet allenthalben Transformation statt und wir kommen unseren prominentesten Pflichten nach, wie sie das Hessische Schulgesetz vorsieht. Wir vermitteln Wissen und Kompetenzen, erziehen aber auch Kinder und Jugendliche zu mündigen Demokraten, um ihnen die Mittel an die Hand zu geben zu resilienten und agilen Menschen zu werden, die sich der Problemlage bewusst sind und kreative Lösungen entwickeln die Probleme zu lösen. Dafür lohnt es sich in schweren Zeiten zu kämpfen, niemand hat wohl etwas gegen eine bessere Zukunft und wir arbeiten daran, jeden Tag.

Ihr

Erik Grundmann


Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Im Interview mit dem Online-Magazin Schulmanagement spricht der weltweit renommierte Bildungsforscher über das, was Lehrkräfte bewirken können und äußert sich kritisch zum deutschen Bildungssystem: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/deutsches-bildungssystem-john-hattie-schulleitungssymposium-baden-wuerttemberg-heilbronn.
Aktuell geistert die neue ICILS-Studie durch die Medien, die belegt, dass im Jahrgang 8 nur rudimentäre digitale Kompetenzen vorhanden sind, einen Artikel dazu gibt es auf dem Dt. Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/icils-2023-eickelmann-digitale-kompetenzen-40-prozent-der-jugendlichen-sind-abgehaengt/. Die Studie gibt es hier: https://kw.uni-paderborn.de/institut-fuer-erziehungswissenschaft/arbeitsbereiche/schulpaedagogik/forschungsprojekte/icils-2023. Interessant ist, dass Deutschland noch etwas besser ist als der europäische Durchschnitt.
Spannender Artikel bei Lehrer-News zu Klassismus und dem Mythos Leistungsprinzip: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/klassenzimmer-oder-klassenkampf-die-unsichtbare-barriere-zur-chancengleichheit. Auch dort, ein Artikel, der sich kritisch mit den Privatschulen auseinandersetzt: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/privatschulen-rettung-fur-das-bildungssystem-oder-symptome-seiner-probleme.
Ego-FM hat einige Informationen über verschiedene Bildungssysteme der Welt zusammengetragen: https://www.egofm.de/blog/schulsysteme-der-welt.
News4teachers stellt das neue Buch „Gute Bildung sieht anders aus“ von Harald Lesch und Klaus Zierer vor: https://www.news4teachers.de/2024/11/von-einem-lernort-zu-einem-bildungsraum-wie-harald-lesch-und-klaus-zierer-sich-eine-gute-schule-vorstellen/.
Im Leibniz-Magazin interviewt Jan-Martin Wiarda Olaf Köller zum Problemkomplex der Bildungspolitik und den schwindenden Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, spannender und komprimierter Überblick über die Bildungsgeschichte seit PISA: https://www.leibniz-magazin.de/alle-artikel/magazindetail/newsdetails/kein-land-in-sicht.
Neues zum Thema Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte (Spoiler: Nichts Gutes…): https://www.news4teachers.de/2024/11/erfolgreich-ausgesessen-die-kultusminister-brauchen-ein-gesetz-zur-arbeitszeiterfassung-das-lehrkraefte-betrifft-erstmal-nicht-mehr-zu-fuerchten/?amp.
Es gibt eine Aufzeichnung des Livestreams zum 1. Schulleitungssymposium in BW, darin ein sehr interessanter Vortrag von John Hattie (ab ca. 51:45 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=-uSt9QLhNuw.

Smartphone und Social Media
Australien plädiert für eine Freigabe von Social Media ab 16: https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/australien-soziale-medien-altersbeschraenkung-100.html.
The Decoder über eine Studie zur Verbreitung von Fakenews bei X: https://the-decoder.de/studie-untersucht-welche-inhalte-x-accounts-mit-ki-fake-bildern-verbreiten/ und darüber, wie ChatGPT zur Verbreitung von Fakenews genutzt wird: https://the-decoder.de/iranische-kampagne-wollte-us-wahlen-mit-ki-nachrichten-beeinflussen/.
https://www.soundswrong.de/ kämpft gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen im Netz und klärt darüber auf; Motto: Melden statt teilen!
Bei Andrea Buhl-Aigner gibt es kostenloses Unterrichtsmaterial zur frei zugänglichen Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“. Empfehlenswert: https://www.smartphonecoach.org/netflix-dokus-im-unterricht-das-dilemma-mit-den-sozialen-medien/.
„Coding for tomorroe“ ruft mit der Vodafone Stiftung Schülerinnen und Schüler zur Challenge „True Story statt Fake & Hate“ auf. Ziel ist es innovative Lösungen gegen Fakenews und Hate im Netz zu entwickeln. Mehr Infos: https://coding-for-tomorrow.de/aktuelles/true-story-statt-fake-hate-schuelerwettbewerb/.
Die taz zu Handyverboten in der Schule: https://taz.de/Handyverbote-an-Schulen/!6044189/.
Ein Lehrer berichtet auf Focus-Online von einem Handy-Experiment: https://m.focus.de/panorama/welt/handyverbot_id_260461067.html.

KI
Wieder einmal eine großartige Zusammenstellung von Joscha Falck, ein Must Read für alle Lehrkräfte im 21. Jahrhundert: „KI-Einsatz im Unterricht reflektieren und bewerten“ https://joschafalck.de/ki-bewertung/.
Axel Krommer zieht einen interessanten Vergleich zwischen KI und kybernetischer Pädagogik aus den 1960er Jahren: https://axelkrommer.com/2024/11/04/edtech-aus-dem-letzten-jahrtausend-kybernetische-paedagogik-und-kuenstliche-intelligenz/.
Lehrer News hat 10 Tipps zur Erstellung von Unterrichtsmaterial mit KI und zum richtigen Prompten: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/chatgpt-im-klassenzimmer-so-erstellst-du-mit-ki-effektive-unterrichtsmaterialien.
Aus dem Deutschen Schulportal gibt es ein Dossier zur Veränderung von Unterricht durch KI: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-chatgpt-bei-der-unterrichtsvorbereitung-helfen-kann/.
Die taz zu Einkaufen mit KI: https://taz.de/Ueberwachtes-Einkaufen-in-Hamburg/!6045235/. Erinnert etwas an Orwell „1984“ oder Eggers „The Circle“…

Tipps für den Unterricht
Jördis Dörner hat 100 Methoden zum Kennenlernen gesammelt: https://www.learningarchitects.de/100-kennenlernmethoden/.
Bildungssprit setzt sich intensiv mit den Möglichkeiten von digitalen Lehr- und Lernprozessen auseinander: https://bildungssprit.de/blog/moodle-im-unterricht-12-szenarien-fuer-den-digitalen-lehr-und-lernprozess.
Bei PiA (Physik im Advent) gibt es ab dem 1. Dezember wieder einen physikalischen Adventskalender mit 24 kleinen Experimenten und Rätseln und einem dazugehörigen Gewinnspiel, die Anmeldung ist seit dem 01. November möglich: https://www.physik-im-advent.de/.
Das LMZ BW hat einen Leitfaden für Audio und Radioarbeit im Unterricht erstellt (u.a. mit Urheberrecht und Datenschutz): https://www.kindermedienland-bw.de/fileadmin/redaktion/kml/publikationen/LFK_Leifaden_Audio-_Radioarbeit_Web.pdf.

Leseempfehlung
Heute mal ein Roman: Marc-Uwe Kling: Views, München 2024. Der bekannte Autor der Känguru-Chroniken, entwickelt sich seit Qualityland zu einem der bedeutenden Dystopiker Deutschlands. Bei Views geht es um die Gefahren von KI für die gesellschaftliche Ordnung. Kurzweilig.

Hörempfehlung
Sebastian Staack hat eine beeindruckende Sammlung von über 1.500 Podcasts zu Bildungsthemen zusammengetragen: https://raindrop.io/HerrStaack/podcast-box-41932935.

Sehempfehlung
Tolles Video von Schülerinnen und Schülern der ERS-Karlsruhe zur Vernissage der Ausstellung „Wo fängt Unrecht an?“: https://vimeo.com/1025182779/4e8b62ac82?share=copy.
Reuters präsentiert den KI-Avatar Liv für Menschen mit Demenz, ein beeindruckendes Beispiel dafür, was mit KI möglich ist: https://www.youtube.com/watch?v=qd6v6FxeSIA.

Veranstaltungsempfehlung
„Vision@Schule“ am 28. und 29. März an der Albert-Schweitzer-Schule in Wetzlar.

Spaß im Netz
https://www.youtube.com/watch?v=hYMRepK_aqw&t=96s.

Newsletter 17, 14.06.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

in unserer Schule tut sich was.

Bevor allerdings die in der letzten Gesamtkonferenz versprochene Zusammenfassung der Rahmenbedingungen zur Selbstständigen Schule kommt, möchte ich noch etwas anderes los werden. Ich weiß, dass diese letzten Wochen vor den Ferien immer eine große Herausforderung darstellen. Es finden Abschlussprüfungen und das Abitur statt, Noten müssen gemacht werden und Konferenzen abgehalten werden und vieles mehr. Zusätzlich wird unser Job ohnehin immer herausfordernder.
Deswegen bin ich umso mehr beeindruckt und freue mich, dass viele von Ihnen trotzdem die Energie für Schulentwicklungsprozesse aufbringen, sei es durch die Mitarbeit in entsprechenden Gremien oder in den Open Spaces der Gesamtkonferenz. Hier entstehen beeindruckende Ideen, die unsere Schule zukunftsfähig machen können, dafür möchte ich mich an dieser Stelle gerne einmal ausdrücklich bedanken! Ich freue mich auf die kommenden Jahre an der Weibelfeldschule!

Jetzt aber zur Selbstständigen Schule:
Wir wollen versuchen zum 01.01.2025 Selbstständige allgemeinbildende Schule (SES) nach §127d HSchG zu werden.
Formal heißt das, dass wir auf einer Gesamtkonferenz am letzten Ferientag über einen Entwicklungsschwerpunkt abstimmen müssen, danach müssen SV und SEB diesem zustimmen und auf einer Schulkonferenz direkt nach den Sommerferien muss dann endgültig darüber abgestimmt werden, ob wir den Antrag stellen. Der Antrag geht dann zum 1. September ans Staatliche Schulamt.
Die Schulentwicklungsgruppe hatte die Idee zur Umwandlung in eine SES bereits im letzten Jahr aufgegriffen, in ihren Treffen diskutiert und sich dafür ausgesprochen den Plan zur Umwandlung zu verfolgen. Auf den letzten Gesamtkonferenzen wurde darüber informiert und es wurden Informations- und Gesprächsangebote gemacht. Die Mitglieder der Schulentwicklungsgruppe und ich standen und stehen auch weiter gerne für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Ich möchte diesen Newsletter nutzen, um noch einmal zusammenfassend zusammenzustellen, was wir neben dem oben beschriebenen Gremienverfahren für die Umwandlung in eine SES leisten müssen und was wir davon haben. Was wir leisten müssen: Der Grundgedanke der SES ist es ein modernes Schulentwicklungskonzept zu etablieren. Dieses beinhaltet ein zu etablierendes Qualitäts- und Projektmanagement, welches auf dem Hessischen Referenzrahmen Schulqualität basiert. Beides

halte ich für eine moderne Schule ohnehin für wichtig und bietet bereits jetzt Rahmenbedingungen für unsere Arbeit. Qualitätsmanagement (QM) meint, dass Schulentwicklungsprojekte und die Arbeit der Schule regelmäßig evaluiert, angepasst und möglichst verbessert wird. Dabei unterstützt dann auch die externe Evaluation durch die Lehrkräfteakademie, die alle zwei Jahre stattfindet. Ziel ist es zeitgemäße Bildung von hoher Qualität zu erreichen.
Projektmanagement (PM) bedeutet, dass eine Entwicklungs- oder Steuergruppe, vermutlich in Kooperation mit der aus dem laufenden Schulentwicklungsprozess entstehenden DNA-Gruppe, Schulentwicklungsprojekte organisatorisch begleitet. Das heißt, dass für Projekte Zeitpläne erstellt werden, die benötigten Ressourcen definiert werden und Verantwortlichkeiten festgelegt werden.
Sowohl PM und QM sorgen für Transparenz, da die Prozesse visualisiert und der Schulgemeinschaft zugänglich gemacht werden müssen. Sowohl PM als auch QM werden von allen Teilen der Schulgemeinschaft begleitet und Entscheidungen werden partizipativ getroffen.
Die Planung und Verausgabung der Budgets wird ebenfalls demokratisch beschlossen und kontrolliert.

Was wir davon haben: Im Wesentlichen sind es zwei Bereiche, in denen wir als SES profitieren, zum einen durch mehr Flexibilität im finanziellen Bereich und zum anderen durch mehr Flexibilität im pädagogischen Bereich.
Finanziell kann eine SES nicht besetzte Lehrerstunden zu quartalsmäßigen Stichtagen kapitalisieren, das heißt, dass wir Geld bekommen, wenn wir nicht alle Stellen besetzt haben, was eigentlich der Normalfall ist und sich eher noch verschärfen wird. Dieses Geld können wir dann im Rahmen des bisherigen Schulbudgets für Landesmittel (Lehrmittel, IT-Support, Vertretungsmittel und Fortbildung) und für „freie Personalmittel“ aufwenden (= „Großes Schulbudget“). Damit können wir dann zum Beispiel Dienstleistungsverträge für Projekte mit externen Partnern abschließen oder befristete Einstellungen vornehmen. Nicht möglich ist die Beschaffung von Dingen, für die der Schulträger zuständig ist, wie zum Beispiel digitale Endgeräte oder Möbel.
Der zentrale Vorteil einer SES ist aber, meiner Meinung nach, der pädagogische Spielraum. Eine SES kann, bei sinnvoller pädagogischer Begründung und nach Genehmigung durch die übergeordneten Behörden, von Vorschriften bis auf Verordnungsebene abweichen. Abweichungen von bestehenden Rechtsvorschriften bei der Unterrichtsorganisation und -gestaltung sind insbesondere bei der Bildung von Lerngruppen, bei Formen der äußeren Differenzierung, der Ausgestaltung der Leistungsnachweise sowie bei den Lehrplänen und Stundentafeln zulässig, sofern die Standards der Bildungsgänge eingehalten werden. Möglich sind aber auch Abweichungen bei der Leistungsfeststellung oder den Versetzungsbestimmungen uvm.

Wenn unser Antrag auf SES genehmigt werden sollte, bekommen wir außerdem durch die Lehrkräfteakademie noch einmal zusätzliche Fortbildungen zu den relevanten Bereichen, unter anderem zu PM und QM.

Wichtig ist zu betonen, dass die Festlegung eines Entwicklungsschwerpunktes weder eine Festlegung auf diesen für alle Ewigkeit bedeutet noch, dass es keine anderen Entwicklungsschwerpunkte geben darf. Wir müssen uns lediglich auf einen für den Antrag verständigen. Zusammenfassend bedeutet das, dass durch die SES Prozesse transparenter und partizipativer werden. Neben dem für den Antrag abgestimmten Entwicklungsschwerpunkt sind damit keinerlei konkrete Veränderungen in der Schulstruktur oder Schulentwicklung verbunden. Die SES ist vielmehr ein Werkzeug zur professionellen Weiterentwicklung von Schule im von uns gewählten Tempo und mit von uns gesetzten Schwerpunkten mit mehr pädagogischem und mehr finanziellem Spielraum im Vergleich zu nicht-selbstständigen Schulen. Das heißt aber auch, dass

die Umwandlung in eine SES zunächst von selbst keine „Wunder“ bewirkt, das bleibt dann unserer Kreativität und unserem Wollen überlassen.

Rahmenbedingungen / zum Weiterlesen:
§127d HSchG: https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/perma?j=SchulG_HE_!_127d.
Erlass zur Umwandlung in eine SES: https://kultus.hessen.de/sites/kultusministerium.hessen.de/files/2021-10/erlass_ses_2021_endversion.pdf.
Weitere Informationen auf der Website des HMKB: https://kultus.hessen.de/schulsystem/selbststaendige-schulen/selbststaendige-allgemeinbildende-schulen-ses.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

  • Tipps für den Unterricht
    Probieren Sie unser KI-Tools aus 😉
    (Prompt mit DALL-E: Lehrkräfte, die begeistert mit KI-Tools arbeiten. Die Bilder zeigen eine moderne Klassenzimmerumgebung, in der die Lehrer und Schüler aktiv und engagiert sind. Die Lehrer nutzen verschiedene KI-Tools und Technologien, um den Unterricht zu verbessern und die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler zu unterstützen.)

Newsletter 10, 23.02.2014

Liebe Schulgemeinschaft,

die letzte Blogparade der Edu-Blogger hat sich im Wesentlichen mit dem Thema Arbeitszeit von Lehrkräften befasst. Eine Liste mit Links zu den Beiträgen findet sich unter diesem Blogbeitrag: https://www.schulmun.de/2024/02/04/2024-04-auseinandersetzung-mit-dem-manifest-des-bildungsrates-als-teil-einer-blogparade/.
Das Thema beschäftigt aktuell auch unsere Schulgemeinschaft wieder und ist natürlich von großer Bedeutung für die Identifikation mit dem Job. Matthias Lausmann, alias Herr Mess, schreibt davon, dass unser Job kein Job wie jeder andere sei und hat damit sehr recht!
Wir stehen aktuell mal wieder vor der Phase der größten Belastung im Lehrendenjob, der Prüfungskampagne. Für uns als Gesamtschule heißt das, Haupt- und Realschulprüfungen, mündliches und schriftliches Abitur und die damit verbundenen intensiven Korrekturen. Das heißt, dass für viele Kolleginnen und Kollegen eine Zeit der Überstunden ansteht, die erst Ende Juni aufhört.

(Interpretation erschöpfter Lehrkräfte im Lehrerzimmer von DALL-E)

Auch die unterrichtsfreie Zeit, die man außerhalb der Lehrkräftebubble als Osterferien bezeichnet, hilft da nur begrenzt, da mündliche Prüfungen vorbereitet und überarbeitet werden müssen und natürlich der normale Korrekturbetrieb und die Unterrichtsvor- und -nachbereitungen weiter gehen müssen. Bleibt also die unterrichtsfreie Zeit im Sommer, aka Sommerferien, als Lichtblick und Kompensation.
Der Grundgedanke bei der Lehrkäftearbeitszeit ist, dass die Überstunden in Belastungsphasen durch Unterstunden in der unterrichtsfreien Zeit und in Phasen geringerer Belastung kompensiert werden. Insgesamt gibt es, wenn man Samstage als Werktage mitzählt, bundesweit einheitlich 75 Ferientage (für Schülerinnen und Schüler). Berücksichtigt man nun, dass Beamte in Hessen eine vorgesehene Arbeitszeit von 41 Stunden in der Woche und einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen haben, ergibt sich, dass der Jahresurlaub mit der freien Zeit im Sommer eigentlich abgegolten ist und dafür die anderen unterrichtsfreien Zeiten durchgearbeitet werden müsste, bzw. dort die Überstunden zu kompensieren sind. Nun arbeiten natürlich auch manche Lehrkräfte in den Sommerferien, vor allem Schulleitungsmitglieder, die dafür aber unter Umständen zu anderen Zeiten frei haben. Einschlägige Studien deuten auf jeden Fall darauf hin, dass viele Lehrkräfte spürbar mehr arbeiten. als sie müssten, eine schöne Übersicht zur Studienlage gibt es beim Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerarbeitszeit-infografik-so-viele-stunden-arbeiten-lehrerinnen-und-lehrer-wirklich/.
Das der Arbeitszeitberechnung zugrundeliegende Deputatsmodell ist über 150 Jahre alt und seither nicht wesentlich erneuert worden. Natürlich haben sich die Welt und die Anforderungen an Schule stark verändert. Das wiederum hängt aber auch von dem Standort und Typ der Schule ab, außerdem hängt die Belastung von der Fächerkombination ab, vom Vorhandensein einer Oberstufe, vom Altersdurchschnitt des Kollegiums, vom Bundesland, von der Schulleitung, vom Kollegium, vom Rahmenterminplan, der Anzahl von Ausflügen und Fahrten, von Teilzeiten usw. Was gehört eigentlich zur Arbeitszeit? Wie verbuche ich, dass ich am Wochenende beim Einkauf Stifte für die Schule gekauft habe? Ist es Arbeitszeit, wenn ich ein interessantes Buch zu Agilität lese oder als PoWi-Lehrer die Tageszeitung? Das heißt am Ende, dass, auch bei Experimenten mit Jahresarbeitszeiten wie in Hamburg, eine Gerechtigkeit kaum hergestellt werden kann. Hinzu kommen noch Aspekte, die nicht unbedingt lehramtstypisch sind, wie subjektives Belastungsempfinden oder der unterschiedliche Zeitaufwand verschiedener Menschen für die gleiche Tätigkeit. Das heißt am Ende, dass mit einer Zeiterfassung für die Arbeitszeit von Lehrkräften wenig gewonnen wäre, aber Konflikte vorprogrammiert wären. Die Berechnung von Lehrkräftearbeitszeiten ist also eine komplexe Angelegenheit.
All das soll jetzt nicht heißen, dass Lehrkräfte nicht be- oder gar überlastet sind, im Gegenteil, viele arbeiten zunehmend am Limit (vgl. Newsletter 9: https://www.schulmun.de/2024/02/08/newsletter-09-09-02-2024/). Am Ende zeigen mir diese Ausführungen, dass wir, solange wir in Deputaten, Stunden, Fächern, Klassenarbeiten denken, keine Fairness hinbekommen werden und in Zeiten zunehmenden Lehrkräftemangels auch keine Entlastung.

Und hier wieder als Angebot ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

  1. Interessantes
    Eine Zusammenfassung der „berühmten“ Studie zur Lehrkräftearbeitszeit von Mark Rackles für die Telekom-Stiftung gibt es hier: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/Lehrkraeftearbeitszeit-Expertise-Zusammenfassung.pdf.
    Das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg hat einige Bände zu wirksamen Unterricht als Transfer von der Bildungswissenschaft in die Praxis mit renommierten Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Lesenswert: https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/Publikationsreihe-Wirksamer-Unterricht.
    Verschiedene Ansätze zum Lernen aus der Gedächtnispsychologie: https://www.taptapklick.de/homeschooling/2024/02/15/wie-unser-gedaechtnis-tickt.
    Kristine Wahl, die Frau mit dem Dromedar, mit einem Blogbeitrag zu ihrer Odyssee durch verschiedene Schulformen und den Dingen, die man am Gymnasium nicht lernt: https://diefraumitdemdromedar.de/ende-einer-odyssee-oder-5-dinge-die-du-am-gymnasium-nicht-lernst/.
    Ein Beitrag zur Diskussion um die Aussagekraft von Noten auf SPON (weil wir auf dem Pädagogischen Tag eine spannende Session dazu hatten): https://www.spiegel.de/panorama/bildung/zeugnisse-wie-vergleichbar-sind-schulnoten-wirklich-a-a51b857d-d559-4d47-87b7-601f68f3f596?sara_ref=re-so-app-sh.
  2. KI
    OpenAI hat zu Wochenbeginn seine Text-to-Video-KI Sora mit beeindruckenden Ergebnissen vorgestellt, ein erläuterndes Video dazu (Dank an Hr. Zalac) gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=vTkT0DruA_A.
    Zu den Implikationen von KI als Übersetzungstool für den Fremdsprachenunterricht: https://channelobserver.de/produkte/ki-als-dolmetscher-muessen-wir-nie-mehr-eine-sprache-lernen-37555/.
    Einen schönen KI Leitfaden zu Schülerprodukten des Gymnasiums Neubiberg (Georg Schlamp) gibt es hier: http://englisch-lehrer.net/abb/Gymnasium%20Neubiberg%20KI%20Leitfaden%2011%202023.pdf.
    Etwas umfangreicher mit der Zielgruppe Oberstufe gibt es noch eine Handreichung von Frau Stier: https://www.fraustier.de/ki-handreichung-fuer-die-schule/.
    Und noch drei Beiträge zum Diskurs um die Auswirkungen von KI auf Schule und Bildung:
    https://hechingerreport.org/opinion-why-artificial-intelligence-holds-great-promise-for-improving-student-outcomes/
    https://thefutureproject.de/content/zukunft-des-lernens-die-ki-chance/
    https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/.
  3. Medien- und Demokratiekompetenz
    Eine schöne Seite des Wiesbadener Kollegen Günter Steppich mit zahlreichen Tipps zur Medienbildung (danke Frau Hoffmann): https://www.medien-sicher.de/.
    Tom Mittelbach sammelt in einem Wakelet Material und Artikel zu „Lehrer:innen für Demokratie“: https://wakelet.com/wake/oY-2D4ayI_YxijA3oC8UD.
  4. Hörempfehlung
    Weil die Diskussion bei uns ja gerade auch wieder aufkommt: Podcast zu Smartphones und Digitalisierung an Schulen mit einem guten Beitrag des Kollegen Georg Schlamp aus Bayern (nur 10 Minuten): https://www.br.de/mediathek/podcast/br24-thema-des-tages/handyverbot-an-schulen-und-digitalisierung/2090259.
  5. Tipps für den Unterricht
    Clideo ist ein hilfreiches Online-Tool zur Online-Videobearbeitung: https://clideo.com/de.
  6. Sehempfehlung
    KI kann auch sinnvoll im Mathematikunterricht eingesetzt werden, ein schönes Video daz gibt es von Christian Spannagel von der PH Heidelberg: https://www.youtube.com/watch?v=ia95t6RID9g.
  7. Die Zukunft von Bildung
    In einem schönen Artikel auf der Seite „Bildung Schweiz“ werden einige Expertenmeinungen zum Einfluss von KI auf die Zukunft von Schule und Bildung sehr gut zusammengefasst. https://www.bildungschweiz.ch/detail/macht-kuenstliche-intelligenz-lehrpersonen-zu-lerncoaches. Passend dazu sind meine letzten beiden Blogeinträge:
    https://www.schulmun.de/2024/02/19/2024-05-hybride-bildung/
    https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/
  8. Spaß im Netz
    Goody ist nach Selbstbeschreibung „the world’s most responsible AI model“. Viel Spaß damit: https://www.goody2.ai/chat.
    Mit https://www.suno.ai/ lassen sich im Internet kleine Songschnipsel produzieren, da haben sich Hr. Klem (kennen Sie evtl. vom Pädagogischen Tag) und ich einen kleinen Spaß gemacht und Songs zur Weibelfeldschule erstellen lassen, der Rap ist von Robin und der Country/Pop von mir, bzw. der KI (?):
    https://app.suno.ai/song/fd9dcde7-a622-439a-957e-cb4f2af309e0/
    https://app.suno.ai/song/cef32f79-0d82-4541-bbe0-b6d9e6533308
    https://app.suno.ai/song/1e182751-f694-4237-b2e6-39abbc129f6c.