Newsletter 24/25-03, 27.09.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

Micha Pallesche, der innovative Schulleiter der großartigen Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe hat neulich auf LinkedIn (https://www.linkedin.com/posts/micha-pallesche-198266223_aufsichten-beziehung-schule-activity-7239300611769335810-1VIb/) folgenden Beitrag gepostet, über den ich lange nachgedacht habe und den ich deshalb hier vollständig zitiere und kommentiere:

Warum Aufsichten so wertvoll sind!

In vielen Schulen ist die Aufsicht nicht sehr beliebt. Sie wird oft als zusätzliches Übel zu den dienstlichen Aufgaben einer Lehrkraft empfunden.

Bei unserer gestrigen Dienstbesprechung sagte unser Konrektor Dominik König-Kurowski wichtige Worte, die einen völlig anderen Blick auf die Aufsicht werfen und die mich wirklich bewegt haben:

„Betrachten Sie Aufsichten als ein Geschenk. Aufsichten schaffen Begegnungen, sie ermöglichen den Austausch und das Gespräch außerhalb der Lernsituationen. Aufsichten sind wie ein Klebstoff für unsere pädagogische Arbeit“.

Und er hat Recht! Eine Lernpartnerschaft, wie sie zwischen einer Lehrkraft und einem Schüler/einer Schülerin besteht, kann nur über eine gute Beziehungsebene erfolgreich gelingen!

Beziehung und Vertrauen entstehen durch Begegnungen, Gespräche und möglichst viel gemeinsam verbrachte Zeit. Diese Zeiten außerhalb der klassischen Lernsituationen gilt es zu nutzen und zu entwickeln.

Aufsichtspersonen kennt man sonst nur aus dem Gefängnis oder dem Zoo. Vielleicht ist es an der Zeit, einen anderen Begriff für diese Situationen zu finden?!

Dominik König-Kurowski und Mischa Pallesche haben recht! Ich mache ähnliche Erfahrungen.
Ich habe mir ja angewöhnt, wenn es meine Zeit zulässt in den Pausen mal über den Hof und durch das Gebäude zu schlendern, um zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler so treiben und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das hinterlässt bei mir immer das Gefühl näher an ihnen dran zu sein und ich habe das Gefühl, dass sie meine Präsenz durchaus goutieren. Natürlich kann ich so nicht mit 1.700 Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen, aber ich schaffe ein Angebot und lerne großartige Individuen kennen, die sonst nur als Masse wahrgenommen werden.
Mir ist auch klar, dass Pausenaufsichten nicht zu den beliebtesten Pflichten der Lehrkräfte gehören, weil man eigentlich immer nur zu spät kommen kann und sie einem die Möglichkeit rauben zwischen Doppelstunden in Ruhe etwas zu trinken, essen oder einfach mal durchzuatmen. Dennoch finde ich den Ansatz diese Tätigkeit positiv zu besetzen und als Chance wahrzunehmen eine hervorragende Idee. Ein solches positives Mindset spiegelt sofort eine andere, eine positivere, Haltung, die uns den anstrengenden Schulalltag verschönern kann.
In der Diskussion, die der Beitrag auf LinkedIn ausgelöst hat, meldet sich gleich ein Anwalt zu Wort und verweist auf die Garantenstellung (https://www.selbst-und-bewusst.com/garantenstellung-schule), die mit der Aufsichtspflicht verbunden ist und selbstredend darf über eine Schulhofplauderei nicht vergessen werden, dass eine Aufsicht aktiv, kontinuierlich und präventiv durchgeführt werden muss, aber das halten Micha Pallesche und ich, trotz Plauderei, für möglich. Sonst wird in der Diskussion viel positives Feedback gegeben und es werden Vorschläge für eine Umbenennung der Pausenaufsicht gemacht, zum Beispiel Pausenbegleitung. Das kann man natürlich als billiges Reframing verstehen, vielleicht aber auch als Chance für eine positive Haltungsveränderung.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Die OECD hat die diesjährige Studie „Bildung auf einen Blick“ veröffentlicht: https://www.oecd.org/de/publications/bildung-auf-einen-blick-2024_e7565ada-de.html.
Die Kinder und Jugendlichen, die Teil des Bürgerrats Bildung sind, haben auf Einladung der Montag Stiftung formuliert, was sie sich von Schulen wünschen. Interessante Einblicke hat News4Teachers zusammengefasst:  https://www.news4teachers.de/2024/09/vom-chill-raum-in-der-schule-bis-hin-zu-lebenspraktischen-inhalten-was-sich-kinder-und-jugendliche-fuer-ihr-lernen-wuenschen/?amp.
ARD und ZDF haben ihre Medienstudie 2024 (ehemals Onlinestudie) zum Mediennutzungsverhalten veröffentlicht: https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/.
Den 17. Kinder und Jugendbericht des BMFSFJ gibt es hier: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/ministerium/berichte-der-bundesregierung/kinder-und-jugendbericht-159966.
Ein Interview mit Bob Blume auf Watson.de zu seinem neuen Buch: https://www.watson.de/leben/interview/622989009-lehrer-und-autor-bob-blume-kritisiert-deutsche-schulen.
Beat Döbeli-Honegger hat eine schöne Übersicht zu Argumenten gegen das Digitale in der Bildung und deren Entkräftung geschaffen: https://mehrals0und1.ch/Argumente/. Das zugehörige Buch ist übrigens mittlerweile ein Klassiker zur Bildung in der Digitalität (https://mehrals0und1.ch/).

Smartphone und Social Media
Mal wieder ein interessanter Beitrag von Philippe Wampfler, der sich kritisch mit der „Anxious Generation“ von Jonathan Haidt auseinandersetzt: https://schulesocialmedia.com/2024/09/19/das-problem-mit-generation-von-angst-von-jonathan-haidt/. Haidts Buch ist ja eingeschlagen wie eine Bombe und wird vielfach mehr oder weniger korrekt zitiert. Ich finde, dass es sich in jedem Fall lohnt, sich mit seinen Thesen (kritisch) auseinanderzusetzen. Vielleicht mache ich das im nächsten Newsletter zu meinem Schwerpunkt.
Instagram plant Einschränkungsmöglichkeiten der Nutzung für Teenager: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/digitales/instagram-soziales-netzwerk-eltern-kontrolle-100.html.
Ich meckere ja gerne über TikTok, aber man kann dem auch Positives für den Unterricht gewinnen, indem man die Strategien der Content-Creator für den Unterricht nutzt: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/wissen-vermitteln-an-generation-tiktok.
„The Feed“ ist ein Spiel der Medienanstalt für Baden-Württemberg, in dem man als Praktikant in einem Social-Media-Unternehmen spielerisch die Mechanismen sozialer Medien und der zugehörigen Algorithmen kennenlernt: https://the-feed.de/#game.
Ein schönes Padlet mit vielen Informationen zu „Cyber&co“, Cybermobbing und Internetnutzung, hat Jens Teuber erstellt: https://padlet.com/jnstbr/cyber-co-zrmt1pd2chhz2srh.

KI
Eine gute Übersicht zum Umgang mit Sprach-KI in den Bundesländern hat der „Pisaversteher“ Christian Füller verfasst: https://pisaversteher.com/2024/09/04/sprachmodelle-erobern-schulen/. Spoiler: Es ist noch viel zu tun.
Das Saarland erlaubt als erstes Bundesland KI in Prüfungen. Funfact: Ein KI-Tool wird dort nicht zur Verfügung gestellt, also werden diejenigen privilegiert, die sich hochwertigere Tools leisten können. Mehr dazu: https://www.news4teachers.de/2024/09/erstes-bundesland-erlaubt-kuenstliche-intelligenz-in-pruefungen/.
Wer verschiedene LLMs ausprobieren möchte oder diese sogar direkt vergleichen will, kann das hier tun: https://lmarena.ai/.
Eine Studie der Universität Hohenheim kommt zu dem Ergebnis, dass durch KI die Relevanz von Digitalkompetenz und kritischem Denken steigt: https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=63492&cHash=36c63717b4442b55013011b86efc1da2.

Tipps für den Unterricht
Wie man Googles Streetview im Sprachenunterricht einsetzen kann, wird hier gezeigt: https://onthesamepageelt.wordpress.com/2023/01/29/wonders-of-street-view-some-activity-ideas/.
Einen Überblick über die Kompetenzbereiche und Kompetenzen der KMK-Strategie zu Kompetenzen in der digitalen Welt gibt es hier: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2017/KMK_Kompetenzen_-_Bildung_in_der_digitalen_Welt_Web.html. Anna Do und Niels Winkelmann haben dazu eine Taskcard zur Verfügung gestellt, mit der sie Beispiel für die Umsetzung im Unterricht sammeln wollen: https://www.taskcards.de/#/board/a83a32d7-bc06-4e75-85f8-4b1381b55150/view?token=f8866fa3-2d89-4e79-8321-e5eec44a9018.
Hanno Kenst hat in seinem Newsletter eine wunderbare und umfangreiche Übersicht zum Thema digitale Museen geschaffen: https://peach-violet-8c1.notion.site/Newsletter-8-2024-Digitale-Museen-b9d07a4f648547fbaa88d23afb7536f8.
Eine schöne Sammlung von Cliparts für den Unterricht unter CC-Lizenz hat Aanisah Archer in einer Taskcard veröffentlicht: https://www.taskcards.de/#/board/98abcccf-b1b8-4e19-aebc-9cf2d4daf94b/view?token=dc993936-5633-431d-8f9a-4f8d7b5fe9a2.
Mit SEfU kann man relativ einfach und schnell konstruktives und valides Online-Feedback per Fragebogen erhalten. Lehrkräfte können sich kostenlos registrieren: https://www.sefu-online.de/index.php/.

Leseempfehlung
Teresa Zierer, Judith Hölle, Björn Adam: UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft, Lüneburg 2023.
Das Buch enthält quasi die Essenz des Programms „UnLearn School“ der gGmbH beWirken zur Transformation von Schule. Dazu gehören fünf wunderbare Episodenfilme (s.u.) mit Beispielen aus der Praxis.

Hörempfehlung
Der Podcast „Lunchbox – auf eine Runde mit einem Hund und Nina Mülhens“ beschäftigt sich häufig, aber nicht nur, mit Bildungsthemen und ist Teil von https://digitalschoolstory.de/. Die mittlerweile über 50teilige Podcastreihe gibt es hier: https://lunchbox.podigee.io/.

Sehempfehlung
Seit dem 19.09. läuft „Favoriten“, eine Doku über eine „Brennpunkt-Grundschule“ in Wien in den Kinos. Leider kam ich selbst noch nicht dazu, mir das anzuschauen, aber diese Rezension veranlasst mich zu einer Sehempfehlung: https://www.swr.de/swrkultur/film-und-serie/mikrokosmos-klassenzimmer-die-schuldoku-favoriten-von-ruth-beckermann-100.html.

Die auch ohne Buch sehenswerten Episodenfilme von Unlearn School gibt es hier (diese wurden bereits zu Beginn des letzten Schuljahres schon einmal im Newsletter empfohlen; macht aber nix): https://bewirken.org/unlearn-school/.

Veranstaltungsempfehlung
Im Juli 2025 findet ein großes Bildungsfestival in Stuttgart statt! Weitere Informationen: https://www.wenn-schule-auf-ideen-bringt.de/futuromundo.

Spaß im Netz
https://eelslap.com/.

2024-25: Verlernen wir Demokratie?

Es ist mal wieder Zeit für etwas Polemik.

(kreiert mit DALL-E)

Im Moment sind Forderungen nach mehr Demokratielernen in Schulen en vogue, aber auch wohlfeil.
Die Forderung ist natürlich verständlich. Jugendliche fühlen sich zu Extremismen hingezogen, fallen in sozialen Medien auf “Rattenfänger” verschiedenster Couleur rein und verhalten sich am Ende doch passiv.
Ich habe in jüngster Zeit einige Beobachtungen gemacht, die sich auch mit Studienergebnissen decken. Zum einen stelle ich als Politiklehrer fest, dass sich die Informationsquellen massiv verschieben. Von linearem Fernsehen und Printmedien hin zu digitalen Medien, bzw. deren Ablegern und Pseudoablegern in sozialen Medien. Das führt zu einer Verkürzung und Polarisierung in der politischen Bildung. Außerdem werden die Jugendlichen von dem Nachrichtenstrom der älteren Generationen und der etablierten Parteien und Institutionen abgehängt, weil es diesen kaum gelingt Reichweite in den neuen Medien zu generieren (was natürlich auch am Prinzip Algorithmus liegt).
Zum anderen schwindet das Interesse an Politik. Es finden sich immer weniger Schülerinnen und Schüler, die SV-Arbeit machen wollen und ich fürchte vielen ist es gar nicht mehr klar, warum das wichtig ist. Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich vor ohne eine Idee für eine Forderung zu haben. Da wird dann sinngemäß vorgetragen, dass man gewählt werden will, weil man ein toller Typ und krass sei, was dann mit zustimmendem Gejohle quittiert wird. Da findet eine Art TikTokisierung statt. Nicht der Inhalt zählt, sondern Lautstärke und Pose. Das finde ich bedenklich.
Wer kann es den Jugendlichen aber verdenken? Sie haben es ja nicht gelernt.
Zum einen findet Politik und deren mediale Vermittlung immer mehr als eine Inszenierung statt. Inhalte rücken in den Hintergrund, es finden populistische Wettkämpfe statt, Ministerpräsidenten inszenieren sich als Food-Blogger, der politische Gegner wird diffamiert oder mittlerweile sogar bedroht.
Zum anderen spielen Jugendliche und deren Bedürfnisse, Bildung von der Kita bis zur Uni, deren Zukunft und deren psychische Gesundheit, wenn überhaupt, nur eine sehr untergeordnete Rolle. All die Studien, die das belegen werden in der Öffentlichkeit und in der Politik nicht wahrgenommen, dort wird über Gendern, Migration und Autos diskutiert.
Und dann zu fordern, dass Schule das kompensieren soll und Demokratie, quasi per Instruktion, zu vermitteln ist wohlfeil. Aus der Perspektive einer Schülerin oder eines Schülers ist Schule in der Regel einer der undemokratischsten Orte der Welt. Und das, wo Schule so eine zentrale Rolle im Leben der Jugendlichen einnimmt.
Wenn wir ernsthaft demokratische Bildung in den Schulen lehren wollen, dann dürfen wir das nicht instruieren und simulieren, dann müssen wir das leben!
Das fängt mit einem Klassenrat an, der ernsthaft gehört wird und Einfluss hat. Das geht mit Debatten auf Augenhöhe und frei von Adultismus in den Gremien weiter und erfordert letztendlich eine Haltungsänderung der Lehrerschaft, die hierarchische Privilegien aufgeben muss und im Lernenden das Potenzial sehen, entdecken und begleiten muss. Das bedeutet letztendlich die Auflösung des Lernens im Gleichschritt und das Ende der Bewertung in Ziffern, das bedeutet Schule zu einem Ort zu machen, den man ehrlich als Wiege der Demokratie bezeichnen kann.
Das bedeutet das Ende der Schule wie wir sie kennen und erwarten. Nur so kann es uns aber gelingen, eine zukünftige Gesellschaft zu schaffen, die Mitbestimmung und Solidarität ernst nimmt, die frei ist von unverdienten Privilegien, in der die Würde wirklich unantastbar ist.

(Wer sich einmal anschauen will, wie so eine Schule funktionieren kann, der sollte mal eine Suchmaschine mit “Agora-Schule Niederlande” füttern.)

Newsletter 24/25-02, 13.09.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich war Montag vergangener Woche auf der Tagung von mobile.schule in Hannover (https://mobileschule-tagung.de/) und am Donnerstag vergangener Woche auf einer Vorstandssitzung von Bildungsfaktor Abitur.Hessen in Gießen zur Planung der Tagung im November und danach bei einem Treffen der Initiative Stolpersteine in Sprendlingen. Diese Woche haben sich am Dienstag die Schulleiterinnen und Schulleiter aus Dreieich getroffen und am heutigen Freitag treffe ich mich mit den Mitarbeitern der Beratungsfirma eines ehemaligen Kommilitonen, um Kooperationsmöglichkeiten mit der Weibelfeldschule auszuloten. In der nächsten Zeit hat dann noch die Sparkasse die Schulleitenden aus dem Kreis eingeladen, steht ein Treffen mit Nina Mülhens von DigitalSchoolStory (https://digitalschoolstory.de/), wo ich mitarbeite. an und ich habe noch ein paar Online-Veranstaltungen, zum Beispiel von Table-Media, mit Anne Sliwka, dem Bildungsrat von unten oder ein Treffen des Think-Tanks KI und Schule von VK:KIWA (https://www.vkkiwa.de/mitglieder/thinktanks/). Zum Teil gehört das zu meinen originären Aufgaben, zum Teil sind das freiwillige Zusatzaufgaben, die ich gerne mache, obwohl das längere Arbeitstage und zusätzliche Wochenendarbeit bedeutet.
Warum mache ich das alles und warum schreibe ich Ihnen das?
Mir geht es überhaupt nicht darum, damit zu kokettieren, was ich alles mache, sondern darum, aufzuzeigen, was ich und unsere Schule davon haben. Dieser Austausch und die Vernetzung sind nämlich wahnsinnig motivierend. Ich komme mal aus dem „Alltagstrott“ raus, ich lerne neue Menschen, Ideen und Perspektiven kennen, ich sehe, dass an vielen Orten ähnliche Probleme und Herausforderungen herrschen und wie man damit umgehen kann. Die Vernetzung und der Dialog machen den Job des Schulleiters erst wirklich interessant und ermöglichen eine sinnvolle Schulentwicklungsperspektive, eine der Hauptaufgaben von Schulleitung. Vernetzung und Austausch zeigen Best-Practice-Beispiele und verhindern, dass man unnötige Fehler, die andere bereits gemacht haben, wiederholt.
Ich habe schon immer die Erfahrung gemacht, dass sich Austausch und Kollaboration über das eigene System hinaus sehr lohnen, nicht nur für Schulleiter, sondern für alle.
Externe Fortbildungen und Qualifizierungen oder Abordnungen bringen frische Ideen ins System (zum Beispiel bei „einfach bewegn(d)“ oder QSH-Maßnahmen). Nutzen sie das! Vernetzen sie sich, bilden sie sich fort, werden oder bleiben sie veränderungswillig. Die ganze Welt und besonders unser Land befinden sich im Moment in einem riesigen Transformationsprozess und wir wissen nicht, wo dieser hinführt. Ich möchte mich dabei aber nicht treiben lassen, sondern gestaltend mitwirken. Lassen sie uns und die Weibelfeldschule nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb der Schulgemeinschaft im Gespräch bleiben und gemeinsam eine Schule gestalten, in der und mit der wir uns alle wohlfühlen!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Smartphone und Social Media
In Bayern bekommen alle Schülerinnen und Schüler ab dem nächsten Schuljahr ein Tablet. Einen kurzen und klugen Artikel dazu hat Sarah Ritschel in der Augsburger Allgemeine veröffentlicht: https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/warum-bayerns-weg-bei-der-digitalisierung-an-schulen-richtig-ist-103016407.
Interessante Überlegungen zu einem Medienkonzept gibt es auf dem Blog von Martin Truckses: https://www.gebacken.de/digitalesmedienkonzept.
Im Rahmen der Initiative „Schau hin“ gibt es das Browserspiel „Sherlock Phones“ welches geeignet ist mit Kindern (7 bis 13 Jahre) und Eltern gemeinsam Medienkompetenz mit dem Smartphone spielerisch zu erarbeiten: https://www.schau-hin.info/service/sherlock-phones.
Eine neue Metastudie zeigt, dass ein Handyverbot an Schulen unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sei: https://www.tagesschau.de/wissen/technologie/handy-verbot-schulen-100.html.
„The Decoder“ über das zunehmende Problem von Deepfake-Nudes https://the-decoder.de/deepfake-nudes-eltern-ahnungslos-lehrer-misstrauisch-schueler-gespalten/?amp=1.

Interessantes
Passend zu unserem Projekt „einfach bewegen(d)“ gibt es einen Artikel im Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-bewegung-den-lernprozess-unterstuetzt/.
Im Auftrag der Telekom-Stiftung hat das Allensbach-Institut eine repräsentative Umfrage zum Stellenwert von Bildung durchgeführt: https://www.telekom-stiftung.de/aktivitaeten/bildung-zwischen-wunsch-und-wirklichkeit. Das Ergebnis überrascht in Hinblick auf die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit wenig, zeigt aber auch, dass Eltern/Wähler naturgemäß keine Bildungsexperten sind. Direkt zur Studie geht es hier: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/Ergebnisbericht%20Allensbach-Umfrage.pdf.
Hans Anan Pant und Wenke Mückel in einem Interview in brand eins über die Ursachen des Leistungsabfalls bei den Lernenden: https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2024/messen-vergleichen/aktuell-erleben-wir-eine-ueberforderung-des-systems?utm_source=linkedin.
Eine tolle Seite zu „50 Internet Mythen“ gibt es unter: https://www.internetmythen.de/indexa7c8.html?kapitel=kapitel-2. Hier wird sachlich über Mythen zu Cyberkrieg, Darknet, Straffreiheut uvm. berichtet.
Ein, wie immer, lesenswertes Interview von Campus Schulmanagement mit Aladin El-Mafaalani zu den Herausforderungen des Schulsystems (Stichwort: Superdiversität!): https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/wer-nicht-besorgt-um-unser-bildungssystem-ist-hat-die-probleme-offenbar-noch-nicht-verstanden-aladin-el-mafaalani.
Auf seinem Blog hat sich „Herr Mess“ mit der Korrekturdauer eines Englisch-Abiturs auseinandergesetzt: https://herrmess.de/2024/09/06/wie-lange-korrigiert-man-an-einem-abitur-part-ii/. Erstaunlich.
Interessanter Debattenbeitrag auf dem Blog von Jan Martin Wiarda zur Zukunft des Abiturs: https://www.jmwiarda.de/2024/08/29/wie-wird-das-abitur-wieder-mehr-wert/

Smartphone und Social Media
In Bayern bekommen alle Schülerinnen und Schüler ab dem nächsten Schuljahr ein Tablet. Einen kurzen und klugen Artikel dazu hat Sarah Ritschel in der Augsburger Allgemeine veröffentlicht: https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/warum-bayerns-weg-bei-der-digitalisierung-an-schulen-richtig-ist-103016407.
Interessante Überlegungen zu einem Medienkonzept gibt es auf dem Blog von Martin Truckses: https://www.gebacken.de/digitalesmedienkonzept.
Im Rahmen der Initiative „Schau hin“ gibt es das Browserspiel „Sherlock Phones“ welches geeignet ist mit Kindern (7 bis 13 Jahre) und Eltern gemeinsam Medienkompetenz mit dem Smartphone spielerisch zu erarbeiten: https://www.schau-hin.info/service/sherlock-phones.
Eine neue Metastudie zeigt, dass ein Handyverbot an Schulen unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sei: https://www.tagesschau.de/wissen/technologie/handy-verbot-schulen-100.html.
„The Decoder“ über das zunehmende Problem von Deepfake-Nudes https://the-decoder.de/deepfake-nudes-eltern-ahnungslos-lehrer-misstrauisch-schueler-gespalten/?amp=1.

KI
Bei LehrerNews gibt es einen differenzierten Artikel zu KI in der Schule: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/kuenstliche-intelligenz-im-klassenzimmer-gamechanger-oder-gefahr.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem KI-Hype in einer Buchrezension aus der Zeit: https://www.zeit.de/kultur/2024-08/atlas-der-ki-kate-crawford-kuenstliche-intelligenz/komplettansicht.
Altera hat in Minecraft eine „Zivilisation“ mit 1000 KI-gesteuerten Villagers eingerichtet, das Ergebnis ist erstaunlich: https://www.youtube.com/watch?v=2tbaCn0Kl90.
Axel Krommer, immer wieder gut: https://axelkrommer.com/2024/09/08/ki-als-paedagogisches-prokrustesbett/.

Tipps für den Unterricht
Eine schöne Sammlung zum Umgang mit Fake News im Unterricht gibt es bei KMS-Bildung: https://www.taskcards.de/#/board/7a85a39d-a0db-4370-840e-fc7236881421/view?token=cb96f291-8655-4174-b34f-800942d4043f.
Einen lohnenswerten Denkanstoß aus der Richtung „Thinking Classroom“ für Mathe gibt es auf dem, grundsätzlich empfehlenswerten, „halbtagsblog“ von Jan-Martin Klinge: https://halbtagsblog.de/2024/08/28/zufallsgruppen-zufallsgruppen-und-aerger/.
Auf der neuen Plattform bildungssprit.de gibt es eine schöne OER-Unterrichtseinheit zum Thema: “Verlockung und Risiko –Die Wahrheit über schnelles Geld im Netz”: https://bildungssprit.de/blog/oer-unterrichtseinheit-zum-thema-verlockung-und-risiko-die-wahrheit-ueber-schnelles-geld-im-netz.
Eine tolle Übersicht zu digitalen Museen und deren Einsatzmöglichkeiten gibt es im Newsletter 8-24 von Hanno Kenst: https://peach-violet-8c1.notion.site/Newsletter-8-2024-Digitale-Museen-b9d07a4f648547fbaa88d23afb7536f8.

Leseempfehlung
In seinem neuen Buch „Warum noch lernen? Wie Schule in Zeiten von KI, Krisen und sozialer Ungerechtigkeit aussehen muss“ (München 2024) beschäftigt sich der „Netzlehrer“ Bob Blume mit der Notwendigkeit von Reformen im Bildungssystem und plädiert für einen neuen Bildungsbegriff.

Hörempfehlung
Wer noch nicht genug von meinem Faible für Aladin El-Mafaalani hat, dem sei der Podcast mit ihm bei „Hotel Matze“ empfohlen: https://open.spotify.com/episode/4YghhqAfR9n5JNmTcFxUnT.

Sehempfehlung
In der Reihe „13 Fragen“ des ZDF ging es am 04.09. um die Frage „Eine Schule für alle – Weg mit dem Gymnasium?“, zu finden hier in der Mediathek: https://www.zdf.de/kultur/13-fragen/schule-allgemein-gymnasium-abschaffung-bildungschance-100.html.
Eine Doku über Deepfakes auf Arte: https://www.arte.tv/de/videos/118634-000-A/seeing-is-believing/.

Veranstaltungsempfehlung
Im Juli 2025 findet ein großes Bildungsfestival in Stuttgart statt! Weitere Informationen: https://www.wenn-schule-auf-ideen-bringt.de/futuromundo.

Spaß im Netz
https://make-everything-ok.com/.




Newsletter 24/25-01, 30.08.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich hoffe, Sie alle haben die unterrichtsfreie Zeit zur Erholung genutzt und können voller Energie in das neue Schuljahr starten.
Ich freue mich besonders, dass das Schuljahr bereits in der letzten Ferienwoche vielversprechend begonnen hat. Die Gesamtkonferenz hat am 22.08. dem Antrag auf Selbstständige Schule (vgl. Newsletter 17 23/24) mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Ebenso haben in der vergangenen Woche der Schulelternbeirat (einstimmig), die Schülerschaft (einstimmig) und abschließend gestern auch die Schulkonferenz zugestimmt.
Damit haben wir, vorbehaltlich der Genehmigung durch SSA, Kreistag und HMKB, ein wunderbares Instrument in der Hand, unseren Schulentwicklungsprozess erfolgreich voranzubringen und das freut mich sehr und dafür bin ich der Schulgemeinschaft sehr dankbar.

Überhaupt glaube ich erkennen zu können, dass sich immer mehr Schulen in Hessen auf den Weg machen, Unterricht neu zu denken. Ich war am 29. Juni vom HMKB mit allen neu ins Amt berufenen Schulleiterinnen und Schulleitern nach Bad Nauheim eingeladen und der Erfahrungsaustausch dort hat gezeigt, dass sich viele Schulen mit selbstgesteuertem und individualisiertem Lernen befassen und damit zu arbeiten beginnen. Außerdem gibt es immer mehr Veranstaltungen, die sich mit Schulentwicklung in diesem Sinne beschäftigen, zum Beispiel in Wetzlar (s.u.) oder in Marburg. Man muss mittlerweile nicht mehr bis Wutöschingen fahren, um innovative Schulkonzepte sehen zu können, Frankfurt, Darmstadt oder der Rodgau tun es auch.

Es stimmt also nicht, wie oft behauptet, dass sich Schule nicht verändert. Für die Menschen im System, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern mag es den Anschein haben, dass sich nichts verändert. Das liegt aber auch daran, dass das Schulsystem ein riesiges System auf rechtsstaatlichen Grundlagen ist, was zur Folge hat, dass Veränderungen in der Regel eher langsam daher kommen, was aber ja auch etwas Positives hat. Wenn das Schulsystem jedem Trend hinterher laufen würde, würde es dysfunktional und unseriös werden. Es gibt ja böse Zungen, die genau diesen Effekt bereits ausgemacht haben wollen.
Wenn wir uns aber einmal mit den Veränderungen, sagen wir der letzten hundert Jahre auseinandersetzen ist doch schon sehr viel passiert. Die vielen Reformideen aus der Zeit vor und in der Weimarer Republik haben sehr viel Autorität aus dem System genommen, die Bildungsexpansion in den 1960er und 1970er Jahren hat Bildung für mehr Schülerinnen und Schülern aus allen sozialen Schichten geöffnet und eigentlich befinden wir uns immer noch im Wandlungsprozess von der Wissens- zur Kompetenzvermittlung sowie in der Entwicklung einer Kultur der Digitalität. Als Schulleiter sehe ich viel Unterricht und kann ganz konkret feststellen, dass sich zum Beispiel Fremdsprachen- oder Mathematikunterricht seit meiner eigenen Schulzeit merklich verändert haben. Bereits in einer 8. Klasse wird auf einem Niveau in der Zielsprache Englisch unterrichtet, das ich zu meiner Zeit in der Oberstufe kaum erlebt habe (ja ich weiß, social media und Netflix…).

Vielleicht sollten wir in der Debatte um Schulreform eine positivere Perspektive einnehmen. Uns nicht so sehr an den Defiziten orientieren, sondern auch mal positiv betrachten, was erreicht wurde, sozusagen ein Growth Mindset für Bildungspolitik. Natürlich ist das kein Plädoyer dafür, dass alles gut so ist und wir nichts verändern müssten. Im Gegenteil! Aber ausgehend von einem positiven Mindset, dass sich vieles schon verändert hat und die Leuchttürme hier (Alemannenschule, Richtsbergschule, das LeoLab und alle Anderen) und im Ausland (Estland oder Neuseeland uvm.) vor Augen, können wir sicher noch viel erreichen.
Schließlich war Deutschland im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts ja schon einmal eine weltweit einflussreiche Quelle der Bildungsreform!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Die Albert-Schweitzer-Schule in Wetzlar veranstaltet am 28. und 29. März 2025 Vision@Schule, eine zweitägige Veranstaltung zum Austausch von Schulvisionen. u.a. mit Prof. Stebner und Thomas C. Ferber und Bob Blume. Infos und Anmeldung: https://albertschweitzerschule-wetzlar.de/index.php/vision-schule.
Am 18.09. findet eine Veranstaltung zur Schule der Zukunft der Hohenloher-Academy am Theresianum in Mainz statt (ich bedaure sehr, dass ich da nicht hin kann): https://www.hohenloher.de/de/academy/veranstaltungen/18092024-schule-der-zukunft-paedagogik-trifft-raum/schule-der-zukunft-paedagogik-trifft-raum-fachtagung-18092024/.
Interessanter Debattenbeitrag von Philippe Wampfler zu Leistungsbewertung: https://beurteilung.ghost.io/glaubenssatze-zur-leistungsbewertung-und-eine-korrektur/amp/.
Kritische Betrachtung offener Lernformen:  https://educationhq.com/news/new-surge-in-philosophy-behind-discredited-open-plan-learning-spaces-expert-warns-178096/.
Kurz vor den Ferien kam der Nationale Bildungsbericht raus, damit er nicht vergessen geht: https://www.bildungsbericht.de/de.
Blogbeitrag von Jörg Droste zur Zukunftsfähigkeit des Abiturs: https://schule21.blog/2024/06/19/zukunftsfaehiges-abitur/.

Smartphone und Social Media
Krautreporter bietet einen sechsteiligen E-Mailkurs für einen sinnvolleren Umgang mit dem Handy an: https://krautreporter.de/pages/kurs-weniger-handy-mehr-leben. (Transparenzhinweis: Ich habe den Kurs nicht gemacht)
Hintergrundinformationen zu den Gesetzen gegen übermäßige Nutzung von social Media im Staat New York von der BBC: https://www.bbc.com/future/article/20240626-can-a-law-make-social-media-less-addictive. Ein interessanter Ansatz, Ausgang offen, wir bleiben dran.
Edutopia beschreibt drei verschiedene Ansätze zu einem Smartphone-Verbot: https://www.edutopia.org/article/cell-phone-bans-schools-principals-weigh-in/.
Auch Bob Blume fordert klare Regeln zur Handynutzung: https://www.t-online.de/leben/kolumne-bob-blume/id_100447248/handyverbot-an-schulen-lehrer-fordert-klare-regeln-fuer-smartphones.html.
Wie man Hasskommentare richtig meldet auf Brodnigs Blog: https://www.brodnig.org/2024/07/06/hasskommentare-richtig-melden-eine-anleitung/.

KI
The Verge zu Gefahren von Deepfakes anhand von Beispielen mit dem Pixel9 Magic Editor, lesenswert und etwas gruselig:
https://www.theverge.com/2024/8/22/24225972/ai-photo-era-what-is-reality-google-pixel-9.
Sammlung von kostenfreien Materialien für den Unterricht von Claudia Potthoff: https://hb.taskcards.app/#/board/b8f8d642-de1c-422c-8320-f388a88f694d/view?token=581ec859-2add-4fc8-a8ad-c7f976617d11.
Sehr umfangreiche Taskcard von Tobias Rau zu Chancen von KI im Unterricht: https://schul-it.taskcards.app/#/board/8b10fb40-4595-4d7a-9ba9-cf4adc594c75/view?token=1c429232-e3ba-4fed-bcac-221eaffa4326.
Ein Artikel im Business Insider über eine Schule die individualisiertes Lernen mit KI-Tutoren forciert: https://www.businessinsider.com/chatgpt-ai-tools-replace-teachers-high-school-students-learning-education-2024-8. (Die Schule hat für etwas Furore in den sozialen Medien gesorgt, weil die Idee darauf reduziert wurde, dass KI Lehrkräfte ersetzen würde. Medienkompetenz, so wichtig…)
Hinweise zu Urheberrecht und KI-generierten Bildern: https://www.kom.de/recht/was-bei-ki-generierten-bildern-zu-beachten-ist/.
Ein guter Blogbeitrag zu Chancen und Risiken von KI-Tutoren im Unterricht von Michael Gisiger: https://text.tchncs.de/gisiger/lernen-neu-gedacht-wie-ki-tutoren-die-bildung-revolutionieren-konnten.

Hörempfehlung
Podcast über Liverollenspiel, Psychologie und Gesellschaft von Lena Falkenhagen und Marina Weisband: https://www.spielendsubversiv.de/.
Der Wissenspodcast „Hey diggies! So geht Lernen heute“ mit Viola Patricia Herrmann und Gert Mengel ist zu empfehlen, hier besonders Folge 2 mit dem großartigen Olaf Axel Burow: https://www.podcast.de/episode/632240459/folge-2-einfach-selbstaendig-lernen-mit-prof-dr-olaf-axel-burow.

Tipps für den Unterricht
Verschiedene Glücksräder (zB für Länder oder Buchstaben) für Zufallsauswahlen im Unterricht: https://pickerwheel.com/tools/.
Spannende These von Schule als Spiel und was wir daraus für die Gestaltung von Unterricht lernen können: https://www.luckoflegends.com/post/what-teachers-can-learn-from-addictive-video-game-design.
Der Kollege Sebastian Eisele aus BW hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht ein Genially mit Zusammenfassungen zu Metaanalysen in Schulen und Bildung zu erstellen: https://view.genially.com/66740ce8c86fc30014676718/interactive-content-clearing-house-unterricht-metaanalysen.
Padlet zum Einsatz von Greenscreens: https://imediasiwbph.padlet.org/imedias_iwb_ph/greenscreen-videos-mit-greenscreen-erstellen-tdb5xossc64amsoj.
Bei ZUM gibt es ein schönes Poster mit Erklärungen von Operatoren: https://apps.zum.de/apps/14015. (CC BY-SA 4.0), Autor: Friedrich Schwarz 2021, Quelle: https://fettesphi.de.
Die Uni-Leipzig stellt eine Plattform mit OER-Unterrichtsmaterialien für alle Fächer zur Verfügung: https://oer.uni-leipzig.de/.

Sehempfehlung
Der leider zu früh verstorbene Ken Robinson ist immer wieder zu empfehlen, dieses Mal:  https://www.ted.com/talks/sir_ken_robinson_how_to_escape_education_s_death_valley?subtitle=en und https://www.ted.com/talks/sir_ken_robinson_bring_on_the_learning_revolution?subtitle=en.

Spaß im Netz
Heute (30.08.) ist Frankenstein-Tag!. https://www.kuriose-feiertage.de/.

2024-24: Und sie bewegt sich doch! Schule verändert sich

Ein kurzer Impuls!

Es heißt ja immer, dass Schule noch genauso ist wie vor 20, 50 oder 100 Jahren, aber stimmt das?
Natürlich stimmt das nicht! Vielleicht handelt es sich hier eher um ein Problem der Kategorie “halb volles oder halb leeres Glas”?
Für die Menschen im System, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern mag es den Anschein haben, dass sich nichts verändert. Das liegt aber auch daran, dass das Schulsystem ein riesiges System auf rechtsstaatlichen Grundlagen ist, was zur Folge hat, dass Veränderungen in der Regel eher langsam daher kommen, was aber ja auch etwas Positives hat. Wenn das Schulsystem jedem Trend hinterher laufen würde, würde es dysfunktional und unseriös werden. Es gibt ja böse Zungen, die genau diesen Effekt bereits ausgemacht haben wollen.
Wenn wir uns aber einmal mit den Veränderungen, sagen wir der letzten hundert Jahre auseinandersetzen ist doch schon sehr viel passiert. Die vielen Reformideen aus der Zeit vor und in der Weimarer Republik haben sehr viel Autorität aus dem System genommen, die Bildungsexpansion in den 1960er und 1970er Jahren hat Bildung für mehr Schülerinnen und Schülern aus allen sozialen Schichten geöffnet und eigentlich befinden wir uns immer noch im Wandlungsprozess von der Wissens- zur Kompetenzvermittlung sowie in der Entwicklung einer Kultur der Digitalität.

Als Schulleiter sehe ich viel Unterricht und kann ganz konkret feststellen, dass sich zum Beispiel Fremdsprachen- oder Mathematikunterricht seit meiner eigenen Schulzeit merklich verändert haben. Bereits in einer 8. Klasse wird auf einem Niveau in der Zielsprache Englisch unterrichtet, das ich zu meiner Zeit in der Oberstufe kaum erlebt habe (ja ich weiß, social media und Netflix…).

Vielleicht sollten wir in der Debatte um Schulreform eine positivere Perspektive einnehmen. Nicht so sehr an den Defiziten orientieren, sondern auch mal positiv betrachten, was erreicht wurde, sozusagen ein Growth Mindset für Bildungspolitik. Natürlich ist das kein Plädoyer dafür, dass alles gut so ist und wir nichts verändern müssten. Im Gegenteil! Aber ausgehend von einem positiven Mindset, dass sich vieles schon verändert hat und die Leuchttürme hier (Alemannenschule, Richtsbergschule, das LeoLab und alle Anderen) und im Ausland (Estland oder Neuseeland uvm.) vor Augen, können wir sicher noch viel erreichen.
Schließlich war Deutschland im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts ja schon einmal eine weltweit einflussreiche Quelle der Bildungsreform!

Just saying…

WfS 02: Einleitung – Das erste Jahr

Wie im letzten Beitrag schon beschrieben, wusste ich im Juli 2023, als ich in der Weibelfeldschule anfing, nicht genau, was mich erwartet. Daher wollte ich mit meinen Reformambitionen zunächst etwas langsam machen und erst einmal lernen, wie die Schule tickt.
Allerdings war natürlich bekannt, dass ich Ambitionen habe, etwas zu verändern. Klar, ich bin in sozialen Medien unterwegs und die Schule liegt in meinem Wohn- und Geburtsort, man kennt sich also. Und da die Weibelfeldschule eine große Schule und eine Gesamtschule mit einer innovativen pädagogischen Tradition ist, entstand bei einem Teil des Kollegiums ein Drang etwas zu verändern.

Am 26. September 2023 fand dann mein erstes Treffen mit der schon länger bestehenden Schulentwicklungsgruppe (SEG), hervorragend geleitet von der Kollegin Tanja Czwalinna, statt. Spätestens seit diesem Treffen war mir klar, dass das mit meinen Reformideen und der Weibelfeldschule etwas werden kann und davon bin ich mittlerweile nach wie vor überzeugt. Im lockeren Austausch kristallisierte sich heraus, dass eigentlich alle Mitglieder der SEG bereit sind, tiefgreifende Veränderungen anzugehen, zu den diskutierten Punkten gehörte die Sinnhaftigkeit von Noten, der Wunsch nach mehr Projektarbeit und fächerübergreifendem Arbeiten und vieles mehr.

Dann stellt sich natürlich die Frage, wie man so etwas macht. Ich hatte mich ja schon etwas mit Change-Management im schulischen Kontext beschäftigt und es war klar, dass wir sehr transparent agieren und kommunizieren mussten, um dem Rest des Kollegiums wenigstens ein Angebot zu machen, jede und jeden mitzunehmen. Außerdem bedarf es für solche Entwicklungsschritte einer externen Begleitung, die der Verfolgung eigener Interessen unverdächtig ist. Unsere Diskussionen haben nämlich auch gezeigt, was ja überhaupt nicht ungewöhnlich ist, dass innerhalb des Kollegiums und mit der Schulleitung durchaus Ressentiments zwischen einzelnen Interessengruppen bestehen, die aufgearbeitet werden müssen. Zum Glück hatte der Kollege Gregor Arnold Kontakt zu den Schulentwicklungsberatern Miklas Flamm und Sacha Teufel von Enenpro. Bereits im ersten Vorgespräch mit den beiden, meinem Stellvertreter Thorsten Möller und mir wurde klar, dass wir sehr ähnlich ticken. Im Vorgespräch ging es um selbstorganisertes Lernen, die Alemannenschule und weitere typische Buzzwords moderner Schulentwicklungsprozesse.
Als haben wir Miklas und Sascha engagiert, die uns in fünf Sitzungen mit an Schulentwicklung interessierten Kolleginnen und Kollegen Instrumente und Strukturen näher gebracht haben, wie wir in Zukunft Schulentwicklung kommunizieren und betreiben können. Im Kern geht es darum im Kollegium hierarchiefreie Kommunikationsstrukturen zu schaffen und eine “DNA-Gruppe” zu etablieren, die möglichst einen Querschnitt der verschiedenen Interessengruppen im Kollegium abbildet. Diese DNA-Gruppe entscheidet zwar nichts, diskutiert aber Entwicklungsvorhaben vor, um abschätzen zu können, wie deren Potenzial ist, vom Kollegium getragen zu werden.

Ein zweiter wichtiger Punkt, der in der Schulentwicklungsgruppe relativ schnell Gestalt annahm, war der Wunsch nach Umwandlung in eine Selbstständige Schule (SES) (mehr dazu unter: https://www.schulmun.de/2024/06/14/newsletter-17-14-06-2024/). Eine SES ist eine hessische Besonderheit, durch die Schulen mehr pädagogischen Gestaltungsspielraum und eine erweiterte Budgethoheit erlangen können. Außerdem sind damit bestimmte Standards in Projekt- und Qualitätsmanagement verbunden. Dieser Prozess war auch eine Art Test, wie gut es (noch ohne die Strukturen von Enenpro) gelingt, das Kollegium mitzunehmen. Also war es das Ziel den Prozess möglichst transparent zu gestalten, indem immer wieder informiert wurde und indem Gesprächs- und Diskussionsanlässe geschaffen wurden, zum Beispiel in unserem Barcamp, in Open Spaces im Rahmen der Gesamtkonferenz oder mit einer Wandzeitung im Lehrerzimmer. Anscheinend hat das gut funktioniert, die Gesamtkonferenz hat am Tag der Veröffentlichung dieses Blogbeitrages (22.08.2024) mit nur drei Gegenstimmen beschlossen, den Antrag einzureichen. Jetzt müssen nur noch die Schülerinnen und Schüler, die Eltern und die Schulkonferenz zustimmen, dann wird der Antrag dem Ministerium zur Genehmigung vorgelegt. Der für den Antrag obligatorische Entwicklungsschwerpunkt sieht übrigens vor mit einer Reform des Hautschulzweiges in Jahrgang 7 zu beginnen (unter anderem mit einem flexibleren Anfang, festem Projekttag in der Woche; mehr dazu in kommenden Blogbeiträgen).
Mit der Umwandlung in eine SES hätten wir ein wichtiges Instrumentarium für weitere Reformschritte geschaffen.

Zentral bei Schulentwicklungsprozessen, und vermutlich der anspruchsvollste Aspekt, ist die Entwicklung einer gemeinsamen, konstruktiven und wertschätzenden pädagogischen Haltung. Auch hier haben wir uns auf den Weg gemacht. Wie alle Schulen müssen wir zahlreiche Konzepte schreiben, im letzten Schuljahr standen ein Gewaltpräventionskonzept und die Fortschreibung des Medienkonzeptes an. Natürlich halte ich diese Konzepte inhaltlich für erforderlich, allerdings ist mit einer Verschriftlichung im Grunde noch nichts gewonnen und nebeneinander stehende Konzepte sind meiner Meinung nach nicht funktional und führen zu einer unterkomplexen Herangehensweise (mehr dazu unter: https://www.schulmun.de/2024/05/24/2024-17-organisieren-wir-unsere-schulen-unterkomplex/). Moderiert von der Kollegin Rocio Herrera und dem Kollegen Rüdiger Weidmann hat sich eine Gruppe gefunden, die das Präventionskonzept zum Anlass zu nehmen auch an der Frage der grundsätzlichen pädagogischen Haltung zu arbeiten. Auch hier fand ein extern begleiteter Analyseprozess statt, in dem Eltern, Schüler und Schülerinnen und Teile des Kollegiums zu Gewalterfahrungen befragt wurden. Ziel des Prozesses ist es neben der Etablierung eines “Beschwerdemanagements” einen Diskussionsprozess zum Thema Haltung einzuleiten und die verschiedenen Konzepte zu Suchtprävention, Gewaltprävention oder Medienbildung usw. in einem komplexen pädagogischen Konzept zu vereinen. Auch hier stehen wir am Anfang eines hoffentlich lohnenswerten Prozesses.

Wenn ich also das vergangene Schuljahr Revue passieren lasse (siehe auch: https://www.schulmun.de/2024/06/28/newsletter-18-28-06-2024/) ist eigentlich der Ansatz es ruhig angehen zu lassen und erst einmal zu beobachten grandios gescheitert.
Hier noch einmal eine unvollständige Auswahl der Veränderungsprozesse aus dem letzten Schuljahr in einer Übersicht:
– Externe Schulentwicklungsberatung zur Implementierung eines kontinuierlichen Schulentwicklungsprozesses unter Einbeziehung der gesamten Schulgemeinschaft
– Start der Erstellung eines umfassenden Präventionskonzeptes, auch mit externer Expertise und Arbeit am Medienkonzept
– Vorbereitung der Umwandlung in eine Selbstständige allgemeinbildende Schule zum nächsten Jahr
– Teilnahme am Projekt „Einfach bewegen(d)“ zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung der gesamten Schulgemeinschaft
– Barcamp als neues Format für einen Pädagogischen Tag
– Weiterentwicklung der Konferenzkultur durch Open Spaces zur pädagogischen Entwicklung
– Einführung eines neuen Logos
– Wiederaufleben der Stammtische von Eltern und Lehrkräften
– Beginn der Befassung mit KI-Tools durch Schullizenzen für Fobizz und Fiete
– Letztlich hoffe ich auch, dass der regelmäßige Newsletter immer wieder einmal kleine Impulse setzen und Denkanstöße geben kann
– Und natürlich noch vieles mehr, wie der Gewinn von Preisen, Rezertifizierungen, das Radio an der Schule, das Schulfest und all die kleinen und größeren Initiativen, die unsere Schule voranbringen

Dennoch bereue ich nichts. Ich liebe meinen Job und bin froh die Weibelfeldschule leiten zu dürfen. Wir haben noch Großes vor und wir haben die Kolleginnen und Kollegen dafür. Wir haben im vergangenen Schuljahr wahnsinnig viel bewegt und initiiert, ich bin gespannt, was das kommende Schuljahr bringt und werde weiter hier berichten. Es steht noch eine Sitzung mit Enenpro aus, die Gremien müssen in der kommenden Woche noch dem Antrag auf SES zustimmen und die Arbeitsgruppe zum Präventionskonzept wird weiterarbeiten. Im Rahmen des Medienbildungskonzeptes stehen spannende Diskussionsprozesse zur Handy- und Tabletnutzung mit allen Teilen der Schulgemeinschaft an.
Es bleibt also spannend auf unserem Weg zu einem agilen und lernenden System Schule im 21. Jahrhundert!

WfS-01: Prolog – Wie alles begann

An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht kurz zu erläutern, warum ich Schule verändern will und wie es zu dieser Einsicht kam:

2007 habe ich nach einem Gymnasiallehramtsstudium mein Referendariat an einer Gesamtschule mit einem typischen Mindset begonnen. Ich kannte Schule aus meiner eigenen Schulzeit und erwartete, dass Schule auch genau so sein müsste. Das heißt im Wesentlichen Frontalunterricht, gelegentlich vielleicht mal eine Gruppenarbeit, Klassenarbeiten und Tests und das “Eintrichtern” von Wissen; ich stehe vorne und die Schülerinnen und Schüler machen was ich sage. Bis auf Letzteres haben meine anfänglichen Erfahrungen und das Referendariat dieses “fixed” Mindset nicht verändert.
Nach ein paar Jahren im Job und ein paar Jahren Teilabordnung zur Lehrkräfteausbildung habe ich immer deutlicher ein diffuses Gefühl bekommen, dass das Schulsystem dysfunktionaler wird. Ich spürte, dass das System der Wissensvermittlung, das “Teaching to the Test” und das Korsett aus Stunden und Fächern nicht mehr passten, konnte das aber noch nicht konkretisieren und fassen.
Der Wendepunkt begann mit der Corona-Pandemie. Ich war zwar schon immer technik- und medienaffin, aber durch Corona begann ich mich stärker online zu vernetzen (Twitter) und es gab plötzlich viele Webinare und andere digitale Veranstaltungen. So wurde ich zu einem der Treiber der Digitalisierung an meiner “alten” Schule und unsere Bemühungen wurden nicht zuletzt mit dem Preis “genial digital 2020″ gekrönt. Der eigentlich Wendepunkt war dann aber der digitale Deutsche Schulleitungskongress im Mai 2021. Ich wollte mir einen Vortrag von Margret Rasfeld anschauen, der mit einem Hinweis auf den desolaten Zustand unseres Planeten begann. Ich dachte mir: “Das kenne ich schon…” und habe zum nächsten Vortrag gezappt, den ich dann aber noch langweiliger Fand, also zurück zu Margret Rasfeld, die nach den einleitendenden Worten von der von ihr aufgebauten Evangelischen Gemeinschaftsschule Berlin-Mitte und vom Freiday sprach und danach war für mich alles klar. Meine vorher noch diffusen Reformgedanken waren einigermaßen sortiert und ich bekam eine Vorstellung von Schule im 21. Jahrhundert, d.h. die Lernenden müssen mehr Verantwortung für ihren Lernprozess übernehmen und die Lerngegenstände müssen relevanter werden, Lernen muss individualisiert und in Projekten stattfinden. Fächer, Klassenarbeiten, Noten treten in den Hintergrund, der Mensch und der Lernprozess in den Vordergrund.
Danach begann ich mich aktiver mit Schulreform zu beschäftigen, ich hörte und las vom Dalton-Plan, von der Alemannenschule, von Schule in Skandinavien, auf dem Baltikum, in Singapur und Neuseeland. Ich vertiefte meine Social-Media-Aktivitäten, kam ins Lesen (Empfehlungen hier) und besuchte zahlreiche Online-Veranstaltungen. Und so wurde mir immer klarer das, aber auch wie sich Schule verändern muss.

Ich begann dann diese Ideen auch in meinem Kollegium in Dietzenbach zu kommunizieren und lernte dort schnell, dass nicht alle Lehrkräfte meiner Meinung waren, fand aber auch Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Anfang 2023 habe ich mich dann allerdings auf die Schulleiterstelle in der Weibelfeldschule beworben und wurde damit im Juli beauftragt, sodass ich meine Reformideen nun nach Dreieich verlegt habe.

Am 19. Juli 2023 wurde ich dann, kurz vor den Sommerferien, dem Kollegium der Weibelfeldschule als neuer Schulleiter vorgestellt (korrekterweise muss es heißen, dass ich mit den Dienstobliegenheiten beauftragt wurde). In meiner kurzen Ansprache hatte ich damals betont, dass ich als Lernender komme und mir zunächst die bestehenden Prozesse und Strukturen anschauen will. Das war ein Learning aus meiner letzten Schule: Man darf bei Veränderungsprozessen nicht zu forsch sein.
Ich merkte allerdings schnell, dass es in der Schule einen Wunsch nach Veränderung gab und ich habe gerne immer wieder angedeutet, dass ich dafür offen bin. Wie es dann im ersten Jahr an der Weibelfeldschule weiterging, ist Thema des nächsten Blogbeitrags.

2024-23: Schule & Leben (Teil einer Blogparade)

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, (möglichst) alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Wer sich beteiligen möchte, aber keinen Blog hat, kann gerne einen Beitrag einreichen – er wird dann als Gastbeitrag publiziert. Dieser Vorschlag zur siebten Runde stammt von Susanne Posselt.

Schule ist ein Teil des Lebens und das Leben ist Teil der Schule.

Wichtige Aspekte haben Susanne und Jan-Martin ja schon zusammen getragen (Links siehe unten). Für Jugendliche ist Schule ein zentraler Teil ihres Alltags, bei dem es nicht nur um Lernen und Abschlüsse geht, sondern um Sozialleben. Außerdem bereitet Schule, nicht immer sinnvoll, umfassend und zielgerichtet, aber dennoch relevant, auf das Leben vor.
Ich möchte daher die Blogparade noch um zwei für mich wichtige Punkte ergänzen, einen (Überraschung!) historisch-politischen und einen persönlichen.

Historisch betrachtet trat die Institution Schule und ihre Vorformen in das Leben, um Teile der Gesellschaft, der “Oberschicht”, für bestimmte Tätigkeiten zu qualifizieren, zum Beispiel zum Schreiben in der altägyptischen Bürokratie, zum Reden auf der attischen Agora oder zum (Ab-)Schreiben von Büchern im Mittelalter. Lange war eine Art von schulischer Bildung allerdings kleinen Teilen der Gesellschaft vorbehalten. Mit zunehmender Globalisierung, Demokratisierung, Verwissenschaftlichung und Industrialisierung des Lebens in der Neuzeit, entstand ein neues Verständnis von schulischer Bildung. Es gab einen größeren Bedarf an Menschen (zunächst in der Regel Männern), die zumindest basale Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen mussten. Dies war zum Beispiel notwendig, um das britische Empire zu verwalten, Regeln und Anweisungen in einer Fabrik zu verstehen oder ein (modernes) Militär zu organisieren.
Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert setzte sich daher in der “westlichen Welt” eine Schulpflicht durch und es entstand die Schule für alle, wie sie eigentlich bis heute existiert und die eine zentrale Rolle in unserem Leben spielt. Seither gibt es Diskussionen um die Inhalte, die gelehrt und gelernt werden sollen, seither spielt Schule eine zentrale Rolle bei der Reproduktion von Herrschaft. (Über die Rolle von Schule in der Gesellschaft habe ich mir an anderer Stelle schon einmal Gedanken gemacht.)
Schule wurde also historisch immer bedeutender für die Gesellschaft und hat den Anspruch entwickelt alle Jugendlichen zu erreichen, die Rolle von Schule für das Leben wurde also immer wichtiger, damit aber auch kontroverser und politischer im eigentlichen Sinne. Das geht heute eigentlich so weit, dass ein Leben ohne Schule nicht mehr denkbar ist. (Eine Schule ohne Leben aber auch nicht, wobei hier imho noch Luft nach oben ist.)

Für mich persönlich ist Schule ein zentraler Aspekt meines Lebens. Wenig überraschend habe ich zum einen selbst in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrtausends eine Schule besucht (Funfact: Sogar zwei Jahre die Schule, die ich jetzt leiten darf) und zum anderen habe ich Schule zu meinem Beruf gemacht. Für mein Leben spielt Schule also eine ganz zentrale Rolle.
Meine eigene Schülerzeit war in Ordnung, ich war, inklusive einer typischen Krise im Rahmen meiner Pubertät, ein recht ordentlicher Schüler mit typischen Vorlieben und Abneigungen (mehr dazu hier). Dass Schule einmal so ein zentraler Teil meines Lebens werden sollte kristallisierte sich erst einige Jahre nach meinem Abitur heraus und ich habe es bis heute nicht bereut. Ich war immer gerne Lehrer und liebe diesen sinnstiftenden und wichtigen Beruf. Genauso bin ich jetzt auch Schulleiter mit Leidenschaft, da es aus meiner Sicht kaum eine zukunftsrelevantere Institution als die Schule gibt.
Für mich ist Schule mehr als nur ein Job, für mich ist Schule mittlerweile eine Berufung. Ich möchte Schule weiterentwickeln und für das 21. Jahrhundert fit machen. Deshalb beschäftigt mich Schule über den Job hinaus, ich beschäftige mich auch in meiner Freizeit intensiv mit Schule und Bildung, zum Beispiel mit meinem Engagement bei DigitalSchoolStory, mit Fachliteratur, in sozialen Netzwerken oder auf dieser Website.
Was also Schule und Leben angeht, kann ich für mich festhalten: Ich lebe Schule und ich liebe es!

Abischerz 2024

Weitere Beiträge zur Blogparade:
Jan-Martin auf Halbtagsblog: https://halbtagsblog.de/2024/08/06/schule-leben/
Susanne: https://susanneposselt.de/schule-und-leben/

2024-22: Rede zum Abschlussfest Mittelstufe

An unserer Schule ist es gute Tradition neben dem Abiball mit akademischer Feier und Zeugnisausgabe auch ein Abschlussfest für die Mittelstufe zu veranstalten. Dort erhalten die Absolventinnen und Absolventen der Haupt- und Realschule ihre Abschlusszeugnisse und auch die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten des 10. Jahrgangs werden entsprechend gewürdigt. Ich wurde im Vorfeld gewarnt, dass die Reden der Schulleitung nicht allzu viel Aufmerksamkeit bekämen, daher habe ich mir etwas einfallen lassen und meine Rede kurz gehalten, auf allzu akademischen Duktus verzichtet und den Vortrag mit berühmten Memes illustriert. Ich glaube, das kam ganz gut an, daher habe ich beschlossen die Rede in meinem Blog zu veröffentlichen:

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Eltern, liebe Verwandte und Bekannte und alle anderen Anwesenden,

ich bitte euch und sie um einen Moment Aufmerksamkeit!

Ich finde, es ist eine schöne Tradition die Klassen H9, H10, R10 und G10 mit einer besonderen Veranstaltung zu verabschieden und damit zu feiern und zu würdigen. Das ist nicht selbstverständlich, sollte es aber sein.

Ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, habt so ca. 9 bis 10 Jahre Schule hinter euch. Manche haben noch ein paar Jahre vor sich, andere beginnen eine Ausbildung, machen ein FSJ oder erst mal Pause. In jedem Fall müsst Ihr eine Entscheidung treffen!

Diese Entscheidung ist nicht leicht, sie kann euer ganzes Leben prägen!

Ich kann euch aber auch beruhigen, das muss sie nicht. Es ist natürlich schön, wenn ihr jetzt schon euren Beruf gefunden habt und dieser auch eure Berufung ist. Das deutsche Schulsystem bietet allerdings viele Wege der Nachqualifizierung. Jede und jeder hier hat immer noch ganz viele Chancen sich neu zu erfinden und etwas Anderes zu machen. Ich hatte mal einen Schüler am Abendgymnasium, der war in Bayern auf einer Förderschule, hat nach einer Ausbildung am Abendgymnasium das Abitur nachgeholt, Wirtschaftsinformatik studiert und ist jetzt bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alles ist möglich, auch wenn die Bedingungen schwierig sind, am Ende habt ihr vieles in eurer Hand!

Vieles ist jetzt erst mal aufregend oder sogar furchteinflößend. Das ist völlig normal. Niemand von den zu ehrenden Schülerinnen und Schülern hier hat schon einmal eine Ausbildung oder ein Abitur gemacht. Es ist für euch alle das erste Mal! Wer davor keinen Respekt hat, möge sich nachher bei mir melden und mir sein Geheimnis verraten. Ich hatte mächtig Respekt, als es in die Oberstufe ging, als ich meinen Zivildienst angefangen habe, als es an die Uni ging und als ich mein Referendariat begonnen habe, als ich dann Lehrer wurde und erst recht, als ich letztes Jahr Schulleiter wurde. Das ist völlig normal. Aber nach einer gewissen Zeit, lebt man sich ein und die Ausbildung, der Job und seine Herausforderungen werden normal, man meistert seine Aufgabe.

Es wird aber auch nie alles glatt gehen. Einstein ist einmal sitzen geblieben, Gandhi hat mal Jura studiert, Stefan Raab ist eigentlich Metzger, Hugh Jackman war mal Sportlehrer und Party-Clown, Jay-Z Drogendealer, J.Lo Rechtsanwaltsgehilfin und ich habe mal Chemie studiert.

Wir alle machen Fehler oder gehen Umwege! Gerade, wenn wir etwas Neues anfangen. Lasst euch davon nicht beirren. Wir lernen aus Fehlern, wir dürfen nur nicht aufgeben. Habt ihr einmal beobachtet, wie ein kleines Kind laufen lernt? Richtig, es fällt ständig hin. Es käme aber nie auf die Idee nicht wieder aufzustehen und es immer wieder zu probieren. Und am Ende lernen wir eigentlich alle laufen. So ist es auch mit einer Ausbildung oder dem Abitur oder was auch immer noch kommt. Niemand kann etwas sofort, wir machen alle Fehler und das ist gut so. Steht dazu und lernt daraus!

Wichtig bei allen Herausforderungen, Siegen und Niederlagen, die unweigerlich auf euch zukommen ist: Bleibt euch treu, bleibt ihr selbst, oder , wie ich es schon in meiner Abirede auf Hip-Hop gesagt habe: Keep it real. Es kommen immer wieder verlockende Verführungen, diese können attraktiv, sogar sinnvoll sein. Bedenkt aber, ob sie es wert sind, dafür andere Dinge aufzugeben oder zu vernachlässigen. Eure Eltern, eure Familie, eure Freunde sind sehr wertvoll. Natürlich findet man im Leben neue Freundinnen und Freunde, aber, so ist zumindest meine Erfahrung, einige wenige Schulfreundinnen und -freunde, und die Familie meistens sowieso, bieten eine ganz besonders wertvolle Verbindung, die einen durch ein ganzes Leben tragen kann.

Auch, wenn ihr mal Mist gebaut habt, und ich weiß, dass das auf ein paar hier zutrifft, es ist nie zu spät das Richtige zu tun. Jede und Jeder hat in der Regel eine zweite Chance verdient und meine Erfahrung sagt, dass gerade die zweiten Chancen das Leben prägen. Manchmal kommen diese auf Einen zu, manchmal muss man sie sich erkämpfen. In jedem Fall solltet ihr sie ergreifen, wenn sie kommen.

Wie bereits gesagt, steht zu euren Taten und Fehlern, lernt daraus und macht es besser. Jetzt habe ich auch schon genug geredet, wir haben ein strammes Programm vor uns und es soll ja auch noch gefeiert werden.

Es ist schön, dass einige von euch noch bei uns bleiben und es ist schade, dass einige von euch uns verlassen. Ich hoffe, dass ihr die Weibelfeldschule, trotz alledem, in guter Erinnerung behaltet. Lasst von euch hören, wir Lehrer freuen uns immer zu hören, was aus euch geworden ist.

Feiert schön, lasst euch schön feiern und genießt den Abend, das Leben geht weiter und hat so viel zu bieten. Ich wünsche euch allen nur das Beste und mögen eure Träume und Wünsche in Erfüllung gehen!