Blog 2025-09: Gedanken zum hessischen Handyverbot an Schulen

Heute geht es um einen meiner persönlichen Schwerpunkte, die Medienkompetenz im weitesten Sinne und dazu um das in Hessen geplante Handyverbot im engeren Sinne.
Vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass wir anfangen müssen Schule komplexer zu denken (https://www.schulmun.de/2025/01/15/2025-o4-wird-schule-hyperkomplex-oder-sogar-unser-ganzes-leben/). Wir müssen Medienbildung, Demokratiebildung, soziales Lernen und alle möglichen Präventionskonzepte zusammen denken, um den aktuellen Herausforderungen, wie dem Segen und dem Fluch des Smartphones, gerecht zu werden.
Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass wir Medien- und Demokratiebildung absolut priorisieren müssen (https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/). Wenn es uns nicht gelingt, die Schülerinnen und Schüler gegen Fakenews und demokratiezersetzende Kampagnen aus dem In- und Ausland zu wappnen, brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr um den richtigen Mathematik- oder Deutschunterricht zu machen. Autokratie und spaltender Populismus erleben im Moment global eine Renaissance, der wir uns entgegenstellen müssen.
Insofern ist das in Hessen kommende Verbot der privaten Handynutzung an hessischen Schulen, meiner Meinung nach, eine richtige Übergangslösung. Ich habe lange um diese persönliche Position gerungen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass unsere Kinder verantwortungsvoll mit einem Smartphone umgehen können und natürlich ist es Aufgabe der Schule, aber auch der Eltern, ihnen das beizubringen. Das soll und muss auch unser Ziel bleiben. Aktuell funktioniert das aber, mangels Ressourcen und Kenntnis noch(!) nicht. Die Studienlage ist recht eindeutig und wurde in meinem Newsletter immer wieder zitiert, Handys lenken ab, beeinträchtigen die Salutogenese und das Sozialleben. Ich beobachte jeden Tag, wie viele Schülerinnen und Schüler, gerade aus den jüngeren Jahrgängen, in jeder Pause Browsergames spielen, die Fälle von Mobbing und pornographischen Bildern in Gruppenchats, auch hier wieder vorwiegend bei den jüngeren Jahrgängen, nehmen sichtbar zu.
Um dem wenigstens in der Schule Herr zu werden, kann das Handyverbot helfen. Wichtig ist aber auch, dass die Familien die Schulen dabei unterstützen. Es ist die Aufgabe der Sorgeberechtigten darauf zu achten, dass entsprechende Altersfreigaben und Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden. Es ist wichtig, dass in den Familien ein Vertrauensverhältnis herrscht und über alles, was im Internet und auf dem Handy passiert gesprochen werden kann. Das Handy wegzunehmen ist keine Option, weil so genau dieses Vertrauensverhältnis ziemlich sicher zerstört wird.
Wir müssen natürlich anerkennen, dass das Handy auch ein zentrales Kommunikationsmittel unserer Schülerinnen und Schüler ist, hier werden Verabredungen getroffen, hier findet der alterstypische Austausch statt und hier finden auch Sozialisation und Adoleszenz statt. Und die damit verbundenen digitalen Kompetenzen sind unerlässlich für unsere heutige Gesellschaft und für unsere Zukunft.
Es muss uns aber auch gelingen, diese digitalen Kompetenzen zu vermitteln, diese müssen natürlicher Bestandteil der Erziehung und des Lehrplans werden, wie es Verkehrs- oder Sexualerziehung sind. Solange das noch nicht der Fall ist, macht ein privates Nutzungsverbot für Handys an der Schule Sinn. Natürlich heißt das nicht, dass Handynutzung in der Schule kategorisch ausgeschlossen werden soll, das sieht auch der hessische Gesetzentwurf nicht vor. Das Handy muss natürlich im Unterricht, nicht zuletzt zur Medienbildung, bei kompetenter Anleitung durch die Lehrkräfte nutzbar bleiben. Natürlich muss das Handy auch für medizinische Zwecke und gebotene Nachteilsausgleiche erlaubt bleiben.
Hinzu kommt, dass wir uns in den sozialen Medien und im Internet noch in einer gesetzlosen „Wild West-Zeit“ bewegen. Es gibt keinen wirksamen Jugendschutz. Übelste Pornografie und Gewaltdarstellungen sind nur wenige Klicks entfernt und der Reiz ist natürlich bei vielen Kindern da, das Verbotene zu sehen. Auf Reddit und Twitch lauern Pädophile, auf Instagram kann man Nazis und anderen Verfassungsfeinden folgen und auf TikTik geben sich Islamisten ein fröhliches Stelldichein. Vielen ist, glaube ich, gar nicht bewusst, welche Gefahren im Netz lauern, die es so einfach zugänglich in der analogen Welt nicht gab und auch nicht gibt. Recht eindringlich wird das in diesem Video von Klicksafe dargestellt: https://www.youtube.com/watch?v=tixkem59YZs. Hier Bedarf es auf der einen Seite Aufklärung von Eltern und Jugendlichen und eine Stärkung der Resilienz, auf der anderen Seite aber auch staatliche Regulierung und ein Zwang zur Verantwortungsübernahme durch die Techunternehmen, die hinter den Netzwerken stehen. Es gibt technische Lösungen wirksameren Jugendmedienschutz auch im Internet zu betreiben.
Was wir also brauchen, ist ein Moratorium durch das Handyverbot, um die so entstehende Zeit zu nutzen, die Schulen, Elternhäuser und die staatliche Regulierung so aufzustellen, dass im Internet und den sozialen Medien ein ähnlich wirksamer Schutz und ein Präventionssystem entstehen wie im Bereich der Suchtprävention oder im Straßenverkehr. Diese Vergleiche zeigen aber auch, dass es keinen vollumfänglichen Schutz geben kann, das Leben ist und war immer mit einem Restrisiko verbunden, wir sind es unseren Kindern allerdings schuldig, dieses Restrisiko so gut wie es nur geht zu minimieren.
Manche Schulen sind bereits jetzt so weit, dass sie kein Handyverbot mehr brauchen, manche haben bereits schon länger Handyverbote, letztlich muss jede Schule ihren eigenen Weg finden und differenziert mit den Ansprüchen der verschiedenen Altersgruppen umgehen. Unser aller Ziel muss es aber sein Handyverbote überflüssig zu machen, weil wir ein System geschaffen haben, in dem wir zur verantwortungsvollen Nutzung befähigt haben. Dazu brauchen wir mehr Qualifikation bei den Lehrkräften und die Unterstützung der Elternhäuser, aber auch staatliche Regulierung.
Wenn uns das gelungen ist, brauchen wir kein Handyverbot mehr. Packen wir es an.

Blog 2025-08: Der Diskurs und Social Media. Geht´s noch?

Wir wissen, dass soziale Medien von Empörung leben, Zuspitzungen, Fakenews, Halb- und Ganzwahrheiten treiben den Algorithmus an und führen zu Klicks. Klicks sind die Währung und fördern den Profit.
Wir diskutieren auch, inwiefern soziale Medien die psychische und physische Gesundheit beeinflussen (hier mehr dazu: https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/).
Wir wissen, dass Jugendliche und junge Erwachsene ihre Informationen zunehmend aus dem Netz beziehen (vgl. zum Beispiel: https://www.schulmun.de/2025/02/16/blog-2025-06-vortrag-didacta-zu-demokratie-some-und-ki/), wir wissen, dass sie nur begrenzt in der Lage sind Fakten zu checken und viele Fakenews ungeprüft weiterleiten und so die Reichweite erhöhen.
Ein kürzlich stattgefundener Diskurs mit jungen Erwachsenen um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat mir aber noch einmal vor Augen geführt, wie zerrüttet die Diskursfähigkeit bereits ist. Die klassischen Medien werden nicht mehr ernst genommen und als staatlich gesteuert und ideologisiert wahrgenommen. Versuche faktenbasierter Argumentation werden zur Meinung degradiert und man hat halt einfach eine andere. Begründet wird zum Teil mit Fakenews und extremistischen Narrativen aus den sozialen Medien. Quellen gelten als seriöser und wahrhaftiger, wenn sie von „vor Ort“ kommen, also zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen oder der Ukraine. Überhaupt sind die Konflikte in Israel das Gleiche wie der Krieg in der Ukraine. Emotionen und Moral laden den Diskurs auf, unter geköpften Babys geht es nicht mehr.
Nicht zuletzt das Wahlergebnis der Bundestagswahl hat noch einmal die Macht der sozialen Medien unterstrichen. Wenn wir davon ausgehen, dass spätestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule all diese Informationen verschiedenster Qualität in Form von Text, Bild und Video über unsere Kinder kommen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Diskurs später nicht mehr möglich und voller Gift ist.
Russland, die Hamas, der IS und andere haben das verstanden und nutzen das aus, sie schütten dieses Gift über uns und unseren Kindern aus und wir lassen es geschehen. Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, sind Meinungen gefestigt und nicht mehr diskursfähig.
Ich kann es immer nur wieder wiederholen: Wir brauchen mehr Medienbildung. Jetzt! Und wahrscheinlich auch mehr staatliche Regulierung. Weil es so nicht mehr geht.

Ergänzung nach Veröffentlichung:
Weil es dazu Nachfragen gab: Das ist nicht die Schuld der Kinder und der Jugendlichen, das ist die Schuld derer, die das ignorieren, nicht wahrnehmen (wollen) und nichts tun.

Blog 2025-07: KI-Klassentreffen und warum ich Hoffnung habe

Ich durfte am vergangenen Freitag auf dem „KI-Klassentreffen“ von fobizz einen Workshop halten. Thema war „Neue Lern- und Prüfungskultur mit KI. Warum KI in Schule alles verändert? Oder auch nicht?“, die zugehörige Präsentation gibt es unten auf der Seite.

Mir sind beim Workshop zwei Dinge noch einmal klarer geworden, die mich hoffnungsfroh stimmen.

  1. Das Bedürfnis nach konkreten Ideen und Anleitung für die Lern- und Prüfungskultur mit KI ist riesig, aber auch schwer zu befriedigen. Sicher gibt es schon ein paar Beispiel, wie meine Open-Book-Klausur mit KI (https://www.schulmun.de/2025/01/06/2024-28-open-book-klausur-mit-ki-nutzung-ein-erfahrungsbericht/). Aber gerade dieser zeigt auch, dass wir hier noch im Bereich des Ausprobierens sind. Viele Kolleginnen und Kollegen experimentieren mit KI-Tools, produzieren Memes zu aktuellen Themen mit Bildgeneratoren oder Chatbots zu Künstlern oder historischen Themen uvm. Im Grund gelten hier immer noch die berühmten 4A von Doris Weßels, die in ihrer Keynote auch noch einmal bestätigt hat, dass die Entwicklung rasant ist. Die „4A“ von Doris Weßels sind, aufklären, ausprobieren, akzeptieren, aktiv werden:
    „Aufklären, also Informationsveranstaltungen anbieten, um alle Lehrenden ins Boot zu holen.
    Das zweite A: Bitte selbst ausprobieren. […]
    Das dritte A: Akzeptieren. Man muss sich daran gewöhnen, dass das keine Eintagsfliege ist, die morgen wieder weg ist. Das ist irreversibel und wird rasant weitergehen. […]
    Das vierte A: Wenn wir das erlebt haben, wird es automatisch zu einer Diskussion kommen. […] Das bedeutet, wir werden aktiv.“
    (zitiert nach: https://hochschulforumdigitalisierung.de/chatgpt-in-hochschulen-aufklaeren-ausprobieren-akzeptieren-aktiv-werden-interview-mit-prof-dr-doris-wessels/)
    Tun Sie sich in den Schulen zusammen und arbeiten sie gemeinsam mit den 4A, ich würde als 5. A, auch wenn es im 4. steckt, noch austauschen nennen. Wir müssen uns von den curricularen Vorgaben soweit lösen, dass wir mit den rasanten Entwicklungen Schritt halten können. Eine aktuelle Bürokratielogik in einem Ministerium kann das nicht, wie auch die Diskussionen um Handreichungen zu Prüfungsformaten im Zeitalter von KI gezeigt haben. Das ist kein Vorwurf und keine Anklage, sondern in der Sache begründet.
    Deswegen kam ich in dem Workshop auch zu folgender These:
    KI hebt Bildung und Schule auf ein neues Level. Lernen und Lehren wird noch anspruchsvoller, weil wir uns noch stärker auf der Kompetenzebene bewegen werden. KI ist ein Katalysator für Veränderung.
    Und das ist, finde ich, ein hoffnungsvolle Botschaft. Auch wenn es anstrengend wird, mit Rückschlägen verbunden ist und wir uns von lieb gewordenen Vorstellungen verabschieden müssen, KI stößt notwendige Veränderungen im System an.
  2. Der zweite Punkt hat nicht nur mit dem Workshop zu tun, ist mir aber dort noch einmal deutlicher geworden. Ich hatte zu Beginn gesagt, dass ich nicht genau wusste, was die Bedürfnisse der Teilnehmenden waren und dass ich flexibel sei. So kam es dann auch dazu, dass wir das Ausprobieren von KI-Tools haben sein lassen, dafür aber in eine Diskussion über die Auswirkungen auf Lern- und Prüfungskultur gegangen sind. Diese Diskussion hat noch einmal verdeutlicht, dass wir (noch?) keine Antworten auf viele Fragen haben, schon gar nicht zu Details. Gleichzeitig hat die Diskussion aber deutlich gemacht, dass wir anfangen die meiner Meinung nach richtigen Fragen zu stellen:
    – Wie können wir moderne Prüfungsformate gestalten?
    – Wie prüft und bewertet man Kompetenzen?
    – Wie gestalten wir Lernprozesse?
    – Welchen Sinn haben die klassischen Bewertungsinstrumente noch?
    – Was ist (eine) Leistung?
    – uvm.
    Das sind, glaube ich, genau die richtigen Fragen, die wir brauchen, um das Bildungssystem zukunftsfähig zu machen und die uns letztlich zu notwendigen Veränderungen zwingen.

    Außerdem macht mir gerade noch Folgendes Hoffnung:
    Letzte Woche fand eine Fachkonferenz Geschichte an unserer Schule statt. Ich kam leider zu spät, weil ich noch bei einer Klassenkonferenz dabei sein musste.
    Aber auch da wurden im Grunde genau die gleichen Fragen diskutiert, die ich oben skizziert habe. Dazu kam noch der Gedanke, dass Geschichtsunterricht auch Medien- und Demokratiebildung beinhalten muss, das freut mich natürlich besonders.
    Und zum Schluss macht mir das Buch von Stefan Ruppaner ganz viel Hoffnung, weil er dort erklärt, zu was Schule in der Lage ist, wenn man das möchte (eine kurze Rezension gibt es im Newsletter 24/25-12).

Blog 2025-06: Vortrag Didacta zu Demokratie, SoMe und KI

Vorbemerkung: Der hier veröffentlichte Text entspricht nicht exakt dem Wortlaut des Vortrages, ist aber inhaltlich weitgehend Deckungsgleich. Ich formuliere Vorträge (als Sicherheitsmaßnahme) wörtlich vor, halte sie aber möglichst frei.
Ich lasse hier nach jeder Folie einen Absatz, dann lässt sich auch nachvollziehen, wie Inhalt und Präsentation zusammenhängen, die Präsentation gibt es am Ende der Seite.
Im Didacta-Programm war der Vortrag folgendermaßen angekündigt: Kurzbeschreibung: Demokratie- und Medienbildung können nicht mehr getrennt betrachtet werden. Seit Jahren verlieren die „klassischen“ Medien für Jugendliche an Bedeutung als Informationsquelle. An deren Stelle treten die sozialen Medien und zunehmend auch KI. Diese Entwicklungen haben direkten Einfluss auf die Unterrichtsqualität, die politische Bildung und das Schulklima, außerdem vergrößern sie die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler. Daraus ergeben sich viele noch offene Fragen für das Bildungssystem.
Im Vortrag wird auf den Befund aktueller Studien eingegangen und es werden Impulse zum Weiterdenken gegeben und Handlungsvorschläge gemacht, wie sich Schulen in diesem Themenfeld positionieren und organisieren können.

Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie! Die Rolle von KI & Social Media in Schulen

Werte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich begrüße Sie sehr herzlich zu meinem Vortrag und freue mich sehr mit Ihnen ein paar Gedanken zu Demokratie, Künstlicher Intelligenz und Medienbildung teilen zu dürfen.
Mein Vortrag gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil werde ich sie mit Studienergebnissen traktieren, um eine Art Ist-Situation zu skizzieren. Wo stehen schulen in den Bereichen Demokratiebildung, KI-Bildung und digital literacy und in der Medienbildung allgemein.
Im zweiten Teil werde ich dann skizzieren, was wir besser machen können und am Ende ganz konkrete Beispiele aufzeigen, was bereits geht, wenn wir nur wollen. Jan Vedder, ein großartiger Fortbildner und Schulreformer aus dem Norden sagt immer: Machen ist wie wollen, nur krasser!

Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen, oft wird dafür das Wort „Disruption“ bemüht. Wir haben es in vielen Bereichen mit exponentiellen Veränderungen zu tun, Christian Stöcker nennt zum Beispiel Digitalisierung, maschinelles Lernen, also umgangssprachlich KI, Biotechnologie, Wirtschaftswachstum, Artensterben oder den Klimawandel, für ihn beginnt der steile Teil der Exponentialkurve bereits in den 1950 er Jahren.

Ich glaube diese disruptiven Veränderungen, die wir gerade erleben, führen zu einer großen Verunsicherung in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens. Wie unsere Zukunft aussieht, ist aber nicht in Stein gemeißelt. Wir können das beeinflussen und die Zeit dafür ist jetzt! Dafür braucht es neue und komplexere Ansätze. Wir müssen in den Schulen aufhören in Schubladen und Fächern zu denken und anfangen Demokratiebildung, Medien- und KI-Bildung und fächerübergreifenden Kompetenzerwerb zusammen zu denken, um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden.
Darum soll es in diesem Vortrag gehen. Da wir es mit exponentiellen Veränderungsprozessen zu tun haben, müssen wir schnell handeln, wir müssen fixed Mindsets in Schulen aufbrechen und den disruptiven Veränderungen in der Welt mit disruptiven Veränderungen in der Schule begegnen. Das gute ist: Ideen und Lösungsvorschläge sind schon da, wir müssen uns nur dran wagen.
Es stellt sich also die Frage: Wohin wollen wir?
Wollen wir das helle und freundliche Szenario oder die Dystopie auf der rechten Seite.
Funfact: Alleine über diese KI-Bild könnte man locker 45 Minuten reden: Warum sind links Facebook und der alte Twittervogel abgebildet, verkauft der Laden Demokratie und wieso sitzt rechts jemand mit seinem Schreibtisch auf der Straße und v.a. warum ist dort eine US-Flagge usw. Aber das ist nicht das Thema, das Bild soll nur einen anregenden Impuls zum Einstieg bieten.
Legen wir los!

Das sind Headlines aus den Onlineausgaben von Spiegel, Stern, Handelsblatt, Zeit, FAZ, SZ, dem BR und anderen aus diesem und letztem Jahr.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich unser Bildungssystem und damit nachgelagert auch unsere Gesellschaft, in einer multiplen Krisensituation befindet. Unseren Kindern und Jugendlichen fehlen Medienkompetenzen, gleichzeitig steigen die Abhängigkeit von sozialen Medien und der Hass im Netz, die unsere Demokratie gefährden, bei zunehmendem Lehrkräftemangel und steigender Nutzung und Relevanz von Künstlicher Intelligenz. Riesige Herausforderungen!
Lassen Sie uns die einzelnen Herausforderungen etwas genauer betrachten. Zuerst gehe ich auf das Mediennutzungsverhalten ein und problematisiere dieses, dann schauen wir etwas genauer auf KI und schließlich darauf, was das alles für Demokratie bedeutet. Dazu habe ich ein paar zentrale Ergebnisse aus wichtigen Studien der letzten drei Jahre zusammengefasst.
Vermutlich kennen sie viele dieser Befunde und sie wissen auch, dass negative Nachrichten aus dem Bildungssektor mittlerweile nicht einmal mehr zu einem Aufschrei führen und schulterzuckend hingenommen werden.
Ich finde aber: Das geht so nicht!
Wer das neue Buch von Aladin El Mafaalani gelesen hat, weiß, dass Kinder eine Minderheit ohne Schutz sind und, dass die politisch relevante Wählergruppe über 60 Jahre alt ist. Damit will ich mich allerdings nicht zufrieden geben, weil ich weiß, dass die zentrale Investition für unsere Zukunft eine Investition in Bildung sein muss! Wir müssen es schaffen unsere Kinder und Jugendlichen fit zu machen für eine Welt, die wir uns immer weniger vorstellen können, eine Welt, die voller multipler Krisensituationen, aber auch voller Chancen ist. Dafür brauchen sie Resilienz und Kompetenzen, die jenseits des klassischen Bildungskanons liegen. Sie müssen sich in einer zunehmend digitalisierten Welt zurecht finden, sie werden von KI-Assistenten begleitet werden und Medien konsumieren und kreieren. Und Schule muss die Basis dafür legen, sie muss der Raum sein, in denen die Schülerinnen und Schüler Demokratie lernen und lernen Medien zu schaffen und zu lesen. Ein weiter Begriff von digital literacy ist dafür zentral.
Schauen wir aber zunächst einmal in die Studien, wie ist es um die Jugendlichen bei diesen erforderlichen Kompetenzen bestellt?

Ich entschuldige mich schon im Voraus für die überladenen und dichten Folien, für die vielen Zahlen und Prozentzeichen, aber da müssen sie jetzt durch!
Ich will damit einen Raum schaffen, in dem wir uns bewegen und visualisieren, wie es aktuell aussieht. Am Ende wird es wieder besser, versprochen…
Ich hoffe, Sie können meine Fleißarbeit dann doch ein wenig würdigen 😉

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) erhebt seit 1998 unabhängige Basisdaten zum Medienumgang von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Hierzu wurden 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren befragt. Die Studie ist landläufig besser als „JIM-Studie“ bekannt.
Fast alle Jugendlichen nutzen WhatsApp, sie von diesem Netzwerk fernzuhalten bedeutet ihnen den zentralen Kommunikationskanal in ihrer Peer-Group zu entziehen. Gleichzeitig ist aus meiner Erfahrung WhatsApp aber auch der zentrale Kanal, in dem in Klassengruppen Mobbing stattfindet, in dem Gewaltbilder, Pornos oder verfassungsfeindliche Bilder und Memes verschickt werden. Hier wird schon deutlich, dass wir an Schulen Demokratiebildung und Medienbildung nicht trennen können.
Wer von ihnen hat an der Schule ein Medienkonzept? Wer hat ein Demokratiekonzept? Wer hat das in einem Konzept?
Was zeigt JIM uns noch? Instagram, TikTok und Snapchat sind wichtig, der Rest folgt mit Abstand. Es gibt ein grundlegendes Interesse am Weltgeschehen und Nachrichten, etwa die Hälfte nutzen auch noch Fernsehen und Radio (nicht unbedingt linear), Zeitungen spielen kaum noch eine Rolle. Also kommen auch die Nachrichten über das Weltgeschehen aus den sozialen Medien, dort haben es die Schülerinnen aber auch, zunehmend mit Fake News, Beleidigungen und Extremismus zu tun.
Außerdem zeigen alle mir bekannten Studien eine Zunahme der KI-Nutzung für die Schule. Zwei Drittel ist meiner Meinung nach ein eher konservatives Ergebnis…

Die ICILS-Studie war im letzten Jahr in aller Munde, weil sie nachgewiesen hat, dass die digitalen Kompetenzen in den achten Klassen nicht nur zu wünschen lassen, sondern auch noch schwächer werden. Die Daten stammen von 2023, die Veröffentlichung erfolgte im letzten November. Befragt wurden achte Klassen in 35 Bildungssystemen. Insgesamt schneidet Deutschland zwar im unteren Durchschnitt ab, ist aber seit der ersten Studie 2013 signifikant schwächer geworden. 40% der Achtklässlerinnen und Achtklässler haben unzureichende digitale Kompetenzen, können also, platt gesagt, nicht mehr als Klicken und Wischen. Nur 1% erreicht Spitzenwerte. Das ist dramatisch!
Bei Kompetenzunterschieden von Schülerinnen und Schülern ohne und mit Zuwanderungshintergrund schneidet Deutschland am schlechtesten ab, bei der sozialen Herkunft am viertschlechtesten. Das heißt auch hier ist der digital divide ein fundamentales Problem und spiegelt eines der, wenn nicht das, Grundproblem des deutschen Bildungssystems wider: Die Abhängigkeit des Bildungserfolges von der sozialen Herkunft!

Interessant bei ICILS ist, dass auch die Perspektive der Lernenden und Lehrenden auf digitale Bildung untersucht wird. Und hier wird deutlich, dass wir von einer Kultur der Digitalität in den Schulen noch weit entfernt sind. Verstehen sie mich nicht falsch, mir geht es nicht darum alle Prozesse auf „Teufel komm raus“ zu digitalisieren und ja, ich weiß, die Skandinavier fahren schon wieder zurück. Wenn wir aber nur halb so digital wären, wie die Schweden nach dem Zurückfahren, wären wir deutlich weiter als bei 25% täglicher Nutzung. Digitalität ist der Alltag und ein wichtiger Faktor für die Zukunft und da tun wir zu wenig und die 90% der Schülerinnen und Schüler haben recht, die Schule hierbei in der Pflicht zu sehen. Wo sonst soll den professionelle Medienbildung stattfinden?
Große Mehrheiten sehen in digitalen Medien Potenziale und Herausforderungen, d.h. 84% erwarten bessere Lebensbedingungen, 82% ein besseres Verständnis der Welt. Aber 82% sehen auch, dass mit digitalen Medien zu viel Zeit verbracht wird, 74% sehen Gefahren für die Gesundheit und 68% fürchten Abgrenzungen zwischen Menschen in der Gesellschaft. Die Schülerinnen und Schüler haben also durchaus eine differenzierte Sicht auf digitale Medien, vielleicht sogar differenzierter als viele Erwachsene.

Aus der Perspektive der Lehrkräfte scheint das etwas anders auszusehen, wenn aber 70% digitale Medien nur mindestens einmal am Tag nutzen und mehrere Klassen unterrichten, wird es wieder stimmig. In der Lehrkräfteausbildung spielte und spielt das Thema keine entscheidende Rolle, vor allem wenn es um konkrete Beispiele und Anwendung in der Praxis geht. Das scheint zwar besser zu werden, ist aber noch lange nicht gut.
Bei Lehrkräften unter 35 Jahren sieht es nämlich etwas besser aus, da fühlen sich 55% gut vorbereitet. Bei der dritten Phase der Lehrkräfteausbildung ist sicher auch noch reichlich Luft nach oben, diese hängt ja in der Regel von individuellem Engagement ab. Das wurde hier aber nicht untersucht, ich bin mir allerdings sicher, dass auch der digital divide innerhalb der Kollegien aktuell massiv zunimmt, das heißt, es gibt Gruppen von Lehrkräften, die bei Digitalität und KI weit vorne sind, aber auch solche, die sich damit gar nicht beschäftigen und die diesen größer werdenden Abstand nie mehr einholen können.

Ich zitiere aus dem Fazit der Studie:
„Die Ergebnisse der vorliegenden detaillierten Sonderauswertung zur PISA-Studie 2022 verdeutlichen, dass die selbsteingeschätzte digitale Informationskompetenz von Schüler*innen in Deutschland auf wichtigen Nachholbedarf in unterschiedlichen Bereichen hinweist. Während digitale Informationen fest im Alltag der Jugendlichen verankert sind, trauen sich die Schüler*innen oft nicht zu, digitale Informationen kritisch zu bewerten und unterlassen es, unterschiedliche Quellen auf ihre Verlässlichkeit miteinander zu vergleichen. Dies steht im Widerspruch zur wachsenden Bedeutung digitaler Informationskompetenz in einer zunehmend digital-geprägten Gesellschaft. Schulen und Lehrkräfte können hier eine Schlüsselrolle einnehmen und die digitale Informationskompetenz der Schüler*innen nachhaltig stärken.“ (S. 20)
Nur knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen billigt ihren Lehrerinnen und Lehrern die Kompetenz zu, digitale Geräte im Unterricht zu nutzen. Das ist deutlich weniger als im OECD-Durchschnitt (70 Prozent).
Auch hier ist wieder die Abhängigkeit der Kompetenz vom sozioökonomischen Status auffällig, es gelingt den Schulen nicht diese zu verringern.
Und noch ein Zitat:
„Die Hauptstudie „PISA 2022“ hatte bereits gezeigt, dass die Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland seltener als im OECD-Durchschnitt angeben, digitale Tools in ihrem Unterricht und bei den Hausaufgaben einzusetzen. Die Mehrheit der Schulleitungen hatte in der Befragung berichtet, dass die Lehrkräfte nicht genügend Zeit für die Unterrichtsvorbereitung zur Integration digitaler Medien haben und die Schulen nicht über genügend qualifiziertes Personal für den technischen Support verfügen.“
Im Kontext von digitaler Kompetenz und dem Umgang mit Fake News ist festzuhalten, dass nur 47% sich in der Lage sehen Informationen aus dem Internet qualitativ zu beurteilen und zwei Drittel diese ungeprüft in sozialen Medien teilt. Das ist fatal für den Schulfrieden, das Miteinander in der Gesellschaft und für die Demokratie.

Kommen wir zu einer Studie des Digitalverbands bitkom aus dem August 2024. Diese begegnet naturgemäß den Fähigkeiten der Kinder eher positiv. Bemerkenswert ist allerdings, dass über 90% der Sechsjährigen das Internet nutzen und über 93% der zehnjährigen soziale Netzwerke, was in den meisten Fällen eigentlich gar nicht erlaubt sein dürfte.
Insgesamt wurden hier Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren befragt, von denen 76% angeben sich mit Privatsphäreeinstellungen auszukennen, was sehr hoch wirkt. Vielleicht gehört dazu aber auch das Umgehen elterlicher Einstellungen, was man mit Youtube recht leicht erlernen kann.
Eher gering, aber es wird ja auch nur das „Hellfeld“ ausgeleuchtet, kommen mir die Zahlen zu den Hasskommentaren und zum Mobbing vor.
In der Presserklärung zur Studie äußert sich Bitkom-Präsident Wintergerst so: „ Auch wenn es ohne Kontrolle in jungen Jahren nicht geht, ist allerdings Aufklärung das wichtigste Instrument der Medienerziehung“ Das ist wohl richtig und auch hier ist dann Schule wieder gefordert, weil Eltern es, no offense, oft auch nicht besser wissen.

Rund 2.000 Menschen aller Altersklassen hat das Institut Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung zu Falschmeldungen und Desinformation befragt. Im Zentrum der Untersuchung stehen Narrative zu Russland und China, aber auch zu Impfungen, dem Klimawandel und der Corona-Pandemie, die Daten zu Jugendlichen hier stammen aus der Gruppe der 16 bis 19-Jährigen.
Wenn nur 44% der Befragten aller Altersgruppen angeben Fake News leicht zu erkennen, heißt das, dass über 50% sich damit schwer tun und wenn diese Zahl bei Jugendlichen noch höher ist, muss Schule mehr leisten. Erschreckend sind auch die anderen Zahlen, ungefähr ein Drittel der Jugendlichen glaubt nicht an den Klimawandel, an Impfstoffe oder dass China eine Demokratie sei.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung fasst das Ergebnis so zusammen:
„Die Umfrage zeigt: Wir haben das Ausmaß und die Gefahr von Desinformation in unserer Gesellschaft noch immer nicht erkannt. Junge Menschen sind deutlich empfänglicher für Desinformation und TikTok spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich chinesische und russische Desinformation weiter in unserer Mitte ausbreitet. Sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie“. Da hat sie wohl recht und stellt auch wieder einen Zusammenhang zwischen Medien- und Demokratiebildung her.

Bevor wir abschließend zu Zahlen zur Demokratie kommen, werfen wir noch einen Blick auf die Künstliche Intelligenz.
Auch bei dieser Vodafone-Studie aus diesem Jahr zeigt sich, dass Jugendliche KI für wichtig halten, diese für die Schule nutzen und knapp die Hälfte mit den Kompetenzen der Lehrkräfte unzufrieden ist. Nur ein gutes Drittel berichtet von Regularien in der Schule. Das zeigt, dass KI bei den Jugendlichen deutlich besser angekommen ist als in der Schule.
Interessant ist hier aber auch, dass der Zusammenhang zu Demokratie- und Medienbildung deutlich wird. KI verschärft die Ungleichheit in der Gesellschaft durch einen digital divide, gleichzeitig beeinträchtig sie den gesellschaftlichen Frieden und das Schulklima, indem sie Mobbing auf ein neues Level hebt. Deep Fakes ermöglichen eine ganz neue Qualität von Mobbing und da stehen wir noch am Anfang.

Kommen wir abschließend im statistischen Teil noch zu dem Aspekt der Demokratiebildung im Kontext sozialer Medien.
Das Institut für Generationenforschung hat in mehreren Erhebungswellen eine umfassende Umfrage zur aktuellen Erstwählerkohorte durchgeführt. Über mehrere Erhebungswellen hinweg, von 2024 bis Januar 2025, wurden 4.132 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik befragt.
Bemerkenswert ist hier das Ergebnis, dass sich über 90% der jungen Erwachsenen Sorgen um die Zukunft machen. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, taucht in meinem Vortrag aber nur am Rande auf. Spannend ist, dass für über 70% der Erstwählenden soziale Medien für ihr Verhältnis zu Politik wichtig sind und, dass ebenso viele junge Erwachsene den Politikern die Kompetenz im Umgang mit sozialen Medien absprechen. Denken sie nur an Scholz‘ Aktentasche.
Hellhörig muss man jedoch werden, wenn 55% angeben, dass sie sich im Gegensatz dazu von der AfD erreicht fühlen.
Laut statista hat die AfD, Stand Februar 2024, mit Abstand die meisten Followerinnen und Follower in den sozialen Medien, über 2,6 Millionen, das sind fast doppelt so viele wie die anderen Parteien zusammen haben. Auf TikTok und YouTube, bei Jugendlichen sehr beliebten Kanälen, ist die Partei weit vorne. Ebenso bei Facebook, aber das spielt für die Jugend kaum noch eine Rolle. Bei der letzten Europawahl haben 16% der 16 bis 24-Jährigen die AfD gewählt, die Partei konnte im Vergleich zu 2019 um 11% zulegen (im Gegensatz zu 5% über alle Altersgruppen). Bei der Landtagswahl in Thüringen im letzten Jahr waren es 35%, in Brandenburg 31% aus dieser Altersgruppe, die die AfD gewählt haben. Für die kommende Bundestagswahl konnte ich keine Prognosedaten finden, ich bin gespannt.
Ein Grund dafür ist die erfolgreiche Präsenz in den sozialen Medien und die mangelnde Kompetenz der anderen Parteien in diesem Bereich.
Hier wird noch einmal deutlich, dass Demokratie- und Medienbildung nicht getrennt betrachtet werden können. Jetzt muss man dazu aber auch noch wissen und bedenken, dass die Nutzung KI generierter Bilder und Filmsequenzen in Wahlkämpfen und Parteiwerbung eine zunehmende Rolle spielt und dass auch dort die AfD wieder besonders aktiv ist und ihr der der KI innewohnende cultural bias zugute kommt.

Ergänzend dazu noch Erkenntnisse aus zwei weiteren Studien, dann sind wir durch. Eine Bertelsmann-Studie von 2024 hat herausgefunden, dass das Vertrauen der 18 bis 30-Jährigen in Demokratie mit 59%, in die Regierung mit 39% und in die Medien mit 31% erschreckend gering ist.
Das passt zu den Erkenntnissen aus einer Vodafone-Studie von 2022, die ergab, dass 75% der 14 bis 24-Jährigen Politik zu schwerfällig finden und die Hälfte mit der deutschen Demokratie unzufrieden ist. Auch hier wird noch einmal deutlich, dass sich die junge Genration um ihr Zukunft sorgt und wenig Vertrauen in die Politik hat, dass diese Probleme wie den Klimawandel in den Griff bekommt.

Was ist nun das Fazit aus diesem Parforce-Ritt durch die Zahlen?
Eigentlich ist das Fazit desaströs. Wir lassen unsere Kinder und Jugendlichen alleine und sind dabei sie an Fake News und Hass zu verlieren. Das Vertrauen in die Institutionen schwindet, obwohl sich die Jugend für Politik und das Weltgeschehen interessiert. Sowohl das Elternhaus als auch die Schule und auch die Politik werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. „Wir verlieren unsere Kinder“, wie Silke Müller in ihrem gleichnamigen Bestseller feststellt und Kinder sind eine „Minderheit ohne Schutz“, wie Aladin El Mafaalani sein neues Buch betitelt. da sie und auch ihre Eltern politisch keine relevante Wählerschicht bilden, weil sie demografisch zunehmend marginalisiert werden.
Betrachten wir die einzelnen Punkte des Fazits noch etwas genauer, bevor wir zu Handlungsoptionen kommen.

Politik ist für Jugendliche nicht uninteressant, allerdings hat sich der Zugang fundamental gewandelt. Soziale Medien spielen eine zunehmend bedeutende Rolle, damit nimmt aber auch die Gefahr von Fake News und Beeinflussung durch extremistische Propaganda zu und das bei schwächer werdenden digitalen Kompetenzen und schwacher Unterstützung durch die Schulen, bei denen oft noch keine Kultur der Digitalität aufgebaut wird. Trotz des Interesses an Politik haben die Jugendlichen zu wenig Vertrauen in die Demokratie, Politiker und Medien. Klassische Zeitungen spielen kaum noch eine Rolle.

Wir wissen, dass die Nutzung des ersten Smartphones immer früher erfolgt, damit verbunden sind soziale Medien und das Internet. Das bedeutet zwangsläufig, dass immer jüngere Kinder mit Fake News, Gewalt, Extremismus und Pornographie konfrontiert werden. Für mich heißt das, dass wir noch früher mit Medien- und Demokratiebildung beginnen müssen. Wir müssen unsere Kinder so stark und resilient machen, dass sie damit umgehen können.

Dieser Einfluss von Fake News, Extremismus usw. nimmt eher zu. Andere Länder, China, Russland, aber auch die USA, versuchen online und digital Einfluss aus Wahlen und das gesellschaftliche Klima oder politische Entscheidungen zu nehmen. Dabei spielen auch Deep Fakes mit KI eine Rolle, KI kann aber noch mehr, sie kann zur Analyse von Nutzerverhalten und der Generierung von passgenauem Content genutzt werden oder Massen an Bots herstellen und dirigieren. Dies hat unmittelbaren Einfluss auf die Stabilität unserer Demokratie und das Klima an unseren Schulen.

Die eben schon angedeutete gefährliche Seite von KI, wird ums gefährlicher, wenn diese auch von Schülerinnen und Schülern vermehrt genutzt wird, aber die Kompetenzen im kritischen Umgang nicht ausreichen und die Lehrkräfte dafür nicht ausgebildet und daher nur begrenzt hilfreich sind.
KI überrollt die Schulen, es zeichnet sich aber noch keine flächendeckende Strategie ab, wie damit umgegangen werden soll. Erste Prüfungsformate, wie die klassische Hausarbeit, haben sich eigentlich schon erledigt, Hausaufgaben werden eher obsolet, aber wir haben bisher nur wenig Ahnung, was das für das Schulsystem bedeutet.
Nicht zu vernachlässigen ist der zunehmende digital divide, der eng mit der Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozioökonomischen Status zusammenhängt. Es ist wichtig zu wissen, dass auch eine erfolgreiche KI-Nutzung Geld kostet und on zuhause gestützt werden muss, was gerade in ohnehin schon abgehängten Familien nicht möglich ist.
Hinzu klommt dann noch der cultural bias, der in der KI stecht, durch den marginalisierte Gruppen weiter marginalisiert werden, weil sie in den Trainingsdaten der KI keine relevante Rolle spielen.

Deutsche Schülerinnen und Schüler werden schlechter in den Kompetenzen, die für eine Kultur der Digitalität benötigt werden, statt digital Literacy nur „click and swipe“. Das genügt nicht. Gleichzeitig haben die Schulen diese Themen zu wenig auf dem Schirm, die Lehrkräfte sind nicht hinreichend ausgebildet und ohnehin überlastet. Dazu kommt der Lehrermangel. All das gilt auch für die Schulleitungen und die Kultusbürokratie.
Das Vertrauen der Jugendlichen in Politik und Medien nimmt ab, das heißt, wir müssen uns Sorgen um unsere Demokratie machen. Das hängt natürlich mit den Fake News zusammen, aber auch damit, dass Jugendliche die Erfahrung machen, dass sie im politischen Diskurs keine sichtbare Rolle einnehmen. Das und die Zukunftssorgen der Jugend machen sie anfällig für politische und religiöse Extremisten jeglicher Couleur. Auch hier muss Schule mehr Verantwortung übernehmen.
Sie fragen sich jetzt natürlich zurecht, was Schulen noch alles machen sollen. Aber mal ehrlich, können wir es uns bei dieser Ausgangslage leisten uns nicht damit zu beschäftigen? Schule ist das Instrument der Gesellschaft zur Reproduktion von Herrschaft, wenn wir weiter eine pluralistische Demokratie wollen, müssen wir unseren Nachwuchs entsprechend ausbilden. Dafür müssen wir darüber reden, was wir in Schulen Deimplementieren können, aber das ist eine andere Debatte.
Ich hoffe, es ist deutlich geworden, warum ich glaube, dass Medien- und Demokratiebildung und digital literacy, inklusive KI, zusammen gehören und es so wichtig ist, diese zusammen und komplex zu denken und warum sich Schule dessen annehmen muss.
Die Diagnose ist also katastrophal und wenn wir die Probleme nicht angehen, rückt das rechte Szenario auf dem Eingangsbild näher. Sie erinnern sich?

Wie verhindern wir, dass die Dystopie eintritt, die sich vielleicht schon anbahnt? Was kann Schule konkret und realistisch tun?
Im zweiten Teil meines Vortrages will ich Impulse und Anregungen geben, wie wir Schule verändern können, um in Zukunft Medien-, Demokratie- und KI-Kompetenz in der Schule so zu fördern, dass wir eine optimistische Zukunft erwarten können, also die linke Seite des Bildes.
Ich glaube, dass Schule die zentrale Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft der Zukunft spielt. Hier müssen alle Kinder hin und hier werden sie gesellschaftlich zu großen Teilen sozialisiert und instruiert.
Ich werde nun zuerst auf einer eher abstrakten Ebene formulieren, wie sich Schule verändern muss und dann auf der persönlichen und systemischen Ebene konkreter werden und am Ende ganz konkrete Impulse für die Praxis setzen mit denen sie, wenn sie das denn wollen, am Montag loslegen können. Ganz am Ende gibt es noch die nötigen Links dazu.

Zunächst glaube ich, ist es wichtig, dass wir uns dafür öffnen, Schule neu zu denken.
Wir müssen uns klar machen, dass es immer weniger um reine Wissensvermittlung geht, Wissen wird durch das Internet und KI immer leichter verfügbar. Wir müssen endlich die Kompetenzen stärker in den Fokus rücken und den Umgang mit Wissen und dessen Überprüfung stärker in den Blick nehmen. Außerdem muss ein Schwerpunkt auf Demokratie- und Medienbildung in einer Kultur der Digitalität gelegt werden. Das ist eine Aufgabe für alle Lehrkräfte!
Weiter müssen Schulen echte demokratische Institutionen werden, die Bedürfnisse der Lernenden müssen ernst genommen werden, sie müssen echte Mitspracherechte bei der Gestaltung des Lernens, der Gebäude und der Strukturen bekommen. Nur wer wirklich mitbestimmt lernt demokratische Selbstwirksamkeit und vertrauen in die Funktionsweise von Demokratie.
Wir müssen akzeptieren, dass in einer immer komplexer werdenden Welt auch das Schulsystem komplexer wird. Es reicht nicht mehr Konzepte für Medien, Gewaltprävention, Suchtprävention, soziales Lernen, Methodenlernen und was es noch alles gibt, nebeneinander in den Schrank zu stellen. Wir müssen das alles zusammen denken, weil es zusammen gehört. Das ist natürlich komplex, aber Lehrkräfte können das. Dafür müssen sie sich natürlich permanent fortbilden, dafür braucht es entsprechende Ressourcen. In anderen Ländern funktioniert das ja auch.

Schulen müssen sich vernetzen, mit anderen Schulen aber auch mit anderen Bildungsträgern und Institutionen in den Kommunen, vom Gartenbauverein bis zur Volkshochschule. Dadurch lassen sich Synergien schaffen und der Blick weitet sich. Für die Schülerinnen und Schüler bieten sich außerschulische Lernorte und außerschulische Lehrende bereichern und entlasten die Schulen.
Vieles am Setting von Schule hat sich in den letzten 200 Jahren nicht geändert. Wir denken immer noch in Klassen, Fächern und Klassenarbeiten, alle Lernenden sollen im gleichen Alter, zur gleichen Zeit, im gleichen Raum, bei der gleichen Lehrkraft, im gleichen Tempo, mit dem gleichen Material, der gleichen Methode das gleiche Ziel gleich gut erreichen. Ob das je funktioniert hat, sei dahingestellt. Nach meiner Einschätzung funktioniert das immer schlechter. Alles muss auf den Prüfstand und neu gedacht werden. Das das möglich ist, zeigen real existierende Beispiel, dazu gleich mehr.
Wenn sich die Welt verändert, wie kann dann Schule stehen bleiben?
Werden wir aber erst einmal konkreter.

Was kann jede und jeder Einzelne tun?
Das Schwierigste ist, so zumindest meine Erfahrung, an Haltungen zu arbeiten. Die Rolle der Lehrkraft wandelt sich, sie wird vom Instrukteur zum Lernbegleiter oder zur Lernbegleiterin. Es geht darum die Lernenden bei ihrem Lernprozess zu unterstützen, sie zu „coachen“, ihnen beizubringen selbstorganisiert und individualisiert zu lernen. Dafür müssen wir ihnen auf Augenhöhe, frei von Adultismus und Klassismus, begegnen, sie in ihrer Persönlichkeit ernst nehmen, ihnen klar machen, dass sie ein Jemand sind und ihnen ein Growth Mindset mitgeben und ihr Potenzial erkennen und entfalten.
Wir müssen uns fortbilden, in Sachen Lernbegleitung, Potenzialentfaltung und einer Kultur der Digitalität. Diese Erkenntnisse müssen wir zur Unterstützung der Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler umsetzen.

Wir müssen jeden Lernprozess auch als Prozess für Demokratie- und Medienbildung sehen. Das geht, indem wir den Lernenden Mitbestimmungsrechte für ihren Lernprozess geben und wir sie bei schulischen Entscheidungen mitreden lassen und wenn wir in den Lernprozessen, wo es sinnvoll ist, mit Medien arbeiten, analog und digital. Lernprozesse lassen sich wunderbar mit digitalen Lernmanagementsystemen organisieren und von E-Portfolios begleiten, für so etwas finden sie hier auf der Messe Anbieter. So entsteht eine selbstverständliche Kultur der Digitalität, wie sie im „echten“ eben oft schon selbstverständlich ist.
Und zuletzt brauchen wir mehr Vernetzung und Austausch. Wir müssen mehr in Teams arbeiten und uns so gegenseitig entlasten, nicht jede Stunde, nicht jede Leistungsüberprüfung, nicht jede Unterrichtsentwicklung muss von Einzelnen immer wieder neu geplant werden. Durch gute Teamarbeit und konstruktiven Austausch lassen sich viele Ressourcen heben. Und das darf nicht am Schulzaun halt machen, das funktioniert auch mit anderen Schulen und sogar außerschulischen Partnern.

Schwieriger wird es dann auf der systemischen Ebene. Hier braucht man dann eine Schulleitung und Schulverwaltung, die Veränderungen mitträgt und man braucht ein Kollegium, das mitzieht, zumindest zu relevanten Teilen. Aber auch das geht, es gibt immer mehr Beispiele.
Elementar ist, dass man nicht einfach losrennt, das ist gefährlich. Viele gute Ideen zur Schulentwicklung verbrennen sofort, wenn sie nicht strategisch und inhaltlich klug geplant werden. Dafür ist es wichtig, sich mit Changemanagement und Organisationsentwicklung auseinander zu setzen. Dazu gibt es in allen Ländern Fort- und Ausbildungen.
Ebenso gibt es externe Begleitungen für diese Veränderungs- und Entwicklungsprozesse, teils von der Bildungsverwaltung, teils als Freelancer. Nutzen Sie das. Das sind die Profis für so etwas. Es ist keine Schande sich Profis in die Schule zu holen, mir ist ohnehin nicht klar, woher der Glaube kommt, dass Lehrkräfte und Schulleitungen alles können müssen, von der Erstellung von Hygienekonzepten bis zur Gefahrenabwehr oder Gewaltprävention. Dafür gibt es bessere externe Kräfte.
Schauen Sie über den Tellerrand, lernen Sie von Schulen, die sich schon verändert haben. Auch hier muss nicht immer das Rad neu erfunden werden. Innovative Schulen gibt es überall in Deutschland und diese kann man besuchen und sich mit ihnen vernetzen.

Verbreiten sie ihre Ideen, indem sie im Kollegium darüber reden oder Websites, Podcasts etc. empfehlen, suchen Sie sich Mitstreiterinnen und Mitstreiter, vernetzen sie Konzepte und arbeiten sie sich in die Komplexität schulischer Zusammenhänge und Konzepte ein.
Etablieren sie an Konferenzen oder pädagogischen Tagen neue Formate, die mehr Austausch ermöglichen, wie bei einem Barcamp. Platzieren sie dort innovative Schulentwicklungsthemen. Etablieren sie Mikrofortbildungen oder Fortbildungssnacks, zum Beispiel für kleine Aspekte der Digitalität, machen Sie Lust auf Neues.
Starten Sie kleine Prototypen und probieren sie gemeinsam mit Lehrkräften und/oder Lernenden neue Methoden, Prüfungsformate usw. aus. Wenn diese kleinen Projekte erfolgreich sind, entlasten und begeistern, dann breiten sie sich aus und werden zu Keimzellen der Veränderung. Aber auch hier ist es wichtig offen und transparent zu kommunizieren, bieten sie anderen an, mitzumachen, seien sie nicht böse, wenn die anderen nicht wollen. Starten sie keine „Geheimprojekte“, das fördert Argwohn.
Etablieren sie ein Qualitäts- und Projektmanagement, so arbeiten sie systematischer und zielgerichteter und sehen, ob Veränderungen wirksam sind. Auch hier gibt es Fortbildungen und externe Begleitung.
Wichtig ist: Veränderung braucht Zeit! Die komplette Neuausrichtung eines Systems kann durchaus fünf bis zehn Jahre dauern und verläuft nie gradlinig und problemlos, das müssen sie aushalten.

Ich kann es nicht oft genug sagen: Vernetzen sie sich! Das gibt Kraft, Orientierung und Rückhalt.
Es gibt bestehende Netzwerke zur Schulreform, die in Präsenz digital Fortbildungen und Workshops anbieten, dazu mehr auf der nächsten Folie.
Nutzen Sie soziale Netzwerke, ich profitiere persönlich sehr von BlueSky, dort sind viele fortschrittliche und digitalaffine Lehrkräfte vernetzt und tauschen sich über neue Ideen und Entwicklungen aus oder stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Es gibt ein paar sehr gute Bücher zu Schulentwicklungsthemen in allen möglichen Varianten vom kleinen erbaulichen Bericht aus der Best Practice, bis zu dicken Wälzern mit Theorie zur Organisationsentwicklung.
Es gibt tolle Podcasts und Filme, die Lust auf Veränderung machen und von erfolgreichen Veränderungsprozessen erzählen.
Besuchen Sie Veranstaltungen mit Gleichgesinnten, das macht Lust und zeigt, dass man mit seinen Wünschen und  Sorgen nicht alleine ist.
Schauen sie sich gelungene Beispiele an, fahren sie mit Kolleginnen und Kollegen oder der Schulleitung in eine Schule, die ein innovatives Konzept entwickelt hat und schauen sie sich das vor Ort an.
Zum Beispiel können sie sich bei den Trägerschulen des Deutschen Schulpreis umschauen, das geht vor Ort, aber auch im Internet oder in entsprechenden Veröffentlichungen.

Jetzt wird es ganz konkret! Das sind aber nur Beispiele, die Links kommen auf der übernächsten Folie, mehr gibt es auf meiner Homepage und natürlich im  Netz.
Netzwerke zur Schulreform: Schulen im Aufbruch bietet Entwicklungsbegleitung an und basiert auf den Ideen von Margret Rasfeld, damit verbunden ist der Freiday, BeWirken bietet auch Unterstützung bei der Schultransformation an, mit dem Programm UnlearnSchool gelingt der Wandel zu einer Schulkultur mit Lernbegleitung, die Breuninger-Stiftung von Helga Breuninger und die Pioneers of Education von Silke Weiss bieten ebenfalls Coachingprogramme und Workshops und unterstützen Veränderungsprozesse.
Soziale Netzwerke zur Inspiration nutzen: Es gibt bei BlueSky, Instagram, Threads oder LinkedIn Lehrkräftebubbles, die neue Mitglieder mit offenen Armen empfangen. Die Schwelle ist wirklich niedrig, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Mein Social Media-Hub ist das BlueLZ auf BlueSky. Ich bin in den sozialen Medien selbst erst seit zweieinhalb Jahren aktiv und habe dort so viel gelernt und so wichtige Kontakte geknüpft.
Einschlägige Literatur lesen: Das sind nur ein paar Autorinnen und Autoren, die mich inspiriert haben, mehr gibt es auf meiner Homepage.

Podcasts, Filme: Podcasts lassen sich wunderbar beim Putzen oder Autofahren hören, File können sehr inspirierend sein. „Treibhäuser der Zukunft“ ist schon etwas älter, aber eigentlich Pflichtprogramm für Lehrkräfte. Den Film gibt es auf YouTube. „Bratsch – Ein Dorf macht Schule“ gibt es noch bis zum 28. Februar in der Mediathek von 3Sat, Radical gibt es auf DVD.
Veranstaltungen: Hier auf der Didacta kann man auch zahlreiche Inspirationen mitnehmen, empfehlenswert ist auch die jährliche Tagung der Mobilen Schule in Hannover. Es soll wohl auch eine Neuauflage des PxP-Festivals in Berlin geben mit Workshops, Vorträgen, Ständen und Musikprogramm. Jährlich findet auch der Deutsche Schulleitungskongress in Düsseldorf statt, nicht ganz günstig, aber mit hochkarätigem Speaker- und Workshop-Programm. Neu auf dem Markt ist das Futuromundo von Leonard Sommer diesen Sommer in Stuttgart.
Best Practice: Schauen sie sich die Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe, die Alemannenschule in Wutöschingen, eine der vielen anderen innovativen Schulen an, das sind die lebenden Beweise dafür, das Veränderung möglich ist und Schule zeitgemäß und wohltuend sein kann.

Zum Abschluss noch fünf ganz konkrete Projekte als Beispiele für ein gute Praxis:
DemoKI: Projekt der Friedensschule Osnabrück zur Verbindung von KI und Demokratie, sehr spannend und am Laufen.
Aula: Eine von von Marina Weisband gegründete Initiative, die praktische Demokratie und Digitalität in Schule vereint, mit Aula lassen sich demokratische Strukturen etablieren und digital organisieren.
WSH: Beispiel für eine Schule mit Kultur der Digitalität Die erste digitale Schule Niedersachsens. Dort gab es die ersten Tablet-Klassen, Schulleiterin ist Silke Müller, vielleicht dem einen oder der anderen als Autorin oder Redmerin bekannt.
Auch der Rote Salon der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe ist ein tolles Projekt, bei dem Schulentwicklung unter Beteiligung der ganzen Schulgemeinschaft und sogar des Stadtteils stattfindet.
Und zuletzt der Freiday, bei dem ein Tag in der Woche kein klassischer Unterricht stattfindet, sondern im Sinne von schülerorientiertem Projektlernen, orientiert an den SDG, Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit erfahren.
Es gibt noch viele andere tolle Ideen, die hier den Rahmen sprengen würden wie das Fach Verantwortung oder das Leolab der Leonore-Goldschmidt-Schule in Hannover. Zum Thema KI muss man noch die Homepages von Joscha Falck, Manuel Flick, Hauke Pöhlert und Florian Nuxoll empfehlen, zur Medienbildung die zahlreichen Homepages wir Klicksafe und so weiter. All das würde aber den Rahmen sprengen.
Auf meiner Homepage gibt es dazu kuratierte Linksammlungen, eine Bücherliste, einen Newsletter, einen Blog und mehr. Ich freue mich, wenn sie vorbeischauen. Dort gibt es nach dem Wochenende dann auch diese Präsentation samt Vortragstext im Blog.

Hier gibt es die Links zu den konkreten Impulsen.
https://schule-im-aufbruch.de/, https://bewirken.org/, https://www.helga-breuninger-stiftung.de/, https://pioneersofeducation.online/
https://bsky.app/, https://www.instagram.com/, https://www.threads.net/, https://www.linkedin.com/
https://www.schulmun.de/buchtipps/
https://trello.com/b/7kLElfqe/podcast-box-bildung (Übersicht von Sebastian Staack)
https://www.didacta.de/, https://mobileschule-tagung.de/, https://pxp.one/festival/, https://deutscher-schulleitungskongress.de/, https://www.futuromundo.com/
https://www.ers-karlsruhe.de/, https://asw-wutoeschingen.de/, https://leonore-goldschmidt-schule.de/, https://www.wsh-hatten.de/
https://www.deutscher-schulpreis.de/

Und die Quellen zu den genutzten Studien.
•JIM-Studie 2024: https://mpfs.de/app/uploads/2024/11/JIM_2024_PDF_barrierearm.pdf
•ICILS-Studie 2023: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4941
•Sonderausw. PISA: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4993
•Bitkom 2024: https://www.bitkom.org/print/pdf/node/21985
•FNS 2025: https://www.freiheit.org/sites/default/files/2025-01/tabellenband_umfrage-desinformation_fnf_0.pdf
•Vodafone 2025: https://www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2025/01/KI_an_europaeischen_Schulen_IPSOS_DE-1.pdf
•Bertelsmann 2024: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/jung-kritisch-demokratisch
•Vodafone 2022: https://www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2022/04/Jugendstudie-2022_Vodafone-Stiftung.pdf
•Jugendwahlstudie 2025: https://www.generation-thinking.de/post/jugendwahlstudie-2025

Wer sich mit mir vernetzen will, kann das gerne tun. Einfach den QR-Code scannen und dann gibt es alle Vernetzungsmöglichkeiten in einem Linktree.
Ich hoffe, mein Vortrag war in irgendeiner Weise hilfreich, mir war es in jedem Fall ein Vergnügen.
Einen Punkt habe ich noch 😉 Ich glaube, dass die Realität an Schule sogar noch viel komplexer ist. Wir haben nämlich noch gar nicht über psychische und physische Gesundheit, Radikalisierung, Bubbles, Echokammern, Ernährung, soziales Lernen und so vieles mehr gesprochen. Dazu vielleicht beim nächsten mal mehr!
Vielen Dank, vernetzen sie sich und denken sie komplex!

Newsletter 24/25-11, 14.02.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe im letzten Newsletter ja schon angekündigt, dass es in diesem Newsletter um Zeugnisse und Noten gehen soll.
Noten haben eine Funktion in der Bildungs- und Arbeitswelt, sie sollen selektieren und kategorisieren, sie suggerieren Objektivität und Vergleichbarkeit und stellen Berechtigungshürden für bestimmte Abschlüsse oder (hoch-)schulische Zugänge dar.
Die Empirie zeugt allerdings, dass das in der Realität nicht ganz so einfach ist. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Noten nicht objektiv und daher auch nicht vergleichbar sind. Ich verzichte jetzt darauf diese hier zu zitieren, wer mehr dazu wissen will, kann hier (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/das-sagt-die-wissenschaft-ueber-noten/) oder hier (https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/213307/das-dilemma-mit-den-schulnoten/) anfangen zu recherchieren.
Noten und Zeugnisse sind vor allem Momentaufnahmen, sie sagen bestenfalls etwas über einen aktuellen Leistungsstand aus, aber nichts darüber, wie er zustande gekommen ist. Was ist eine bessere Leistung? Die 1 in Musik einer Tochter einer Konzertpianistin, die seit dem 3. Lebensjahr Geige spielt (jeden Respekt dafür!) oder die vier in Geschichte des vor einem halben Jahr in die Regelklasse in der Hauptschule integrierten Geflüchteten, der bis vor zwei Jahren noch kein Deutsch gesprochen hat und auch noch nie etwas von europäischer Geschichte im Mittelalter gehört hat?
Noten und Zeugnisse taugen auch nur sehr bedingt für eine berufliche oder soziale Zukunftsprognose. Die meisten Noten werden in Phasen des körperlichen, seelischen und kognitiven Reifungsprozesses vergeben und sagen daher eher weniger aus. Jeder kenn Beispiele von Menschen, die mit vermeintlich niederem oder gar keinem Abschluss fulminante Leistungen erbracht haben. Gerade neurodivergente Kinder kommen oft kaum mit dem Schulsystem zurecht, sind aber häufig die Kreativen, die wir im Leben brauchen.
Noten treffen aktuell auf eine Gesellschaft in einem enormen Transformationsprozess. Wissen, das früher noch mühsam memoriert werden musste, um es verfügbar zu halten, steht mittlerweile quasi in der Hosentasche zur Verfügung, selbst Prozesse für Reparaturen oder mathematische Operationen sind in Tutorials ubiquitär. Es kommt also zunehmend auf die Anwendung und den Prozess des Lernens an, darauf, wie ich in der Lage bin dieses Wissen zu verknüpfen, zu konstruieren und wieder zu dekonstruieren, ich muss in der Lage sein, dass Wissen kritisch zu hinterfragen und damit kreativ umzugehen.
Diese komplexe und kompetenzorientierte Dimension der Fähigkeiten lässt sich nicht mehr auf Ziffernnoten reduzieren, hier bedarf es in Schulen formativem Feedback und Prozessbegleitung durch Lehrkräfte.
Dazu kommt dann noch eine weitere Dimension: Dieses Wissen lässt sich nicht mehr in Fächern kategorisieren, sondern es muss über Fächer hinweg vernetzt gedacht und angewendet werden.
Ein weiteres Problemfeld bei Noten ist, dass sie nur einen (überkommenen?) Wissenskanon abdecken, der im 19. Jahrhundert entstanden ist. Noten sagen nichts über soziale Fähigkeiten oder nicht zu Kompetenzen im Bereich Modellbau oder zu kollaborativen und kommunikativen Fähigkeiten.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass wir ein Noten- und Selektionssystem in der Schule anwenden, das vielleicht in einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft seine Berechtigung hatte, aber zunehmend nicht mehr kompatibel mit den globalen Veränderungen ist. Warum sonst legen große und renommierte Firmen, aber auch Handwerksbetriebe zunehmend weniger Wert auf Zeugnisse und veranstalten Assessment-Center oder lassen Probearbeiten? Vielleicht weil die Fähigkeit auswendig gelerntes Wissen in mehrstündigen Klausuren in Einzelarbeit wiederzugeben wenig mit der beruflichen Realität zu tun hat? Ich frage ja nur…

Ihr

Erik Grundmann

Warnung
Wir finden in letzter Zeit gelegentlich leere Dosen und Überreste von so genannten Nicopds auf dem Schulgelände, das sind kleine hochkonzentrierte Nikotin-Pads, die man sich hinter die Lippe in den Mund klemmt. Die Produkte sind teilweise verboten und ab 18. Mehr dazu gibt es zum Beispiel hier: https://www.deutschlandfunk.de/snus-pouches-nicopods-warum-gesundheitsexperten-vor-nikotinbeuteln-gerade-bei-jugendlichen-warnen-100.html oder hier https://www.dak.de/dak/gesundheit/psychische-gesundheit/sucht/nikotinbeutel_87164.

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Spezialsammlung zur Bundestagswahl
Ich stelle hier einige interessante Seiten zur Bundestagswahl zusammen.
Der bekannte und beliebte Wal-O-Mat der BpB ist hier zu finden: https://www.wahl-o-mat.de/bundestagswahl2025/app/main_app.html. Wichtig zu wissen ist, dass hier nur Parteiprogramme, bzw. offizielle Positionen ausgewertet werden.
Am tatsächlichen Abstimmungsverhalten der Parteien im Bundestag orientiert sich der Real-O-Mat https://real-o-mat.de/ von „Frag den Staat“. Auch hier handelt es sich natürlich um eine Themenauswahl, die der Komplexität der Realität nicht gerecht werden kann.
Wahl.Chat ist ein KI-Chatbot, der es auf der Basis von Parteiprogrammen und anderen Informationen ermöglicht, „individuelle“ Fragen an die Parteien zu stellen: https://wahl.chat/. Auch hier ist natürlich Vorsicht geboten, KI neigt zum Halluzinieren.
Mit https://www.kandidierendencheck.de/bundestag von abgeordnetenwatch.de kann man die Kandidierenden aus dem eigenen Wahlkreis unter die Lupe nehmen.
All dies sind verkürzte Wege sich mit Politik auseinanderzusetzen, für eine wirklich seriöse Urteilsbildung müssen die Parteiprogramme studiert und die aktuellen Entwicklungen über seriöse Nachrichtenquellen dauerhaft verfolgt werden.
Ein interessantes Projekt ist auch https://bundestagswahl.ai/.

Interessantes
Am Montag kam der erste Teil der neuen SINUS-Studie 2024/2025 zum Thema „Zuversicht“ raus. Die Jugendlichen haben große Angst vor Krieg, Populismus und Extremismus, sehen die Zukunft Deutschlands und der Welt überwiegend pessimistisch, sind aber mit ihrem Leben zufrieden und optimistisch, was ihre persönliche Zukunft angeht: https://www.barmer.de/resource/blob/1295344/a7f57a64d056b7e6dd12b885eff681c6/sinus-studie-jugendbericht-2024-2025-kapitel-zuversicht-data.pdf.
Marlen Buri aus der Schweiz startet im Rahmen einer Weiterbilddung einen Blog zum Selbstregulierten Lernen: https://marlenburi.lilo.page/.
In seiner Kolumne bei t-online schreibt Bob Blume über das Fehlen der Interessen von Kindern und Jugendlichen im aktuellen Wahlkampf: https://www.t-online.de/leben/kolumne-bob-blume/id_100592168/bundestagswahl-die-zukunft-von-deutschland-wird-vergessen.html. Siehe dazu auch die Buchempfehlung im letzten Newsletter.
Dieter Dohmen sieht im ntv-Podcast den Kollaps des Schulsystems: https://www.n-tv.de/panorama/Der-Absturz-der-Friedrich-Bergius-Schule-Das-Schulsystem-befindet-sich-mitten-im-Kollaps-article25542935.html.
Am 11.02. war „Safer Internet Day“, Infos hierzu gibt es zum Beispiel bei der ohnehin sehr empfehlenswerten Seite „Klicksafe“: https://www.klicksafe.de/sid25.
Bei der Bundestagswahl mischen im Wahlkampf KI-generierte Fakeprofile, besonders von jungen Frauen, mit Fakenews mit: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/rechte-ki-influencer-100.html. (Eigentlich müsste dieser Link in die Kategorie Social Media und/oder KI, was zeigt, dass die Zusammenhänge immer deutlich werden, naja, interessant ist es allemal, denn es unterstreicht noch einmal, wie wichtig Demokratie- und Medienbildung sind!).
Die Zeitbild-Stiftung hat ein digitales Buch der Demokratie herausgegeben, in dem um das Aufdecken von Verschwörungstheorien geht: https://www.zeitbild-stiftung.de/projekte/buchderdemokratie/.
„Brand eins“ erzählt die wunderbare Geschichte von „Tumo“ einem innovativen Lernkonzept aus Armenien, das mittlerweile die Welt erobert: https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2025/kommunikation-in-nervoesen-zeiten/armenien-ein-land-im-lernfieber. In Frankfurt am Main entsteht übrigens gerade auch ein Tumo-Zentrum: https://www.tumoffm.de/.

Smartphone und Social Media
Bei jüngeren und TikTok-affinen Kindern und Jugendlichen wird aktuell der Song „Sigma Boy“ gehyped. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat dazu einen Interessanten Artikel mit Hintergrundinformationen bereitgestellt (Spoiler: Es geht um Russland, toxische Männlichkeit und Hypemuster in sozialen Medien): https://www.rnd.de/wirtschaft/sigma-boy-auf-tiktok-warum-ein-russischer-popsong-die-sozialen-medien-erobert-6ZQTSWVB6ZCUJGIUMQJ5HPT4OI.html.
Viele Kinder und Jugendliche nutzen die Spieleplattform Roblox, doch auch diese Plattform wird u.a. für Cybergrooming missbraucht (siehe auch die Sehempfehlung): https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/roblox-cybergrooming-online-spiele-100.html.
Sehr gute Analyse der Hessenschau zu Desinformationskampagnen zur Wahlbeeinflussung auf Social Media: https://www.hessenschau.de/politik/bundestagswahl/bundestagswahl-wie-desinformation-auf-social-media-waehler-beeinflusst-v1,btw25-desinformation-100.html.
Neuneinhalb zeigt in der ARD-Mediathek einmal wie man TikTok zur Information nutzen kann: https://www.ardmediathek.de/video/neuneinhalb/informieren-auf-tiktok-so-geht-s/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtNzk0MGQxNmUtZmI3MS00MWJmLWJhZWQtZTIxZWQ0NWE5Y2Q5?isChildContent.
Der Kompetenzverbund lernen:digital veranstaltet einen Community Call zum Thema „Smarter ohne Phone? Die Nutzung von Handy und Social Media in der Schule“ mit spannenden Speakern. Anmeldung über: https://lernen.digital/veranstaltungen/smarter-ohne-phone-die-nutzung-von-handy-und-social-media-in-der-schule/.

KI
Doris Weßels schreibt im Blog von FelloFish über KI-Agentensysteme, die weit autonomer agieren als Chatbots. Ich habe schon mehrfach gelesen und gehört, dass diese Agentensysteme das neue heiße Ding in 2025 werden sollen, also besser jetzt noch etwas schlau machen: https://www.fellofish.com/blog/agentic-learning-workflows-aufbruch-in-neue-bildungswelten.
Es gibt einen neuen KI-Detektor, speziell für deutsche Texte, ein Schnelltest war überraschend gut. 1000 Zeichen können kostenlos und ohne Anmeldung getestet werden. Sicher nicht gerichtsfest, aber vielleicht eine Hilfe: https://www.detectora.de/.
Im Blog „KI im Klassenzimmer“ von „Der Standard“ geht es dieses Mal um den Einfluss von KI auf Korrekturen: https://www.derstandard.at/story/3000000252004/ki-statt-rotstift.
KI erweckt nicht nur Tote zum Leben, sondern nimmt auch Einfluss auf unsere Erinnerungskultur, doch dabei ist Vorsicht geboten. Der NDR berichtet am Beispiel von Anne Frank: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/kulturjournal/Anne-Frank-als-KI-Version-Erinnerungskultur-im-Wandel,kulturjournal9992.html.

Tipps für den Unterricht
Heute gibt es mal eine tolle Seite für den Physikunterricht! Michael Freeman stellt auf seiner Seite anschauliches und vor allem interaktives Material zu verschiedenen Themenbereichen aus der Physik zur Verfügung. Ist zwar auf Englisch, aber gut: https://sites.google.com/view/afreeparticle/interactives.
Er arbeitet dabei häufig mit desmos, einem Tool zur interaktiven Visualisierung mathematischer Funktionen: https://www.desmos.com/?lang=de. Und wenn wir gerade dabei sind, könnte auch diese Seite für Mathematik interessant sein: https://de.mathigon.org/.
Stefan vom Podcast „Laberfach“ hat seine Materialen zu „Woyzeck“ geteilt: https://www.laberfach.de/2025/02/08/mat02/. Siehe auch Hörempfehlung.
Auch für Sportlehrkräfte ist heute etwas dabei. QUA-LIS NRW hat eine Taskcard zu Apps und digitalen Medien im Sportunterricht erstellt: https://www.taskcards.de/#/board/fd07b560-173e-4202-bd11-d256b3f7434b/view.
Elke Höfler von der Uni Graz hat eine wunderbare Übersicht über Mythen und unsichtbare Effekte beim Lernen erstellt: https://digitalanalog.at/lernen/von-matthaeus-bis-matilda-wie-unsichtbare-effekte-unser-lernen-beeinflussen/.
Das Deutsche Schulportal stellt eine Studie zum Üben vor, die für „verschachteltes Üben“ wirbt: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/warum-verschachteltes-ueben-so-nachhaltig-ist/.
Niels Winkelmann hat einen wunderbaren Blogbeitrag zur Arbeit mit Taskcards bei der Abiturvorbereitung in einer Kultur der Digitalität geschrieben: https://digilog.blog/2025/02/12/wiederholen-mit-taskcards/.

Leseempfehlung
Um den ganzen dystopischen Entwicklungen in der Realität etwas entgegenzusetzen, empfehle dieses Mal „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen“ der Ökonomin Maja Göpel (Berlin 2022), die uns zeigt, wie wir es in eine lebenswerte Zukunft schaffen können.

Hörempfehlung
Aladin El Mafaalani ist zu Gast bei Isabell Probsts Podcast und spricht über seine Vergangenheit als Lehrer und die Zukunft des Schulsystems: https://lifeafterlehramt.podigee.io/32-aladin-el-mafaalani.
Für alle Deutsch-Lehrkräfte, Deutsch-Schülerinnen und -Schüler oder zum Lernen fürs Abitur ist der Podcast „Laberfach“ eine unbedingte Empfehlung: https://www.laberfach.de/.

Sehempfehlung
ZDF-Doku zu den Gefahren auf Roblox: https://www.zdf.de/dokumentation/die-spur/roblox-kinderspiel-online-gefahr-100.html.

Veranstaltungsempfehlung
Safe the Date! Es ist mir gelungen am 30.09.2025 Silke Müller mit Ihrem Vortrag zu Gefahren im Netz ins Bürgerhaus Dreieich zu holen! Infos zu Silke Müller gibt es hier: https://silkemueller.com/. Nähere Infos zu Ticketing etc. folgen.

Spaß im Netz
Heute gibt es einen polyglotten Liebesliedgenerator von Bodo Wartke: https://www.bodowartke.de/liebesliedgenerator/de/. Vielen Dank an die Kollegin Reinelt für den tollen Tipp!

Newsletter 24/25-09, 17.01.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ein neues Jahr beginnt und damit viele neue Chancen.
ich glaube, dass 2025 für die Weibelfeldschule ein wichtiges Jahr wird (und für die gesamte Welt).
Wir haben im vergangenen Jahr mit der Gründung der DNA-Gruppe, der stärkeren Einbeziehung von Schülerinnen, Schülern und Eltern, der Umwandlung in eine Selbstständige Schule und zunehmender Vernetzung eine gute Basis für unsere Weiterentwicklung 2025 geschaffen. Wir werden die begonnenen Prozesse fortführen und wichtige Weichen stellen, zum Beispiel bei der Handynutzung, der Gewaltprävention, beim Hauptschulkonzept und letztlich bei der Professionalisierung unser aller Haltung.
Zum Thema Haltung hat Micha Pallesche kürzlich auf LinkedIn einen Beitrag geschrieben. Er bezieht sich auf Katrin Halfmann, mit der ich mich im Newsletter 24/25-05 (https://www.schulmun.de/2024/11/07/newsletter-24-25-05-01-11-2024/) auseinandergesetzt habe und kommt zu folgendem Schluss:
„Bislang verstehen sich Lehrende in der Breite noch immer als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer, deren zentrale Aufgabe es ist, bestehende Inhalte, Wissen, Regeln, Kultur und Bedeutung an Schülerinnen und Schüler zu vermitteln (vgl. Allert und Asmussen 2017, 49f.) Transformationsprozesse vor dem Hintergrund des oben formulierten Haltungsbegriffes, gelingen jedoch nur in Gemeinschaft. Das Rollenverständnis von Lehrenden als Einzelkämpfer muss daher überwunden werden. Es geht vielmehr darum, sich kooperativ in Teamstrukturen als Gestalterin oder Gestalter von Lernprozessen zu betrachten, die wiederum Schülerinnen und Schüler befähigen, sich aktiv und gemeinschaftlich den Veränderungsprozessen und Herausforderungen unserer Gesellschaft zu stellen, diese mitzugestalten und durch das Verständnis eines kollektiven Haltungsbegriffs Kultur zu schaffen.“ (https://www.linkedin.com/pulse/haltung-ist-das-eigentlich-micha-pallesche-1e/).
Genau so sehe ich das auch!
Ich wünsche mir ehrliche, offene und konstruktive Debatten für unsere weitere Schulentwicklung. Stillstand ist keine Option. Mein persönlicher Fokus liegt neben mehr selbstorganisiertem Lernen und Feedback für die Lernenden auf mehr Demokratie- und Medienbildung.
Außerdem muss es uns gelingen mehr Raum für Austausch zur Schulentwicklung und zu pädagogischen Aspekten zu schaffen. Daher (vgl. die entsprechenden Links unten) müssen wir gleichzeitig versuchen Arbeitsschritte und -routinen zu identifizieren, bei denen wir De-Implementieren können. Wir müssen Handlungsfelder identifizieren, und dazu gehören meiner Meinung nach zum Beispiel Aufsicht und Durchsetzung von Schulregeln, die wir in den Fokus nehmen und durchsetzen. Für all das brauchen wir eine Professionalisierung im Bereich von (evidenzbasiertem) Qualitäts- und Projektmanagement.
Ein weiteres wichtiges Thema wird das Schulklima sein. Ich fürchte, dass negative Aspekte beim gesellschaftlichen Klima auf die Schule ausstrahlen und wir deshalb pädagogisch noch mehr gefordert werden. Darauf sollten wir uns vorbereiten. Wichtig ist auch hierbei, dass wir uns eng abstimmen und situativ und agil reagieren.
Wir wissen aus der Organisationsentwicklung, dass Change-Management auch mit Widerständen und Arbeit verbunden ist. Wir sind jetzt in der Phase, in der wir erste Fernziele ins Auge fassen müssen und ins Handeln kommen sollten. Wenn wir auch in zehn Jahren noch in der Lage sein wollen unsere Arbeit gern und gut zu machen, müssen wir die Entwicklungen in der Gesellschaft, der Wissenschaft und der Technik annehmen und in unserer Arbeit aufnehmen. Wir erleben gerade überall disruptive und tiefgreifende Veränderungen wie schon lange nicht mehr, darauf müssen wir reagieren. Packen wir es an!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Das Deutsche Schulportal bietet einen Überblick über wichtige Termine für Schulen 2025: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/das-kommt-2025-auf-die-schulen-zu/. Und Lehrer News zeigt einen Rückblick auf 2024: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/krisenjahr-bildung-ein-rueckblick-auf-die-bildungspolitik-2024.
Michael Drabe hat eine Serie mit einem „Plädoyer für datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung“ gestartet. Ich finde, daran kann sich jede Schule orientieren: https://schule-in-der-digitalen-welt.de/1-evaluation/.
Hauke Pölert bloggt über die Sinnlosigkeit von Korrekturen und die Sinnhaftigkeit von Feedback: https://unterrichten.digital/2025/01/06/korrekturen-feedback-de-implementierung-wisniewski/. (Vgl. dazu auch die Hörempfehlung zum Podcast von Bob Blume)
Die Medienanstalt für Baden-Württemberg fasst die JIM-Stuide 2024 zusammen: https://www.lfk.de/forschung/mediennutzungsstudien/jim-studie-2024.
Interessant: Unterschiedliche Perspektiven auf die Rolle von Schulaufsicht aus Berlin und Niedersachsen: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/schulaufsicht-koennte-so-viel-mehr-sein-als-nur-kontrolle/.
Christian Füller berichtet vom Modell der „Lausitzer Lehrprobe“, bei dem Lehramtsstudierende schon früh an Schulen eingesetzt und dabei professionell begleitet werden: https://pisaversteher.com/2024/12/27/lausitzer-lehrprobe-breitet-sich-aus/.
David Epstein beschreibt in seinem Blog „The Christmas Tree Effect“ und warum wir nicht immer nur Dinge implementieren können, sondern auch Deimplementieren müssen: https://davidepstein.substack.com/p/the-christmas-tree-effect.
Tim Engartner hat auf heise.de ein kluges Interview zu Big Tech, Digitalisierung und Prioritäten in Schulen gegeben: https://www.heise.de/hintergrund/Raus-aus-der-Bildungsfalle-Warum-Digitalisierung-kein-Allheilmittel-ist-10218738.html.
Bei Wolters Kluwer kann man die „Zukunftsstudie Schulmanagement 2024 – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ herunterladen: https://www.wolterskluwer.com/de-de/know/zukunftsstudie-schulmanagement-2024.
Der https://www.kuketz-blog.de/ ist eine gute Anlaufstelle für viele Datenschutzfragen, auch im schulischen Kontext.

Smartphone und Social Media
„Brain-Rot“ ist das Oxford-Wort des Jahres 2024 und ist mittlerweile durch Studien belegt, dazu der Standard: https://www.derstandard.at/story/3000000251107/brain-rot-durch-social-media-ist-medizinisch-nachweisbar und El Pais: https://english.elpais.com/technology/2024-12-26/the-effects-of-brain-rot-how-junk-content-is-damaging-our-minds.html.
Johannes Drosdowski kritisiert in der taz die sich anbahnende „Verbotskultur auf Social Media“: https://taz.de/Verbotskultur-auf-Social-Media/!6052977/.
Kritisch sieht das auch Sebastian Meineck bei netzpolitik.org: https://netzpolitik.org/2024/social-media-verbot-in-australien-jugendschutz-nach-dem-prinzip-ohrfeige/.
Eine weitere Kritik von Philippe Wampfler richtet sich explizit an Jonathan Haidt: https://schulesocialmedia.com/2024/09/19/das-problem-mit-generation-von-angst-von-jonathan-haidt/.
Haidt wiederum fordert bei „wired“ Politik und Tech-Firmen zum Handeln auf und erwartet in 2025 große Veränderungen: https://www.wired.com/story/digital-social-media-safeguards-children-policy/.
Die taz zur Ausbeutung von „Clickworkern“ in Afrika, die sich mit einer Klage gegen Meta wehren: https://taz.de/Meta-Mitarbeitende-in-Kenia-wehren-sich/!6058005/.

KI
Bericht des Deutschen Schulportals über zwei Studien zum Nutzen und Schaden von KI beim Lernen: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/wann-ki-beim-lernen-hilft-und-wann-sie-schadet/. Spoiler: Entscheidend ist, wie und wofür KI genutzt wird. Das sieht auch Ulrike Cress in Forschung & Lehre so: https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/ki-kann-lernende-unterstuetzen-oder-ihre-anstrengungen-verhindern-6811.
Die TU-München stellt eine Metastudie zu Chatbots im Unterricht vor. Chatbots sind geeignet argumentative Lernprozesse zu strukturieren, als Lernassistent und Prüfungsleistungen zu fördern, sowie das Behalten und die Lernbereitschaft. Unklar ist, ob auch kritisches Denken gefördert werden kann und inwiefern sich ein Neuigkeitseffekt zeigt: https://www.clearinghouse.edu.tum.de/lehrstrategien/chatbots-im-unterricht-welche-lernergebnisse-werden-unterstuetzt/.
Daniel Borowski sammelt in einer TaskCard Tipps und Beispiele zu KI-Tutoren: https://hb.taskcards.app/#/board/1ac2ccb7-00a6-4a1f-9ee6-adcffc7355bd/view?token=1ee7ba94-2eaa-4717-886c-464cc5889dce.
Bob Blume hat bei einer Klassenarbeit die Nutzung von KI zugelassen und schildert hier seine Erfahrungen: https://deutsches-schulportal.de/kolumnen/bob-blume-kuenstliche-intelligenz-in-klassenarbeiten-ein-schritt-in-die-zukunft/. Ich habe das im November auch bereits bei einer E-Phase im Abendgymnasium getestet, mein Erfahrungsbericht findet sich hier: https://www.schulmun.de/2025/01/06/2024-28-open-book-klausur-mit-ki-nutzung-ein-erfahrungsbericht/.
Der Guardian setzt sich kritisch mit dem Trend auseinander Chatbots als Life-Coaches zu nutzen: https://www.theguardian.com/technology/2024/dec/03/the-chatgpt-secret-is-that-text-message-from-your-friend-your-lover-or-a-robot?mc_cid=b02d9505a5.
Bei https://theyseeyourphotos.com/ kann man ausprobieren, was eine KI alles über eine Person aus einem einzigen Foto herauslesen kann.

Tipps für den Unterricht
Mundo ist die offene Bildungsmediathek der Länder mit zahlreichen kuratierten Materialien für den Unterricht: https://mundo.schule/.
Die Initiative #UseTheNews hat ein Whitepaper für Schulen mit zahlreichen Materialen zur Förderung von Nachrichtenkompetenz veröffentlicht (Link im Text): https://deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/whitepaper-fuer-schulen-zur-foerderung-von-nachrichtenkompetenz/. Der Grundstock für die Module stammt übrigens aus den Empfehlungen des Vereins „Journalismus macht Schule“, dem ich beitreten will.
Joscha Falck und Manuel Flick haben einen Leitfaden zur Aufgabenkultur mit KI und Downloadmaterial herausgegeben: https://joschafalck.de/leitfaden-aufgaben/.
Materialien zu 3D-Druck im Unterricht gibt es bei AppCamps: https://appcamps.de/2022/12/13/3d-druck-im-unterricht/.
Das Konzept von CultureNature Literacy (CNL) setzt auf kulturelle Nachhaltigkeit und will Mut machende Zukunftsbilder, nicht Katastrophenszenarien vermitteln: https://cnl.ph-noe.ac.at/.
Hier gibt es eine einfach zu nutzende digitale „Argumentationswippe“: https://argumentationswippe.de/#.

Leseempfehlung
Ich habe den neuen Harari jetzt tatsächlich gelesen und bleibe bei meiner Empfehlung, ein Kollege aus der Geschichtsfachschaft hat sogar dazu aufgerufen, dass Buch im Kollegium zu diskutieren.
Dieses Mal möchte ich das neue Buch von Margret Rasfeld und Ute Puder empfehlen: Das Schuldrama, und wie wir unsere Kinder für die Zukunft stärken, bene! Verlag 2024. Rasfeld und Puder analysieren schonungslos die Schwächen des Bildungssystems und zeigen mit konkreten Beispielen auf, wie es besser geht. Ein wunderbarer Einstieg in die Notwendigkeit einer Reform des Bildungssystems.

Hörempfehlung
Owen Henkel & Libby Hills betreiben den Podcast „Ed-Technical“, der sich mit KI in der Bildung beschäftigt. Besonders interessant sind die Folgen zu Google und KI in der Bildung: https://open.spotify.com/show/3AYZ7qUVTMnRqQsoNTFCVU.
Stefan Ruppaner im Radikalen Salon von Romy Kopsch und Markus Väth: https://radikalarbeiten.podbean.com/e/revolutionare-schulkonzepte-im-gesprach/.
Bob Blume hat in seinem Podcast „Die Schule brennt“ den hier auch schon häufig genannten Psychologen und Lehrer Benedikt Wisniewski zum Thema De-Implementierung zu Gast: https://www.ardaudiothek.de/episode/die-schule-brennt-der-bildungspodcast-mit-bob-blume/benedikt-wisniewski-lieber-weniger-statt-mehr-machen-das-konzept-der-de-implementierung/swr/13995381/.

Sehempfehlung
Die wunderbare Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe veröffentlicht seit ein paar Jahren zum Jahresabschluss ein „Sekundenglück-Video“ in dem mit schönen Momenten das vergangene Jahr Revue passiert, sehenswert und herzergreifend: https://vimeo.com/1040916733/77d8ce62a3?share=copy.
Interessante Doku in der ARD-Mediathek „Sprechende Schweine – KI übersetzt Tiersprache“: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM0NjE0MV9nYW56ZVNlbmR1bmc.
Noch eine ARD Doku zu KI: https://www.ardmediathek.de/video/doku-und-reportage/unser-leben-mit-ki-revolution-in-echtzeit/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtZGJjNTE2YWQtODZlYi00OGM1LThiNzUtNTEwZWUxNzNhYzY2.

Veranstaltungsempfehlung
Am 29.01.2025 findet von 18 bis 22:00 Uhr das erste hessische Bildungsbier in der Weibelfeldschule statt. Wir wollen uns in lockerer Atmosphäre vernetzen, austauschen und amüsieren.
Eingeladen sind alle Bildungsbegeisterten aus der Region. Bitte bei mir anmelden.

Die didacta findet vom 11. bis 15. Februar 2025 auf dem Messegelände Stuttgart statt. Die Weibelfeldschule wird dort auch wieder präsent sein.

Spaß im Netz
Wenn es schon draußen keinen gescheiten Schnee gibt: https://rectangleworld.com/PaperSnowflake/.

2025-04: Wird Schule Hyperkomplex? (Oder sogar unser ganzes Leben?)

Ich habe heute mit meinem ehemaligen Chef telefoniert und er hat mir erzählt, dass er im Moment gerne den Begriff „unterkomplex“ gebraucht, aus Gründen. Mir ist daraufhin eingefallen, dass ich im letzten Mai bereits einen Blogartikel geschrieben habe, in dem ich feststelle, dass wir Schule unterkomplex organisieren, was ich daran festmache, dass wir viele Konzepte für einzelne Themen (Demokratiebildung, Medien, Sucht- und Gewaltprävention usw.) schreiben, die alle schön nebeneinander stehen. Eigentlich müssten diese aber alle zusammengedacht werden, da sie inhaltlich zusammenhängen, diese Zusammenhänge also komplexer sind als wir sie in den Konzepten abbilden und dass deshalb diese Konzepte oft wirkungslos bleiben.
Diese Beobachtung bedeutet natürlich im Umkehrschluss, dass die in der Schule und überhaupt abgebildete Realität komplexer wird. Diese Vorstellung ist ja nicht neu und bestimmt den öffentlichen Diskurs schon länger, vermutlich seit Beginn der Neuzeit, mit dem auch technische und wissenschaftliche Entdeckungen sich beschleunigend zunehmen. Dies führt natürlich zu gesellschaftlichen Verwerfungen, zu so genannten Disruptionen, Brüchen, die nicht ohne Konflikte vonstatten gehen. Frederic Laloux spricht in seinem Buch „Reinventing Organisations“ vom erreichen einer neuen Evolutionsstufe, Andreas Reckwitz von einer Gesellschaft der Singularitäten, wir ordnen uns ins Zeitalter der Postmoderne ein, Colin Crouch hat zur Jahrtausendwende den Begriff der Postdemokratie geprägt und immer wieder ist die Rede, auch in meinen Beiträgen, von einer VUCA- oder BANI-Welt, diese Akronyme enthalten ja die Begriffe Komplexität und Unbegreiflichkeit.
Aladin El Mafaalani spricht im Bezug auf Schule immer wieder von Superdiversität im Klassenzimmer und meint damit eine Steigerungsform der allseits bekannten Heterogenität der Lernenden, mit der es Schulen zu tun haben. Die psychischen Belastungen der Schülerinnen und Schüler nehmen zu, die Anzahl der Inklusionsfälle, der Förderpläne, die curricularen Inhalte, die Forderung nach neuen Fächern, die Dokumentationspflichten, die Rechtsverordnungen, die statistischen Erfassungen, die Datenschutzformulare, die zu erstellenden Konzepte und so weiter. All das sind Symptome einer zunehmenden Komplexität in der Schule im Besonderen und in der Gesellschaft im Allgemeinen. All dies führt zu einer Überforderung der einzelnen Akteure in den Schulen, aber auch in der Gesellschaft (und da haben wir noch gar nicht über internationale Politik oder den politischen Diskurs in Deutschland im Besonderen gesprochen, was ich an dieser Stelle auch ausspare beziehungsweise im Epilog anspreche).
In jedem Fall führt diese zunehmende Überforderung der Einzelnen, die der oder die Einzelne ja auch nicht so ohne weiteres zugeben kann, zu mehr Konflikten und Vandalismus in Schule und Gesellschaft und zu mehr Krankheitstagen und Burnout. Irgendwo muss dieses Gefühl der Überforderung und Getriebenheit ja auch hin.
Gleichzeitig, und das zeigt zum Beispiel der aktuelle Wahlkampf, verspricht man uns, das alles zumindest so bleibt wie es ist, oder, besser noch, so schön wird, wie es früher einmal gewesen sein soll. Natürlich wünschen wir uns eine vermeintliche Einfachheit (und Unschuld) zurück, die es so wahrscheinlich nie gegeben hat. Natürlich ist es einfacher, wenn wir den Klimawandel einfach ignorieren und uns glauben machen, dass mit der Rückkehr der Atomkraft Energie billiger und umweltfreundlicher wird. All das sind verständliche Reaktionen auf die zunehmende Komplexität der Welt. Aber insgeheim wissen oder spüren die meisten Menschen instinktiv auch, das hoffe ich zumindest, dass es so nicht funktionieren wird.
Also müssen wir uns der Komplexität stellen, wir müssen einsehen, dass es keine einfachen Lösungen gibt, dass es Anstrengungen bedarf unseren Wohlstand und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu erhalten. Das Versprechen eines vermeintlich immer einfacheren Lebens mit immer mehr Wohlstand und Konsum geht nicht mehr auf, wir brauchen eine neue Vision, einen neuen Konsens.
Zurück zu meinem eigentlichen Thema. Für Schule und Bildung bedeutet das, dass wir eine neue Form von Bildung und Erziehung entwickeln müssen, die noch mehr das Miteinander und einen bewussten Konsum in den Fokus nimmt. Demokratie- und Menschenbildung, dazu Medienkompetenz und Resilienztraining, kritisches Denken und Kompetenzen in Kommunikation und Kollaboration, kreativer Umgang mit Herausforderungen und so weiter müssen im Vordergrund stehen und kein Prüfungs- und Fächerkult.

Epilog
Ich habe leider Zweifel, dass uns das nötige Umdenken aktuell gelingen kann und das hat mit einer Beobachtung zu tun, die ich jeden morgen auf meinem Schulweg mache, wenn ich die Darmstädter Straße überquere und die Wahlplakate am Gitter der Brücke über den Hengstbach sehe und unser aktueller Bundeskanzler darauf „Mehr für Dich“ verspricht (andere Parteien versprechen das auf ähnliche Weise). Dieses Versprechen ist aus wahlkämpferischer Sicht verständlich, wer würde schon eine Partei wählen, die weniger verspricht. Aber eigentlich müssten wir genau darüber sprechen. Wir werden weniger Renten bekommen, wir werden weniger konsumieren müssen, wir werden weniger Reisen können, wir werden uns im Allgemeinen mit weniger zufrieden geben müssen, alleine schon weil die Ressourcen knapper werden und weil die Gesellschaft einem demographischen Wandel unterliegt. Insofern ist auch das Versprechen „Mehr für alle“ eine viel zu einfache Antwort auf die komplexen Probleme mit denen wir konfrontiert sind. Das gilt für viele andere Versprechen im Wahlkampf genauso.
Der Schlüssel für die Lösung unserer Probleme ist eine andere Bildung. Wenn wir den nächsten Generationen schon einen ausgebeuteten und geschundenen Planeten mit fragmentierten Gesellschaften in einer gegebenenfalls neoimperialistischen Weltordnung hinterlassen, sollten wir ihnen wenigstens schon jetzt eine Bildung zukommen lassen, die sie in die Lage versetzt mit dieser Hinterlassenschaft umzugehen.

Redaktionelle Anmerkung
In einer ersten Version des Artikels wurde im Epilog der Slogan auf dem Wahlplakat falsch zitiert („Mehr für alle“). Die korrekte Version verändert die inhaltliche Aussage aber nicht.

WfS-05: Reallabor Weibelfeldschule: Zukunftsschmiede „TrendHub“ (Think-/Do-Tank)

Dieses Titelmonster voller Buzzwords ist ein wichtiger Teil unseres Schulentwicklungsprozesses geworden und hat daher einen eigenen Blogeintrag verdient, zumal in den Newslettern oder in diesem Blog immer wieder Bezug darauf genommen wird. Daher veröffentliche ich hier, quasi als Gastbeitrag, die von Frau Riedl, die hier federführend tätig ist, die Erklärung, die auch an unsere Schulgemeinschaft rausging:

Informationen zum Reallabor Weibelfeldschule Zukunftsschmiede „TrendHub“ (Think-/Do-Tank)

Aus dem Newsletter Nr. 6 2024/25: „Nicht zuletzt entstehen gerade, federführend von Schülerinnen und Schülern geleitet und begleitet von Frau Riedl, der Think-Tank und der Do-Tank, die Ideenschmieden und Zukunftshub, Reallabor und Experimentierwerkstatt für die Partizipation der Schülerinnen und Schüler werden sollen. Hier entsteht die Schülerzeitung, hier docken Medien- und Social Media-AGs an, hier entstehen neue und offene Lernräume für Selbstwirksamkeitserfahrungen, die sich an den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der UNESCO orientieren…

Anknüpfend daran möchte ich das folgende Konzept vorstellen und zum Mitmachen einladen:

Reallabor Weibelfeldschule Zukunftsschmiede „TrendHub“:
Zukunftsorientierter Bildungsansatz mit interdisziplinärem ThinkTank/DoTank um die Welt von morgen zu denken (Grafik am Ende)

Die Zukunftsschmiede „TrendHub“ ist ein zukunftsorientierter Bildungsansatz, der Schülerinnen und Schüler dazu ermutigt, auch über den traditionellen Lehrplan hinaus zu denken und die Welt von morgen aktiv mitzugestalten. Als interdisziplinärer ThinkTank bietet er eine Plattform, auf der innovative Ideen gedeihen und in verschiedenen Medien – einer echten Schülerzeitschrift, einem Instagram-Kanal, einem Podcast- und einem YouTube-Studio – zum Ausdruck kommen. Das Projekt zielt darauf ab, Projekte partizipativ und interdisziplinär zu gestalten sowie BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) sinnvoll mit kultureller Bildung zu verknüpfen. BNE ist als zentrales Bildungsziel im Hessischen Schulgesetz verankert und gehört zu den Bildungszielen der Vereinten Nationen. BNE orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDG). (https://unric.org/de/17ziele/)

Zielgruppen sind Schülerinnen und Schüler, Lehrerschaft & Schulleitung. Eingeladen zur Mitwirkung sind auch Schulträger, Bürgermeister, Landrat sowie lokal ansässige Vereine, Firmen und Kooperationspartner. Dabei geht es um kreative Ideenfindung im ThinkTank und praktische Umsetzung im DoTank. Kooperationen bestehen mit Kultur- und Wirtschaftspaten sowie Partnern aus dem Globalen Süden. Die Ergebnisse der nachhaltigen Lernbedingungen werden u.a. künstlerisch reflektiert und am 1.Juli 2025 in einer Ausstellung sichtbar gemacht. Dabei thematisiert die Zukunftsschmiede „TrendHub“, je nach fachlichem Fokus, verschiedene Transformationsfelder, etwa die Wandgestaltung des Think- & DoTanks, oder die Schülerzeitschrift mit Inhalten wie Gesundheit, Verkehr, Wohnen, Bauen, Konsum und Ernährung.

Kurzbeschreibung des Vorhabens
In der ersten Phase entwickeln Schülerinnen und Schüler der 7.-13. Jahrgangsstufe in der Zusammenarbeit von jeweils zwei oder mehreren Fächern ein konkretes Projekt, das Einfluss auf die Haltung zu Nachhaltigkeitsfragen haben kann.
Dabei geht es zunächst um ein Interpretieren der ausgewählten Inhalte im Hinblick auf BNE-relevante Narrative, um daraus Vorschläge zu formulieren, wie sie weiterzuentwickeln und zu vermitteln sind. Die dabei gemachten Erfahrungen werden dann reflektiert und im Hinblick auf die zweite Phase zu Gestaltungskriterien für BNE verallgemeinert.
Für diese Phase gibt es Kooperationen mit Paten aus Kultur und Wirtschaft (Kulturelle Bildung und Künstlern, Fotografen, Firmen), um kulturelle und wirtschaftliche Perspektiven einzubringen. Auch gibt es Kooperation mit Paten aus dem Globalen Süden (Windhoek, Namibia), um unvertraute Perspektiven zu betrachten.
Partizipierende der ersten Phase sind Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft Schülerredaktion (Bücherei), Arbeitsgemeinschaft YouTube-Studio/Instagram (AV-Studio), Wahlpflichtkurs Kunst: Kreatives Denken.
Die Ergebnisse der nachhaltigen Lernbedingungen werden künstlerisch reflektiert und in der Ausstellung
„LIGHT UP – Nature, Plastik & MEHR /MEER” sichtbar gemacht.

Vernissage „LIGHT UP – Nature, Plastik & MEHR /MEER”
eingeladen wird die Schulgemeinschaft, Förderer, Kooperationspartner, Vertreter der Stadt und des Landkreises.
Ausgestellt werden kreative und innovative Projekte der Schülerinnen und Schüler (Weibelfeldschule/DHPS Windhoek, Namibia) zu dem Thema Kunst und Nachhaltigkeit.
Highlights des Abends:
• Wandgestaltung ThinkTank (Künstlerin Tanja S. F. Hoffmann) „Sphären der Hoffnung“
• „Natürliche Erleuchtung“ im DoTank (Fotografin Melina Keil): „Lichtinstallationen und Naturbilder“
• Wettbewerb Upcycling Kronleuchter die von unserer Schulgemeinschaft gestaltet werden sollen (Ausschreibung über Schülerzeitschrift)
• „Kunstvolle Lichtquellen der Natur“ Projekte zur Nutzung von Biolumineszenz und Algen als Energiequelle.
• Häppchen aus nachhaltigem, ökologischem lokalem Anbau und frischen Köstlichkeiten aus den Streuobstwiesen der Region.

Und viele weitere sind denkbar…

K. Riedl

Förderer der Zukunftsschmiede „TrendHub“:
Zukunft bilden – Andrea & Markus Eisel Stiftung: …“Sie haben sehr deutlich dargelegt, wie Sie zukunftsgerichtete Bildung mit der Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule ermöglichen wollen. Die Zukunftsschmiede “TrendHub” mit dem ThinkTank und dem DoTank ist eine sehr gute Möglichkeit für die Entwicklung innovativer und kreativer Schülerprojekte. Wir unterstützen dieses Projekt sehr gerne, weil wir in Ihrem Vorhaben die Vision unserer Stiftung und unser Verständnis von nachhaltig wirksamer Bildung wiederfinden. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen und viel Freude am Entdeckergeist der Jugendlichen“ (Zuwendung von jeweils 5000 Euro pro J. für die kommenden 3 J.)

Kulturelle Bildung:
Sparkasse 1822-Schulkunstprojekt
leistet Basisarbeit in der Förderung von Kunst und Kultur. Ziel der Aktion ist es, Kunstschaffende, Schüler*innen und Lehrkräfte in Kontakt miteinander zu bringen und den Schulalltag in den unterschiedlichen Fächern außerhalb des Regelunterrichts zu bereichern. (3500 Euro)

Uta und Rolf Düncher Stiftung: „Wir möchten Menschen, vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ermutigen, ihre Potentiale zu entwickeln und widerstandsfähiger gegen Störungen auf ihrem Lebensweg zu werden. Dazu engagieren wir uns in den Bereichen Erziehung, Bildung und Kunst.“ (3000 Euro)

Weitere Förderer: Sparkasse Filiale Dreieich (1000 Euro), SumSum Gebrauchtmöbel (4 HighBack Sofas), Friedens-Weihnachtsbaum 2023/24 (700 Euro)

Referenz:
Erleuchtung des Kunst-Weihnachtsbaums „Sphären der Hoffnung“
Insgesamt waren 90 Schülerinnen und Schüler an diesem Projekt beteiligt. Das interdisziplinäre Projekt, bei dem PoWi, Kunst und Musik zusammenflossen, wurde in der „Zukunftsschmiede TrendHub“ von der AG „Kreative Köpfe“ der Schülerzeitschrift in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Tanja S. F. Hoffmann konzipiert, um ein einzigartiges Erlebnis zu schaffen, das Kulturelle Bildung und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.
Beteiligte Fächer und Lehrkräfte: Musik (W. Amin), PoWi (Metzner), Kunst (K. Riedl), Insta (M. Manzoni)
https://www.wfs-dreieich.de/2024/12/05/erleuchtung-des-kunst-weihnachtsbaums-sphaeren-der-hoffnung/

Platz 1 ging an „Die Container Wächter“
Die Container Wächter wurden von den „Kreativen Köpfen“ der AG: Digitales Zeichnen und Street Art konzipiert, die nun die Schülerzeitschrift und die „Zukunftsschmiede TrendHub“ entwickeln. Aufgeteilt in Kleingruppen haben die Schülerinnen und Schüler der Weibelfeldschule lebensgroße Figuren geschaffen. Die Wächter stehen auf dem Schulhof und beschützen symbolisch die Container-Klassenräume. Großartig, dass sich insgesamt 135 Schülerinnen und Schüler in das Projekt eingebracht haben.
https://www.wfs-dreieich.de/2024/07/12/platz-1-beim-beton-art-award-2024/

KUNSTVOLL-Förderung im Schuljahr 2023/2024 in der Weibelfeldschule. DER KULTURFONDS FRANKFURT RHEINMAIN – WIR FÖRDERN KULTUR
Projekte der Bildenden und der Darstellenden Kunst, werden von professionellen Künstlern und Künstlerinnen begleitet und unterstützt. Jugendliche können bei dieser gemeinsamen schöpferischen Arbeit ihr theoretisches Wissen fächerübergreifend mit eigenen Erfahrungen bereichern und mit Leben füllen. Diese kulturelle Praxis weckt ungeahnte Fähigkeiten und fördert die persönliche Entwicklung. Beteiligt waren 10 Lehrkräfte von der Weibelfeldschule, eine Kunstlehrkraft von der DHPS Windhoek, Namibia und fast 400 Schülerinnen und Schüler. Das Konzept zu dem Kunstprojekt zur schwindenden Biodiversität „Awareness Ausstellung Art’n‘Vielfalt“ (Juli 2024) wurde von den „Kreativen Köpfen“ der AG: Digitales Zeichnen und Street Art konzipiert, die nun die Schülerzeitschrift und die „Zukunftsschmiede TrendHub“ entwickeln.
https://wfs.taskcards.app/#/board/6c7f996b-5c99-44af-b257-02725b5068e7/view
https://www.wfs-dreieich.de/2023/07/13/kunstvoll-foerderung-im-schuljahr-2023-2024-in-der-weibelfeldschule/

Newsletter 24/25-06, 15.11.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe das Gefühl, dass ich mal wieder etwas weiter ausholen muss und knüpfe damit an den 2. Newsletter aus dem letzten Schuljahr an (https://www.schulmun.de/2023/10/24/newsletter-02-29-09-2023/).
In den letzten Wochen ist wieder einmal sehr deutlich geworden, dass wir uns global in einem rasanten und unvorhersehbaren Veränderungsprozess befinden (Stichwort: VUCA/BANI-Welt). Die Situation ist einerseits bedrohlich, unsere Demokratie und unser Wirtschaftsmodell, ja unsere ganze Lebensweise ist bedroht. Der SPIEGEL hat vom „Ende des Westens“ geschrieben. Das ist durchaus furchteinflößend und führt verständlicherweise zu Verunsicherung.
So wie es aussieht, stehen uns größere Disruptionen bevor, nehmen wir als Beispiel nur die Autoindustrie, bei der das besonders deutlich wird. Deren Geschäftsmodell wird aus dem Ausland, besonders China, bedroht, drohender Protektionismus (USA) schließt Absatzmärkte und außerdem wurde zu spät und zu halbherzig auf notwendige technologische Anpassungen verzichtet (E-Autos und Klimawandel).
Ähnliches droht unserem Bildungssystem, auch hier verharren wir an einigen Stellen zu lange in einem veralteten und überkommenen Modell, auch hier überholt uns das Ausland, obwohl wir einst einer der „Weltmarktführer“ waren, auch hier sind Reformschritte und Anpassungen an die veränderte Welt unabdingbar. Im Guardian habe ich neulich einen sehr interessanten Kommentar gelesen (https://www.theguardian.com/business/article/2024/sep/01/germany-economy-problem-analogue-industries), in dem Larry Elliott beschreibt, wie Deutschland versuche sein analoges Modell in einer digitalen Welt beizubehalten.
Diese krassen und rasanten Veränderungen, die man mit Recht als Disruptionen bezeichnen kann, betreffen uns alle, unser aller Leben wird sich verändern und da haben wir noch gar nicht über KI, Kriege, Populismus, Spaltung der Gesellschaft usw. gesprochen. Gleichzeitig stecken in solchen Disruptionen auch Chancen. Die Menschheit hat sich in solchen Phasen rasanten Wandels in der Geschichte eigentlich immer als anpassungsfähig und innovativ gezeigt.
Es gibt ja, wenn man sie sehen will, auch positive Entwicklungen, die auf eine bessere Zukunft hindeuten, es gibt medizinischen Fortschritt, KI kann unsere Arbeitswelt positiv verändern, zumal in Kombination mit immer fortschrittlicherer Robotik, der unregulierte und gesellschaftsgefährdende Aufstieg der sozialen Medien scheint seinen Zenit überschritten zu haben und auch im Bildungssystem machen sich immer mehr Menschen und Schulen auf den Weg zukunftsfähigere und menschlicher Schulen zu entwickeln.
Der Veränderungsdruck nimmt also zu und führt dazu, dass Veränderungen beschleunigt werden, so ist das bei allen Veränderungsprozessen. Es geht durch ein „Tal der Tränen“ und dann wird es nachhaltig besser.
Ich fürchte, da müssen wir alle früher oder später durch. Ich gehöre zu den Menschen, die es dann lieber früher hinter sich haben und im Prozess gestaltend eingreifen. Was da in der Welt im Großen vor sich geht, spiegelt sich auch in unserem Schulkosmos im Kleinen. Wir haben es in der Hand, die Zukunft mitzugestalten, denn: Bildung ist der Schlüssel um mit den Problemen der VUCA/BANI-Welt klarzukommen. Wir müssen unsere Kinder zu resilienten und agilen Menschen ausbilden, die sich der Problemlage bewusst sind und kreative Lösungen entwickeln die Probleme zu lösen.
Wer unseren Schulentwicklungsprozess verfolgt, merkt, dass wir schon mittendrin sind.
Wir sind mitten in einem ergebnisoffenen Transformationsprozess. Ich bin zuversichtlich, dass wir zum neuen Jahr Selbstständige Schule werden, was unsere Handlungsspielräume finanziell und pädagogisch erweitert. Wir haben mit der Schulentwicklungsgruppe und externer Begleitung eine Initiativgruppe gebildet, die Werkzeuge für die weitere Schulentwicklung an die Hand bekommen hat und aus der in einem nächsten Schritt eine DNA-Gruppe hervorgeht. Diese DNA-Gruppe umfasst 20 Personen. Sie soll möglichst alle Gruppierungen und Strömungen der Schulgemeinschaft abbilden, um dort auf Augenhöhe Schulentwicklungsprozesse, gerne auch kontrovers, zu diskutieren, um auszuloten, wie diese in der Schulgemeinschaft ankommen. In diesem Zusammenhang befindet sich die „alte“ Schulentwicklungsgruppe in einem Findungsprozess und muss vielleicht ihre Rolle etwas neu justieren. Die Initialgruppe hat damit ihre Arbeit getan und wird aufgelöst. Vielen Dank für das fantastische Engagement!
Ein weiterer Aspekt ist das Medienkonzept, das der letzten Gesamtkonferenz abgestimmt worden ist und in dem wir einen weiteren Schritt in Richtung einer Kultur der Digitalität gehen. Aus diesem Entwicklungsprozess ist die Arbeitsgruppe zur Handynutzung entstanden, welche begonnen hat unseren Umgang mit digitalen Endgeräten einem Revisionsprozess zu unterziehen, bei dem natürlich auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern eingebunden sind.
Auch Teil des Schulentwicklungsprozesses ist das Konzept gegen sexualisierte Gewalt. Dessen Entwicklung ist eine Vorgabe des Ministeriums, wir haben es aber auch genutzt, um damit einen Prozess zu starten, der sich ernsthaft mit der Haltung der und den Beziehungen zwischen den Teilen der Schulgemeinschaft auseinandersetzt. Auch dafür haben wir externe Expertise in Anspruch genommen und erkannt, dass dieses Konzept wichtig ist und wir ein funktionierendes Beschwerdemanagement und eine Verständigung über professionelle Grundhaltungen brauchen. Auch dieses Konzept wird gemeinsam mit Lernenden und Eltern entwickelt.
Man sieht also, dass wir dabei sind die demokratischen Strukturen der Schule zu stärken, indem wir bei Entwicklungsprozessen Eltern und Schülerinnen und Schüler verstärkt einbeziehen, möglichst versuchen, allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft Teilhabe und Teilgabe zu ermöglichen. Die neu gewählte SV ist gut aufgestellt und bereit, ihre Rolle verstärkt wahrzunehmen.
Nicht zuletzt entstehen gerade, federführend von Schülerinnen und Schülern, der Think-Tank und der Do-Tank, die Ideenschmieden und Zukunftshub, Reallabor und Experimentierwerkstatt für die Partizipation der Schülerinnen und Schüler werden sollen. Hier entsteht die Schülerzeitung, hier docken Medien- und Social Media-AGs an, hier entstehen neue und offene Lernräume für Selbstwirksamkeitserfahrungen, die sich an den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der UNESCO orientieren, also an den nachhaltigen Entwicklungszielen. Gute Bildung ist das SDG Nr. 4, aber nur der Ausgangspunkt für die Verwirklichung einer besseren und nachhaltigeren Welt. Diese Ziele sind durch die KMK auch mehrfach als Bildungsziele für deutsche Schulen festgelegt worden und relevanter Teil unseres Bildungsauftrages. Seit 2017 ist Bildung für nachhaltige Entwicklung besondere Bildungs- und Erziehungsaufgabe laut Hessischem Schulgesetz.
Sie sehen also und erleben es ja auch jeden Tag, auch in unserer Schule findet allenthalben Transformation statt und wir kommen unseren prominentesten Pflichten nach, wie sie das Hessische Schulgesetz vorsieht. Wir vermitteln Wissen und Kompetenzen, erziehen aber auch Kinder und Jugendliche zu mündigen Demokraten, um ihnen die Mittel an die Hand zu geben zu resilienten und agilen Menschen zu werden, die sich der Problemlage bewusst sind und kreative Lösungen entwickeln die Probleme zu lösen. Dafür lohnt es sich in schweren Zeiten zu kämpfen, niemand hat wohl etwas gegen eine bessere Zukunft und wir arbeiten daran, jeden Tag.

Ihr

Erik Grundmann


Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Im Interview mit dem Online-Magazin Schulmanagement spricht der weltweit renommierte Bildungsforscher über das, was Lehrkräfte bewirken können und äußert sich kritisch zum deutschen Bildungssystem: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/deutsches-bildungssystem-john-hattie-schulleitungssymposium-baden-wuerttemberg-heilbronn.
Aktuell geistert die neue ICILS-Studie durch die Medien, die belegt, dass im Jahrgang 8 nur rudimentäre digitale Kompetenzen vorhanden sind, einen Artikel dazu gibt es auf dem Dt. Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/icils-2023-eickelmann-digitale-kompetenzen-40-prozent-der-jugendlichen-sind-abgehaengt/. Die Studie gibt es hier: https://kw.uni-paderborn.de/institut-fuer-erziehungswissenschaft/arbeitsbereiche/schulpaedagogik/forschungsprojekte/icils-2023. Interessant ist, dass Deutschland noch etwas besser ist als der europäische Durchschnitt.
Spannender Artikel bei Lehrer-News zu Klassismus und dem Mythos Leistungsprinzip: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/klassenzimmer-oder-klassenkampf-die-unsichtbare-barriere-zur-chancengleichheit. Auch dort, ein Artikel, der sich kritisch mit den Privatschulen auseinandersetzt: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/privatschulen-rettung-fur-das-bildungssystem-oder-symptome-seiner-probleme.
Ego-FM hat einige Informationen über verschiedene Bildungssysteme der Welt zusammengetragen: https://www.egofm.de/blog/schulsysteme-der-welt.
News4teachers stellt das neue Buch „Gute Bildung sieht anders aus“ von Harald Lesch und Klaus Zierer vor: https://www.news4teachers.de/2024/11/von-einem-lernort-zu-einem-bildungsraum-wie-harald-lesch-und-klaus-zierer-sich-eine-gute-schule-vorstellen/.
Im Leibniz-Magazin interviewt Jan-Martin Wiarda Olaf Köller zum Problemkomplex der Bildungspolitik und den schwindenden Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, spannender und komprimierter Überblick über die Bildungsgeschichte seit PISA: https://www.leibniz-magazin.de/alle-artikel/magazindetail/newsdetails/kein-land-in-sicht.
Neues zum Thema Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte (Spoiler: Nichts Gutes…): https://www.news4teachers.de/2024/11/erfolgreich-ausgesessen-die-kultusminister-brauchen-ein-gesetz-zur-arbeitszeiterfassung-das-lehrkraefte-betrifft-erstmal-nicht-mehr-zu-fuerchten/?amp.
Es gibt eine Aufzeichnung des Livestreams zum 1. Schulleitungssymposium in BW, darin ein sehr interessanter Vortrag von John Hattie (ab ca. 51:45 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=-uSt9QLhNuw.

Smartphone und Social Media
Australien plädiert für eine Freigabe von Social Media ab 16: https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/australien-soziale-medien-altersbeschraenkung-100.html.
The Decoder über eine Studie zur Verbreitung von Fakenews bei X: https://the-decoder.de/studie-untersucht-welche-inhalte-x-accounts-mit-ki-fake-bildern-verbreiten/ und darüber, wie ChatGPT zur Verbreitung von Fakenews genutzt wird: https://the-decoder.de/iranische-kampagne-wollte-us-wahlen-mit-ki-nachrichten-beeinflussen/.
https://www.soundswrong.de/ kämpft gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen im Netz und klärt darüber auf; Motto: Melden statt teilen!
Bei Andrea Buhl-Aigner gibt es kostenloses Unterrichtsmaterial zur frei zugänglichen Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“. Empfehlenswert: https://www.smartphonecoach.org/netflix-dokus-im-unterricht-das-dilemma-mit-den-sozialen-medien/.
„Coding for tomorroe“ ruft mit der Vodafone Stiftung Schülerinnen und Schüler zur Challenge „True Story statt Fake & Hate“ auf. Ziel ist es innovative Lösungen gegen Fakenews und Hate im Netz zu entwickeln. Mehr Infos: https://coding-for-tomorrow.de/aktuelles/true-story-statt-fake-hate-schuelerwettbewerb/.
Die taz zu Handyverboten in der Schule: https://taz.de/Handyverbote-an-Schulen/!6044189/.
Ein Lehrer berichtet auf Focus-Online von einem Handy-Experiment: https://m.focus.de/panorama/welt/handyverbot_id_260461067.html.

KI
Wieder einmal eine großartige Zusammenstellung von Joscha Falck, ein Must Read für alle Lehrkräfte im 21. Jahrhundert: „KI-Einsatz im Unterricht reflektieren und bewerten“ https://joschafalck.de/ki-bewertung/.
Axel Krommer zieht einen interessanten Vergleich zwischen KI und kybernetischer Pädagogik aus den 1960er Jahren: https://axelkrommer.com/2024/11/04/edtech-aus-dem-letzten-jahrtausend-kybernetische-paedagogik-und-kuenstliche-intelligenz/.
Lehrer News hat 10 Tipps zur Erstellung von Unterrichtsmaterial mit KI und zum richtigen Prompten: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/chatgpt-im-klassenzimmer-so-erstellst-du-mit-ki-effektive-unterrichtsmaterialien.
Aus dem Deutschen Schulportal gibt es ein Dossier zur Veränderung von Unterricht durch KI: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-chatgpt-bei-der-unterrichtsvorbereitung-helfen-kann/.
Die taz zu Einkaufen mit KI: https://taz.de/Ueberwachtes-Einkaufen-in-Hamburg/!6045235/. Erinnert etwas an Orwell „1984“ oder Eggers „The Circle“…

Tipps für den Unterricht
Jördis Dörner hat 100 Methoden zum Kennenlernen gesammelt: https://www.learningarchitects.de/100-kennenlernmethoden/.
Bildungssprit setzt sich intensiv mit den Möglichkeiten von digitalen Lehr- und Lernprozessen auseinander: https://bildungssprit.de/blog/moodle-im-unterricht-12-szenarien-fuer-den-digitalen-lehr-und-lernprozess.
Bei PiA (Physik im Advent) gibt es ab dem 1. Dezember wieder einen physikalischen Adventskalender mit 24 kleinen Experimenten und Rätseln und einem dazugehörigen Gewinnspiel, die Anmeldung ist seit dem 01. November möglich: https://www.physik-im-advent.de/.
Das LMZ BW hat einen Leitfaden für Audio und Radioarbeit im Unterricht erstellt (u.a. mit Urheberrecht und Datenschutz): https://www.kindermedienland-bw.de/fileadmin/redaktion/kml/publikationen/LFK_Leifaden_Audio-_Radioarbeit_Web.pdf.

Leseempfehlung
Heute mal ein Roman: Marc-Uwe Kling: Views, München 2024. Der bekannte Autor der Känguru-Chroniken, entwickelt sich seit Qualityland zu einem der bedeutenden Dystopiker Deutschlands. Bei Views geht es um die Gefahren von KI für die gesellschaftliche Ordnung. Kurzweilig.

Hörempfehlung
Sebastian Staack hat eine beeindruckende Sammlung von über 1.500 Podcasts zu Bildungsthemen zusammengetragen: https://raindrop.io/HerrStaack/podcast-box-41932935.

Sehempfehlung
Tolles Video von Schülerinnen und Schülern der ERS-Karlsruhe zur Vernissage der Ausstellung „Wo fängt Unrecht an?“: https://vimeo.com/1025182779/4e8b62ac82?share=copy.
Reuters präsentiert den KI-Avatar Liv für Menschen mit Demenz, ein beeindruckendes Beispiel dafür, was mit KI möglich ist: https://www.youtube.com/watch?v=qd6v6FxeSIA.

Veranstaltungsempfehlung
„Vision@Schule“ am 28. und 29. März an der Albert-Schweitzer-Schule in Wetzlar.

Spaß im Netz
https://www.youtube.com/watch?v=hYMRepK_aqw&t=96s.

WfS-03: Habemus DNA-Gruppe (fast)

Heute hatten wir unsere (vorerst?) letzte Sitzung mit Enenpro, unseren externen Schulentwicklungsbegleitern, mit denen wir einen wertschätzenden, konstruktiven und lohnenswerten Prozess erlebt haben.
Als Resultat haben wir jetzt fast eine DNA-Gruppe. „Fast“, weil noch einige Personen gefragt werden müssen, ob sie überhaupt mitmachen wollen. Sinn der DNA-Gruppe ist es dort Vertreter aller relevanten Gruppen aus der Schulgemeinschaft zu versammeln, also innovative und bewahrende Lehrkräfte, Eltern, Lernende, Personalrat, Schulleitung usw. Durch diese heterogene Zusammensetzung soll ein Querschnitt, ein Spiegelbild der Schulgemeinschaft, immerhin ca. 130 Lehrkräfte und 1.700 Schülerinnen und Schüler und deren Eltern, abgebildet werden. Die Aufgabe dieses Gremiums ist es Entwicklungsprozesse, die von allen Menschen aus der Schulgemeinschaft angestoßen werden können, vorzuentlasten, indem sie dort diskutiert werden. So soll schon bevor über Ideen entschieden wird, erkannt werden, ob Vorhaben einfach umzusetzen sind oder, ob mit Widerstand zu rechnen ist. Eine DNA-Gruppe trifft keine Entscheidungen, leistet aber wertvolle Vorarbeit und Vorentlastung.
Mit diesem ersten Zyklus im Schulentwicklungsprozess haben wir also ein entlastendes und beratendes Gremium geschaffen und zahlreiche Methoden und Werkzeuge für die Arbeit an die Hand bekommen, die jetzt auch in der DNA-Gruppe zum Einsatz kommen. Das ist sehr hilfreich.
Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass wir immer noch am Anfang stehen, tiefgreifende Veränderungen sind damit noch nicht geschaffen und der in den vorherigen Blogbeiträgen avisierte Haltungsveränderungsprozess ist auch erst angestoßen. Aber das ist auch völlig in Ordnung so, wir haben viel erreicht, aber noch mehr liegt vor uns. Es gibt auch immer noch tieferliegende Konflikte im Kollegium, deren Aufarbeitung erst begonnen hat, aber auch das ist normal. Sascha von Enenpro hat heute zurecht betont, dass wir schon ganz viel erreicht haben, indem wir in der Initialgruppe gelernt haben hierarchiefrei zu diskutieren und zu arbeiten und da hat er wohl recht. Das müssen wir jetzt auf die DNA-Gruppe übertragen, ich werde berichten, wenn diese ihre Arbeit aufgenommen hat.

Haltungen, vor allem Haltungen in Systemen wie Schulen, zu verändern ist ein komplexer, langwieriger und anstrengender Prozess. Silke Müller, Schulleiterin der Waldschule in Hatten, hat einmal in einem LinkedIn-Beitrag geschrieben, dass es an ihrer Schule einen einjährigen, professionell von Metaplan begleiteten, Entwicklungsprozess gegeben hat, bei dem das Kollegium „runter auf den Erd- bzw Schulkern gehen“ musste, „deren Antwort auch schmerzhafte Selbsterkenntnis sein mussten- all das war im Prozess aufreibend, emotional, schwierig.“, schreibt sie und das steht uns wohl in dieser Intensität noch bevor. Wir sind aber wild entschlossen, diesen Weg zu gehen. Zum Thema Haltung hatte ich auch im letzten Newsletter geschrieben.

Wie in den letzten Blogbeiträgen beschrieben, gehen wir den Schulentwicklungs- und Haltungsveränderungsprozess auf mehreren Ebenen an. Daher will ich hier auch ein kurzes Update zur Selbstständigen Schule (SES) und dem Präventionskonzept geben.
Alle Gremien (SV, SEB und Schulkonferenz) haben dem Antrag auf SES einstimmig zugestimmt, der Antrag wurde über das Staatliche Schulamt an das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen weitergeleitet. Von dort gab es ein paar Rückfragen und bitten um Präzisierungen, die hoffentlich heute abschließend beantwortet werden konnten. Jetzt heißt es warten auf die Entscheidung. Stay tuned.
Unser dort anzugebender Entwicklungsschwerpunkt dreht sich ja um eine Reform des Hauptschulzweiges, darüber werde ich in einem der nächsten Beiträge berichten.

Das Präventionskonzept, das ich für einen wichtigen Schritt zur Haltungsänderung halte, liegt in einem ersten Entwurf vor und muss noch etwas ausgeschärft werden. Ziel ist es im Moment dieses auf der Gesamtkonferenz im Dezember vorzustellen und möglicherweise schon abzustimmen.

Was ist sonst noch passiert? Vieles natürlich, jeden Tag passiert etwas.
Herauszuheben ist noch das Projekt „Think- und Do-Tank“, welches unsere fantastische Seiteneinsteigerin Kirsten Riedl angestoßen hat. Hier geht es um mehr Verantwortung für und Partizipation von Lernenden, einen kreativen Think-Tank und einen Makerspace; alles orientiert an den SDGs. Aber auch dazu mehr in einem der nächsten Beiträge.

Auch wenn die Belastungen im Moment wieder sehr groß sind, wenn ich kontemplativ an meinem Schreibtisch an einem solchen Blogbeitrag schreibe, merke ich doch, dass wir auf einem guten Weg sind und mein Job großartig ist. Trotz aller Widrigkeiten, bin ich von zahlreichen Menschen umgeben, die für ihren Job als Lehrkraft brennen und ein kreatives Potenzial zur Weiterentwicklung entfalten, was mir immer wieder den allergrößten Respekt abverlangt.