Am 21. September durfte ich Teil der 4. Kamener Schulgespräche sein. Alexandra Grund und Daniel Füller von der Gesamtschule in Kamen haben eine wichtige Veranstaltung zur Schulentwicklung gestaltet und organisiert. Vielen Dank für das großartige und außerordentliche Engagement! Den Kern der Veranstaltung bilden eine Ausbildungsmesse für Schülerinnen und Schüler und eine Bildungsmesse mit Workshops für Lehrkräfte. Ich habe zwei Workshops gehalten und wieder einmal erfahren, wie wichtig solche Veranstaltungen zur Vernetzung sind. Denn getreu dem Motte der Schulgespräche: „Gemeinsam machen wir Schule besser“, stellte ich auch in Kamen fest: „Wir werden mehr!“ Flankiert wurde die Veranstaltung durch drei inspirierende Eröffnungskeynotes von Steven Bauer, Katja Glasmachers und Lydia Clahes und einem wunderbaren Abschluss durch Stefan Ruppaner. Vielen Dank für den tollen Tag in der kleinen und feinen Hansestadt Kamen, es war mir wirklich ein Vergnügen.
Wie versprochen und wie immer, hier die beiden Vorträge zu den Workshops:
Vorbemerkung: Seit ich von den Agora-Schulen in den Niederlanden gehört habe, wollte ich unbedingt eine dieser Schule besuchen, wusste aber auch, dass das mit Wartezeiten verbunden ist. Bis ich mitten in den Sommerferien über LinkedIn mit Sjef Drummen, einem der Gründer, in Kontakt kam, der mir den Tipp gab, dass im September eine Delegation der Akademie des Bistums Mainz, geleitet und moderiert von Titus Möllenbeck und mit Hans Werner Jorda, pensionierter Schulleiter aus Frankfurt als Referent, nach Roermond fahren würde und es wohl noch Plätze gebe. Da habe ich sofort Kontakt aufgenommen und zugesagt und drei schöne Tage in den Niederlanden verbracht. Spoiler: Ich empfehle unbedingt eine Agora-Schule zu besuchen (und Roermond selbst ist auch ein schönes Städtchen)!
Am Freitag, dem 05. September 2025, stand ich endlich vor der Agora-Wings-Schule in Roermond und freute mich darauf, eine innovative Schule kennen zulernen, die auch schon als die beste Schule der Welt bezeichnet wurde (hier bei „Kosmo“), eine Schule, die schon von Delegationen aus aller Welt besucht wurde und deren Architektur und Konzept mehrfach ausgezeichnet wurden.
Die Agora-Wings Schule in Roermond ist eine öffentliche Schule mit ca. 300 Schülerinnen und Schülern, die sich das Gebäude mit einer berufsbildenden Schule teil. In den Niederlanden werden die Schulgebäude von den Gemeinden gestellt und es wird eine jährliche Pauschale pro Schülerin oder Schüler gezahlt, von der alle Ausgaben für den Schulbetrieb bezahlt werden müssen, mit Ausnahme der Lehrkräfte, die vom Land bezahlt werden. Die Schulen haben eine große curriculare und pädagogische Freiheit, am Ende der Schullaufbahn werden zentralisierte Abschlussprüfungen auf verschiedenen Niveaus angeboten. Es gibt staatliche Inspektionen zur Sicherung der Qualität.
Geschichte Die historischen Wurzeln der Agora-Schulen liegen in den 2000er-Jahren. 2003 haben Sjef Drummen, Kunstlehrer und späterer Gründungsschulleiter, und drei Schulleiter-Kollegen (Jan Fasen, Bert Sterken, Bert Martens) mit den Planungen begonnen und gemeinsam ein Manifest verfasst.
Diese drei Lehrkräfte haben das Konzept der Schule erarbeitet, später kam ein Architekt dazu, der einen Entwurf für ein Gebäude entwickelt hat. Ziel war: „Kein Unterricht mehr!“, so Sjef Drummen. 2007 war das Gebäude fertig und wurde mit Preisen bedacht. Es kamen Besucher aus aller Welt um sich Gebäude und Konzept anzuschauen.
Von Beginn an sollte ein innovatives Konzept die Schule prägen, es gibt eine 1:1 Ausstattung mit Laptops, einem zugehörigen Full Service und einem Gerätetausch alle drei Jahre. Zunächst gab es am Vormittag noch „traditionellen“ Unterricht nach Stundenplan und Nachmittags Projekte, die beflügeln sollten („Wings“). Nach sechs Jahren stellte sich dann die Frage, ob die Schule sich, wie von den Schülerinnen und Schülern gewünscht, radikal weiterentwickeln sollte und mit dem traditionellen Unterricht brechen sollte. Die Entscheidung fiel Richtung Innovation und der Unterricht wurde mit einem 2013-14 entwickelten Konzept endgültig abgeschafft. Es gab keine Tests mehr, keine Noten, kein Sitzenbleiben, kein Lehrplan und keine Lehrkräfte, keine Hausaufgaben mehr, sondern Lerncoaches.
Die neue Agora-Wings Schule startete dann 2014 mit 14 Lernenden, aktuell gibt es 32 Agora-Schulen in fünf europäischen Ländern und Israel. Seit 2016 können höhere Abschlüsse erreicht werden, die Schülerinnen und Schüler erreichen dabei überdurchschnittliche Ergebnisse.
Wie wird gelernt? Die Kernidee ist, dass Kinder am besten ohne jeglichen Druck lernen. Drummen ist überzeugt, dass sich die Qualität des Lernens ohne Lehrer erhöhe. Traditionelles Lehren bremse Entwicklung, seine Forderung: „Wir brauchen Lehrer 2.0!“.
Diese Lehrkräfte sind dann Lerncoaches, die 18 Schülerinnen und Schüler begleiten und keine Forderungen stellen, außer an das soziale Zusammenleben; die Coaches betreiben Menschenbildung. Agora-Wings ist dezidiert keine Schule, sondern eine Lerngemeinschaft, die über das Gebäude hinausgeht. Teil der Lerngemeinschaft sind auch die Eltern und die Kommune. Gemeinschaftssinn ist wichtiger als Wissen. Der oder die Lernende bestimmt den Weg, der Lerncoach hat eine dienende Funktion und verführt bestenfalls zum Lernen.
„Wir sind keine Schule. Wir bringen euch nichts bei. Es ist euer Gehirn. Ihr werdet lernen. Wir unterstützen euch in jeder Hinsicht beim selbstständigen Lernen. Wir schaffen die Voraussetzungen dafür. Wir unterstützen dein Selbststudium. Und du musst das nicht für uns tun. Wir rennen dir nicht hinterher. Wenn du dich auf deinen Lorbeeren ausruhen und nichts tun willst, ist das auch in Ordnung. Aber wenn du die Welt erobern und gut werden willst, musst du sehr hart arbeiten.“, so beschreibt Drummen die Haltung gegenüber den Lernenden. Die einzigen Verpflichtungen für die Schülerinnen und Schüler bestehen aus zwei Stunden Sport in der Woche und einer halben Stunde Stille (schlafen, lesen, meditieren) in der Mittagspause. Das zwanglose Lernen findet in so genannten „Challenges“ oder „Masterclasses“ statt.
„Man darf keine Forderungen an Schüler stellen!“
„Der Schlüssel zur Bildung ist bedingungslose Liebe“
Sjef Drummen, ehemaliger Schulleiter und Mitgründer von Agora-Wings
In den ersten Jahren an der Schule machen die Schülerinnen und Schüler so genannte „Challenges“, das sind von ihnen selbst entwickelte Fragen, bei deren Beantwortung sie das Lernen lernen. Die Kinder lernen alters- und leistungsgemischt mit- und voneinander. Laut Sjef Drummen lernen die Kinder so 80% der später erforderlichen Prüfungsinhalte selbstständig. Wer dann einen Abschluss macht, lernt in den letzten beiden Jahren die fehlenden 20% bei Lehrkräften von anderen Schulen, die zu bestimmten Zeiten zur Verfügung stehen. Drummen nennt das Prinzip „relationales autonomes Lernen“. Die Lernenden lernen ohne Zwang von Vorbildern und autonom. Neugierde sei der Motor des Lernens und Vorstellungskraft der Treibstoff. Aufgabe der Lerncoaches ist es für das Wohlbefinden der Lernenden zu sorgen, nicht das Kind stehe im Mittelpunkt, sondern dessen Entwicklung. Die Lernenden sind frei und haben doch einen Rahmen, es gibt keine Konkurrenz und keine Vergleiche. Sie bilden „Lerngemeinschaften zur Potentialentfaltung“ im Sinne Gerald Hüthers. „Wir können nichts ins Gehirn der Kinder reintun, wir können sie nur zum Lernen verführen“, so Drummen. Jedes Gehirn sei einzigartig und brauche eigene Rezepte. Motivation entstehe aus Freiwilligkeit, Arbeitsaufträge zerstören Motivation – eben Lernen ohne Zwang. Die Motivationstheorie von Decy und Ryan wird hier umgesetzt, indem Autonomie, Verbundenheit und Kompetenz im Vordergrund stehen. An der Agora-Schule geht man davon aus, dass Kinder lernen und gut sein wollen. Ein Fokus auf Wissen würde den Lernprozess verhindern, Wissen ist ein Nebenprodukt von Entwicklung und kommt automatisch.
Die „Challenges“ folgen einem bestimmten Format. Die Themen entstehen durch Fragen, die in einem digitalen Portfolio festgehalten werden: „Warum möchte ich diese Herausforderung? Wie gehe ich sie an? Werde ich sie alleine oder mit anderen Schülern bearbeiten? Wie viel Zeit werde ich voraussichtlich brauchen? Wem könnte mir helfen? Kann ich die Antwort online finden? Muss ich irgendwo außerhalb der Schule die Antwort suchen? War mein Zeitplan ausreichend? Welches Feedback habe ich vom Coach erhalten? Was habe ich gelernt? Was werde ich beim nächsten Mal anders machen?“ Der Lernprozess wird von den Lerncoaches begleitet und mit den Lernenden reflektiert, wobei die Frage nach dem Gelernten und den Konsequenzen für die nächste „Challenge“ im Vordergrund stehen. Bei der Beantwortung der Fragen entstehen mehr neue Fragen und das ist für Sjef Drummen die Essenz des Lernprozesses.
Der immer gleiche Ablauf der Lernprozesse soll den Lernenden Halt und Orientierung, Klarheit und Sicherheit geben. Eine Bewertung des Geleisteten findet durch formatives und wertschätzendes Feedback durch Coaches und Mitlernende statt. Da die Lernprozesse autonom initiiert sind, entsteht eine hohe Motivation, sodass sich die Lernenden ohne Zwang lange und auch noch zuhause mit ihren Fragen beschäftigen und so vertieft und nachhaltig lernen. Zur Unterstützung der Lernprozesse dürfen Handys und Laptops genutzt werden, da diese das Wissen der Welt beinhalten. Die Schule ist über WhatsApp mit den Lernenden in Verbindung. Die Schülerinnen und Schüler sind oft außerhalb der Schule unterwegs, um dort Teile ihrer „Challenges“ zu erledigen, dabei werden sie über die Standortfreigabe in WhatsApp begleitet.
Die Lerncoaches Die Lerncoaches begleiten die Lernenden bei ihren „Challenges“ und führen wöchentliche Lernentwicklungsgespräche (30 Minuten) durch. Sie begleiten die „Challenges“ und „Masterclasses“ von in der Regel 18 Lernenden. Sie kommen morgens um 08:00 Uhr in die Schule und bleiben bis 16:30 Uhr, die Schülerinnen und Schüler sind von 09:00 bis 14:30 Uhr anwesend. Die Zeiten ohne Lernende nutzen die Lerncoaches für Besprechungen und Planung, nach 16:30 Uhr ist die Arbeit erledigt, es gibt ja keine Korrekturen, Vorbereitungen usw. Es war allerdings wenig überraschend, dass während unseres Besuchs auch um 17:00 Uhr noch Lernende und Lehrende vor Ort waren.
Laut Drummen besteht „die Aufgabe der Bildung darin, junge Menschen heranzubilden, die ein hohes Verantwortungsbewusstsein für ihren Beitrag zur Gesellschaft empfinden. Weltorientiertes Lernen. Damit meine ich eigenverantwortliche, selbstdisziplinierte, einfühlsame, glückliche und demokratische Bürger. Dies kann nur erreicht werden, indem Schülerinnen und Schülern durch einen relationalen, autonomen Lernansatz die Erfahrung vermittelt wird, dass sie für ihre eigene Entwicklung verantwortlich sind.“ Überschreiten Schülerinnen oder Schüler Grenzen, führt dies nicht zu einer Strafe, sondern einem Gespräch. Mobbing gibt es in einer Agora-Schule eigentlich nicht, da gute Beziehungen zwischen allen in der Schule und zur Welt ein zentrales Lernziel sind.
Wenn neue Lerncoaches eingestellt werden sollen, müssen diese mit den Schülerinnen und Schülern sprechen, die dann über die Eignung entscheiden.
Eltern Eltern spielen im Universum der Agora-Schulen eine entscheidende Rolle. Mit Eintritt des Kindes in die Schule verpflichten sich Eltern ihre Kompetenzen einzubringen. In „Masterclasses“ wird Wissen vertieft und diese werden von den Eltern angeboten. Will eine Gruppe von Kindern zum Beispiel Lakritzeis machen, finden sich Eltern, die dabei unterstützen können, es kann aber auch sein, dass sich eine Gruppe mit Quantenphysik oder Astronomie beschäftigt. Die „Mastererclasses“ finden meistens außerhalb des Schulgebäudes in Unternehmen, Kanzleien, Werkstätten usw. statt und gehen über mehrere Wochen. Im Rahmen von „Masterclasses“ sind Lernende schon nach Kenia gereist, um Elefanten zu studieren oder haben sich eine Weile in Nepal aufgehalten, um herauszufinden, ob sie Kulturanthropologie studieren wollen.
Fazit Sicher, die Anzahl der Lernenden in einer Agora-Schule ist überschaubar und diese Art von Schule lockt sicher auch nur begrenzt die so genannten „bildungsfernen Schichten“ an. Auch bei aller Nutzung von rechtlichen Grauzonen, sind gewisse Aspekte des Konzepts nicht auf Deutschland übertragbar. Dennoch zeigt die Agora-Wings-Schule, was möglich ist, wenn Kinder ohne Druck und intrinsisch motiviert lernen. Das Lernen ist nachhaltiger, demokratischer und menschlicher. Und am Ende sogar effektiver und günstiger. Entscheidend ist, wie immer eigentlich, die Haltung aller an Schule Beteiligten. Da müssen wir ansetzen, eigentlich ist es ganz leicht, wir müssen den Lernenden auf Augenhöhe begegnen und ihre Bedürfnisse ernst nehmen, sie wahrnehmen und begleiten ohne zu überwältigen. Klingt ganz leicht und ist so schwer. Jede Lehrkraft sollte einmal eine Agora-Schule besuchen!
Epilog Am Ende unserer Führung durch die Schule sind wir auf den 16jährigen Lucas getroffen, der an einem Freitag um 17:00 Uhr noch mit einem Freund an einem Roboter gebastelt hat. Er will Mechatronik studieren. Angefangen hat er mit Arduinos und Lego Robotik in „Challenges und „Masterclasses“, jetzt trainiert er für die Teilnahme an internationalen Robotik-Wettbewerben. Lucas spricht ein perfektes Englisch – und hatte noch nie eine Stunde Unterricht.
lassen Sie mich zunächst von zwei Erfolgen berichten, die noch nicht in die ganze Schulgemeinschaft kommuniziert wurden. Erstens haben Frau Mann und ihr DSP-Kurs der E-Phase vor den Ferien bei den Hessischen Schultheatertagen einen Preis für ihr Stück „Eindeutig zu eigenständig“ gewonnen. In dem Theaterstück geht es um eine Traumwelt, die von der Jury so kommentiert wurde: „Wir sind immer noch begeistert von eurer Performance – was für eine starke, atmosphärische Präsentation! Eure Produktion hat uns mit tollen Bildern, eindrucksvollen ästhetischen Choreografien und einer traumhaft harmonischen Gruppendynamik überzeugt. Man spürt: Ihr habt euch als Ensemble gefunden und gebt gemeinsam alles für eure Inszenierung.“ Ich habe die Aufführung gesehen und war selbst auch sehr begeistert. Das zeigt wieder einmal, wie wichtig kreative und künstlerische Darbietungen in Schule sind. Vielen Dank dafür uns herzlichen Glückwunsch zur verdienten Auszeichnung. Mehr dazu hier: https://www.lshev.de/index.php/component/content/article/eindeutig-zu-eigenstaendig-der-weibelfeldschule?catid=9&Itemid=109.
Und zweitens wurde die Zukunftsschmiede Trendhub mit einer Förderung von bis zu 44.000 € von der Flughafenstiftung der Fraport bedacht. Das Team aus Schülerinnen und Schülern hat mit der Unterstützung von Frau Riedl mit dem Konzept überzeugt und kann so die erfolgreiche Arbeit intensivieren. Auch hierzu und zu dem souveränen Auftritt der Schülerinnen und Schüler bei der Übergabe im Besucherzentrum des Flughafens mit Ministerpräsident Rhein meine herzlichen Glückwünsche. Mehr Informationen zur Zukunftsschmiede gibt es hier: https://www.schulmun.de/2024/12/13/wfs-05-reallabor-weibelfeldschule-zukunftsschmiede-trendhub-think-do-tank/.
Als Nächstes wollen wir uns dann vermutlich dem Schulhof widmen. Weitere Informationen dazu folgen. Mit Erscheinen des Newsletters haben wir drei Wochen mit den neuen Nutzungsregeln für mobile Endgeräte hinter uns. In den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien wurden die Geräte bei unerlaubter Nutzung noch nicht eingezogen, sondern es wurde auf die neue Regelung hingewiesen. Mein Eindruck war, dass die Zahl der Ermahnungen sich in Grenzen hielt und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Stimmung auf dem Schulgelände entspannter war. Die erste Woche in der bei unerlaubter Nutzung der Entzug des Gerätes bis zum Ende des Schultags erfolgte, zeigte dann, dass wir täglich Smartphones im unteren zweistelligen Bereich einziehen mussten. Die Regelung mit der Nutzungsfreigabe in der Cafeteria in der Mittagspause hat sich auch bewährt, es kam zu keinen Massenaufläufen, sondern es scheint sich eine verantwortungsvolle Nutzung durchzusetzen.
Ich danke den Kolleginnen und Kollegen und auch dem Schulleitungsteam für die Umsetzung der neuen Regeln mit pädagogischem Augenmaß und den Schülerinnen und Schülern, die ebenso mitgezogen haben. Ich gehe davon aus, dass sich die neuen Regeln in der nächsten Zeit etablieren und wir nur noch mit wenigen Verstößen rechnen müssen.
Mir ist durchaus bewusst, dass unsere weitgehende Verbotsregelung keine Ideallösung ist, ich glaube aber dennoch, dass die Regelung zum Schulfrieden beiträgt und uns den Raum schafft für die Zukunft über bessere Lösungen nachzudenken.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Leseempfehlung Wer einen positiveren Blick auf die Welt bekommen sollte, muss Hans Rosling: Factfulness; Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, Berlin 2024, lesen. Roslings Grundthese ist, dass die Welt viel besser ist als wir glauben, weil unsere Vorstellungen eher der Faktenlage aus den 1960er Jahren entsprechen.
ein neues Schuljahr beginnt und dieses wird ein besonders spannendes.
Wie die meisten von Euch und Ihnen schon mitbekommen haben, befinden wir uns in zahlreichen Veränderungsprozessen. Wir haben eine neue Schulordnung mit veränderten Nutzungsbedingungen für mobile Endgeräte, wir haben erste Schulen mit innovativen Formaten besucht, vor den Ferien wurde die Zukunftsschmiede Trendhub eröffnet, die DNA-Gruppe nimmt ihre selbstständige Arbeit auf und die Schulentwicklungsgruppe ist dabei sich als Kompass-Gruppe neu zu definieren.
Konkret bedeutet das, dass wir nun die Rahmenbedingungen geschaffen haben, die zu deutlich sichtbareren Veränderungsprozessen führen können. Wie diese genau aussehen, will ich weder vorgeben noch vorhersagen, das ist Aufgabe der Schulgemeinschaft. Deshalb ist es mir wichtig, dass diese sich an den Arbeitsgruppen beteiligt und ihre Ideen und Wünsche einfließen lässt. Wir sind offen dafür und freuen uns über jede Unterstützung und Perspektive.
Mir persönlich ist die Einbindung der Schülerinnen und Schüler sehr wichtig, schließlich geht es in Schule ja primär darum, diese bestmöglich zu bilden. Deshalb werde ich in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Stärkung der Schülervertretung legen. Dies hat mit einem Workshop im Zelt der Feuerfreunde auf dem Neuhof am vergangenen Dienstag begonnen und wird in eine direkte Wahl des SV-Vorstandes durch alle Schülerinnen und Schüler fortgesetzt. Weiter sollen dieser Vorstand und weitere Interessierte dann in weiteren Workshops und vielleicht noch ganz anderen Formaten gestärkt werden. Dazu sind wir bereit Zeit, Mühen und auch Geld zu investieren.
Des Weiteren wollen wir auch weiter innovative Lehrkräfte, Team-Building und Individualisierung von Lernprozessen unterstützen. Auch hierfür sind wir bereit Zeit, Mühen und Geld zu investieren.
Natürlich wird sich auch die Schulleitung mit externer Beratung und Klausurtagungen weiter professionalisieren.
Weiter werden wir an einer Weiterentwicklung der Förderstufe und an der Schaffung von Kommunikations- und Möglichkeitsräumen für das Kollegium arbeiten und uns intensiver in multiprofessionellen Teams mit der zunehmenden Heterogenität und (Super-)Diversität in den Klassen auseinandersetzen.
Wichtig ist schließlich noch, dass wir beginnen müssen, unser 50jähriges Jubiläum 2027 zu organisieren, auch da sind wir für jegliche Unterstützung und Ideen dankbar.
Es wird also deutlich, vieles ist im Fluss und das ist gut so, die Welt verändert sich rasant und wir müssen als Schule darauf reagieren und darauf freue ich mich in diesem gerade begonnen Schuljahr an unserer schönen Weibelfeldschule.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Leseempfehlung Christian Stöcker: Die große Beschleunigung, Pantheon 2023. In dem Buch, das mich u.a. bei meiner diesjährigen Abiturrede inspiriert hat, zeigt Stöcker auf, wie und warum sich die Entwicklungen, von der Rechenleistung bis zum BIP, beschleunigen und wir uns in einem Zeitalter exponentiellen Wachstums befinden. Wirklich lesenswert, da es hilft die Welt zu verstehen.
Hörempfehlung Hendrik Haverkamp und Benedikt Wisniewski, zwei Koryphäen der deutschen Schullandschaft, haben den neuen Podcast „Kompass KI“ gestartet, in dem es um KI und Evidenz aus Studien geht. Ein muss für alle, die sich für KI in der Schule interessieren (und das sollten eigentlich zumindest alle Lehrkräfte sein). Die Folgen sind nicht so lang und dafür gut in die Lebensplanung einzubauen: https://open.spotify.com/show/0OCgLLu4UtJmlBYdyBAaMH. „Felicitas Thiel: Unterrichtsstörungen? So geht Classroom Management“, empfehlenswerter Podcast aus der Reihe „Die Schule brennt“ von Bob Blume: https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:publication:f0853fdc64e25f58/.
Veranstaltungsempfehlung für alle, die sich für den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit soziale Medien interessieren!
Vortrag Silke Müller: KI, Social Media & Co – Fluch oder Segen für unsere Kinder? Vortrag der Publizistin und 1. Digitalbotschafterin Niedersachsens Silke Müller mit anschließender Podiumsdiskussion
Die Bestsellerautorin und Bildungsexpertin Silke Müller beleuchtet in ihrem Vortrag kritisch, welche verstörenden Inhalte – von Gewalt und Pornografie, Schönheitswahn und Looksmaxxing bis hin zu rassistischen und kriegsbezogenen Darstellungen – bereits Grundschüler in sozialen Netzwerken erleben. Dabei rückt sie das eigentliche Problem in den Fokus: nicht die reine Bildschirmzeit, sondern die algorithmisch gesteuerte Verbreitung schockierender Inhalte sowie die subtile Gefahr von Cybergrooming. Zunehmende Mediensucht ist zudem eine zusätzliche Herausforderung. Zudem warnt sie, dass künstliche Intelligenz diese Dynamiken noch verstärken könnte. Müller ruft zu einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken auf, um unsere Kinder zu schützen und zugleich die positiven, kreativen Potenziale digitaler Medien zu fördern.
Auf dem Podium:
Silke Müller Max Tischberger, LSV Hessen N.N.. Landeselternbeirat Rüdiger Fries, GMK Nina Mülhens, DigitalSchoolStory Moderation: Erik Grundmann, Weibelfeldschule
Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, seit 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, (möglichst) alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Wer sich beteiligen möchte, aber keinen Blog hat, kann gerne einen Beitrag einreichen – er wird dann als Gastbeitrag publiziert. Ich bin leider etwas spät dran, eigentlich war dieses Thema schon im Februar dran. Da mir das Thema aber besonders wichtig ist, schiebe ich jetzt noch einen Beitrag hinterher. Ich will auch gar keinen langen Text schreiben, aber auf einen meiner Meinung nach zentralen Zusammenhang hinweisen.
Ich habe mir in der letzten Zeit einige zugespitzte Sätze angewöhnt, um provokant auf Missstände im Bildungswesen hinzuweisen. Einer davon lautet: Wenn wir nicht sofort anfangen, Demokratie- und Medienbildung an Schulen in den Vordergrund zu stellen, können wir uns bald Mathe und Deutsch schenken. Wie meine ich das? Der politische Diskurs wird für Jugendliche zunehmend von sozialen Medien bestimmt. Diese funktionieren mit Algorithmen, die Empörung belohnen und Filterblasen erzeugen. Dadurch wird unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert, der Diskurs verflacht oder wird unmöglich, die Welt wird bedrohlicher wahrgenommen als sie ist und extremistischer Propaganda und Rekrutierung jeglicher Couleur werden Tür und Tor geöffnet. Das wird zunehmend zu einem, meiner Meinung nach in Deutschland unterschätzten und ignorierten, Problem. Wir schützen unsere Jugend nicht vor den Gefahren der sozialen Medien. Gleichzeitig gelingt es uns immer weniger, den Jugendlichen den Wert von Demokratie zu vermitteln. Das mag daran liegen, dass Demokratie und Pluralismus als Selbstverständlichkeit angenommen werden, aber auch daran, dass Demokratie in sozialen Medien verächtlich gemacht wird, nicht zuletzt von Staatsoberhäuptern demokratischer Staaten oder durch Propaganda autoritärer Systeme. Eine wichtige Rolle spielt aber auch, dass Jugendliche in unserer Demokratie mit ihren Bedürfnissen kaum mehr wahrgenommen werden. Und das ist fatal. Jugendliche und deren Eltern stellen keine relevante Wählerschicht und werden folglich im politischen Diskurs weitgehend ignoriert. In den Schulen lernen sie in der Theorie, wie Demokratie funktioniert, dürfen aber nicht ernsthaft mitentscheiden, wie dort ein zentraler Teil ihres Lebens gestaltet wird. Das ist ein fatales Signal. Außerdem spiegeln der Zustand vieler Schulgebäude und deren Ausstattung oder Verpflegungsmöglichkeiten und Betreuungssituation den Jugendlichen täglich, wie wichtig dem Staat und der Gesellschaft deren Wohlbefinden ist. Die Jugendlichen leiden psychisch zunehmend unter ihrer gesellschaftlichen Situation. Am Ende haben wir es hier mit einer Paradoxie unseres politischen Systems zu tun. Eigentlich müsste es unser ureigenstes Interesse sein, eine Politik zu machen, mit der wir die Jugendlichen durch exzellente Ausbildung und Rahmenbedingungen befähigen, in Zukunft unser demokratisch-pluralistisches Staatswesen zu erhalten, ja sogar fortzuentwickeln. Für solche Investitionen wird man aber nicht wiedergewählt und eine Bundestagswahl findet alle vier Jahre statt, das ist der Zeitraum, in dem politische Zyklen gedacht werden und die relevanten Wählerschichten interessieren sich, zugegeben etwas zugespitzt, eben eher für Rente und Rindfleisch, ihren Heizungskeller, Gendern und Autobahnen oder die nächste Kreuzfahrt, da bleibt für gute Schulen, Kitas und Universitäten nichts mehr übrig, das zahlt sich an der Wahlurne halt nicht aus.
Gestern und heute durfte ich wieder als Prüfer an mündlichen Prüfungen im Rahmen des 1. Staatsexamens für Lehrämter an meiner Alma Mater, der Goethe-Uni in Frankfurt, teilnehmen. Ich empfinde das tatsächlich als große Bereicherung, auch wenn einem nach sieben Protokollen am Stück die Hand weh tut. Interessant ist das, weil ich so noch einen Kontakt zur ersten Phase der Lehrkräfteausbildung habe und mitbekomme, was der aktuelle Forschungsstand zum Beispiel in der soziologischen Bildungsforschung ist. Ich erhalte aber auch Einblicke in mir fachfremde Bereiche, wie die Kinder- und Jugendbuchliteratur in der Grundschule. Meine beiden zentralen Erkenntnisse aus der aktuellen Prüfungskampagne sind:
In der Soziologie ist völlig klar, dass das gegliederte Schulsystem und die frühe Selektion nach der 4. Klasse nicht sinnvoll sind und die bestehenden Bildungsungleichheiten verstärken und reproduziert. Das ist durch die Studienlage, auch im internationalen Vergleich, gesichert. Diese Probleme sind strukturell verankert. Außerdem verändert die Digitalität Kindheit, indem sie neue Möglichkeitsräume schafft, aber auch zu einem Mangel an Orientierung und daher Verunsicherung führt. Der Übergang zur Wissensgesellschaft unterstreicht die Bedeutung von Bildung, was die Reproduktion von Ungleichheit noch dramatischer macht. Der frühkindlichen Bildung müsste deutlich mehr Bedeutung zukommen. Der Superdiversität muss mit individualisierten Lernprozessen begegnet werden. Die Studierenden wissen das!
Punkt 1. ist mir nicht völlig neu, wirklich spannend waren aber die Prüfungen zu (Post-)Moderner Kinderliteratur. Dort findet ein Wandel von moralisierender „Zeigefingerpädagogik“ zu Literatur mit Leerstellen und offenen Fragestellungen statt, zum Beispiel zu Themen wie Freundschaft oder Mobbing. Die Bilder- und Kinderbücher spiegeln dabei Aspekte der VUCA- und BANI-Welt wieder. Die Kinder werden mit Widersprüchlichkeiten, Volatiltät, Brüchigkeit und modernen Lebensformen konfrontiert, es geht um imaginäre Freundschaften und sexuelle Identitäten, natürlich kindgerecht.
Wir haben also, wie Stefan Ruppaner zurecht sagt, kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Und es gibt Hoffnung, weil die Studierenden das Wissen und sich auf Veränderungen einstellen. Außerdem schafft die Kinderliteratur die nötige Resilienz und Einsicht in die sich verändernde Realität. Jetzt muss nur noch Schule dort ankommen. Aber auch da sind wir dran!
heute geht es um einen meiner persönlichen Schwerpunkte, die Medienkompetenz im weitesten Sinne und das in Hessen geplante Handyverbot im engeren Sinne. Vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass wir anfangen müssen Schule komplexer zu denken (https://www.schulmun.de/2025/01/15/2025-o4-wird-schule-hyperkomplex-oder-sogar-unser-ganzes-leben/). Wir müssen Medienbildung, Demokratiebildung, soziales Lernen und alle möglichen Präventionskonzepte zusammen denken, um den aktuellen Herausforderungen, wie dem Segen und dem Fluch des Smartphones, gerecht zu werden. In den Links sind dieses Mal einige Studien, Tipps für den Unterricht und zu den sozialen Medien in dieser Richtung enthalten. Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass wir Medien- und Demokratiebildung absolut priorisieren müssen (https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/). Wenn es uns nicht gelingt, die Schülerinnen und Schüler gegen Fakenews und demokratiezersetzende Kampagnen aus dem in- und Ausland zu wappnen, brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr um den richtigen Mathematik- oder Deutschunterricht zu machen. Autokratie und spaltender Populismus erleben im Moment global eine Renaissance, der wir uns entgegenstellen müssen. Insofern ist das in Hessen kommende Verbot der privaten Handynutzung an hessischen Schulen, meiner Meinung nach, eine richtige Übergangslösung. Ich habe lange um diese persönliche Position gerungen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass unsere Kinder verantwortungsvoll mit einem Smartphone umgehen können und natürlich ist es Aufgabe der Schule, aber auch der Eltern, ihnen das beizubringen. Das soll und muss auch unser Ziel bleiben. Aktuell funktioniert das aber, mangels Ressourcen und Kenntnis noch(!) nicht. Die Studienlage ist recht eindeutig und wurde in diesem Newsletter immer wieder rezitiert, Handys lenken ab, beeinträchtigen die Salutogenese und das Sozialleben. Ich beobachte jeden Tag, wie viele Schülerinnen und Schüler, gerade aus den jüngeren Jahrgängen, in jeder Pause Browsergames spielen, die Fälle von Mobbing und pornographischen Bildern in Gruppenchats, auch hier wieder vorwiegend bei den jüngeren Jahrgängen, nehmen sichtbar zu. Um dem wenigstens in der Schule Herr zu werden, kann das Handyverbot helfen. Wichtig ist aber auch, dass die Familien die Schulen dabei unterstützen. Es ist die Aufgabe der Sorgeberechtigten darauf zu achten, dass entsprechende Altersfreigaben und Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden. Es ist wichtig, dass in den Familien ein Vertrauensverhältnis herrscht und über alles, was im Internet und auf dem Handy passiert gesprochen werden kann. Das Handy wegzunehmen ist keine Option, weil so genau dieses Vertrauensverhältnis ziemlich sicher zerstört wird. Wir müssen natürlich anerkennen, dass das Handy auch ein zentrales Kommunikationsmittel unserer Schülerinnen und Schüler ist, hier werden Verabredungen getroffen, hier findet der alterstypische Austausch statt und hier finden auch Sozialisation und Adoleszenz statt. Und die damit verbundenen digitalen Kompetenzen sind unerlässlich für unsere heutige Gesellschaft und für unsere Zukunft. Es muss uns aber auch gelingen, diese digitalen Kompetenzen zu vermitteln, diese müssen natürlicher Bestandteil der Erziehung und des Lehrplans werden, wie es Verkehrs- oder Sexualerziehung sind. Solange das noch nicht der Fall ist, macht ein privates Nutzungsverbot für Handys an der Schule Sinn. Natürlich heißt das nicht, dass Handynutzung in der Schule kategorisch ausgeschlossen werden soll, das sieht auch der hessische Gesetzentwurf nicht vor. Das Handy muss natürlich im Unterricht, nicht zuletzt zur Medienbildung, bei kompetenter Anleitung durch die Lehrkräfte nutzbar bleiben. Natürlich muss das Handy auch für medizinische Zwecke und gebotene Nachteilsausgleiche erlaubt bleiben. Hinzu kommt, dass wir uns in den sozialen Medien und im Internet noch in einer gesetzlosen „Wild West-Zeit“ bewegen. Es gibt keinen wirksamen Jugendschutz. Übelste Pornografie und Gewaltdarstellungen sind nur wenige Klicks entfernt und der Reiz ist natürlich bei vielen Kindern da, das Verbotene zu sehen. Auf Reddit und Twitch lauern Pädophile, auf Instagram kann man Nazis und anderen Verfassungsfeinden folgen und auf TikTik geben sich Islamisten ein fröhliches Stelldichein. Vielen ist, glaube ich, gar nicht bewusst, welche Gefahren im Netz lauern, die es so einfach zugänglich in der analogen Welt nicht gab und auch nicht gibt. Recht eindringlich wird das in diesem Video von Klicksafe dargestellt: https://www.youtube.com/watch?v=tixkem59YZs. Hier Bedarf auf der einen Seite Aufklärung von Eltern und Jugendlichen und eine Stärkung der Resilienz, auf der anderen Seite aber auch staatliche Regulierung und ein Zwang zur Verantwortungsübernahme durch die Techunternehmen, die hinter den Netzwerken stehen. Es gibt technische Lösungen wirksameren Jugendmedienschutz auch im Internet zu betreiben. Was wir also brauchen, ist ein Moratorium durch das Handyverbot, um die so entstehende Zeit zu nutzen, die Schulen, Elternhäuser und die staatliche Regulierung so aufzustellen, dass im Internet und den sozialen Medien ein ähnlich wirksamer Schutz und ein Präventionssystem entstehen wie im Bereich der Suchtprävention oder im Straßenverkehr. Diese Vergleiche zeigen aber auch, dass es keinen vollumfänglichen Schutz geben kann, das Leben ist und war immer mit einem Restrisiko verbunden, wir sind es unseren Kindern allerdings schuldig, dieses Restrisiko so gut wie es nur geht zu minimieren. Manche Schulen sind bereits jetzt so weit, dass sie kein Handyverbot mehr brauchen, manche haben bereits schon länger Handyverbote, letztlich muss jede Schule ihren eigenen Weg finden und differenziert mit den Ansprüchen der verschiedenen Altersgruppen umgehen. Unser aller Ziel muss es aber sein Handyverbote überflüssig zu machen, weil wir ein System geschaffen haben, in dem wir zur verantwortungsvollen Nutzung befähigt haben. Dazu brauchen wir mehr Qualifikation bei den Lehrkräften und die Unterstützung der Elternhäuser, aber auch staatliche Regulierung. Wenn uns das gelungen ist, brauchen wir kein Handyverbot mehr. Packen wir es an.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:
• Interessantes Aula ist eine renommierte von Marina Weisband gestartete Initiative zur Etablierung digitaler und demokratischer Strukturen in Schulen. Ich habe sehr viel Positives darüber gelesen und gehört, lohnt sich sicher mal Ein Blick drauf: https://www.aula.de/. Spannender Artikel auf „t3n“ zu Studien über die abnehmende Fähigkeit Informationen zu verarbeiten und den Verlust von Intelligenz (Spoiler: Es könnte mit der Bildschirmzeit zu tun haben): https://t3n.de/news/studien-zeigen-menschen-kognitive-f%c3%a4higkeiten-informationen-verarbeiten-1678313/. Benedikt Wisniewski zum Thema „Deimplementierung“ auf dem Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/was-schulen-fehlt-ist-der-mut-zum-weglassen/. Spoiler: Weg können zum Beispiel die meisten Korrekturen, die Erstellung individueller Materialien, Teile von Differenzierung, Klassenzimmerdeko, einmalige Fortbildungen, Unterrichtsbesuche und Lehrproben zur Bestimmung der Arbeitsqualität. Dazu ist auch sein neues Buch erschienen, auf das ich noch warte. Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz hat eine Studie veröffentlicht (Spoiler: Hass im Netz bedroht den demokratischen Diskurs): https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug/.
• Leseempfehlung Verena Friederike Hassel: Der tanzende Direktor: Lernen in der besten Schule der Welt, Kein & Aber 2019. Eine etwas romantisierende, kurzweilige und in Teilen inspirierende und schön zu lesende Beschreibung des neuseeländischen Schulsystems liefert die Journalistin Verena Friederike Hassel. Ich beabsichtige zwar sicher nicht zu tanzen, aber von der Haltung und dem System in Neuseeland kann man sicher etwas lernen.
• Veranstaltungsempfehlung Vom 16. bis zum 18. Mai findet in Darmstadt ein OER-Barcamp statt. „Die OERcamp Werkstatt ist ein Format, das die Arbeit an eigenen Materialien in den Mittelpunkt stellt. Für 48 Stunden treffen sich Menschen aus allen Bildungsbereichen, um konzentriert an eigenen Lehr-Lern-Materialien zu arbeiten.“ Ich kann leider wegen privater Verpflichtungen nicht, sonst wäre ich bestimmt dabei gewesen, zumal das Ganze von den ausgewiesenen Experten der „Agentur J&K – Jöran und Konsorten“ ausgerichtet wird. Hier geht es zu allen Infos und der Anmeldung: https://oercamp.de/veranstaltungen/werkstatt-hessen-2025/. Über das Deutsche Schulportal kann man sich zu einer Veranstaltung zu KI-Kompetenzen mit den bereits oben erwähnten Susanne Alles, Regina Schulz, Joscha Falck und Manuel Flick am 10. April anmelden: https://campus.deutsches-schulportal.de/event/645.
• Spaß im Netz Stein-Schere-Papier in einer interessanten Variante und mit der Möglichkeit eigener Erweiterungen: https://playrpsls.fun/.
Heute geht es um einen meiner persönlichen Schwerpunkte, die Medienkompetenz im weitesten Sinne und dazu um das in Hessen geplante Handyverbot im engeren Sinne. Vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass wir anfangen müssen Schule komplexer zu denken (https://www.schulmun.de/2025/01/15/2025-o4-wird-schule-hyperkomplex-oder-sogar-unser-ganzes-leben/). Wir müssen Medienbildung, Demokratiebildung, soziales Lernen und alle möglichen Präventionskonzepte zusammen denken, um den aktuellen Herausforderungen, wie dem Segen und dem Fluch des Smartphones, gerecht zu werden. Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass wir Medien- und Demokratiebildung absolut priorisieren müssen (https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/). Wenn es uns nicht gelingt, die Schülerinnen und Schüler gegen Fakenews und demokratiezersetzende Kampagnen aus dem In- und Ausland zu wappnen, brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr um den richtigen Mathematik- oder Deutschunterricht zu machen. Autokratie und spaltender Populismus erleben im Moment global eine Renaissance, der wir uns entgegenstellen müssen. Insofern ist das in Hessen kommende Verbot der privaten Handynutzung an hessischen Schulen, meiner Meinung nach, eine richtige Übergangslösung. Ich habe lange um diese persönliche Position gerungen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass unsere Kinder verantwortungsvoll mit einem Smartphone umgehen können und natürlich ist es Aufgabe der Schule, aber auch der Eltern, ihnen das beizubringen. Das soll und muss auch unser Ziel bleiben. Aktuell funktioniert das aber, mangels Ressourcen und Kenntnis noch(!) nicht. Die Studienlage ist recht eindeutig und wurde in meinem Newsletter immer wieder zitiert, Handys lenken ab, beeinträchtigen die Salutogenese und das Sozialleben. Ich beobachte jeden Tag, wie viele Schülerinnen und Schüler, gerade aus den jüngeren Jahrgängen, in jeder Pause Browsergames spielen, die Fälle von Mobbing und pornographischen Bildern in Gruppenchats, auch hier wieder vorwiegend bei den jüngeren Jahrgängen, nehmen sichtbar zu. Um dem wenigstens in der Schule Herr zu werden, kann das Handyverbot helfen. Wichtig ist aber auch, dass die Familien die Schulen dabei unterstützen. Es ist die Aufgabe der Sorgeberechtigten darauf zu achten, dass entsprechende Altersfreigaben und Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden. Es ist wichtig, dass in den Familien ein Vertrauensverhältnis herrscht und über alles, was im Internet und auf dem Handy passiert gesprochen werden kann. Das Handy wegzunehmen ist keine Option, weil so genau dieses Vertrauensverhältnis ziemlich sicher zerstört wird. Wir müssen natürlich anerkennen, dass das Handy auch ein zentrales Kommunikationsmittel unserer Schülerinnen und Schüler ist, hier werden Verabredungen getroffen, hier findet der alterstypische Austausch statt und hier finden auch Sozialisation und Adoleszenz statt. Und die damit verbundenen digitalen Kompetenzen sind unerlässlich für unsere heutige Gesellschaft und für unsere Zukunft. Es muss uns aber auch gelingen, diese digitalen Kompetenzen zu vermitteln, diese müssen natürlicher Bestandteil der Erziehung und des Lehrplans werden, wie es Verkehrs- oder Sexualerziehung sind. Solange das noch nicht der Fall ist, macht ein privates Nutzungsverbot für Handys an der Schule Sinn. Natürlich heißt das nicht, dass Handynutzung in der Schule kategorisch ausgeschlossen werden soll, das sieht auch der hessische Gesetzentwurf nicht vor. Das Handy muss natürlich im Unterricht, nicht zuletzt zur Medienbildung, bei kompetenter Anleitung durch die Lehrkräfte nutzbar bleiben. Natürlich muss das Handy auch für medizinische Zwecke und gebotene Nachteilsausgleiche erlaubt bleiben. Hinzu kommt, dass wir uns in den sozialen Medien und im Internet noch in einer gesetzlosen „Wild West-Zeit“ bewegen. Es gibt keinen wirksamen Jugendschutz. Übelste Pornografie und Gewaltdarstellungen sind nur wenige Klicks entfernt und der Reiz ist natürlich bei vielen Kindern da, das Verbotene zu sehen. Auf Reddit und Twitch lauern Pädophile, auf Instagram kann man Nazis und anderen Verfassungsfeinden folgen und auf TikTik geben sich Islamisten ein fröhliches Stelldichein. Vielen ist, glaube ich, gar nicht bewusst, welche Gefahren im Netz lauern, die es so einfach zugänglich in der analogen Welt nicht gab und auch nicht gibt. Recht eindringlich wird das in diesem Video von Klicksafe dargestellt: https://www.youtube.com/watch?v=tixkem59YZs. Hier Bedarf es auf der einen Seite Aufklärung von Eltern und Jugendlichen und eine Stärkung der Resilienz, auf der anderen Seite aber auch staatliche Regulierung und ein Zwang zur Verantwortungsübernahme durch die Techunternehmen, die hinter den Netzwerken stehen. Es gibt technische Lösungen wirksameren Jugendmedienschutz auch im Internet zu betreiben. Was wir also brauchen, ist ein Moratorium durch das Handyverbot, um die so entstehende Zeit zu nutzen, die Schulen, Elternhäuser und die staatliche Regulierung so aufzustellen, dass im Internet und den sozialen Medien ein ähnlich wirksamer Schutz und ein Präventionssystem entstehen wie im Bereich der Suchtprävention oder im Straßenverkehr. Diese Vergleiche zeigen aber auch, dass es keinen vollumfänglichen Schutz geben kann, das Leben ist und war immer mit einem Restrisiko verbunden, wir sind es unseren Kindern allerdings schuldig, dieses Restrisiko so gut wie es nur geht zu minimieren. Manche Schulen sind bereits jetzt so weit, dass sie kein Handyverbot mehr brauchen, manche haben bereits schon länger Handyverbote, letztlich muss jede Schule ihren eigenen Weg finden und differenziert mit den Ansprüchen der verschiedenen Altersgruppen umgehen. Unser aller Ziel muss es aber sein Handyverbote überflüssig zu machen, weil wir ein System geschaffen haben, in dem wir zur verantwortungsvollen Nutzung befähigt haben. Dazu brauchen wir mehr Qualifikation bei den Lehrkräften und die Unterstützung der Elternhäuser, aber auch staatliche Regulierung. Wenn uns das gelungen ist, brauchen wir kein Handyverbot mehr. Packen wir es an.
Wir wissen, dass soziale Medien von Empörung leben, Zuspitzungen, Fakenews, Halb- und Ganzwahrheiten treiben den Algorithmus an und führen zu Klicks. Klicks sind die Währung und fördern den Profit. Wir diskutieren auch, inwiefern soziale Medien die psychische und physische Gesundheit beeinflussen (hier mehr dazu: https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/). Wir wissen, dass Jugendliche und junge Erwachsene ihre Informationen zunehmend aus dem Netz beziehen (vgl. zum Beispiel: https://www.schulmun.de/2025/02/16/blog-2025-06-vortrag-didacta-zu-demokratie-some-und-ki/), wir wissen, dass sie nur begrenzt in der Lage sind Fakten zu checken und viele Fakenews ungeprüft weiterleiten und so die Reichweite erhöhen. Ein kürzlich stattgefundener Diskurs mit jungen Erwachsenen um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat mir aber noch einmal vor Augen geführt, wie zerrüttet die Diskursfähigkeit bereits ist. Die klassischen Medien werden nicht mehr ernst genommen und als staatlich gesteuert und ideologisiert wahrgenommen. Versuche faktenbasierter Argumentation werden zur Meinung degradiert und man hat halt einfach eine andere. Begründet wird zum Teil mit Fakenews und extremistischen Narrativen aus den sozialen Medien. Quellen gelten als seriöser und wahrhaftiger, wenn sie von „vor Ort“ kommen, also zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen oder der Ukraine. Überhaupt sind die Konflikte in Israel das Gleiche wie der Krieg in der Ukraine. Emotionen und Moral laden den Diskurs auf, unter geköpften Babys geht es nicht mehr. Nicht zuletzt das Wahlergebnis der Bundestagswahl hat noch einmal die Macht der sozialen Medien unterstrichen. Wenn wir davon ausgehen, dass spätestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule all diese Informationen verschiedenster Qualität in Form von Text, Bild und Video über unsere Kinder kommen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Diskurs später nicht mehr möglich und voller Gift ist. Russland, die Hamas, der IS und andere haben das verstanden und nutzen das aus, sie schütten dieses Gift über uns und unseren Kindern aus und wir lassen es geschehen. Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, sind Meinungen gefestigt und nicht mehr diskursfähig. Ich kann es immer nur wieder wiederholen: Wir brauchen mehr Medienbildung. Jetzt! Und wahrscheinlich auch mehr staatliche Regulierung. Weil es so nicht mehr geht.
Ergänzung nach Veröffentlichung: Weil es dazu Nachfragen gab: Das ist nicht die Schuld der Kinder und der Jugendlichen, das ist die Schuld derer, die das ignorieren, nicht wahrnehmen (wollen) und nichts tun.
Ich durfte am vergangenen Freitag auf dem „KI-Klassentreffen“ von fobizz einen Workshop halten. Thema war „Neue Lern- und Prüfungskultur mit KI. Warum KI in Schule alles verändert? Oder auch nicht?“, die zugehörige Präsentation gibt es unten auf der Seite.
Mir sind beim Workshop zwei Dinge noch einmal klarer geworden, die mich hoffnungsfroh stimmen.
Das Bedürfnis nach konkreten Ideen und Anleitung für die Lern- und Prüfungskultur mit KI ist riesig, aber auch schwer zu befriedigen. Sicher gibt es schon ein paar Beispiel, wie meine Open-Book-Klausur mit KI (https://www.schulmun.de/2025/01/06/2024-28-open-book-klausur-mit-ki-nutzung-ein-erfahrungsbericht/). Aber gerade dieser zeigt auch, dass wir hier noch im Bereich des Ausprobierens sind. Viele Kolleginnen und Kollegen experimentieren mit KI-Tools, produzieren Memes zu aktuellen Themen mit Bildgeneratoren oder Chatbots zu Künstlern oder historischen Themen uvm. Im Grund gelten hier immer noch die berühmten 4A von Doris Weßels, die in ihrer Keynote auch noch einmal bestätigt hat, dass die Entwicklung rasant ist. Die „4A“ von Doris Weßels sind, aufklären, ausprobieren, akzeptieren, aktiv werden: „Aufklären, also Informationsveranstaltungen anbieten, um alle Lehrenden ins Boot zu holen. Das zweite A: Bitte selbst ausprobieren. […] Das dritte A: Akzeptieren. Man muss sich daran gewöhnen, dass das keine Eintagsfliege ist, die morgen wieder weg ist. Das ist irreversibel und wird rasant weitergehen. […] Das vierte A: Wenn wir das erlebt haben, wird es automatisch zu einer Diskussion kommen. […] Das bedeutet, wir werden aktiv.“ (zitiert nach: https://hochschulforumdigitalisierung.de/chatgpt-in-hochschulen-aufklaeren-ausprobieren-akzeptieren-aktiv-werden-interview-mit-prof-dr-doris-wessels/) Tun Sie sich in den Schulen zusammen und arbeiten sie gemeinsam mit den 4A, ich würde als 5. A, auch wenn es im 4. steckt, noch austauschen nennen. Wir müssen uns von den curricularen Vorgaben soweit lösen, dass wir mit den rasanten Entwicklungen Schritt halten können. Eine aktuelle Bürokratielogik in einem Ministerium kann das nicht, wie auch die Diskussionen um Handreichungen zu Prüfungsformaten im Zeitalter von KI gezeigt haben. Das ist kein Vorwurf und keine Anklage, sondern in der Sache begründet. Deswegen kam ich in dem Workshop auch zu folgender These: KI hebt Bildung und Schule auf ein neues Level. Lernen und Lehren wird noch anspruchsvoller, weil wir uns noch stärker auf der Kompetenzebene bewegen werden. KI ist ein Katalysator für Veränderung. Und das ist, finde ich, ein hoffnungsvolle Botschaft. Auch wenn es anstrengend wird, mit Rückschlägen verbunden ist und wir uns von lieb gewordenen Vorstellungen verabschieden müssen, KI stößt notwendige Veränderungen im System an.
Der zweite Punkt hat nicht nur mit dem Workshop zu tun, ist mir aber dort noch einmal deutlicher geworden. Ich hatte zu Beginn gesagt, dass ich nicht genau wusste, was die Bedürfnisse der Teilnehmenden waren und dass ich flexibel sei. So kam es dann auch dazu, dass wir das Ausprobieren von KI-Tools haben sein lassen, dafür aber in eine Diskussion über die Auswirkungen auf Lern- und Prüfungskultur gegangen sind. Diese Diskussion hat noch einmal verdeutlicht, dass wir (noch?) keine Antworten auf viele Fragen haben, schon gar nicht zu Details. Gleichzeitig hat die Diskussion aber deutlich gemacht, dass wir anfangen die meiner Meinung nach richtigen Fragen zu stellen: – Wie können wir moderne Prüfungsformate gestalten? – Wie prüft und bewertet man Kompetenzen? – Wie gestalten wir Lernprozesse? – Welchen Sinn haben die klassischen Bewertungsinstrumente noch? – Was ist (eine) Leistung? – uvm. Das sind, glaube ich, genau die richtigen Fragen, die wir brauchen, um das Bildungssystem zukunftsfähig zu machen und die uns letztlich zu notwendigen Veränderungen zwingen.
Außerdem macht mir gerade noch Folgendes Hoffnung: Letzte Woche fand eine Fachkonferenz Geschichte an unserer Schule statt. Ich kam leider zu spät, weil ich noch bei einer Klassenkonferenz dabei sein musste. Aber auch da wurden im Grunde genau die gleichen Fragen diskutiert, die ich oben skizziert habe. Dazu kam noch der Gedanke, dass Geschichtsunterricht auch Medien- und Demokratiebildung beinhalten muss, das freut mich natürlich besonders. Und zum Schluss macht mir das Buch von Stefan Ruppaner ganz viel Hoffnung, weil er dort erklärt, zu was Schule in der Lage ist, wenn man das möchte (eine kurze Rezension gibt es im Newsletter 24/25-12).