Newsletter 15, 17.15.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

in unserer Schule tut sich was.
Im Sinne von Transparenz, möchte ich in diesem Newsletter einen Einblick geben, mit was wir uns in der Schule, neben dem Unterricht, noch beschäftigen. Ich will verdeutlichen, dass wir uns Entscheidungen nicht leicht machen, dass wir versuchen diese möglichst partizipativ zu treffen und ausführlich diskutieren. Ich möchte dies anhand der Debatte und Organisation des Schulfestes exemplarisch darstellen.
Eine Gruppe engagierter Kolleginnen und Kollegen plant gerade gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und dem Förderverein unser Schulfest. Das ist toll. Das tun diese Menschen zusätzlich zu all ihren anderen Aufgaben, weil sie der Meinung sind, dass ein Schulfest wichtig ist. Ein Schulfest ist wichtig für die Gemeinschaft, gemeinsam feiern stärkt den Zusammenhalt und macht Schule zu einem schöneren Ort. Das sehe ich ganz genauso. Dass das nicht ganz selbstverständlich ist, zeigte ein kurze Diskussion auf der letzten Gesamtkonferenz, ob wir es schaffen unter den aktuellen Belastungszuständen überhaupt ein Schulfest zu organisieren. Es war wirkliche eine kurze Diskussion und es hat sich sehr schnell eine Gruppe Lehrkräfte gefunden, die die Organisation übernehmen wollte.
So weit, so klar. Lassen sie uns aber etwas tiefer in das Thema eintauchen. So klar und einfach ist das nämlich bei näherer Betrachtung und genauerer Planung gar nicht. Es geht darum Kinder und Jugendliche von 11 bis 20 Jahren, verschiedene Erwachsene, verschiedene Identitäten und Interessen, verschieden Bedürfnisse und verschiedene Erwartungen unter einen Hut zu bringen. Es soll Spaß machen und darf nicht zu viel Aufwand sein, es muss bei jedem Wetter durchführbar sein, es soll in der Klasse etwas vorbereitet werden, aber so, dass der sonstige Schulbetrieb weiterlaufen kann. Es muss etwas zu essen und zu trinken geben, darf aber nicht zu kostspielig sein. Die Schülerinnen und Schüler sollen Gestaltende, Akteure aber auch Konsumierende sein. Die Eltern sollen etwas davon haben und für die Lehrkräfte muss alles auch noch leistbar sein, neben der Aufsicht usw.
Es wird also klar, ein Fest von und für 1.700 Schülerinnen und Schülern, 150 Lehrkräften und weitere Akteuren, – ich will keinesfalls die Leistung der Sekretariate, der Hausmeister, des SEB, einiger Eltern und des Fördervereins vergessen – ist ein größeres Unterfangen.
Zu all diesen eher logistischen Herausforderungen, mit denen Schule reichlich Erfahrung hat, kommt aber noch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, die zunehmend zurecht an Relevanz gewinnt. Zu einem ordentlichen Schulfest gehört eigentlich ein Motto, ein Thema, etwas, was als Klammer und Orientierung bei der Gestaltung dient. Was liegt, gerade für eine Gesamtschule im Rhein-Main-Gebiet, näher, als Vielfalt und Buntheit zu feiern. Schule (und auch eine Gesellschaft) lebt von gegenseitiger Anerkennung. Ganz im Sinne von Artikel 1 unseres Grundgesetzes sind alle Mitglieder der Schulgemeinschaft mit einer unverletzlichen Würde ausgestattet und gleichberechtigt. Also können wir doch einfach die Vielfalt feiern, indem wir jeder Klasse ein Land zuweisen, welches sie auf dem Fest repräsentiert und an dessen Kultur sich der Klassenbeitrag zum Fest im Sinne des olympischen Gedankens orientieren kann. Und jetzt wird es kompliziert. (und da spare ich mir die akademische Auseinandersetzung um den speziellen deutschen Kulturbegriff).
Kann man aber einfach jedes Land nehmen? Wie soll die Kultur eines Landes repräsentiert werden? Reduziert sich das auf Essen? Kann ich mich in einer vermeintlich tradierten Bekleidung verkleiden (kulturelle Aneignung)? Wie trenne ich eine Kultur und die Bevölkerung von einem despotischen Regime? Wie gehe ich mit anderen kulturellen Vorstellungen um? Gar mit solchen, die nicht zu unserer eurozentrischen Kultur passen wollen?
Bietet sich hier jetzt eine Chance für interkulturelles Lernen oder Raum für sozialen und interkulturellen Sprengstoff?
Wir haben uns intensiv und kontrovers mit diesen Fragen auseinandergesetzt und sind zu dem Entschluss gekommen, das Fest wie geplant, also jede Klasse „vertritt“ ein Land und wir betrachten das als Chance für interkulturelle Lernprozesse, indem, ganz im Sinne des Beutelspacher Konsenses, Kontroversen als solche benannt und thematisiert werden. Der Leitgedanke bleibt die Unverletzlichkeit der Würde der Menschen und der daraus folgende gegenseitige Respekt voreinander. Wir sind der Meinung, dass Schule ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, natürlich in einem geschützten Raum, was aber nicht bedeutet, dass gesellschaftliche Kontroversen aus der Schule herausgehalten werden sollten. Probleme und Kontroversen nicht zu thematisieren, verschärft diese und das kann nicht unser Bildungsauftrag sein. Ich fordere Sie alle auf den Diskurs zu führen, auf Augenhöhe, mit Respekt und mit pädagogischem Geschick. Dann gelingen interkulturelle Lernprozesse.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

• Interessantes
Anscheinend gibt es mal wieder einen neuen und nicht ungefährlichen Social-Media-Trend. Dieses Mal betrifft es WhatsApp und die Auffassung riesigen Gruppen beizutreten: https://web.de/magazine/digital/achtung-gefahr-warnung-whatsapp-trend-39601316.
Ein interessanter Beitrag zur Handy-Debatte aus der Washington Post: https://www.washingtonpost.com/nation/2024/05/01/school-cellphones-confiscate/. Übersetzen lässt sich der Artikel direkt in manchen Browsern oder gut mit der in Deutschland entwickelten KI DeepL: https://www.deepl.com/de/translator.
Bei t3n gibt es einen informativen Artikel zu Sucht und sozialen Medien: https://t3n.de/news/tiktok-instagram-reels-youtube-shorts-sucht-1622377/.
Lesenswertes Interview mit John Hattie und Klaus Zierer in der Augsburger Allgemeinen: https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/interview-john-hattie-eltern-muessen-die-liebe-zum-lernen-wecken-id70622496.html. Zitat Hattie daraus: „Ich bin übrigens auch erstaunt darüber, dass das deutsche System zu wissen glaubt, was ein elf- oder zwölfjähriger Schüler im Alter von 30 Jahren können wird, und ihn entsprechend einer Schulart zuteilt. Und ich bin bestürzt darüber, wie unglaublich viel Erfolg verloren geht, indem man Kindern einen Stempel verpasst.“
Ich tausche mich gelegentlich anregend mit Michael Drabe über Schulentwicklung und neuerdings zunehmend über (social) Media aus, hier ein interessanter Beitrag von ihm zu Leitbildern in der Schule: https://schule-in-der-digitalen-welt.de/leitbilder-update/.
Wichtige Gedanken zum immer wichtiger werdenden Komplex der Alltagsbildung als Grundlage für formale Bildungsprozesse bei der BpB: https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/149483/bildung-ist-mehr-als-schule-alltagsbildung/.
Die „Blackout-Challenge“ auf TikTok ist nach wie vor gefährlich und präsent: https://www.spiegel.de/panorama/bildung/gefaehrliche-mutprobe-in-berlin-maedchen-ohnmaechtig-auf-schulhof-a-aeaeefc0-e330-4a3d-b5e8-4d261643fc74?sara_ref=re-so-app-sh.
Andreas Gold von der Uni-Frankfurt zu digitalem Lesen: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/unireport/nicht-das-lesemedium-macht-den-unterschied/.
Das neue Magazin Bildung+ des Freidrich-Verlages: https://viewer.ipaper.io/friedrich-verlag/bildung/bildung-schule-digital-12024/?page=1.
Neue Studie des ifo-Institutes, die in der letzten Woche in den Medien war, zu ungleichen Bildungschancen in den Bundesländern: https://www.ifo.de/sites/default/files/events/Wgcjdnxkabshf80d0dsd00.pdf.
Im aktuellen Heft des EdTech-Verbandes gibt es zahlreiche Angebote für Fortbildung, Tools und mehr: https://www.avr-emags.de/emags/EdTech-Verband/Bildungsangebote-24/#0.

• KI
Open AI hat am 13. Mai GPT-4o (o für „omni“) vorgestellt. Neu ist die neue Dimension in der Multimodalität. Bilder, Text und Spracheingabe und -ausgabe funktionieren jetzt nahezu in Echtzeit. Was das für das Lernen mit tutoriellen Systemen bedeutet, demonstrieren Sal und Imran Khan in diesem Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=_nSmkyDNulk. (Übrigens ziemlich genau ein Jahr, nachdem Sal Khan in seinem berühmten TED-Talk Khanmigo vorgestellt hat).
Ein kurze Zusammenfassung der Neuigkeiten von GPT-4o gibt es hier: https://the–decoder-de.cdn.ampproject.org/c/s/the-decoder.de/openai-kuendigt-gpt-4o-als-neues-spitzenmodell-mit-audio-und-bildfunktionen-an/?amp=1. Die Originalinformationen von OpenAI gibt es hier: https://openai.com/index/spring-update/.
Oben wurde schon der Übersetzer von DeepL vorgestellt. DeepL hat aber auch ein Tool zur orthografischen und stilistischen Optimierung von Texten: https://www.deepl.com/write.
Der Bayerische Realschulkollege Kai Wörner beschäftigt sich in diesem Aufsatz mit der Veränderung des Bildverständnisses durch Deepfakes: https://www.brlv.de/media/media/Wie%20Deepfakes%20unser%20Bildverst%C3%A4ndnis%20herausfordern.pdf.
Ein Artikel aus der NZZ, der viel Aufsehen erregt hat, über einen Schüler, der Faust nicht gelesen hat, aber durch Lernen mit KI eine erfolgreiche Arbeit geschrieben hat: https://epaper.nzz.ch/article/6/6/2024-05-06/11/328144863.

• Hörempfehlung
Der schon mehrfach in diesem Newsletter aufgetauchte Kollege Florian Nuxoll ist Host des von der Westermann-Akademie betriebenen Podcasts „Doppelstunde“ mit zahlreichen interessanten Episoden zum digitalen Lernen: https://www.westermann.de/landing/westermann-akademie/doppelstunde.

• Tipps für den Unterricht
Hier finden sich 20 Teambildungsaktivitäten für Schülerinnen und Schüler (auf Englisch): https://www.educatorstechnology.com/2023/07/team-building-activities-for-kids.html.
Hier gibt es alle wichtigen Informationen zum so genannten „Churer Modell“, eine andere Form des Classroom-Managements und -Settings: https://churermodell.ch/index.php/konzept.
https://historycityapps.org/ bietet immersive Zugänge zu historischen Stadtlandschaften, evtl. interessant für den Geschichtsunterricht oder für Klassenfahrten in diese Städt.
Wer es noch nicht weiß, unsere Stadt hat einen Kräutergarten mit einem grünen Klassenzimmer für Lehrveranstaltungen: https://www.op-online.de/region/dreieich/dreieicher-kraeutergarten-praesentiert-gruenes-klassenzimmer-93046221.html.
Frau Försch hat sechs Anwendungsbeispiele für Taskcards (wir haben ein Schullizenz!) gesammelt: https://fraufoersch.com/2023/05/08/taskcards-6-anwendungsbeispiele/.

• Sehempfehlung
Im Rahmen des interessanten Youtube-Kanals „Lernräume entwickeln“ geht es im weitesten Sinne um Schularchitektur: https://www.youtube.com/@lernraumeentwickelnonline2551. Die neueste Ausgabe mit der großartigen Rahel Tschopp aus der Schweiz beschäftigt sich mit Schultoiletten: https://www.youtube.com/watch?v=zO8vrhu3TlE.

• Leseempfehlung
Wer einen schnelle Überblick über Entstehung, Chancen und Gefahren von KI möchte, dem oder der empfehle ich: Larissa Holzki, Stephan Scheuer: Inside KI: Wie Künstliche Intelligenz und ihre Pioniere unser Leben und Arbeiten revolutionieren, Freiburg im Breisgau 2024.

• Spaß im Netz
https://winweb.w-hs.de/.
Eine Alternative zum Jugendwort des Jahres kann man hier wählen: https://www.tiktok.com/@levihallo/video/7368057013198212384.

Newsletter 14, 03.05.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

in unserer Schule tut sich was.
ich halte es für wichtig an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt eine Zwischenbilanz zur Entwicklung unserer Schule zu ziehen.
Aus meiner Perspektive gibt es im Moment drei zentrale Felder, die zusammengehören und Entwicklungsschwerpunkte bilden: Die extern begleitete Schulentwicklungsgruppe und die daraus entstehende DNA-Gruppe, der Bereich des Medienkonzeptes und das Präventionskonzept.
Unsere Schule ist ein großes (und wachsendes) System. Wir haben einige Schwerpunkte und sehr viele Angebote und Tätigkeitsfelder. Das ist grundsätzlich gut, führt aber auch zu Unübersichtlichkeit und erschwert die Steuerung.

Deshalb ist es sinnvoll sich von außen Expertise zu holen und in Kooperation mit Experten eine Struktur zu entwickeln, die das System steuerbar und vor allem entwicklungsfähig macht. Mit Miklas Flamm und Sacha Teufel von enenpro (https://enenpro.de/visionen-bildungseinrichtung-zukunft-entwicklung-transformation/) haben wir kompetente Unterstützung dafür gefunden. Nach Vorgesprächen und einem offenen Treffen im März mit vielen begeisterten und begeisternden Kolleginnen und Kollegen aus unserer Schulgemeinschaft, findet jetzt im Mai das erste Treffen der Initialgruppe statt. Aufgabe der Initialgruppe ist es in einem begleiteten Entwicklungsprozess eine DNA-Gruppe zu bilden, die die „DNA“ der Schule abbildet, d.h. in dieser Gruppe sollen dann Vertreterinnen und Vertreter sitzen, die die verschiedenen Interessengruppen innerhalb der Lehrkräfte und in der gesamten Schulgemeinschaft spiegeln und so Schulentwicklungsvorhaben diskutieren und vorentlasten können, indem in der DNA-Gruppe deutlich wird, ob bei Veränderungen Diskussionsbedarf besteht oder ob mit Konsens zu rechnen ist. Neben dieser eher strukturellen Arbeit geht es bei diesem Prozess auch um die Etablierung von Kommunikationsstrukturen innerhalb des Kollegiums und mit der Schulleitung, die einen wertschätzenden, partizipativen und kollaborativen Transformationsprozess ermöglichen sollen.

Mit dem in der letzten Gesamtkonferenz abgestimmten Medienkonzept haben wir eine tragfähige Basis geschaffen. Am Medienkonzept wird aber auch besonders deutlich, dass zukunftsfähige Konzepte agiler sein müssen. Die Diskussion um die Handynutzung und die Auswirkungen von KI zeigen, dass wir hier einen permanenten Anpassungsprozess starten müssen, bei dem die ganze Schulgemeinschaft einbezogen werden muss. Außerdem ist das Medienkonzept eng verbunden mit dem Präventionskonzept.

Bei der Erstellung des Präventionskonzepts haben wir uns bewusst für einen breiten und aufwändigen Ansatz entschieden. Ziel ist es auch hier unter Mitwirkung der gesamten Schulgemeinschaft und mit Hilfe von externer Expertise in einem ergebnisoffenen und agilen Prozess ein Konzept zu entwickeln, das von allen Teilen der Schulgemeinschaft getragen werden kann. Eigentlich liegt es auf der Hand, dass alle Bereiche der Prävention (Sucht, Gewalt, Medien, sexualisierte Gewalt usw.) zusammen gedacht werden müssen. Genau wie Digitalität, Literacy oder Demokratielernen ist Prävention eine Querschnittsaufgabe aller an Schule Beteiligten. Eine sinnvolle Umsetzung ist nur möglich, wenn eine pädagogische Grundhaltung dahinter steht, die von allen gelebt und eingefordert wird.

Strukturelle Grundlage für diese Entwicklungen soll die Umwandlung in eine Selbstständige Schule (SES) sein, die wir angestoßen haben. Wenn wir eine Umwandlung zum 01.01.2025 anstreben, müssen wir auf der nächsten Gesamtkonferenz darüber abstimmen. Als SES hätten wir wichtige finanzielle und pädagogische Spielräume, um Schulentwicklung effektiv voranzutreiben.

Die Klammer bei all diesen Entwicklungen besteht aus der Schulentwicklungsgruppe und dem Schulleiter, der ja laut Schulgesetz für Schulentwicklung verantwortlich ist. In diesem Rahmen stoßen wir auch schon einzelne Prozesse im Sinne eines „Prototyping“ an, um Erfahrungen zu sammeln. „Prototyping“ stammt aus dem „Design Thinking“ und ist Teil eines agilen Mindsets. Die Idee dahinter ist, dass man schnellere Erfolge und brauchbare Erfahrungen macht, wenn man auf einen allzu ausgedehnten Konzeptionierungsprozess verzichtet, der viel Mühe macht und doch selten perfekt funktioniert. Stattdessen beginnt man einen Prozess und steuert nach, wenn es zu Schwierigkeiten kommt: „fail fast, fail forward, learn fast“. Ich wünsche mir, dass unsere Schule ein Ort wird, an dem wir innovative Ideen entwickeln und ausprobieren können. Wir brauchen eine positive Fehlerkultur und ein Growth Mindset.
Eine erste Idee aus der letzten Sitzung der Schulentwicklungsgruppe ist es, ein Team zu bilden, das sich in ein oder zwei Klassen eines Jahrgangs zusammentut, um in der Praxis eng zusammenzuarbeiten und Ideen zu entwickeln. Wer daran Interesse hat und/oder mehr wissen will, kann gerne die Kolleginnen und Kollegen der Schulentwicklungsgruppe ansprechen.

Ziel des (nie endenden) Schulentwicklungsprozesses muss es am Ende sein, unsere Schule so zu gestalten, dass sie zukunftsfähig wird, dass sie ein Ort wird, an dem Lernende und Lehrende gerne sind, an dem Bildung gelebt wird, die auf eine Welt vorbereitet, die immer herausfordernder wird, die sich permanent verändert und wahnsinnige Möglichkeiten bietet. Wir Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler müssen uns und das System resilient machen und dafür den Weg für unsere Schule finden. Dafür müssen wir eine gemeinsame und wertschätzende Haltung entwickeln. Und das tun wir nicht, weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist!
Es geht um die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler und den Ort, an dem wir arbeiten, das sollte es uns Wert sein.

Abschließend möchte ich noch etwas zum Umgang mit den KI-Tools von Fobizz und Fiete sagen. Wie bereits im letzten Newsletter beschrieben, fordere ich Sie auf die neuen Tools gemeinsam mit den Lernenden auszuprobieren, Hinweise und Anleitungen für den Unterricht waren dort auch zu finden. Wir lassen diese „Probierphase“ bis zu den Sommerferien laufen. Vorher wird es noch ein digitales Angebot von Fobizz geben, in dem die Funktionen dieser Plattform noch einmal für uns vorgestellt werden; ein Termin folgt. Für die Zugänge zu den Tools hängen die Listen im Lehrerzimmer aus, zuständig dafür ist Herr Döring. Nach den Ferien werden wir dann beginnen uns systematischer auszutauschen und fortzubilden.

In der Summe habe ich das Gefühl, dass wir in vielerlei Hinsicht auf einem guten und richtigen Weg in die Zukunft sind, ich für meinen Teil arbeite sehr gerne an unserer Schule!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:


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Newsletter 13, 19.04.2023

Liebe Schulgemeinschaft,

in diesem Newsletter geht es mal wieder um Künstliche Intelligenz.
Der Anlass ist, dass wir mit Schullizenzen für Fobizz und Fiete zwei KI-basierte Tools bekommen, die unsere Arbeit verändern können, deswegen möchte ich in diesem Newsletter einige Anmerkungen und Ideen teilen, die den Einstieg in die Arbeit mit KI erleichtern sollen. Ich beginne mit didaktischen und pädagogischen Gedanken. In Anlehnung an das aus der Informatik-Didaktik bekannte Dagstuhl-Dreieck (https://zsl-bw.de/,Lde/Startseite/lernen-ueberall/ki-dagstuhl) hat KI, wie alle technischen Anwendungen, drei Dimensionen, eine technische Dimension (wie funktioniert KI eigentlich?), eine Nutzungs-Dimension (wie nutze ich KI?) und eine ethische Dimension (wie wirkt KI auf das Individuum und die Gesellschaft?). Alle drei Dimensionen müssen für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI in der Schule, sowohl bei der Planung von Unterricht als auch bei den Unterrichtsinhalten, berücksichtigt werden und zwar in allen Fächern! Das heißt natürlich auch, dass wir jetzt viele Dinge dazu lernen müssen. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass sich das lohnt. KI ist für Lehrkräfte keine Bedrohung und kann uns nicht ersetzen, KI ist aber ein Copilot, ein Sparringspartner, ein Co-Tutor und vieles mehr, was unsere Arbeit erleichtern, entlasten und reformieren kann und diese drei Aspekte werden immer nötiger.

Ich möchte Sie ermutigen, sich auszuprobieren und über ihre Arbeit, ihre Erfolge und vor allem ihre Misserfolge auszutauschen, wir sind nicht nur eine lehrende, sondern auch eine lernende Gemeinschaft. Trauen Sie sich Fehler zu machen und lassen Sie uns gemeinsam aus diesen Fehlern lernen. Ich freue mich auf den Diskurs mit Ihnen; die Schülerinnen und Schüler und auch die Eltern sind natürlich herzlich eingeladen, sich an diesem Diskurs zu beteiligen.

Zum Einstieg möchte ich Ihnen zwei Homepages besonders ans Herz legen. Zum einen die von Joscha Falck (https://joschafalck.de/). Joscha ist Mittelschullehrer, Autor und Lehrbeauftragter an der Universität in Bayern und einer der zentralen Akteure in der deutschen KI-Didaktik. Ganz zentral sind seine für den Umgang mit KI entwickelten fünf Dimensionen: Lernen mit, über, durch, trotz und ohne KI:


Empfehlenswert ist auch sein Buch „Effektiv unterrichten mit Künstlicher Intelligenz“, das kürzlich im Persen-Verlag erschienen ist.
Zum anderen empfehle ich noch die Homepage von Manuel Flick (https://www.manuelflick.de/). Manuel ist Lehrer an einem Oberstufenzentrum in Berlin, Fortbildner und Blogger. Auf seiner Homepage findet sich unter anderem ein immer wieder aktualisierter „Chat-GPT-Guide“.

Wem das alles noch nicht genug ist, der kann noch viele weitere spannende Anregungen, Tools und Diskursbeiträge zu KI in der Bildung in der entsprechenden Linksammlung auf meiner Homepage finden (https://www.schulmun.de/2023/10/25/kuenstliche-intelligenz/). Es ist also wichtig, KI nicht einfach irgendwie zu nutzen, sondern immer auch die Kompetenzebene, gemeinsam mit den Lernenden, zu reflektieren. Was bringt mir der Einsatz, war KI wirklich hilfreich und warum? Wie habe ich das gemacht, was habe ich verbessert, was gelernt? Kann ich mir sicher sein, dass mein Ergebnis stimmt und warum?

Welche Fallstricke muss ich beachten, wo sind die Gefahren (zum Beispiel: Cultural Bias, Halluzinationen, Datenschutz, Urheberrecht usw.)?

Nun noch ein paar einführende Worte zu den beiden Tools. Fobizz (fobizz.com) ist eine Plattform, die mittlerweile aus drei Bereichen besteht. Es gibt einen Bereich für Fortbildungen, viele davon stehen als digitale Selbstlernkurse zur Verfügung, können also jederzeit gemacht, unterbrochen und wiederholt werden. Es gibt aber auch Fortbildungen und Webinare, die zu bestimmten Zeiten live stattfinden. Darunter finden sich Fortbildungen für alle Fächer, für viele Tools und Anwendungen, aber auch zu pädagogischen oder didaktischen Themen. Ein anderer Bereich bietet fertiges aber umgestaltbares Unterrichtsmaterial mit Unterrichtsinhalten, Methoden und Tools für den Unterricht. Der dritte Bereich schließlich bietet DSGVO-konforme KI-Assistenzen und Tools. Zum Beispiel gibt es eine KI zum Chatten, eine für Bilder, Korrekturhilfen, KI-Zugänge für die Lernenden und vieles mehr. Bei den Tools finden Sie hier Werkzeuge für den Unterricht. Außerdem hat sich Fobizz kürzlich mit „to teach“ zusammen getan, einer Plattform zur Erstellung von Unterrichtsmaterial, Unterrichtsentwürfen und Übungsaufgaben. Bei den Fortbildungen gibt es auch ein Einführungsvideo, wir bekommen aber auch eine exklusive digitale Einführung für uns.

Das zweite Tool, für das wir eine Schullizenz erworben haben, ist Fiete (www.fiete.ai). Fiete ist ein Feedbacktool, mit dem Lehrkräfte Feedbackkriterien für eine Aufgabe der Lernenden festlegen können, die Lernenden laden ihr Ergebnis hoch und erhalten ein Feedback anhand der vorgegebenen Kriterien und überarbeiten damit ihr Ergebnis. Die Lehrkraft bekommt das Endprodukt und eine Auswertung zum Lernprozess der Lernenden. Fiete hat außerdem noch einen tollen Blog mit spannenden Beiträgen zu KI und Feedback von renommierten Gastautorinnen und -autoren. Auch zu Fiete wird es eine Einführung geben.

Wer Zugang zu den Tools haben möchte, kann sich ab Montag im Lehrerzimmer analog in eine Liste eintragen. Die Zugangsdaten gibt es dann per Mail. Probieren Sie rum und aus, binden Sie die Schülerinnen und Schüler ein und tauschen Sie sich mit den Kolleginnen und Kollegen aus. Bei nächster Gelegenheit wird es sicher auch Mikrofortbildungen, ein zweites Barcamp oder Austausch in anderen Formaten zu KI und den Tools geben. Ich freue mich darauf!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Newsletter 12, 22.03.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

auch wenn es eher (zu?) kurz war, ich fand unser Experiment mit der offenen pädagogischen Diskussion am Ende der letzten Gesamtkonferenz gelungen. Auch wenn es keine konkreten Ergebnisse gab, so konnten dennoch viele Positionen ausgetauscht und verdeutlicht werden. Die Gruppe, die über den Umgang mit mobilen Endgeräten diskutiert hat, hat noch einmal gezeigt, dass wir in einer VUCA-Welt leben. Die Diskussion war nämlich von einer gewissen Unsicherheit geprägt, sie war komplex und hat Mehrdeutigkeiten aufgezeigt.

Bis vor einem Jahr war für mich klar, dass das Smartphone zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler gehört und deswegen nicht aus der Schule verbannt werden darf. Idealerweise wird eine Kultur der Digitalität gelebt, in der die Lernenden UND Lehrenden verantwortungsvoll mit ihren mobilen Endgeräten umgehen, diese nur in erlaubten Phasen im Unterricht einsetzen, Pausen für Bewegung nutzen und es nicht zu damit verbundenen Mobbingaktionen usw. kommt. Mittlerweile komme ich ins Zweifeln. Solange eine solche verantwortungsvolle Kultur der Digitalität noch nicht hergestellt ist, überwiegt vielleicht doch der Schaden, den Handy und Co anrichten. Immer wieder wird im Unterricht gefilmt oder fotografiert, wird in Chats gemobbt und sobald sich irgendwo eine Handgreiflichkeit anbahnt, werden die Smartphones gezückt. Ein Teil der Förderstufenschülerinnen und -schüler nutzt die Pausen nicht für Bewegung, sondern zum Spielen von irgendwelchen Browsergames, deren einziges Ziel es ist über Dopaminausschüttungen im Gehirn Suchtzustände herzustellen und am Ende vielleicht zu In-App-Käufen zu verleiten oder Werbung zu verbreiten. Jugendliche und Kinder werden über soziale Medien, TikTok, Gruppenchats, teils in ihren Spielen, über Airdrop und alle möglichen anderen Kanälen, mit Aufnahmen von (extremer) Gewalt, Tierquälerei oder Pornografie konfrontiert, von denen viele Erwachsene keine Vorstellung haben (ich empfehle in diesem Zusammenhang immer wieder Silke Müllers Buch „Wir verlieren unsere Kinder“, s.u.). Es gibt mittlerweile ja durchaus ernstzunehmende Studien, dass übermäßiger Medienkonsum, gerade bei Kindern, zu Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafstörungen führt. Es gibt andererseits aber keine Studien, die belegen, dass die sinnvolle Nutzung digitaler Endgeräte für schulische Zwecke schädlich ist.
Natürlich spielt sich von alledem nur ein Bruchteil in der Schule ab. In der Regel findet der Ge- und Missbrauch von digitalen Endgeräten ja zuhause und im Freundeskreis statt.
Dennoch muss sich Schule der Verantwortung zur Medienbildung bewusst sein. Die Medien sind da, ob wir sie in der Schule nutzen (kontrolliert oder unkontrolliert) oder verbieten, verschwinden tun sie nicht mehr und mit KI erreichen wir eine neue Dimension. Wenn jede und jeder über Prompts Programme erstellen, Bilder, sogar Videos, von erstaunlicher Qualität erzeugen kann, verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Dann muss Schule erst recht Medienbildungsarbeit leisten und zum kritischen und reflektierten Umgang mit all den Geräten und Tools bilden, vielleicht sogar auf Kosten des tradierten Inhaltskanons schulischen Wissens.
Ich bleibe dabei, das Ziel muss es sein die Schülerinnen und Schüler zu einem verantwortlichen Umgang mit digitalen Endgeräten und den damit verbundenen Risiken und Möglichkeiten zu erziehen. Bis wir diese Kultur der Digitalität allerdings erreicht haben und in der Schule und zuhause dieser verantwortungsvolle Umgang stattfindet, könnte es aber sein, dass wir eine Art Moratorium brauchen, bis wir, und damit meine ich die gesamte Schulgemeinschaft, uns schlau genug gemacht haben, wie wir zu dem verantwortungsvollen Umgang kommen. Vielleicht brauchen wir dafür externe Expertise, auf jeden Fall brauchen wir Zeit, um einen nachhaltigen Prozess zu starten. Wir waren uns in der Diskussion nach der Gesamtkonferenz im Grunde einig, dass ein Schnellschuss mit Regeln, die nicht von allen getragen werden, keine Lösung sein kann. Wir werden diese Diskussion führen und ich lade Sie und Euch alle herzlich dazu ein.

Unten finden Sie noch ein paar Links zur Vertiefung des hier angesprochenen Themen-komplexes.

Ihr

Erik Grundmann

Und wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Leseempfehlungen
– Silke Müller: Wir verlieren unsere Kinder. Gewalt, Missbrauch, Rassismus. Der verstörende Alltag im Klassenchat, München 2023.
– Leonie Lutz, Anika Osthoff: Begleiten statt verbieten. Als Familie kompetent uns sicher in die digitale Welt, München 2022.
– Jessica Wawrzyniak: Screen-Teens. Wie wir Jugendliche in die digitale Verantwortung begleiten, München 2022.

Studie der TU München zum Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern in Deutschland: https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/so-geht-es-den-schuelerinnen-in-deutschland.
Und ein Interview der Robert-Bosch-Stiftung mit Julian Schmitz zum Zusammenhang von Schule und Wohlbefinden von Kindern: https://www.bosch-stiftung.de/de/storys/warum-schule-bildung-und-wohlbefinden-zusammen-denken-muss-0?s=09.
Hier noch eine Studie der Körber-Stiftung zum Themenkomplex: https://koerber-stiftung.de/site/assets/files/37114/240305_koerber-stiftung_umfrage_nach_dem_potsdamer_geheimtreffen.pdf.

Empfehlenswert ist zum Thema KI auf jeden Fall auch die aktuelle Ausgabe der Pädagogik.

Wir wünschen eine erholsame Ferien- und Osterzeit!
Egal, was Sie vorhaben oder tun (müssen):

Newsletter 11, 08.03.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe bisher sehr unterschiedliches Feedback zu meinem Teil des Newsletters bekommen. Manche finden ihn zu lang, andere freuen sich über die Anregungen, manche nehmen ihn zur Kenntnis, andere eher nicht.

Das ist alles in Ordnung und ich betone ja auch immer wieder, dass ich nur ein Angebot mache. Ich greife relevante Diskussionen auf, schildere Beobachtungen oder mache auf für Bildung relevante Themen aufmerksam. Ich möchte das auch genau so beibehalten und werde mal länger, mal kürzer Themen aufgreifen, die ich für wichtig halte. Die einigende Klammer der Newsletter ist, dass es meist um Schulentwicklungsthemen geht, die in die Zukunft gerichtet sind. Heute soll es um das „Zauberwort“ Agilität gehen.

Als Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft müssen wir agiler werden. Aber was bedeutet das eigentlich? Laut Wikipedia ist Agilität: „(…) ein Merkmal des Managements einer Organisation (Wirtschaftsunternehmen, Non-Profit-Organisation oder Behörde), flexibel und darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um notwendige Veränderungen einzuführen.“

Agilität ist also eine Antwort auf die Herausforderungen der VUCA-Welt, die ich letztes Jahr im Newsletter 02 (https://www.schulmun.de/2023/10/24/newsletter-02-29-09-2023/) beschrieben habe. Da unsere Welt und damit auch Schule sich rasant verändern, müssen wir flexibler werden. Es ist nicht mehr sinnvoll Konzepte für die Ewigkeit zu schreiben. Konzepte müssen einen Rahmen abstecken innerhalb dem wir flexibel nachsteuern und reagieren können. Wir müssen uns ständig den Veränderungen proaktiv anpassen, wir müssen, soweit möglich, die Veränderungen antizipieren und immer wieder die Initiative ergreifen unsere Gewohnheiten und Prozesse zu hinterfragen und anzupassen.

Der Begriff der Agilität wird zunehmend inflationär gebraucht. Es gibt agiles Management, agiles Marketing, agile Softwareentwicklung und sogar agiles Lernen.

Diesen Begriffen von Agilität ist gemeinsam, dass es um flexiblen Umgang mit Problemen und Entwicklungen geht. Das heißt für uns in der Schule, dass wir uns schneller auf Veränderungen einstellen müssen, die zum Beispiel Künstliche Intelligenz mit sich bringt.

Das heißt, dass wir jetzt anfangen müssen, uns über veränderte Prüfungsformate, eine neue Hausaufgabenkultur und eine Didaktik der Künstlichen Intelligenz Gedanken zu machen (s. Links zu KI u.).

Dabei hilft hoffentlich mein Newsletter, aber auch unser Barcamp war ein wichtiger Schritt in diese Richtung und die Medienkonzeptgruppe beginnt auch sich entsprechende Gedanken zu machen. Ich lade alle Mitglieder der Schulgemeinschaft ein, sich mit uns auf den Weg zu machen und die Zukunft der Weibelfeldschule agil mitzugestalten.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:


Das Deutsche Historische Museum erklärt, warum Schulstunden 45 Minuten lang sind: https://www.dhm.de/blog/2018/08/15/geschichten-aktuell-warum-hat-eine-schulstunde-45-minuten/.

Kritik und Reformvorschläge zur Lehrkräfteausbildung in einer neue Studie von Mark Rackles (Analyse auf SPON): https://www.spiegel.de/panorama/bildung/lehrer-ausbildung-in-deutschland-wie-am-ende-mehr-und-bessere-leute-rauskommen-a-3fb287cf-bce1-43b8-85f1-5c2a9fd5a3a7?sara_ref=re-so-app-sh.

Spaß im Netz
Auf https://weirdorconfusing.com/ gibt es eine Auswahl der „besten“ Artikel, die im Netz zu erwerben sind (auf Englisch).

  • Der Hessische Rundfunk kommt!
    Am 20. März ist der HR von 05:00 bis 09:00 Uhr live aus der Weibelfeldschule auf Sendung. Im Rahmen der Reihe „hr1 packt´s an“ geht es um den Fachkräftemangel an Schulen. Dabei wird in einer Klasse aufgenommen, es werden aber auch O-Töne aus dem Kollegium gesucht. Für die Schülerinnen und Schüler werden natürlich vorher entsprechende Einverständniserklärungen eingeholt, bei den Lehrkräften gehen wir davon aus, dass sich nur diejenigen zu Wort melden, die keine Einwände gegen eine Sendung des Beitrages haben. Ziel der Sendereihe ist es, Menschen Lust auf unseren Beruf zu machen, weitere Informationen gibt es hier: https://www.hr1.de/sendungen/hr1-packts-an-mit-sylvia-und-tim-aktiv-gegen-den-fachkraeftemangel-v16,hr1-packts-an-100.html.



Newsletter 10, 23.02.2014

Liebe Schulgemeinschaft,

die letzte Blogparade der Edu-Blogger hat sich im Wesentlichen mit dem Thema Arbeitszeit von Lehrkräften befasst. Eine Liste mit Links zu den Beiträgen findet sich unter diesem Blogbeitrag: https://www.schulmun.de/2024/02/04/2024-04-auseinandersetzung-mit-dem-manifest-des-bildungsrates-als-teil-einer-blogparade/.
Das Thema beschäftigt aktuell auch unsere Schulgemeinschaft wieder und ist natürlich von großer Bedeutung für die Identifikation mit dem Job. Matthias Lausmann, alias Herr Mess, schreibt davon, dass unser Job kein Job wie jeder andere sei und hat damit sehr recht!
Wir stehen aktuell mal wieder vor der Phase der größten Belastung im Lehrendenjob, der Prüfungskampagne. Für uns als Gesamtschule heißt das, Haupt- und Realschulprüfungen, mündliches und schriftliches Abitur und die damit verbundenen intensiven Korrekturen. Das heißt, dass für viele Kolleginnen und Kollegen eine Zeit der Überstunden ansteht, die erst Ende Juni aufhört.

(Interpretation erschöpfter Lehrkräfte im Lehrerzimmer von DALL-E)

Auch die unterrichtsfreie Zeit, die man außerhalb der Lehrkräftebubble als Osterferien bezeichnet, hilft da nur begrenzt, da mündliche Prüfungen vorbereitet und überarbeitet werden müssen und natürlich der normale Korrekturbetrieb und die Unterrichtsvor- und -nachbereitungen weiter gehen müssen. Bleibt also die unterrichtsfreie Zeit im Sommer, aka Sommerferien, als Lichtblick und Kompensation.
Der Grundgedanke bei der Lehrkäftearbeitszeit ist, dass die Überstunden in Belastungsphasen durch Unterstunden in der unterrichtsfreien Zeit und in Phasen geringerer Belastung kompensiert werden. Insgesamt gibt es, wenn man Samstage als Werktage mitzählt, bundesweit einheitlich 75 Ferientage (für Schülerinnen und Schüler). Berücksichtigt man nun, dass Beamte in Hessen eine vorgesehene Arbeitszeit von 41 Stunden in der Woche und einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen haben, ergibt sich, dass der Jahresurlaub mit der freien Zeit im Sommer eigentlich abgegolten ist und dafür die anderen unterrichtsfreien Zeiten durchgearbeitet werden müsste, bzw. dort die Überstunden zu kompensieren sind. Nun arbeiten natürlich auch manche Lehrkräfte in den Sommerferien, vor allem Schulleitungsmitglieder, die dafür aber unter Umständen zu anderen Zeiten frei haben. Einschlägige Studien deuten auf jeden Fall darauf hin, dass viele Lehrkräfte spürbar mehr arbeiten. als sie müssten, eine schöne Übersicht zur Studienlage gibt es beim Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerarbeitszeit-infografik-so-viele-stunden-arbeiten-lehrerinnen-und-lehrer-wirklich/.
Das der Arbeitszeitberechnung zugrundeliegende Deputatsmodell ist über 150 Jahre alt und seither nicht wesentlich erneuert worden. Natürlich haben sich die Welt und die Anforderungen an Schule stark verändert. Das wiederum hängt aber auch von dem Standort und Typ der Schule ab, außerdem hängt die Belastung von der Fächerkombination ab, vom Vorhandensein einer Oberstufe, vom Altersdurchschnitt des Kollegiums, vom Bundesland, von der Schulleitung, vom Kollegium, vom Rahmenterminplan, der Anzahl von Ausflügen und Fahrten, von Teilzeiten usw. Was gehört eigentlich zur Arbeitszeit? Wie verbuche ich, dass ich am Wochenende beim Einkauf Stifte für die Schule gekauft habe? Ist es Arbeitszeit, wenn ich ein interessantes Buch zu Agilität lese oder als PoWi-Lehrer die Tageszeitung? Das heißt am Ende, dass, auch bei Experimenten mit Jahresarbeitszeiten wie in Hamburg, eine Gerechtigkeit kaum hergestellt werden kann. Hinzu kommen noch Aspekte, die nicht unbedingt lehramtstypisch sind, wie subjektives Belastungsempfinden oder der unterschiedliche Zeitaufwand verschiedener Menschen für die gleiche Tätigkeit. Das heißt am Ende, dass mit einer Zeiterfassung für die Arbeitszeit von Lehrkräften wenig gewonnen wäre, aber Konflikte vorprogrammiert wären. Die Berechnung von Lehrkräftearbeitszeiten ist also eine komplexe Angelegenheit.
All das soll jetzt nicht heißen, dass Lehrkräfte nicht be- oder gar überlastet sind, im Gegenteil, viele arbeiten zunehmend am Limit (vgl. Newsletter 9: https://www.schulmun.de/2024/02/08/newsletter-09-09-02-2024/). Am Ende zeigen mir diese Ausführungen, dass wir, solange wir in Deputaten, Stunden, Fächern, Klassenarbeiten denken, keine Fairness hinbekommen werden und in Zeiten zunehmenden Lehrkräftemangels auch keine Entlastung.

Und hier wieder als Angebot ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

  1. Interessantes
    Eine Zusammenfassung der „berühmten“ Studie zur Lehrkräftearbeitszeit von Mark Rackles für die Telekom-Stiftung gibt es hier: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/Lehrkraeftearbeitszeit-Expertise-Zusammenfassung.pdf.
    Das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg hat einige Bände zu wirksamen Unterricht als Transfer von der Bildungswissenschaft in die Praxis mit renommierten Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Lesenswert: https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/Publikationsreihe-Wirksamer-Unterricht.
    Verschiedene Ansätze zum Lernen aus der Gedächtnispsychologie: https://www.taptapklick.de/homeschooling/2024/02/15/wie-unser-gedaechtnis-tickt.
    Kristine Wahl, die Frau mit dem Dromedar, mit einem Blogbeitrag zu ihrer Odyssee durch verschiedene Schulformen und den Dingen, die man am Gymnasium nicht lernt: https://diefraumitdemdromedar.de/ende-einer-odyssee-oder-5-dinge-die-du-am-gymnasium-nicht-lernst/.
    Ein Beitrag zur Diskussion um die Aussagekraft von Noten auf SPON (weil wir auf dem Pädagogischen Tag eine spannende Session dazu hatten): https://www.spiegel.de/panorama/bildung/zeugnisse-wie-vergleichbar-sind-schulnoten-wirklich-a-a51b857d-d559-4d47-87b7-601f68f3f596?sara_ref=re-so-app-sh.
  2. KI
    OpenAI hat zu Wochenbeginn seine Text-to-Video-KI Sora mit beeindruckenden Ergebnissen vorgestellt, ein erläuterndes Video dazu (Dank an Hr. Zalac) gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=vTkT0DruA_A.
    Zu den Implikationen von KI als Übersetzungstool für den Fremdsprachenunterricht: https://channelobserver.de/produkte/ki-als-dolmetscher-muessen-wir-nie-mehr-eine-sprache-lernen-37555/.
    Einen schönen KI Leitfaden zu Schülerprodukten des Gymnasiums Neubiberg (Georg Schlamp) gibt es hier: http://englisch-lehrer.net/abb/Gymnasium%20Neubiberg%20KI%20Leitfaden%2011%202023.pdf.
    Etwas umfangreicher mit der Zielgruppe Oberstufe gibt es noch eine Handreichung von Frau Stier: https://www.fraustier.de/ki-handreichung-fuer-die-schule/.
    Und noch drei Beiträge zum Diskurs um die Auswirkungen von KI auf Schule und Bildung:
    https://hechingerreport.org/opinion-why-artificial-intelligence-holds-great-promise-for-improving-student-outcomes/
    https://thefutureproject.de/content/zukunft-des-lernens-die-ki-chance/
    https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/.
  3. Medien- und Demokratiekompetenz
    Eine schöne Seite des Wiesbadener Kollegen Günter Steppich mit zahlreichen Tipps zur Medienbildung (danke Frau Hoffmann): https://www.medien-sicher.de/.
    Tom Mittelbach sammelt in einem Wakelet Material und Artikel zu „Lehrer:innen für Demokratie“: https://wakelet.com/wake/oY-2D4ayI_YxijA3oC8UD.
  4. Hörempfehlung
    Weil die Diskussion bei uns ja gerade auch wieder aufkommt: Podcast zu Smartphones und Digitalisierung an Schulen mit einem guten Beitrag des Kollegen Georg Schlamp aus Bayern (nur 10 Minuten): https://www.br.de/mediathek/podcast/br24-thema-des-tages/handyverbot-an-schulen-und-digitalisierung/2090259.
  5. Tipps für den Unterricht
    Clideo ist ein hilfreiches Online-Tool zur Online-Videobearbeitung: https://clideo.com/de.
  6. Sehempfehlung
    KI kann auch sinnvoll im Mathematikunterricht eingesetzt werden, ein schönes Video daz gibt es von Christian Spannagel von der PH Heidelberg: https://www.youtube.com/watch?v=ia95t6RID9g.
  7. Die Zukunft von Bildung
    In einem schönen Artikel auf der Seite „Bildung Schweiz“ werden einige Expertenmeinungen zum Einfluss von KI auf die Zukunft von Schule und Bildung sehr gut zusammengefasst. https://www.bildungschweiz.ch/detail/macht-kuenstliche-intelligenz-lehrpersonen-zu-lerncoaches. Passend dazu sind meine letzten beiden Blogeinträge:
    https://www.schulmun.de/2024/02/19/2024-05-hybride-bildung/
    https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/
  8. Spaß im Netz
    Goody ist nach Selbstbeschreibung „the world’s most responsible AI model“. Viel Spaß damit: https://www.goody2.ai/chat.
    Mit https://www.suno.ai/ lassen sich im Internet kleine Songschnipsel produzieren, da haben sich Hr. Klem (kennen Sie evtl. vom Pädagogischen Tag) und ich einen kleinen Spaß gemacht und Songs zur Weibelfeldschule erstellen lassen, der Rap ist von Robin und der Country/Pop von mir, bzw. der KI (?):
    https://app.suno.ai/song/fd9dcde7-a622-439a-957e-cb4f2af309e0/
    https://app.suno.ai/song/cef32f79-0d82-4541-bbe0-b6d9e6533308
    https://app.suno.ai/song/1e182751-f694-4237-b2e6-39abbc129f6c.

Newsletter 09, 09.02.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

dieser Newsletter ist auf den ersten Blick KI frei! Nicht, weil es aus diesem Bereich nichts Neues gäbe, sondern weil manchmal Denkpausen angebracht sind, das gilt meiner Meinung nach besonders bei KI. Das soll nicht heißen, dass das Thema durch ist, im Gegenteil, ich werde schon bald darauf zurückkommen. ?

Heute will ich mich mit dem Thema Fortbildung auseinandersetzen, genauer mit dem Trilemma aus Fortbildung, Schulentwicklung und Mangelverwaltung.

Ich kann zu Beginn festhalten, dass wir in einer Phase des Lehrkräftemangels sind, dass wir im Bildungsbereich einen massiven Investitionsstau haben, dass Vergleichsstudien wie PISA, IQB oder VERA, Abwärtstrends in der Performanz der Schülerinnen belegt haben und vieles mehr, bei gleichzeitiger Zunahme von Leistungsheterogenität und psychischer Belastung der Jugendlichen. Eigentlich nennt man so etwas eine Polykrise. Und das ist nur die systemimmanente Polykrise, über die im Land und auf der Welt haben wir dann noch gar nicht gesprochen.

Ich will aber weder lamentieren noch polemisieren, ich möchte Sie aber an einem Problem teilhaben lassen, das mich umtreibt und Sie zum Diskurs darüber auffordern. Ich frage mich schon länger, was wir machen können oder müssen, um aus dieser Polykrise rauszukommen.

Zunächst müssten wir Schulentwicklung betreiben, um uns neue Ideen und Konzepte zu überlegen, die auf die veränderten Bedingungen passen und die vielleicht sogar mit geringeren Ressourcen auskommen, die gleichzeitig diesen wunderbaren Job als Lehrkraft wieder attraktiver gestalten und so zumindest mittelfristig für personelle Entlastung sorgen können. Und dazu brauchen wir Zeit, vielleicht sogar Muse, Zeit für Diskussionen, Zeit, sich andere Schulen und Konzepte anzuschauen, Zeit für Fortbildungen und Schulentwicklung.

Wir stopfen im Moment aber Löcher. Ein Stundenplan jagt den nächsten, eine Lehrkraft erhöht ihre Stunden, die nächste arbeitet zusätzlich, um die Krise zu bewältigen. In der Summe holen wir immer wieder das allerletzte aus dem System heraus in der Hoffnung, dass es bald besser wird. Vielleicht wird es das, das wäre schön.

Aber was, wenn nicht? Müssten wir nicht jetzt das System agiler und resilienter machen? Aber wie soll das gehen, wenn wir alle Ressourcen aufwenden müssen, um unsere Pflicht abzudecken und keine Kapazitäten mehr für die Kür bleiben? Wir müssten eigentlich jetzt weniger Ressourcen in die Pflicht stecken und dafür mehr in die Kür.

Das verstehe ich als das Trilemma aus Fortbildung, Schulentwicklung und Mangelverwaltung. Das treibt mich um und dafür bin ich auf der Suche nach Lösungen und dafür fordere ich Sie zum Mitdenken auf. Noch bewegen wir uns auf kein „Worst-Case-Szenario“ zu, noch müsste es Möglichkeiten geben. Lassen Sie uns ins Handeln kommen, bevor wir nicht mehr handlungsfähig sind, was hoffentlich nicht passiert. Aber was, wenn doch?

Ein resilientes System hat Strategien und Ideen für Notfälle, es kann agil auf immer neue Herausforderungen reagieren, ohne seine Handlungsfähigkeit zu verlieren. Lassen Sie uns ins Gespräch kommen und Ideen entwickeln, wie wir unsere Schule zukunftsfest machen. Mit dem Pädagogischen Tag als Barcamp, der Initiative der Schulentwicklungsgruppe zur Umwandlung in eine Selbstständige Schule und dem im März beginnenden extern begleiteten Schulentwicklungsprozess (nähere Info und Einladung folgen bald), haben wir die Weichen in die richtige Richtung gestellt, jetzt müssen wir, um im Bild zu bleiben, noch alle auf den Zug aufspringen und gemeinsam Gleise legen und Feuer unter dem Kessel machen.

Ja, wir stehen vor großen Herausforderungen, aber unsere Schule hat alle Möglichkeiten, diese zu bewältigen. Ich bin in jedem Fall optimistisch, einfach weil es sich lohnt; für uns, für unsere Kinder und für unsere Welt.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Interessanter Debattenbeitrag von Axel Krommer zur „Schule als chinesisches Zimmer„, bzw. über die Simulation von Kompetenzen: https://axelkrommer.com/2021/02/21/die-schule-als-chinesisches-zimmer-oder-wie-man-kompetenzen-simuliert/.
Bei https://wirlernenonline.de/ gibt es frei verfügbares Material nach Fächern sortiert.
Für die Technikbegeisterten könnte dieser Artikel des New Yorker zu Apples gerade herausgekommener VR-Brille „Vision Pro“ von Interesse sein: https://www.newyorker.com/tech/annals-of-technology/where-will-virtual-reality-take-us.

Medien- und Demokratiekompetenz
In der Toolbox von teachtoday der Telekom finden sich schnell und übersichtlich vielfältige Materialen zur Förderung der Medien- und Demokratiekompetenz junger Menschen im Alter von 9-16 Jahren. https://www.teachtoday.de/2920_Toolbox.htm.

Hörempfehlung
Podcast zu Sinn, Unsinn und Wirksamkeit von Korrekturen von Benedikt Wisniewski: https://open.spotify.com/episode/5VdwCXfWy3aq27I7nCCoFr.  
Eine Podcastreihe zur Nachhaltigkeitspädagogik gibt es hier: https://open.spotify.com/show/7Fm45ZWBZRsWf51M0mMrKG.

Unterricht mit digitalen Tafeln
Chartle
ist ein hilfreiches Online-Tool zur Erstellung von Diagrammen. Auf der Seite gibt es weitere Links zu zahlreichen anderen brauchbaren digitalen Helferlein, vom QR- bis zum Mindmap-Generator. https://www.chartle.de/.
Mit https://video.link/ kann man Youtube-Links „entschärfen“, d.h. die Werbung entfernen, Cookies minimieren, automatische Empfehlungen und Autoplay deaktivieren, sodass Youtube im Unterricht eingesetzt werden kann.

Sehempfehlung
Dieses Mal empfehle ich einen echten Film: „Das Lehrerzimmer“, nicht umsonst ausgezeichnet und für den Oscar nominiert (Verleihung am 10. März). Der Film ist wirklich sehenswert und intensiv. Eine gute Kritik, die den größeren Kontext bedenkt, gibt es hier: https://www.ndr.de/kultur/film/tipps/Oscar-Hoffnung-Das-Lehrerzimmer-Drama-moralische-Zwickmuehle,daslehrerzimmer100.html.

Smartphone und Co
Hier finden Sie Tipps zu Sicherheitseinstellungen bei Apps und Spielen auf Smartphones und Tabletts des BSI: https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Broschueren/Wegweiser_Checklisten_Flyer/Jugendschutzeinstellungen_Schritt_fuer_Schritt.html.

TikTok und Rechtsextremismus
Rechtsextreme Ideologien, versteckt hinter Hashtags: Extremisten umgarnen mit TikTok-Videos gezielt Kinder und Jugendliche. Experten warnen vor schleichender Radikalisierung. Beitrag von ZDF heute: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/tiktok-radikalisierung-kinder-jugendliche-rechtsextremismus-100.html#xtor=CS5-281.
Mehr zu TikTok gibt es in einem Dossier der BpB: https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/themen-und-hintergruende/lernen-mit-und-ueber-tiktok/.

Spaß im Netz
Eine schöne Graphic Novel finden Sie hier https://gh123432.my.canva.site/percy-jackson-and-the-hidden. Diese wurde mit Canva erstellt. Mit Canva kann man Beiträge für Social Media, Plakate uvm. erstellen. Für Canva gibt es kostenlose Lehrkräftezugänge! Bei Fragen können Sie mich gerne ansprechen.
Hier können Geschichtsinteressierte in das alte Persepolis eintauchen: https://persepolis.getty.edu/.
Eigentlich kein Spaß: Die German Toilet Organization hat erneut den Wettbewerb „Toiletten machen Schule“ zur Verbesserung der Situation in den Schultoiletten ausgeschrieben: https://www.toilets-making-the-grade.org/de/deutschland-2024.



Newsletter 08, 26.01.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

am 10. Januar wurde auf der Website von Correctiv eine Reportage veröffentlicht (https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/), in der über ein Geheimtreffen von verschiedenen politischen Akteuren mit rechter Gesinnung berichtet wurde. Sicher kann man darüber streiten, wie geheim das Treffen war, wie neutral Correctiv berichtet oder wer wann was von dem Treffen wusste, ohne Zweifel hat dieses Treffen aber etwas ausgelöst. In der Folge des Treffens kam es zu zahlreichen Demonstrationen gegen und Berichten über Rechtsextremismus. Es scheint, als sei dieses Treffen der Auslöser gewesen, der einen tiefer sitzenden Unmut in der Bevölkerung gegenüber rechtsextremen Entwicklungen der letzten Jahre zum Ausbruch brachte. Auch in den sozialen Medien und in den Schulen nimmt das Thema breiten Raum ein. Es wird von Verunsicherung unter Schülerinnen und Schülern gesprochen, was mit ihnen passiert, weil sie einen Migrationshintergrund haben, ebenso sind Lehrkräfte verunsichert, wie sie damit umgehen sollen.

Daher setzt dieser Newsletter einen Schwerpunkt auf den Umgang mit Extremismus in der Schule. Die Anmerkungen hier gelten übrigens für jede Form von Extremismus. Abzuwägen sind im Umgang mit Extremismus in der politischen Bildung das Neutralitätsgebot der Lehrkräfte und die Verpflichtung dieser auf die freiheitlich demokratische Grundordnung. Richtlinien zu dieser Abwägung wurden 1979 im sogenannten „Beutelsbacher Konsens“ (https://www.bpb.de/die-bpb/ueber-uns/auftrag/51310/beutelsbacher-konsens/) entwickelt, der drei grundlegende Prinzipien beinhaltet:

  1. Das Überwältigungsverbot
    Lehrkräfte sollen Schülerinnen und Schüler nicht indoktrinieren, das heißt, ihnen nicht eine oder ihre Meinung aufzwingen und so ein eigenständiges Urteil der Lernenden verhindern.
  2. Das Kontroversitätsgebot
    Sachverhalte, die im politischen Diskurs kontrovers sind, müssen auch im Unterricht kontrovers dargestellt werden, um den Lernenden ein Spektrum möglicher Positionen zur eigenständigen Urteilsbildung aufzuzeigen.
  3. Schülerorientierung
    Die Schülerinnen und Schüler sollen durch eine aktive Auseinandersetzung und eigenständige Erarbeitung des politischen Diskurses in die Lage versetzt werden, eigene politische Urteilsfähigkeit zu erlangen.

Diese drei Prinzipien der politischen Bildung finden solange ihre Anwendung, wie Positionen von Personen, Institutionen oder Parteien auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung unseres Grundgesetzes stattfinden. Politische Bildung unterliegt zwar grundsätzlich dem Neutralitätsgebot, dieses hört aber dann auf, wenn es um Extremismus in all seinen Formen geht. Meist geht es in diesem Zusammenhang um den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes (Art. 3, Abs. 3), der lautet:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Alle Positionen, die diesem Grundsatz zuwiderlaufen oder gegen die Menschenwürde verstoßen, unterliegen nicht mehr dem Neutralitäts- oder Kontroversitätsgebot, sondern sind als verfassungsfeindlich zu thematisieren und abzulehnen. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag im Hessischen Schulgesetz unterstützt dies noch einmal explizit in §2, der den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule präzisiert (https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/perma?j=SchulG_HE_!_2).
Aus diesen Überlegungen ergibt sich mit dem speziellen Treueverhältnis der Lehrkräfte zur freiheitlich demokratischen Grundordnung sogar eine Verpflichtung verfassungsfeindlichen Aussagen sachlich und pädagogisch angemessen entgegenzutreten.

Zahlreiche Hinweise und Materialien habe ich hier gesammelt: https://www.schulmun.de/2024/01/15/schule-und-extremismus/, besonders empfehlen möchte ich zur aktuellen Debatte die Seite von Joscha Falck: https://joschafalck.de/nie-wieder-ist-jetzt-unterrichtsmaterial/.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie wichtig unser Bildungs- und Erziehungsauftrag ist. Es ist von zentraler Bedeutung, eine Beziehungsebene mit unseren Schülerinnen und Schülern herzustellen, in der sie vertrauensvoll mit ihren Ängsten und Nöten auf uns zukommen können und in der wir mit den Lerngruppen auch über sensible Themen konstruktive und grundsätzlich wertschätzende Diskurse führen können, auch wenn dabei die fachlichen Bildungsinhalte mal zu kurz kommen.

Da der nächste Newsletter erst im nächsten Halbjahr erscheint, wünsche ich der gesamten Schulgemeinschaft einen guten Start in das neue Halbjahr, das für viele Schülerinnen und Schüler mit einem Abschluss endet. Viel Erfolg!

Noch ein letzter Satz an die gesamte Schulgemeinschaft zur Zeugnisausgabe in der kommenden Woche: Die Welt ist viel mehr als nur Noten!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

  1. Interessantes Best-Practice-Beispiel
    Das LeoLab ist ein interessantes Schulentwicklungsprojekt. In einer Schule in der Schule wird mit einem Teil eines Jahrgangs mit interessierten Kolleginnen und Kollegen und Schülerinnen und Schülern ein moderner Bildungsansatz als Prototyp ausprobiert. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Seite von Jonas Wagner: https://jonaswagner.de/leolabkonzept-prototyp/.
  2. Neues von der KI
    Am 17. Januar hat die SWK der KMK ein Impulspapier zu KI vorgelegt (https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2024/SWK-2024-Impulspapier_LargeLanguageModels.pdf), indem sie fordert KI im Unterricht einzusetzen und damit in einer offenen Fehlerkultur zu experimentieren. Eine Zusammenfassung gibt es hier: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/swk-bildungsforscher-empfehlen-einsatz-von-chatgpt-an-schulen/. Im Fiete-Blog hat Hendrik Haverkamp einen Kommentar dazu verfasst: https://www.fiete.ai/blog/impulspapier-der-swk.
    Artikel des Redaktionsnetzwerks Deutschland zum Einfluss von KI auf das Gehirn: https://www.rnd.de/wissen/ki-und-chatgpt-so-veraendert-die-digitalisierung-unser-gehirn-2QZUNZH3OFPWLGPU7MOEY53B34.html.
    Ein digitales Lehrbuch für KI gibt es hier: https://pressbooks.pub/aifurlehrer/front-matter/33/.
    Einen interessanten Blogbeitrag zu lernförderlichem Feedback mit KI gibt es bei Joscha Falck: https://joschafalck.de/ki-feedback/.
    Einen interessanten Debattenbeitrag liefert mal wieder Philippe Wampfler: https://schulesocialmedia.com/2024/01/15/wie-die-schule-bei-ki-reflexartig-wiederholt-was-schon-bei-wikipedia-ein-problem-war/?fbclid=IwAR26Uw_k3xiRAdXwOnj_4zl-dqN7yhX_6_VHKZuET6bI_KpkEG1f4NEOF0M.
    Ein etwas gruseliges Beispiel für einen Chatbot mit Avatar ist Laika, ein KI generierter Teenager, der mit Daten aus social media trainiert wurde (beschränkter Zugang): https://aiadvisoryboards.wordpress.com/2024/01/24/what-is-laika-13/.
    Einen lesenswerten Beitrag zum Bildungsverständnis in Zeiten von KI liefert Professorin Uta Hauck-Thum im Fiete-Blog: https://www.fiete.ai/blog/zum-bildungsverstaendnis-in-zeiten-von-ki.
  3. Fakenews
    Der Faktenfuchs des Bayrischen Rundfunks beschäftigt sich mit Fakenews und klärt darüber auf: https://www.br.de/nachrichten/faktenfuchs-faktencheck,QzSIzl3.
    Ein Browsergame zum Zusammenhang von Fakenews und dem Gewinnen von Followern: https://www.getbadnews.de/#intro.
  4. Für den Unterricht
    Hier finden Sie 19 Spiele zum Teambuilding: https://workshop-helden.de/teambuilding-spiele/.
    Ein kollaboratives Mindmaptool gibt es hier: https://map.kits.blog/.
    Planet Schule der ARD hat eine Augmented-Reality-App mit Unterrichtsmodulen zum Klimawandel entwickelt: https://www.planet-schule.de/thema/klima-app-102.html.
    Virtuelle Museumsbesuche gibt es hier: https://www.mpz-digital.de/.
  5. Social Media
    Mit „Take it down“ kann man verhindern, dass Nacktbilder auf zentralen social-media-Plattformen veröffentlicht werden können. Wie das geht, erklärt Klicksafe hier: https://www.klicksafe.de/news/take-it-down-entfernt-nacktbilder-von-minderjaehrigen-aus-dem-netz.
    Finanzpodcasts sprechen gezielt Jugendliche an und verbreiten rechtes Gedankengut, Blogbeitrag von Bob Blume: https://bobblume.de/2024/01/24/digital-finanzpodcasts-als-einfallstor-in-rechtes-gedankengut/.
  6. Klimastress
    Was macht der Klimawandel mit den Kindern? Wissenschaftliche Erkenntnisse liefert dieser Artikel: https://de.in-mind.org/article/klimastress-wird-alltag-wie-koennen-kinder-unterstuetzt-werden.
  7. Aus der Bildungspolitik
    Kolumne von Bob Blume zum Thema Bildungsgerechtigkeit: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/die-gewollte-klassengesellschaft/.
    Umfangreicher Beitrag zu den Prognosen zum Lehrkräftemangel: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrermangel-bleibt-bundesweit-ein-problem/.
    Kein Newsletter ohne Aladin El-Mafaalani: https://www.businessinsider.de/karriere/forscher-migranten-haben-hoehere-erfolgserwartungen-an-kinder/?fbclid=PAAaZ0-zDZupsWFB-z6jRU4E1cnv9rr2dkwPcfxWvISrVqREHU-ns1o0yUZAk.
    Interessante Studie des ifo-Instituts: Schwaches Niveau der Klasse beeinträchtigt Leistungen von Zuwandererkindern, https://www.ifo.de/pressemitteilung/2024-01-10/niveau-der-klasse-leistungen-von-zuwandererkindern?s=09.
  8. Hörempfehlung
    Podcast des SWR zur zeitgemäßen Schule: https://podcasts.apple.com/de/podcast/swr2-wissen/id104913043?i=1000620154896&s=09.
  9. Sehempfehlung zu Social Media
    Hier gibt es einen prämierten Kurzfilm, der sich kritisch mit dem Suchtfaktor Handy und „Likes“ auseinandersetzt: https://www.youtube.com/watch?v=ioaY1z2trx4. Sehens- und zeigenswert!
  10. Spaß im Netz
    Versuchen Sie einmal https://sprichwortrekombinator.de/.

Newsletter 2023/2024

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