Am 15. November durfte ich bei der Edunautika in Hanau als Teilnehmer und Teilgeber dabei sein. Warum das einen Blogbeitrag wert ist, möchte ich hier kurz darlegen.
Was ist überhaupt eine Edunautika? Die Edunautika ist ein seit 2018 in Hamburg etabliertes Barcamp, das von der Max-Brauer Schule, der Winterhuder Reformschule und der Agentur Jöran & Konsorten organisiert wird. Ein Barcamp ist eine „Unkonferenz“ bei der die Beteiligten spontan entscheiden, welche Themen sie anbieten (teilgeben) oder an welchen Themen sie in so genannten Sessions teilnehmen. So entstehen vielfältige Austauschformate bei denen neue Ideen entwickelt, Dinge gelernt oder diskutiert werden können, Anregungen gefunden werden, Kontakte geknüpft werden und vieles mehr. Dankenswerterweise hat die Heraeus-Bildungsstiftung dieses wunderbare Austauschformat in den Süden nach Hanau an die Karl-Rehbein-Schule geholt.
Und warum ist das jetzt einen Blogbeitrag wert? Weil ich möglichst weiteren Menschen vermitteln will, dass sich der Besuch gelohnt hat und weil ich hoffe, dass die Edunatika auch nächstes Jahr wieder nach Hanau kommt! Neben der Tatsache, dass ich viele Menschen aus meiner Bildungsbubble erstmals im „Real-life“ kennenlernen durfte, zum Beispiel Nele Hirsch, Jöran Muuß-Merholz, Martin Fugmann oder Thomas Masztalerz oder andere endlich einmal wieder getroffen habe, wie Andreas Fischer oder Gratian Riter, habe ich zahlreiche neue Menschen kennengelernt, Kontakte geknüpft und vernetzt und letztlich natürlich viel Neues gelernt. All das stellt einen unglaublichen Mehrwert dar und dazu kommt dann noch der motivierende Effekt. Der Austausch über innovative Ansätze im Bildungssystem zeigt, was möglich ist und dass es viele Menschen gibt, die ähnlich denke und das System für die Lernenden verändern wollen. Das motiviert. In der ersten Session an der ich teilgenommen habe, ging es um Agency und kollektive Wirksamkeit. Teilgeber waren Nele Hirsch vom eBildungslabor und Gratian Riter, der SEagent. Inhalt und Methode hate Nele hier hervorragend zusammengefasst. Die zweite Session, an der ich teilgenommen habe, drehte sich um das Bildungshaus Riesenklein in Halle an der Saale, einer innovativen Schule, die wunderbar von der zwölfjährigen Schülerin Rica vorgestellt wurde. Nach einer vernetzungswirksamen Mittagspause durfte ich selbst noch Teilgeber für zwei Sessions zu zwei meiner Herzensthemen sein, nämlich KI und Demokratie- und Medienbildung.
In der ersten Session „KI für Anfänger“ ging es darum, welche Rolle KI in Schule spielt zu erörtern und um den Appell, sich mit KI zu befassen, da diese eine zunehmend wichtige Rolle spielt (laut der brandaktuellen JIM-Studie nutzen 74% der Lernenden KI für Hausaufgaben). Nach einem kurzen Input von mir, orientiert an meinem Vortrag zu KI-Basics, den es hier gibt, diskutierten wir angeregt über die Auswirkungen von KI auf Hausaufgaben, Prüfungskultur und Unterricht. Wir überlegten, welche Chancen und Risiken mit KI verbunden sind und wie wir über diese aufklären und sie in den Unterricht einbinden. Ich glaube, es war allen klar, dass KI nicht mehr weggeht und wir uns damit befassen müssen und dass dies am Ende zu einer anderen Unterrichts- und Prüfungskultur führen wird. Wir müssen uns letztlich darauf einlassen und aufklären, ausprobieren, akzeptieren und aktiv werden müssen, getreu der 4-a von Doris Weßels. In der zweiten von mir abgehaltenen Session ging es um die provokante Frage, manche werfen mir sogar, vielleicht nicht ganz zu unrecht, „Rage Bait“ vor: „Wenn wir Demokratie- und Medienbildung nicht ernst nehmen, können wir Mathe und Deutsch bald vergessen!“. Auch hier gab es wieder einen kurzen Input von mir, der auf einem meiner Workshops bei den Kamener Schulgesprächen im September basierte, die Folien dazu gibt es hier.
Die einigende Klammer beider Sessions war, dass wir Schule komplexer denken und grundlegend verändern müssen. Wir brauchen nicht noch ein Konzept, das im Schrank verstaubt, sondern einen ganzheitlichen pädagogikzentrierten Bildungsbegriff. Demokratie- und Medienbildung, und dazu gehört KI, müssen als Querschnittaufgabe für Schule verstanden werden und können nicht an einzelne Fächer oder bestimmte Projekttage ausgelagert werden. Ich fordere schon länger mehr Demokratie- und Medienbildung. KI macht diese Forderung noch dringlicher, da sie die Beeinflussung des demokratischen Kurses und die Generierung von Fake auf ein neues Level hebt.
Vielen Dank für all die interessanten Begegnungen, Impulse, Diskurse, Kontroversen und Austausche auf der Edunautika in Hanau. Ich hoffe sehr, dass wir uns nächstes Jahr unter dem gleichen Banner am gleichen Ort wiedersehen können!
Die Studienlage ist eigentlich eindeutig, vielen Jugendlichen geht es nicht gut und der Trend ist negativ. Gleichzeitig wird es immer schwieriger ambulante und stationäre Therapieplätze zu finden, die Wartezeiten sind sehr lang.
Die Studien zeigen auch, dass Leistungsdruck, Mobbing, mangelnde Unterstützung und vieles mehr in der Schule einen Teil zu dieser Situation beiträgt. Also liegt es auch in der Verantwortung der Schule, einen Teil zur Verbesserung der Situation, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, beizutragen.
Dazu gehört als erster Schritt, das Problem und die Verantwortung dafür anzuerkennen.
Mit der im letzten Newsletter (https://www.schulmun.de/2025/10/24/newsletter-25-26-04-24-10-2025/) vorgestellten Verpflichtung des Hessischen Schulgesetzes „zur Wohlfahrt der Schülerinnen und Schüler und zum Schutz ihrer seelischen und körperlichen Unversehrtheit, geistigen Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit“ (§3 Abs. 9) und dem damit etablierten Schutzkonzept gehen wir einen Schritt in die richtige Richtung, sind aber auch erst am Anfang. Auch das Medienkonzept und die Module zum sozialen Lernen sind Bausteine auf dem Weg zu mehr Salutogenese von Lernenden und Lehrenden. Unser Ziel ist ja, so sieht es das von der Gesamtkonferenz beschlossene Mandat für die DNA-Gruppe vor, eine Schule zu sein, in die alle Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte gerne gehen. Und dazu braucht es einen respektvollen Umgang und ein von jeglicher Gewalt freies Schulklima. Dafür tun wir schon Einiges, sind uns aber auch bewusst, dass wir dafür die Unterstützung der Familien, eigentlich der gesamten Gesellschaft brauchen.
Die Bundesschülerkonferenz hat in dem erwähnten Call-to-Action zehn unterstützenswerte Forderungen aufgestellt, die ich hier vollumfänglich wiedergebe: „Unser 10-Punkte-Plan:
Mehr Personal in Schulsozialarbeit und im schulpsychologischen Dienst
Bessere Schulstrukturen: individuelle Förderung, mehr Pausen, Entlastung der Lehrkräfte, gute Ganztagsmodelle
Förderung von Medienkompetenz in allen Unterrichtsfächern
Mentale Gesundheit als Querschnittsaufgabe für alle Schularten und Unterrichtsfächer
Fortbildungen, die Lehrkräfte und pädagogisches Personal befähigen, sich den Herausforderungen psychischer Belastungen zu stellen
Gesundheitsförderung als Teil der Schulkultur etablieren mit Strategien zur Prävention und Früherkennung von psychischen und physischen Krankheiten (z.B. Angebote für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Einsatz schulgerechter digitaler Tools zur Unterstützung von mentaler Gesundheit)
Verbindliche Schutzkonzepte gegen Mobbing und Diskriminierung
Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wie Selbstregulation und Stressbewältigung im Unterricht und in außerunterrichtlichen Angeboten
Schulbauten mit Rückzugsräumen, guter Akustik, viel Licht und ausreichend Platz
Umfassende Begleitung, Unterstützung und Nachteilsvermeidung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung sowie für junge Menschen in risikobehafteten Lebenssituationen
Was wir brauchen, sind gesunde, medienkompetente und resiliente junge Menschen! Wir fordern die Politik auf, denen zuzuhören, die es betrifft!“
An einigen der Punkte sind wir dran, zum Beispiel auch mit dem Projekt „einfach bewegen(d)“, an anderen müssen wir noch arbeiten. Ein nächster Schritt wird es sein, „Tomoni“ an der Schule anzubieten (https://www.tomonimentalhealth.org/). Dazu demnächst mehr.
Mir persönlich ist es wichtig, dieses Thema in den Fokus zu rücken und damit, neben Medien- und Demokratiebildung, einen weiteren persönlichen Entwicklungsschwerpunkt zu setzen, um unseren Schülerinnen und Schülern die nötige Resilienz für die Herausforderungen der Zukunft mitzugeben.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Tipps für den Unterricht Bei „Liberating Structures“ gibt es eine tolle Methodenseite zur Kollaboration, die auch im Unterricht anwendbar ist: https://liberatingstructures.de/liberating-structures-menue/. Überhaupt ist die Seite empfehlenswert! Das ZDF hat eine eigene Seite mit Material für Schulen: https://schule.zdf.de/. Hier gibt es, nur für den Unterricht, verschiedene Vorlagen zur Erstellung von Social-Media-Content für Arbeitsblätter, zum Beispiel Insta-Posts oder WhatsApp-Dialoge: https://zeoob.com/.
Leseempfehlung Weil ich ja immer Medienbildung so sehr in den Vordergrund stelle (und natürlich auch ein klein wenig, weil ein kurzer Beitrag von mir zur Medienbildung an der Weibelfeldschule drin ist), gerade erst veröffentlicht: Florian Nuxoll: Upgrade: Medienkompetenz. Informationen einordnen, kritisch reflektieren, verantwortungsvoll handeln, Hannover 2025.
seit der Änderung des § 3 Abs. 9 im Hessischen Schulgesetz am 7. Dezember 2022 sind alle Schulen dazu verpflichtet, Schutzkonzepte „gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch“ zu entwickeln.
In diesem Paragrafen des HSchG heißt es:
„Die Schule ist zur Wohlfahrt der Schülerinnen und Schüler und zum Schutz ihrer seelischen und körperlichen Unversehrtheit, geistigen Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit verpflichtet. Darauf ist bei der Gestaltung des Schul- und Unterrichtswesens Rücksicht zu nehmen. Jede Schule erstellt ein Schutzkonzept gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch. Rauchen einschließlich der Benutzung von elektronischen Zigaretten und Tabakerhitzern ist im Schulgebäude und auf dem Schulgelände nicht gestattet. Die Anforderungen und die Belastungen der Schülerinnen und Schüler durch Unterricht, Hausaufgaben und sonstige Schulveranstaltungen müssen altersgemäß und zumutbar sein und ihnen ausreichend Zeit für eigene Aktivitäten lassen..“
Auf der Homepage des Ministeriums heißt es dazu:
„Ziel ist es, eine Schulkultur des Vertrauens und der Achtsamkeit zu etablieren und ein sicheres Umfeld für alle Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Schulen sollen zu sicheren Orten für die gesamte Schulgemeinde werden und dadurch möglichst keinen Raum für sexualisierte und jedwede andere Form von Gewalt bieten.“
Mit Schreiben vom 02. Juni 2023 wurden die Schulen aufgefordert ein solches Konzept zu entwickeln und bekamen dazu Hilfestellungen in Form von Fortbildungen und Handreichungen.
Ziel eines solchen Konzeptes ist es u.a. verbindliche Verfahren im Umgang mit Gewalt und Missbrauch zu etablieren. Die Entwicklung des Konzeptes hat Frau Herrera verantwortet und mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Weidmann vorangetrieben. Auf der letzten Gesamtkonferenz wurde das Konzept nahezu einstimmig verabschiedet. Warum hat das so lange gedauert?
Weil wir diesem wichtigen Thema den Raum geben wollten, den es braucht. Bei der Entstehung des Konzeptes wurden Schülerinnen, Schüler und Eltern einbezogen, es fanden mehrere Treffen zur Diskussion und Abstimmung statt und es fand eine Befragung schulischer Gruppen durch eine externe Moderatorin statt, um die Entwicklung des Konzeptes auf eine solide Basis zu stützen.
Wir haben uns außerdem bewusst dazu entschlossen, das verbindlich zugehörige Beschwerde- und Meldeverfahren sehr offen zu gestalten und erhoffen uns dadurch ein niedrigschwelliges System jeglicher Gewalt an unserer Schule gegenüber zu treten.
Am Ende geht es um die grundlegende Haltungsfrage: Wie wollen wir an der Weibelfeldschule miteinander umgehen?
Dabei geht es nicht nur um das Verhältnis von Lernenden und Lehrkräften, sondern zwischen allen Teilen der Schulgemeinschaft. Ziel muss es sein, wie oben zitiert „eine Schulkultur des Vertrauens und der Achtsamkeit zu etablieren“ und Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Einem Ort, an dem wir uns mit Respekt und Anerkennung begegnen, der frei von jeglicher Art von Gewalt ist, keine Beleidigungen, kein Rassismus, kein Mobbing usw.
Mir ist durchaus bewusst, dass das aktuell eine Wunschvorstellung ist. Aber es ist auch unsere Vision für eine Schule, an der wir alle gerne sind und bleibt unser Ziel.
Dazu passt auch, sich immer einmal wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass Deutschland die VN-Kinderrechtskonvention ratifiziert und Hessen Kinderrechte sogar in der Landesverfassung verankert hat (mehr Informationen dazu: https://soziales.hessen.de/kinder-und-jugendliche/kinder-und-jugendrechte).
Zum Schluss möchte ich noch einen kurzen Nachtrag zur Veranstaltung mit Silke Müller am 30.09. im Bürgerhaus liefern. Silke Müller hat in ihrem Vortrag deutlich gezeigt, welche Gefahren für Kinder und Jugendliche im Netz und den sozialen Medien lauern. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde zwar kontrovers diskutiert, ob Verbote von sozialen Medien hilfreich sind, es herrschte aber auch Einigkeit, dass die gefahren im Netz, genauso wie Medien- und Demokratiebildung deutlich mehr in den Vordergrund gehören.
Auf jeden Fall war es eine gelungene und informative Veranstaltung, vielleicht der Auftakt zu einer jährlichen Reihe?
Im Nachgang zu der Veranstaltung finden sich in diesem Newsletter auch wieder ein paar Links, die zu Gefahren im Netz aufklären, außerdem gibt es dieses Mal viel KI-Kritik.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Leseempfehlung Heute mal etwas für Jugendliche. Julia Freudenberg und Matthias Feldmann haben ein Jugendsachbuch zum Thema KI in der „Was ist was“-Reihe veröffentlicht: Schlau, schlauer, KI? Künstliche Intelligenz erleben, Nürnberg 2025.
Veranstaltungsempfehlung Das Bildungsbier am 27. Oktober muss leider mangels Teilnehmer entfallen.
Spaß im Netz Wussten Sie, dass in den USA die Anzahl der Masterabschlüsse mit der Popularität des Vornamens Benny korreliert? Mehr interessante Korrelationen gibt es unter: https://tylervigen.com/spurious-correlations.
Dr. Anika Limburg, Direktorin des Bildungscampus Saarland, und Joscha Falck, Mittelschullehrer an der Mittelschule Rednitzhembach und Schulentwicklungsmoderator, haben unter dem Hashtag #kAIneEntwertung eine Blogparade ins Leben gerufen. Inhalt ist ein gemeinsames Nachdenken über menschliche Leistung und KI. Mehr zum Hintergrund und Links zu den Teilnehmenden an der Blogparade gibt es hier.
Ich habe mich bewusst entschieden, diesen Beitrag ko-kreativ mit KI zu erstellen. Natürlich entwertet dies meinen „Werkstolz“ (vgl. Beitrag von Reinmann & Vohle), aber eben auch nicht so ganz. Die Grundidee (Marx und die Frankfurter Schule) kam ja von mir und treibt mich auch schon länger um. Außerdem wäre die Ko-Kreation ohne mein individuelles Vorwissen nicht möglich gewesen. KI-Text ist, abgesehen vom Teaser, kursiv gedruckt. Um mein Fazit vorwegzunehmen: Der Einzug von KI in die Arbeitswelt gehört zu den großen Disruptionen in der Weltgeschichte, ist aber nicht deren Endpunkt und schon gar nicht deren Untergang. KI ist ein Beschleuniger für bereits länger angelegte Prozesse, sie befördert exponentielle Veränderungsprozesse (Meinen Blick auf KI und die damit verbundenen Herausforderungen für Schule habe ich bereits hier in Grundzügen dargestellt). Mein Beitrag hat einen philosophisch-soziologischen Schwerpunkt. Ich hoffe damit den Diskurs aus dieser Perspektive bereichern zu können.
ChatGPT fasst die Inhalte der bisherigen Beiträge (Stand 27.09.2025) folgendermaßen zusammen: „Die Beiträge der Blogparade liefern ein differenziertes Bild: Bei aller berechtigten Besorgnis über Entwertung – insbesondere symbolischer, identitärer und affektiver Dimensionen – findet sich auch ein starker Wunsch, aus der Veränderung eine Chance zu machen. Statt in eine Haltung der Gegenwehr zu verfallen, schlagen viele Autor:innen vor, Begriffe, Formate und Kulturen so umzudenken, dass KI-unterstützte Produktion nicht automatisch als Abkürzung disqualifiziert wird, sondern als legitimer Anteil einer Leistung, sofern klar reflektiert, bewertet und verantwortet. Das zentrale Spannungsfeld lautet: Wie viel Technik darf, wie viel Mensch muss? Und wie erhalten wir Würde, Sinn und Motivation in der Leistung, wenn vieles automatisiert erscheint?“
Genau diese Fragestellung brachte mich (wieder einmal) auf die Spur von Marx und der Frankfurter Schule. Marx Werk ist eine Antwort auf die entstehende Moderne in Wirtschaft und Gesellschaft, ihm geht es um Produktionsverhältnisse und Klassenfragen. Die Frankfurter Schule überträgt diese Gedanken in die jüngere Moderne und fokussiert auf Kultur und Gesellschaft.
KI und Marx
Der Gedanke der „Entfremdung“ bei Marx wird durch KI wieder brandaktuell. Marx beklagte, dass sich der Arbeiter von seinem Werk entfremdet, weil dieses einer arbeitsteiligen Logik unterworfen wird und so das Werkstück als Teilprodukt eine Identifizierung mit dem Gesamtprodukt verhindert. Außerdem gehört das Produkt am Ende dem Besitzenden der Produktionsmittel. Die Frage des Besitzes von KI-Produkten ist noch im Klärungsprozess, aber es lässt sich festhalten, dass es, wie in vielen Beiträgen der Blogparade beschrieben, am Ende eine abstrakte Distanz vom Schöpfungsprozess eines KI-Textes oder KI-Bildes gibt. Somit ist auch fraglich, ob Marx einem KI-Produkt die Schaffung eines Mehrwertes zugestehen würde, da der Schöpfungsprozess nicht mit einem wirklichen Erarbeitungsprozess in Form von klassischer Werkarbeit verbunden ist. Gleichzeitig lässt sich aber durchaus argumentieren, dass der Entstehung eines KI-Produktes doch tatsächliche Arbeitsprozesse vorausgehen, schließlich wurde das LLM entwickelt, programmiert und trainiert, und nicht zu vergessen, von zahlreichen Click-Workern justiert. Es steckt also doch Arbeit in einem KI-Produkt, sogar Ausbeutung im klassischen Sinn. Und damit sind wir mitten in der ethischen Diskussion um KI. Auch diese Technologie unterliegt Ausbeutungsprozessen von Mensch und Natur und entwertet menschliche Leistung. Gleichzeitig setzt sich, marxistisch gedacht, eine Form des Klassenkampfes fort. Es gibt privilegierte Klassen mit Zugang zu KI-Werkzeugen und deren Produktionspotenzial und es gibt Menschen, die sich den Zugang zu den spezialisierten und effektiven Tools nicht leisten können oder sogar für deren Training ausgebeutet werden. Außerdem liegt der tatsächliche Besitz der KI-Produktionsmittel in den Händen weniger Tech-Firmen und verschafft diesen nicht zu unterschätzende Macht. Letztlich kann es passieren, dass KI viele Arbeitsplätze überflüssig macht, wie einst die Maschinen in der Industrialisierung, und so eine neue Verelendung der Massen erfolgt. Das muss in Schule thematisiert werden!
KI und die Frankfurter Schule
Adorno und Horkheimer als zentrale Vertreter der Frankfurter Schule prägen den Begriff der Kulturindustrie als ein Resultat der „Dialektik der Aufklärung“. Kultur wird zu einem reproduzierbaren Massengut, sie wird industrialisiert und zur Ware. So verliert Kultur Individualität und ihr gesellschaftlich relevantes kritisches Potenzial. KI wirkt hier als Beschleuniger und vielleicht sogar als Vollender der Kulturindustrie. Sie führt zur exponentiellen Reproduktion von Kultur und Kunst als Industrieprodukt. In „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ analysiert Benjamin, wie technische Vervielfältigung die Aura von Kunstwerken zerstört. KI geht noch weiter: Sie produziert neue Werke, die nie ein Original, bzw. Milliarden Originale hatten, aber so auch keine Aura. Nun könnte man argumentieren, dass Warhols Suppendosen einen ähnlichen Hintergrund hatten oder Beuys Diktum, dass jeder ein Künstler sei, hier seine demokratische Vollendung finde, aber am Ende scheint mir „KI-Kunst“, zumindest wie sie von den „Massen“ in Massen produziert wird, doch keine Kunst zu sein, sondern Trash (vgl. den Hype um Bildgenerierungen im Stil des „Studio Ghibli“ oder den „Shrimp-Jesus“). Schließlich wirkt KI auch als Beschleuniger bei der Eindimensionalität des Menschen im Sinne von Marcuse. Die vermeintliche Freiheit, die KI zu bringen scheint, führt in Wahrheit doch zu einer Uniformität, Anpassung und Kontrolle. BigTech bestimmt, was wir mit KI erzeugen können und setzt unserer Kreativität klare Grenzen. Sie erzeugt „Durchschnittstexte“ und „Durchschnittsbilder“, die die Norm verstärken. Diese stromlinienförmigen Produkte, werden ungeprüft übernommen und zerstören so eigene Kritik- und Urteilsfähigkeit, der Mensch wird eindimensional. Zuletzt muss ich noch Habermas Diskurstheorie anführen. Die vorigen Ausführungen zeigen, dass KI dem herrschaftsfreien Diskurs im Weg steht, sie schränkt kritisches Denken ein und fördert Eindimensionalität, außerdem wird sie von wirkungsmächtigen Konzernen dominiert und verursacht so Hierarchie, die der idealen Sprechsituation entgegensteht.
Fazit: KI als Bedrohung und Chance
Am Ende dieser, doch eher pessimistischen, Gedanken muss aber festgehalten werden, dass die Zeichen des Niedergangs und der Dekadenz, die Marx und die Frankfurter Schule diagnostiziert haben, doch auch nur eine Seite der Medaille waren. Die Industrialisierung und auch die Kulturindustrie haben neben Konformität auch zu steigendem Wohlstand geführt, sie haben Arbeit, Kultur und Gesellschaft verändern und tun dies immer noch, ebenso wie KI.
Für den Bildungssektor bedeutet das, dass der Erhalt von Kritikfähigkeit, das Lernen über und trotz KI, der hierarchiefreie Diskursraum und der Wert des Lernens und Menschseins an sich mehr ins Zentrum von Schule und Bildung rücken müssen. KI muss kein Verstärker der Eindimensionalität sein, sie kann auch einen deliberativen Effekt haben, indem sie neue Diskursräume schafft. Dafür muss sie aber zwingend demokratisiert werden, das heißt sie muss zu einem Gemeingut, zu einer Almende werden, auf die jede und jeder gleichermaßen Zugriff hat. Wir stehen an einem Scheideweg. KI kann in Verbindung mit Robotik große Teile der Arbeitswelt obsolet machen. Das kann zu großer Verelendung der Massen führen, kann uns aber auch vom Joch des kapitalistischen Erwerbszwangs befreien und und als Menschheit auf eine neue Stufe des Humanismus und der Mündigkeit heben. Wir haben es in der Hand.
ChatGPT schlägt alternativ folgendes Fazit vor: „Die Blogparade #kAIneEntwertung zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Perspektiven auf KI sind: von der Sorge um den Verlust von Werkstolz bis hin zu Ideen für neue Prüfungsformate und Kompetenzen. Mein Beitrag möchte diesen Diskurs um eine kritisch-theoretische Dimension erweitern. Marx und die Frankfurter Schule machen sichtbar, dass es bei KI nicht nur um praktische Fragen von Unterricht, Noten oder Stil geht, sondern auch um tiefere gesellschaftliche Dynamiken: um Entfremdung, um Macht über Produktionsmittel, um die Industrialisierung von Kultur und um die Bedingungen für eine freie Öffentlichkeit. Gerade darin liegt eine wichtige Ergänzung: Die Gefahr der Entwertung ist nicht allein pädagogisch oder individuell, sondern auch strukturell und kulturell. Gleichzeitig teilen Marx und die Frankfurter Schule mit vielen Beiträgen der Blogparade den doppelten Blick: Kritik an Entfremdung, Vereinheitlichung und Ausbeutung – aber auch das Bewusstsein, dass neue Technologien immer auch Chancen zur Veränderung und Befreiung enthalten. Für die Schule bedeutet das: Sie muss nicht nur Räume für Reflexion über KI schaffen, sondern auch Kritikfähigkeit, Diskursfähigkeit und die Frage nach Gerechtigkeit ins Zentrum rücken. So kann die Debatte über Entwertung zu einer Debatte über Ermächtigung werden – und genau darin sehe ich den gemeinsamen roten Faden der Blogparade.“
Besser hätte ich es kaum formulieren können. 😉
PS: Das KI-Fazit spiegelt die hybride Form von Textarbeit im Zeitalter von KI. Es ist gut formuliert und bringt meinen Text noch einmal prägnant auf den Punkt und schafft eine Anknüpfung an die Blogparade. Es ist entstanden als Resultat auf das KI-Feedback zu dem von mir handgeschriebenen Text, der Prompt lautete: „Bitte ein neues Fazit mit Bezug zur Blogparade formulieren“. Und das war ein wertvolles KI-Feedback, ich hatte nämlich im Schreibprozess tatsächlich die eigentliche Blogparade etwas aus dem Auge verloren. Das Fazit ist aber letztendlich doch nur bedingt ein reines KI-Produkt. Es fußt ja auf meiner intellektuellen Vorarbeit, bei der mich KI als Sparringspartner unterstützt hat.
Eigentlich lohnt sich in diesem Zusammenhang auch noch ein Schwenk zu dem italienischen Schriftsteller, Journalisten, Politiker und marxistischem Philosoph Antonio Gramsci:
“Die alte Welt liegt im Sterben und die neue Welt kämpft darum, zum Leben zu erwachen: momentan ist die Zeit der Monster.”
gelegentlich kann ich innovative Schulen besuchen. So war ich schon im Referendariat an der IGS Nordend in Frankfurt, später dann an der KGS Niederrad oder der wunderbaren Richtsbergschule in Marburg, demnächst besuche ich das Gymnasium Mainz-Mombach und natürlich steht die Alemannenschule in Wutöschingen ganz oben auf meiner Liste. Durch einen Zufall, bzw. die „Magie“ der sozialen Netzwerke“ habe ich kurzfristig die Chance gehabt, am 05. Und 06. September die Agora-Wings-Schule in Roermond in den Niederlanden zu besuchen, die auch ganz oben auf meine Liste stand. Und ich muss sagen, ich war beeindruckt. Zwei Zitate des ersten, mittlerweile pensionierten, Schulleiters Sjef Drummen zeigen, wie anders, innovativ, human das Konzept der Schule ist:
„Man darf keine Forderungen an Schüler stellen!“
„Der Schlüssel zur Bildung ist bedingungslose Liebe“
Auch die Kolleginnen und Kollegen der Weibelfeldschule begeben sich zunehmend auf Hospitationen anderer Schulen. Eine Gruppe war an der IGS-Süd in Frankfurt, eine andere an der KGS-Niederrad, demnächst stehen das Gymnasium Mainz-Mombach und die Adolf-Reichwein-Schule in Langen an. Der Sinn dieser Hospitationen ist der berühmte Blick über den Tellerrand. Es ist immer sinnvoll, sich andere System anzuschauen, um sich etwas abzuschauen oder Fehler nicht zu wiederholen. Viele Schulen stehen vor ähnlichen Herausforderungen und es bringt nichts, wenn jede Schule das Rad neu erfindet oder die gleichen Fehler macht. Außerdem ist es beruhigend zu sehen, dass man als Lehrkraft oder als Schule mit den Herausforderungen nicht alleine ist. Letztlich sind funktionierende innovative Schulen, die zum Beispiel individualisierte oder selbstregulierte Lernstrategien praktizieren, die selbst lernende Systeme im Sinne von Anne Sliwka sind oder mit Projektarbeit erfolgreich sind, eine selbstverständliche Kultur der Digitalität pflegen, funktionierende digitale oder analoge Lernmanagementsysteme haben oder andere erfolgreiche Prozesse implementiert haben auch ein Beleg dafür, dass so etwas geht. Ich bitte daher um Nachsicht, wenn gelegentlich ein paar Kolleginnen und Kollegen ihren Unterricht nicht selbst halten können, weil sie unterwegs sind, um sich Anregungen und Ideen zu holen, die unsere Weibelfeldschule besser machen sollen. So wird es uns gelingen Bildung zukunftsfähig zu machen, indem wir von den Besten lernen und so unseren eigenen Weg finden, der zu unserer Schule passt.
Noch eine Anmerkung zum Nutzungsverbot mobiler Endgeräte: Die Lehrkräfte und ich sind aktuell in den Pausen und auch zu anderen Zeiten sehr mit der Durchsetzung dieses Verbots beschäftigt. Das ist natürlich nichts, was uns sonderlich Spaß macht, aber die Schulordnung sollte durchgesetzt werden. Außerdem hat das mehrere wünschenswerte und intendierte Nebeneffekte. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich mit Regeln und deren Durchsetzung auseinandersetzen und reflektieren so einen Aspekt einer demokratischen Gemeinschaft, der mit persönlichen Einschränkungen verbunden sein kann. Außerdem wage ich zu behaupten, dass die erfolgreiche SV-Wahl mit zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten auch eine Folge der Regelung ist. Durch die Betroffenheit werden die Lernenden politisch aktiv und das wünsche ich mir sehr. Ich bitte also um Verständnis für meine „Jagdtätigkeit“, das Ganze dient auch einem pädagogischen Zweck und ist Auftrag von Schule. (Das Megaphon kommt wieder weg 😁) Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Leseempfehlung Frederic Laloux: Reinventing Organizations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit, München 2017. Das Buch gehört zwar eher in die New Work-Sparte, ist aber sehr aufschlussreich, wie sich Unternehmenskulturen in der Wirtschaft verändern. Daraus können auch Schulen lernen. Außerdem enthält das Buch die tröstliche Botschaft, dass wir uns aktuell in einer Phase eines „Evolutionssprungs“ befinden könnten, der zwar mit Disruptionen verbunden ist, aber schließlich in einer besseren Welt endet. Eine Rezension gibt es unter: https://www.leadershipjournal.de/buchkritik-reinventing-organizations-visuell-frederic-laloux/, eine kritische Sicht unter: https://unternehmensdemokraten.de/2017/02/09/6630-2/..
Sehempfehlung Wer sich über die Alemannenschule und die Schmetterlingspädagogik informieren möchte, sollte dieses Video von SiA mit der Konrektorin Patricia Schmidt sehen: https://www.youtube.com/watch?v=N8PjHzEUuas.
Veranstaltungsempfehlung Am 30.09. kommt Silke Müller ins Bürgerhaus, es gibt noch ein paar Karten zu 2€: https://www.buergerhaeuser-dreieich.de/programm/veranstaltungen/silke-mueller. Am 27. Oktober soll das 2. „Bildungsbier“ an der Weibelfeldschule stattfinden. Das „Bildungsbier“ ist eine offene Veranstaltung zur Vernetzung für alle, die sich irgendwie für Bildung interessieren. Anmeldungen und Informationen bitte über Robin Klem (r.klem(at)weibelfeldschule.de)Spaß im Netz Mit der Blop-Oper kann man eigene Arien „komponieren“, diese Wiederentdeckung hat mich eine Weile abgelenkt: https://artsandculture.google.com/experiment/blob-opera/AAHWrq360NcGbw?hl=en
lassen Sie mich zunächst von zwei Erfolgen berichten, die noch nicht in die ganze Schulgemeinschaft kommuniziert wurden. Erstens haben Frau Mann und ihr DSP-Kurs der E-Phase vor den Ferien bei den Hessischen Schultheatertagen einen Preis für ihr Stück „Eindeutig zu eigenständig“ gewonnen. In dem Theaterstück geht es um eine Traumwelt, die von der Jury so kommentiert wurde: „Wir sind immer noch begeistert von eurer Performance – was für eine starke, atmosphärische Präsentation! Eure Produktion hat uns mit tollen Bildern, eindrucksvollen ästhetischen Choreografien und einer traumhaft harmonischen Gruppendynamik überzeugt. Man spürt: Ihr habt euch als Ensemble gefunden und gebt gemeinsam alles für eure Inszenierung.“ Ich habe die Aufführung gesehen und war selbst auch sehr begeistert. Das zeigt wieder einmal, wie wichtig kreative und künstlerische Darbietungen in Schule sind. Vielen Dank dafür uns herzlichen Glückwunsch zur verdienten Auszeichnung. Mehr dazu hier: https://www.lshev.de/index.php/component/content/article/eindeutig-zu-eigenstaendig-der-weibelfeldschule?catid=9&Itemid=109.
Und zweitens wurde die Zukunftsschmiede Trendhub mit einer Förderung von bis zu 44.000 € von der Flughafenstiftung der Fraport bedacht. Das Team aus Schülerinnen und Schülern hat mit der Unterstützung von Frau Riedl mit dem Konzept überzeugt und kann so die erfolgreiche Arbeit intensivieren. Auch hierzu und zu dem souveränen Auftritt der Schülerinnen und Schüler bei der Übergabe im Besucherzentrum des Flughafens mit Ministerpräsident Rhein meine herzlichen Glückwünsche. Mehr Informationen zur Zukunftsschmiede gibt es hier: https://www.schulmun.de/2024/12/13/wfs-05-reallabor-weibelfeldschule-zukunftsschmiede-trendhub-think-do-tank/.
Als Nächstes wollen wir uns dann vermutlich dem Schulhof widmen. Weitere Informationen dazu folgen. Mit Erscheinen des Newsletters haben wir drei Wochen mit den neuen Nutzungsregeln für mobile Endgeräte hinter uns. In den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien wurden die Geräte bei unerlaubter Nutzung noch nicht eingezogen, sondern es wurde auf die neue Regelung hingewiesen. Mein Eindruck war, dass die Zahl der Ermahnungen sich in Grenzen hielt und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Stimmung auf dem Schulgelände entspannter war. Die erste Woche in der bei unerlaubter Nutzung der Entzug des Gerätes bis zum Ende des Schultags erfolgte, zeigte dann, dass wir täglich Smartphones im unteren zweistelligen Bereich einziehen mussten. Die Regelung mit der Nutzungsfreigabe in der Cafeteria in der Mittagspause hat sich auch bewährt, es kam zu keinen Massenaufläufen, sondern es scheint sich eine verantwortungsvolle Nutzung durchzusetzen.
Ich danke den Kolleginnen und Kollegen und auch dem Schulleitungsteam für die Umsetzung der neuen Regeln mit pädagogischem Augenmaß und den Schülerinnen und Schülern, die ebenso mitgezogen haben. Ich gehe davon aus, dass sich die neuen Regeln in der nächsten Zeit etablieren und wir nur noch mit wenigen Verstößen rechnen müssen.
Mir ist durchaus bewusst, dass unsere weitgehende Verbotsregelung keine Ideallösung ist, ich glaube aber dennoch, dass die Regelung zum Schulfrieden beiträgt und uns den Raum schafft für die Zukunft über bessere Lösungen nachzudenken.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Leseempfehlung Wer einen positiveren Blick auf die Welt bekommen sollte, muss Hans Rosling: Factfulness; Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, Berlin 2024, lesen. Roslings Grundthese ist, dass die Welt viel besser ist als wir glauben, weil unsere Vorstellungen eher der Faktenlage aus den 1960er Jahren entsprechen.
Heute durfte ich einen Vortrag vor Oberstufenlehrkräften halten. Es ging um eine Einführung zu KI in der Schule mit einem Schwerpunkt auf der Oberstufe. Dem positiven Feedback zufolge, scheint dies gelungen zu sein.
Wie meine letzte Vorträge, stelle ich auch diesen gerne öffentlich zur Verfügung.
ein neues Schuljahr beginnt und dieses wird ein besonders spannendes.
Wie die meisten von Euch und Ihnen schon mitbekommen haben, befinden wir uns in zahlreichen Veränderungsprozessen. Wir haben eine neue Schulordnung mit veränderten Nutzungsbedingungen für mobile Endgeräte, wir haben erste Schulen mit innovativen Formaten besucht, vor den Ferien wurde die Zukunftsschmiede Trendhub eröffnet, die DNA-Gruppe nimmt ihre selbstständige Arbeit auf und die Schulentwicklungsgruppe ist dabei sich als Kompass-Gruppe neu zu definieren.
Konkret bedeutet das, dass wir nun die Rahmenbedingungen geschaffen haben, die zu deutlich sichtbareren Veränderungsprozessen führen können. Wie diese genau aussehen, will ich weder vorgeben noch vorhersagen, das ist Aufgabe der Schulgemeinschaft. Deshalb ist es mir wichtig, dass diese sich an den Arbeitsgruppen beteiligt und ihre Ideen und Wünsche einfließen lässt. Wir sind offen dafür und freuen uns über jede Unterstützung und Perspektive.
Mir persönlich ist die Einbindung der Schülerinnen und Schüler sehr wichtig, schließlich geht es in Schule ja primär darum, diese bestmöglich zu bilden. Deshalb werde ich in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Stärkung der Schülervertretung legen. Dies hat mit einem Workshop im Zelt der Feuerfreunde auf dem Neuhof am vergangenen Dienstag begonnen und wird in eine direkte Wahl des SV-Vorstandes durch alle Schülerinnen und Schüler fortgesetzt. Weiter sollen dieser Vorstand und weitere Interessierte dann in weiteren Workshops und vielleicht noch ganz anderen Formaten gestärkt werden. Dazu sind wir bereit Zeit, Mühen und auch Geld zu investieren.
Des Weiteren wollen wir auch weiter innovative Lehrkräfte, Team-Building und Individualisierung von Lernprozessen unterstützen. Auch hierfür sind wir bereit Zeit, Mühen und Geld zu investieren.
Natürlich wird sich auch die Schulleitung mit externer Beratung und Klausurtagungen weiter professionalisieren.
Weiter werden wir an einer Weiterentwicklung der Förderstufe und an der Schaffung von Kommunikations- und Möglichkeitsräumen für das Kollegium arbeiten und uns intensiver in multiprofessionellen Teams mit der zunehmenden Heterogenität und (Super-)Diversität in den Klassen auseinandersetzen.
Wichtig ist schließlich noch, dass wir beginnen müssen, unser 50jähriges Jubiläum 2027 zu organisieren, auch da sind wir für jegliche Unterstützung und Ideen dankbar.
Es wird also deutlich, vieles ist im Fluss und das ist gut so, die Welt verändert sich rasant und wir müssen als Schule darauf reagieren und darauf freue ich mich in diesem gerade begonnen Schuljahr an unserer schönen Weibelfeldschule.
Ihr
Erik Grundmann
Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen, das naturgemäß nach den Ferien etwas ausführlicher ausfällt:
Leseempfehlung Christian Stöcker: Die große Beschleunigung, Pantheon 2023. In dem Buch, das mich u.a. bei meiner diesjährigen Abiturrede inspiriert hat, zeigt Stöcker auf, wie und warum sich die Entwicklungen, von der Rechenleistung bis zum BIP, beschleunigen und wir uns in einem Zeitalter exponentiellen Wachstums befinden. Wirklich lesenswert, da es hilft die Welt zu verstehen.
Hörempfehlung Hendrik Haverkamp und Benedikt Wisniewski, zwei Koryphäen der deutschen Schullandschaft, haben den neuen Podcast „Kompass KI“ gestartet, in dem es um KI und Evidenz aus Studien geht. Ein muss für alle, die sich für KI in der Schule interessieren (und das sollten eigentlich zumindest alle Lehrkräfte sein). Die Folgen sind nicht so lang und dafür gut in die Lebensplanung einzubauen: https://open.spotify.com/show/0OCgLLu4UtJmlBYdyBAaMH. „Felicitas Thiel: Unterrichtsstörungen? So geht Classroom Management“, empfehlenswerter Podcast aus der Reihe „Die Schule brennt“ von Bob Blume: https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:publication:f0853fdc64e25f58/.
Veranstaltungsempfehlung für alle, die sich für den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit soziale Medien interessieren!
Vortrag Silke Müller: KI, Social Media & Co – Fluch oder Segen für unsere Kinder? Vortrag der Publizistin und 1. Digitalbotschafterin Niedersachsens Silke Müller mit anschließender Podiumsdiskussion
Die Bestsellerautorin und Bildungsexpertin Silke Müller beleuchtet in ihrem Vortrag kritisch, welche verstörenden Inhalte – von Gewalt und Pornografie, Schönheitswahn und Looksmaxxing bis hin zu rassistischen und kriegsbezogenen Darstellungen – bereits Grundschüler in sozialen Netzwerken erleben. Dabei rückt sie das eigentliche Problem in den Fokus: nicht die reine Bildschirmzeit, sondern die algorithmisch gesteuerte Verbreitung schockierender Inhalte sowie die subtile Gefahr von Cybergrooming. Zunehmende Mediensucht ist zudem eine zusätzliche Herausforderung. Zudem warnt sie, dass künstliche Intelligenz diese Dynamiken noch verstärken könnte. Müller ruft zu einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken auf, um unsere Kinder zu schützen und zugleich die positiven, kreativen Potenziale digitaler Medien zu fördern.
Auf dem Podium:
Silke Müller Max Tischberger, LSV Hessen N.N.. Landeselternbeirat Rüdiger Fries, GMK Nina Mülhens, DigitalSchoolStory Moderation: Erik Grundmann, Weibelfeldschule
KI spielt im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diskurs, aber auch in der Bildungs- und Schulpolitik eine untergeordnete Rolle und das ist fatal.
Das ist sicher eine steile These. Die deutsche Industrie entdeckt gerade ihre KI-Kompetenzen bei der Auswertung von Maschinendaten, aber im Mittelstand ist KI noch nicht angekommen. Die EU hat schon gesetzliche Regulierungsmaßnahmen geschaffen, die teilweise kontrovers diskutiert werden, in der Breite sind diese aber noch nicht angekommen. Es gibt „Leuchtturmschulen“ die vorbildlich mit KI umgehen und Ed-Techs, die tolle Anwendungsmöglichkeiten bieten, sogar Bundesländer, die diese Anwendungen ihren Schulen zur Verfügung stellen, aber auch in den Schulen ist KI noch lange nicht in der Breite angekommen. Es gab schnell Handreichungen, aber sonst ist in vielen Bundesländern nicht viel passiert. In allen Bereichen wird immer wieder, zumindest implizit, suggeriert, dass es Wichtigeres zu diskutieren gebe. Dabei haben viele Staaten schon erkannt, dass KI in Lehrpläne gehört, mit Fördergeldern versehen werden muss und in Anwendungen integriert werden muss. China und die USA liefern sich einen Wettlauf um immer bessere KI-Modelle und Europa erwacht langsam mit zarten Ansätzen. KI wird in vielen Bereichen eine immer stärkere Rolle spielen. In der Medizin, im Umgang mit großen Datenmengen, bei autonomen Steuerungssystemen, bei der Datenverarbeitung, im Journalismus, bei der Erzeugung von Verträgen, im Militär, in der Robotik, im Handwerk, eigentlich in nahezu allen Lebensbereichen. Menschen lassen sich von KI in Sachen Wissen, Geld, Liebe usw. beraten, gehen sogar neue Formen von Beziehungen mit KI-Avataren ein. KI wird zum Begleiter, Organisator, Tutor, Berater; KI-Agenten übernehmen komplexe Aufgaben und organisieren Lebensbereiche im Privaten, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft. Ki ist ubiquitär und bestimmt jetzt schon Teile unseres Lebens, auch an Stellen, an denen wir es gar nicht merken und wir befinden uns im Grunde erst am Anfang einer Entwicklung, bisher ist die immer wieder angekündigte „KI-Eiszeit“, eine lange Phase von Stagnation in der Weiterentwicklung von KI-Modellen, nicht eingetreten. Im Gegenteil: Es tun sich immer neue Anwendungsfelder auf, von denen wir, wenn überhaupt, nur am Rande etwas mitbekommen, zum Beispiel beim Militär oder beim Maschinenmanagement in Fabriken.
Bei aller Kritik an den Unzulänglichkeiten, Halluzinationen, ökologischen und ethischen Auswirkungen und dem Bias von KI, tendiere ich dennoch zu der Annahme, dass KI, oder aktuell noch besser gesagt: Maschinelles Lernen und neuronale Netze und deren Anwendung Schlüsseltechnologien für die Zukunft sind. Ob und wie wir uns damit auseinandersetzen, hat also eine stark politische Dimension. Wir brauchen eine Rahmengesetzgebung und spezielle Regulierungen für Bildung oder Industrie. Wir brauchen staatliche und private Infrastruktur, Investitionen und vor allem die Bereitschaft uns auf den Weg zu machen. Dafür muss Politik arbeiten und Anreize schaffen.
Im Grunde gibt es für die Politik, im Sinne des Dagstuhl-Dreiecks für Bildung in der digitalen Welt aus der Informatik drei relevante Dimensionen: 1. Eine technische Dimension. Wie funktioniert KI? 2. Eine Anwendungsdimension. Wie nutze ich KI? 3. Eine gesellschaftlich-kulturelle Dimension. Wie wirkt KI auf mich und die Gesellschaft? Die Aufgabe der Politik ist es nun, für 1. Rahmengesetze zu schaffen. Welche Daten dürfen fürs Training verwendet werden, welche Sicherheitsmechanismen müssen eingebaut werden? Zu 2.: wie schützen wir Kinder, aber auch, wie schützen wir Erwachsene vor Missbrauch der und durch KI-Anwendungen. Und 3. Welche Bereiche der Gesellschaft wollen wir in die Hand von KI geben, wie gehen wir mit dem KI-Bias um oder was bedeutet es, wenn es wirklich zur AGI, der dem Menschen überlegenen Superintelligenz kommt? Von Interesse ist außerdem, welche Jobs von KI bedroht sind und werden, welche neuen Jobs entstehen, wie kann KI uns helfen Probleme zu lösen? Im Bereich des Moleküldesigns geschehen gerade große Fortschritte, die sich auf Medizin, Umweltschutz und viele weitere Bereiche auswirken.
Für Schulen, aber auch für lebenslange Bildung, von der frühkindlichen Bildung bis zur Rente und darüber hinaus wird KI in der Zukunft eine immer stärkere Rolle einnehmen. Sei es im Bereich der Diagnose, des Tutorings oder auch der Verwaltung und der Datenanalyse. Wegweisende Anwendungen und Pilotprojekte existieren schon, aber ich vermisse eine breite Diskussion dazu. Im Moment gibt es unter Lehrkräften zwei wesentliche Gruppen, die kleiner besteht aus KI-Pionierinnen und -Pionieren, die sich im Sinne der 4A von Doris Weßels (aufklären, ausprobieren, akzeptieren, aktiv werden) auf den Weg machen und eine größere Gruppe die so tut, als hätte das alles nichts mit ihnen zu tun. Die Studie „KI an europäischen Schulen“ von IPSOS im Auftrag der Vodafone Stiftung vom Anfang des Jahres kommt zu folgenden Ergebnissen:
•74% der 12-17-Jährigen halten KI für bedeutend für die berufliche Zukunft •56% nutzen KI zur Recherche, 45% für Erklärungen und 31% zur vollständigen Lösung von Aufgaben •Nur 36% berichten von schulischen Regularien •Nur 44% halten Lehrkräfte für ausreichend kompetent •49% befürchten durch KI mehr Ungleichheit und 27% fühlen sich abgehängt •48% fürchten Mobbing durch Deep Fakes
In anderen Studie ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler die KI für schulische Arbeit nutzen deutlich höher. Das können wir doch nicht ignorieren. Fast drei Jahre nach dem Durchbruch von ChatGPT gibt es in vielen Schulen noch keine Strategie zum Umgang (Funfact: Ein KI-Verbot ist keine Strategie). Wir müssen die drei oben beschriebenen Dimensionen im Umgang mit KI endlich in die Schule holen. Wir müssen den Lernenden beibringen, wie KI funktioniert, wir müssen sie in der sinnvollen Anwendung schulen und wir müssen sie kritisches Denken im Umgang mit KI und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft lehren. Die sozialen Medien werden von KI-Bots geflutet, die tendenzöse Beiträge und Kommentare veröffentlichen, um so Einfluss auf den politischen Diskurs zu nehmen und unsere Gesellschaft zu polarisieren. Deepfakes sind teilweise kaum noch zu erkennen, sind als trampolinspringende Hasen vielleicht noch witzig, können aber im politischen Diskurs großen Schaden verursachen. Gerade erst kam heraus, dass Meta-Chatbots unangemessen mit Jugendlichen interagiert haben, es gibt Fälle in denen Jugendliche von KI-Bots in den Tod getrieben wurden. Außerdem vergrößern wir im Moment die Spaltung der Gesellschaft, da ein Teil der Bürger, der Schülerinnen und Schüler die Chance hat sich mit KI (fort-)zu bilden und der andere Teil immer weiter abgehängt wird, weil er sich nicht damit beschäftigt oder oder den Zugang nicht leisten kann. All das können wir doch alles nicht einfach geschehen lassen. KI bietet unglaubliche Möglichkeiten und bedroht gleichzeitig unser Bildungssystem und unser pluralistische freiheitlich-demokratische Grundordnung, unser Wirtschaftssystem und unser psychische Gesundheit. Und damit sind wir wieder bei der politischen Dimension. Wir brauchen einen politischen und gesellschaftlichen Diskurs, wie wir mit Künstlicher Intelligenz umgehen wollen, gleichzeitig müssen wir die Menschen zu diesem Diskurs befähigen, was Aufgabe des Bildungssystems ist.
ein weiteres Schuljahr neigt sich dem Ende zu, mein zweites als Schulleiter an der Weibelfeldschule. Ich könnte jetzt wieder Bilanz ziehen und aufzählen, was wir im letzten Jahr erreicht haben, wie den Abschluss des begleiteten Prozesses zur Bildung einer DNA-Gruppe und dessen Erträge für die Schulentwicklung, die Entwicklung eines Handy- und eines Präventionskonzeptes oder der Umbau des AV-Studios und vieles mehr. Um all den Entwicklungen und Veränderungen gerecht zu werden, bräuchte ich mehrere Seiten und das würde niemand lesen wollen.
Stattdessen würde ich Sie gerne an einem wichtigen Learning für mich US DEM LETZTEN Jahr teilhaben lassen: Wir leben in Zeiten exponentiellen Wachstums. Diese Idee habe ich von Christian Stöcker geklaut (https://www.youtube.com/watch?v=U6V22IWppT8) und mit anekdotischer Evidenz festgestellt, dass dieses Phänomen auf viele Bereiche übertragen werden kann, vermutlich auch auf Schulentwicklung.
Wir kennen von dem Phänomen des Klimawandels die Existenz von Kipppunkten. Ein (naturwissenschaftlicher) Kipppunkt bezeichnet in verschiedenen Fachbereichen einen Punkt, an dem eine kleine Veränderung zu einer abrupten und oft unumkehrbaren Veränderung des gesamten Systems führt. Im Kontext des Klimawandels bezieht sich dies zum Beispiel auf kritische Schwellenwerte, deren Überschreitung zu irreversiblen und sich selbstverstärkenden Klimaänderungen führen kann.
In den Sozialwissenschaften spricht man auch von Kipppunkten, diese sind etwas komplexer zu erklären, haben aber einen ähnlichen Effekt (https://www.zeit.de/2024/06/soziale-kipppunkte-gesellschaftliche-stimmung-demokratie-sozialwissenschaft/komplettansicht). Sobald eine gewisse Anzahl von Menschen, oft um die 20%, manchmal auch schon viel weniger (es gibt eine Studie, die von 3,5% ausgeht), etwas verändern möchte, beginnt ein (in der Regel) unumkehrbarer Veränderungsprozess. Wir kennen das zum Beispiel bei Werten und Normen (Emanzipation, Todesstrafe) oder auf dem Finanzmarkt.
Egal um welche Kipppunkte es geht, auch hier haben wir es mit einem Phänomen von exponentiellem Wachstum zu tun. Das Problem ist nun, dass das menschliche Gehirn nicht gut mit exponentiellem Wachstum umgehen kann und wir dazu neigen, diesen Effekt zu unterschätzen. Ein positiver Aspekt des exponentiellen Wachstums ist, dass die Veränderung, die Einzelne bereit sind zu gehen, einen größeren Einfluss hat als angenommen.
Für Schulentwicklung bedeutet das, dass es gar nicht zwingend einer Mehrheit bedarf, um einen Veränderungsprozess zu starten. Im Change- und Organisationsmanagement liest man häufig, dass 10% des Personals genügen, um Veränderungen anzustoßen. Und 10% veränderungswillige Lehrkräfte haben wir an der Weibelfeldschule bestimmt und diese haben bereits mit einem Veränderungsprozess begonnen, ähnliche Beobachtungen mache ich im gesamten hessischen und deutschen Schulsystem, viele haben sich auf den Weg gemacht und: Wir werden mehr!
Das bedeutet, dass wir uns auch im Schulsystem auf Kipppunkte zubewegen, die das System verändern. Das ist übrigens auch kein neues Phänomen, solche tiefgreifenden Veränderungen gab es immer wieder, zum Beispiel die Einführung der Schulpflicht, die Koedukation oder die Bildungsexpansion.
Für die Weibelfeldschule bin ich gespannt, wo wir im kommenden Jahr exponentielles Wachstum und Kipppunkte erleben können. Was auch immer auf uns zukommt, ich freue mich darauf dies mit dieser Schulgemeinschaft gemeinsam erleben und gestalten zu dürfen!
Ihr
Erik Grundmann
P.S.: 2027 besteht die Weibelfeldschule 50 Jahre! Im Hintergrund kursieren schon erste Ideen, nach den Sommerferien sollten wir mit den Planungen beginnen. Wer aus der gesamten Schulgemeinschaft Lust hat, mitzuarbeiten, kann sich gerne bei mir melden. Lassen sie uns dieses Ereignis ein Jahr lang mit verschiedenen Höhepunkten aus allen Bereichen feiern!
Veranstaltungsempfehlung Am 30. September kommt auf meine Initiative hin SPIEGEL-Bestsellerautorin Silke Müller (https://silkemueller.com/) nach Dreieich ins Bürgerhaus. Sie wird einen Vortrag zu Kindern und Jugendlichen in sozialen Medien halten, im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion. Genaue Zeiten und Informationen zum Ticketverkauf folgen bald. Am 15. November kommt auf Initiative der Hereaus Bildungsstiftung die großartige edunautika nach Hanau in die Karl-Rehbein-Schule nach Hanau! Die edunautika ist eines der renommiertesten Bildungsbarcamps in Deutschland und findet jährlich in Hamburg statt. Infos und Anmeldung gibt es hier: https://edunautika.de/2025-hanau/. Ich bin angemeldet.
Leseempfehlung Sugata Mitra: The School in the Cloud. The Emerging Future of Learning, Thousand Oaks 2020. Sugata Mitra ist für mich persönlich eine große Inspiration und in Deutschland leider kaum bekannt. In diesem Buch beschreibt er die Grundlagen seiner Pädagogik und seine spannenden Projekte. Mehr zu ihm findet sich in meinem ersten Blogbeitrag: https://www.schulmun.de/2023/10/25/mehr-sugata-mitra/.