Blog 2025-13: Demokratiebildung = Beitrag zur Blogparade

KI-generiertes Bild mit ChatGPT o3

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, seit 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, (möglichst) alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Wer sich beteiligen möchte, aber keinen Blog hat, kann gerne einen Beitrag einreichen – er wird dann als Gastbeitrag publiziert.
Ich bin leider etwas spät dran, eigentlich war dieses Thema schon im Februar dran. Da mir das Thema aber besonders wichtig ist, schiebe ich jetzt noch einen Beitrag hinterher. Ich will auch gar keinen langen Text schreiben, aber auf einen meiner Meinung nach zentralen Zusammenhang hinweisen.

Ich habe mir in der letzten Zeit einige zugespitzte Sätze angewöhnt, um provokant auf Missstände im Bildungswesen hinzuweisen. Einer davon lautet: Wenn wir nicht sofort anfangen, Demokratie- und Medienbildung an Schulen in den Vordergrund zu stellen, können wir uns bald Mathe und Deutsch schenken.
Wie meine ich das?
Der politische Diskurs wird für Jugendliche zunehmend von sozialen Medien bestimmt. Diese funktionieren mit Algorithmen, die Empörung belohnen und Filterblasen erzeugen. Dadurch wird unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert, der Diskurs verflacht oder wird unmöglich, die Welt wird bedrohlicher wahrgenommen als sie ist und extremistischer Propaganda und Rekrutierung jeglicher Couleur werden Tür und Tor geöffnet.
Das wird zunehmend zu einem, meiner Meinung nach in Deutschland unterschätzten und ignorierten, Problem. Wir schützen unsere Jugend nicht vor den Gefahren der sozialen Medien.
Gleichzeitig gelingt es uns immer weniger, den Jugendlichen den Wert von Demokratie zu vermitteln. Das mag daran liegen, dass Demokratie und Pluralismus als Selbstverständlichkeit angenommen werden, aber auch daran, dass Demokratie in sozialen Medien verächtlich gemacht wird, nicht zuletzt von Staatsoberhäuptern demokratischer Staaten oder durch Propaganda autoritärer Systeme.
Eine wichtige Rolle spielt aber auch, dass Jugendliche in unserer Demokratie mit ihren Bedürfnissen kaum mehr wahrgenommen werden. Und das ist fatal. Jugendliche und deren Eltern stellen keine relevante Wählerschicht und werden folglich im politischen Diskurs weitgehend ignoriert.
In den Schulen lernen sie in der Theorie, wie Demokratie funktioniert, dürfen aber nicht ernsthaft mitentscheiden, wie dort ein zentraler Teil ihres Lebens gestaltet wird. Das ist ein fatales Signal.
Außerdem spiegeln der Zustand vieler Schulgebäude und deren Ausstattung oder Verpflegungsmöglichkeiten und Betreuungssituation den Jugendlichen täglich, wie wichtig dem Staat und der Gesellschaft deren Wohlbefinden ist. Die Jugendlichen leiden psychisch zunehmend unter ihrer gesellschaftlichen Situation.
Am Ende haben wir es hier mit einer Paradoxie unseres politischen Systems zu tun. Eigentlich müsste es unser ureigenstes Interesse sein, eine Politik zu machen, mit der wir die Jugendlichen durch exzellente Ausbildung und Rahmenbedingungen befähigen, in Zukunft unser demokratisch-pluralistisches Staatswesen zu erhalten, ja sogar fortzuentwickeln. Für solche Investitionen wird man aber nicht wiedergewählt und eine Bundestagswahl findet alle vier Jahre statt, das ist der Zeitraum, in dem politische Zyklen gedacht werden und die relevanten Wählerschichten interessieren sich, zugegeben etwas zugespitzt, eben eher für Rente und Rindfleisch, ihren Heizungskeller, Gendern und Autobahnen oder die nächste Kreuzfahrt, da bleibt für gute Schulen, Kitas und Universitäten nichts mehr übrig, das zahlt sich an der Wahlurne halt nicht aus.

Ich empfehle in diesem Kontext außerdem:

Aladin El Mafaalani, Sebastian Kurtenbach und Klaus Peter Strohmeier: Kinder; Minderheit ohne Schutz; Aufwachsen in der alternden Gesellschaft, Köln 2025.
(Absolute Leseempfehlung! Sebastian Kurtenbach entwirft in Kapitel 7 ein mögliches Szenario, um uns aus dem Dilemma zu führen. Ähnliche Überlegungen stelle ich auch in diesem Blogbeitrag an: 2024-12: Vernetzt die Bildung! Wege aus dem, Trilemma aus Fortbildung, Schulentwicklung und Mangelverwaltung. – SchulMUN.

Blog 2025-08: Der Diskurs und Social Media. Geht´s noch? – SchulMUN

Blog 2025-06: Vortrag Didacta zu Demokratie, SoMe und KI – SchulMUN
(Hier gibt es ganz viele Hinweise zu Studien, die meine Argumentation in diesem Beitrag unterstützen)

2024-19: (Kann) Politische Bildung (funktionieren)? – SchulMUN

2024-14: Sieht denn wirklich niemand die Katastrophe? – SchulMUN

2024-13: Mehr Medienbildung jetzt! – SchulMUN
(Hier einige meiner Beiträge zur Medienbildung zusammengefasst)

Ich könnte noch mehr Beiträge von dieser Seite empfehlen, da Demokratie- und Medienbildung zu meinen zentralen Themen zählen.

Weitere Beiträge zur Blogparade:
Beitrag von Susanne Posselt: https://susanneposselt.de/du-hast-die-wahl/
Beitrag von Frau Kreis: https://fraukreis.wordpress.com/2025/02/08/edublogparade-2-demokratiebildung-teil-1/#more-470

Newsletter 24/25-17: 23.05.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ich will mich heute einmal mit Aufklebern beschäftigen.
Eine kurze Netzrecherche ergibt, dass das massenhafte Auftreten von Aufklebern im öffentlichen Raum mit günstigen Druckmöglichkeiten in den 1990er Jahren begann. Es waren oft politische Botschaften, die geklebt wurden, aber auch Fußballfans, die ihre Reviere mit Aufklebern markierten. In den letzten zwei bis drei Jahren tauchten vermehrt Artikel in Lokalzeitungen auf, die über Schäden von Aufklebern auf Verkehrsschildern berichten, die durchaus immens sind. Wer sich in der Stadt umschaut, sieht sie überall: Unmengen von Aufklebern für die Eintracht oder die Kicker, mal mehr oder weniger aus der Hooligan-Richtung.

Rechtlich gesehen handelt es sich dabei um Sachbeschädigung oder auch einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, bzw. sogar einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.
Auch in der Schule nimmt diese Aufkleberei massiv zu. Ich habe durchaus Verständnis, dass man seinen Fußballverein promoten will oder dass der Abijahrgang im Überschwang etwas hinterlassen will. Aber die Masse ist dann doch ein Problem. Klar, die Sticker sind für kleines Geld im Internet zu bekommen, sogar in Farbe. Für 50 Euro kann ich leicht 1000 Aufkleber bekommen. Diese sind dann ganz schnell überall hin geklebt, aber oft von minderwertiger Qualität, sodass sie nur mit größerem Aufwand rückstandsfrei zu entfernen sind. Das hat zur Folge, dass wir in der Schule überall und zunehmend Teile von Aufklebern oder deren Rückstände kleben haben, was einfach nur hässlich ist.

(Alle Aufnahmen von mir!)

Das ist alles nicht schön, kostet Optik, Geld und Nerven, wird aber noch getoppt von den bisher zum Glück nur selten auftretenden inhaltlich wirklich problematischen Aufklebern, die ich hier bewusst nicht abbilde („161“ auf dem unteren Aufkleber ist natürlich ein Code in diese Richtung, aber nicht eindeutig zuzuordnen). In einschlägigen Onlineshops gibt es, auch hier für kleines Geld, rassistische, homophobe, islamfeindliche oder politisch extremistische Aufkleber von links und rechts, die leider gelegentlich ihren Weg auf Schultoiletten oder Torschilder schaffen. Diese werden natürlich umgehend entfernt, bei den anderen kommen wir langsam nicht mehr nach.

Vielleicht können ja die Eltern und die Lehrkräfte mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen und versuchen die Folgen zu thematisieren. Es ist nämlich so, dass dieser beginnende Kontrollverlust seitens der Schule, das nicht Hinterherkommen die Aufkleber zu entfernen, dazu führt, dass sich Trittbrettfahrer eingeladen fühlen, weitere Aufkleber zu kleben und so wird unser Gebäude dann immer unansehnlicher und dass kann eigentlich nicht unser Ziel sein. Das gilt natürlich auch für Schmierereien aller Art und andere Formen von Vandalismus.

Es sind aber nicht nur die materiellen Schäden, die mir Sorgen bereiten, sondern auch die zunehmende gesellschaftliche Spaltung und die Verrohung des Diskurses, die sich hier zeigen. Die Weibelfeldschule ist ausgezeichnet als „Schule ohne Rassismus“ und das ist dem Kollegium und mir auch ein echtes Anliegen, für das wir einstehen. Schule muss ein Schutzraum für Kinder und Jugendliche sein, in dem sich alle in ihrer Persönlichkeit entfalten können müssen. Jede und jeder ist jemand und jede und jeder ist wertvoll für unser aller Zukunft.
Lassen Sie uns gemeinsam weiter dafür einsetzen, dass das so bleibt und dass die Verrohung des Diskurses und die Verklebung unserer Gebäudes aufhören.

Das alles ist ja auch kein Alleinstellungsmerkmal unserer Weibelfeldschule, sondern kommt vermutlich an fast allen Schulen vor. Außerhalb der Schulen ist es sogar an vielen Stellen noch schlimmer…

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Zukunftsforscher Thomas Druyen setzt sich mit dem digitalen Generationenkonflikt auseinander: https://www.focus.de/wissen/zukunftsforscher-thomas-druyen-generationen-konflikt-warum-eltern-im-digitalen-zeitalter-auf-der-strecke-bleiben_1f9bdbe5-9fae-4c1f-bab3-b86d897a30dc.html.

Ein Beispiel, das Schule machen könnte? https://www.op-online.de/region/kreis-gross-gerau/wegen-ekelhaftem-zustand-schueler-putzen-die-toiletten-der-igs-kelsterbach-selbst-93719593.html
Spannender Beitrag von Birk Grüling zur kindlichen Neugier (und wie diese in der Schule abhanden kommt): https://www.goettinger-tageblatt.de/familie/unbaendige-neugier-wie-eltern-ihre-kinder-bei-der-lust-aufs-lernen-unterstuetzen-koennen-N7DNS5MUZZEBXDW2RNFRTAAJLU.html.
Stellungnahme zweier Verbände von Geschichtslehrkräften zum 80. Jahrestag des Kriegsendes, mit dem Schwerpunkt „Antisemitismus, Relativierung, Verharmlosung und Leugnung von NS-Verbrechen“: https://geschichtslehrerverband.de/stellungnahme-zum-80-jahrestag-der-befreiung-deutschlands-vom-nationalsozialismus/.
Streitbarer und spannender Blogbeitrag von Jan Vedder: „Abschlussprüfungen können weg!“: https://www.vedducation.de/pruefungen/.

Smartphone und Social Media
Die Broschüre „Der Holocaust als Meme“ der Bildungsstäte Anne Frank beschäftigt sich mit der Umdeutung von Geschichte in sozialen Medien anhand zahlreicher Beispiele: https://www.bs-anne-frank.de/mediathek/publikationen/der-holocaust-als-meme.
Wie digitale Tools und soziale Medien bei der Berufsorientierung unterstützen können kann man hier nachlesen: https://zdi-portal.de/blog/berufsorientierung-verstehen-wie-junge-menschen-ticken/.
Bericht von heise.de über ein Panel der letzten Learntec zu Smartphones und Social Media in Schulen: https://www.heise.de/hintergrund/Social-Media-Debatte-auf-der-Learntec-Sie-haben-den-Algorithmus-gefickt-10374340.html.
Ebenfalls bei heise gibt es einen lesenswerten Artikel zu verdeckten politischen Botschaften bei Influencern: https://www.heise.de/news/Studie-Influencer-verbreiten-zunehmend-verdeckt-politische-Botschaften-10383710.html

KI
Toller Blogbeitrag von Ferdinand Stebner und Hendrik Haverkamp zum Thema „Selbstreguliertes Lernen und KI“ bei FelloFish: https://www.fellofish.com/blog/selbstreguliertes-lernen-und-ki.

Joscha Falck und Manuel Flick haben einen weiteren exzellenten Leitfaden veröffentlicht, dieses Mal geht es um Prüfen und Bewerten: https://joschafalck.de/ki-leitfaden-pruefen/.
KI als Lernhelfer ist immer noch ein großer Teil der Debatte, eine Anwendungsmöglichkeit wird bei t3n beschrieben: https://t3n.de/news/ki-lernhelfer-eyetracking-system-schueler-rechenschwaeche-1678948/.
Einen etwas kritisch-dystopischen Blick auf KI wirft Patrick Swanson in einem Interview in „Der Standard“: https://www.derstandard.at/story/3000000268609/ki-experte-wir-werden-zur-zweitintelligentesten-spezies.
Englischsprachiger Artikel von KYM zu einem perversen Trend, der durch KI möglich wird: Sexualisierte Fake-Influencer mit Down-Syndrom: https://knowyourmeme.com/editorials/guides/who-are-the-ai-down-syndrome-models-on-instagram-special-jenny-and-the-fake-influencers-deepfaking-the-genetic-disorder-explained.


Tipps für den Unterricht

Toller „Fake News-Generator“ von Alexander Weller. Geeignet als Einstieg oder zur Arbeit zum Thema Fake News im Unterricht: https://medien-durchblick.de/fakenews/. Das muss Thema in jedem Unterricht sein und hier finden sich auch Anknüpfungspunkte für viele Fächer!

Ein weiteres brauchbares Tool für den Unterricht ist die digitale Argumentationswippe: https://argumentationswippe.de/.

Dr. Hannah Nitschmann setzt sich beim „Campus Schulmanagement“ mit nonverbaler Kommunikation in der Inklusion auseinander: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/anerkennung-im-unterricht-wie-nonverbale-signale-inklusion-beeinflussen-hannah-nitschmann.
Geographie: Auf dieser Seite kann man den Weg eines Wassertropfens von jedem beliebigen Ort der Erde ins Meer verfolgen: https://river-runner-global.samlearner.com/.
Geschichte: Empfehlenswerte AR-App des WDR mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Kriegsende des 2. Weltkriegs: https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/app-zeitzeugen-1945/index.html. Gibt es auch für die Jahre 1933-45: https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/zeitzeugen-des-nationalsozialismus/app-wdr-ar-1933-1945-infos-zur-app-100.html.

Leseempfehlung
Silke Müller: Wer schützt unsere Kinder; Wie künstliche Intelligenz Familien und Schule verändert und was jetzt zu tun ist, München 2024. In ihrem zweiten Bestseller setzt sich Silke Müller mit den Auswirkungen von KI auf Schule und Familie auseinander. Silke Müller kommt übrigens am 30. September nach Dreieich ins Bürgerhaus, weitere Informationen folgen.

Hörempfehlung
Der in Deutschland viel zu wenig rezipierte Sugata Mitra im Podcast „Self Directed“ zum Thema „How Learning Emerges Naturally Through Self-Organizing Systems“: https://podcasts.apple.com/us/podcast/105-sugata-mitra-how-learning-emerges-naturally-through/id1669444436?i=1000686908083.

Sehempfehlung
Aladin El-Mafaalani zum Thema „Bildungskrise und fehlende Zukunftsperspektiven – Was läuft schief?“ bei der IHK Berlin: https://www.youtube.com/watch?v=5zsBrS3n-D8. Must see für alle Bildungsbetroffenen, kompakt in gut 30 Minuten.
Im Film „Augenhöhe macht Schule“ werden sieben innovative Schulen vorgestellt: https://augenhoehe-film.de/mediathek/#elementor-toc__heading-anchor-3.
Kurzes und interessantes Interview von der letzten Didacta mit Diana Knodel von fobizz zu KI in der Schule: https://www.youtube.com/watch?v=svPhFiwGpsk.

Veranstaltungsempfehlung
Stefan Ruppaner ist am 03.06.2025 online von 17 bis 18:00 Uhr im FelloFish Forum bei Hendrik Haverkamp. Anmeldung über https://events.teams.microsoft.com/event/e243d7a6-13b6-42c7-b716-d091ee902eda@ff01bb0d-f0c8-45cf-9655-d9a3f88b1fcc.

Spaß im Netz
Dreamforth interpretiert Träume: https://www.dreamforth.com/.

Und noch eine weitere Empfehlung:

Unsere 7. Klassen führen ja aktuell ein Projekt von DigitalSchoolStory (DSS) durch. DSS bietet ein weiteres Austauschformat für Eltern an: „Tatort Social Media“. Hier die Einladung dazu:

👨‍👩‍👧Tatort Social Media – und wir Eltern mitten drin.
Wir alle kennen sie: Die Herausforderungen der digitalen Welt, die uns als Eltern oft überrollen. TikTok, Instagram, Youtube – Orte, an denen sich unsere Kinder längst bewegen. Und wir? Versuchen Schritt zu halten. Ist ein Verbot wirklich die Lösung? Oder braucht es etwas anderes – Verständnis, Austausch und echte Verbindung? Genau deshalb freue ich mich riesig, dass wir Valentina Lauer – Projektleiterin von Safe im Recht bei Der Kinderschutzbund Frankfurt – zu einem besonderen Abend bei DigitalSchoolStory begrüßen dürfen. 🌐 💬Gemeinsam sprechen wir über Medien- und Methodenkompetenz und Digitale Kinderrechte. Wie wir als Eltern Brücken bauen können – statt Mauern zu errichten. Denn: Unsere Kinder sollen nicht nur Konsument:innen sein, sondern aktive, achtsame Mitgestalter:innen ihrer (auch digitalen) Welt. Und wir Eltern? Wir müssen mitgehen, verstehen und begleiten. 📌Die Teilnahme ist kostenlos. 📅27. Mai um 20:15 Uhr. ✔️Online. 📩Anmeldung? Direkt und unkompliziert über den Link https://is.gd/5u1FYp Wir freuen uns auf euch. Sophie Lüttich wird uns dieses Mal durch den Abend begleiten. Lasst uns gemeinsam hinschauen statt wegsehen. Denn Veränderung beginnt im Dialog.

Blog 2025-12: Workflow‑Story: Wie ich mit ChatGPT o3 kollaborativ eine komplette Politik‑Klausur gebaut habe 🚀

… und wie ChatGPT mir noch diesen Blogbeitrag darüber geschrieben hat.

Kurz­fassung: In weniger als einer Unterrichtsstunde ist aus ein paar Ideen ein prüfungsreifes Aufgaben‑Set samt Erwartungs­horizont, Übersichtsblatt, Kurven­diagrammen und Titelbild entstanden – alles mit Unterstützung von ChatGPT o3. In diesem Beitrag zeige ich Schritt für Schritt, welche Prompts ich benutzt habe, wie die Antworten aussahen und welche Tricks dabei besonders geholfen haben.


1 | Der Ausgangspunkt

Ich brauchte eine Klausur für meinen Leistungskurs Politik & Wirtschaft zum Vergleich von angebots‑ und nachfrage­orientierter Wirtschafts­politik.

Mein erster Prompt:

Ich brauche eine Klausur für einen Leistungskurs Politik und Wirtschaft. Inhalt soll ein real existierender journalistischer Artikel zum aktuellen Wirtschaftsgeschehen sein, an dem man angebots- und nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik vergleichen kann.
Aufgabe 1 ist eine Zusammenfassung des Textes.
Aufgabe 2 soll der Vergleich sein, in dem das Wissen zu den beiden Wirtschaftstheorien abgefragt wird. Idealerweise in einem kategoriengeleiteten Vergleich.
Aufgabe 3 soll eine Transferausgabe mit Einbeziehung der eigenen Meinung in einer begründeten Stellungnahme sein.

ChatGPT o3 lieferte sofort ein strukturiertes Aufgabenblatt mit Punkten, Operatoren & Bearbeitungszeit. Das war bereits zu 90 % einsetzbar.


2 | Feinschliff der Aufgaben

Ich wollte die Gewichtung verändern und die Formulierungen straffen.

Mein Anpassungs‑Prompt

Die Aufgaben wurden folgendermaßen angepasst:
1. Fassen Sie … (30 BE)
2. Stellen Sie … (40 BE)
3. Entwickeln Sie … (30 BE)

Antwort‑Snippet von ChatGPT o3

„Gern! Hier die überarbeitete Aufgabenstellung mit den neuen Bewertungseinheiten …“
(es folgte die sauber aktualisierte Version)


3 | Erwartungshorizont & Bewertungsraster

Mit „Bitte einen Erwartungshorizont formulieren“ bekam ich eine tabellarische Lösungsskizze – exakt zu den neuen Punkten skaliert. Das spart mir sonst gut eine Stunde.


4 | Didaktisches Zusatzmaterial

MaterialPromptErgebnis
Übersichtsblatt (tabellarischer Vergleich)„Erstelle … Übersichtsblatt … Fußnoten für Fachbegriffe“⬇️ PDF & DOCX inkl. Fußnoten – sofort druck‑ bzw. verteilbar
Kurvendiagramme IS‑LM & AS‑AD„Kannst du auch die Kurven dazu darstellen?“Zwei saubere Plots, anschließend per ­docx eingefügt
Motivationsbild„Bitte ein motivierendes Bild …“👉 siehe unten – erzeugt mit der integrierten Bild‑KI

(Einfach downloaden und als Deckblatt in die Klausur einfügen.)


5 | Export & Format

Die Dateiausgabe ist entscheidend:

  • PDF für den sofortigen Ausdruck
  • DOCX für nachträgliche Änderungen
  • PNG für Grafiken, die in Moodle o. Ä. eingebettet werden können

Hier half mir der einfache Hinweis „Bitte als PDF“ / „Bitte auch als DOCX“ – ChatGPT o3 generierte die Dateien direkt, inklusive Download‑Link.


6 | Warum funktioniert das so gut?

  1. Klare Operatoren
    Der Bot versteht Begriffe wie zusammenfassen, vergleichen, bewerten exakt aus der EPA‑Taxonomie.
  2. Iteratives Prompting
    Kleine Nachfragen („mehr Punkte auf Aufgabe 1“, „Tabellenform“ …) liefern punktgenaue Updates, ohne alles neu tippen zu müssen.
  3. Dok‑Output
    Durch explizite Dateiformate spare ich Copy‑&‑Paste‑Arbeit – gerade bei Tabellen ein Segen.
  4. Visuals on demand
    Grafiken bieten sofort Gesprächsanlässe und steigern die Schüler­motivation.

7 | Tipps für deinen eigenen Workflow

TippWarum
Kurze, präzise PromptsJe klarer die Struktur (Aufgabe 1, 2, 3), desto treffsicherer die Antwort.
Bewertungseinheiten immer gleich mitgebenChatGPT o3 skaliert automatisch.
Nach jedem größeren Schritt Ergebnis checkenEinmal querlesen spart Korrekturen.
Dateiformate einfordern„Als PDF“, „als DOCX“ – und du ersparst dir Handarbeit.
Bild‑Prompts nutzenEin kleines Titelbild macht die Klausur gleich freundlicher.

8 | Fazit

In etwa 35 Minuten hatte ich:

  • ein vollständiges Aufgabenblatt (drei Aufgaben, Operatoren, Punktverteilung)
  • Erwartungs­horizont inkl. Fachbegriff‑Checkliste
  • tabellarisches Übersichtsblatt + Kurvendiagramme
  • motivierendes Titelbild

Der Workflow mit ChatGPT o3 fühlt sich an wie eine echte Kokreation: Ich steuere Idee und didaktische Linien, das Modell liefert blitzschnell sauber formatierten Content. Genau so macht KI im Lehrer­alltag Spaß – und spart wertvolle Zeit für das, was wirklich zählt: Unterrichtsqualität.

Menschlicher Nachtrag: Dieser Blogbeitrag wurde komplett von ChatGPT o3 erstellt. Ich habe lediglich die Grafik eingefügt. Noch ergänzt werden sollte, dass der erste Prompt auch einen Link zum Klausurtext lieferte (tagesschau.de), den ich dann noch etwas gekürzt habe. Ich habe jetzt also eine Klausur, einen Erwartungshorizont und noch ein Arbeitsblatt zur Klausurvorbereitung für den Kurs. Natürlich habe ich die Produkte von ChatGPT nicht einfach übernommen, sondern überprüft und angepasst. Dennoch spart ein solcher Workflow viel Arbeit.
Nota bene: Ich habe nicht vor meine Blogbeiträge regelmäßig von der KI (dem LLM) schreiben zu lassen!

Blog 2025-11: Warum ich gerne auch an der Uni prüfe

Gestern und heute durfte ich wieder als Prüfer an mündlichen Prüfungen im Rahmen des 1. Staatsexamens für Lehrämter an meiner Alma Mater, der Goethe-Uni in Frankfurt, teilnehmen.
Ich empfinde das tatsächlich als große Bereicherung, auch wenn einem nach sieben Protokollen am Stück die Hand weh tut. Interessant ist das, weil ich so noch einen Kontakt zur ersten Phase der Lehrkräfteausbildung habe und mitbekomme, was der aktuelle Forschungsstand zum Beispiel in der soziologischen Bildungsforschung ist. Ich erhalte aber auch Einblicke in mir fachfremde Bereiche, wie die Kinder- und Jugendbuchliteratur in der Grundschule.
Meine beiden zentralen Erkenntnisse aus der aktuellen Prüfungskampagne sind:

  1. In der Soziologie ist völlig klar, dass das gegliederte Schulsystem und die frühe Selektion nach der 4. Klasse nicht sinnvoll sind und die bestehenden Bildungsungleichheiten verstärken und reproduziert. Das ist durch die Studienlage, auch im internationalen Vergleich, gesichert. Diese Probleme sind strukturell verankert.
    Außerdem verändert die Digitalität Kindheit, indem sie neue Möglichkeitsräume schafft, aber auch zu einem Mangel an Orientierung und daher Verunsicherung führt. Der Übergang zur Wissensgesellschaft unterstreicht die Bedeutung von Bildung, was die Reproduktion von Ungleichheit noch dramatischer macht.
    Der frühkindlichen Bildung müsste deutlich mehr Bedeutung zukommen.
    Der Superdiversität muss mit individualisierten Lernprozessen begegnet werden.
    Die Studierenden wissen das!
  2. Punkt 1. ist mir nicht völlig neu, wirklich spannend waren aber die Prüfungen zu (Post-)Moderner Kinderliteratur. Dort findet ein Wandel von moralisierender „Zeigefingerpädagogik“ zu Literatur mit Leerstellen und offenen Fragestellungen statt, zum Beispiel zu Themen wie Freundschaft oder Mobbing. Die Bilder- und Kinderbücher spiegeln dabei Aspekte der VUCA- und BANI-Welt wieder. Die Kinder werden mit Widersprüchlichkeiten, Volatiltät, Brüchigkeit und modernen Lebensformen konfrontiert, es geht um imaginäre Freundschaften und sexuelle Identitäten, natürlich kindgerecht.

Wir haben also, wie Stefan Ruppaner zurecht sagt, kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Und es gibt Hoffnung, weil die Studierenden das Wissen und sich auf Veränderungen einstellen. Außerdem schafft die Kinderliteratur die nötige Resilienz und Einsicht in die sich verändernde Realität.
Jetzt muss nur noch Schule dort ankommen. Aber auch da sind wir dran!

Blog 2025-10: Workshop Vision@Schule: Wir müssen etwas ändern! Aber wie?

Am 28. und 29. März durfte ich an der wunderbaren Albert-Schweitzer-Schule in Wetzlar bei der Veranstaltung Vision@Schule einen Workshop zu Schulentwicklung halten. Der Schwerpunkt lag auf der Initialisierung eines Entwicklungsprozesses und sollte Mut zum Aufbruch machen und Unterstützung dafür bieten.
Angekündigt war der Workshop so:

Wir müssen etwas ändern! Aber Wie?
Die Perspektive der Schulleitung.
Viele Schulleitungen fühlen instinktiv, dass sich etwas im Schulsystem verändern muss. Aber wie geht das? Wo fängt man an? Was sind die Voraussetzungen? Worauf muss man achten? Was darf man und was nicht? Wie binde ich die Schulgemeinschaft ein?
Fragen über Fragen…
Ich möchte in dem Workshop mit Mitgliedern von Schulleitungen über Veränderungsprozesse und Visionen im Rahmen von Schulentwicklung ins Gespräch kommen und Handlungsoptionen für erste Schritte entwickeln.
Jede Schule ist anders und braucht einen individuellen Ansatz. Im Workshop entwickeln wir, nach einem knappen Input, gemeinsam solche konkreten Ansätze und geben uns dazu Feed Forward.

Der Vortrag steht unten als Download zur Verfügung.
Insgesamt war die von Astrid Kalantzis und ihrem Team organisierte Veranstaltung ein wunderbares Treffen zum Vernetzen und Austauschen. Das Programm aus Workshops mit Ulrike und Kristin van der Meer, Daniel Steh, Stephanie Lanfermann, Heidi Giese, Susanne Schäfer uvm. und Keynotes von Ferdinand Stebner, Stefan Ruppaner, Steven Bauer und Bob Blume war hochkarätig besetzt. Die zwei Tage waren voller Inspiration und Kraft, sie haben Mut zur und Lust auf Veränderung gemacht. Es zeigt sich, dass wir mehr werden, die Schule anders und besser machen wollen. Wenn wir unser Land wieder enkelfähig machen wollen und ein perspektive für die Zukunft eröffnen wollen, dann müssen wir Schule verändern und dazu braucht es Veranstaltungen wie diese. Für mich persönlich war das Highlight Stefan Ruppaner getroffen zu haben und mich mit ihm auch persönlich beim Frühstück mit den van der Meers und Steven Bauer austauschen zu können.

Ich danke Astrid und ihrem Team für zwei tolle und inspirierende Tage in Wetzlar!

Und hier gibt es den Workshop von mir:

WfS-07: Zertifizierung als Selbstständige Schule durch das HMKB

Bildquelle: https://kultus.hessen.de/presse/bildungsminister-schwarz-zertifiziert-acht-selbststaendige-allgemeinbildende-schulen

Am 18.03.2025 waren die acht in diesem Schuljahr neu zertifizierten Selbstständigen Schule (SES) nach Wiesbaden in das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) eingeladen.
Was genau eine SES ist, wird hier erklärt: https://www.schulmun.de/2024/06/14/newsletter-17-14-06-2024/.
Neben der Verleihung der Ernennungsurkunde zur SES haben die acht Schulen kurz ihre Entwicklungsschwerpunkte vorgestellt, die sie für die Zertifizierung entwickeln müssen.
Die Veranstaltung wurde vom zuständigen Referatsleiter des Referat III.A.2 für Haupt-, Real- und Mittelstufenschulen, Gesamtschulen, Schulen für Erwachsene und selbstständige allgemein bildende Schulen (SES), Herrn Timo List, eröffnet und vom zuständigen Referenten Markus Geißelmann moderiert.
Zum Schluss machte sogar noch der Staatsminister Armin Schwarz persönlich seine Aufmachung, beglückwünschte die Anwesenden Schulleitungen und betonte die Möglichkeiten und seine persönliche Unterstützung der SES.
Interessant war bei den Präsentationen zu beobachten, dass sich viele Schulen mit individualisierten und selbstorganiserten Lernformen und mit Lesefähigkeit beschäftigen.


Die Präsentation der Weibelfeldschule steht unten zur Verfügung. Die offizielle Pressemitteilung des HMKB gibt es hier: https://kultus.hessen.de/presse/bildungsminister-schwarz-zertifiziert-acht-selbststaendige-allgemeinbildende-schulen.

Die Präsentation würde übrigens mit dem KI-Tool gamma.app erstellt und angepasst.

Blog 2025-09: Gedanken zum hessischen Handyverbot an Schulen

Heute geht es um einen meiner persönlichen Schwerpunkte, die Medienkompetenz im weitesten Sinne und dazu um das in Hessen geplante Handyverbot im engeren Sinne.
Vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass wir anfangen müssen Schule komplexer zu denken (https://www.schulmun.de/2025/01/15/2025-o4-wird-schule-hyperkomplex-oder-sogar-unser-ganzes-leben/). Wir müssen Medienbildung, Demokratiebildung, soziales Lernen und alle möglichen Präventionskonzepte zusammen denken, um den aktuellen Herausforderungen, wie dem Segen und dem Fluch des Smartphones, gerecht zu werden.
Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass wir Medien- und Demokratiebildung absolut priorisieren müssen (https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/). Wenn es uns nicht gelingt, die Schülerinnen und Schüler gegen Fakenews und demokratiezersetzende Kampagnen aus dem In- und Ausland zu wappnen, brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr um den richtigen Mathematik- oder Deutschunterricht zu machen. Autokratie und spaltender Populismus erleben im Moment global eine Renaissance, der wir uns entgegenstellen müssen.
Insofern ist das in Hessen kommende Verbot der privaten Handynutzung an hessischen Schulen, meiner Meinung nach, eine richtige Übergangslösung. Ich habe lange um diese persönliche Position gerungen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass unsere Kinder verantwortungsvoll mit einem Smartphone umgehen können und natürlich ist es Aufgabe der Schule, aber auch der Eltern, ihnen das beizubringen. Das soll und muss auch unser Ziel bleiben. Aktuell funktioniert das aber, mangels Ressourcen und Kenntnis noch(!) nicht. Die Studienlage ist recht eindeutig und wurde in meinem Newsletter immer wieder zitiert, Handys lenken ab, beeinträchtigen die Salutogenese und das Sozialleben. Ich beobachte jeden Tag, wie viele Schülerinnen und Schüler, gerade aus den jüngeren Jahrgängen, in jeder Pause Browsergames spielen, die Fälle von Mobbing und pornographischen Bildern in Gruppenchats, auch hier wieder vorwiegend bei den jüngeren Jahrgängen, nehmen sichtbar zu.
Um dem wenigstens in der Schule Herr zu werden, kann das Handyverbot helfen. Wichtig ist aber auch, dass die Familien die Schulen dabei unterstützen. Es ist die Aufgabe der Sorgeberechtigten darauf zu achten, dass entsprechende Altersfreigaben und Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden. Es ist wichtig, dass in den Familien ein Vertrauensverhältnis herrscht und über alles, was im Internet und auf dem Handy passiert gesprochen werden kann. Das Handy wegzunehmen ist keine Option, weil so genau dieses Vertrauensverhältnis ziemlich sicher zerstört wird.
Wir müssen natürlich anerkennen, dass das Handy auch ein zentrales Kommunikationsmittel unserer Schülerinnen und Schüler ist, hier werden Verabredungen getroffen, hier findet der alterstypische Austausch statt und hier finden auch Sozialisation und Adoleszenz statt. Und die damit verbundenen digitalen Kompetenzen sind unerlässlich für unsere heutige Gesellschaft und für unsere Zukunft.
Es muss uns aber auch gelingen, diese digitalen Kompetenzen zu vermitteln, diese müssen natürlicher Bestandteil der Erziehung und des Lehrplans werden, wie es Verkehrs- oder Sexualerziehung sind. Solange das noch nicht der Fall ist, macht ein privates Nutzungsverbot für Handys an der Schule Sinn. Natürlich heißt das nicht, dass Handynutzung in der Schule kategorisch ausgeschlossen werden soll, das sieht auch der hessische Gesetzentwurf nicht vor. Das Handy muss natürlich im Unterricht, nicht zuletzt zur Medienbildung, bei kompetenter Anleitung durch die Lehrkräfte nutzbar bleiben. Natürlich muss das Handy auch für medizinische Zwecke und gebotene Nachteilsausgleiche erlaubt bleiben.
Hinzu kommt, dass wir uns in den sozialen Medien und im Internet noch in einer gesetzlosen „Wild West-Zeit“ bewegen. Es gibt keinen wirksamen Jugendschutz. Übelste Pornografie und Gewaltdarstellungen sind nur wenige Klicks entfernt und der Reiz ist natürlich bei vielen Kindern da, das Verbotene zu sehen. Auf Reddit und Twitch lauern Pädophile, auf Instagram kann man Nazis und anderen Verfassungsfeinden folgen und auf TikTik geben sich Islamisten ein fröhliches Stelldichein. Vielen ist, glaube ich, gar nicht bewusst, welche Gefahren im Netz lauern, die es so einfach zugänglich in der analogen Welt nicht gab und auch nicht gibt. Recht eindringlich wird das in diesem Video von Klicksafe dargestellt: https://www.youtube.com/watch?v=tixkem59YZs. Hier Bedarf es auf der einen Seite Aufklärung von Eltern und Jugendlichen und eine Stärkung der Resilienz, auf der anderen Seite aber auch staatliche Regulierung und ein Zwang zur Verantwortungsübernahme durch die Techunternehmen, die hinter den Netzwerken stehen. Es gibt technische Lösungen wirksameren Jugendmedienschutz auch im Internet zu betreiben.
Was wir also brauchen, ist ein Moratorium durch das Handyverbot, um die so entstehende Zeit zu nutzen, die Schulen, Elternhäuser und die staatliche Regulierung so aufzustellen, dass im Internet und den sozialen Medien ein ähnlich wirksamer Schutz und ein Präventionssystem entstehen wie im Bereich der Suchtprävention oder im Straßenverkehr. Diese Vergleiche zeigen aber auch, dass es keinen vollumfänglichen Schutz geben kann, das Leben ist und war immer mit einem Restrisiko verbunden, wir sind es unseren Kindern allerdings schuldig, dieses Restrisiko so gut wie es nur geht zu minimieren.
Manche Schulen sind bereits jetzt so weit, dass sie kein Handyverbot mehr brauchen, manche haben bereits schon länger Handyverbote, letztlich muss jede Schule ihren eigenen Weg finden und differenziert mit den Ansprüchen der verschiedenen Altersgruppen umgehen. Unser aller Ziel muss es aber sein Handyverbote überflüssig zu machen, weil wir ein System geschaffen haben, in dem wir zur verantwortungsvollen Nutzung befähigt haben. Dazu brauchen wir mehr Qualifikation bei den Lehrkräften und die Unterstützung der Elternhäuser, aber auch staatliche Regulierung.
Wenn uns das gelungen ist, brauchen wir kein Handyverbot mehr. Packen wir es an.

Newsletter 24/25-13: 14.03.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

unser Jahrgang 7 nimmt bis zu den Sommerferien am Programm DigitalSchoolStory (DSS) teil, finanziert durch die Initiative „Zukunft mitgemacht“ (https://zukunftmitgemacht.de/digitalschoolstory-24/). DSS wurde während der Corona-Zeit von Nina Mülhens und Siegfried Baldauf gegründet und verfolgt einen innovativen Ansatz zur Förderung von Medienkompetenz und kreativem Lernen (https://digitalschoolstory.de/). Ich selbst habe die Ehre, Teil des Expert:innen-Hubs zu sein.

Bereits im letzten Jahr haben zwei 6. Klassen an DSS teilgenommen – und die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler war enorm! Doch warum ist dieses Format so wertvoll für unsere Schule?

DigitalSchoolStory – Lernen im 21. Jahrhundert
DSS zeigt eindrucksvoll, wie moderne Bildung funktionieren kann. Es fördert selbstständige Lernprozesse auf mehreren Ebenen und stärkt die Selbstwirksamkeit der Lernenden.

Das Konzept ist einfach und wirkungsvoll:
Über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen (18 Schulstunden) erstellen die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen ein Video im TikTok-Stil (max. 60 Sekunden). Dabei folgen sie einem strukturierten Prozess:
Lehrkräfte erhalten ein digitales Onboarding und passendes Unterrichtsmaterial.
Schülerinnen und Schüler entwickeln eine Idee, ein Storyboard und setzen ihr Video um.
Professionelles Feedback gibt es von bekannten Content-Creators (z. B. Papa Basti und Monumentalmo im letzten Jahr).
✅ Die Inhalte sind an den Lehrplan angebunden, sodass Unterrichtsthemen kreativ und praxisnah vertieft werden.

Doch DSS geht weit über die reine Videoerstellung hinaus:

🔹 Medienkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler lernen, Videos zu schneiden, Inhalte aufzubereiten und sich kritisch mit der Funktionsweise von Social Media auseinanderzusetzen.
🔹 Kollaboration & Kommunikation: Sie arbeiten in Teams, müssen Ideen entwickeln, diskutieren und gemeinsam Lösungen finden.
🔹 Kreativität & kritisches Denken: Sie gestalten innovative Inhalte und setzen sich mit digitalen Medien reflektiert auseinander.
🔹 Selbstwirksamkeit: Wenn ihr Video schließlich fertig ist und ein Thema in kurzer, ansprechender Form vermittelt, erleben sie direkt den Erfolg ihrer Arbeit.

Diese Fähigkeiten sind laut OECD für die Arbeitswelt der Zukunft entscheidend. In einer Zeit, in der Wissen nicht mehr mühsam zusammengesucht werden muss, sondern die Fähigkeit, es zu verstehen, zu verknüpfen und zu präsentieren immer wichtiger wird, bietet DSS einen idealen Rahmen für zeitgemäßes Lernen – und es macht auch noch Spaß!

Ich freue mich sehr, dass unser Jahrgang 7 an diesem großartigen Projekt teilnimmt und bin gespannt auf die kreativen Ergebnisse!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Peter Fratton, der Stefan Ruppaner und die Alemannenschule beraten und begleitet hat, erklärt hier seine vier pädagogischen Urbitten als Weg zur nichtdirektiven Begleitung: https://peterfratton.com/2025/03/09/die-4-padagogischen-urbitten-als-weg-zur-nichtdirektiven-begleitung/.
Hauke Pölert setzt sich mit der neuen Cornelsen Schulleitungsstudie auseinander: https://unterrichten.digital/2025/03/06/vision-rebellion-cornelsen-schulleitungsstudie/. Die Studie selbst gibt es hier: https://www.cornelsen.de/schulleitungsstudie. In Kürze kommt die Studie zum Ergebnis, dass Veränderungswille vorhanden ist, Lehrkräftemangel und Lehrkräftegesundheit zentrale Themen sind und das System ungerecht ist. Schulleitungen wünschen sich daher spätere Differenzierung in Schulformen, gebundene Ganztagsschulen und mehr Eingehen auf die Heterogenität der Lernenden.
Der Kuketz-Blog gibt 30 Tipps, wie man sich im Netz unabhängiger von „Big-Tech“ machen kann: https://www.kuketz-blog.de/unplugtrump-mach-dich-digital-unabhaengig-von-trump-und-big-tech/ Zum Beispiel mit PeerTube, einer unabhängigen Videoplattform: https://joinpeertube.org/de.
Mit https://der-newstest.de/ kann man seine Kompetenzen im Umgang mit Nachrichten und Fakenews im Internet testen.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat bereits 2019 eine ausführliche Stellungnahme zum Thema Neutralitätspflicht in Schulen veröffentlicht: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/publikationen/detail/schweigen-ist-nicht-neutral. Auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es dazu ein ausführliches Dossier: https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/292674/was-man-sagen-darf-mythos-neutralitaet-in-schule-und-unterricht/.
Den UNESCO-Weltbildungsbericht 2025 „Leadership in der Bildung“ gibt es hier: https://www.unesco.de/dokumente-und-hintergruende/publikationen/detail/kurzfassung-weltbildungsbericht-202425-leadership-in-der-bildung/.
Etwas Off Topic, aber eine sehr Interessante These: Injektionslipolyse ist der eigentliche ökonomische Disruptor sagt Todd Gagne im Wildfire Labs Substack: https://wildfirelabs.substack.com/p/the-100-trillion-disruption-the-unforeseen.
Viele diskutieren noch über eine Schule ohne Noten, der SRF berichtet über einen ersten Master in Medizin ohne Noten an der Universität Freiburg (Schweiz): https://www.srf.ch/news/dialog/universitaet-freiburg-ein-masterabschluss-ohne-noten.

Smartphone und Social Media
Die neue DAK-Suchtstudie mit erschreckenden Ergebnissen zu Mediensucht ist ganz aktuell erschienen: https://www.dak.de/presse/bundesthemen/kinder-jugendgesundheit/dak-suchtstudie-millionen-kinder-haben-probleme-durch-medienkonsum-_91832.
Michael Drabe hat sich auf seiner Homepage ausführlich mit der Diskussion um ein Handyverbot in Schulen auseinandergesetzt und zahlreiche Materialien zusammengetragen: https://schule-in-der-digitalen-welt.de/handyverbotsdiskussion/.
Eine Studie der Universität für Weiterbildung Krems zeigt, dass weniger Smartphonezeit die psychische Gesundheit stärkt: https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2025/weniger-zeit-am-smartphone-verbessert-die-psychische-gesundheit.html.

KI
Manuel Flick gibt in seinem Newsletter immer eine gute Übersicht zu den Entwicklungen im Bereich von KI, in einem letzten Beitrag beschäftigt er sich mit „Boomer-Prompts“ und Reasoning: https://www.manuelflick.de/news/nutzt-du-noch-boomer-prompts.
Ein ausführlicher Bericht darüber, wie Russland mit Fakenews KI-Modelle infiziert (auf Englisch): https://www.newsguardrealitycheck.com/p/a-well-funded-moscow-based-global.
Der in Deutschland gestartete KI-Bildgenerator Flux bietet mehr als nur Bilderstellung, es gibt auch hilfreiche kostenlose Tools, zum Beispiel zur Hintergrundentfernung: https://flux1.ai/. Flux steckt auch hinter der Bildgenerierung von Grok auf X!
Großer Beitrag in der SZ zu Datenschutz und KI mit einem Software-Tipp dazu: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/datenschutz-ki-chat-gpt-deep-seek-li.3208619.
Hauke Pölert setzt sich in einem Blogbeitrag mit den Folgen des EU AI Act für Schule und Unterricht auseinander: https://unterrichten.digital/2025/02/26/ai-act-ki-vo-schule-unterricht/.
Eine tolle und sehr anschauliche Seite zur Funktionsweise und Erstellung von LLMs hat Thomas Zurfluh von der PH Zug gebaut: https://www.behind-ai.ch/.
Der SRF berichtet über ein spannendes und gruseliges Experiment, das zeigt, dass KI-Systeme täuschen und betrügen können, auch zur Selbsterhaltung. Ist das der erste Schritt zu Rokos Basilisk?: https://www.srf.ch/wissen/kuenstliche-intelligenz/fortschritt-mit-nebenwirkungen-wie-ki-taeuscht-und-luegt-tests-zeigen-ruecksichtsloses-verhalten. Mehr Details dazu: https://www.apolloresearch.ai/research/scheming-reasoning-evaluations.

Tipps für den Unterricht
Beim „Campus Schulmanagement“ gibt es ein lesenswertes Interview mit Prof. Ferdinand Stebner zu selbstreguliertem Lernen: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/selbstreguliertes-lernen-ein-schluessel-fuer-zeitgemaessen-unterricht-ferdinand-stebner.
Ein schönes Beispiel für die Nutzung von KI in Klassenarbeiten im Deutschunterricht liefert Timm Wiegmann im Blog von FelloFish: https://www.fellofish.com/blog/ki-in-klassenarbeiten.
Ausführlicher Artikel zu Missverständnissen beim Scaffolding (auf Englisch, nur Leseprobe): https://carlhendrick.substack.com/p/the-misunderstood-art-of-scaffolding.
Jochen Gollhammer hat eine großartige Taskcard (CC BY-SA 4.0) für „„Neue“ Themen für die Schule und den Unterricht“ zusammengestellt, dort gibt es zahlreiche hochwertige Links zu Themen von KI über Breakouts und VR bis zu Scrum: https://mz-bgl.taskcards.app/#/board/bba0681e-f6b3-447c-bac0-7ec110fd241e/view?token=1cd80b12-efe7-4bc4-82c2-83f57bfc9e41.
App Camps und der SPIEGEL haben Unterrichtsmaterial zum „Mobile Reporting“ entwickelt, also zur professionellen Berichterstattung am Beispiel eines Interviews nur mithilfe des Smartphones: https://appcamps.de/unterrichtsmaterial/unterrichtsmaterial-mobile-reporting/.

Leseempfehlung
Julia Ebner: Radikalisierungsmaschinen; Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren, Berlin 2019. Julia Ebner ist Undercover und digital in extremistischen Milieus unterwegs (zum Beispiel Hacker, Terroristen, Trolle, Fundamentalisten und Verschwörer, Alt-Right-Bewegung oder Islamischer Staat), sie zeigt, wie die Netzwerke funktionieren und manipulieren. Das Buch gibt es übrigens auch günstig bei der BpB: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/308408/radikalisierungsmaschinen/.

Hörempfehlung
Stefan Ruppaner ist bei Nina Mühlhens in der „Lunchbox“ zu Gast: https://lunchbox.podigee.io/62-stefan-ruppaner.
Micha Pallesche bei EduFunk: https://open.spotify.com/episode/1MWM4JnWtLBRRcXpJMcEDv.

Sehempfehlung
Auf der Website von Lemas gibt es einen Clip von Reinhard Kahl über die Alemannenschule: https://www.leistung-macht-schule.de/de/Selbstorganisiertes-und-individuelles-Lernen-Ein-Einblick-in-die-Alemannenschule-1895.html.

Veranstaltungsempfehlung
Läuft zwar schon, der Summit der Pioneers of Change, kann sich aber für Kurzentschlossene trotzdem lohnen: https://pioneersofchange-summit.org/terminplan/.
Außerdem: Bei FelloFish gibt es immer wieder interessante Online-Veranstaltungen.

Spaß im Netz
Das Useless Cat Game: https://onefishstudio.net/ucg.

Blog 2025-08: Der Diskurs und Social Media. Geht´s noch?

Wir wissen, dass soziale Medien von Empörung leben, Zuspitzungen, Fakenews, Halb- und Ganzwahrheiten treiben den Algorithmus an und führen zu Klicks. Klicks sind die Währung und fördern den Profit.
Wir diskutieren auch, inwiefern soziale Medien die psychische und physische Gesundheit beeinflussen (hier mehr dazu: https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/).
Wir wissen, dass Jugendliche und junge Erwachsene ihre Informationen zunehmend aus dem Netz beziehen (vgl. zum Beispiel: https://www.schulmun.de/2025/02/16/blog-2025-06-vortrag-didacta-zu-demokratie-some-und-ki/), wir wissen, dass sie nur begrenzt in der Lage sind Fakten zu checken und viele Fakenews ungeprüft weiterleiten und so die Reichweite erhöhen.
Ein kürzlich stattgefundener Diskurs mit jungen Erwachsenen um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat mir aber noch einmal vor Augen geführt, wie zerrüttet die Diskursfähigkeit bereits ist. Die klassischen Medien werden nicht mehr ernst genommen und als staatlich gesteuert und ideologisiert wahrgenommen. Versuche faktenbasierter Argumentation werden zur Meinung degradiert und man hat halt einfach eine andere. Begründet wird zum Teil mit Fakenews und extremistischen Narrativen aus den sozialen Medien. Quellen gelten als seriöser und wahrhaftiger, wenn sie von „vor Ort“ kommen, also zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen oder der Ukraine. Überhaupt sind die Konflikte in Israel das Gleiche wie der Krieg in der Ukraine. Emotionen und Moral laden den Diskurs auf, unter geköpften Babys geht es nicht mehr.
Nicht zuletzt das Wahlergebnis der Bundestagswahl hat noch einmal die Macht der sozialen Medien unterstrichen. Wenn wir davon ausgehen, dass spätestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule all diese Informationen verschiedenster Qualität in Form von Text, Bild und Video über unsere Kinder kommen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Diskurs später nicht mehr möglich und voller Gift ist.
Russland, die Hamas, der IS und andere haben das verstanden und nutzen das aus, sie schütten dieses Gift über uns und unseren Kindern aus und wir lassen es geschehen. Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, sind Meinungen gefestigt und nicht mehr diskursfähig.
Ich kann es immer nur wieder wiederholen: Wir brauchen mehr Medienbildung. Jetzt! Und wahrscheinlich auch mehr staatliche Regulierung. Weil es so nicht mehr geht.

Ergänzung nach Veröffentlichung:
Weil es dazu Nachfragen gab: Das ist nicht die Schuld der Kinder und der Jugendlichen, das ist die Schuld derer, die das ignorieren, nicht wahrnehmen (wollen) und nichts tun.

Blog 2025-07: KI-Klassentreffen und warum ich Hoffnung habe

Ich durfte am vergangenen Freitag auf dem „KI-Klassentreffen“ von fobizz einen Workshop halten. Thema war „Neue Lern- und Prüfungskultur mit KI. Warum KI in Schule alles verändert? Oder auch nicht?“, die zugehörige Präsentation gibt es unten auf der Seite.

Mir sind beim Workshop zwei Dinge noch einmal klarer geworden, die mich hoffnungsfroh stimmen.

  1. Das Bedürfnis nach konkreten Ideen und Anleitung für die Lern- und Prüfungskultur mit KI ist riesig, aber auch schwer zu befriedigen. Sicher gibt es schon ein paar Beispiel, wie meine Open-Book-Klausur mit KI (https://www.schulmun.de/2025/01/06/2024-28-open-book-klausur-mit-ki-nutzung-ein-erfahrungsbericht/). Aber gerade dieser zeigt auch, dass wir hier noch im Bereich des Ausprobierens sind. Viele Kolleginnen und Kollegen experimentieren mit KI-Tools, produzieren Memes zu aktuellen Themen mit Bildgeneratoren oder Chatbots zu Künstlern oder historischen Themen uvm. Im Grund gelten hier immer noch die berühmten 4A von Doris Weßels, die in ihrer Keynote auch noch einmal bestätigt hat, dass die Entwicklung rasant ist. Die „4A“ von Doris Weßels sind, aufklären, ausprobieren, akzeptieren, aktiv werden:
    „Aufklären, also Informationsveranstaltungen anbieten, um alle Lehrenden ins Boot zu holen.
    Das zweite A: Bitte selbst ausprobieren. […]
    Das dritte A: Akzeptieren. Man muss sich daran gewöhnen, dass das keine Eintagsfliege ist, die morgen wieder weg ist. Das ist irreversibel und wird rasant weitergehen. […]
    Das vierte A: Wenn wir das erlebt haben, wird es automatisch zu einer Diskussion kommen. […] Das bedeutet, wir werden aktiv.“
    (zitiert nach: https://hochschulforumdigitalisierung.de/chatgpt-in-hochschulen-aufklaeren-ausprobieren-akzeptieren-aktiv-werden-interview-mit-prof-dr-doris-wessels/)
    Tun Sie sich in den Schulen zusammen und arbeiten sie gemeinsam mit den 4A, ich würde als 5. A, auch wenn es im 4. steckt, noch austauschen nennen. Wir müssen uns von den curricularen Vorgaben soweit lösen, dass wir mit den rasanten Entwicklungen Schritt halten können. Eine aktuelle Bürokratielogik in einem Ministerium kann das nicht, wie auch die Diskussionen um Handreichungen zu Prüfungsformaten im Zeitalter von KI gezeigt haben. Das ist kein Vorwurf und keine Anklage, sondern in der Sache begründet.
    Deswegen kam ich in dem Workshop auch zu folgender These:
    KI hebt Bildung und Schule auf ein neues Level. Lernen und Lehren wird noch anspruchsvoller, weil wir uns noch stärker auf der Kompetenzebene bewegen werden. KI ist ein Katalysator für Veränderung.
    Und das ist, finde ich, ein hoffnungsvolle Botschaft. Auch wenn es anstrengend wird, mit Rückschlägen verbunden ist und wir uns von lieb gewordenen Vorstellungen verabschieden müssen, KI stößt notwendige Veränderungen im System an.
  2. Der zweite Punkt hat nicht nur mit dem Workshop zu tun, ist mir aber dort noch einmal deutlicher geworden. Ich hatte zu Beginn gesagt, dass ich nicht genau wusste, was die Bedürfnisse der Teilnehmenden waren und dass ich flexibel sei. So kam es dann auch dazu, dass wir das Ausprobieren von KI-Tools haben sein lassen, dafür aber in eine Diskussion über die Auswirkungen auf Lern- und Prüfungskultur gegangen sind. Diese Diskussion hat noch einmal verdeutlicht, dass wir (noch?) keine Antworten auf viele Fragen haben, schon gar nicht zu Details. Gleichzeitig hat die Diskussion aber deutlich gemacht, dass wir anfangen die meiner Meinung nach richtigen Fragen zu stellen:
    – Wie können wir moderne Prüfungsformate gestalten?
    – Wie prüft und bewertet man Kompetenzen?
    – Wie gestalten wir Lernprozesse?
    – Welchen Sinn haben die klassischen Bewertungsinstrumente noch?
    – Was ist (eine) Leistung?
    – uvm.
    Das sind, glaube ich, genau die richtigen Fragen, die wir brauchen, um das Bildungssystem zukunftsfähig zu machen und die uns letztlich zu notwendigen Veränderungen zwingen.

    Außerdem macht mir gerade noch Folgendes Hoffnung:
    Letzte Woche fand eine Fachkonferenz Geschichte an unserer Schule statt. Ich kam leider zu spät, weil ich noch bei einer Klassenkonferenz dabei sein musste.
    Aber auch da wurden im Grunde genau die gleichen Fragen diskutiert, die ich oben skizziert habe. Dazu kam noch der Gedanke, dass Geschichtsunterricht auch Medien- und Demokratiebildung beinhalten muss, das freut mich natürlich besonders.
    Und zum Schluss macht mir das Buch von Stefan Ruppaner ganz viel Hoffnung, weil er dort erklärt, zu was Schule in der Lage ist, wenn man das möchte (eine kurze Rezension gibt es im Newsletter 24/25-12).