WfS-04: Veränderung peu à peu – Schulentwicklung als Marathon

Heute ist ein großartiger Tag! Warum erläutere ich gleich, vorher möchte ich noch einen anderen Gedanken los werden.
Ich glaube, dass es zwei grundlegende Typen von Veränderungsprozessen in Schulen gibt.
Der eine ist eher disruptiver Art und tritt dann ein, wenn große Not herrscht, wie zum Beispiel bei der Alemannenschule in Wutöschingen, die geschlossen werden sollte oder wie bei der Rütli-Schule in Berlin, die nicht mehr steuerbar war. Dann ist der Drang, das Ruder herumzureißen und der Leidensdruck so groß, dass große Veränderungen in kurzer Zeit möglich, ja sogar notwendig sind.
Der andere Typus der Veränderung ist ein langsamer und mühsamer Weg mit Überzeugungsarbeit, Ausprobieren und Scheitern, Inspirationen einholen, partizipativen und transparenten Prozessen unter Beteiligung der ganzen Schulgemeinschaft, Schaffung von Strukturen und Gremienarbeit.
Der erste Typus gleicht einem Sprint, man investiert wahnsinnig viel Energie in kurzer Zeit um sein Ziel zu erreichen, der zweite gleicht einem Marathon, man muss seine Energie einteilen und den Bewegungsprozess lange am Laufen halten.
Ich denke, es ist klar, dass wir an der Weibelfeldschule eher zum Typ zwei gehören und noch im ersten Viertel unseres Marathons unterwegs sind. Wir haben noch Kraft, haben schon etwas erreicht, das Ziel lässt aber noch auf sich warten. Trotzdem lohnt es sich an dieser Stelle kurz inne (nicht an-)zu halten und auf den ersten Teil der Strecke zurückzublicken, um die erreichten Erfolge als An- und Auftrieb für den großen Teil der Strecke zu nutzen, der noch vor uns liegt.

Heute ist ein großartiger Tag! Es gibt Tage, an denen kommen mehrere großartige Nachrichten zusammen und heute war ein solcher Tag. Heute kam die Mitteilung des Ministeriums, dass wir zum 1. Januar 2025 den Status einer Selbstständigen Schule (SES) erreicht haben und heute hat die Initialgruppe des extern begleiteten Schulentwicklungsprozesses den Staffelstab an die DNA-Gruppe übergeben, die im Januar ihre Arbeit aufnimmt (Wem nicht klar ist, was hier gemeint ist, dem sei die Lektüre der vorhergehen Blogbeiträge im Blog-WfS-2030 empfohlen). Auch die DNA-Gruppe wird, wie die Initialgruppe, weiter von Enenpro begleitet, durch die SES haben wir die Mittel dafür. Bemerkenswert ist, dass alle 20 Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler, die von der Initialgruppe ausgewählt wurden und einen möglichst breiten Querschnitt der Schulgemeinschaft abbilden sollen (eben die „DNA“), sofort bereit waren diese Arbeit zu übernehmen. Die DNA-Gruppe begleitet den Schulentwicklungsprozess, indem sie auslotet, ob geplante und gewünschte Prozesse in der Schulgemeinschaft Anklang finden oder nicht. Sie entlastet somit von anstrengenden Diskussionen in großen Gremien und beugt der Gefahr von Abstimmungsniederlagen vor, die ja in der Regel darauf beruhen, dass (relevante) Teile der Schulgemeinschaft nicht mitgenommen werden. Bemerkenswert ist außerdem, dass fast alle relevanten Akteure, trotz der vorweihnachtlichen multiplen Belastungen, heute da waren und diese Staffelübergabe gemeinsam gefeiert haben. Hier gebührt Tanja Czwallina ein besonderer Dank, die den Abend organisiert und moderiert hat.
Das war aber noch gar nicht alles, was den heutigen Tag großartig gemacht hat. Ich dufte heute einen ersten Ausdruck unserer neuen Schülerzeitung sehen und kann schon jetzt sagen: Das wird ein Knaller! Schülerzeitungen werden leider immer seltener und sind mit viel Arbeit verbunden, aber unsere wird auf mehreren Ebenen besonders. Zum einen wird sie ausschließlich von Schülerinnen und Schülern erstellt und zwar Redaktion, Inhalt und Layout. Federführend ist hier Oskar Ladwig aus der E-Phase als Chefredakteur tätig, der auch schon unser neues Schullogo entworfen hat.
Die Schülerzeitung ist Teil des von Frau Riedl begleiteten Think- und Do-Tanks, in dem Schülerinnen und Schüler eigene Ideen entwickeln und verwirklichen können, mehr dazu gibt es im aktuellen Newsletter. Wichtig ist, dass es hier ganz viel um demokratisches und kollaboratives Handeln, Selbstwirksamkeitserfahrungen und BNE geht. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass die hier arbeitenden Schülerinnen und Schüler, gemeinsam mit der SV, für Januar unseren Bürgermeister und unseren Landrat eingeladen haben, um sie über die aktuellen Entwicklungen an unserer Schule zu informieren und um Unterstützung zu bitten. Beide haben Ihr Kommen zugesagt.
Außerdem gab es heute noch eine Zusage durch den Schulträger für die Erweiterung unserer Ackerflächen und die Ankündigung, dass im Zuge des Austauschs der Schilder mit dem alten Logo unser Neubau neu gestrichen wird.
Alles in allem kann man heute also zurecht von einem großartigen Tag für die Weibelfeldschule sprechen!

Was ist sonst noch erwähnenswert?
Um das Resümee zum Jahresende komplett zu machen, sollte noch erwähnt werden, dass unser AV-Studio (zukünftig Teil des Do-Tank) an einem ersten Podcast und an einer Videoplattform arbeitet.
Unsere Social-Media-Angebot nimmt fahrt auf (Join us on Insta! @weibelfeldschule), auch hier sind Schülerinnen und Schüler federführend.
Neue Konferenzformate (Mini-Barcamp, OpenSpace) haben sich etabliert und werden gut angenommen.
Die Abstimmungen zur SES in der SV, dem SEB und der Schulkonferenz erfolgten einstimmig.
Es gab einen Pädagogischen Tag zu „einfach bewegen(d)“, der den Auftakt zu einem zweijährigen, von der Zentrale für Schulsport begleiteten, Entwicklungsprozess hin zu mehr Bewegung, Achtsamkeit und ggf. sogar einer neuen Rhythmisierung des Schulalltags bedeuten kann.
Die AG zur Handynutzung hat in ihrer letzten Sitzung mit acht Schülerinnen und Schülern, zwei Eltern und vierzehn Lehrkräften getagt, die auf Augenhöhe und auf hohem Niveau eine konstruktive Diskussion geführt haben. Hier zeigt sich, meiner Meinung nach, ziemlich genau, dass wir auf einem guten Weg sind. Es wird selbstverständlich, dass Eltern und vor allem Schülerinnen und Schüler an Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse teilnehmen und diese bereichern.
Schlußendlich ist langsam zu erkennen, dass die Schülerschaft aktiver wird. Die neue SV, die nach den Sommerferien gewählt wurde, ist eine schlagkräftige Truppe, die jetzt endlich ein eigenes kleines Büro bekommen hat und der es erstmals gelungen ist, alle Positionen zu besetzen und Delegierte für alle Konferenzen zu ernennen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Abschließend muss ich feststellen, dass ich trotz aller für das Jahresende typischen Erschöpfung, nicht nur auf einen großartigen Tag, sondern auf ein großartiges Jahr zurückblicken kann. Ja, der Marathon ist anstrengend, aber das Erreichte gibt Kraft für das Kommende. Ich freue mich darauf.

2 Gedanken zu „WfS-04: Veränderung peu à peu – Schulentwicklung als Marathon“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert