Regelmäßige Studien im Bildungskontext

Das Deutsche Schulbarometer
Die Robert Bosch-Stiftung führt seit 2024 jährlich zwei Studien unter diesem Titel durch:
Im Deutschen Schulbarometer Schüler:innen werden Kinder, Jugendliche und ihre Erziehungsberechtigten zum psychischen und schulischen Wohlbefinden und psychosozialen Versorgungsstrukturen inner- und außerhalb von Schulen befragt.
Mit dem Deutschen Schulbarometer Lehrkräfte wird die aktuelle Situation an Schulen aus der Sicht von Lehrkräften erhoben. 
Die Studie wird immer mit den gleichen Befragten durchgeführt (längsschnittliche Panelerhebung).
Ergänzt werden diese beiden Erhebungen durch das Deutsche Schulbarometer Fokus. Mit diesem Befragungsinstrument werden aktuelle Schwerpunktthemen vertiefend untersucht.
https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/das-deutsche-schulbarometer.

Blog 2025-18: Die (bildungs-)politische Dimension von KI

KI spielt im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diskurs, aber auch in der Bildungs- und Schulpolitik eine untergeordnete Rolle und das ist fatal.

Das ist sicher eine steile These. Die deutsche Industrie entdeckt gerade ihre KI-Kompetenzen bei der Auswertung von Maschinendaten, aber im Mittelstand ist KI noch nicht angekommen. Die EU hat schon gesetzliche Regulierungsmaßnahmen geschaffen, die teilweise kontrovers diskutiert werden, in der Breite sind diese aber noch nicht angekommen. Es gibt „Leuchtturmschulen“ die vorbildlich mit KI umgehen und Ed-Techs, die tolle Anwendungsmöglichkeiten bieten, sogar Bundesländer, die diese Anwendungen ihren Schulen zur Verfügung stellen, aber auch in den Schulen ist KI noch lange nicht in der Breite angekommen. Es gab schnell Handreichungen, aber sonst ist in vielen Bundesländern nicht viel passiert.
In allen Bereichen wird immer wieder, zumindest implizit, suggeriert, dass es Wichtigeres zu diskutieren gebe.
Dabei haben viele Staaten schon erkannt, dass KI in Lehrpläne gehört, mit Fördergeldern versehen werden muss und in Anwendungen integriert werden muss. China und die USA liefern sich einen Wettlauf um immer bessere KI-Modelle und Europa erwacht langsam mit zarten Ansätzen. KI wird in vielen Bereichen eine immer stärkere Rolle spielen. In der Medizin, im Umgang mit großen Datenmengen, bei autonomen Steuerungssystemen, bei der Datenverarbeitung, im Journalismus, bei der Erzeugung von Verträgen, im Militär, in der Robotik, im Handwerk, eigentlich in nahezu allen Lebensbereichen.
Menschen lassen sich von KI in Sachen Wissen, Geld, Liebe usw. beraten, gehen sogar neue Formen von Beziehungen mit KI-Avataren ein.
KI wird zum Begleiter, Organisator, Tutor, Berater; KI-Agenten übernehmen komplexe Aufgaben und organisieren Lebensbereiche im Privaten, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft.
Ki ist ubiquitär und bestimmt jetzt schon Teile unseres Lebens, auch an Stellen, an denen wir es gar nicht merken und wir befinden uns im Grunde erst am Anfang einer Entwicklung, bisher ist die immer wieder angekündigte „KI-Eiszeit“, eine lange Phase von Stagnation in der Weiterentwicklung von KI-Modellen, nicht eingetreten. Im Gegenteil: Es tun sich immer neue Anwendungsfelder auf, von denen wir, wenn überhaupt, nur am Rande etwas mitbekommen, zum Beispiel beim Militär oder beim Maschinenmanagement in Fabriken.

Bei aller Kritik an den Unzulänglichkeiten, Halluzinationen, ökologischen und ethischen Auswirkungen und dem Bias von KI, tendiere ich dennoch zu der Annahme, dass KI, oder aktuell noch besser gesagt: Maschinelles Lernen und neuronale Netze und deren Anwendung Schlüsseltechnologien für die Zukunft sind.
Ob und wie wir uns damit auseinandersetzen, hat also eine stark politische Dimension. Wir brauchen eine Rahmengesetzgebung und spezielle Regulierungen für Bildung oder Industrie. Wir brauchen staatliche und private Infrastruktur, Investitionen und vor allem die Bereitschaft uns auf den Weg zu machen. Dafür muss Politik arbeiten und Anreize schaffen.

Im Grunde gibt es für die Politik, im Sinne des Dagstuhl-Dreiecks für Bildung in der digitalen Welt aus der Informatik drei relevante Dimensionen:
1. Eine technische Dimension. Wie funktioniert KI?
2. Eine Anwendungsdimension. Wie nutze ich KI?
3. Eine gesellschaftlich-kulturelle Dimension. Wie wirkt KI auf mich und die Gesellschaft?
Die Aufgabe der Politik ist es nun, für 1. Rahmengesetze zu schaffen. Welche Daten dürfen fürs Training verwendet werden, welche Sicherheitsmechanismen müssen eingebaut werden? Zu 2.: wie schützen wir Kinder, aber auch, wie schützen wir Erwachsene vor Missbrauch der und durch KI-Anwendungen. Und 3. Welche Bereiche der Gesellschaft wollen wir in die Hand von KI geben, wie gehen wir mit dem KI-Bias um oder was bedeutet es, wenn es wirklich zur AGI, der dem Menschen überlegenen Superintelligenz kommt?
Von Interesse ist außerdem, welche Jobs von KI bedroht sind und werden, welche neuen Jobs entstehen, wie kann KI uns helfen Probleme zu lösen? Im Bereich des Moleküldesigns geschehen gerade große Fortschritte, die sich auf Medizin, Umweltschutz und viele weitere Bereiche auswirken.

Für Schulen, aber auch für lebenslange Bildung, von der frühkindlichen Bildung bis zur Rente und darüber hinaus wird KI in der Zukunft eine immer stärkere Rolle einnehmen. Sei es im Bereich der Diagnose, des Tutorings oder auch der Verwaltung und der Datenanalyse. Wegweisende Anwendungen und Pilotprojekte existieren schon, aber ich vermisse eine breite Diskussion dazu. Im Moment gibt es unter Lehrkräften zwei wesentliche Gruppen, die kleiner besteht aus KI-Pionierinnen und -Pionieren, die sich im Sinne der 4A von Doris Weßels (aufklären, ausprobieren, akzeptieren, aktiv werden) auf den Weg machen und eine größere Gruppe die so tut, als hätte das alles nichts mit ihnen zu tun.
Die Studie „KI an europäischen Schulen“ von IPSOS im Auftrag der Vodafone Stiftung vom Anfang des Jahres kommt zu folgenden Ergebnissen:

•74% der 12-17-Jährigen halten KI für bedeutend für die berufliche Zukunft
•56% nutzen KI zur Recherche, 45% für Erklärungen und 31% zur vollständigen Lösung von Aufgaben
•Nur 36% berichten von schulischen Regularien
•Nur 44% halten Lehrkräfte für ausreichend kompetent
•49% befürchten durch KI mehr Ungleichheit und 27% fühlen sich abgehängt
•48% fürchten Mobbing durch Deep Fakes

In anderen Studie ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler die KI für schulische Arbeit nutzen deutlich höher. Das können wir doch nicht ignorieren. Fast drei Jahre nach dem Durchbruch von ChatGPT gibt es in vielen Schulen noch keine Strategie zum Umgang (Funfact: Ein KI-Verbot ist keine Strategie).
Wir müssen die drei oben beschriebenen Dimensionen im Umgang mit KI endlich in die Schule holen. Wir müssen den Lernenden beibringen, wie KI funktioniert, wir müssen sie in der sinnvollen Anwendung schulen und wir müssen sie kritisches Denken im Umgang mit KI und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft lehren.
Die sozialen Medien werden von KI-Bots geflutet, die tendenzöse Beiträge und Kommentare veröffentlichen, um so Einfluss auf den politischen Diskurs zu nehmen und unsere Gesellschaft zu polarisieren. Deepfakes sind teilweise kaum noch zu erkennen, sind als trampolinspringende Hasen vielleicht noch witzig, können aber im politischen Diskurs großen Schaden verursachen. Gerade erst kam heraus, dass Meta-Chatbots unangemessen mit Jugendlichen interagiert haben, es gibt Fälle in denen Jugendliche von KI-Bots in den Tod getrieben wurden. Außerdem vergrößern wir im Moment die Spaltung der Gesellschaft, da ein Teil der Bürger, der Schülerinnen und Schüler die Chance hat sich mit KI (fort-)zu bilden und der andere Teil immer weiter abgehängt wird, weil er sich nicht damit beschäftigt oder oder den Zugang nicht leisten kann.
All das können wir doch alles nicht einfach geschehen lassen. KI bietet unglaubliche Möglichkeiten und bedroht gleichzeitig unser Bildungssystem und unser pluralistische freiheitlich-demokratische Grundordnung, unser Wirtschaftssystem und unser psychische Gesundheit. Und damit sind wir wieder bei der politischen Dimension. Wir brauchen einen politischen und gesellschaftlichen Diskurs, wie wir mit Künstlicher Intelligenz umgehen wollen, gleichzeitig müssen wir die Menschen zu diesem Diskurs befähigen, was Aufgabe des Bildungssystems ist.

Nichts zu tun, ist fatal.

Eine Menge Links zu KI gibt es hier.

Nachtrag
Dieses Papier des Bundestags bestätigt imho meine Aussagen: https://www.bundestag.de/resource/blob/1058904/7362e1bfab54b947f6ee3e661bec1706/WD-8-004-25-pdf.pdf.

Thorsten Möller (Stv. Sl.) zu Schulentwicklung

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal sind es die beiläufigen Fragen, die sich im Kopf festsetzen.
„Magst du nicht einen Beitrag für den Blog schreiben – aus Sicht des Stellvertreters?“ fragte mich mein Schulleiter vor einigen Tagen.

Mein erster Gedanke? „Jetzt? Sein Ernst? Vielleicht in den nächsten Ferien…?“ Die Liste der anstehenden Aufgaben glich eher einem Buch als einem Zettel.

Und doch blieb die Frage in mir hängen. Einige Tage später saß ich in der Bahn – zwei längere Fahrten. Stunden, in denen sich Gedanken lösen können, während draußen Felder, Wälder und Bahnhöfe vorbeiziehen. Stunden, in denen man nicht nur die Landschaft an sich vorbeigleiten sieht, sondern auch Pläne schmiedet, Dinge reflektiert und Fragen nachhängt.

Immer wieder tauchten sie auf: Bilder meines Schulalltags. Unterrichtsverteilung. Stundenpläne. Die bevorstehende Dienstversammlung. Und über allem die Frage: Wie wird sich die Weibelfeldschule weiterentwickeln?

Seit 2006 bin ich Teil der Schule. Alles begann mit einem Orientierungspraktikum zu Beginn meines Studiums. Als ehemaliger Schüler eines klassischen Gymnasiums war mir die Welt einer Gesamtschule völlig fremd. Doch schon nach kurzer Zeit war ich fasziniert von der Vielfalt, der Unterschiedlichkeit, dem gemeinsamen Lernen unter einem Dach – trotz ganz verschiedener Ausgangspunkte.

Viele Jahre habe ich in der Kinder- und Jugendarbeit in Kirche und Sportverein verbracht. Diese Zeit hat meinen Blick geschärft, mich gelehrt, früh über den Tellerrand zu schauen und Bildung nicht nur aus der Perspektive des Klassenzimmers zu denken.

Die Weibelfeldschule habe ich aus fast allen Perspektiven kennengelernt: als VSS-Kraft (früher „U+“), im Referendariat, als Lehrkraft, Stufenleiter und nun als stellvertretender Schulleiter. Hätte mir das vor zehn Jahren jemand prophezeit, ich hätte wohl herzlich gelacht. Heute aber kenne ich wohl jeden Winkel des Hauses wie meine eigene Hosentasche.

Mein Supervisor hat es einmal so formuliert: „Der Schulleiter ist der Außenminister, der Stellvertreter der Innenminister.“
Das trifft es ziemlich genau. Während der Schulleiter die großen Linien nach außen vertritt, kümmere ich mich um das Innenleben: Unterrichtsverteilung, Stunden- und Vertretungspläne, Personalfragen, Budget, Ganztag.

Kurz gesagt: Ich halte das operative Geschäft am Laufen. Doch genau hier beginnt für mich auch Schulentwicklung – nicht in fernen, wolkigen Zukunftsvisionen, sondern in klaren, konkreten Aufträgen für das Hier und Jetzt.

Visionen haben einen schönen Klang. Aber die Realität verändert sich schneller, als man manchmal denkt. Was heute noch Sinn ergibt, kann morgen schon überholt sein. Zu allgemeine Visionen wirken beliebig, zu konkrete können durch veränderte Rahmenbedingungen rasch an Relevanz verlieren.

Darum glaube ich: Wir brauchen weniger ein perfektes Zukunftsbild, kein Wunsch einer Utopie, sondern smarte Ziele. Meilensteine, die erreichbar sind und gemeinsam gefeiert werden können.
So kann man auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten, nächste Schritte gehen, behält Raum für Anpassung und stellt die entscheidende Frage: Was tun wir jetzt?

Hier passt für mich das biblische Bild vom Senfkorn:
Ein Mann sät das kleinste aller Samenkörner auf seinen Acker. Es ist winzig, unscheinbar. Doch mit Zeit, Nährstoffen und Licht wächst es zu einem großen Baum heran, der alle anderen Pflanzen überragt. In seinen Zweigen finden sogar die Vögel des Himmels Platz.

Schulentwicklung funktioniert genauso: Wir müssen das kleine Korn säen, hegen und pflegen. Wir brauchen Geduld, Ausdauer und ein klares Ziel – so wie Pflanzen dem Licht entgegenwachsen. Der Baum entsteht nicht über Nacht, sondern durch stetige und vor allem verlässliche Arbeit.

Bevor wir über Entwicklung sprechen, müssen wir uns bewusst machen, welche Rolle wir als Lehrkräfte im Leben der Schülerinnen und Schüler spielen.
Denken Sie an Ihre eigene Schulzeit zurück: Vielleicht fällt Ihnen sofort ein Geruch im Gebäude ein, ein Klassenraum, ein Ausflug, ein bestimmtes Gespräch. Und mit Sicherheit gibt es ein paar Lehrkräfte, die Sie bis heute nicht vergessen haben – im Positiven wie im Negativen.

Wir prägen junge Menschen weit über den Unterricht hinaus. Wir begleiten sie in einer entscheidenden Phase ihres Lebens. Diese Verantwortung kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Der Jesuitenpater Alfred Delp, der von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde, formulierte einen Satz, der mich seit vielen Jahren begleitet:
„Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt.“

Für mich ist das mehr als ein schönes Zitat – es ist ein Kompass. Äußere Strukturen wie Gesetze, Verordnungen und Prüfungsordnungen sind wichtig. Aber sie allein bringen weder Bildungserfolg noch einen echten Schulabschluss. Entscheidend sind Haltung, Begleitung und der gemeinsame Weg.

Stellen Sie sich nun eine Kutsche mit vier Pferden vor. Wenn jedes in eine andere Richtung zieht, zerreißt es die Kutsche – oder sie bewegt sich keinen Zentimeter.
So ist es auch mit Schulentwicklung. Unsere Aufgabe als Leitung ist es, diese Kräfte zu bündeln, ihnen eine gemeinsame Richtung zu geben und das Ziel im Blick zu halten. Erst dann kann sich die Kutsche wirklich in Bewegung setzen.

Gute Schulentwicklung lebt nicht von starren, in Stein gemeißelten Zukunftsvisionen. Sie lebt davon, dass wir im Hier und Jetzt die richtigen Dinge tun – konsequent, gemeinschaftlich, mit klarem Blick und der Bereitschaft, Kurskorrekturen vorzunehmen.

Aus einem kleinen Senfkorn kann ein großer Baum werden, unter dessen Ästen viele Platz finden – wenn wir ihn pflegen, ihm Zeit geben und gemeinsam daran arbeiten.

Blog 2025-17: Schulentwicklung: Sollte wer Visionen hat zum Arzt gehen?

Grafik: ChatGPT 5; Prompt: Visualisierung des Beitrags

Das Thema „Visionen in Schulentwicklungsprozessen“ beschäftigt mich als Praktiker schon länger und ist auch immer wieder Gegenstand von Diskussionen in unserer Schulgemeinschaft und in unserem Schulleitungsteam.

Viele Schulentwicklungsprozesse beginnen mit der Entwicklung einer Vision oder eines Leitbildes. So soll, zumindest in der Theorie, ein gemeinsames Fundament, ein Konsens, ein Ziel entwickelt werden, welches dann die Mitglieder der Schulgemeinschaft zu einem Zustand leitet, der von möglichst allen gewünscht wird.
Ich kann das grundsätzlich nachvollziehen, habe aber doch auch meine Probleme damit, die ich gerne erläutern und in den Diskurs einbringen will.

Ex-Kanzler Helmut Schmidt soll, vermutlich im Bundestagswahlkampf 1980, gesagt haben: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Ich antworte für gewöhnlich darauf, dass ich beim Arzt gewesen sei und dieser bestätigt habe, dass alles in Ordnung sei. Aber braucht Schulentwicklung tatsächlich eine Vision oder ist das vielleicht sogar schädlich? Der Duden definiert Vision als:
a) übernatürliche Erscheinung als religiöse Erfahrung
b) optische Halluzination
c) in jemandes Vorstellung besonders in Bezug auf Zukünftiges entworfenes Bild.
Etymologisch spielen eher a) und b) eine Rolle, für unseren Kontext aber wohl eher c): Eine Vorstellung in Bezug auf eine Zukunft. Jetzt bin ich aber der Überzeugung, mein Blog und die Newsletter belegen das immer wieder, dass unsere Zukunft volatil und unsicher ist, dass wir in Zeiten exponentieller Veränderungen leben. Wie soll in diesem Kontext eine tragfähige Vision für die Zukunft einer Schule entstehen? Ist nicht jede Vision unter Umständen nach einem Jahr schon wieder obsolet, weil sich Rahmenbedingungen fundamental verändert haben.
Dem kann man natürlich entgehen, indem man eine Vision möglichst wenig konkret verfasst: „Wir wollen eine Schule sein, an der sich alle wohlfüllen“. Das ist dann aber schon wieder ziemlich beliebig und ein Allgemeinplatz, dem alle zustimmen würden, der in seiner Konkretisierung aber konfliktbehaftet ist, weil jeder sich anders wohlfühlt. Wird man auf der anderen Seite zu konkret und fasst die Vision zu eng, kann es passieren, dass ein Ziel ganz schnell nicht mehr als erstrebenswert gilt, zum Beispiel „Wir wollen unseren Unterricht an kybernetischen Lerntheorien orientieren“ oder wir wollen die Methode „Lesen durch Schreiben“ implementieren.
Diesem Dilemma kann man vielleicht entkommen, indem man eben kein Leitbild oder keine Vision für eine Zukunft entwickelt, die immer schlechter vorhersehbar ist, sondern indem man einen Auftrag für das jetzt entwickelt, so wie wir es mit dem Mandat für unsere DNA-Gruppe gemacht haben, das mit großer Zustimmung von der Gesamtkonferenz abgestimmt wurde:

Auch dort steht, dass wir eine Schule haben wollen, auf die alle wieder mehr Lust haben. Aber das wird konkretisiert, wir wollen das erreichen, indem wir Unterricht öffnen und neu denken, an anderen Schulen hospitieren, mehr Sinn und Selbstwirksamkeit stiften, mutig sind, gemeinsam mit der gesamten Schulgemeinschaft daran arbeiten wollen und sogar schon Rahmenbedingungen festgelegt haben. Das ist hinreichend offen und hinreichend konkret. Es gibt Leitplanken oder Eckpfeiler, wie Öffnung von Unterricht und einen Kerngedanken von pädagogisch anderem Handeln und Systemtransformation, der sich an anderen Schulen (Best Practice) orientiert und die gesamte Schulgemeinschaft einbindet.

Ich finde, damit ist hinreichend klar, wohin der Weg führen soll. Es ist ein Rahmen gesteckt und nächste Schritte werden konkret. Dennoch ist Flexibilität, moderner gesagt: Agilität, möglich, da wir ja unseren eigenen Weg finden müssen, der sich an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler in unserem Umfeld orientiert.

Fazit: Wir brauchen keine Vision für die Zukunft, wir brauchen einen Auftrag für die Gegenwart. (Und die Diskussion um den Arzt können wir uns sparen)

Blog 2025-16: Guerilla-Schulentwicklung

Vorbemerkung: Dieser Beitrag kommt ohne echte wissenschaftliche Evidenz daher. Ich habe natürlich Bücher zu Schul- und Organisationsentwicklung gelesen, Fortbildungen und Workshops dazu besucht und gehalten, aber ich will hier keinen wissenschaftlichen Artikel veröffentlichen. Mir geht es um eine Idee, eine Erfahrung, die ich gerne in den Diskurs einbringe.
Mir ist auch bewusst, dass man den Begriff „Guerilla“ durchaus kritisch sehen kann, aber ich finde ihn in dem Kontext durchaus sinnvoll, nicht weil er etwas Militärisches hat, sondern weil er den Kerngedanken meiner Idee gut trifft. Ich könnte auch von Ninja-Schulentwicklung sprechen, aber das würde es nur begrenzt besser machen. Und wie jede Metapher hat auch der Begriff „Guerilla“ in diesem Kontext seine Grenzen. In der Schule werden natürlich keine „Feinde“ mit klandestinen Militäroperationen empfindlich getroffen, aber es geht um viele kleine punktuelle Aktionen, die Entwicklung verändern.

Das ist dann nämlich auch schon der Kerngedanke der Guerilla-Schulentwicklung. Es gibt kein feststehendes großes Ziel, auf das dann hingearbeitet wird, bei dem der Schulleiter die Richtung vorgibt und den Lehrkräften sagt, wo es lang geht (ich verzichte hier jetzt bewusst auf militärische Metaphern). Solche Entwicklungsprozesse sind in der Regel zum Scheitern verurteilt. Dennoch braucht Schulleitung eine Vision, die im Idealfall im Dialog mit der Schulgemeinschaft entsteht. (Zum Thema Vision wird bald ein weiterer Blogartikel erscheinen.) Diese Vision muss hinreichend, aber nicht sonderlich konkret sein, sie muss eine Richtung haben, aber kein klares Ziel. Schulentwicklung ist eine zentrale Aufgabe der Schulleitung, aber kein Prozess der sinnvoll angeordnet werden kann, der aber gesteuert werden muss. Wie kann das aber gelingen?
Wie kann ich als Schulleiter Einfluss auf Schulentwicklung nehmen ohne zu diktieren und wie kann ich die Schulgemeinschaft mitnehmen?

Es ist nicht ratsam, und da hinkt der Guerilla-Vergleich, Schulentwicklung als Geheimoperation oder Täuschungsmanöver (schon wieder eine Militär-Metapher) durchzuführen. Schulentwicklung muss transparent sein. Aber sie darf, und da passt der Vergleich wieder, überraschend sein, sie darf Spuren hinterlassen, von denen unklar ist, wo sie herkommen. Ganz konkret heißt das, dass man an einer prominenten Stelle ein Plakat, eine Karikatur oder einen Zeitungsartikel aufhängen oder platzieren kann, der zum Nachdenken anregt.
Ich hänge manchmal so etwas ans Schwarze Brett oder „vergesse“ Kopien im Lehrerzimmer.
Ich weise bestimmte Kolleginnen und Kollegen auf bestimmte Fortbildungen hin oder werbe für bestimmte Bücher oder Filme. Zum Beispiel habe ich drei Exemplare des Buchs von Stefan Ruppaner angeschafft und ins Kollegium verliehen.
Wir haben außerdem innovative Konferenzformate wie Barcamps oder Open Spaces eingeführt, die ganz viel Raum zur Ideenentwicklung bieten, die dann langsam in die Schulgemeinschaft sickern (Schulentwicklung ist ja kein Sprint, sondern ein Marathon). Überhaupt geht es ganz viel darum den Mitgliedern der Schulgemeinschaft Möglichkeitsräume zu schaffen, ihnen Vertrauen zu schenken und sie bei Innovationen zu unterstützen, auch im Scheitern. Innovative Lehrkräfte haben einen starken Instinkt für die richtige Richtung von Schulentwicklung, sie, aber auch die Lernenden, spüren am Ende besser als die Schulleitung was die Schule braucht. So kam die Initiative zehn Lehrkräfte bei BeWirken an einer Lernbegleiter-Fortbildung teilzunehmen aus dem Kollegium und wurde von der Schulleitung natürlich sofort unterstützt.

Zur Guerilla-Schulentwicklung gehört auch Ideen und Erkenntnisse aus der Bildungswissenschaft oder aus der Bildungsbubble auf Social-Media in die Schulgemeinschaft zu transportieren. Das passiert im alle zwei Wochen erscheinenden Newsletter oder in Statements auf Konferenzen, Sessions in Barcamps, Einzelgesprächen und überhaupt bei jeder Gelegenheit. Bestenfalls als Denkanstoß oder Angebot auf keinen Fall als Belehrung.

Sinnvoll ist es natürlich auch externe Berater oder Teilgeber für Barcamps einzuladen, die Innovationen unterstützen.

All diese Maßnahmen führen zu sichtbaren Veränderungen. Am deutlichsten wird das in der Art, wie mittlerweile über Schulentwicklung in der Schule gesprochen wird. Vor zwei Jahren waren Begriffe wie Lernbegleitung, Freiday, Alemannenschule, Lernbüro, Barcamp usw. allenfalls einer kleinen Minderheit bekannt und spielten im Diskurs keine Rolle. Jetzt können fast alle Kolleginnen und Kollegen damit etwas anfangen und entwickeln ihre eigenen Vision von einer modernen Schulkultur. Und das ist ein beachtlicher Erfolg!
In nur zwei Jahren ist es gelungen durch ganz viele kleine Aktionen an ganz vielen Orten und zu unterschiedlichen Anlässen und Zeiten einen neuen Möglichkeitsraum zu schaffen, in dem Schulentwicklung stattfinden kann. Jetzt ist hoffentlich der Boden bereitet, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und Schule neu zu denken. Nicht durch Diktat oder Überwältigung, sondern durch Information, Angebot und Empowerment. Und das ist das, was ich mit Guerilla-Schulentwicklung meine.

(Mehr dazu hier)

WfS-08: Mit Tempo weiter – das zweite Jahr

Anknüpfend an den 6. Blogbeitrag muss festgehalten werden, dass die DNA-Gruppe arbeitet und erste Ergebnisse liefert. Gemäß dem Mandat für die DNA-Gruppe, welches von der Gesamtkonferenz nahezu einstimmig beschlossen wurde, haben sich zwei Themenschwerpunkte herausgebildet, an denen aktuell schwerpunktmäßig gearbeitet wird. Bevor ich dazu komme, hier zur Illustration das Mandat:

Die beiden Arbeitsschwerpunkte haben beide mit Teamarbeit zu tun, die daher im Fokus der Schulentwicklung im kommenden Schuljahr stehen muss. Teamarbeit ist kein überraschendes Thema für Schulentwicklung, aber ganz sicher auch nicht trivial. Die Forschung belegt, dass Teamarbeit wichtig ist und Ressourcen und Salutogenese schafft, gleichzeitig aber auch schwer zu implementieren ist, da das System traditionell eher auf „Einzelkämpfertum“ ausgerichtet ist.
Zu den beiden Arbeitsschwerpunkten haben sich Arbeitsgruppen gebildet. Die eine beschäftigt sich mit Teamstrukturen und einer Reform der Förderstufe (Jahrgänge 5 und 6), hier wird über Individualisierung von Lernprozessen, Lernbegleitung, Projektarbeit und vieles mehr diskutiert.
Die andere Gruppe beschäftigt sich mit der Schaffung von Freiräumen zum Austausch und zur pädagogischen Entwicklung. Hier geht es um die Möglichkeit eines Konferenztages (verbindlich oder freiwillig?), möglicherweise in Form von Barcamps, mehr Verbindlichkeit in Jahrgangs-, Fach- und Fachbereichsteams, Multiprofessionalität und vieles mehr.

Das klingt jetzt alles, als wäre die Entwicklung reibungslos verlaufen und das Ergebnis stünde schon fest. Dem ist natürlich mitnichten so. Die oben beschriebenen Diskussionspunkte sind eben genau das: Punkte, die diskutiert werden. Diese sind weder unumstritten noch beschlossen. Ein Gedanke der DNA-Gruppe ist ja, das Ideen und Diskussionen immer wieder gespiegelt werden, um sie im System zu verankern. Das heißt, eine Idee, ein Konzept wird zunächst in der DNA-Gruppe gespiegelt, die ja einen Querschnitt der verschiedenen Positionen der Schulgemeinschaft abbilden soll. Hier wird schon in einer ersten Rückmeldung klar, ob Ideen oder Projekte von Teilen der Schulgemeinschaft kritisch gesehen werden und daher eventuell nachgeschärft oder verworfen werden müssen. In einem zweiten Schritt werden Ideen und Projekte dann in der Gesamtkonferenz präsentiert und diskutiert. Hier wird dann entschieden, ob eine Idee weiter verfolgt wird oder eher nicht.
Eine größere und schwierigere Diskussion entstand um das Verhältnis von neuer DNA-Gruppe und bestehender Schulentwicklungsgruppe. Dazu wird ein gesonderter Blogbeitrag erscheinen.

Was ist noch passiert?
Im Rahmen des Mandates konnten zwei Gruppen aus dem Kollegium an der KGS-Niederrad und der IGS-Süd in Frankfurt hospitieren, um Eindrücke von deren Arbeit zu bekommen, dabei ging es besonders um individualisiertes und selbstreguliertes Lernen und die zugehörigen Feedback-Prozesse.
Ein weitere Gruppe aus dem Kollegium hat eine Lernbegleiter-Fortbildung bei BeWirken gemacht.
Im Jahrgang 7 haben wir in einer Klasse erste Erfahrungen im fächerübergreifenden Lernen und in der Projektarbeit gemacht.
Wir haben gemeinsam mit Schülerinnen, Schülern und Eltern ein Konzept zur Handynutzung und ein Schutzkonzept entwickelt.
Außerdem haben wir uns auf den Weg gemacht am Projekt „einfach bewegen(d)“ des Ministeriums teilzunehmen, um mehr Bewegung in den Unterrichtsalltag zu bringen.
Schließlich haben wir als Schulleitung erstmals ein Feedback des Kollegiums eingeholt.
Und wir haben endlich unsere Zukunftsschmiede Trendhub eingeweiht. Impressionen dazu:

Wenn ich mich manchmal zurücklehne, reflektiere und die letzten beiden Jahre als neuer Schulleiter der Weibelfeldschule Revue passieren lasse, bin ich immer wieder begeistert, was wir schon alles geschafft, angebahnt und bewegt haben. Im kommenden Schuljahr wollen wir schwerpunktmäßig an den oben beschriebenen Teamstrukturen arbeiten, weiter an anderen Schulen hospitieren, das Feedbacksystem ausbauen und mehr Bewegung in den Schulalltag bringen. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Förderung der SV-Arbeit sein. Da beginnen wir mit einem Workshop nach den Sommerferien auf dem Hofgut Neuhof, der von den „Feuerfreunden“ aus Dreieich begleitet wird, dazu auch bei anderer Gelegenheit mehr.

Blog 2025-15: Exodus aus dem Schulsystem?

In der Lehrkräftebubble tut sich diesen Sommer etwas. Bob Blume, Gert Mengel und Silke Müller verlassen den Schuldienst oder lassen sich beurlauben. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, die in den sozialen Medien aufgeploppt ist. Wer danach sucht findet noch zahlreiche weitere Fälle.
Isabell Probst hat mittlerweile zahlreich Nachahmerinnen und Nachahmer bekommen, die Lehrkräfte beraten, die darüber nachdenken „das System“ zu verlassen.
Auf Facebook gibt es zwei Gruppen „Lehrer auf Abwegen“ mit 11,5 und knapp 17 Tausend Mitgliedern.
Was einst als undenkbar galt, einen sicheren Beamtenjob zu kündigen, ist nichts Ungewöhnliches mehr.
In Baden-Württemberg hat sich die Zahl der Kündigungen in den letzten zehn Jahren verzehnfacht (Quelle).
In NRW haben 2023 fast 1.000 Lehrkräfte gekündigt; 2024 waren es etwas weniger. Darunter waren neun Schulleitungen. Viele waren unter 40 Jahre alt (Quelle).
Auch in Hessen haben die Zahlen stark zugenommen. Waren es 2018 noch 140 Kündigungen (Beamte und Angestellte), stieg die Zahl bis 2022 auf 228, bei den Beamten stieg die Zahl sogar von 39 auf 122 im betrachteten Zeitraum (Quelle).

Im Vergleich zu den Gesamtzahlen sind das (noch?) relativ kleine Zahlen. Baden-Württemberg hat über 75 und NRW sogar über 170 Tsd. Lehrkräfte, in Hessen sind es über 67 Tausend (Quelle). Dennoch sollte es zu denken geben, wenn Menschen es hinnehmen auf Pensionsansprüche zu verzichten, um dem Schulsystem den Rücken zu kehren.
Natürlich sind die Gründe vielfältig. Das kann mit dem Wunsch oder der Chance nach beruflicher Veränderung zu tun haben, wie bei Silke Müller und Gert Mengel, die dem Bildungssystem im erweiterten Sinne erhalten bleiben, das kann mit dem Wunsch nach Studium und Vertiefung zu tun haben, wie bei Bob Blume. Das kann mit dem Wunsch nach örtlicher Veränderung zu tun haben, wie bei einer Kollegin an meiner Schule. Wenn man aber den Ausstiegsberichten in den sozialen und „normalen“ Medien glaubt, hat es auch häufig mit Überlastung und Unzufriedenheit mit „dem System“ zu tun.
Das ist auch nicht wirklich verwunderlich. Die Anforderungen an das Schulsystem haben in allen Bereichen zugenommen, gleichzeitig wächst der Lehrkräftemangel. Außerdem sind die Bausteine des Systems davon noch sehr unterschiedlich betroffen. Grund- und Gesamtschulen haben mit größeren Herausforderungen zu kämpfen als Gymnasien. Städtische Schulen sind oft stärker betroffen als ländliche, dann spielen auch noch Regionen, Stadteile und die Systeme der Länder eine Rolle. Darauf reagiert Hessen mit einem Sozialindex, bundespolitisch gibt es das Startchancenprogramm. Daher lässt sich ein genereller Exodus nicht feststellen.
Dem gesamten Bildungssystem tut es vielleicht sogar gut, wenn erfahrene Lehrkräfte oder Schulleitungen an anderer Stelle wirken, dort ihre Expertise einbringen und für eine Veränderung des Systems kämpfen, was so im System nicht möglich wäre. Außerdem ist es ja in der Arbeitswelt außerhalb des Beamtentums völlig normal, dass man neue Herausforderungen sucht und sich beruflich umorientiert und entwickelt.
Dennoch zeigen der zunehmende Mangel an Lehrkräften, die steigenden Kündigungszahlen und die wachsende Unzufriedenheit im System, dass etwas nicht stimmt mit dem deutschen Bildungssystem. Seit Jahrzehnten werden die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler in internationalen Vergleichsstudien schwächer, psychische Erkrankungen bei Lernenden und Lehrenden nehmen zu. All das hat sicher nicht nur, aber auch, mit Schule zu tun.
Leider sind Kinder aber, wie Aladin El Mafaalani schreibt eine „Minderheit ohne Schutz“. Bildungspolitik spielt eine untergeordnete Rolle und wir führen nicht die notwendigen Diskussionen über Medien- und Demokratiebildung, psychische Gesundheit, Resilienz und Kompetenzen für das 21. Jahrhundert.

Bleibt zu hoffen, dass die Kündigungen von Lehrkräften nicht exponentiell wachsen, wie laut Christian Stöcker so viele Prozesse in den letzten Jahrzehnten. Bleibt zu hoffen, das wirklich viele der Kündigenden helfen, die notwendigen Diskussionen voranzutreiben. Und bleibt zu hoffen, dass Politik und Gesellschaft erkennen, dass die beste Vorsorge für eine gute Zukunft eine gute und zeitgemäße Bildung im hier und jetzt ist.

Newsletter 24/25-19: 27.06.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ein weiteres Schuljahr neigt sich dem Ende zu, mein zweites als Schulleiter an der Weibelfeldschule. Ich könnte jetzt wieder Bilanz ziehen und aufzählen, was wir im letzten Jahr erreicht haben, wie den Abschluss des begleiteten Prozesses zur Bildung einer DNA-Gruppe und dessen Erträge für die Schulentwicklung, die Entwicklung eines Handy- und eines Präventionskonzeptes oder der Umbau des AV-Studios und vieles mehr. Um all den Entwicklungen und Veränderungen gerecht zu werden, bräuchte ich mehrere Seiten und das würde niemand lesen wollen.

Stattdessen würde ich Sie gerne an einem wichtigen Learning für mich US DEM LETZTEN Jahr teilhaben lassen: Wir leben in Zeiten exponentiellen Wachstums. Diese Idee habe ich von Christian Stöcker geklaut (https://www.youtube.com/watch?v=U6V22IWppT8) und mit anekdotischer Evidenz festgestellt, dass dieses Phänomen auf viele Bereiche übertragen werden kann, vermutlich auch auf Schulentwicklung.

Wir kennen von dem Phänomen des Klimawandels die Existenz von Kipppunkten. Ein (naturwissenschaftlicher) Kipppunkt bezeichnet in verschiedenen Fachbereichen einen Punkt, an dem eine kleine Veränderung zu einer abrupten und oft unumkehrbaren Veränderung des gesamten Systems führt. Im Kontext des Klimawandels bezieht sich dies zum Beispiel auf kritische Schwellenwerte, deren Überschreitung zu irreversiblen und sich selbstverstärkenden Klimaänderungen führen kann.

In den Sozialwissenschaften spricht man auch von Kipppunkten, diese sind etwas komplexer zu erklären, haben aber einen ähnlichen Effekt (https://www.zeit.de/2024/06/soziale-kipppunkte-gesellschaftliche-stimmung-demokratie-sozialwissenschaft/komplettansicht). Sobald eine gewisse Anzahl von Menschen, oft um die 20%, manchmal auch schon viel weniger (es gibt eine Studie, die von 3,5% ausgeht), etwas verändern möchte, beginnt ein (in der Regel) unumkehrbarer Veränderungsprozess. Wir kennen das zum Beispiel bei Werten und Normen (Emanzipation, Todesstrafe) oder auf dem Finanzmarkt.

Egal um welche Kipppunkte es geht, auch hier haben wir es mit einem Phänomen von exponentiellem Wachstum zu tun. Das Problem ist nun, dass das menschliche Gehirn nicht gut mit exponentiellem Wachstum umgehen kann und wir dazu neigen, diesen Effekt zu unterschätzen. Ein positiver Aspekt des exponentiellen Wachstums ist, dass die Veränderung, die Einzelne bereit sind zu gehen, einen größeren Einfluss hat als angenommen.

Für Schulentwicklung bedeutet das, dass es gar nicht zwingend einer Mehrheit bedarf, um einen Veränderungsprozess zu starten. Im Change- und Organisationsmanagement liest man häufig, dass 10% des Personals genügen, um Veränderungen anzustoßen. Und 10% veränderungswillige Lehrkräfte haben wir an der Weibelfeldschule bestimmt und diese haben bereits mit einem Veränderungsprozess begonnen, ähnliche Beobachtungen mache ich im gesamten hessischen und deutschen Schulsystem, viele haben sich auf den Weg gemacht und: Wir werden mehr!

Das bedeutet, dass wir uns auch im Schulsystem auf Kipppunkte zubewegen, die das System verändern. Das ist übrigens auch kein neues Phänomen, solche tiefgreifenden Veränderungen gab es immer wieder, zum Beispiel die Einführung der Schulpflicht, die Koedukation oder die Bildungsexpansion.

Für die Weibelfeldschule bin ich gespannt, wo wir im kommenden Jahr exponentielles Wachstum und Kipppunkte erleben können. Was auch immer auf uns zukommt, ich freue mich darauf dies mit dieser Schulgemeinschaft gemeinsam erleben und gestalten zu dürfen!

Ihr

Erik Grundmann

P.S.: 2027 besteht die Weibelfeldschule 50 Jahre! Im Hintergrund kursieren schon erste Ideen, nach den Sommerferien sollten wir mit den Planungen beginnen. Wer aus der gesamten Schulgemeinschaft Lust hat, mitzuarbeiten, kann sich gerne bei mir melden. Lassen sie uns dieses Ereignis ein Jahr lang mit verschiedenen Höhepunkten aus allen Bereichen feiern!

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:Interessantes
Das Deutsche Schulportal fasst das vor wenigen Tagen erschienene Deutsche Schulbarometer zusammen, einer Befragung von über 1.500 Lehrkräften zu deren aktueller Stimmung und den Herausforderungen im Schulsystem: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/deutsches-schulbarometer-lehrkraefte-2025-die-wichtigsten-ergebnisse/.
Das Medienmagazin „Zapp“ vom NDR beschäftigt sich mit der Frage, ob Lehrer Influencer sein dürfen: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Content-aus-dem-Klassenraum-Duerfen-Lehrer-Influencer-sein,zapp14806.html.
Auf dem Deutschen Schulportal gibt es ein Dossier zur datengestützten Diagnose: https://deutsches-schulportal.de/dossiers/datengestuetzte-diagnose-und-foerderung-in-der-schule-aber-wie/.
Der großartige Schulentwickler Jan Vedder hat auf seiner Homepage eine neue Metapher entwickelt, Schulentwicklung als „Raketenwissenschaft“: https://www.vedducation.de/2025/06/15/ab-geht-die-rakete-schulentwicklung-mit-schubkraft/.
Auf dem deutschen Bildungsserver gibt es eine Schwerpunktseite zu Autismus-Spektrum-Störungen / Asperger-Syndrom: https://www.bildungsserver.de/foerderpaedagogik-inklusion/autismus-spektrum-stoerungen-asperger-syndrom-2643-de.html.
Eine Expertengruppe hat im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung eine Empfehlung für eine zukunftsorientierte Lern- und Prüfungskultur in Schulen erarbeitet: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/schulische-bildung/projektnachrichten/lern-und-pruefungskultur-in-schule-veraendern-ein-plaedoyer-fuer-mutige-entscheidungen.
Das DIPF stellt einen Sammelband zu „Soziale Herkunft als zentraler Faktor für Bildungserfolg – ein Schlüsselthema der Bildungsforschung“: https://www.dipf.de/de/dipf-aktuell/pressemitteilungen/soziale-herkunft-als-zentraler-faktor-fuer-bildungserfolg-ein-schluesselthema-der-bildungsforschung.
Die Bosch-Stiftung hat ein Papier zur psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern veröffentlicht: https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2024-10/DUK%20RBSG_Psych%20Gesundheit%20SuS_web%20final.pdf. Zum gleichen Thema gibt es ein sehenswertes Video von Ferdinand Stebner: https://www.youtube.com/watch?v=nWJDQ_72O1M&t=74s.

Smartphone und Social Media
In diesem Newsletter muss einmal mehr vor Entwicklungen in Social Media gewarnt werden, die erschreckend sind.
OmeTV gibt es zwar schon länger, erfreut sich aber anscheinend aktuell bei Jugendlichen wieder wachsender Beliebtheit. Es handelt sich dabei um eine Videochat-Plattform, mit der man mit zufälligen Fremden in Kontakt treten kann. Eine kritische Auseinandersetzung dazu gibt es hier: https://www.saferinternet.at/social-media-ratgeber/was-ist-ometv.
In Hamburg wurde ein Mannfestgenommen, der sich wohl über soziale Medien gezielt vulnerable Jugendliche gesucht hat, um diese sexuell zu Missbrauchen oder in den Selbstmord zu treiben. Erschrecken ist, dass dies kein Einzelfall ist, sondern Teil einer weltweit agierenden Online-Community. Mehr dazu hier: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/white-tiger-neue-details-zu-20-jaehrigem-hamburger-mordverdaechtigen,polizei-366.html.
Nicht ganz neu, aber dennoch ein erschreckender TikTok-Trend: „Forscher warnen vor übermäßiger Hautpflege bei jungen Mädchen“: https://www.spiegel.de/panorama/skincare-routine-forscher-warnen-vor-tiktok-trend-bei-jungen-maedchen-a-d406760d-81fb-4804-9fb1-bc140f36a100.
Nach Australien nimmt auch in Europa die Diskussion um Altersbeschränkungen für Social Media fahrt auf: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/social-media-alter-eu-100.html.

KI
In diesem Newsletter wird in der Rubrik KI ein kleiner Schwerpunkt auf Dinge gelegt, die mit KI möglich sind, mal eher gruselig, mal eher genial. Entscheiden Sie selbst.
Das ZDF hat mit Deepfake-Techniken Schauspieler in historische Persönlichkeiten verwandelt: https://presseportal.zdf.de/pressemitteilung/ab-jetzt-im-zdf-die-deepfake-diaries-historischer-persoenlichkeiten. Nichts völlig Neues, in Geschichtsdokus hat schon länger Reenactment Einzug gehalten, was nicht unumstritten ist.
Die BBC beschäftigt sich mit der Frage, wie Googles KI-Suche das Surfverhalten verändert. Durch die Anzeige von KI-Antworten bei den Suchergebnissen, geht unter anderem die Nutzung von Websites zurück, da das Ergebnis vermeintlich schon angezeigt wird: https://www.bbc.com/future/article/20250611-ai-mode-is-google-about-to-change-the-internet-forever. Damit verändert sich, laut BBC, das Internet grundlegend.
Die Firma Titanom hat mit „MyMilo“ einen sprechenden KI-Teddy für Kinder entwickelt und versucht diesen auf den Markt zu bringen: https://www.mymilo.de/.
Das MÍT hat eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass ChatGPT die Fähigkeit kritisch zu denken einschränkt. Einen Bericht dazu gibt es bei time.com: https://time.com/7295195/ai-chatgpt-google-learning-school/. Hier geht es zur Studie: https://www.media.mit.edu/publications/your-brain-on-chatgpt/.
Aufgrund einer veränderten Rechtslage in den USA, können bei ChatGPT keine Daten mehr gelöscht werden: https://t3n.de/news/openai-muss-chatgpt-daten-wegen-klage-speichern-1691701/.
Im letzten Newsletter hatte ich auf die Möglichkeiten von Veo 3 hingewiesen und schon sehen wir die ersten erschreckenden Anwendungen: https://www.derstandard.at/story/3000000275464/neue-kriegswaffe-ki-videos.
Überblick zu einer Studie zu KI-Einsatz im Unterricht bei Bildungsklick: https://bildungsklick.de/schule/detail/ki-schule-unterricht-wissenschaft-handreichung.

Tipps für den Unterricht
Mit https://storymap.knightlab.com/ kann man Geschichten, Lernpfade und vieles mehr kostenlos in Landkarten einbinden.
Der Podcast „Laberfach“ hat auf Youtube eine Playlist mit 33 Stilmitteln veröffentlicht: https://www.youtube.com/playlist?list=PLaY9K1q68Ak-P6iL9zpNtQ5v7MaToNv6q.

Veranstaltungsempfehlung
Am 30. September kommt auf meine Initiative hin SPIEGEL-Bestsellerautorin Silke Müller (https://silkemueller.com/) nach Dreieich ins Bürgerhaus. Sie wird einen Vortrag zu Kindern und Jugendlichen in sozialen Medien halten, im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion. Genaue Zeiten und Informationen zum Ticketverkauf folgen bald.
Am 15. November kommt auf Initiative der Hereaus Bildungsstiftung die großartige edunautika nach Hanau in die Karl-Rehbein-Schule nach Hanau! Die edunautika ist eines der renommiertesten Bildungsbarcamps in Deutschland und findet jährlich in Hamburg statt. Infos und Anmeldung gibt es hier: https://edunautika.de/2025-hanau/. Ich bin angemeldet.

Leseempfehlung
Sugata Mitra: The School in the Cloud. The Emerging Future of Learning, Thousand Oaks 2020. Sugata Mitra ist für mich persönlich eine große Inspiration und in Deutschland leider kaum bekannt. In diesem Buch beschreibt er die Grundlagen seiner Pädagogik und seine spannenden Projekte. Mehr zu ihm findet sich in meinem ersten Blogbeitrag: https://www.schulmun.de/2023/10/25/mehr-sugata-mitra/.

Hörempfehlung
Die Psychologin Hannah Metzler spricht im Podcast „deepdive“ über Mythen über Social Media, spannend und aufschlussreich: https://open.spotify.com/episode/7h7QFkPpa7jfrGdplmGGkf?nd=1&dlsi=941646749b304140.

Sehempfehlung
Die Maus erklärt KI kindgerecht, gelungene Sendung: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtMWU3N2UyOTctMDk4YS00NjA4LWIwZTktMWYwMzBkNThhY2Vj?isChildContent.
Auf dem Youtube-Kanal von Alexandra Wendler gibt es zahlreiche praktische Tipps für den Unterricht, vor allem zu herausfordernden Situationen: https://www.youtube.com/@entfesselteslernen2694.

Spaß im Netz
Das Catleidoscope: https://catleidoscope.sergethew.com/.



Blog 2025-14: Mediensucht – Der Programmhungrige, ein Fundstück

Die Weibelfeldschule hat eine lange Tradition in der Medienproduktion. Schon in den 1980er Jahren wurde im dortigen AV-Studio das „Stadtfernsehen Dreieich“ für das lokale Kabelnetz produziert. Dazu gehörten natürlich auch Arbeitsgemeinschaften, die sich mit Medientheorie und -ethik befassten. Besagtes AV-Studio wird gerade umgebaut und von Grund auf modernisiert. Dazu an anderer Stelle demnächst mehr.
Im Zuge des Umbaus wird auch ausgemistet und entsorgt, dabei ist meinem Stellvertreter ein kleines Büchlein in die Hände gefallen, das er benutzt hat, um eine Tür offen zu halten. Dieses Büchlein ist dann mir in die Hände gefallen und folgende Seite war aufgeschlagen:

Quelle: „Der Programmhungrige“ Aus: Müller-Neuhof/Schiphorst: Audiovision in der Praxis. Heim-Video von A-Z, Pflaum-Verlag München 1979/80, S. 38.

Warum blogge ich das? Weil es ein gutes Beispiel dafür ist, dass neue Technologien, hier der Videorekorder um 1979/80, zunächst gerne als Bedrohung wahrgenommen werden, denen dann auch Suchtpotenzial unterstellt wird. Radio und Fernseher sollten, wie das Internet, das Ende des Buchs einläuten, das ja als der Kulturträger schlechthin gilt. Allerdings hat weder das Fernsehen das Radio zerstört, noch das Radio das Buch. Das analoge Buch ist immer noch da, trotz Smartphone, Streaming und E-Reader.
Jedes Medium ist gefährlich, wenn es exzessiv genutzt wird, jedes Medium bringt aber auch Chancen und Innovationen mit sich und in dieser Ambivalenz müssen auch die aktuellen Debatten um Smartphones und soziale Medien gesehen werden. Weder Radio, noch Fernsehen oder Video sind verboten worden, sondern Teil der Kultur geworden, es gab Regulierungen von der Lizenzierung von Fernsehsendern, bis zu Altersbeschränkungen und Verboten von Videos und so wird es vermutlich bei den aktuellen Debatten auch kommen. Missbrauch, wie bei den etablierten Medien in der Vergangenheit, eingeschlossen.
Natürlich ist der Zugang zu den Medien immer leichter geworden, sie sind mittlerweile in Bild, Text und Ton ubiquitär. Mit den Gefahren sind aber auch die Möglichkeiten gewachsen. Wir sind als Gesellschaft noch dabei den Umgang mit diesen neuen medialen Dimensionen des Internets, Smartphones und der KI zu erlernen, das führt zu Konflikten im Aushandlungsprozess und zu Fehlentwicklungen bei der Freigabe und der Regulierung, das ist der normale gesellschaftliche Aushandlungsprozess, zu dem auch verschiedenen Stakeholder und deren asymmetrische Machtverhältnisse gehören.
Vielleicht trägt das hier vorgestellte Fundstück aus dem Archiv des AV-Studios der Weibelfeldschule dazu bei, die Debatte etwas zu entspannen.

Übrigens: Dank Georg Schlamp bin ich letztes Jahr auf folgende Karikatur aus der schweizerischen Zeitschrift „Der Postheiri“ von 1863 aufmerksam geworden:

Quelle: https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=psh-001%3A1863%3A19%3A%3A108#74.

Auch das beruhigt, trotz der massenhaften Verbreitung von Büchern in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, ist die Jugend nicht verroht und die Zivilisation ist nicht untergegangen.

Newsletter 24/25-18: 06.06.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

„Ihr habt eine tolle Schule!“ Diesen Satz hat letzte Woche ein Gast gesagt, der einen Einblick in unsere Arbeit bekommen hat. Solche Sätze tun gut und sind wichtig, bestätigen sie doch die Arbeit, die wir in unsere Schule stecken.

Man merkt das selbst oft nicht mehr, weil man im täglichen Betrieb, gerade in diesen herausfordernden Wochen, förmlich „betriebsblind“ wird. Dann kommen einem die Belastungen und Störfaktoren umso schlimmer vor, weil die Tage so durchgetaktet sind, dass all die positiven Momente und Entwicklungen verblassen.

Wenn ich dann aber einmal innehalte, weil ich einen solchen Satz vernommen habe oder weil ich mal durchatmen will und durch die Schule laufe, sei es in einer Pause über den Pausenhof oder am Nachmittag auf einen Plausch ins Lehrerzimmer gehe, dann kann ich ganz viel positive Stimmung entdecken. Schülerinnen und Schüler, die freundlich grüßen und für einen Spaß zu haben sind, Kolleginnen und Kollegen denen man ein positives Feedback geben kann und all die Plakate, Stellwände, Aushänge, die von Entwicklungsprozessen künden, bestärken, dass wir auf einem guten Weg sind.

Natürlich ist nicht alles super, natürlich läuft nicht alles glatt, natürlich gibt es Konflikte, natürlich passieren Fehler, aber das ist normal bei einer Schulgemeinschaft von ca. 5.000 Menschen. Wir müssen unseren Blick schärfen für die positiven Dinge und für all die Chancen und Optionen, die noch vor uns liegen.

Natürlich ist es manchmal anstrengend, natürlich ist manchmal alles zu viel, natürlich ist nicht jede Entwicklung in jedermanns Sinn, aber im Großen und Ganzen sind wir auf einem guten Weg. Alle Anstrengungen, die wir jetzt unternehmen, zahlen in die Zukunft ein. Wir legen jetzt das Fundament für die Weibelfeldschule der Zukunft. Dafür haben wir der DNA-Gruppe ein Mandat gegeben und dort heißt es zum Schulentwicklungsprozess:

„Ziel hierbei ist es, …

  • dass alle wieder mehr Lust auf (die Weibelfeld)Schule haben.
  • mehr Zeit zu haben, pädagogisch freier zu handeln.
  • das System der Weibelfeldschule zu transformieren und allen beteiligten Akteuren sinnstiftendes und selbstwirksames Arbeiten zu ermöglichen.
  • Organisations- und Entscheidungsprozesse zu finden und mutig zu etablieren, von denen alle beteiligten Akteure profitieren.
  • die Mitgestaltung der Weibelfeldschule durch Lehrende, Lernende und Eltern weiter zu stärken.“

Und genau das tun wir gerade. Ich bin froh, diesen Weg mit euch und ihnen allen gehen zu dürfen, denn: Wir haben eine tolle Schule!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Die Bertelsmann-Stiftung hat eine neue Studie veröffentlicht, in der es um „Bedarfe von Kindern und Jugendlichen für ein gelingendes Aufwachsen“ geht. Kinder und Jugendliche wünschen sich mehr Mitspracherechte und ausreichend Geld für soziale Teilhabe: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2025/mai/kinder-und-jugendliche-wollen-dazugehoeren-und-wissen-was-sie-dafuer-brauchen.
In den Niederlanden ist die Idee entstanden in Schulen Bürgerräte durchzuführen. Das könnte auch etwas für hier sein: https://www.buergerrat.de/aktuelles/buergerrat-macht-schule/.
Unter https://websitemission.de/ versammelt Nele Hirsch die Websites pädagogisch tätiger Menschen, ein spannendes Projekt. Auf der letzten Seite kann man die eigene Website einreichen.
In einem Interview des Deutschen Schulportals mit Michael Krelle von der Universität Chemnitz, geht es darum, warum Schülerinnen und Schüler am Zuhören scheitern und was man dagegen tun kann: https://deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/warum-schueler-am-zuhoeren-scheitern-und-wie-sich-das-aendern-laesst/.

Smartphone und Social Media
Der Medienpädagogische Forschungsverbund Süd-west hat die KIM-Studie 2024 veröffentlicht. Diese zeigt, dass das Internet und soziale Medien zunehmend bereits im Grundschulalter genutzt werden: https://mpfs.de/presse/kim-studie-2024-veroeffentlicht/ (PM und Downloadlink über den Shop).

KI
Die OECD und die Europäische Kommission haben einen Entwurf eines „AI Literacy Framework“ mit dem Titel „Empowering Learners for the Age of AI“ veröffentlicht: https://ailiteracyframework.org/wp-content/uploads/2025/05/AILitFramework_ReviewDraft.pdf.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hat ein Memorandum zum „Einsatz von Anwendungen „Künstlicher Intelligenz“ für die Leistungsbewertung an Schulen“ erstellt. Spoiler: Besonders bei Leistungsbewertung ist Vorsicht geboten. https://www.dkjs.de/wp-content/uploads/2025/05/memorandum_ki_leistungsbewertung.pdf.

Tipps für den Unterricht
Wer einen Einblick in das Materialnetzwerk erhalten will, das aus der Alemannenschule hervorgegangen ist, kann das hier tun: https://mnweg.org/.
Wie sich FelloFish in der Schule implementieren und einsetzen lässt beschreibt Georg Schlamp im FelloFish-Blog: https://www.fellofish.com/blog/ein-jahr-ki-feedback-mit-fellofish-ein-praxisbericht.

Leseempfehlung
Holzki, Larissa; Scheuer, Stephan: Inside KI. Wie künstliche Intelligenz und ihre Pioniere unser Leben und Arbeiten revolutionieren, Freiburg 2024. Holzki und Scheuer geben einen Überblick über die Geschichte der Künstlichen Intelligenz und die Mechanismen im Silicon Valley.

Hörempfehlung
Podcast mit Meron Mendel, dem Direktor der Bildungsstätte Anne Frank über die Frage wie Jugendliche und Erwachsene für Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit sensibilisiert werden können: https://bildungsklick.de/bildung-und-gesellschaft/detail/didacta-podcast-politische-bildung-meron-mendel.
Podcast mit Jonathan Haidt: https://open.spotify.com/episode/0I7lcHPon0tPI5HdByXSLY?context=spotify%3Ashow%3A122imavATqSE7eCyXIcqZL.

Sehempfehlung
Auf dem Youtube-Kanal von Hashem Al-Ghaili kann man sehen, was mit Video-KI möglich ist. Sehenswert, und ein wenig erschrecken, sind besonders die Shorts mit Veo 3: https://www.youtube.com/@hashemalghailiofficialchannel.

Veranstaltungsempfehlung
Am 01. Und 02. September findet die mobile.schule Tagung in Hannover statt, Tickets gibt es hier: https://mobileschule.net/tagung.

Save the Date: Am 22. September findet das 4. Kamener Schulgespräch statt.

Spaß im Netz
Der unendliche Zoom: https://infinitezoom.net/.