Blog 2025-08: Der Diskurs und Social Media. Geht´s noch?

Wir wissen, dass soziale Medien von Empörung leben, Zuspitzungen, Fakenews, Halb- und Ganzwahrheiten treiben den Algorithmus an und führen zu Klicks. Klicks sind die Währung und fördern den Profit.
Wir diskutieren auch, inwiefern soziale Medien die psychische und physische Gesundheit beeinflussen (hier mehr dazu: https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/).
Wir wissen, dass Jugendliche und junge Erwachsene ihre Informationen zunehmend aus dem Netz beziehen (vgl. zum Beispiel: https://www.schulmun.de/2025/02/16/blog-2025-06-vortrag-didacta-zu-demokratie-some-und-ki/), wir wissen, dass sie nur begrenzt in der Lage sind Fakten zu checken und viele Fakenews ungeprüft weiterleiten und so die Reichweite erhöhen.
Ein kürzlich stattgefundener Diskurs mit jungen Erwachsenen um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat mir aber noch einmal vor Augen geführt, wie zerrüttet die Diskursfähigkeit bereits ist. Die klassischen Medien werden nicht mehr ernst genommen und als staatlich gesteuert und ideologisiert wahrgenommen. Versuche faktenbasierter Argumentation werden zur Meinung degradiert und man hat halt einfach eine andere. Begründet wird zum Teil mit Fakenews und extremistischen Narrativen aus den sozialen Medien. Quellen gelten als seriöser und wahrhaftiger, wenn sie von „vor Ort“ kommen, also zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen oder der Ukraine. Überhaupt sind die Konflikte in Israel das Gleiche wie der Krieg in der Ukraine. Emotionen und Moral laden den Diskurs auf, unter geköpften Babys geht es nicht mehr.
Nicht zuletzt das Wahlergebnis der Bundestagswahl hat noch einmal die Macht der sozialen Medien unterstrichen. Wenn wir davon ausgehen, dass spätestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule all diese Informationen verschiedenster Qualität in Form von Text, Bild und Video über unsere Kinder kommen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Diskurs später nicht mehr möglich und voller Gift ist.
Russland, die Hamas, der IS und andere haben das verstanden und nutzen das aus, sie schütten dieses Gift über uns und unseren Kindern aus und wir lassen es geschehen. Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, sind Meinungen gefestigt und nicht mehr diskursfähig.
Ich kann es immer nur wieder wiederholen: Wir brauchen mehr Medienbildung. Jetzt! Und wahrscheinlich auch mehr staatliche Regulierung. Weil es so nicht mehr geht.

Ergänzung nach Veröffentlichung:
Weil es dazu Nachfragen gab: Das ist nicht die Schuld der Kinder und der Jugendlichen, das ist die Schuld derer, die das ignorieren, nicht wahrnehmen (wollen) und nichts tun.

Blog 2025-06: Vortrag Didacta zu Demokratie, SoMe und KI

Vorbemerkung: Der hier veröffentlichte Text entspricht nicht exakt dem Wortlaut des Vortrages, ist aber inhaltlich weitgehend Deckungsgleich. Ich formuliere Vorträge (als Sicherheitsmaßnahme) wörtlich vor, halte sie aber möglichst frei.
Ich lasse hier nach jeder Folie einen Absatz, dann lässt sich auch nachvollziehen, wie Inhalt und Präsentation zusammenhängen, die Präsentation gibt es am Ende der Seite.
Im Didacta-Programm war der Vortrag folgendermaßen angekündigt: Kurzbeschreibung: Demokratie- und Medienbildung können nicht mehr getrennt betrachtet werden. Seit Jahren verlieren die „klassischen“ Medien für Jugendliche an Bedeutung als Informationsquelle. An deren Stelle treten die sozialen Medien und zunehmend auch KI. Diese Entwicklungen haben direkten Einfluss auf die Unterrichtsqualität, die politische Bildung und das Schulklima, außerdem vergrößern sie die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler. Daraus ergeben sich viele noch offene Fragen für das Bildungssystem.
Im Vortrag wird auf den Befund aktueller Studien eingegangen und es werden Impulse zum Weiterdenken gegeben und Handlungsvorschläge gemacht, wie sich Schulen in diesem Themenfeld positionieren und organisieren können.

Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie! Die Rolle von KI & Social Media in Schulen

Werte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich begrüße Sie sehr herzlich zu meinem Vortrag und freue mich sehr mit Ihnen ein paar Gedanken zu Demokratie, Künstlicher Intelligenz und Medienbildung teilen zu dürfen.
Mein Vortrag gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil werde ich sie mit Studienergebnissen traktieren, um eine Art Ist-Situation zu skizzieren. Wo stehen schulen in den Bereichen Demokratiebildung, KI-Bildung und digital literacy und in der Medienbildung allgemein.
Im zweiten Teil werde ich dann skizzieren, was wir besser machen können und am Ende ganz konkrete Beispiele aufzeigen, was bereits geht, wenn wir nur wollen. Jan Vedder, ein großartiger Fortbildner und Schulreformer aus dem Norden sagt immer: Machen ist wie wollen, nur krasser!

Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen, oft wird dafür das Wort „Disruption“ bemüht. Wir haben es in vielen Bereichen mit exponentiellen Veränderungen zu tun, Christian Stöcker nennt zum Beispiel Digitalisierung, maschinelles Lernen, also umgangssprachlich KI, Biotechnologie, Wirtschaftswachstum, Artensterben oder den Klimawandel, für ihn beginnt der steile Teil der Exponentialkurve bereits in den 1950 er Jahren.

Ich glaube diese disruptiven Veränderungen, die wir gerade erleben, führen zu einer großen Verunsicherung in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens. Wie unsere Zukunft aussieht, ist aber nicht in Stein gemeißelt. Wir können das beeinflussen und die Zeit dafür ist jetzt! Dafür braucht es neue und komplexere Ansätze. Wir müssen in den Schulen aufhören in Schubladen und Fächern zu denken und anfangen Demokratiebildung, Medien- und KI-Bildung und fächerübergreifenden Kompetenzerwerb zusammen zu denken, um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden.
Darum soll es in diesem Vortrag gehen. Da wir es mit exponentiellen Veränderungsprozessen zu tun haben, müssen wir schnell handeln, wir müssen fixed Mindsets in Schulen aufbrechen und den disruptiven Veränderungen in der Welt mit disruptiven Veränderungen in der Schule begegnen. Das gute ist: Ideen und Lösungsvorschläge sind schon da, wir müssen uns nur dran wagen.
Es stellt sich also die Frage: Wohin wollen wir?
Wollen wir das helle und freundliche Szenario oder die Dystopie auf der rechten Seite.
Funfact: Alleine über diese KI-Bild könnte man locker 45 Minuten reden: Warum sind links Facebook und der alte Twittervogel abgebildet, verkauft der Laden Demokratie und wieso sitzt rechts jemand mit seinem Schreibtisch auf der Straße und v.a. warum ist dort eine US-Flagge usw. Aber das ist nicht das Thema, das Bild soll nur einen anregenden Impuls zum Einstieg bieten.
Legen wir los!

Das sind Headlines aus den Onlineausgaben von Spiegel, Stern, Handelsblatt, Zeit, FAZ, SZ, dem BR und anderen aus diesem und letztem Jahr.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich unser Bildungssystem und damit nachgelagert auch unsere Gesellschaft, in einer multiplen Krisensituation befindet. Unseren Kindern und Jugendlichen fehlen Medienkompetenzen, gleichzeitig steigen die Abhängigkeit von sozialen Medien und der Hass im Netz, die unsere Demokratie gefährden, bei zunehmendem Lehrkräftemangel und steigender Nutzung und Relevanz von Künstlicher Intelligenz. Riesige Herausforderungen!
Lassen Sie uns die einzelnen Herausforderungen etwas genauer betrachten. Zuerst gehe ich auf das Mediennutzungsverhalten ein und problematisiere dieses, dann schauen wir etwas genauer auf KI und schließlich darauf, was das alles für Demokratie bedeutet. Dazu habe ich ein paar zentrale Ergebnisse aus wichtigen Studien der letzten drei Jahre zusammengefasst.
Vermutlich kennen sie viele dieser Befunde und sie wissen auch, dass negative Nachrichten aus dem Bildungssektor mittlerweile nicht einmal mehr zu einem Aufschrei führen und schulterzuckend hingenommen werden.
Ich finde aber: Das geht so nicht!
Wer das neue Buch von Aladin El Mafaalani gelesen hat, weiß, dass Kinder eine Minderheit ohne Schutz sind und, dass die politisch relevante Wählergruppe über 60 Jahre alt ist. Damit will ich mich allerdings nicht zufrieden geben, weil ich weiß, dass die zentrale Investition für unsere Zukunft eine Investition in Bildung sein muss! Wir müssen es schaffen unsere Kinder und Jugendlichen fit zu machen für eine Welt, die wir uns immer weniger vorstellen können, eine Welt, die voller multipler Krisensituationen, aber auch voller Chancen ist. Dafür brauchen sie Resilienz und Kompetenzen, die jenseits des klassischen Bildungskanons liegen. Sie müssen sich in einer zunehmend digitalisierten Welt zurecht finden, sie werden von KI-Assistenten begleitet werden und Medien konsumieren und kreieren. Und Schule muss die Basis dafür legen, sie muss der Raum sein, in denen die Schülerinnen und Schüler Demokratie lernen und lernen Medien zu schaffen und zu lesen. Ein weiter Begriff von digital literacy ist dafür zentral.
Schauen wir aber zunächst einmal in die Studien, wie ist es um die Jugendlichen bei diesen erforderlichen Kompetenzen bestellt?

Ich entschuldige mich schon im Voraus für die überladenen und dichten Folien, für die vielen Zahlen und Prozentzeichen, aber da müssen sie jetzt durch!
Ich will damit einen Raum schaffen, in dem wir uns bewegen und visualisieren, wie es aktuell aussieht. Am Ende wird es wieder besser, versprochen…
Ich hoffe, Sie können meine Fleißarbeit dann doch ein wenig würdigen 😉

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) erhebt seit 1998 unabhängige Basisdaten zum Medienumgang von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Hierzu wurden 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren befragt. Die Studie ist landläufig besser als „JIM-Studie“ bekannt.
Fast alle Jugendlichen nutzen WhatsApp, sie von diesem Netzwerk fernzuhalten bedeutet ihnen den zentralen Kommunikationskanal in ihrer Peer-Group zu entziehen. Gleichzeitig ist aus meiner Erfahrung WhatsApp aber auch der zentrale Kanal, in dem in Klassengruppen Mobbing stattfindet, in dem Gewaltbilder, Pornos oder verfassungsfeindliche Bilder und Memes verschickt werden. Hier wird schon deutlich, dass wir an Schulen Demokratiebildung und Medienbildung nicht trennen können.
Wer von ihnen hat an der Schule ein Medienkonzept? Wer hat ein Demokratiekonzept? Wer hat das in einem Konzept?
Was zeigt JIM uns noch? Instagram, TikTok und Snapchat sind wichtig, der Rest folgt mit Abstand. Es gibt ein grundlegendes Interesse am Weltgeschehen und Nachrichten, etwa die Hälfte nutzen auch noch Fernsehen und Radio (nicht unbedingt linear), Zeitungen spielen kaum noch eine Rolle. Also kommen auch die Nachrichten über das Weltgeschehen aus den sozialen Medien, dort haben es die Schülerinnen aber auch, zunehmend mit Fake News, Beleidigungen und Extremismus zu tun.
Außerdem zeigen alle mir bekannten Studien eine Zunahme der KI-Nutzung für die Schule. Zwei Drittel ist meiner Meinung nach ein eher konservatives Ergebnis…

Die ICILS-Studie war im letzten Jahr in aller Munde, weil sie nachgewiesen hat, dass die digitalen Kompetenzen in den achten Klassen nicht nur zu wünschen lassen, sondern auch noch schwächer werden. Die Daten stammen von 2023, die Veröffentlichung erfolgte im letzten November. Befragt wurden achte Klassen in 35 Bildungssystemen. Insgesamt schneidet Deutschland zwar im unteren Durchschnitt ab, ist aber seit der ersten Studie 2013 signifikant schwächer geworden. 40% der Achtklässlerinnen und Achtklässler haben unzureichende digitale Kompetenzen, können also, platt gesagt, nicht mehr als Klicken und Wischen. Nur 1% erreicht Spitzenwerte. Das ist dramatisch!
Bei Kompetenzunterschieden von Schülerinnen und Schülern ohne und mit Zuwanderungshintergrund schneidet Deutschland am schlechtesten ab, bei der sozialen Herkunft am viertschlechtesten. Das heißt auch hier ist der digital divide ein fundamentales Problem und spiegelt eines der, wenn nicht das, Grundproblem des deutschen Bildungssystems wider: Die Abhängigkeit des Bildungserfolges von der sozialen Herkunft!

Interessant bei ICILS ist, dass auch die Perspektive der Lernenden und Lehrenden auf digitale Bildung untersucht wird. Und hier wird deutlich, dass wir von einer Kultur der Digitalität in den Schulen noch weit entfernt sind. Verstehen sie mich nicht falsch, mir geht es nicht darum alle Prozesse auf „Teufel komm raus“ zu digitalisieren und ja, ich weiß, die Skandinavier fahren schon wieder zurück. Wenn wir aber nur halb so digital wären, wie die Schweden nach dem Zurückfahren, wären wir deutlich weiter als bei 25% täglicher Nutzung. Digitalität ist der Alltag und ein wichtiger Faktor für die Zukunft und da tun wir zu wenig und die 90% der Schülerinnen und Schüler haben recht, die Schule hierbei in der Pflicht zu sehen. Wo sonst soll den professionelle Medienbildung stattfinden?
Große Mehrheiten sehen in digitalen Medien Potenziale und Herausforderungen, d.h. 84% erwarten bessere Lebensbedingungen, 82% ein besseres Verständnis der Welt. Aber 82% sehen auch, dass mit digitalen Medien zu viel Zeit verbracht wird, 74% sehen Gefahren für die Gesundheit und 68% fürchten Abgrenzungen zwischen Menschen in der Gesellschaft. Die Schülerinnen und Schüler haben also durchaus eine differenzierte Sicht auf digitale Medien, vielleicht sogar differenzierter als viele Erwachsene.

Aus der Perspektive der Lehrkräfte scheint das etwas anders auszusehen, wenn aber 70% digitale Medien nur mindestens einmal am Tag nutzen und mehrere Klassen unterrichten, wird es wieder stimmig. In der Lehrkräfteausbildung spielte und spielt das Thema keine entscheidende Rolle, vor allem wenn es um konkrete Beispiele und Anwendung in der Praxis geht. Das scheint zwar besser zu werden, ist aber noch lange nicht gut.
Bei Lehrkräften unter 35 Jahren sieht es nämlich etwas besser aus, da fühlen sich 55% gut vorbereitet. Bei der dritten Phase der Lehrkräfteausbildung ist sicher auch noch reichlich Luft nach oben, diese hängt ja in der Regel von individuellem Engagement ab. Das wurde hier aber nicht untersucht, ich bin mir allerdings sicher, dass auch der digital divide innerhalb der Kollegien aktuell massiv zunimmt, das heißt, es gibt Gruppen von Lehrkräften, die bei Digitalität und KI weit vorne sind, aber auch solche, die sich damit gar nicht beschäftigen und die diesen größer werdenden Abstand nie mehr einholen können.

Ich zitiere aus dem Fazit der Studie:
„Die Ergebnisse der vorliegenden detaillierten Sonderauswertung zur PISA-Studie 2022 verdeutlichen, dass die selbsteingeschätzte digitale Informationskompetenz von Schüler*innen in Deutschland auf wichtigen Nachholbedarf in unterschiedlichen Bereichen hinweist. Während digitale Informationen fest im Alltag der Jugendlichen verankert sind, trauen sich die Schüler*innen oft nicht zu, digitale Informationen kritisch zu bewerten und unterlassen es, unterschiedliche Quellen auf ihre Verlässlichkeit miteinander zu vergleichen. Dies steht im Widerspruch zur wachsenden Bedeutung digitaler Informationskompetenz in einer zunehmend digital-geprägten Gesellschaft. Schulen und Lehrkräfte können hier eine Schlüsselrolle einnehmen und die digitale Informationskompetenz der Schüler*innen nachhaltig stärken.“ (S. 20)
Nur knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen billigt ihren Lehrerinnen und Lehrern die Kompetenz zu, digitale Geräte im Unterricht zu nutzen. Das ist deutlich weniger als im OECD-Durchschnitt (70 Prozent).
Auch hier ist wieder die Abhängigkeit der Kompetenz vom sozioökonomischen Status auffällig, es gelingt den Schulen nicht diese zu verringern.
Und noch ein Zitat:
„Die Hauptstudie „PISA 2022“ hatte bereits gezeigt, dass die Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland seltener als im OECD-Durchschnitt angeben, digitale Tools in ihrem Unterricht und bei den Hausaufgaben einzusetzen. Die Mehrheit der Schulleitungen hatte in der Befragung berichtet, dass die Lehrkräfte nicht genügend Zeit für die Unterrichtsvorbereitung zur Integration digitaler Medien haben und die Schulen nicht über genügend qualifiziertes Personal für den technischen Support verfügen.“
Im Kontext von digitaler Kompetenz und dem Umgang mit Fake News ist festzuhalten, dass nur 47% sich in der Lage sehen Informationen aus dem Internet qualitativ zu beurteilen und zwei Drittel diese ungeprüft in sozialen Medien teilt. Das ist fatal für den Schulfrieden, das Miteinander in der Gesellschaft und für die Demokratie.

Kommen wir zu einer Studie des Digitalverbands bitkom aus dem August 2024. Diese begegnet naturgemäß den Fähigkeiten der Kinder eher positiv. Bemerkenswert ist allerdings, dass über 90% der Sechsjährigen das Internet nutzen und über 93% der zehnjährigen soziale Netzwerke, was in den meisten Fällen eigentlich gar nicht erlaubt sein dürfte.
Insgesamt wurden hier Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren befragt, von denen 76% angeben sich mit Privatsphäreeinstellungen auszukennen, was sehr hoch wirkt. Vielleicht gehört dazu aber auch das Umgehen elterlicher Einstellungen, was man mit Youtube recht leicht erlernen kann.
Eher gering, aber es wird ja auch nur das „Hellfeld“ ausgeleuchtet, kommen mir die Zahlen zu den Hasskommentaren und zum Mobbing vor.
In der Presserklärung zur Studie äußert sich Bitkom-Präsident Wintergerst so: „ Auch wenn es ohne Kontrolle in jungen Jahren nicht geht, ist allerdings Aufklärung das wichtigste Instrument der Medienerziehung“ Das ist wohl richtig und auch hier ist dann Schule wieder gefordert, weil Eltern es, no offense, oft auch nicht besser wissen.

Rund 2.000 Menschen aller Altersklassen hat das Institut Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung zu Falschmeldungen und Desinformation befragt. Im Zentrum der Untersuchung stehen Narrative zu Russland und China, aber auch zu Impfungen, dem Klimawandel und der Corona-Pandemie, die Daten zu Jugendlichen hier stammen aus der Gruppe der 16 bis 19-Jährigen.
Wenn nur 44% der Befragten aller Altersgruppen angeben Fake News leicht zu erkennen, heißt das, dass über 50% sich damit schwer tun und wenn diese Zahl bei Jugendlichen noch höher ist, muss Schule mehr leisten. Erschreckend sind auch die anderen Zahlen, ungefähr ein Drittel der Jugendlichen glaubt nicht an den Klimawandel, an Impfstoffe oder dass China eine Demokratie sei.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung fasst das Ergebnis so zusammen:
„Die Umfrage zeigt: Wir haben das Ausmaß und die Gefahr von Desinformation in unserer Gesellschaft noch immer nicht erkannt. Junge Menschen sind deutlich empfänglicher für Desinformation und TikTok spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich chinesische und russische Desinformation weiter in unserer Mitte ausbreitet. Sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie“. Da hat sie wohl recht und stellt auch wieder einen Zusammenhang zwischen Medien- und Demokratiebildung her.

Bevor wir abschließend zu Zahlen zur Demokratie kommen, werfen wir noch einen Blick auf die Künstliche Intelligenz.
Auch bei dieser Vodafone-Studie aus diesem Jahr zeigt sich, dass Jugendliche KI für wichtig halten, diese für die Schule nutzen und knapp die Hälfte mit den Kompetenzen der Lehrkräfte unzufrieden ist. Nur ein gutes Drittel berichtet von Regularien in der Schule. Das zeigt, dass KI bei den Jugendlichen deutlich besser angekommen ist als in der Schule.
Interessant ist hier aber auch, dass der Zusammenhang zu Demokratie- und Medienbildung deutlich wird. KI verschärft die Ungleichheit in der Gesellschaft durch einen digital divide, gleichzeitig beeinträchtig sie den gesellschaftlichen Frieden und das Schulklima, indem sie Mobbing auf ein neues Level hebt. Deep Fakes ermöglichen eine ganz neue Qualität von Mobbing und da stehen wir noch am Anfang.

Kommen wir abschließend im statistischen Teil noch zu dem Aspekt der Demokratiebildung im Kontext sozialer Medien.
Das Institut für Generationenforschung hat in mehreren Erhebungswellen eine umfassende Umfrage zur aktuellen Erstwählerkohorte durchgeführt. Über mehrere Erhebungswellen hinweg, von 2024 bis Januar 2025, wurden 4.132 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik befragt.
Bemerkenswert ist hier das Ergebnis, dass sich über 90% der jungen Erwachsenen Sorgen um die Zukunft machen. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, taucht in meinem Vortrag aber nur am Rande auf. Spannend ist, dass für über 70% der Erstwählenden soziale Medien für ihr Verhältnis zu Politik wichtig sind und, dass ebenso viele junge Erwachsene den Politikern die Kompetenz im Umgang mit sozialen Medien absprechen. Denken sie nur an Scholz‘ Aktentasche.
Hellhörig muss man jedoch werden, wenn 55% angeben, dass sie sich im Gegensatz dazu von der AfD erreicht fühlen.
Laut statista hat die AfD, Stand Februar 2024, mit Abstand die meisten Followerinnen und Follower in den sozialen Medien, über 2,6 Millionen, das sind fast doppelt so viele wie die anderen Parteien zusammen haben. Auf TikTok und YouTube, bei Jugendlichen sehr beliebten Kanälen, ist die Partei weit vorne. Ebenso bei Facebook, aber das spielt für die Jugend kaum noch eine Rolle. Bei der letzten Europawahl haben 16% der 16 bis 24-Jährigen die AfD gewählt, die Partei konnte im Vergleich zu 2019 um 11% zulegen (im Gegensatz zu 5% über alle Altersgruppen). Bei der Landtagswahl in Thüringen im letzten Jahr waren es 35%, in Brandenburg 31% aus dieser Altersgruppe, die die AfD gewählt haben. Für die kommende Bundestagswahl konnte ich keine Prognosedaten finden, ich bin gespannt.
Ein Grund dafür ist die erfolgreiche Präsenz in den sozialen Medien und die mangelnde Kompetenz der anderen Parteien in diesem Bereich.
Hier wird noch einmal deutlich, dass Demokratie- und Medienbildung nicht getrennt betrachtet werden können. Jetzt muss man dazu aber auch noch wissen und bedenken, dass die Nutzung KI generierter Bilder und Filmsequenzen in Wahlkämpfen und Parteiwerbung eine zunehmende Rolle spielt und dass auch dort die AfD wieder besonders aktiv ist und ihr der der KI innewohnende cultural bias zugute kommt.

Ergänzend dazu noch Erkenntnisse aus zwei weiteren Studien, dann sind wir durch. Eine Bertelsmann-Studie von 2024 hat herausgefunden, dass das Vertrauen der 18 bis 30-Jährigen in Demokratie mit 59%, in die Regierung mit 39% und in die Medien mit 31% erschreckend gering ist.
Das passt zu den Erkenntnissen aus einer Vodafone-Studie von 2022, die ergab, dass 75% der 14 bis 24-Jährigen Politik zu schwerfällig finden und die Hälfte mit der deutschen Demokratie unzufrieden ist. Auch hier wird noch einmal deutlich, dass sich die junge Genration um ihr Zukunft sorgt und wenig Vertrauen in die Politik hat, dass diese Probleme wie den Klimawandel in den Griff bekommt.

Was ist nun das Fazit aus diesem Parforce-Ritt durch die Zahlen?
Eigentlich ist das Fazit desaströs. Wir lassen unsere Kinder und Jugendlichen alleine und sind dabei sie an Fake News und Hass zu verlieren. Das Vertrauen in die Institutionen schwindet, obwohl sich die Jugend für Politik und das Weltgeschehen interessiert. Sowohl das Elternhaus als auch die Schule und auch die Politik werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. „Wir verlieren unsere Kinder“, wie Silke Müller in ihrem gleichnamigen Bestseller feststellt und Kinder sind eine „Minderheit ohne Schutz“, wie Aladin El Mafaalani sein neues Buch betitelt. da sie und auch ihre Eltern politisch keine relevante Wählerschicht bilden, weil sie demografisch zunehmend marginalisiert werden.
Betrachten wir die einzelnen Punkte des Fazits noch etwas genauer, bevor wir zu Handlungsoptionen kommen.

Politik ist für Jugendliche nicht uninteressant, allerdings hat sich der Zugang fundamental gewandelt. Soziale Medien spielen eine zunehmend bedeutende Rolle, damit nimmt aber auch die Gefahr von Fake News und Beeinflussung durch extremistische Propaganda zu und das bei schwächer werdenden digitalen Kompetenzen und schwacher Unterstützung durch die Schulen, bei denen oft noch keine Kultur der Digitalität aufgebaut wird. Trotz des Interesses an Politik haben die Jugendlichen zu wenig Vertrauen in die Demokratie, Politiker und Medien. Klassische Zeitungen spielen kaum noch eine Rolle.

Wir wissen, dass die Nutzung des ersten Smartphones immer früher erfolgt, damit verbunden sind soziale Medien und das Internet. Das bedeutet zwangsläufig, dass immer jüngere Kinder mit Fake News, Gewalt, Extremismus und Pornographie konfrontiert werden. Für mich heißt das, dass wir noch früher mit Medien- und Demokratiebildung beginnen müssen. Wir müssen unsere Kinder so stark und resilient machen, dass sie damit umgehen können.

Dieser Einfluss von Fake News, Extremismus usw. nimmt eher zu. Andere Länder, China, Russland, aber auch die USA, versuchen online und digital Einfluss aus Wahlen und das gesellschaftliche Klima oder politische Entscheidungen zu nehmen. Dabei spielen auch Deep Fakes mit KI eine Rolle, KI kann aber noch mehr, sie kann zur Analyse von Nutzerverhalten und der Generierung von passgenauem Content genutzt werden oder Massen an Bots herstellen und dirigieren. Dies hat unmittelbaren Einfluss auf die Stabilität unserer Demokratie und das Klima an unseren Schulen.

Die eben schon angedeutete gefährliche Seite von KI, wird ums gefährlicher, wenn diese auch von Schülerinnen und Schülern vermehrt genutzt wird, aber die Kompetenzen im kritischen Umgang nicht ausreichen und die Lehrkräfte dafür nicht ausgebildet und daher nur begrenzt hilfreich sind.
KI überrollt die Schulen, es zeichnet sich aber noch keine flächendeckende Strategie ab, wie damit umgegangen werden soll. Erste Prüfungsformate, wie die klassische Hausarbeit, haben sich eigentlich schon erledigt, Hausaufgaben werden eher obsolet, aber wir haben bisher nur wenig Ahnung, was das für das Schulsystem bedeutet.
Nicht zu vernachlässigen ist der zunehmende digital divide, der eng mit der Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozioökonomischen Status zusammenhängt. Es ist wichtig zu wissen, dass auch eine erfolgreiche KI-Nutzung Geld kostet und on zuhause gestützt werden muss, was gerade in ohnehin schon abgehängten Familien nicht möglich ist.
Hinzu klommt dann noch der cultural bias, der in der KI stecht, durch den marginalisierte Gruppen weiter marginalisiert werden, weil sie in den Trainingsdaten der KI keine relevante Rolle spielen.

Deutsche Schülerinnen und Schüler werden schlechter in den Kompetenzen, die für eine Kultur der Digitalität benötigt werden, statt digital Literacy nur „click and swipe“. Das genügt nicht. Gleichzeitig haben die Schulen diese Themen zu wenig auf dem Schirm, die Lehrkräfte sind nicht hinreichend ausgebildet und ohnehin überlastet. Dazu kommt der Lehrermangel. All das gilt auch für die Schulleitungen und die Kultusbürokratie.
Das Vertrauen der Jugendlichen in Politik und Medien nimmt ab, das heißt, wir müssen uns Sorgen um unsere Demokratie machen. Das hängt natürlich mit den Fake News zusammen, aber auch damit, dass Jugendliche die Erfahrung machen, dass sie im politischen Diskurs keine sichtbare Rolle einnehmen. Das und die Zukunftssorgen der Jugend machen sie anfällig für politische und religiöse Extremisten jeglicher Couleur. Auch hier muss Schule mehr Verantwortung übernehmen.
Sie fragen sich jetzt natürlich zurecht, was Schulen noch alles machen sollen. Aber mal ehrlich, können wir es uns bei dieser Ausgangslage leisten uns nicht damit zu beschäftigen? Schule ist das Instrument der Gesellschaft zur Reproduktion von Herrschaft, wenn wir weiter eine pluralistische Demokratie wollen, müssen wir unseren Nachwuchs entsprechend ausbilden. Dafür müssen wir darüber reden, was wir in Schulen Deimplementieren können, aber das ist eine andere Debatte.
Ich hoffe, es ist deutlich geworden, warum ich glaube, dass Medien- und Demokratiebildung und digital literacy, inklusive KI, zusammen gehören und es so wichtig ist, diese zusammen und komplex zu denken und warum sich Schule dessen annehmen muss.
Die Diagnose ist also katastrophal und wenn wir die Probleme nicht angehen, rückt das rechte Szenario auf dem Eingangsbild näher. Sie erinnern sich?

Wie verhindern wir, dass die Dystopie eintritt, die sich vielleicht schon anbahnt? Was kann Schule konkret und realistisch tun?
Im zweiten Teil meines Vortrages will ich Impulse und Anregungen geben, wie wir Schule verändern können, um in Zukunft Medien-, Demokratie- und KI-Kompetenz in der Schule so zu fördern, dass wir eine optimistische Zukunft erwarten können, also die linke Seite des Bildes.
Ich glaube, dass Schule die zentrale Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft der Zukunft spielt. Hier müssen alle Kinder hin und hier werden sie gesellschaftlich zu großen Teilen sozialisiert und instruiert.
Ich werde nun zuerst auf einer eher abstrakten Ebene formulieren, wie sich Schule verändern muss und dann auf der persönlichen und systemischen Ebene konkreter werden und am Ende ganz konkrete Impulse für die Praxis setzen mit denen sie, wenn sie das denn wollen, am Montag loslegen können. Ganz am Ende gibt es noch die nötigen Links dazu.

Zunächst glaube ich, ist es wichtig, dass wir uns dafür öffnen, Schule neu zu denken.
Wir müssen uns klar machen, dass es immer weniger um reine Wissensvermittlung geht, Wissen wird durch das Internet und KI immer leichter verfügbar. Wir müssen endlich die Kompetenzen stärker in den Fokus rücken und den Umgang mit Wissen und dessen Überprüfung stärker in den Blick nehmen. Außerdem muss ein Schwerpunkt auf Demokratie- und Medienbildung in einer Kultur der Digitalität gelegt werden. Das ist eine Aufgabe für alle Lehrkräfte!
Weiter müssen Schulen echte demokratische Institutionen werden, die Bedürfnisse der Lernenden müssen ernst genommen werden, sie müssen echte Mitspracherechte bei der Gestaltung des Lernens, der Gebäude und der Strukturen bekommen. Nur wer wirklich mitbestimmt lernt demokratische Selbstwirksamkeit und vertrauen in die Funktionsweise von Demokratie.
Wir müssen akzeptieren, dass in einer immer komplexer werdenden Welt auch das Schulsystem komplexer wird. Es reicht nicht mehr Konzepte für Medien, Gewaltprävention, Suchtprävention, soziales Lernen, Methodenlernen und was es noch alles gibt, nebeneinander in den Schrank zu stellen. Wir müssen das alles zusammen denken, weil es zusammen gehört. Das ist natürlich komplex, aber Lehrkräfte können das. Dafür müssen sie sich natürlich permanent fortbilden, dafür braucht es entsprechende Ressourcen. In anderen Ländern funktioniert das ja auch.

Schulen müssen sich vernetzen, mit anderen Schulen aber auch mit anderen Bildungsträgern und Institutionen in den Kommunen, vom Gartenbauverein bis zur Volkshochschule. Dadurch lassen sich Synergien schaffen und der Blick weitet sich. Für die Schülerinnen und Schüler bieten sich außerschulische Lernorte und außerschulische Lehrende bereichern und entlasten die Schulen.
Vieles am Setting von Schule hat sich in den letzten 200 Jahren nicht geändert. Wir denken immer noch in Klassen, Fächern und Klassenarbeiten, alle Lernenden sollen im gleichen Alter, zur gleichen Zeit, im gleichen Raum, bei der gleichen Lehrkraft, im gleichen Tempo, mit dem gleichen Material, der gleichen Methode das gleiche Ziel gleich gut erreichen. Ob das je funktioniert hat, sei dahingestellt. Nach meiner Einschätzung funktioniert das immer schlechter. Alles muss auf den Prüfstand und neu gedacht werden. Das das möglich ist, zeigen real existierende Beispiel, dazu gleich mehr.
Wenn sich die Welt verändert, wie kann dann Schule stehen bleiben?
Werden wir aber erst einmal konkreter.

Was kann jede und jeder Einzelne tun?
Das Schwierigste ist, so zumindest meine Erfahrung, an Haltungen zu arbeiten. Die Rolle der Lehrkraft wandelt sich, sie wird vom Instrukteur zum Lernbegleiter oder zur Lernbegleiterin. Es geht darum die Lernenden bei ihrem Lernprozess zu unterstützen, sie zu „coachen“, ihnen beizubringen selbstorganisiert und individualisiert zu lernen. Dafür müssen wir ihnen auf Augenhöhe, frei von Adultismus und Klassismus, begegnen, sie in ihrer Persönlichkeit ernst nehmen, ihnen klar machen, dass sie ein Jemand sind und ihnen ein Growth Mindset mitgeben und ihr Potenzial erkennen und entfalten.
Wir müssen uns fortbilden, in Sachen Lernbegleitung, Potenzialentfaltung und einer Kultur der Digitalität. Diese Erkenntnisse müssen wir zur Unterstützung der Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler umsetzen.

Wir müssen jeden Lernprozess auch als Prozess für Demokratie- und Medienbildung sehen. Das geht, indem wir den Lernenden Mitbestimmungsrechte für ihren Lernprozess geben und wir sie bei schulischen Entscheidungen mitreden lassen und wenn wir in den Lernprozessen, wo es sinnvoll ist, mit Medien arbeiten, analog und digital. Lernprozesse lassen sich wunderbar mit digitalen Lernmanagementsystemen organisieren und von E-Portfolios begleiten, für so etwas finden sie hier auf der Messe Anbieter. So entsteht eine selbstverständliche Kultur der Digitalität, wie sie im „echten“ eben oft schon selbstverständlich ist.
Und zuletzt brauchen wir mehr Vernetzung und Austausch. Wir müssen mehr in Teams arbeiten und uns so gegenseitig entlasten, nicht jede Stunde, nicht jede Leistungsüberprüfung, nicht jede Unterrichtsentwicklung muss von Einzelnen immer wieder neu geplant werden. Durch gute Teamarbeit und konstruktiven Austausch lassen sich viele Ressourcen heben. Und das darf nicht am Schulzaun halt machen, das funktioniert auch mit anderen Schulen und sogar außerschulischen Partnern.

Schwieriger wird es dann auf der systemischen Ebene. Hier braucht man dann eine Schulleitung und Schulverwaltung, die Veränderungen mitträgt und man braucht ein Kollegium, das mitzieht, zumindest zu relevanten Teilen. Aber auch das geht, es gibt immer mehr Beispiele.
Elementar ist, dass man nicht einfach losrennt, das ist gefährlich. Viele gute Ideen zur Schulentwicklung verbrennen sofort, wenn sie nicht strategisch und inhaltlich klug geplant werden. Dafür ist es wichtig, sich mit Changemanagement und Organisationsentwicklung auseinander zu setzen. Dazu gibt es in allen Ländern Fort- und Ausbildungen.
Ebenso gibt es externe Begleitungen für diese Veränderungs- und Entwicklungsprozesse, teils von der Bildungsverwaltung, teils als Freelancer. Nutzen Sie das. Das sind die Profis für so etwas. Es ist keine Schande sich Profis in die Schule zu holen, mir ist ohnehin nicht klar, woher der Glaube kommt, dass Lehrkräfte und Schulleitungen alles können müssen, von der Erstellung von Hygienekonzepten bis zur Gefahrenabwehr oder Gewaltprävention. Dafür gibt es bessere externe Kräfte.
Schauen Sie über den Tellerrand, lernen Sie von Schulen, die sich schon verändert haben. Auch hier muss nicht immer das Rad neu erfunden werden. Innovative Schulen gibt es überall in Deutschland und diese kann man besuchen und sich mit ihnen vernetzen.

Verbreiten sie ihre Ideen, indem sie im Kollegium darüber reden oder Websites, Podcasts etc. empfehlen, suchen Sie sich Mitstreiterinnen und Mitstreiter, vernetzen sie Konzepte und arbeiten sie sich in die Komplexität schulischer Zusammenhänge und Konzepte ein.
Etablieren sie an Konferenzen oder pädagogischen Tagen neue Formate, die mehr Austausch ermöglichen, wie bei einem Barcamp. Platzieren sie dort innovative Schulentwicklungsthemen. Etablieren sie Mikrofortbildungen oder Fortbildungssnacks, zum Beispiel für kleine Aspekte der Digitalität, machen Sie Lust auf Neues.
Starten Sie kleine Prototypen und probieren sie gemeinsam mit Lehrkräften und/oder Lernenden neue Methoden, Prüfungsformate usw. aus. Wenn diese kleinen Projekte erfolgreich sind, entlasten und begeistern, dann breiten sie sich aus und werden zu Keimzellen der Veränderung. Aber auch hier ist es wichtig offen und transparent zu kommunizieren, bieten sie anderen an, mitzumachen, seien sie nicht böse, wenn die anderen nicht wollen. Starten sie keine „Geheimprojekte“, das fördert Argwohn.
Etablieren sie ein Qualitäts- und Projektmanagement, so arbeiten sie systematischer und zielgerichteter und sehen, ob Veränderungen wirksam sind. Auch hier gibt es Fortbildungen und externe Begleitung.
Wichtig ist: Veränderung braucht Zeit! Die komplette Neuausrichtung eines Systems kann durchaus fünf bis zehn Jahre dauern und verläuft nie gradlinig und problemlos, das müssen sie aushalten.

Ich kann es nicht oft genug sagen: Vernetzen sie sich! Das gibt Kraft, Orientierung und Rückhalt.
Es gibt bestehende Netzwerke zur Schulreform, die in Präsenz digital Fortbildungen und Workshops anbieten, dazu mehr auf der nächsten Folie.
Nutzen Sie soziale Netzwerke, ich profitiere persönlich sehr von BlueSky, dort sind viele fortschrittliche und digitalaffine Lehrkräfte vernetzt und tauschen sich über neue Ideen und Entwicklungen aus oder stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Es gibt ein paar sehr gute Bücher zu Schulentwicklungsthemen in allen möglichen Varianten vom kleinen erbaulichen Bericht aus der Best Practice, bis zu dicken Wälzern mit Theorie zur Organisationsentwicklung.
Es gibt tolle Podcasts und Filme, die Lust auf Veränderung machen und von erfolgreichen Veränderungsprozessen erzählen.
Besuchen Sie Veranstaltungen mit Gleichgesinnten, das macht Lust und zeigt, dass man mit seinen Wünschen und  Sorgen nicht alleine ist.
Schauen sie sich gelungene Beispiele an, fahren sie mit Kolleginnen und Kollegen oder der Schulleitung in eine Schule, die ein innovatives Konzept entwickelt hat und schauen sie sich das vor Ort an.
Zum Beispiel können sie sich bei den Trägerschulen des Deutschen Schulpreis umschauen, das geht vor Ort, aber auch im Internet oder in entsprechenden Veröffentlichungen.

Jetzt wird es ganz konkret! Das sind aber nur Beispiele, die Links kommen auf der übernächsten Folie, mehr gibt es auf meiner Homepage und natürlich im  Netz.
Netzwerke zur Schulreform: Schulen im Aufbruch bietet Entwicklungsbegleitung an und basiert auf den Ideen von Margret Rasfeld, damit verbunden ist der Freiday, BeWirken bietet auch Unterstützung bei der Schultransformation an, mit dem Programm UnlearnSchool gelingt der Wandel zu einer Schulkultur mit Lernbegleitung, die Breuninger-Stiftung von Helga Breuninger und die Pioneers of Education von Silke Weiss bieten ebenfalls Coachingprogramme und Workshops und unterstützen Veränderungsprozesse.
Soziale Netzwerke zur Inspiration nutzen: Es gibt bei BlueSky, Instagram, Threads oder LinkedIn Lehrkräftebubbles, die neue Mitglieder mit offenen Armen empfangen. Die Schwelle ist wirklich niedrig, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Mein Social Media-Hub ist das BlueLZ auf BlueSky. Ich bin in den sozialen Medien selbst erst seit zweieinhalb Jahren aktiv und habe dort so viel gelernt und so wichtige Kontakte geknüpft.
Einschlägige Literatur lesen: Das sind nur ein paar Autorinnen und Autoren, die mich inspiriert haben, mehr gibt es auf meiner Homepage.

Podcasts, Filme: Podcasts lassen sich wunderbar beim Putzen oder Autofahren hören, File können sehr inspirierend sein. „Treibhäuser der Zukunft“ ist schon etwas älter, aber eigentlich Pflichtprogramm für Lehrkräfte. Den Film gibt es auf YouTube. „Bratsch – Ein Dorf macht Schule“ gibt es noch bis zum 28. Februar in der Mediathek von 3Sat, Radical gibt es auf DVD.
Veranstaltungen: Hier auf der Didacta kann man auch zahlreiche Inspirationen mitnehmen, empfehlenswert ist auch die jährliche Tagung der Mobilen Schule in Hannover. Es soll wohl auch eine Neuauflage des PxP-Festivals in Berlin geben mit Workshops, Vorträgen, Ständen und Musikprogramm. Jährlich findet auch der Deutsche Schulleitungskongress in Düsseldorf statt, nicht ganz günstig, aber mit hochkarätigem Speaker- und Workshop-Programm. Neu auf dem Markt ist das Futuromundo von Leonard Sommer diesen Sommer in Stuttgart.
Best Practice: Schauen sie sich die Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe, die Alemannenschule in Wutöschingen, eine der vielen anderen innovativen Schulen an, das sind die lebenden Beweise dafür, das Veränderung möglich ist und Schule zeitgemäß und wohltuend sein kann.

Zum Abschluss noch fünf ganz konkrete Projekte als Beispiele für ein gute Praxis:
DemoKI: Projekt der Friedensschule Osnabrück zur Verbindung von KI und Demokratie, sehr spannend und am Laufen.
Aula: Eine von von Marina Weisband gegründete Initiative, die praktische Demokratie und Digitalität in Schule vereint, mit Aula lassen sich demokratische Strukturen etablieren und digital organisieren.
WSH: Beispiel für eine Schule mit Kultur der Digitalität Die erste digitale Schule Niedersachsens. Dort gab es die ersten Tablet-Klassen, Schulleiterin ist Silke Müller, vielleicht dem einen oder der anderen als Autorin oder Redmerin bekannt.
Auch der Rote Salon der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe ist ein tolles Projekt, bei dem Schulentwicklung unter Beteiligung der ganzen Schulgemeinschaft und sogar des Stadtteils stattfindet.
Und zuletzt der Freiday, bei dem ein Tag in der Woche kein klassischer Unterricht stattfindet, sondern im Sinne von schülerorientiertem Projektlernen, orientiert an den SDG, Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit erfahren.
Es gibt noch viele andere tolle Ideen, die hier den Rahmen sprengen würden wie das Fach Verantwortung oder das Leolab der Leonore-Goldschmidt-Schule in Hannover. Zum Thema KI muss man noch die Homepages von Joscha Falck, Manuel Flick, Hauke Pöhlert und Florian Nuxoll empfehlen, zur Medienbildung die zahlreichen Homepages wir Klicksafe und so weiter. All das würde aber den Rahmen sprengen.
Auf meiner Homepage gibt es dazu kuratierte Linksammlungen, eine Bücherliste, einen Newsletter, einen Blog und mehr. Ich freue mich, wenn sie vorbeischauen. Dort gibt es nach dem Wochenende dann auch diese Präsentation samt Vortragstext im Blog.

Hier gibt es die Links zu den konkreten Impulsen.
https://schule-im-aufbruch.de/, https://bewirken.org/, https://www.helga-breuninger-stiftung.de/, https://pioneersofeducation.online/
https://bsky.app/, https://www.instagram.com/, https://www.threads.net/, https://www.linkedin.com/
https://www.schulmun.de/buchtipps/
https://trello.com/b/7kLElfqe/podcast-box-bildung (Übersicht von Sebastian Staack)
https://www.didacta.de/, https://mobileschule-tagung.de/, https://pxp.one/festival/, https://deutscher-schulleitungskongress.de/, https://www.futuromundo.com/
https://www.ers-karlsruhe.de/, https://asw-wutoeschingen.de/, https://leonore-goldschmidt-schule.de/, https://www.wsh-hatten.de/
https://www.deutscher-schulpreis.de/

Und die Quellen zu den genutzten Studien.
•JIM-Studie 2024: https://mpfs.de/app/uploads/2024/11/JIM_2024_PDF_barrierearm.pdf
•ICILS-Studie 2023: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4941
•Sonderausw. PISA: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4993
•Bitkom 2024: https://www.bitkom.org/print/pdf/node/21985
•FNS 2025: https://www.freiheit.org/sites/default/files/2025-01/tabellenband_umfrage-desinformation_fnf_0.pdf
•Vodafone 2025: https://www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2025/01/KI_an_europaeischen_Schulen_IPSOS_DE-1.pdf
•Bertelsmann 2024: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/jung-kritisch-demokratisch
•Vodafone 2022: https://www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2022/04/Jugendstudie-2022_Vodafone-Stiftung.pdf
•Jugendwahlstudie 2025: https://www.generation-thinking.de/post/jugendwahlstudie-2025

Wer sich mit mir vernetzen will, kann das gerne tun. Einfach den QR-Code scannen und dann gibt es alle Vernetzungsmöglichkeiten in einem Linktree.
Ich hoffe, mein Vortrag war in irgendeiner Weise hilfreich, mir war es in jedem Fall ein Vergnügen.
Einen Punkt habe ich noch 😉 Ich glaube, dass die Realität an Schule sogar noch viel komplexer ist. Wir haben nämlich noch gar nicht über psychische und physische Gesundheit, Radikalisierung, Bubbles, Echokammern, Ernährung, soziales Lernen und so vieles mehr gesprochen. Dazu vielleicht beim nächsten mal mehr!
Vielen Dank, vernetzen sie sich und denken sie komplex!

2024-13: Mehr Medienbildung jetzt!

Pics: DALL-E, Sound: suno.ai, Video: Clipchamp.

Wir brauchen mehr Medienbildung in den Schulen, in allen Fächern, in allen Jahrgängen und zwar jetzt.

Dieses Thema beschäftigt mich schon länger und ich habe dazu auch schon gebloggt und mich in meinen Newslettern beschäftigt, insbesondere hier:
https://www.schulmun.de/2023/11/18/2023-04-verlieren-wir-unsere-kinder/
https://www.schulmun.de/2024/01/21/2024-03-mehr-ki-in-die-schule-die-2/
https://www.schulmun.de/2024/02/20/2024-06-ki-ist-der-gamechanger-in-der-bildung/
https://www.schulmun.de/2024/03/28/2024-11-kibedenken-als-teil-einer-blogparade/
https://www.schulmun.de/2024/03/21/newsletter-12-22-03-2024/.
Zahlreiche weiterführende Links habe ich hier zusammengetragen: https://www.schulmun.de/2024/01/04/social-media/.

Ich bin eigentlich kein Freund von Alarmismus und möchte auch nicht so klingen, muss aber feststellen, dass wir Pädagogen, wir Erwachsenen, wir Bildungsverantwortlichen im Bereich der Medienbildung unserer Kinder und Jugendlichen größtenteils versagt haben.
Viele von uns haben keine Vorstellung, was im Bereich der (sozialen) Medien unserer nachfolgenden Generationen wirklich passiert, manche wollen es vielleicht auch lieber nicht wissen. Es gibt gute Bücher (mehr dazu hier: https://www.schulmun.de/buchtipps/), es gibt gute Fortbildungen, Vorträge oder Workshops von verschiedenen Trägern oder auch der Polizei. Leider werden diese zu wenig genutzt und erreichen nicht die Familien, in denen es wichtig wäre; Elternabende zu solchen Themen sind leider oft nicht gut besucht.
Was ist denn nun aber das „Schlimme“ was den Kindern und Jugendlichen im Netz passiert? Früher gab es auch Mobbing, Gewalt oder Pornografie. Das Neue ist allerdings die ständige Verfügbarkeit, die leichte (auch ungewollte) Verbreitung, der multimediale Zugang und die ewige Verfügbarkeit von gewollten und ungewollten Fehltritten, das Netz vergisst (fast) nichts. Die Schilderungen sind hier bewusst drastisch, aber nicht dramatisiert. Silke Müller beschreibt in ihrem Buch „Wir verlieren unsere Kinder“ zum Beispiel wie Mädchen aus einer 8. Klasse morgens im Bus per Airdrop ein Video auf ihr Smartphone übermittelt bekommen, auf dem ein Mann mit einem Skalpell kastriert wird. In Klassengruppen werden immer wieder Nazi-Memes verschickt. Die beliebten Plattformen Twitch, Discord oder auch Reddit und viele andere werden für Cybergrooming missbraucht, auf Youtube finden sich unzählige Fakenews, Verschwörungstheorien oder Propaganda. Auf Instagram und im Klassenchat findet massives Cybermobbing statt und mit Künstlicher Intelligenz sind Deep Fakes mittlerweile ein „Kinderspiel“.
Besonders tut sich immer wieder TikTok hervor. Diese Plattform mit kurzen, oft lustigen Videoclips hat es in sich. Nicht nur, dass sich dort überproportional viel extremistische Propaganda tummelt, die durch den Algorithmus immens verstärkt wird, hier finden auch zahlreiche fatale Contests statt, die schon Todesopfer gefordert haben, hier werden Kinder aufgefordert Stühle in der Schule zu zersägen, Schultoiletten anzuzünden oder Deo zu inhalieren. Auf TikTok oder auch auf Twitch gibt es Nischen, in denen Jugendliche Selbstmordgedanken austauschen. In den sozialen Netzwerken werden unerfüllbare Schönheitsideale propagiert, dort teilen zehnjährige Mädchen Beautyvideos, in denen sie Anti-Aging-Cremes empfehlen.


Hinzu kommt, dass hinter den (sozialen) Medien eine Multi-Milliarden-Dollarindustrie steckt, deren Anwälte und Lobbyisten eine strenge Regulierung zu verhindern wissen und deren Entwickler und Vermarkter genau wissen, wie sie die Gehirne der Kinder und Jugendlichen (und natürlich auch der Erwachsenen) erreichen. Alle sozialen Netzwerke leben von der Sichtbarkeit ihrer Akteure, die sich in Likes und Followern ausdrückt. Die Jagd nach Likes spricht Urinstinkte des Gehirns an, die über Dopaminausschüttungen Glücksgefühle verursachen, die drogenähnliche Rauschzustände verursachen. Wie bei Drogen fordert das Gehirn aber eine immer stärkere Dosis oder Frequenz um den Glückszustand aufrechtzuerhalten. Auf die Spitze treibt das zum Beispiel Snapchat, wo die Likes durch Flammen ausgedrückt werden, die wieder verschwinden, wenn nicht schnell genug „nachgelegt“ wird. Ähnliches gilt auch für die zahlreichen bei Kindern und Jugendlichen beliebten Browsergames von Subwaysurfer bis Forge of Empires mit ihren Gadgets und Levels. Auch die Verkaufsplattform Temu arbeitet mit diesen Mechanismen. Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch auf die Effekte von Bubbles und Echokammern hingewiesen werden, die durch die Algorithmen Fehlverhalten verstärken und normalisieren.

Interessant ist in diesem Kontext auch ein Interview mit dem Soziologen Jonathan Haidt in der NZZ zum Einfluss von sozialen Medien auf die Generation Z (https://www.nzz.ch/feuilleton/interview-jonathan-haidt-covid-war-nichts-im-vergleich-zu-dem-was-wir-unseren-kindern-mit-sozialen-medien-und-smartphones-antun-ld.1824924). Er sieht hier einen Zusammenhang zwischen der massenhaften Verbreitung von Smartphones unter Kindern und Jugendlichen seit den Jahren um 2010 und einem gleichzeitig beginnenden Leistungsabfall in der Schule. Gleichzeitig nehmen auch die psychischen Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen seit dieser Zeit massiv zu.

Was können Schulen tun?
Schulen und Eltern haben beide einen Erziehungsauftrag. Leider kommen beide im Bereich der Medienbildung- und -erziehung diesem nur unzureichend nach. Die Gründe dafür sind in Schule und Elternhaus ähnlich. Fehlende Kompetenzen, fehlendes Interesse oder Zeitmangel sind wohl die wesentlichen Gründe. Wir können es uns als Gesellschaft aber nicht leisten unsere Kinder zu verlieren, um den oben genannten Buchtitel noch einmal aufzugreifen.
Für mich kommt naturgemäß den Schulen bei der Medienbildung eine zentrale Rolle zu. Theoretisch ist sie diesen ja sogar schon zugewiesen. Medienbildung ist curricular verankert, Teil von sozialen Lernkonzepten, wird von Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern oder anderen externen Experten in die Schule getragen und von den Lehrkräften unterrichtet. Schulen müssen Medienkonzepte erarbeiten usw.
All das trägt aber leider nur sehr beschränkt, weil es nicht als zentrale Aufgabe wahrgenommen wird, sehr fragmentiert und punktuell stattfindet und Zeit und Raum nicht wirklich vorhanden sind.
Wenn wir nicht bald und massiv handeln, wird sich aber der Leistungsabfall in den Bildungseinrichtungen verschärfen, werden psychische Erkrankungen weiter zunehmen und letztlich unsere pluralistische Gesellschaft und unsere Demokratie aufs Spiel gesetzt.
Wir brauchen also schnell eine radikale Veränderung in der Schule. Wir müssen umgehend Zeit, Raum und Expertise schaffen. Wenn uns das nicht gelingt, sind all unsere aktuellen schulischen Ambitionen ziemlich nutzlos, weil wir unsere Gesellschaft und unsere Demokratie nicht mehr aufrecht erhalten können.
Ich spitze hier bewusst etwas zu und will damit wachrütteln, glaube aber ernsthaft, dass wir die Lehrpläne massiv entschlacken müssen, dass Lehrkräfte den Raum und die Zeit bekommen müssen sich verbindlich in diesem Bereich fortzubilden. Dazu Bedarf es der Unterstützung der politisch und behördlich Verantwortlichen. Wahrscheinlich müssen wir bei Fächern Stunden kürzen oder Fächer sogar ganz streichen, um mehr Medienkompetenz in einer Kultur der Digitalität zu vermitteln. Außerdem muss Medienbildung eine ernsthaft getragene Querschnittsaufgabe in allen Fächern sein. Ein kompetenter Umgang mit (sozialen) Medien ist heutzutage eine zentrale Kulturtechnik, gleichbedeutend mit Lesen, Schreiben und Rechnen. Idealerweise ist dieser Prozess in einen größeren schulischen Reformprozess eingebettet, aber das ist ein anderes Thema.


Was können Eltern tun?
Viele Eltern müssen sich zunächst, genau wie viele Lehrkräfte, weiterbilden und mit der Medienwelt der Kinder vertraut machen, um mit diesen auf Augenhöhe in einen Dialog treten zu können. Sinnvoll ist es, gemeinsam mit den Kindern Erfahrungen im Netz und im Umgang mit Medien zu sammeln. Zur Weiterbildung gibt es Bücher, zahlreiche Angebote im Internet, Veranstaltungen in der Schule und nicht zuletzt die eigenen Kinder, die ihre Eltern meist stolz und gerne aufklären. Außerdem ist es die Aufgabe und Pflicht der Eltern sich um Privatsphäre-Einstellungen, Datenschutz, Online-Verhaltensregeln und den rechtlichen Rahmen zu kümmern, viele Apps sind zum Beispiel erst ab 14 oder gar 16 Jahren erlaubt. Ganz wichtig ist es, dass Eltern gemeinsam mit den Kindern verbindliche Nutzungsregeln erarbeiten und diese auch durchsetzen (hilfreich hierbei: https://www.mediennutzungsvertrag.de/).

Wir haben viel zu lange darauf gehofft, dass schon irgendwie alles gut werden werden wird und dass Schule das schon irgendwie hinbekommt. Ich fürchte, auch aufgrund meiner Erfahrungen in Schulleitungsfunktion in den letzten Jahren und meiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema, dass wir es mit einem „Weiter so“ nicht hinbekommen. Wir müssen aufwachen und aktiv werden. Es hilft dabei nicht, die (sozialen) Medien zu verteufeln oder verbieten zu wollen. Diese gehen nicht mehr weg und haben zweifelsohne auch eine enorm positive Seite, die hier nicht thematisiert wird. Wir müssen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kindern wahrnehmen und sie bei der Mediennutzung wohlwollend und wertschätzend begleiten und sie stark machen, um den Versuchungen im Netz zu widerstehen. Wir brauchen sicher auch mehr Regulierung und deren Durchsetzung durch den Staat. Der erste Schritt ist aber, dass wir das hier ausführlich beschriebene Problem überhaupt als solches wahrnehmen und ihm den Kampf ansagen. Weniger für uns Erwachsene, mehr für die Zukunft unserer Kinder. Diese sollte es uns wert sein!

Ein paar weiterführende Links zum Thema:

Eine gute erste Anlaufstelle ist immer: https://www.klicksafe.de/. Hier gibt es Informationen und Tipps zum Umgang zu nahezu allen relevanten Themen.

Zur Gefährdung von Kindern durch digitale Medien gibt die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz einen Gefährdungsatlas heraus, der 43 Medienphänomene genauer unter die Lupe nimmt: https://www.bzkj.de/bzkj/zukunftswerkstatt/gefaehrdungsatlas.

Hier gibt es einen prämierten Kurzfilm, der sich kritisch mit dem Suchtfaktor Handy und „Likes“ auseinandersetzt: https://www.youtube.com/watch?v=ioaY1z2trx4. Sehens- und zeigenswert!

Rechtsextreme Ideologien, versteckt hinter Hashtags: Extremisten umgarnen mit TikTok-Videos gezielt Kinder und Jugendliche. Experten warnen vor schleichender Radikalisierung. Beitrag von ZDF heute: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/tiktok-radikalisierung-kinder-jugendliche-rechtsextremismus-100.html#xtor=CS5-281.

In dieser Taskcard des Kreismedienzentrums Zollernalbkreis gibt es Hinweise zu TikTok allgemein und dem Umgang damit im Unterricht sowie zu den Challenges und deren Gefahren: https://kmz-zak.taskcards.app/#/board/4121c28c-dc17-47d7-a1c0-52da55f6557b/view?token=ded6d524-05a1-4c25-ba64-f0e89e2040c5.

Finanzpodcasts sprechen gezielt Jugendliche an und verbreiten rechtes Gedankengut, Blogbeitrag von Bob Blume:  https://bobblume.de/2024/01/24/digital-finanzpodcasts-als-einfallstor-in-rechtes-gedankengut/

Einen sehr langen, kritischen und sehr guten Artikel auf Englisch zum Smartphone und Kindheit gibt es bei The Atlantic: https://www.theatlantic.com/technology/archive/2024/03/teen-childhood-smartphone-use-mental-health-effects/677722/?utm_source=native-share&utm_medium=social&utm_campaign=share.

Viele weitere Informationen, Gedanken und Links finden sich in zahlreichen weiteren Beiträgen auf dieser Homepage.

Kultur der Digitalität und Social Media/Smartphone

Kultur der Digitalität

Immer Interessant zum Thema ist das eBildungslabor von Nele Hirsch mit zahlreichen Ideen und Angeboten rund um Digitalität und OER: https://ebildungslabor.de/allgemein/willkommen-im-ebildungslabor/.

Eine beeindruckende Seite zum Lernen mit digitalen Medien hat auch Hauke Pölert erstellt: https://unterrichten.digital/.

Der Kompetenzverbund lernen:digital gestaltet den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis für die digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung.“ Dabei sollen Materialien und Fortbildungen usw. für eine Kultur der Digitalität entstehen. https://lernen.digital/

Eine interessante Sammlung zu digitalen Lernangeboten hat Verena Pausder initiiert: https://digitale-lernangebote.de/.

Immer wieder wird gefordert digitale Medien aus der Schule zu verbannen. News4Teachers setzt sich in diesem Artikel damit auseinander, warum die typischen Argumente fragwürdig sind: https://www.news4teachers.de/2023/12/manifest-fordert-stopp-des-einsatzes-digitaler-medien-im-unterricht-bis-klasse-sechs-mit-fragwuerdigen-argumenten/.

Einen Ausblick auf die Möglichkeiten von AR und VR kann man auf der Homepage von Imsimity (https://imsimity.de/) aus dem Schwarzwald sehen.

Eine Linksammlung zu zahlreichen VR-Games für den Unterricht gibt es hier: https://www.immersivelearning.news/2023/04/06/top-72-educational-vr-games/.

Der ICT-Wiki aus der Schweiz bietet zahlreiche Links zum Lernen mit digitalen Medien und der zugehörigen Hardware: https://ict-wiki.ch/.

Hier stellt Philippe Wampfler in Frage, ob unsere gültigen Erwartungen von Lesekompetenz an Jugendliche noch zeitgemäß sind: https://schulesocialmedia.com/2023/12/12/mussen-jugendliche-besser-lesen-lernen-eine-kritische-bemerkung-zu-einer-popularen-forderung/. Interessanter Gedanke!
Und hier beschreibt der gleiche Autor das Trilemma von Prüfungen in der Digitalität: https://beurteilung.ghost.io/untitled-2/?ref=beurteilung-unterricht-newsletter&fbclid=IwAR3hkHmAi_S749NlT16NzOgjbU0a2pPzdzMsvm0wrYBrZjbsd_I3ALNWt7Y

Ein Debattenbeitrag zum Umgang mit dem Smartphone bei Kindern auf dem Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/kolumnen/machen-smartphone-und-co-das-leben-von-schulkindern-wirklich-smarter/.

Der Faktenfuchs des Bayrischen Rundfunks beschäftigt sich mit Fakenews und klärt darüber auf: https://www.br.de/nachrichten/faktenfuchs-faktencheck,QzSIzl3.

Auf https://kidsdigitalgenial.de/ gibt Jessica Wawrzyniak, Autorin von „Screen Teens“ zahlreiche Tipps zum sicheren Umgang mit dem Internet und Social Media.

Argumente, Gedanken und Notizen von Axel Krommer zu Bildung unter den Bedingungen der Digitalität: https://axelkrommer.com/.

Hier gibt es eine Übersetzung der Vorgaben des dänischen Kultusministeriums zum Umgang mit digitalen Endgeräten von Marc Albrecht: https://docs.craft.do/editor/d/e36c3696-65e2-faf9-de4f-1de4d0ada153/8863CBF4-264B-4B4E-8C97-B48D7A28FF3D?s=ZiVjsDKJNCWQu7LXktanrgUg6iQFeCvXEc7xhrFR2UXg. Es wird deutlich, dass es keinesfalls um Totalverbote geht.

Guter Blogbeitrag zur Einordnung der Entwicklung in Skandinavien von Sebastian Schmidt: https://www.flippedmathe.de/2024/02/28/digital-detox-nachbarl%C3%A4nder-%C3%BCberdenken-schul-digitalisierung/.
Dazu auch gut: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/gegendarstellung-karolinska-studie.

Kolumne von Rainer Sigl im Standard zum Umgang von Eltern mit Videospielen und Kindern: https://www.derstandard.at/story/3000000209724/kinder-und-videospiele-gamer-vater-sein-ist-schwer?ref=rss.

In dem YouTube-Kanal des Kompetenzverbunds lernen:digital gibt es zahlreiche kurze Filme zum Thema Lernen in einer Kultur der Digitalität mit renommierten Praktikerinnen und Praktikern: https://www.youtube.com/@lernendigitalDE.

Open Access-Buch von BELTZ zu dem großen Komplex Digitalisierung in der Schule: https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/produkte/details/52157-digitalisierung-in-der-schule.html.

Einen Überblick über die Kompetenzbereiche und Kompetenz der KMK-Strategie zu Kompetenzen in der digitalen Welt gibt es hier: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2017/KMK_Kompetenzen_-_Bildung_in_der_digitalen_Welt_Web.html. Anna Do und Niels Winkelmann haben dazu eine Taskcard zur Verfügung gestellt, mit der sie Beispiel für die Umsetzung im Unterricht sammeln wollen: https://www.taskcards.de/#/board/a83a32d7-bc06-4e75-85f8-4b1381b55150/view?token=f8866fa3-2d89-4e79-8321-e5eec44a9018.

Beat Döbeli-Honegger hat eine schöne Übersicht zu Argumenten gegen das Digitale in der Bildung und deren Entkräftung geschaffen: https://mehrals0und1.ch/Argumente/.

Lesenswerter Beitrag für didaktisch Interessierte von Hauke Pöhlert „Vom TPACK- zum DPACK-Modell – Unterrichtsentwicklung unter den Bedingungen der Digitalität“: https://unterrichten.digital/2024/10/07/dpack-modell-tpack-unterricht/.

Finnland kann in vielen Bereichen ein Vorbild sein, sehr interessant ist, dass Finnland Fakenews erfolgreich den Kampf angesagt hat und, dass (natürlich) Schulen dabei eine zentrale Rolle spielen: https://edition.cnn.com/interactive/2019/05/europe/finland-fake-news-intl/.

Mit https://der-newstest.de/ kann man seine Kompetenzen im Umgang mit Nachrichten und Fakenews im Internet testen.

Social Media und Smartphone

Klicksafe ist imho die erste Anlaufstelle bei (Sicherheits-)Fragen zu Social Media und digitalen Endgeräten, dort https://www.klicksafe.de/ gibt es zahlreiche Tipps und Hinweise zum Umgang mit sozialen Medien.

Ein empfehlenswerter Podcast zu diesem Themenkomplex ist „Medienhelden„: https://podcasters.spotify.com/pod/show/medienhelden/.

Einen Überblick über den wissenschaftlichen Stand zu Smartphone-Verboten in Schulen liefert die Universität von Luxemburg: https://science.lu/de/screentime/smartphone-verbot-schulen-was-ist-der-stand-der-wissenschaft.

Studie zur digitalen Nachrichtenkompetenz der Deutschen: https://www.stiftung-nv.de/de/publikation/quelle-internet-digitale-nachrichten-und-informationskompetenzen-der-deutschen.

Das Stadtmedienzentrum Stuttgart hat unter https://www.smz-stuttgart.de/schoolcrime eine hörenswerte Podcast-Reihe mit Begleitmaterial für den Unterricht gestartet, in der der Umgang von Jugendlichen mit dem Handy an realen Fällen diskutiert wird.

In dieser Taskcard des Kreismedienzentrums Zollernalbkreis gibt es Hinweise zu TikTok allgemein und dem Umgang damit im Unterricht sowie zu den Challenges und deren Gefahren: https://kmz-zak.taskcards.app/#/board/4121c28c-dc17-47d7-a1c0-52da55f6557b/view?token=ded6d524-05a1-4c25-ba64-f0e89e2040c5.

Zur Gefährdung von Kindern durch digitale Medien gibt die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz einen Gefährdungsatlas heraus, der 43 Medienphänomene genauer unter die Lupe nimmt: https://www.bzkj.de/bzkj/zukunftswerkstatt/gefaehrdungsatlas.

Mit „Take it down“ kann man verhindern, dass Nacktbilder auf zentralen social-media-Plattformen veröffentlicht werden können. Wie das geht, erklärt Klicksafe hier: https://www.klicksafe.de/news/take-it-down-entfernt-nacktbilder-von-minderjaehrigen-aus-dem-netz.

In diesem Filmbeitrag des SRF geht es um die Sicht von Jugendlichen auf die, meist von ihren Eltern, im Netz veröffentlichten Kinderbilder von ihnen (Sharenting): https://www.srf.ch/audio/input/sharenting-das-sagen-jugendliche-zu-ihren-kinderfotos-im-netz?id=12504315

Kurzfassung des Weltbildungsberichtes 2023 der UNESCO in der deutschen Übersetzung von J. Muuß-Meerholz mit dem Schwerpunkt „Technologie in der Bildung“: https://www.joeran.de/wp-content/dox/sites/10/GEMR-2023-Weltbildungsbericht.pdf.

Seite des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik zu Gefahren und Gegenmaßnahmen bei Deepfakes: https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Unternehmen-und-Organisationen/Informationen-und-Empfehlungen/Kuenstliche-Intelligenz/Deepfakes/deepfakes_node.html.

Andrea Buhl-Aigner gibt auf ihrer Homepage zahlreiche Tipps zum Umgang mit Smartphones und Co und bietet (kostenpflichtige) Coachings für Familen an: https://www.smartphonecoach.org/. Zum Beispiel: https://www.smartphonecoach.org/die-3-haeufigsten-gruende-warum-deine-bildschirmzeit-vereinbarung-scheitert-inklusive-3-wege-und-6-schritte-wie-du-eine-faire-vereinbarung-triffst-die-haelt/.

Interessanter Debattenbeitrag zum Alter für das erste Smartphone aus der „El Pais“ (auf Englisch): https://english-elpais-com.cdn.ampproject.org/c/s/english.elpais.com/society/2023-11-03/a-12-year-old-is-not-ready-why-thousands-of-parents-are-teaming-up-to-delay-their-childrens-first-cell-phone-use.html?outputType=amp.

Wer einen Zugang zu Netflix hat, kann die Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ legal in seinem Unterricht einsetzen: https://www.smartphonecoach.org/netflix-dokus-im-unterricht-das-dilemma-mit-den-sozialen-medien/.

Auf https://conspiracy-virus.de/ kann man ein kleines Quiz machen, mit dem getestet wird, ob man anfällig für Verschwörungstheorien ist.

Interessanter Artikel zu TikTok und Fakenews in der Bubble (leider hinter Bezahlschranke): https://krautreporter.de/5199-die-teenie-querdenker-innen?shared=9023325d-3bad-4ede-b095-d3d90e9541d7&utm_campaign=share-url-66347-article-5199&utm_source=instagram.com.

Hier gibt es einen prämierten Kurzfilm, der sich kritisch mit dem Suchtfaktor Handy und „Likes“ auseinandersetzt: https://www.youtube.com/watch?v=ioaY1z2trx4. Sehens- und zeigenswert!

Drogencodes in social media: https://tarnkappe.info/artikel/szene/dark-commerce/drogen-code-veroeffentlicht-emojis-sind-nicht-immer-harmlos-254257.html. Weiterer Beitrag zum Thema: https://www.smartphonecoach.org/bestellt-dein-kind-gras-auf-insta/.

Finanzpodcasts sprechen gezielt Jugendliche an und verbreiten rechtes Gedankengut, Blogbeitrag von Bob Blume: https://bobblume.de/2024/01/24/digital-finanzpodcasts-als-einfallstor-in-rechtes-gedankengut/

Der in Medienpädagogik erfahrene Kollege Günter Steppich hat eine tolle Seite rund um Medienbildung aufgebaut: https://www.medien-sicher.de/.

Tolle Taskcard des OHG Furtwangen zu Medienbildung (nicht nur) für Eltern: https://lmz.taskcards.app/#/board/085ff69f-f9f9-4af9-8fd1-ae4e2e764f54/view?token=821b0c01-1567-4e29-bf98-7d84a7f39eb2.

Dossier der BpB zu TikTok: https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/themen-und-hintergruende/lernen-mit-und-ueber-tiktok/.

In der Toolbox von teachtoday der Telekom finden sich schnell und übersichtlich vielfältige Materialen zur Förderung der Medien- und Demokratiekompetenz junger Menschen im Alter von 9-16 Jahren. https://www.teachtoday.de/2920_Toolbox.htm.

TikTok und Rechtsextremismus
Rechtsextreme Ideologien, versteckt hinter Hashtags: Extremisten umgarnen mit TikTok-Videos gezielt Kinder und Jugendliche. Experten warnen vor schleichender Radikalisierung. Beitrag von ZDF heute: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/tiktok-radikalisierung-kinder-jugendliche-rechtsextremismus-100.html#xtor=CS5-281.

Ein tolles Portal zur Medienpädagogik mit zahlreichen Informationen und Materialien mit der Zielgruppe Eltern: https://www.schau-hin.info/.

Das https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/ bietet Studien und weitere Informationen zum Umgang mit Hass im Netz.

Das Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg hat in Gesprächsrunden mit jungen Menschen im Alter von 14 bis 22 Jahren deren Medienverhalten erforscht. Titel: „Verständlicher, nicht so politisch“ – Einblicke in die Bedürfnisse und Nutzungspraktiken gering informationsorientierter junger Menschen, von: Wunderlich, Leonie; Hölig, Sascha. Sehr aufschlussreich: https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/forschungsnachrichten/forschungsnachrichten-single/newsdetails/junge-menschen-werden-mit-journalistischen-angeboten-kaum-erreicht. Die Studie direkt gibt es hier: https://doi.org/10.21241/ssoar.90067.

Einen sehr langen, kritischen und sehr guten Artikel von Jonathan Haidt auf Englisch zum Smartphone und Kindheit gibt es bei The Atlantic: https://www.theatlantic.com/technology/archive/2024/03/teen-childhood-smartphone-use-mental-health-effects/677722/?utm_source=native-share&utm_medium=social&utm_campaign=share.

Auf dem Deutschen Schulportal gibt es eine grafisch aufgearbeitete Zusammenfassung wichtiger Studien: https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/handyverbot-an-schulen-ja-oder-nein-was-sagen-die-studien/.

Lesenswertes Interview mit dem Soziologen Jonathan Haidt in der NZZ zum Einfluss von sozialen Medien auf die Generation Z:  https://www.nzz.ch/feuilleton/interview-jonathan-haidt-covid-war-nichts-im-vergleich-zu-dem-was-wir-unseren-kindern-mit-sozialen-medien-und-smartphones-antun-ld.1824924.

Eine Studie der OECD plädiert für einen sinnvollen Einsatz von Handys im Unterricht: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/oecd-studie-plaedoyer-fur-den-bedachten-einsatz-von-handys-im-unterricht.

Edutopia beschreibt drei verschiedene Ansätze zu einem Smartphone-Verbot: https://www.edutopia.org/article/cell-phone-bans-schools-principals-weigh-in/.

Wie man Hasskommentare richtig meldet auf Brodnigs Blog: https://www.brodnig.org/2024/07/06/hasskommentare-richtig-melden-eine-anleitung/.

Studie zur Auswirkung von Smartphoneverboten auf die Gesundheit und Leistung von Schülerinnen und Schülern: https://www.mdpi.com/2227-7102/14/8/906.

Eine schöne Sammlung zum Umgang mit Fake News im Unterricht gibt es bei KMS-Bildung: https://www.taskcards.de/#/board/7a85a39d-a0db-4370-840e-fc7236881421/view?token=cb96f291-8655-4174-b34f-800942d4043f.  

Im Rahmen der Initiative „Schau hin“ gibt es das Browserspiel „Sherlock Phones“ welches geeignet ist mit Kindern (7 bis 13 Jahre) und Eltern gemeinsam Medienkompetenz mit dem Smartphone spielerisch zu erarbeiten: https://www.schau-hin.info/service/sherlock-phones.

„The Feed“ ist ein Spiel der Medienanstalt für Baden-Württemberg, indem man als Praktikant in einem Social-Media-Unternehmen spielerisch die Mechanismen sozialer Medien und den zugehörigen Algorithmen kennenlernt: https://the-feed.de/#game.

Jonathan Haidt scheint eine Bewegung zur smartphonefreien Schule zu starten und stellt Material zur Implementierung einer solchen zur Verfügung: https://www.anxiousgeneration.com/phone-free-schools.

Eine Metastudie von Böttger und Zierer zeigt, dass der Effekt eines Smartphoneverbots an Schulen einen eher geringen Effekt in Bezug auf eine Leistungsverbesserun hat, aber zum sozialen Klima positiv beiträgt: https://www.mdpi.com/2227-7102/14/8/906.

Ziel der Plattform Innocence in Danger ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt Missbrauch – insbesondere im digitalen Raum. https://innocenceindanger.de/.

Ein schönes Padlet mit Links und Materialien zu Cybermobbing und Internetnutzung für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler hat Jens Teuber erstellt: https://padlet.com/jnstbr/cyber-co-zrmt1pd2chhz2srh.

Bei Andrea Buhl-Aigner gibt es kostenloses Unterrichtsmaterial zur frei zugänglichen Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“. Empfehlenswert: https://www.smartphonecoach.org/netflix-dokus-im-unterricht-das-dilemma-mit-den-sozialen-medien/.

https://www.soundswrong.de/ kämpft gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen im Netz und klärt darüber auf; Motto: Melden statt teilen!

Hier gibt es die Cyberlife-Studien zu Cybermobbing: https://buendnis-gegen-cybermobbing.de/aktivitaeten/studien.html.

Eine sehr gute und sehr umfangreiche Taskcard-Sammlung von Tools um Fake News, Verschwörungstheorien oder „Bullshit“ aufzudecken: https://www.taskcards.de/#/board/4e9fb693-e08b-43d5-99a8-69bc7554977e/view.

2023-06: Mein persönlicher Jahresrückblick

2023 war in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Jahr. Ich möchte hier aus meiner ganz persönlichen und höchst subjektiven Sicht einen Blick auf dieses Jahr voller Wandel werfen. Dieser Wandel betraf mich und meine berufliche Situation, bezieht sich aber auch auf Entwicklungen, die weit darüber hinaus gehen. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf Bildungsthemen, die mich Tag und Nacht umtreiben. Zunächst beschäftige ich mich mit den Themen, die die Bildungsrepublik bewegt haben. Am Ende werde ich dann auch etwas persönlicher und schreibe zu den Themen, die mich bewegt haben.

Zunächst war 2023 für mich das Jahr der Künstlichen Intelligenz. Natürlich gibt es das Thema schon deutlich länger, aber in diesem Jahr gab es erstaunliche Entwicklungen, die ich versucht habe mitzuverfolgen, was im Grunde kaum möglich war. Irgendwie war mir seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 klar, dass das eine grundstürzende Entwicklung ist, die die Arbeitswelt umkrempeln wird. Aber nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch das Bildungssystem, das war spätestens klar, als mich Sal Khan mit seinem TED-Talk zu Khanmigo eines Abends Anfang Mai um den Schlaf gebracht hatte. Ein weiterer Schlüsselmoment für mich war die Anhörung zu KI im Bildungsausschuss des Bundestages am 26. April, in der Frau Professor Doris Weßels eine Taskforce zu KI auf höchster politischer Ebene und sofortige flächendeckende Fortbildungen für Lehrkräfte gefordert hat. Ich habe diese Anhörung mit meinen Klassen im Unterricht verfolgt und war einigermaßen verwundert, wie wenig entscheidende Vertreterinnen und Vertreter der Politik im Thema waren. Noch mehr verwundert hat mich, dass der Appell von Frau Weßels im Grunde bis heute ungehört blieb. Überhaupt zeigt das Thema KI noch einmal wie unter einem Brennglas einige Problembereiche im deutschen Bildungssystem. Es gibt kein bundesweites konzertiertes Vorgehen, einige Bundesländer haben Handreichungen geschrieben, so auch Hessen, andere haben Landeslizenzen für KI-Tools angeschafft, so Mecklenburg-Vorpommern oder erst kürzlich Rheinland-Pfalz. Es gibt einzelne Lehrkräfte oder Schulen, die sich intensiv mit den Chancen und Risiken von KI auseinandersetzen und ihre Schülerschaft darauf vorbereiten und es gibt viele Schulen und Lehrkräfte, die sich immer noch nicht im Ansatz damit beschäftigt haben. Diese Beliebigkeit vergrößert die ohnehin schon große Heterogenität im Bildungssystem und wird bei der rasanten Entwicklung im Bereich KI jeden Tag schwieriger wieder einzufangen. Und das, wo KI schon im Alltag der Schülerinnen und Schüler Einzug gehalten hat. Umfragen zeigen, dass sich immer mehr KI-Unterstützung für Hausaufgaben und Facharbeiten holen, ja sogar von KI-Assistenten (zum Beispiel auf Snapchat) beraten lassen. KI-Chatbots sind bei vielen Servicesystemen mittlerweile brauchbarer Standard und die sozialen Medien, aber auch die klassischen Nachrichtensysteme, werden zunehmend von KI generierten Bildern und Texten ergänzt. In der Summe bin ich der Ansicht, dass KI mehr Chancen als Risiken für das Bildungssystem birgt. Personalisierte KI-Tutoren können ein Teil der Lösung des Lehrkräftemangels sein und zu einer wünschenswerten Individualisierung von Lernprozessen beitragen. KI-Feedback- und Unterstützungssysteme schaffen ebenso ungeahnte Möglichkeiten und nicht zuletzt wird Schule durch KI wieder anspruchsvoller, weil die Ansprüche an die Leistungen der Schülerinnen und Schüler weiter steigen, wie es im Endeffekt durch das Internet ja auch der Fall war. Zahlreiche Links zur Entwicklung und zu Möglichkeiten von KI finden sich in der Rubrik Newsletter oder unter Links auf dieser Homepage.

Gleichzeitig bleiben natürlich zahlreiche offene Fragen:

  • Wird es gelingen durch individualisierte KI-Copiloten die Heterogenität im Bildungssystem zu verringern oder wird diese eher größer, weil es nicht gelingt allen Schülerinnen und Schülern einen hochwertigen Zugang zu ermöglichen?
  • Werden Methodik und Didaktik, aber auch Prüfungsformate an die neuen Möglichkeiten angepasst werden? (Verbote sind keine Option!)
  • Wie können wir mit den zunehmenden (Deep-) Fakes von Bildern, Texten und Videos umgehen und welche Rolle spielt dabei Medienbildung an den Schulen?
  • Wird es gelingen europäische KI-Modelle zu etablieren, die mit denen aus den USA mithalten können?
  • Und natürlich die Fragen nach Datenschutz und Urheberrechten.

Gegen Jahresende machte dann mal wieder ein „PISA-Schock“ von sich reden. Da war aber schon fast eine andere interessante Studie in Vergessenheit geraten. Im Oktober war nämlich bereits der IQB-Bildungstrend 2022 veröffentlicht worden. Auch hier sind die Leistungen der deutschen Schülerinnen und Schüler in Klasse 9 in Deutsch und Mathematik wieder schlechter geworden. Bemerkenswert ist, dass die Leistungen in Englisch besser geworden sind. Spannenderweise lag das aber nicht an der Schule, sondern am Konsum englischsprachiger Medien. Ich lasse das an dieser Stelle unkommentiert. Zu PISA habe ich an anderer Stelle in diesem Blog schon einen Standpunkt entwickelt. Interessant, oder besser unerträglich, ist in diesem Zusammenhang allerdings die Tatsache, dass auch diese bildungswissenschaftliche Studie jeden Stakeholder in seiner noch so konträren Meinung zu bestärken scheint und am Ende, wie immer eigentlich, nichts passiert, sondern nach immer kürzerer Zeit wider „business as usual“ eintritt. Was mindestens getan werden müsste steht im Blog 2023-05 oder hier von „Mr. PISA“ Andreas Schleicher persönlich. Mir persönlich kommen die ganzen Bildungsstudien mittlerweile wie „Murmeltierstudien“ im Sinne des bekannten Filmes mit Bill Murray vor: Ein immer wiederkehrendes Ritual aus kurzer Empörung und darauf folgender Folgenlosigkeit.

Ein weiteres wichtiges Thema in der Bildungsrepublik war die Kultusministerkonferenz der Länder, kurz KMK. Nicht nur zwei Stellungnahmen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK zu Lehrkräftemangel und Lehrkräfteausbildung haben von sich reden gemacht, sondern auch eine Evaluation der KMK durch die Prognos AG, die ihr Ergebnis wie folgt zusammenfasst:

Aus der Analyse der Prozesse ergeben sich vor allem Impulse zur Verbesserung der Strategiefähigkeit der KMK, der Erhöhung der Bearbeitungsgeschwindigkeit sowie operative Fragen zur Verbesserung des Wissensmanagements, der Erhöhung der Effizienz und der Servicequalität. Quelle


Wie Hohn erschien vielen Kolleginnen und Kollegen die Empfehlung zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel der SWK der KMK aus dem Januar. Nicht nur, dass wieder viele verantwortliche Akteure so taten als seien sie von dem Mangel, den Bildungsforscher schon seit Jahren prognostizierten, überrascht worden, sondern auch die darin enthaltenen Empfehlungen wurden von vielen Kolleginnen und Kollegen als „Schlag ins Gesicht“ einer ohnehin überlasteten Berufsgruppe aufgefasst. So wurde als Lösungsmöglichkeit u.a. die „Erschließung von Beschäftigungsreserven“ vorgeschlagen, womit die Reduzierung von Teilzeit und von Abordnungen, eine Erhöhung des Renteneintrittsalters oder der Klassenfrequenzen (also Klassengrößen) gemeint waren. Manch Bundesland hat daraufhin ja tatsächlich das Unterrichtsdeputat erhöht. Weiter wurden die Beschäftigung von mehr Quer- und Seiteneinsteigern oder die Einführung von Hybridunterricht empfohlen. All diese Maßnahmen erscheinen auf den ersten Blick vielleicht sinnvoll, verschärfen meiner Meinung nach aber das Problem. Wer aufgrund mangelnder Kinderbetreuung oder persönlicher Überlastung sein Deputat reduziert, wird eher kündigen als Vollzeit arbeiten. Quereinsteiger belasten das System zunächst, da sie in den Job begleitet werden müssen.
Zur Entlastung der Lehrkräfte wurden dann noch Supervision, Achtsamkeits- und Kompetenztrainings zur Klassen- und Gesprächsführung empfohlen. Das kann man auch so lesen, als seien Lehrkräfte zu doof auf sich selbst zu achten und hätten keine Ahnung von Klassenführung.
Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll und begrüßenswert, dass die KMK sich wissenschaftlich beraten lässt und sich ernsthaft mit dem Lehrkräftemangel befassen will und die Empfehlung der SWK enthält durchaus sinnvolle Ansätze, es ist aber nicht sinnvoll solche Vorschläge von einem „Elfenbeinturm“ herab zu machen und die Praktikerinnen und Praktiker erst nicht hinreichend zu hören und dann vor den Kopf zu stoßen. Aber vertikale wertschätzende Kommunikation ist ja schon immer ein Problem im Bildungssystem.
Mit einem weiteren Gutachten hat die SWK das Jahr dann im Dezember abgeschlossen, nämlich dem zur Lehrkräftebildung. Auch hier wieder Ideen aus der Universität für ein System in der Praxis, welche sehr im bestehenden System verhaftet sind und wenig Innovationspotenzial zeigen. Über ein duales Lehramtsstudium wurde zum Beispiel gar nicht erst nachgedacht. Begründet wurde dies, wie ich in einer Onlineveranstaltung des „Bildungsrates von unten“ (die Stellungnahme des Bildungsrates dazu gibt es hier) zu hören bekam damit, dass es dazu keine Studien gäbe. Wie auch, wenn das ein wirklich neuer Ansatz ist? Insgesamt zeigt die KMK die mittlerweile in vielen Bereichen latenten Zeichen von föderaler Dysfunktionalität: Wahnsinnig viele Gremien, die nichts voneinander wissen, unzählige Schriftstücke produzieren und am Ende zahnlos sind, weil keine Einstimmigkeit zu erzielen ist.

Für das Jahresende bleibt noch der neue Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD in Hessen zu nennen. Bildung steht an erster Stelle, das ist ein gutes Zeichen und es scheint auch ein Wille zu erkennen zu sein, mehr Ressourcen ins Bildungssystem zu stecken. So sollen zum Beispiel 12.000 Lehrkräfte mehr eingestellt werden; es ist allerdings unklar, woher diese kommen sollen. Das Blockflötenangebot in den Grundschulen kann man vielleicht belächeln, es kann aber, genauso wie die flächendeckende Einführung von „Digitale Welt“, durchaus sinnvoll sein, wenn es gut umgesetzt und von qualifizierten Kräften durchgeführt wird. Ein Paradoxon im Vertrag will mir aber partout nicht einleuchten, nämlich wie mit der Beibehaltung des gegliederten Schulsystems, mit Sitzenbleiben und Notengebung, (mehr) Bildungsgerechtigkeit erreicht werden soll. Aber das wird die kommende Legislaturperiode ganz sicher zeigen.

Zwischen erschreckend und erheiternd waren in 2023 die verschiedenen Kampagnen der Bundesländer zur Lehrkräftegewinnung. Da waren die bemüht jugendsprachlichen Versuche aus Bayern, die zum sichi Flexen aufforderten oder das Plakat am Flughafen Stuttgart, welches suggeriert hat, dass wer seinen stressigen Job aufgibt im Lehramt sicher Entspannung fände und jetzt zuletzt Sachsen-Anhalt, das sich nicht zu schade war mit einem mit einer Katze kopulierenden Hund zu werben.
Das mag ja vielleicht auf den ersten Blick alles ganz witzig sein und sicher viele Kreative ordentlich beschäftigt haben und vermutlich auch eine Stange Geld gekostet haben, geht aber meiner Meinung nach völlig am Problem vorbei. Junge Menschen entscheiden sich doch nicht für ein Lehramtsstudium oder ältere für einen Quereinstieg, weil sie viel flexen wollen, einen ruhigen Job suchen oder lustigen Biounterricht machen wollen. Der Grund Lehrerin oder Lehrer zu werden, der „Unique Selling Point“, wenn man denn so will, ist doch die Erfüllung junge Menschen auf die Zukunft vorzubereiten, das erzeugt Selbstwirksamkeit und die Bereitschaft sich auch die Unbillen des Systems anzutun. Jede Lehrkraft kennt mindestens diese eine Schülerin, diesen einen Schüler, meist sogar viele, bei denen man einen Unterschied gemacht hat. Das ist es, was den Job wertvoll macht und das ist es, mit dem man meiner Meinung nach junge Menschen dazu bekommt, Lehrkraft werden zu wollen. Das und ein attraktiveres Arbeitsumfeld mit weniger Bürokratie, ordentlichen Arbeitsplätzen und so weiter.

Für mich persönlich war 2023 mit einer großen Veränderung verbunden. Ich hatte mich als Stellvertretender Schulleiter auf die Schulleiterposition meiner Schule in Dietzenbach beworben. Ich war seit meinem Referendariat an dieser Schule und in der Kommune gut vernetzt und wäre gerne dort geblieben. Dietzenbach ist eine Kommune mit einem hohen Migrationsanteil und einer sehr umtriebigen Bürgerschaft, die ich wirklich lieb gewonnen habe. Ich hatte begonnen gemeinsam mit der Stadt ein kommunales Bildungsnetzwerk mit den meisten relevanten Akteuren aufzubauen und eine Auftaktveranstaltung mit Margret Rasfeld organisiert und durchgeführt. Leider hatte mein Dienstherr andere Pläne und hat mich nicht für die Stelle ausgewählt.
In der Retrospektive muss ich jetzt allerdings sagen, zum Glück wurde ich nicht ausgewählt, parallel wurde nämlich die Schulleiterposition an der größten Schule des Kreises ausgeschrieben, einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, die weiter wächst und ein wirklich interessantes Profil hat. Also habe ich mich im Juni dort beworben und wurde sehr schnell ausgewählt und konnte schon nach den Sommerferien dort den Job als Schulleiter antreten, der mir seither sehr große Freude bereitet. Im Rückblick kann ich sagen, dass es stimmt, dass eine berufliche Veränderung persönlich meist gewinnbringend ist. So traurig ich war, Dietzenbach zu verlassen, so froh bin ich jetzt in Dreieich angekommen zu sein.

Erwähnenswert ist noch meine Reise nach Berlin zum PxP-Festival im Juni. Dort trafen sich viele zentrale Akteure der deutschen Bildungsreformbewegung und ich wurde in meinem Vorhaben bestärkt, innovative Schulentwicklung zu betreiben und mich weiter zu vernetzen. Apropos vernetzen, für mich war 2023 auch das Jahr des social Networking (Linktree). Im Februar/März habe ich begonnen im Twitter-Lehrerzimmer aktiv zu werden und habe die Vernetzung und den innovativen Austausch dort schätzen gelernt. Seit Mitte des Jahres bin ich dann auch auf Instagram aktiv geworden und in den Herbstferien habe ich diese Homepage gestartet. Nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk und dem Wandel zu X, bin ich mit einem großen Teil der Twitterlehrerzimmerbubble zu BlueSky gewechselt, wo ich mich eigentlich recht wohl fühle. Seit kurzem bin ich auch auf Threads aktiv, damit aber noch nicht wirklich warm geworden. Für mich sind diese sozialen Netzwerke eine fruchtbare Quelle der Inspiration und des Austauschs, unter anderem um all die Anregungen dort sortiert zu bekommen, habe ich diese Homepage gestaltet, um in den Newslettern und den Links all die Netzperlen zu sortieren und zu archivieren. Die geneigten Leserinnen und Leser können also sicher sein, dass der Content hier dynamisch bleibt und wächst.
Ach ja, seit ein paar Wochen bin ich auch bei DigitalSchoolStory aktiv. Eher passiv engagiert bin ich beim Bildungsrat von unten und bei UnlearnSchool. Außerdem bin ich seit diesem Jahr Gründungsmitglied beim Verein von Schule im Aufbruch. 2023 war also für mich wahrlich ein ereignisreiches Jahr.

Soziale Medien beschäftigen mich aber nicht nur zum persönlichen Austausch, sondern auch aus pädagogischer und soziologischer Perspektive und nicht zuletzt in meinem Alltag als Schulleiter. Ein Schlüsselerlebnis dazu und warum wir Lehrkräfte das Phänomen noch stärker in den Fokus nehmen müssen, beschreibe ich hier in meinem Blog.

Bleibt zum Abschluss noch ein kleiner Ausblick auf das kommende Jahr 2024. Mein Plan ist natürlich, mein Engagement weiterzuführen und auszubauen. Ich will mich weiter für eine Bildungsreform und damit eine Schule des 21. Jahrhunderts einsetzen. Zentral sind dabei für mich die Etablierung einer echten Kultur der Digitalität und ein ganzheitlicher und demokratischer Schulentwicklungsprozess, der die ganze Schulgemeinschaft einbezieht. Daher setze ich mich weiter für einen offenen und breiten Diskurs zur Bildungspolitik und Schulentwicklung ein. Für mich ist klar, dass ein „weiter so“ nicht mehr zielführend sein kann. Wir haben es mit so vielen Herausforderungen zu tun. Neben Klimawandel, Populismus und Kriegen, scheinen der Lehrkräftemangel und die unzureichende Digitalisierung und Ausstattung der Schulen zwar nur ein kleines Übel zu sein. Aber als Geisteswissenschaftler weiß ich um die dahinter stehenden Interdependenzen. Nur eine gute und zeitgemäße Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen versetzt diese in die Lage, die Herausforderungen der Zukunft in den Griff zu bekommen. Und dafür kämpfe ich! Trotz alledem!