Newsletter 24/25-15: 25.04.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

heute geht es, Achtung Überraschung, um Schulentwicklung.
Nach einem halben Jahr als Schulleiter, also vor ca. 1,5 Jahren, hat das Ministerium alle neuen Schulleiter zu einer Zwischenbilanz eingeladen. Ein Programmpunkt war der Austausch untereinander. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Schulen aus allen Schulformen begonnen haben, sich mit selbstreguliertem Lernen zu beschäftigen. Viele Schulen haben Teile des Unterrichts aufgebrochen und in Lernbüros, Lernateliers, Lernzeiten oder ähnliches überführt.
Ende März durfte ich einen Workshop bei Vision@Schule in Wetzlar halten und habe dort Stefan Ruppaner und Prof. Ferdinand Stebner kennengelernt und von beiden Keynotes gehört, die sich ebenso mit selbstreguliertem Lernen beschäftigt haben und kürzlich habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Adolf-Reichwein-Schule in Langen ein Pilotprojekt zum selbstregulierten Lernen startet. Ich weiß, dass die Nell-Breuning-Schule in Rödermark schon länger mit selsbstreguliertem Lernen arbeitet und spreche immer häufiger mit Kolleginnen und Kollegen über das Thema.
Vor den Ferien hat Stefan Ruppaner mit der Kultusministerin aus Niedersachsen Julia Willie Hamburg über das Thema gesprochen und es werden immer mehr Webinare und Fortbildungen dazu angeboten.
Das heißt, das Thema Veränderung von Lehr- und Lernprozessen nimmt Fahrt auf.
Angesichts einer sich immer stärker verändernden Welt, der zunehmenden Individualisierung und der immensen Herausforderungen und der bereits begonnenen Transformationsprozesse, beginnt das Bildungssystem nachzuziehen.
Wir haben an der Weibelfeldschule in den letzten beiden Jahren unsere Hausaufgaben gemacht und Strukturen geschaffen, diesen Transformationsprozess mit der gesamten Schulgemeinschaft zu steuern und unser System so resilient gemacht und wir haben erste Pilotprojekte gestartet. Gleichzeitig haben wir begonnen uns mit KI, Sozialen Medien und Changemanagement zu beschäftigen, wir haben Fortbildungen angestoßen und erste Hospitationen an anderen Schulen gestartet, wir haben einen Vernetzungsprozess ins Umfeld gestartet und begonnen unsere Schule zu demokratisieren, kurz: Wir haben uns auf den Weg gemacht.
Jetzt gilt es weiter mutig voranzuschreiten, unsere Strukturen zu nutzen und die ganze Schulgemeinschaft in den Entwicklungsprozess einzubinden. Die Weibelfeldschule war schon immer eine progressive Gesamtschule, an der Dinge möglich wurden und das muss so bleiben. Nur, wenn wir uns immer weiterentwickeln, können wir das sein, was wir alle sein wollen und auch sein müssen: Eine gute Schule für unsere Schülerinnen und Schüler, die diese bestmöglich auf das Leben vorbereitet.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
„Auf TüDi-BASE werden aktuelle Forschungsbefunde basierend auf systematischen Übersichtsarbeiten kompakt und verständlich aufbereitet und im Kontext der Schulpraxis diskutiert.“ Die Schwerpunkte bilden „Lernen mit digitalen Medien“ und „Medienbildung“ https://www.tuedilb-tuebingen.de/tuedi-base.html#pane-1.
Die Studienlage zu unangekündigten Tests ist wohl recht eindeutig: https://www.br.de/nachrichten/wissen/exen-laut-studien-spricht-nichts-fuer-unangekuendigte-tests,UhO6UKG.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung belegt in einer aktuellen Studie erneut den Zusammenhang von Sprach- und Mathekompetenzen von der sozialen Herkunft und weist auf die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hin: https://www.diw.de/de/diw_01.c.944401.de/publikationen/wochenberichte/2025_14_1/sprach-_und_mathekompetenzen_haengen_in_deutschland_bei_schu___rt_staerker_von_sozialer_herkunft_ab_als_in_anderen_laendern.html.
Das Interview mit Seeber und Köller auf dem Blog von Jan Martin Wiarda zeigt imho die Hilflosigkeit der deutschen Bildungspolitik, die Probleme sind erkannt und nach Jahrzehnten deuten sich Lösungsmöglichkeiten an. Manche Bundesländer schaffen es, andere nicht und der Datenschutz verhindert ein Arbeiten über Stufengrenzen: https://www.jmwiarda.de/2025/04/08/curricula-die-durchgepeitscht-werden/.
News4teachers kommentiert den Koalitionsvertrag: https://www.news4teachers.de/2025/04/kommt-jetzt-der-grosse-wumms-fuer-die-bildung-der-koalitionsvertrag-laesst-hoffen-dazu-werden-wir-massiv-investieren/.
Das RND berichtet über „Lehrerin Frankes Kampf gegen die Schulschwänzer“. Fazit: „Tatsächlich gibt es viele Wege, eine Schule so zu gestalten, dass Kinder gern dort hingehen. Aber von der Haltung, auf Möglichkeiten statt auf die Defizite zu schauen, Ziele mess- und bewertbar zu machen und auf Team statt auf Einzelkampf zu setzen, kann sicher jede Schule profitieren.“ https://www.rnd.de/beruf-und-bildung/schulschwaenzer-berliner-schulleiterin-halbiert-fehlzeiten-mit-radikalem-konzept-TASL6QZ5XNDNLJXRGDXFTY66SM.html.
Die COPSY-Studie des UKE weist auf die zunehmende psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen hin: https://www.uke.de/allgemein/presse/pressemitteilungen/detailseite_160448.html.
Michael Gisiger zu „Handschrift und Digitalisierung: Was die Forschung wirklich zeigt“: https://text.tchncs.de/gisiger/handschrift-und-digitalisierung-was-die-forschung-wirklich-zeigt.
Kristina Wahl („Die Frau mit dem Dromedar“) hat sich im Rahmen unserer Blogparade sehr ausführlich und lesenswert mit dem Thema Demokratiebildung auseinandergesetzt: https://diefraumitdemdromedar.de/demokratiebildung-fuer-lehrkraefte-alles-ist-politisch/.

Smartphone und Social Media
Thomas Felzmann hat sich sehr ausführlich mit der bei Kindern beliebten Spieleplattform „Roblox“ auseinandergesetzt, deren Nutzung mit bestimmten Risiken verbunden ist, die man kennen sollte: https://www.thomasfelzmann.at/roblox-was-eltern-und-lehrkraefte-darueber-wissen-sollten/.
Ein weiterer kritischer Beitrag zur beliebten Spieleplattform „Roblox“: https://www.derstandard.at/story/3000000265878/zutiefst-verstoerend-forschende-warnen-davor-kinder-auf-plattform-roblox-spielen-zu-lassen.
Ole Horn, Ina Samel, Bea Krause und Nele Hirsch haben bei der edunautika 2025 ein differenziertes Papier zu Smartphoneverboten verfasst (Ja, bei dem Thema ist wirklich Ambiguitätstoleranz gefragt…): https://smartphoneverbot.de/.
Die DAK-Suchtstudie weist auf den problematischen Medienkonsum von Kindern hin: https://www.dak.de/presse/bundesthemen/kinder-jugendgesundheit/dak-suchtstudie-millionen-kinder-haben-probleme-durch-medienkonsum-_91832.
Eine umfassende Studie zur Handynutzung, die in den sozialen Medein bereits heftig diskutiert wird, liefert Victoria A. Goodyear in „The Lancet“: https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(25)00003-1/fulltext. Professorin Katarina Scheiter von der Uni Potsdam fasst die Studie auf LinkedIn so zusammen: „Über Handyverbote in der Schule reguliert man an der Oberfläche das Verhalten, erzielt aber keine tiefgreifenden Wirkungen. Diese würden voraussetzen, dass gezielt ein alternatives Verhalten aufgebaut wird (Stichwort: Medienkompetenz), welches auch außerhalb von Schule angewendet wird. Dazu müssen sowohl die Schüler*innen als auch das außerschulische Umfeld (hier v.a. die Eltern) stärker adressiert werden.“

KI
Interessanter Beitrag auf t3n zum „Denken“ von LLMs am Beispiel von Claude (Spoiler: Teilweise wirklich kurios und immer noch sehr mysteriös): https://t3n.de/news/ki-blackbox-anthropic-geknackt-1680603/.
Hier werden Beispiele für Prompts gesammelt: https://www.prompt-cards.eu/ (ist noch am Anfang).
Die Hochschule Darmstadt hat eine Studie zu KI-Nutzung bei Studierenden gemacht (Spoiler: Mehr als 90% nutzen KI-Tools): https://h-da.de/meldung-einzelansicht/bundesweite-studie-mehr-als-90-der-studierenden-nutzen-ki-basierte-tools-wie-chatgpt-fuers-studium.
Umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Thema KI und Schulleitung von Hauke Pöhlert (3I-Modell: Integration, Investition, Innovation): https://unterrichten.digital/2024/05/22/schule-chatgpt-ki-3i-modell/.
Einen sehr dystopischen Blick auf KI gibt es in „How AI Takeover Might Happen in 2 Years“ von joshc auf: https://www.lesswrong.com/posts/KFJ2LFogYqzfGB3uX/how-ai-takeover-might-happen-in-2-years.

Tipps für den Unterricht
Eine Seite voller Daten und Grafiken zu allen möglichen Themen: https://ourworldindata.org/.
Eine ausführliche Taskcard mit Material zu „Erklärvideos als Alternative Leistungsfeststellung“ von Ann Katrin Schäfer (den Podcast bei Edufunk dazu gibt es als Hörempfehlung weiter unten): https://smz-ka.taskcards.app/#/board/641e25b9-22fe-42bb-821e-f0fe3e20eeb6/view?token=488db4e7-f8be-4670-9d58-40b0a8d5ebec.
„Play Green ist ein Webportal, das analoge und digitale Spiele zum Thema Nachhaltigkeit bündelt und bewertet. Spielerisches Lernen in der Bildung für Nachhaltigkeit (BNE) soll so gestärkt und das Potenzial von Spielen für die Vermittlung von Nachhaltigkeit verdeutlicht werden.“: https://www.play-green.net/.
Wichtiger Beitrag zu Reflexion und selbstreguliertem Lernen von Jennifer Knellesen und Kristin van der Meer: https://vom-labor-ins-klassenzimmer.de/reflexion-und-srl/.
Der Hessische Rundfunk bietet mit dem „Creator Room“ ein neues Konzept zur Aufklärung über Fakenews für Schulklassen, dort können auch direkt Termine gebucht werden: https://www.hr.de/bildungsbox/neues-medienkompetenzstudio-im-hr-creator-room–dein-studio–dein-coach–dein-content-v1,creator-room-102.html.
Melanie Hoffmann hat eine umfangreiche Taskcard mit zahlreichen „Virtual Tours“ und Tipps dazu für den Englischunterricht zusammengestellt: https://www.taskcards.de/#/board/a0fb90a6-6473-42bd-a287-58fbb559d038/view.
(Nicht nur?) Für Geschichtslehrer gibt es eine Website, die historische Währungen inflationsbereinigt umrechnet oder grafisch darstellt: https://inflationhistory.com/.

Leseempfehlung
Zuboff; Shoshana: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus, Frankfurt 2019. Zuboff zeigt in dem dicken Wälzer sehr ausführlich wie Big-Teck einen Überwachungskapitailsmus etabliert, dem wir kaum entkommen können. Könnte das Projekt „Starlink“ etwas damit zu tun haben?
Ein überschaubareres Essay der Autorin zu dem Thema gibt es in der APuZ: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/292337/surveillance-capitalism-ueberwachungskapitalismus-essay/.

Hörempfehlung
Ann Katrin Schäfer bei Edufunk zu Erklärvideos als neu gedachtes Prüfungsformat: https://open.spotify.com/episode/38L1oK51VK1JrIKfTvQfQh.
Micha Pallesche bei EduFunk: https://open.spotify.com/episode/1MWM4JnWtLBRRcXpJMcEDv.

Sehempfehlung
keine

Veranstaltungsempfehlung
Stefan Ruppaner ist am 03.06.2025 online von 17 bis 18:00 Uhr im FelloFish Forum bei Hendrik Haverkamp zu Gast. Anmeldung über https://events.teams.microsoft.com/event/e243d7a6-13b6-42c7-b716-d091ee902eda@ff01bb0d-f0c8-45cf-9655-d9a3f88b1fcc.

Spaß im Netz
Ein herrliches Browsergame ist „Baguette Sprint“: https://artsandculture.google.com/experiment/baguette-sprint/ZQFQrRgrvmOImQ?hl=en.

Newsletter 24/25-14: 28.03.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

heute geht es um einen meiner persönlichen Schwerpunkte, die Medienkompetenz im weitesten Sinne und das in Hessen geplante Handyverbot im engeren Sinne.
Vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass wir anfangen müssen Schule komplexer zu denken (https://www.schulmun.de/2025/01/15/2025-o4-wird-schule-hyperkomplex-oder-sogar-unser-ganzes-leben/). Wir müssen Medienbildung, Demokratiebildung, soziales Lernen und alle möglichen Präventionskonzepte zusammen denken, um den aktuellen Herausforderungen, wie dem Segen und dem Fluch des Smartphones, gerecht zu werden. In den Links sind dieses Mal einige Studien, Tipps für den Unterricht und zu den sozialen Medien in dieser Richtung enthalten.
Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass wir Medien- und Demokratiebildung absolut priorisieren müssen (https://www.schulmun.de/2024/04/18/2024-13-mehr-medienbildung-jetzt/). Wenn es uns nicht gelingt, die Schülerinnen und Schüler gegen Fakenews und demokratiezersetzende Kampagnen aus dem in- und Ausland zu wappnen, brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr um den richtigen Mathematik- oder Deutschunterricht zu machen. Autokratie und spaltender Populismus erleben im Moment global eine Renaissance, der wir uns entgegenstellen müssen.
Insofern ist das in Hessen kommende Verbot der privaten Handynutzung an hessischen Schulen, meiner Meinung nach, eine richtige Übergangslösung. Ich habe lange um diese persönliche Position gerungen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass unsere Kinder verantwortungsvoll mit einem Smartphone umgehen können und natürlich ist es Aufgabe der Schule, aber auch der Eltern, ihnen das beizubringen. Das soll und muss auch unser Ziel bleiben. Aktuell funktioniert das aber, mangels Ressourcen und Kenntnis noch(!) nicht. Die Studienlage ist recht eindeutig und wurde in diesem Newsletter immer wieder rezitiert, Handys lenken ab, beeinträchtigen die Salutogenese und das Sozialleben. Ich beobachte jeden Tag, wie viele Schülerinnen und Schüler, gerade aus den jüngeren Jahrgängen, in jeder Pause Browsergames spielen, die Fälle von Mobbing und pornographischen Bildern in Gruppenchats, auch hier wieder vorwiegend bei den jüngeren Jahrgängen, nehmen sichtbar zu.
Um dem wenigstens in der Schule Herr zu werden, kann das Handyverbot helfen. Wichtig ist aber auch, dass die Familien die Schulen dabei unterstützen. Es ist die Aufgabe der Sorgeberechtigten darauf zu achten, dass entsprechende Altersfreigaben und Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden. Es ist wichtig, dass in den Familien ein Vertrauensverhältnis herrscht und über alles, was im Internet und auf dem Handy passiert gesprochen werden kann. Das Handy wegzunehmen ist keine Option, weil so genau dieses Vertrauensverhältnis ziemlich sicher zerstört wird.
Wir müssen natürlich anerkennen, dass das Handy auch ein zentrales Kommunikationsmittel unserer Schülerinnen und Schüler ist, hier werden Verabredungen getroffen, hier findet der alterstypische Austausch statt und hier finden auch Sozialisation und Adoleszenz statt. Und die damit verbundenen digitalen Kompetenzen sind unerlässlich für unsere heutige Gesellschaft und für unsere Zukunft.
Es muss uns aber auch gelingen, diese digitalen Kompetenzen zu vermitteln, diese müssen natürlicher Bestandteil der Erziehung und des Lehrplans werden, wie es Verkehrs- oder Sexualerziehung sind. Solange das noch nicht der Fall ist, macht ein privates Nutzungsverbot für Handys an der Schule Sinn. Natürlich heißt das nicht, dass Handynutzung in der Schule kategorisch ausgeschlossen werden soll, das sieht auch der hessische Gesetzentwurf nicht vor. Das Handy muss natürlich im Unterricht, nicht zuletzt zur Medienbildung, bei kompetenter Anleitung durch die Lehrkräfte nutzbar bleiben. Natürlich muss das Handy auch für medizinische Zwecke und gebotene Nachteilsausgleiche erlaubt bleiben.
Hinzu kommt, dass wir uns in den sozialen Medien und im Internet noch in einer gesetzlosen „Wild West-Zeit“ bewegen. Es gibt keinen wirksamen Jugendschutz. Übelste Pornografie und Gewaltdarstellungen sind nur wenige Klicks entfernt und der Reiz ist natürlich bei vielen Kindern da, das Verbotene zu sehen. Auf Reddit und Twitch lauern Pädophile, auf Instagram kann man Nazis und anderen Verfassungsfeinden folgen und auf TikTik geben sich Islamisten ein fröhliches Stelldichein. Vielen ist, glaube ich, gar nicht bewusst, welche Gefahren im Netz lauern, die es so einfach zugänglich in der analogen Welt nicht gab und auch nicht gibt. Recht eindringlich wird das in diesem Video von Klicksafe dargestellt: https://www.youtube.com/watch?v=tixkem59YZs. Hier Bedarf auf der einen Seite Aufklärung von Eltern und Jugendlichen und eine Stärkung der Resilienz, auf der anderen Seite aber auch staatliche Regulierung und ein Zwang zur Verantwortungsübernahme durch die Techunternehmen, die hinter den Netzwerken stehen. Es gibt technische Lösungen wirksameren Jugendmedienschutz auch im Internet zu betreiben.
Was wir also brauchen, ist ein Moratorium durch das Handyverbot, um die so entstehende Zeit zu nutzen, die Schulen, Elternhäuser und die staatliche Regulierung so aufzustellen, dass im Internet und den sozialen Medien ein ähnlich wirksamer Schutz und ein Präventionssystem entstehen wie im Bereich der Suchtprävention oder im Straßenverkehr. Diese Vergleiche zeigen aber auch, dass es keinen vollumfänglichen Schutz geben kann, das Leben ist und war immer mit einem Restrisiko verbunden, wir sind es unseren Kindern allerdings schuldig, dieses Restrisiko so gut wie es nur geht zu minimieren.
Manche Schulen sind bereits jetzt so weit, dass sie kein Handyverbot mehr brauchen, manche haben bereits schon länger Handyverbote, letztlich muss jede Schule ihren eigenen Weg finden und differenziert mit den Ansprüchen der verschiedenen Altersgruppen umgehen. Unser aller Ziel muss es aber sein Handyverbote überflüssig zu machen, weil wir ein System geschaffen haben, in dem wir zur verantwortungsvollen Nutzung befähigt haben. Dazu brauchen wir mehr Qualifikation bei den Lehrkräften und die Unterstützung der Elternhäuser, aber auch staatliche Regulierung.
Wenn uns das gelungen ist, brauchen wir kein Handyverbot mehr. Packen wir es an.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

• Interessantes
Aula ist eine renommierte von Marina Weisband gestartete Initiative zur Etablierung digitaler und demokratischer Strukturen in Schulen. Ich habe sehr viel Positives darüber gelesen und gehört, lohnt sich sicher mal Ein Blick drauf: https://www.aula.de/.
Spannender Artikel auf „t3n“ zu Studien über die abnehmende Fähigkeit Informationen zu verarbeiten und den Verlust von Intelligenz (Spoiler: Es könnte mit der Bildschirmzeit zu tun haben): https://t3n.de/news/studien-zeigen-menschen-kognitive-f%c3%a4higkeiten-informationen-verarbeiten-1678313/.
Benedikt Wisniewski zum Thema „Deimplementierung“ auf dem Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/was-schulen-fehlt-ist-der-mut-zum-weglassen/. Spoiler: Weg können zum Beispiel die meisten Korrekturen, die Erstellung individueller Materialien, Teile von Differenzierung, Klassenzimmerdeko, einmalige Fortbildungen, Unterrichtsbesuche und Lehrproben zur Bestimmung der Arbeitsqualität. Dazu ist auch sein neues Buch erschienen, auf das ich noch warte.
Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz hat eine Studie veröffentlicht (Spoiler: Hass im Netz bedroht den demokratischen Diskurs): https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug/.

• Smartphone und Social Media
Die Nachricht der letzten Woche zum Thema Bildung in Hessen war wohl das ab dem nächsten Schuljahr geplante Handyverbot. Den Gesetzentwurf zur Änderung des Hessischen Schulgesetzes findet man hier: https://starweb.hessen.de/cache/DRS/21/8/02048.pdf. Die Pressemitteilung des HMKB gibt es hier: https://kultus.hessen.de/presse/hessen-handelt-smartphone-schutzzonen-an-allen-schulen. Einen kurzen Überblick zur damit verbundenen Kontroverse bietet die Hessenschau: https://www.hessenschau.de/politik/hessens-vorstoss-zu-handyverbot-an-schulen-polarisiert-v1,handyverbot-reaktionen-100.html.
Der „Pisaversteher“ Christian Füller hat auf seiner Homepage ein interessantes Interview zu diesem Thema mit Tobias Windbrake vom Verein „Smarter Start“ (https://www.smarterstartab14.de/) veröffentlicht: https://pisaversteher.com/2025/03/18/deutschland-hat-keinen-kinder-medienschutz-in-der-online-welt/. Der Verein setzt sich, u.a. mit Petitionen, dafür ein, dass Jugendliche erst mit 14 Smartphones bekommen sollen und erst mit 16 Social Media nutzen sollen.

• KI
Im Rahmen des Rahmenprogramms „Empirische Bildungsforschung“ ist in Zusammenarbeit mit Personen aus der Praxis eine Handreichung zu KI in der Schule entstanden, die „Die vorliegende Forschungssynthese „Künstliche Intelligenz (KI) in der Schule“ will mit Blick auf die schulische Praxis alle Akteurinnen und Akteure dabei unterstützen, den Herausforderungen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz aktiv zu begegnen“. Das Papier gibt es hier: https://www.empirische-bildungsforschung-bmbf.de/img/KI_Review_20250318_Veroeffentlichung.pdf.
Nele Hirsch hat eine neue Website gestaltet: „Sei kein Bot-Papagei“ auf der sie zum kritischen Umgang mit KI auffordert und für kreativen Umgang statt Nachplappern wirbt. Richtig gut: https://seikeinbotpapagei.de/.
Toller Blogbeitrag von Manuel Flick mit einer Zusammenfassung zu KI-Kompetenzen. Der Beitrag ist in Kooperation zwischen Manuel Flick, Susanne Alles, Regina Schulz und Joscha Falck entstanden und wurde im VK-KIWA vorgestellt: https://www.manuelflick.de/blog/ki-kompetenzen. Dazu gibt es außerdem einen Chat-Bot bei Hugging Face, der bei der Analyse von KI-Kompetenzen unterstützt: https://huggingface.co/chat/assistant/67bc450d755a855b7445eb8f. Eine begleitende Taskcard mit Grafiken und mehr gibt es unter: https://essen.taskcards.app/#/board/ba6226b4-e617-4134-8d6d-dc733dae8d9c/view?token=b490fc09-f845-4d6d-9ef7-9cc0ec548182. Auch Susanne Alles und Joscha Falck haben dazu Beiträge in ihren Blogs: https://teacherette-total.blogspot.com/2025/03/ki-kompetenzen-fur-lehrende.html und https://joschafalck.de/ki-kompetenzen/. Eine großartige und nützliche Pionierarbeit, vielen Dank! (siehe auch unten bei „Veranstaltungen“)
Googles Gemini-Flash eröffnet neue (rechtlich umstrittene) Möglichkeiten der KI-Bildbearbeitung, indem „echte“ Bilder per Prompt verändert werden können: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/googles-neue-bild-ki-gemini-flash-viel-wirbel,UfjG4Pn. Testen kann man das in Googles AI-Studio: https://aistudio.google.com/.
Texas arbeitet schon mit KI-Tutoren in den Schulen. „Lehrer News“ fragt, ob das auch nach Deutschland kommt: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/texas-macht-es-vor-ki-tutoren-bald-auch-in-deutschland.

• Tipps für den Unterricht
„Use the News“ bietet Bildungsangebote, Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen für Lehrkräfte, um die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in den Schulen zu stärken: https://www.usethenews.de/de.
Bis zum 30. April kann man sich noch für Newscamp von Westermann bewerben: https://www.westermann.de/landing/demokratie-lebt/newscamp.
Das Futurium in Berlin bietet zahlreiche Unterrichtsmaterialien zur Beschäftigung mit Zukünften an (zum Beispiel Demokratie, Gesundheit oder Ernährung): https://futurium.de/de/bildung. Vieles lässt sich herunterladen, hier kann man Material kaufen (ist etwas schwer zu finden, daher der Link): https://shop.futurium.de/design-by-futurium/.
Alex Weller hat ein Tool für digitale Lernkarten erstellt, das man manuell und mit KI inhaltlich füllen kann. Hier gibt es ein Erklärvideo: https://www.youtube.com/watch?v=BCkbsNibe1w und hier die Anwendung im Browser: https://medien-durchblick.de/lernkarten/.
Bei ZUM ist jetzt das Tool „FlexCards“ dazu gekommen, mit dem man digitale Notizkarten erzeugen und organisieren kann: https://flexcards.zum.de/. Bei ZUM gibt es übrigens auch ein tolles Tool zum Deutsch-Lernen: https://deutsch-lernen.zum.de/wiki/Hauptseite.

• Leseempfehlung
Verena Friederike Hassel: Der tanzende Direktor: Lernen in der besten Schule der Welt, Kein & Aber 2019.
Eine etwas romantisierende, kurzweilige und in Teilen inspirierende und schön zu lesende Beschreibung des neuseeländischen Schulsystems liefert die Journalistin Verena Friederike Hassel. Ich beabsichtige zwar sicher nicht zu tanzen, aber von der Haltung und dem System in Neuseeland kann man sicher etwas lernen.

• Hörempfehlung
Ein von Professor Stebner moderierter Podcast zum Thema evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung: https://open.spotify.com/episode/0lB3qct0LIELPZKiByV7Mk?si=4FSUpb1UTKWbFesHONNzVw&nd=1&dlsi=51fa4c4261f649a2.

• Sehempfehlung
Benedikt Wisniewski im Youtube-Kanal von FelloFish zu Feedback: https://www.youtube.com/watch?v=-TBHJ-90PhY.

• Veranstaltungsempfehlung
Vom 16. bis zum 18. Mai findet in Darmstadt ein OER-Barcamp statt. „Die OERcamp Werkstatt ist ein Format, das die Arbeit an eigenen Materialien in den Mittelpunkt stellt. Für 48 Stunden treffen sich Menschen aus allen Bildungsbereichen, um konzentriert an eigenen Lehr-Lern-Materialien zu arbeiten.“ Ich kann leider wegen privater Verpflichtungen nicht, sonst wäre ich bestimmt dabei gewesen, zumal das Ganze von den ausgewiesenen Experten der „Agentur J&K – Jöran und Konsorten“ ausgerichtet wird. Hier geht es zu allen Infos und der Anmeldung: https://oercamp.de/veranstaltungen/werkstatt-hessen-2025/.
Über das Deutsche Schulportal kann man sich zu einer Veranstaltung zu KI-Kompetenzen mit den bereits oben erwähnten Susanne Alles, Regina Schulz, Joscha Falck und Manuel Flick am 10. April anmelden: https://campus.deutsches-schulportal.de/event/645.

• Spaß im Netz
Stein-Schere-Papier in einer interessanten Variante und mit der Möglichkeit eigener Erweiterungen: https://playrpsls.fun/.

Am 28. und 29. September durfte ich in Wetzlar Workshops halten, deswegen erscheint der Newsletter außerhalb der Schulgemeinschaft der Weibelfeldschule erst heute. Was genau ich dort gemacht habe, kann man hier nachlesen: https://www.schulmun.de/2025/03/30/blog-2025-10-workshop-visionschule-wir-muessen-etwas-aendern-aber-wie/.

Newsletter 24/25-13: 14.03.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

unser Jahrgang 7 nimmt bis zu den Sommerferien am Programm DigitalSchoolStory (DSS) teil, finanziert durch die Initiative „Zukunft mitgemacht“ (https://zukunftmitgemacht.de/digitalschoolstory-24/). DSS wurde während der Corona-Zeit von Nina Mülhens und Siegfried Baldauf gegründet und verfolgt einen innovativen Ansatz zur Förderung von Medienkompetenz und kreativem Lernen (https://digitalschoolstory.de/). Ich selbst habe die Ehre, Teil des Expert:innen-Hubs zu sein.

Bereits im letzten Jahr haben zwei 6. Klassen an DSS teilgenommen – und die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler war enorm! Doch warum ist dieses Format so wertvoll für unsere Schule?

DigitalSchoolStory – Lernen im 21. Jahrhundert
DSS zeigt eindrucksvoll, wie moderne Bildung funktionieren kann. Es fördert selbstständige Lernprozesse auf mehreren Ebenen und stärkt die Selbstwirksamkeit der Lernenden.

Das Konzept ist einfach und wirkungsvoll:
Über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen (18 Schulstunden) erstellen die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen ein Video im TikTok-Stil (max. 60 Sekunden). Dabei folgen sie einem strukturierten Prozess:
Lehrkräfte erhalten ein digitales Onboarding und passendes Unterrichtsmaterial.
Schülerinnen und Schüler entwickeln eine Idee, ein Storyboard und setzen ihr Video um.
Professionelles Feedback gibt es von bekannten Content-Creators (z. B. Papa Basti und Monumentalmo im letzten Jahr).
✅ Die Inhalte sind an den Lehrplan angebunden, sodass Unterrichtsthemen kreativ und praxisnah vertieft werden.

Doch DSS geht weit über die reine Videoerstellung hinaus:

🔹 Medienkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler lernen, Videos zu schneiden, Inhalte aufzubereiten und sich kritisch mit der Funktionsweise von Social Media auseinanderzusetzen.
🔹 Kollaboration & Kommunikation: Sie arbeiten in Teams, müssen Ideen entwickeln, diskutieren und gemeinsam Lösungen finden.
🔹 Kreativität & kritisches Denken: Sie gestalten innovative Inhalte und setzen sich mit digitalen Medien reflektiert auseinander.
🔹 Selbstwirksamkeit: Wenn ihr Video schließlich fertig ist und ein Thema in kurzer, ansprechender Form vermittelt, erleben sie direkt den Erfolg ihrer Arbeit.

Diese Fähigkeiten sind laut OECD für die Arbeitswelt der Zukunft entscheidend. In einer Zeit, in der Wissen nicht mehr mühsam zusammengesucht werden muss, sondern die Fähigkeit, es zu verstehen, zu verknüpfen und zu präsentieren immer wichtiger wird, bietet DSS einen idealen Rahmen für zeitgemäßes Lernen – und es macht auch noch Spaß!

Ich freue mich sehr, dass unser Jahrgang 7 an diesem großartigen Projekt teilnimmt und bin gespannt auf die kreativen Ergebnisse!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Peter Fratton, der Stefan Ruppaner und die Alemannenschule beraten und begleitet hat, erklärt hier seine vier pädagogischen Urbitten als Weg zur nichtdirektiven Begleitung: https://peterfratton.com/2025/03/09/die-4-padagogischen-urbitten-als-weg-zur-nichtdirektiven-begleitung/.
Hauke Pölert setzt sich mit der neuen Cornelsen Schulleitungsstudie auseinander: https://unterrichten.digital/2025/03/06/vision-rebellion-cornelsen-schulleitungsstudie/. Die Studie selbst gibt es hier: https://www.cornelsen.de/schulleitungsstudie. In Kürze kommt die Studie zum Ergebnis, dass Veränderungswille vorhanden ist, Lehrkräftemangel und Lehrkräftegesundheit zentrale Themen sind und das System ungerecht ist. Schulleitungen wünschen sich daher spätere Differenzierung in Schulformen, gebundene Ganztagsschulen und mehr Eingehen auf die Heterogenität der Lernenden.
Der Kuketz-Blog gibt 30 Tipps, wie man sich im Netz unabhängiger von „Big-Tech“ machen kann: https://www.kuketz-blog.de/unplugtrump-mach-dich-digital-unabhaengig-von-trump-und-big-tech/ Zum Beispiel mit PeerTube, einer unabhängigen Videoplattform: https://joinpeertube.org/de.
Mit https://der-newstest.de/ kann man seine Kompetenzen im Umgang mit Nachrichten und Fakenews im Internet testen.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat bereits 2019 eine ausführliche Stellungnahme zum Thema Neutralitätspflicht in Schulen veröffentlicht: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/publikationen/detail/schweigen-ist-nicht-neutral. Auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es dazu ein ausführliches Dossier: https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/292674/was-man-sagen-darf-mythos-neutralitaet-in-schule-und-unterricht/.
Den UNESCO-Weltbildungsbericht 2025 „Leadership in der Bildung“ gibt es hier: https://www.unesco.de/dokumente-und-hintergruende/publikationen/detail/kurzfassung-weltbildungsbericht-202425-leadership-in-der-bildung/.
Etwas Off Topic, aber eine sehr Interessante These: Injektionslipolyse ist der eigentliche ökonomische Disruptor sagt Todd Gagne im Wildfire Labs Substack: https://wildfirelabs.substack.com/p/the-100-trillion-disruption-the-unforeseen.
Viele diskutieren noch über eine Schule ohne Noten, der SRF berichtet über einen ersten Master in Medizin ohne Noten an der Universität Freiburg (Schweiz): https://www.srf.ch/news/dialog/universitaet-freiburg-ein-masterabschluss-ohne-noten.

Smartphone und Social Media
Die neue DAK-Suchtstudie mit erschreckenden Ergebnissen zu Mediensucht ist ganz aktuell erschienen: https://www.dak.de/presse/bundesthemen/kinder-jugendgesundheit/dak-suchtstudie-millionen-kinder-haben-probleme-durch-medienkonsum-_91832.
Michael Drabe hat sich auf seiner Homepage ausführlich mit der Diskussion um ein Handyverbot in Schulen auseinandergesetzt und zahlreiche Materialien zusammengetragen: https://schule-in-der-digitalen-welt.de/handyverbotsdiskussion/.
Eine Studie der Universität für Weiterbildung Krems zeigt, dass weniger Smartphonezeit die psychische Gesundheit stärkt: https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2025/weniger-zeit-am-smartphone-verbessert-die-psychische-gesundheit.html.

KI
Manuel Flick gibt in seinem Newsletter immer eine gute Übersicht zu den Entwicklungen im Bereich von KI, in einem letzten Beitrag beschäftigt er sich mit „Boomer-Prompts“ und Reasoning: https://www.manuelflick.de/news/nutzt-du-noch-boomer-prompts.
Ein ausführlicher Bericht darüber, wie Russland mit Fakenews KI-Modelle infiziert (auf Englisch): https://www.newsguardrealitycheck.com/p/a-well-funded-moscow-based-global.
Der in Deutschland gestartete KI-Bildgenerator Flux bietet mehr als nur Bilderstellung, es gibt auch hilfreiche kostenlose Tools, zum Beispiel zur Hintergrundentfernung: https://flux1.ai/. Flux steckt auch hinter der Bildgenerierung von Grok auf X!
Großer Beitrag in der SZ zu Datenschutz und KI mit einem Software-Tipp dazu: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/datenschutz-ki-chat-gpt-deep-seek-li.3208619.
Hauke Pölert setzt sich in einem Blogbeitrag mit den Folgen des EU AI Act für Schule und Unterricht auseinander: https://unterrichten.digital/2025/02/26/ai-act-ki-vo-schule-unterricht/.
Eine tolle und sehr anschauliche Seite zur Funktionsweise und Erstellung von LLMs hat Thomas Zurfluh von der PH Zug gebaut: https://www.behind-ai.ch/.
Der SRF berichtet über ein spannendes und gruseliges Experiment, das zeigt, dass KI-Systeme täuschen und betrügen können, auch zur Selbsterhaltung. Ist das der erste Schritt zu Rokos Basilisk?: https://www.srf.ch/wissen/kuenstliche-intelligenz/fortschritt-mit-nebenwirkungen-wie-ki-taeuscht-und-luegt-tests-zeigen-ruecksichtsloses-verhalten. Mehr Details dazu: https://www.apolloresearch.ai/research/scheming-reasoning-evaluations.

Tipps für den Unterricht
Beim „Campus Schulmanagement“ gibt es ein lesenswertes Interview mit Prof. Ferdinand Stebner zu selbstreguliertem Lernen: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/selbstreguliertes-lernen-ein-schluessel-fuer-zeitgemaessen-unterricht-ferdinand-stebner.
Ein schönes Beispiel für die Nutzung von KI in Klassenarbeiten im Deutschunterricht liefert Timm Wiegmann im Blog von FelloFish: https://www.fellofish.com/blog/ki-in-klassenarbeiten.
Ausführlicher Artikel zu Missverständnissen beim Scaffolding (auf Englisch, nur Leseprobe): https://carlhendrick.substack.com/p/the-misunderstood-art-of-scaffolding.
Jochen Gollhammer hat eine großartige Taskcard (CC BY-SA 4.0) für „„Neue“ Themen für die Schule und den Unterricht“ zusammengestellt, dort gibt es zahlreiche hochwertige Links zu Themen von KI über Breakouts und VR bis zu Scrum: https://mz-bgl.taskcards.app/#/board/bba0681e-f6b3-447c-bac0-7ec110fd241e/view?token=1cd80b12-efe7-4bc4-82c2-83f57bfc9e41.
App Camps und der SPIEGEL haben Unterrichtsmaterial zum „Mobile Reporting“ entwickelt, also zur professionellen Berichterstattung am Beispiel eines Interviews nur mithilfe des Smartphones: https://appcamps.de/unterrichtsmaterial/unterrichtsmaterial-mobile-reporting/.

Leseempfehlung
Julia Ebner: Radikalisierungsmaschinen; Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren, Berlin 2019. Julia Ebner ist Undercover und digital in extremistischen Milieus unterwegs (zum Beispiel Hacker, Terroristen, Trolle, Fundamentalisten und Verschwörer, Alt-Right-Bewegung oder Islamischer Staat), sie zeigt, wie die Netzwerke funktionieren und manipulieren. Das Buch gibt es übrigens auch günstig bei der BpB: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/308408/radikalisierungsmaschinen/.

Hörempfehlung
Stefan Ruppaner ist bei Nina Mühlhens in der „Lunchbox“ zu Gast: https://lunchbox.podigee.io/62-stefan-ruppaner.
Micha Pallesche bei EduFunk: https://open.spotify.com/episode/1MWM4JnWtLBRRcXpJMcEDv.

Sehempfehlung
Auf der Website von Lemas gibt es einen Clip von Reinhard Kahl über die Alemannenschule: https://www.leistung-macht-schule.de/de/Selbstorganisiertes-und-individuelles-Lernen-Ein-Einblick-in-die-Alemannenschule-1895.html.

Veranstaltungsempfehlung
Läuft zwar schon, der Summit der Pioneers of Change, kann sich aber für Kurzentschlossene trotzdem lohnen: https://pioneersofchange-summit.org/terminplan/.
Außerdem: Bei FelloFish gibt es immer wieder interessante Online-Veranstaltungen.

Spaß im Netz
Das Useless Cat Game: https://onefishstudio.net/ucg.

Newsletter 24/25-12, 28.02.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

es gibt immer einmal wieder Bücher, Podcasts oder Filme, die einen Einfluss auf persönliche Einstellungen und Entwicklungen haben. In seinem Buch „Das könnte Schule machen. Wie ein engagierter Pädagoge unser Bildungssystem revolutioniert“ beschreibt Stefan Ruppaner eine solche Situation mit dem Film „Treibhäuser der Zukunft“ von Reinhard Kahl bei dem er beim Zappen auf dem Sofa hängen geblieben ist.
Ich hatte ein ähnliches „Erweckungserlebnis“ als ich auf dem, während Corona digitalen, Deutschen Schulleitungskongress einen Vortrag von Margret Rasfeld gesehen habe, der mir gezeigt hat, dass Schule auch anders funktionieren kann. Daraufhin habe ich mir ihr Buch „Schulen im Aufbruch“ gekauft und war fasziniert von der Idee Schule anders zu gestalten, individualisierter und wirksamer. Genauso inspirierend ist das Buch von Stefan Ruppaner, das ich in diesem Newsletter empfehle, ebenso empfehle ich den erwähnten Film zum wiederholten Mal und auch einen passenden Podcast.
Ruppaners Moto ist ja „Unterricht ist allen Übels Anfang“. Damit spitzt er seine Grundhaltung zu, dass das Lernen im Gleichschritt obsolet ist und die Zukunft individualisierten und selbstorganisierten Lernprozessen gilt. Alle, die sich für Schulentwicklung und innovative Schule interessieren, sollten dieses Buch lesen! Der im letzten Sommer pensionierte Schulleiter der Alemannenschule Wutöschingen beschreibt hier, wie er und seine Kolleginnen und Kollegen die Alemannenschule von einer von der Schließung bedrohten Hauptschule zu einer der innovativsten Schulen Deutschlands gemacht haben. Das Buch zeigt, was in einer staatlichen Regelschule möglich ist, wenn visionäres Engagement, eine Hands-On-Mentalität und Durchhaltevermögen zusammenkommen und welche positiven Auswirkungen das auf die Schülerinnen und Schüler hat. Für mich immer wieder inspirierend und Hoffnung machend. Das Buch hat sich übrigens quasi von selbst gelesen, ich war in drei Tagen durch.
Überhaupt finde ich, gibt es Grund zur Hoffnung.
Ich habe auf der letzten Fachkonferenz Geschichte und auf dem „KI-Klassentreffen“ von fobizz letzten Freitag in Berlin festgestellt, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen anfangen die richtigen Fragen zu stellen und zu dem Schluss kommen, dass wir Dinge anders machen müssen. Das wird nicht leicht und das ist auch kein Selbstläufer. Den Ruppaner lesen, könnte aber ein Einstieg sein.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Vorweg wieder mal eine Warnung zu den sozialen Medien
Europol warnt aktuell vor einer wachsenden „Onlinesekte“, deren Ziel es ist Minderjährige zu manipulieren und zu Selbstverletzungen oder Schlimmerem zu treiben. Dazu ein Artikel auf Spiegel-Online: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/europol-warnt-vor-suizid-chatgruppen-fokus-auf-minderjaehrige-a-44a3c7cb-9a8c-4c64-8e97-e20e6c836e5c?sara_ref=re-so-app-sh und hier die Originalwarnung von Europol: https://www.europol.europa.eu/media-press/newsroom/news/intelligence-notification-violent-online-communities-threaten-children.

Interessantes
Die UNESCO hat den Weltbildungsbericht 2024/25 mit dem Schwerpunkt „Leadership in der Bildung“ veröffentlicht: https://www.unesco.de/dokumente-und-hintergruende/publikationen/detail/kurzfassung-weltbildungsbericht-202425-leadership-in-der-bildung/. „In diesem Bericht wird gezeigt, dass Führungskräfte im Bildungswesen bei der Verfolgung bestimmter Ziele mehr als nur Manager sind. Der Bericht fordert Investitionen in und die Befähigung von Schul- und Systemleiterinnen und -leitern.“
ICCS, die „International Civic and Citizenship Education Study“ untersucht Zusammenhänge zwischen Demokratie und bürgerlicher Teilhabe im Kontext von Erziehung und Bildung: https://www.iea.nl/studies/iea/iccs.
„Engagement global“ hat den „Bildungsavatar Kaia“ entwickelt, einen KI-Chatbot zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen erstellt, der Wissen und Ideen rund um die SDGs vermittelt: https://www.17ziele.de/blog/detail/ki-bildungsavatar-kaia-ist-da-2.html.
Beim „fluter“ gibt es ein interessantes Interview mit dem Soziologen Steffen Mau über die „Triggerpunkte“ in der deutschen Gesellschaft und damit verbundene Fehlwahrnehmungen: https://www.fluter.de/steffen-mau-soziologe-trigger.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland über den fraktionsübergreifenden Plan von Prien, Schopper und Hubig das Bildungssystem nach dem Vorbild der kanadischen Provinz Alberta zu reformieren: https://www.rnd.de/wissen/vorbild-kanada-dieser-plan-soll-das-deutsche-bildungssystem-retten-47WYYGPT6BFT3JZARUOGW4GQ7U.html.
Norman Graf hat einen Blog zu digitaler Schulentwicklung gestartet, u.a. beschäftigt er sich mit LLMs und DSGVO in der Schule: https://techtalk-bildung.blogspot.com/.
Bob Blume über Schulentwicklung und unwillige Lehrkräfte: https://bobblume.de/2025/02/27/diskussion-schulentwicklung-kritische-und-unwillige-kolleginnen-ein-update-2025/.

Smartphone und Social Media
Lehrer News bietet eine Übersicht über einige Tools zum Fakten checken bei Fakenews: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/fake-news-entlarven-wie-ihr-eure-schueler-fit-fuer-die-digitale-wahrheit-macht.
Zum selben Thema gibt es von der Nemetschek-Stiftung das Projekt „#whatthefact“: https://www.whatthefact.info/uebersicht.html ,mit Fakten zu zahlreichen aktuellen Diskussionen.
Ein Jugendlicher aus Detroit berichtet (auf Englisch), wie er während der Corona-Pandemie über TikTok in einer misogynen Bubble gelandet ist: https://www.chalkbeat.org/detroit/2025/02/12/alone-during-covid-i-was-drawn-to-manosphere/.
Pixelfed ist eine (noch kleine?) Alternative zu Instagram: https://pixelfed.social/.
Einen Überblick über den wissenschaftlichen Stand zu Smartphone-Verboten in Schulen liefert die Universität von Luxemburg: https://science.lu/de/screentime/smartphone-verbot-schulen-was-ist-der-stand-der-wissenschaft.

KI
Die Universität Cambridge warnt im Zusammenhang mit KI vor einer „intention economy“, in der KI-Assistenten unser Kaufverhalten beeinflussen und das dann kommerzialisieren bevor wir selber eine Entscheidung getroffen haben: https://www.cam.ac.uk/research/news/coming-ai-driven-economy-will-sell-your-decisions-before-you-take-them-researchers-warn.
The decoder berichtet über eine Microsoft-Studie, die zeigt, dass KI das kritische Denken negativ beeinflussen kann: https://the-decoder.de/zu-viel-ki-schadet-laut-microsoft-studie-dem-kritischen-denken/.
In diesem Video wird ausführlich auf Englisch erklärt, wie ein LLM funktioniert: https://www.youtube.com/watch?v=wjZofJX0v4M.
Hier gibt es eine Aufzeichnung der Keynote zum „KI-Klassentreffen“ von fobizz, in der sie auf den aktuellen Stand von KI im Bildungsbereich eingeht. Spoiler: Die Prozesse sind so schnelllebig, dass man kaum hinterherkommt: https://fobizz.com/de/ki-klassentreffen/. Die schlecht zu verstehende Frage zum EU-AI-Act ab Minute 45:30 Uhr ist von mir 😉

Tipps für den Unterricht
Stefan Ruppaner würde zwar sagen, dass Unterricht an sich das Problem sei, bis dahin gibt es hier Tipps zu gutem Classroom-Management: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/wir-haben-ein-massives-problem-mit-classroom-management/.
Alessandro Aleda hat zur De-Implementierung von Korrekturen einen Feldversuch mit KI-gestütztem Feedback gestartet und diesen ausführlich in einem Blogbeitrag beschrieben: https://nervous-mountain-83f.notion.site/De-Implementierung-von-Korrektur-Ein-Feldversuch-mit-KI-gest-tztem-Feedback-19bb5753f7cc808c99aee0a3edd42179.
Wer im Unterricht mit Memes arbeiten will, findet hier ein tolles Tool zur Erstellung: https://imgflip.com/memegenerator.
Eine Einführung in die Nutzung von KI in Canva gibt es hier (auf Englisch): https://www.canva.com/designschool/courses/ai-in-the-classroom/?lesson=welcome-to-ai-in-the-classroom.
Tolles Padlet von Lukas Gehlen mit Tipps und Tricks zum Start eines Podcasts: https://padlet.com/lukas77/pele-podcast-projekt-va86ckxc07opwbcx.
Wer sich mit der Taxonomie von Lernzielen beschäftigen will, dem seit dieses Kapitel aus einem E-Book von Peter Baumgartner empfohlen: https://peter.baumgartner.name/wp-content/uploads/2012/12/PDV-e-book-Kapitel-2.pdf.

Leseempfehlung
Alle, die sich für Schulentwicklung und innovative Schule interessieren, sollten das kürzlich erschienene Buch „Das könnte Schule machen. Wie ein engagierter Pädagoge unser Bildungssystem revolutioniert“ von Stefan Ruppaner und Anke Willers lesen (Hamburg 2025)! Der frisch pensionierte Schulleiter der Alemannenschule Wutöschingen beschreibt hier, wie er und seine Kolleginnen und Kollegen die Alemannenschule von einer von der Schließung bedrohten Hauptschule zu einer der innovativsten Schulen Deutschlands gemacht haben. Das Buch zeigt, was in einer staatlichen Regelschule möglich ist, wenn visionäres Engagement, eine Hands-On-Mentalität und Durchhaltevermögen zusammenkommen und welche positiven Auswirkungen das auf die Schülerinnen und Schüler hat.
Absolute Leseempfehlung!

Hörempfehlung
Hatte ich auch schon einmal empfohlen, aber da dieser Newsletter einen Stefan Ruppaner-Schwerpunkt hat, empfehle ich noch einmal den die Podcastfolge des „Radikalen Salons“ mit ihm: https://radikalarbeiten.podbean.com/e/revolutionare-schulkonzepte-im-gesprach/.
Podcast des Forum BD zu Leadership in der Kultur der Digitalität: https://auftrag-aufbruch.podigee.io/32-leadership-mit-maren-wichmann-und-marlon-lamour.
„Digital & Distributed Leadership, Social Media in Schulen und gemeinsames Lernen“, u.a. mit Jöran, Silke, Jan und vielen weiteren prominenten Bildungsaktiven: https://welle-lernen-digital.podigee.io/7-welle-lernen-digital-7.

Sehempfehlung
Auch wenn ich den Film „Treibhäuser der Zukunft“ von Reinhard Kahl schon zweimal im Newsletter empfohlen habe, muss ich es wieder tun, vor allem in Ergänzung zur Leseempfehlung, weil Stefan Ruppaner in seinem Buch genau mit der (zufälligen) Inspiration durch diesen Film beginnt: https://www.youtube.com/watch?v=foxcULxYcUs. Ich bin schon sehr gespannt auf den Film von Kahl über die Alemannenschule, der wohl gerade im Schneideprozess ist.
Absolute Sehempfehlung!
In der ARD-Mediathek gibt es aktuelle im Rahmen der Reihe „7 Tage“ den Selbstversuch eines Reporters, der sich in seiner alten Schule in der Wetterau als Lehrkraft versucht: https://www.ardmediathek.de/video/7-tage/7-tage-lehrer/ard/OGI5OWJhMDgtOWU0Ny00NGE5LWIwNTMtOTk0OWIwZmIzOTA0.

Veranstaltungsempfehlung
Im Mai findet ein OER-Barcamp zur professionellen Unterrichtsmaterialerstellung in Darmstadt statt: https://oercamp.de/veranstaltungen/werkstatt-hessen-2025/.
Safe the Date! Es ist mir gelungen am 30.09.2025 Silke Müller mit Ihrem Vortrag zu Gefahren im Netz ins Bürgerhaus Dreieich zu holen! Infos zu Silke Müller gibt es hier: https://silkemueller.com/. Nähere Infos zu Ticketing etc. folgen.

Spaß im Netz
Bei meinem letzten Berlinaufenthalt bin ich auf folgende bemerkenswerte Partei gestoßen: https://aipd-partei.de/. Die Wahl zum Bundestag ist zwar schon rum, aber die nächste kommt vermutlich in vier Jahren.

Newsletter 24/25-11, 14.02.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe im letzten Newsletter ja schon angekündigt, dass es in diesem Newsletter um Zeugnisse und Noten gehen soll.
Noten haben eine Funktion in der Bildungs- und Arbeitswelt, sie sollen selektieren und kategorisieren, sie suggerieren Objektivität und Vergleichbarkeit und stellen Berechtigungshürden für bestimmte Abschlüsse oder (hoch-)schulische Zugänge dar.
Die Empirie zeugt allerdings, dass das in der Realität nicht ganz so einfach ist. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Noten nicht objektiv und daher auch nicht vergleichbar sind. Ich verzichte jetzt darauf diese hier zu zitieren, wer mehr dazu wissen will, kann hier (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/das-sagt-die-wissenschaft-ueber-noten/) oder hier (https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/213307/das-dilemma-mit-den-schulnoten/) anfangen zu recherchieren.
Noten und Zeugnisse sind vor allem Momentaufnahmen, sie sagen bestenfalls etwas über einen aktuellen Leistungsstand aus, aber nichts darüber, wie er zustande gekommen ist. Was ist eine bessere Leistung? Die 1 in Musik einer Tochter einer Konzertpianistin, die seit dem 3. Lebensjahr Geige spielt (jeden Respekt dafür!) oder die vier in Geschichte des vor einem halben Jahr in die Regelklasse in der Hauptschule integrierten Geflüchteten, der bis vor zwei Jahren noch kein Deutsch gesprochen hat und auch noch nie etwas von europäischer Geschichte im Mittelalter gehört hat?
Noten und Zeugnisse taugen auch nur sehr bedingt für eine berufliche oder soziale Zukunftsprognose. Die meisten Noten werden in Phasen des körperlichen, seelischen und kognitiven Reifungsprozesses vergeben und sagen daher eher weniger aus. Jeder kenn Beispiele von Menschen, die mit vermeintlich niederem oder gar keinem Abschluss fulminante Leistungen erbracht haben. Gerade neurodivergente Kinder kommen oft kaum mit dem Schulsystem zurecht, sind aber häufig die Kreativen, die wir im Leben brauchen.
Noten treffen aktuell auf eine Gesellschaft in einem enormen Transformationsprozess. Wissen, das früher noch mühsam memoriert werden musste, um es verfügbar zu halten, steht mittlerweile quasi in der Hosentasche zur Verfügung, selbst Prozesse für Reparaturen oder mathematische Operationen sind in Tutorials ubiquitär. Es kommt also zunehmend auf die Anwendung und den Prozess des Lernens an, darauf, wie ich in der Lage bin dieses Wissen zu verknüpfen, zu konstruieren und wieder zu dekonstruieren, ich muss in der Lage sein, dass Wissen kritisch zu hinterfragen und damit kreativ umzugehen.
Diese komplexe und kompetenzorientierte Dimension der Fähigkeiten lässt sich nicht mehr auf Ziffernnoten reduzieren, hier bedarf es in Schulen formativem Feedback und Prozessbegleitung durch Lehrkräfte.
Dazu kommt dann noch eine weitere Dimension: Dieses Wissen lässt sich nicht mehr in Fächern kategorisieren, sondern es muss über Fächer hinweg vernetzt gedacht und angewendet werden.
Ein weiteres Problemfeld bei Noten ist, dass sie nur einen (überkommenen?) Wissenskanon abdecken, der im 19. Jahrhundert entstanden ist. Noten sagen nichts über soziale Fähigkeiten oder nicht zu Kompetenzen im Bereich Modellbau oder zu kollaborativen und kommunikativen Fähigkeiten.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass wir ein Noten- und Selektionssystem in der Schule anwenden, das vielleicht in einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft seine Berechtigung hatte, aber zunehmend nicht mehr kompatibel mit den globalen Veränderungen ist. Warum sonst legen große und renommierte Firmen, aber auch Handwerksbetriebe zunehmend weniger Wert auf Zeugnisse und veranstalten Assessment-Center oder lassen Probearbeiten? Vielleicht weil die Fähigkeit auswendig gelerntes Wissen in mehrstündigen Klausuren in Einzelarbeit wiederzugeben wenig mit der beruflichen Realität zu tun hat? Ich frage ja nur…

Ihr

Erik Grundmann

Warnung
Wir finden in letzter Zeit gelegentlich leere Dosen und Überreste von so genannten Nicopds auf dem Schulgelände, das sind kleine hochkonzentrierte Nikotin-Pads, die man sich hinter die Lippe in den Mund klemmt. Die Produkte sind teilweise verboten und ab 18. Mehr dazu gibt es zum Beispiel hier: https://www.deutschlandfunk.de/snus-pouches-nicopods-warum-gesundheitsexperten-vor-nikotinbeuteln-gerade-bei-jugendlichen-warnen-100.html oder hier https://www.dak.de/dak/gesundheit/psychische-gesundheit/sucht/nikotinbeutel_87164.

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Spezialsammlung zur Bundestagswahl
Ich stelle hier einige interessante Seiten zur Bundestagswahl zusammen.
Der bekannte und beliebte Wal-O-Mat der BpB ist hier zu finden: https://www.wahl-o-mat.de/bundestagswahl2025/app/main_app.html. Wichtig zu wissen ist, dass hier nur Parteiprogramme, bzw. offizielle Positionen ausgewertet werden.
Am tatsächlichen Abstimmungsverhalten der Parteien im Bundestag orientiert sich der Real-O-Mat https://real-o-mat.de/ von „Frag den Staat“. Auch hier handelt es sich natürlich um eine Themenauswahl, die der Komplexität der Realität nicht gerecht werden kann.
Wahl.Chat ist ein KI-Chatbot, der es auf der Basis von Parteiprogrammen und anderen Informationen ermöglicht, „individuelle“ Fragen an die Parteien zu stellen: https://wahl.chat/. Auch hier ist natürlich Vorsicht geboten, KI neigt zum Halluzinieren.
Mit https://www.kandidierendencheck.de/bundestag von abgeordnetenwatch.de kann man die Kandidierenden aus dem eigenen Wahlkreis unter die Lupe nehmen.
All dies sind verkürzte Wege sich mit Politik auseinanderzusetzen, für eine wirklich seriöse Urteilsbildung müssen die Parteiprogramme studiert und die aktuellen Entwicklungen über seriöse Nachrichtenquellen dauerhaft verfolgt werden.
Ein interessantes Projekt ist auch https://bundestagswahl.ai/.

Interessantes
Am Montag kam der erste Teil der neuen SINUS-Studie 2024/2025 zum Thema „Zuversicht“ raus. Die Jugendlichen haben große Angst vor Krieg, Populismus und Extremismus, sehen die Zukunft Deutschlands und der Welt überwiegend pessimistisch, sind aber mit ihrem Leben zufrieden und optimistisch, was ihre persönliche Zukunft angeht: https://www.barmer.de/resource/blob/1295344/a7f57a64d056b7e6dd12b885eff681c6/sinus-studie-jugendbericht-2024-2025-kapitel-zuversicht-data.pdf.
Marlen Buri aus der Schweiz startet im Rahmen einer Weiterbilddung einen Blog zum Selbstregulierten Lernen: https://marlenburi.lilo.page/.
In seiner Kolumne bei t-online schreibt Bob Blume über das Fehlen der Interessen von Kindern und Jugendlichen im aktuellen Wahlkampf: https://www.t-online.de/leben/kolumne-bob-blume/id_100592168/bundestagswahl-die-zukunft-von-deutschland-wird-vergessen.html. Siehe dazu auch die Buchempfehlung im letzten Newsletter.
Dieter Dohmen sieht im ntv-Podcast den Kollaps des Schulsystems: https://www.n-tv.de/panorama/Der-Absturz-der-Friedrich-Bergius-Schule-Das-Schulsystem-befindet-sich-mitten-im-Kollaps-article25542935.html.
Am 11.02. war „Safer Internet Day“, Infos hierzu gibt es zum Beispiel bei der ohnehin sehr empfehlenswerten Seite „Klicksafe“: https://www.klicksafe.de/sid25.
Bei der Bundestagswahl mischen im Wahlkampf KI-generierte Fakeprofile, besonders von jungen Frauen, mit Fakenews mit: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/rechte-ki-influencer-100.html. (Eigentlich müsste dieser Link in die Kategorie Social Media und/oder KI, was zeigt, dass die Zusammenhänge immer deutlich werden, naja, interessant ist es allemal, denn es unterstreicht noch einmal, wie wichtig Demokratie- und Medienbildung sind!).
Die Zeitbild-Stiftung hat ein digitales Buch der Demokratie herausgegeben, in dem um das Aufdecken von Verschwörungstheorien geht: https://www.zeitbild-stiftung.de/projekte/buchderdemokratie/.
„Brand eins“ erzählt die wunderbare Geschichte von „Tumo“ einem innovativen Lernkonzept aus Armenien, das mittlerweile die Welt erobert: https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2025/kommunikation-in-nervoesen-zeiten/armenien-ein-land-im-lernfieber. In Frankfurt am Main entsteht übrigens gerade auch ein Tumo-Zentrum: https://www.tumoffm.de/.

Smartphone und Social Media
Bei jüngeren und TikTok-affinen Kindern und Jugendlichen wird aktuell der Song „Sigma Boy“ gehyped. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat dazu einen Interessanten Artikel mit Hintergrundinformationen bereitgestellt (Spoiler: Es geht um Russland, toxische Männlichkeit und Hypemuster in sozialen Medien): https://www.rnd.de/wirtschaft/sigma-boy-auf-tiktok-warum-ein-russischer-popsong-die-sozialen-medien-erobert-6ZQTSWVB6ZCUJGIUMQJ5HPT4OI.html.
Viele Kinder und Jugendliche nutzen die Spieleplattform Roblox, doch auch diese Plattform wird u.a. für Cybergrooming missbraucht (siehe auch die Sehempfehlung): https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/roblox-cybergrooming-online-spiele-100.html.
Sehr gute Analyse der Hessenschau zu Desinformationskampagnen zur Wahlbeeinflussung auf Social Media: https://www.hessenschau.de/politik/bundestagswahl/bundestagswahl-wie-desinformation-auf-social-media-waehler-beeinflusst-v1,btw25-desinformation-100.html.
Neuneinhalb zeigt in der ARD-Mediathek einmal wie man TikTok zur Information nutzen kann: https://www.ardmediathek.de/video/neuneinhalb/informieren-auf-tiktok-so-geht-s/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtNzk0MGQxNmUtZmI3MS00MWJmLWJhZWQtZTIxZWQ0NWE5Y2Q5?isChildContent.
Der Kompetenzverbund lernen:digital veranstaltet einen Community Call zum Thema „Smarter ohne Phone? Die Nutzung von Handy und Social Media in der Schule“ mit spannenden Speakern. Anmeldung über: https://lernen.digital/veranstaltungen/smarter-ohne-phone-die-nutzung-von-handy-und-social-media-in-der-schule/.

KI
Doris Weßels schreibt im Blog von FelloFish über KI-Agentensysteme, die weit autonomer agieren als Chatbots. Ich habe schon mehrfach gelesen und gehört, dass diese Agentensysteme das neue heiße Ding in 2025 werden sollen, also besser jetzt noch etwas schlau machen: https://www.fellofish.com/blog/agentic-learning-workflows-aufbruch-in-neue-bildungswelten.
Es gibt einen neuen KI-Detektor, speziell für deutsche Texte, ein Schnelltest war überraschend gut. 1000 Zeichen können kostenlos und ohne Anmeldung getestet werden. Sicher nicht gerichtsfest, aber vielleicht eine Hilfe: https://www.detectora.de/.
Im Blog „KI im Klassenzimmer“ von „Der Standard“ geht es dieses Mal um den Einfluss von KI auf Korrekturen: https://www.derstandard.at/story/3000000252004/ki-statt-rotstift.
KI erweckt nicht nur Tote zum Leben, sondern nimmt auch Einfluss auf unsere Erinnerungskultur, doch dabei ist Vorsicht geboten. Der NDR berichtet am Beispiel von Anne Frank: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/kulturjournal/Anne-Frank-als-KI-Version-Erinnerungskultur-im-Wandel,kulturjournal9992.html.

Tipps für den Unterricht
Heute gibt es mal eine tolle Seite für den Physikunterricht! Michael Freeman stellt auf seiner Seite anschauliches und vor allem interaktives Material zu verschiedenen Themenbereichen aus der Physik zur Verfügung. Ist zwar auf Englisch, aber gut: https://sites.google.com/view/afreeparticle/interactives.
Er arbeitet dabei häufig mit desmos, einem Tool zur interaktiven Visualisierung mathematischer Funktionen: https://www.desmos.com/?lang=de. Und wenn wir gerade dabei sind, könnte auch diese Seite für Mathematik interessant sein: https://de.mathigon.org/.
Stefan vom Podcast „Laberfach“ hat seine Materialen zu „Woyzeck“ geteilt: https://www.laberfach.de/2025/02/08/mat02/. Siehe auch Hörempfehlung.
Auch für Sportlehrkräfte ist heute etwas dabei. QUA-LIS NRW hat eine Taskcard zu Apps und digitalen Medien im Sportunterricht erstellt: https://www.taskcards.de/#/board/fd07b560-173e-4202-bd11-d256b3f7434b/view.
Elke Höfler von der Uni Graz hat eine wunderbare Übersicht über Mythen und unsichtbare Effekte beim Lernen erstellt: https://digitalanalog.at/lernen/von-matthaeus-bis-matilda-wie-unsichtbare-effekte-unser-lernen-beeinflussen/.
Das Deutsche Schulportal stellt eine Studie zum Üben vor, die für „verschachteltes Üben“ wirbt: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/warum-verschachteltes-ueben-so-nachhaltig-ist/.
Niels Winkelmann hat einen wunderbaren Blogbeitrag zur Arbeit mit Taskcards bei der Abiturvorbereitung in einer Kultur der Digitalität geschrieben: https://digilog.blog/2025/02/12/wiederholen-mit-taskcards/.

Leseempfehlung
Um den ganzen dystopischen Entwicklungen in der Realität etwas entgegenzusetzen, empfehle dieses Mal „Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen“ der Ökonomin Maja Göpel (Berlin 2022), die uns zeigt, wie wir es in eine lebenswerte Zukunft schaffen können.

Hörempfehlung
Aladin El Mafaalani ist zu Gast bei Isabell Probsts Podcast und spricht über seine Vergangenheit als Lehrer und die Zukunft des Schulsystems: https://lifeafterlehramt.podigee.io/32-aladin-el-mafaalani.
Für alle Deutsch-Lehrkräfte, Deutsch-Schülerinnen und -Schüler oder zum Lernen fürs Abitur ist der Podcast „Laberfach“ eine unbedingte Empfehlung: https://www.laberfach.de/.

Sehempfehlung
ZDF-Doku zu den Gefahren auf Roblox: https://www.zdf.de/dokumentation/die-spur/roblox-kinderspiel-online-gefahr-100.html.

Veranstaltungsempfehlung
Safe the Date! Es ist mir gelungen am 30.09.2025 Silke Müller mit Ihrem Vortrag zu Gefahren im Netz ins Bürgerhaus Dreieich zu holen! Infos zu Silke Müller gibt es hier: https://silkemueller.com/. Nähere Infos zu Ticketing etc. folgen.

Spaß im Netz
Heute gibt es einen polyglotten Liebesliedgenerator von Bodo Wartke: https://www.bodowartke.de/liebesliedgenerator/de/. Vielen Dank an die Kollegin Reinelt für den tollen Tipp!

Newsletter 24/25-10, 31.01.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe noch nie so lange überlegt, über was ich in einem Newsletter schreiben soll. Meistens habe ich schon Wochen oder zumindest Tage im Voraus ein Thema im Kopf, welches dann gärt und sich konkretisiert, doch dieses Mal fällt es mir schwer.
Ich mag mich eigentlich nicht mit aktuellen weltpolitischen Entwicklungen oder denen in unserem Land auseinandersetzen. Hierzu gibt es am Ende auch nur einen zentralen Aspekt festzuhalten:

„(2) Die Schulen sollen die Schülerinnen und Schüler befähigen, in Anerkennung der Wertordnung des Grundgesetzes und der Verfassung des Landes Hessen

1. die Grundrechte für sich und andere wirksam werden zu lassen, eigene Rechte zu wahren und die Rechte anderer auch gegen sich selbst gelten zu lassen,

2. staatsbürgerliche Verantwortung zu übernehmen und sowohl durch individuelles Handeln als auch durch die Wahrnehmung gemeinsamer Interessen mit anderen zur demokratischen Gestaltung des Staates und einer gerechten und freien Gesellschaft beizutragen,

3. die christlichen und humanistischen Traditionen zu erfahren, nach ethischen Grundsätzen zu handeln und religiöse und kulturelle Werte zu achten,

4. die Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Achtung und Toleranz, der Gerechtigkeit und der Solidarität zu gestalten,

5. die Gleichberechtigung von Mann und Frau auch über die Anerkennung der Leistungen der Frauen in Geschichte, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft zu erfahren,

6. andere Kulturen in ihren Leistungen kennen zu lernen und zu verstehen,

7. Menschen anderer Herkunft, Religion und Weltanschauung vorurteilsfrei zu begegnen und somit zum friedlichen Zusammenleben verschiedener Kulturen beizutragen sowie für die Gleichheit und das Lebensrecht aller Menschen einzutreten,

8. die Auswirkungen des eigenen und gesellschaftlichen Handelns auf die natürlichen Lebensgrundlagen zu erkennen und die Notwendigkeit einzusehen, diese Lebensgrundlagen für die folgenden Generationen zu erhalten, um der gemeinsamen Verantwortung dafür gerecht werden zu können,

9. ihr zukünftiges privates und öffentliches Leben sowie durch Maßnahmen der Berufsorientierung ihr berufliches Leben auszufüllen, bei fortschreitender Veränderung wachsende Anforderungen zu bewältigen und die Freizeit sinnvoll zu nutzen.“

Das ist der §2 des Hessischen Schulgesetzes und daran sind wir Lehrkräfte gebunden, wir sind zur Mäßigung verpflichtet, Neutralität bedeutet nicht, dass wir Verstöße gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung hinnehmen müssen, im Gegenteil, wir sind sogar aufgefordert, diesen entgegenzutreten.
In der Schule läuft es gut, wir sind weiter auf einem guten Weg, heute erscheint unsere neue Schülerzeitung (online abrufbar unter: https://www.wfs-dreieich.de/wp-content/uploads/2025/01/Fomo-Heft1.pdf) , wir hatten die erste Sitzung der DNA-Gruppe (Mehr Informationen dazu gibt es hier: https://www.schulmun.de/2025/01/16/wfs-06-auf-in-das-2-jahr-die-dna-arbeitet/), die Stimmung scheint mir im Großen und Ganzen gut zu sein. Sicher gilt das nicht in jedem Detail, die vielen Lehrkräftewechsel sind zum Beispiel für alle Teile der Schulgemeinschaft ein Ärgernis, lassen sich aber leider nicht vermeiden. Nächste Woche stehen die Zeugnisse an, denken Sie daran, dass die Kinder mehr sind als die Noten auf den Zeugnissen! Das werde ich im nächsten Newsletter noch etwas vertiefen, womit das Themenfindungsproblem in zwei Wochen schon einmal gelöst ist.
Ich bitte um Nachsicht, dass ich dieses mal im Wesentlichen „nur“ ein Gesetz zitiert habe, wenn auch ein wichtiges.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Aktuell: Gerade kam noch eine weiter Warnung vor einer TikTok-Challenge rein, dieses Mal geht es wohl darum große Mengen Paracetamol zu nehmen:
https://www.swissinfo.ch/ger/%22paracetamol-challenge%22-auf-tiktok-beunruhigt-%c3%84rzte/88803551

Interessantes
Michael Drabe hat eine, mittlerweile vierteilige, Serie zur datengestützten Schul- und Unterrichtsentwicklung gestartet, hier geht es zu Teil eins: https://schule-in-der-digitalen-welt.de/1-evaluation/.
Lesenswertes Interview mit Raúl Krauthausen über Inklusion: https://www.news4teachers.de/2025/01/es-sind-ja-nicht-die-behinderten-kinder-schuld-dass-lehrerinnen-immer-mehr-machen-muessen-raul-krauthausen-ueber-inklusion/.
Die Verbraucherzentrale Hessen hat ein umfangreiches Glossar zum Thema Datenschutz erstellt: https://www.verbraucherzentrale-hessen.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/datenschutzrecht-wichtige-begriffe-zum-datenschutz-erklaert-55444.
Nach einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ist Gewalt gegen Lehrkräfte auf einem hohen Niveau: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/gewalt-lehrer-studie-100.html.
Bob Blume appelliert in seiner Kolumne beim Deutschen Schulportal für mehr Unterstützung der Lehrkräfte beim Umgang mit Hass und Fakenews: https://deutsches-schulportal.de/kolumnen/wenn-lehrkraefte-mit-dem-hass-allein-gelassen-werden/.
Jan Martin Wiarda setzt sich auf seinem Blog mit den Vorschlägen von Schopper, Prien und Hubig auseinander, die u.a. mehr messbare Bildungsziele fordern: https://www.jmwiarda.de/2025/01/20/neue-ambitionen-auf-dem-weg-zur-bildungsrepublik/.
Nature schreibt darüber, warum Kinder mehr Risiko beim Spielen eingehen müssen: https://www.nature.com/articles/d41586-024-04215-2.
Die Montag Stiftung hat eine tolle Website zum Thema Schulbau gestartet: https://schulbauopensource.de/.

Smartphone und Social Media
Eine Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung zeigt, dass Junge Menschen und TikTok-Nutzer besonders anfällig für Desinformation sind: https://www.zeit.de/digital/internet/2025-01/studie-desinformation-tiktok-junge-menschen.
Andrea Buhl-Aigner, renommierte Smartphone-Coach, stellt acht Tipps für einen bewussten Umgang mit Smartphones in der Familie und zwanzig Maßnahmen dazu zur Verfügung (Voraussetzung ist Registrierung beim abbestellbaren Newsletter): https://www.smartphonecoach.org/8-tipps-fuer-einen-bewussten-umgang-mit-smartphones/.
Ein Bericht des NDR über ein erfolgreiches Präventionsprogramm gegen Cybermobbing in Hamburg: https://www.ndr.de/kultur/Cybermobbing-Jedes-sechste-Schulkind-in-Deutschland-betroffen,cybermobbing406.html.
TikTok macht mal wieder mit einer Challenge von sich reden: https://www.srf.ch/news/schweiz/amokdrohungen-an-schulen-ein-tiktok-trend-der-fuer-aufwand-und-aerger-sorgt.

KI
Manuel Flick, Philipp Sölken & Niels Winkelmann haben einen empfehlenswerten Leitfaden zu KI und Facharbeiten erarbeitet: https://digilog.blog/2025/01/22/ki-und-facharbeiten-ein-leitfaden-fuer-den-unterricht/.
Joscha Falck hat einen sehr guten Blogbeitrag zum Thema „Prompting verstehen“ geschrieben: https://joschafalck.de/prompting-verstehen/.
Die Vodafone-Stiftung hat Schüler zum Thema „KI an europäischen Schulen“ befragt: https://www.vodafone-stiftung.de/europaeische-schuelerstudie-kuenstliche-intelligenz/.
Ab Februar tritt eine neue Stufe des AI Act der EU in Kraft, was das für Schulen bedeutet, ist allerdings noch umstritten, dazu der Standard: https://www.derstandard.de/story/3000000253344/ki-kompetenzen-ai-act-strafe. Fobizz bietet dazu schon Webinare an.
In diesem Video zeigt Hauke Pölert, wie man mit Napkin.ai Grafiken aus Texten erstellt: https://www.youtube.com/watch?v=y1pMMWjlepo.
Die Weltbank bloggt über den erfolgreichen Einsatz von KI in Nigeria: https://blogs.worldbank.org/en/education/From-chalkboards-to-chatbots-Transforming-learning-in-Nigeria.

Tipps für den Unterricht
Wer es noch nicht kennt: https://simpleshow.com/de/ ist ein einfaches und praktisches Tool zur Erstellung von Erklärvideos.
Für Informatiker eine Variante des Brettspiels »Turing Machine – Der Lochkarten-Computer«: https://apfelfreunde.de/2025/01/25/lochkarten/.
Taskcard zu „Deeper Learning“ von Cornelia Stenschke: https://www.taskcards.de/#/board/448fe454-5b72-4832-8e6c-9a7cc321d16c/view?token=b4b74cb3-0588-4aea-9be5-77fd65f90f4a.
Etwas für den PoWi-Unterricht; Simon Meier-Vieracker hat Heatmaps mit den wichtigsten Worten aus den aktuellen Wahlprogrammen erstellt: https://btw25heatmaps.streamlit.app/, sehr interessant.
Frank Ehspanner hat einen Geschichtenwürfel programmiert, mit dem man kleine Piktogramme aus einem Zufallsgenerator geriert, die dann als Schreib- oder Erzählanlass dienen können: https://geschichtenwuerfel.de/.

Leseempfehlung
Ich empfehle dieses Mal das neue Buch von Aladin El Mafaalani: Kinder; Minderheit ohne Schutz; Aufwachsen in der alternden Gesellschaft, Köln 2025. Mit Sebastian Kurtenbach und Klaus Peter Strohmeier beschreibt er, warum Kinder für die Politik kaum eine Rolle spielen (Spoiler: Sie sind keine relevante Wählerschicht) und was zu tun wäre.

Hörempfehlung
Romy Kopsch und Markus Väth sprechen im „Radikalen Salon“ mit Stefan Ruppaner: https://radikalarbeiten.podbean.com/e/revolutionare-schulkonzepte-im-gesprach/.
Bei mobile.schule gibt es eine kleine und feine Übersicht zu Podcasts aus dem Bildungsbereich: https://mobileschule.net/podcast.

Sehempfehlung
Der Hase der Hoffnung, der die ERS Karlsruhe schon durch die Pandemie begleitet hat, meldet sich wieder einmal zu Wort: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=uDsulCXfq1k.
KI beeinflusst unser Leben auf vielen Ebenen, in der ARD Mediathek gibt es ein Doku zu einer Frau, deren toter Mann als KI weiterlebt: https://www.ardmediathek.de/film/mein-mann-lebt-als-ki-weiter-oder-doku/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi8zMGUxZjlmYi0yN2YzLTRhZGQtYmU4Ny0yMWM4OGU0OTE3N2UvMzI3MDM2MzYtMjZjMC00YzA1LWI2ZTctNzQzNDU1YzI4YTVm.

Veranstaltungsempfehlung
Die didacta findet vom 11. bis 15. Februar 2025 auf dem Messegelände Stuttgart statt. Die Weibelfeldschule wird dort auch wieder präsent sein.

Spaß im Netz
Schon was älter, aber gut:
https://www.youtube.com/watch?v=nPrWo5pEvyk&t=241s.

Newsletter 24/25-09, 17.01.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ein neues Jahr beginnt und damit viele neue Chancen.
ich glaube, dass 2025 für die Weibelfeldschule ein wichtiges Jahr wird (und für die gesamte Welt).
Wir haben im vergangenen Jahr mit der Gründung der DNA-Gruppe, der stärkeren Einbeziehung von Schülerinnen, Schülern und Eltern, der Umwandlung in eine Selbstständige Schule und zunehmender Vernetzung eine gute Basis für unsere Weiterentwicklung 2025 geschaffen. Wir werden die begonnenen Prozesse fortführen und wichtige Weichen stellen, zum Beispiel bei der Handynutzung, der Gewaltprävention, beim Hauptschulkonzept und letztlich bei der Professionalisierung unser aller Haltung.
Zum Thema Haltung hat Micha Pallesche kürzlich auf LinkedIn einen Beitrag geschrieben. Er bezieht sich auf Katrin Halfmann, mit der ich mich im Newsletter 24/25-05 (https://www.schulmun.de/2024/11/07/newsletter-24-25-05-01-11-2024/) auseinandergesetzt habe und kommt zu folgendem Schluss:
„Bislang verstehen sich Lehrende in der Breite noch immer als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer, deren zentrale Aufgabe es ist, bestehende Inhalte, Wissen, Regeln, Kultur und Bedeutung an Schülerinnen und Schüler zu vermitteln (vgl. Allert und Asmussen 2017, 49f.) Transformationsprozesse vor dem Hintergrund des oben formulierten Haltungsbegriffes, gelingen jedoch nur in Gemeinschaft. Das Rollenverständnis von Lehrenden als Einzelkämpfer muss daher überwunden werden. Es geht vielmehr darum, sich kooperativ in Teamstrukturen als Gestalterin oder Gestalter von Lernprozessen zu betrachten, die wiederum Schülerinnen und Schüler befähigen, sich aktiv und gemeinschaftlich den Veränderungsprozessen und Herausforderungen unserer Gesellschaft zu stellen, diese mitzugestalten und durch das Verständnis eines kollektiven Haltungsbegriffs Kultur zu schaffen.“ (https://www.linkedin.com/pulse/haltung-ist-das-eigentlich-micha-pallesche-1e/).
Genau so sehe ich das auch!
Ich wünsche mir ehrliche, offene und konstruktive Debatten für unsere weitere Schulentwicklung. Stillstand ist keine Option. Mein persönlicher Fokus liegt neben mehr selbstorganisiertem Lernen und Feedback für die Lernenden auf mehr Demokratie- und Medienbildung.
Außerdem muss es uns gelingen mehr Raum für Austausch zur Schulentwicklung und zu pädagogischen Aspekten zu schaffen. Daher (vgl. die entsprechenden Links unten) müssen wir gleichzeitig versuchen Arbeitsschritte und -routinen zu identifizieren, bei denen wir De-Implementieren können. Wir müssen Handlungsfelder identifizieren, und dazu gehören meiner Meinung nach zum Beispiel Aufsicht und Durchsetzung von Schulregeln, die wir in den Fokus nehmen und durchsetzen. Für all das brauchen wir eine Professionalisierung im Bereich von (evidenzbasiertem) Qualitäts- und Projektmanagement.
Ein weiteres wichtiges Thema wird das Schulklima sein. Ich fürchte, dass negative Aspekte beim gesellschaftlichen Klima auf die Schule ausstrahlen und wir deshalb pädagogisch noch mehr gefordert werden. Darauf sollten wir uns vorbereiten. Wichtig ist auch hierbei, dass wir uns eng abstimmen und situativ und agil reagieren.
Wir wissen aus der Organisationsentwicklung, dass Change-Management auch mit Widerständen und Arbeit verbunden ist. Wir sind jetzt in der Phase, in der wir erste Fernziele ins Auge fassen müssen und ins Handeln kommen sollten. Wenn wir auch in zehn Jahren noch in der Lage sein wollen unsere Arbeit gern und gut zu machen, müssen wir die Entwicklungen in der Gesellschaft, der Wissenschaft und der Technik annehmen und in unserer Arbeit aufnehmen. Wir erleben gerade überall disruptive und tiefgreifende Veränderungen wie schon lange nicht mehr, darauf müssen wir reagieren. Packen wir es an!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Das Deutsche Schulportal bietet einen Überblick über wichtige Termine für Schulen 2025: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/das-kommt-2025-auf-die-schulen-zu/. Und Lehrer News zeigt einen Rückblick auf 2024: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/krisenjahr-bildung-ein-rueckblick-auf-die-bildungspolitik-2024.
Michael Drabe hat eine Serie mit einem „Plädoyer für datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung“ gestartet. Ich finde, daran kann sich jede Schule orientieren: https://schule-in-der-digitalen-welt.de/1-evaluation/.
Hauke Pölert bloggt über die Sinnlosigkeit von Korrekturen und die Sinnhaftigkeit von Feedback: https://unterrichten.digital/2025/01/06/korrekturen-feedback-de-implementierung-wisniewski/. (Vgl. dazu auch die Hörempfehlung zum Podcast von Bob Blume)
Die Medienanstalt für Baden-Württemberg fasst die JIM-Stuide 2024 zusammen: https://www.lfk.de/forschung/mediennutzungsstudien/jim-studie-2024.
Interessant: Unterschiedliche Perspektiven auf die Rolle von Schulaufsicht aus Berlin und Niedersachsen: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/schulaufsicht-koennte-so-viel-mehr-sein-als-nur-kontrolle/.
Christian Füller berichtet vom Modell der „Lausitzer Lehrprobe“, bei dem Lehramtsstudierende schon früh an Schulen eingesetzt und dabei professionell begleitet werden: https://pisaversteher.com/2024/12/27/lausitzer-lehrprobe-breitet-sich-aus/.
David Epstein beschreibt in seinem Blog „The Christmas Tree Effect“ und warum wir nicht immer nur Dinge implementieren können, sondern auch Deimplementieren müssen: https://davidepstein.substack.com/p/the-christmas-tree-effect.
Tim Engartner hat auf heise.de ein kluges Interview zu Big Tech, Digitalisierung und Prioritäten in Schulen gegeben: https://www.heise.de/hintergrund/Raus-aus-der-Bildungsfalle-Warum-Digitalisierung-kein-Allheilmittel-ist-10218738.html.
Bei Wolters Kluwer kann man die „Zukunftsstudie Schulmanagement 2024 – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ herunterladen: https://www.wolterskluwer.com/de-de/know/zukunftsstudie-schulmanagement-2024.
Der https://www.kuketz-blog.de/ ist eine gute Anlaufstelle für viele Datenschutzfragen, auch im schulischen Kontext.

Smartphone und Social Media
„Brain-Rot“ ist das Oxford-Wort des Jahres 2024 und ist mittlerweile durch Studien belegt, dazu der Standard: https://www.derstandard.at/story/3000000251107/brain-rot-durch-social-media-ist-medizinisch-nachweisbar und El Pais: https://english.elpais.com/technology/2024-12-26/the-effects-of-brain-rot-how-junk-content-is-damaging-our-minds.html.
Johannes Drosdowski kritisiert in der taz die sich anbahnende „Verbotskultur auf Social Media“: https://taz.de/Verbotskultur-auf-Social-Media/!6052977/.
Kritisch sieht das auch Sebastian Meineck bei netzpolitik.org: https://netzpolitik.org/2024/social-media-verbot-in-australien-jugendschutz-nach-dem-prinzip-ohrfeige/.
Eine weitere Kritik von Philippe Wampfler richtet sich explizit an Jonathan Haidt: https://schulesocialmedia.com/2024/09/19/das-problem-mit-generation-von-angst-von-jonathan-haidt/.
Haidt wiederum fordert bei „wired“ Politik und Tech-Firmen zum Handeln auf und erwartet in 2025 große Veränderungen: https://www.wired.com/story/digital-social-media-safeguards-children-policy/.
Die taz zur Ausbeutung von „Clickworkern“ in Afrika, die sich mit einer Klage gegen Meta wehren: https://taz.de/Meta-Mitarbeitende-in-Kenia-wehren-sich/!6058005/.

KI
Bericht des Deutschen Schulportals über zwei Studien zum Nutzen und Schaden von KI beim Lernen: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/wann-ki-beim-lernen-hilft-und-wann-sie-schadet/. Spoiler: Entscheidend ist, wie und wofür KI genutzt wird. Das sieht auch Ulrike Cress in Forschung & Lehre so: https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/ki-kann-lernende-unterstuetzen-oder-ihre-anstrengungen-verhindern-6811.
Die TU-München stellt eine Metastudie zu Chatbots im Unterricht vor. Chatbots sind geeignet argumentative Lernprozesse zu strukturieren, als Lernassistent und Prüfungsleistungen zu fördern, sowie das Behalten und die Lernbereitschaft. Unklar ist, ob auch kritisches Denken gefördert werden kann und inwiefern sich ein Neuigkeitseffekt zeigt: https://www.clearinghouse.edu.tum.de/lehrstrategien/chatbots-im-unterricht-welche-lernergebnisse-werden-unterstuetzt/.
Daniel Borowski sammelt in einer TaskCard Tipps und Beispiele zu KI-Tutoren: https://hb.taskcards.app/#/board/1ac2ccb7-00a6-4a1f-9ee6-adcffc7355bd/view?token=1ee7ba94-2eaa-4717-886c-464cc5889dce.
Bob Blume hat bei einer Klassenarbeit die Nutzung von KI zugelassen und schildert hier seine Erfahrungen: https://deutsches-schulportal.de/kolumnen/bob-blume-kuenstliche-intelligenz-in-klassenarbeiten-ein-schritt-in-die-zukunft/. Ich habe das im November auch bereits bei einer E-Phase im Abendgymnasium getestet, mein Erfahrungsbericht findet sich hier: https://www.schulmun.de/2025/01/06/2024-28-open-book-klausur-mit-ki-nutzung-ein-erfahrungsbericht/.
Der Guardian setzt sich kritisch mit dem Trend auseinander Chatbots als Life-Coaches zu nutzen: https://www.theguardian.com/technology/2024/dec/03/the-chatgpt-secret-is-that-text-message-from-your-friend-your-lover-or-a-robot?mc_cid=b02d9505a5.
Bei https://theyseeyourphotos.com/ kann man ausprobieren, was eine KI alles über eine Person aus einem einzigen Foto herauslesen kann.

Tipps für den Unterricht
Mundo ist die offene Bildungsmediathek der Länder mit zahlreichen kuratierten Materialien für den Unterricht: https://mundo.schule/.
Die Initiative #UseTheNews hat ein Whitepaper für Schulen mit zahlreichen Materialen zur Förderung von Nachrichtenkompetenz veröffentlicht (Link im Text): https://deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/whitepaper-fuer-schulen-zur-foerderung-von-nachrichtenkompetenz/. Der Grundstock für die Module stammt übrigens aus den Empfehlungen des Vereins „Journalismus macht Schule“, dem ich beitreten will.
Joscha Falck und Manuel Flick haben einen Leitfaden zur Aufgabenkultur mit KI und Downloadmaterial herausgegeben: https://joschafalck.de/leitfaden-aufgaben/.
Materialien zu 3D-Druck im Unterricht gibt es bei AppCamps: https://appcamps.de/2022/12/13/3d-druck-im-unterricht/.
Das Konzept von CultureNature Literacy (CNL) setzt auf kulturelle Nachhaltigkeit und will Mut machende Zukunftsbilder, nicht Katastrophenszenarien vermitteln: https://cnl.ph-noe.ac.at/.
Hier gibt es eine einfach zu nutzende digitale „Argumentationswippe“: https://argumentationswippe.de/#.

Leseempfehlung
Ich habe den neuen Harari jetzt tatsächlich gelesen und bleibe bei meiner Empfehlung, ein Kollege aus der Geschichtsfachschaft hat sogar dazu aufgerufen, dass Buch im Kollegium zu diskutieren.
Dieses Mal möchte ich das neue Buch von Margret Rasfeld und Ute Puder empfehlen: Das Schuldrama, und wie wir unsere Kinder für die Zukunft stärken, bene! Verlag 2024. Rasfeld und Puder analysieren schonungslos die Schwächen des Bildungssystems und zeigen mit konkreten Beispielen auf, wie es besser geht. Ein wunderbarer Einstieg in die Notwendigkeit einer Reform des Bildungssystems.

Hörempfehlung
Owen Henkel & Libby Hills betreiben den Podcast „Ed-Technical“, der sich mit KI in der Bildung beschäftigt. Besonders interessant sind die Folgen zu Google und KI in der Bildung: https://open.spotify.com/show/3AYZ7qUVTMnRqQsoNTFCVU.
Stefan Ruppaner im Radikalen Salon von Romy Kopsch und Markus Väth: https://radikalarbeiten.podbean.com/e/revolutionare-schulkonzepte-im-gesprach/.
Bob Blume hat in seinem Podcast „Die Schule brennt“ den hier auch schon häufig genannten Psychologen und Lehrer Benedikt Wisniewski zum Thema De-Implementierung zu Gast: https://www.ardaudiothek.de/episode/die-schule-brennt-der-bildungspodcast-mit-bob-blume/benedikt-wisniewski-lieber-weniger-statt-mehr-machen-das-konzept-der-de-implementierung/swr/13995381/.

Sehempfehlung
Die wunderbare Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe veröffentlicht seit ein paar Jahren zum Jahresabschluss ein „Sekundenglück-Video“ in dem mit schönen Momenten das vergangene Jahr Revue passiert, sehenswert und herzergreifend: https://vimeo.com/1040916733/77d8ce62a3?share=copy.
Interessante Doku in der ARD-Mediathek „Sprechende Schweine – KI übersetzt Tiersprache“: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM0NjE0MV9nYW56ZVNlbmR1bmc.
Noch eine ARD Doku zu KI: https://www.ardmediathek.de/video/doku-und-reportage/unser-leben-mit-ki-revolution-in-echtzeit/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtZGJjNTE2YWQtODZlYi00OGM1LThiNzUtNTEwZWUxNzNhYzY2.

Veranstaltungsempfehlung
Am 29.01.2025 findet von 18 bis 22:00 Uhr das erste hessische Bildungsbier in der Weibelfeldschule statt. Wir wollen uns in lockerer Atmosphäre vernetzen, austauschen und amüsieren.
Eingeladen sind alle Bildungsbegeisterten aus der Region. Bitte bei mir anmelden.

Die didacta findet vom 11. bis 15. Februar 2025 auf dem Messegelände Stuttgart statt. Die Weibelfeldschule wird dort auch wieder präsent sein.

Spaß im Netz
Wenn es schon draußen keinen gescheiten Schnee gibt: https://rectangleworld.com/PaperSnowflake/.

Newsletter 24/25-08, 13.12.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

manchmal sind Dinge für einen selbst so selbstverständlich, dass man davon ausgeht, dass alle wüssten, wovon man redet. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen meiner ersten Unterrichtsbesuche in Geschichte, in dem mein Ausbilder mir erklärte, dass ich nicht davon ausgehen kann, dass alle Achtklässler wüssten, was ein Kompass sei. Neulich hatte ich wieder so einen Moment, als es um die SDG und BNE ging.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist seit 2017 besonderer Bildungs- und Erziehungsauftrag laut Hessischem Schulgesetz (§2 Abs (2)8.) und in zahlreichen Resolutionen und einem Orientierungsrahmen der KMK verankert (https://www.kmk.org/themen/allgemeinbildende-schulen/weitere-unterrichtsinhalte-und-themen/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung.html). Zurück geht BNE auf die Agenda 21, die auf der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 beschlossen wurde. Das war die Zeit, in der durch die zunehmenden Erkenntnisse zur Klimakrise und der Zerstörung der Umwelt der, eigentlich aus der mittelalterlichen Forstwirtschaft stammende, Begriff der Nachhaltigkeit (englisch: sutainability) in den öffentlichen Fokus rückte. Von 2005 bis 2014 fand die Weltdekade BNE statt und im Anschluss startete das UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE. 2015 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen dann auch die 17 Sustainable Development Goals (SDG, dt: Nachhaltige Entwicklungsziele) beschlossen, die bis 2030 erfüllt werden sollen (vgl.: https://unric.org/de/17ziele/).

Quelle: Von UNDP (United Nations Development Programme) – https://unric.org/https://unric.org/de/17ziele/gdrive: SDG Icons German. Eigenes Werk mittels: gdrive: SDG Material_DE_Ohne UN-Emblem.zip -> SDG_Poster_DE_No UN Emblem.pdf, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=125994232

2017 verabschiedete die „Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung“ einen Aktionsplan für Deutschland, der zahlreiche Ziele und konkrete Handlungsfelder umfasst. BNE wird dabei nicht als ein weiteres Themenfeld in einzelnen Fächern verstanden, sondern braucht einen fächerübergreifenden Ansatz, der auch die Didaktik und Methodik betrifft.
Natürlich machen wir als Umweltschule oder mit der Umwelt-Themenklasse schon sehr viel gut und richtig in dieser Richtung, aber BNE und die SDG beziehen sich nicht nur auf Umwelt, sondern erkennen an, dass die 17 Ziele alle miteinander zusammenhängen. Staaten müssen sich Klimaschutz leisten können und dafür bedarf es frieden und guter Bildung usw.
Angesichts der aktuellen ökologischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen rücken diese Ziele leider wieder in den Hintergrund. Genau deshalb ist es aber so wichtig, dass wir als Schule umso mehr Wert auf die SDG legen. Viele Kinder und Jugendliche spüren instinktiv, dass wir mehr für die Umwelt tun müssten und es ist unsere Aufgabe als Schulgemeinschaft sie dabei zu unterstützen. Wir müssen ihnen das theoretische Rüstzeug und das agile Mindset mitgeben, Dinge zum Guten zu verändern, was uns aktuell scheinbar schwer gelingt.
Wir gehen im kommenden Jahr auf jeden Fall einen wichtigen Schritt in diese Richtung. Mit dem Reallabor Weibelfeldschule, Zukunftsschmiede „TrendHub“ (Think-/Do-Tank) schaffen wir Möglichkeiten für die ganze Schulgemeinschaft lernendenzentriert und BNE-orientiert selbstwirksame und nachhaltige Lernerfahrungen zu sammeln (und ja, die ganzen Buzzwords müssen sein). Nähere Erläuterungen dazu finden Sie im Schulentwicklungsblog.
Nach diesem kurzen Input möchte ich nun aber auch noch ein paar persönliche Worte loswerden.

Wieder neigt sich ein langes und anstrengendes Jahr dem Ende zu, mein erstes vollständiges Kalenderjahr als Schulleiter der Weibelfeldschule. Ich wurde in diesem Jahr bewährt und bin jetzt fest ernannt. Es war nicht immer leicht, aber das ist auch nicht zu erwarten, es gab sehr anstrengende Phasen, Meinungsverschiedenheiten und kontroverse Idee, aber auch das ist normal. Es kommt auch immer wieder zu Konflikten zwischen einzelnen Menschen oder Gremien der Schulgemeinschaft, aber auch das ist normal. All das ist normal. Ich würde sogar behaupten das ist gut, denn es zeigt: das System lebt, es ist in Bewegung und das ist gut so, Stillstand ist Rückschritt und mittlerweile ist, glaube ich, fast allen klar geworden, dass ich Veränderung will. Veränderung von Haltung, von Unterricht, von Schulentwicklung. Wir können es uns nicht leisten nichts zu ändern, die Welt verändert sich rasant und wir müssen eine Balance finden aus notwendiger, womöglich bisweilen disruptiver, Veränderung und notwendiger Bewahrung von Bewährtem und Gutem, das wird nicht leicht, aber ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg, wir stellen die richtigen Fragen, wir haben die richtigen Arbeitsgruppen und wir entwickeln die richtigen Strukturen. Und vor allem haben wir die richtigen Menschen in allen Teilen der Schulgemeinschaft, deren zunehmendes Engagement in diesen ohnehin anstrengenden Zeiten mein Antrieb ist.
Ich bin dankbar und glücklich, Schulleiter dieser Weibelfeldschule mit Ihnen und Euch allen zu sein und wünsche Ihnen und Euch allen eine schöne Ferien- und/oder Weihnachtszeit, einen friedlichen und glücklichen Start in das neue Jahr und freue mich auf ein weiteres im positiven Sinne anstrengendes Jahr mit Ihnen und Euch an der Weibelfeldschule!

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

TikTok-Challenge Warnung!

Als Erstes muss ich einmal wieder vor einer neuen TikTok-Challenge warnen, die schon zu ersten schweren Verletzungen geführt hat. Bei der s.g. „Supermann-Challenge“ springen Kinder in die Arme zweier Freunde und werden von diesen zurückgeworfen; klingt harmlos, ist es aber nicht. Reden Sie darüber mit den Schülerinnen und Schülern, bzw. Ihren Kindern. Weitere Infos gibt es hier: https://www.mimikama.org/superman-challenge-auf-tiktok-2-kinder-verletzt/.

Warnen muss man auch vor character.ai. Mit diesem LLM kann man sich, nach kostenloser Registrierung üb er eine Mailadresse, einen persönlichen Chatpartner erstellen. Dieser wird u.a. beschuldigt im Oktober einen Teenager in Kanada bei einem Suizid bestärkt zu haben und einen 17-jährigen in Texas ermutigt haben, sich selbst zu verletzen oder seine Eltern umzubringen, weil diese seine Bildschirmzeit begrenzten. https://www.spiegel.de/netzwelt/character-ai-chatbot-soll-teenager-ermutigt-haben-seine-eltern-umzubringen-a-c0ffbb6f-95f4-4c62-830a-cd95dbfb7f3c?sara_ref=re-so-app-sh. Es ist natürlich grundsätzlich eine schwierige Frage ob und für was wir KI Chatbots nutzen. Viele Jugendliche nutzen diese bereits, u.a. für psychologische Beratung, sehr beliebt ist dafür zum Beispiel „My AI“ von Snapchat (https://www.klicksafe.de/news/was-muessen-eltern-zum-neuen-chatbot-my-ai-bei-snapchat-wissen).

Interessantes
Mir ist, Dank an Georg Schlamp, ein sehr interessanter Artikel aus der „Welt“ aus 2012 untergekommen, der die Vorbehalte gegenüber neuen Medien humorvoll relativiert. Wirklich eines meiner besten Leseerlebnisse der letzten Monate: https://www.welt.de/kultur/history/article110549077/Als-die-Lesesucht-die-Menschen-krank-machte.html.
Bei LehrerNews wird eine Liste von sieben Büchern, die 2024 die Bildungswelt bewegt haben vorgestellt: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/buecher-die-2024-die-bildungswelt-bewegt-haben. Ich finde die Liste recht sinnvoll, aber viel zu kurz.
Edutopia hat eine Liste der 10 wichtigsten Studien zu Bildung 2024 zusammengestellt: https://www.edutopia.org/article/the-10-most-significant-education-studies-of-2024/.
Jan Martin Wiarda zum aktuellen Stand des Digitalpakt 2.0: https://www.jmwiarda.de/2024/12/06/so-soll-der-digitalpakt-2-0-aussehen/.
Niedersachsen reformiert das Abitur in zukunftsweisenden Ansätzen (und veröffentlicht die PM unter der wahrscheinlich längsten URL der Welt): https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/niedersachsens-abitur-soll-zeitgemass-und-zukunftsfest-aufgestellt-werden-kultusministerium-stellt-eckpunkte-fur-die-qualifizierungsphase-der-oberstufe-vor-und-gibt-damit-schulerinnen-und-schulern-mehr-wahlfreiheit-schulen-mehr-freiraume-und-entla-237807.html.
Aktuell kam ja kurz mal wieder eine Diskussion auf, on in Deutschland Energy Drinks für Jugendliche, wie in vielen Ländern, verboten werden sollten. Hier warnt das BfR schon 2019 vor dem Konsum von Energy Drinks durch Kinder und Jugendliche: https://www.bfr.bund.de/cm/343/kinder-und-jugendliche-uebermaessiger-konsum-von-energy-drinks-erhoeht-gesundheitsrisiko-fuer-herz-und-kreislauf.pdf.

Smartphone und Social Media
Wer sich mal etwas genauer mit einem der perfiden Mechanismen zur „Kundenbindung“ bei Handygames auseinandersetzen will, dem sei dieser Artikel zu „Tapping“ aus Cyberia empfohlen: https://www.cyberia.media/p/tapping-altbekanntes-aus-der-dark.
Interview mit Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger u.a. zu den Auswirkungen von KI auf Cybermobbing bei der GdP: https://www.gdp.de/sachsen/de/stories/2024/11/241128-dp-gespraech-mit-prof.-dr.-thomas-gabriel-ruediger.
„Die Tagespresse“ aus Österreich hat einen, sicher nicht repräsentativen, aber doch aufschlussreichen, Selbstversuch zur Radikalisierung von Teenagern durch TikTok durchgeführt: https://dietagespresse.com/selbstversuch-so-radikalisiert-tiktok-oesterreichische-teenager/.
Netzpolitik.org setzt sich kritisch mit den Social Media-Verbot für Jugendliche in Australien auseinander: https://netzpolitik.org/2024/social-media-verbot-in-australien-jugendschutz-nach-dem-prinzip-ohrfeige/.
Und Philippe Wampfler setzt sich kritisch mit Jonathan Haidt auseinander: https://schulesocialmedia.com/2024/09/19/das-problem-mit-generation-von-angst-von-jonathan-haidt/.
„Wired“ fordert das Internet sicherer für Kinder zu machen: https://www.wired.com/story/digital-social-media-safeguards-children-policy/.
Die TUM hat in einer Studie herausgefunden, dass russische SoMe-Kampagnen weniger wirksam sind als gedacht: https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/wirkung-russischer-social-media-kampagne-geringer-als-oft-angenommen.

KI
Der Kollege Jan Hartwig hat eine wunderbare und knappe Einführung in Sprachmodelle erstellt: https://hartificial.de/wp-content/uploads/2024/12/LLM-Basics.html.
Leonie Meyer stellt sich bei der bpb die spannende Frage „Was wäre, wenn mit KI auf TikTok Geschichte umgeschrieben würde?“ https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/552550/was-waere-wenn-mit-ki-auf-tiktok-geschichte-umgeschrieben-wuerde/. Spoiler: Das passiert bereits.
Mit dem KI-Kompass kann man über 100 verschiedene LLMs ohne Anmeldung testen und vergleichen https://www.buzzwoo.de/kuenstliche-intelligenz.
Der immer wieder gute Joscha Falck, zu KI-Bildern im Unterricht: https://joschafalck.de/ki-bilder/.
Nele Hirsch nennt fünf gute Gründe, warum man sich mit KI beschäftigen sollte: https://ebildungslabor.de/now/vortrags-vorbereitung-warum-sollte-ich-mich-mit-ki-beschaeftigen/.

Tipps für den Unterricht
Fällt dieses Mal etwas kürzer aus, es sind ja bald Ferien.
Eine Plattform für Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR) oder Virtual Reality (VR) im Unterricht bietet „schule mal digital“: https://www.schule-mal-digital.de/.

Leseempfehlung
Ich habe es zwar noch nicht selbst gelesen, das Buch wird aber von so vielen klugen Menschen empfohlen, dass ich es jetzt hier quasi mit „Vorschusslorbeeren“ empfehle: Yuval Noah Harar: Nexus. Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz, München 2024. Ist jedenfalls meine Ferienlektüre Nummer eins.

Hörempfehlung
Saskia Ebels und Andreas Hofmanns Bildungs-Podcastreihe „Am Tisch mit…“ besteht aus vielen hörenswerten Folgen, besonders empfehlen möchte ich die aktuelle Folge mit Jan Vedder: https://open.spotify.com/episode/00hVy78wvIvvYffcPGTBgJ.
Florian Emrich hat mit KI einen wunderbaren Song zum Thema Schulleitung „komponiert“: https://www.youtube.com/watch?v=2FPq7ElCqOs.

Sehempfehlung
Deepfake-Pornografie ist auch das Thema einer ZDF-Dokumentation, erschreckend anzusehen, unterstreicht aber noch einmal, auch wenn der Schwerpunkt hier ein anderer ist, warum Bilder von Kindern nichts im Netz zu suchen haben, da mittlerweile ein halbwegs vernünftiges Profilbild in WhatsApp ausreicht, um solche Filme herzustellen: https://www.zdf.de/dokumentation/die-spur/deepfake-pornos-jagd-nach-taetern-collien-ulmen-fernandes-100.html. Im Netz scheint gerade eine ganze Industrie zu entstehen, die für relativ wenig Geld und anonym hochwertige Deepfakes herstellt.
Hatte ich schon einmal in einem der ersten Newsletter empfohlen, ist aber einfach sehr gut und auch mit deutschen Untertiteln bei der BpB erschienen. Gemeint ist der großartige TED-Talk über die Veränderung von Bildungsparadigmen des leider zu früh verstorbenen Ken Robinson. Vielleicht bietet sich ja in der besinnlichen Zeit die Gelegenheit mal reinzuschauen: https://www.bpb.de/mediathek/video/158066/ken-robinson-bildung-voellig-neu-denken/. Auf YouTube gibt es noch mehr großartige Talks von ihm.

Veranstaltungsempfehlung
Die didacta findet vom 11. bis 15. Februar 2025 auf dem Messegelände Stuttgart statt. Die Weibelfeldschule wir dort auch wieder präsent sein. Der Ticketverkauf läuft.

Spaß im Netz
https://www.koalastothemax.com/. Zu Ende spielen lohnt sich.

Newsletter 24/25-07, 29.11.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

wir hatten neulich einen Pädagogischen Tag unter dem Motto „einfach bewegen(d)“, den ich in mindestens zweierlei Hinsicht bemerkenswert fand. Leider konnte ich wegen einer Schulleiter-Dienstversammlung am Nachmittag nicht mehr teilnehmen, mir wurde aber berichtet, dass in den Arbeitsgruppen gute Ideen zur Weiterarbeit entwickelt wurden.
Bemerkenswert fand ich zum einen, das ist allerdings fast eine Binsenweisheit, dass noch einmal klar wurde, dass Bewegung Lernprozesse und Konzentration fördert. Gut war, dass das noch einmal mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen unterfüttert wurde. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich bei meinen Kindern nun anders auf den Bewegungsdrang während der Hausaufgaben schaue, womit ich beim zweiten und bemerkenswerteren Punkt wäre.
Als professionelle Lehrkräfte und Pädagogen sind wir reflektierte Praktikerinnen und Praktiker, das heißt, wir müssen unsere professionellen Haltungen immer wieder in Frage stellen. Dies wurde besonders deutlich, als in der Keynote gezeigt wurde, welche Settings in Klassenräumen modern und bewegungsfördernd sind. Darin steckt natürlich auch die implizite Botschaft, dass permanenter instruierender Frontalunterricht mit Reihenbestuhlung nicht sonderlich sinnvoll ist. Wir brauchen stärker individualisierte Lernformen und müssen noch mehr Wert auf den Lernprozess, also auf Kompetenzentwicklung und Feedbackprozesse legen. Deutschland ist bei der Entwicklung einer modernen Lernkultur in den letzten Jahrzehnten und im Vergleich zu vielen anderen Ländern zunehmend ins Hintertreffen geraten und das können wir uns eigentlich nicht leisten, weil Bildung ja unsere wichtigste, vielleicht sogar einzige, zukunftsfähige Ressource ist.
Ich wünsche mir, dass wir an der Weibelfeldschule weiter entschlossen den Weg einer zukunftsfähigen professionellen pädagogischen Haltung gehen. Ich bin zwar erst knapp 1 1/2 Jahre an unserer Schule, mir ist aber schon positiv aufgefallen, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen professionelle pädagogische Praktiker sind, die bereit sind, sich weiterzuentwickeln und sich veränderten Bedingungen anpassen wollen und können. Das ist etwas, was viele Gesamtschulen auszeichnet, aber meiner Meinung nach bei uns besonders stark in unserer DNA verankert ist. Das ist eine Stärke, die es weiter zu stärken gilt.
Was wir dafür brauchen, ist ein analytischerer Blick auf die Prozesse und Ergebnisse unserer Arbeit. An verschiedenen Stellen wurde und wird immer wieder festgestellt, dass Deutschland im Bereich der evidenzbasierten Schul- und Unterrichtsentwicklung hochgradig defizitär ist. Wir pflegen schulisches und unterrichtliches Handeln aus Traditionsgründen und wider jegliche Evidenz (Sitzenbleiben, frühe Selektion, Hausaufgaben usw.); in all diesen Bereichen müssen wir beginnen unsere Haltung zu hinterfragen und Veränderungsprozesse einleiten.
John Hattie hat in einem Interview in der FAZ (https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/lehrer-muessen-den-schuelern-mehr-rueckmeldungen-geben-110123306.html, leider Bezahlschranke) neulich gesagt: „Das Lehrerkollegium habe die Lernentwicklung aller Schüler zu analysieren und die geeigneten Schritte zur Förderung zu bestimmen. Schulleiter sollten sich durch unangekündigte Unterrichtsrundgänge regelmäßig einen Eindruck über das Lernen und Lehren verschaffen“. Darin steckt genau das. Mit „analysieren“ meint er die Schaffung einer validen und evidenzbasierten Basis für die Entwicklung von Kompetenzen der Lernenden. Außerdem ist er der Überzeugung, dass es dafür eine Schulleitung braucht, die diese Prozesse professionell begleitet und auch wertschätzend überprüft. Mir ist klar, dass wir im Moment noch in einer Schulkultur leben (nicht nur bei uns, sondern landesweit), in der unangekündigte Unterrichtsbesuche des Schulleiters angstbesetzt sind und als Affront aufgefasst werden, ich würde mir aber wünschen, dass sich das ändert, dass Hospitationen, nicht nur durch den Schulleiter, sondern kollegial, zum Normalfall würden und als Lernchance durch professionellen Austausch gesehen werden. Auch ich sehe mich als professionellen evidenzorientierten Praktiker, der permanent an seinem Handeln und an seiner Haltung arbeitet, ich bin offen für Feedback und konstruktive Kritik. Im Buch „Der tanzende Direktor“ von Verena Friederike Hasel wird beschrieben, dass in Neuseeland die Klassenzimmer immer offen für Eltern und das Kollegium sind, dort wird die wiederkehrende Schulinspektion freudig empfangen, weil man sich so über Innovationen für den Unterricht austauschen kann und wertschätzendes Feedback zum eigenen unterrichtlichen Handeln erhält. Eine solche Schul- und Lernkultur würde ich mir auch für unser Land wünschen.
Wenn ich die aktuellen Studienergebnisse aus ICILS oder dem Schulbarometer (vgl. Links unten unter „Interessantes“) betrachte, in denen deutlich wird, dass unsere Schülerinnen und Schüler viel zu wenig Medienkompetenz besitzen und Schule und den damit verbundenen Druck als zunehmende Belastung empfinden, der sie krank macht, finde ich, dass wir das reflektieren und darauf reagieren müssen. Die Ergebnisse der Studien, und das gilt ja auch für PISA, IGLU, VERA, IQB und wie sie alle heißen, sind ja keine Momentaufnahmen, sondern zeigen einen Abwärtstrend bei den Leistungen, beim Wohlbefinden und beim Erwerb zukunftsrelevanter Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler. Ich finde, dass wir das nicht hinnehmen können und wir deshalb Schule und Unterricht verändern müssen, wir alle müssen Teile unserer Komfortzone verlassen, wenn wir, auch angesichts der globalen Entwicklungen (vgl. letzter Newsletter) unseren Kindern und Jugendlichen eine lebenswerte und enkelfähige Welt hinterlassen wollen. Packen wir es an! Machen ist wie wollen, nur krasser!

Um den Bogen zum Anfang des Newsletters zu schließen, verweise ich auf die Links zu „Unterricht“ weiter unten, in denen digitale Adventskalender mit 24 Bewegungstipps verlinkt sind.

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Zwei Studien haben in den vergangenen Tagen die Bildungsrepublik beschäftigt. Zum Einen die ICILS 2023-Studie zu digitalen Kompetenzen im internationalen Vergleich und das aktuelle Schulbarometer der Robert Bosch-Stiftung.
Eine Zusammenfassung von ICILS (International Computer and Information Literacy Study) gibt es beim Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/icils-2023-eickelmann-digitale-kompetenzen-40-prozent-der-jugendlichen-sind-abgehaengt. Die Studie selbst gibt es hier: https://kw.uni-paderborn.de/institut-fuer-erziehungswissenschaft/arbeitsbereiche/schulpaedagogik/forschungsprojekte/icils-2023.
Das Schulbarometer hat erstmals auch Daten zum Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern erfasst, mit alarmierenden Ergebnisse, dazu eine Zusammenfassung: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/deutsches-schulbarometer-schueler-2024-jeder-fuenfte-junge-mensch-berichtet-von-psychischen-problemen/. Die ganze Studie gibt es hier: https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2024-11/241112_rbs_studie_schulbarometer_Q4-2024_V3_0.pdf.
Ähnliches berichtet auch eine Studie der WHO: https://www.who.int/europe/de/news/item/13-11-2024-rising-school-pressure-and-declining-family-support-especially-among-girls–finds-new-who-europe-report.
Eine weitere interessante Studie zur Digitalisierung im Schulleitungsalltag gibt es hier (nach Registrierung und Einverständnis zu Werbung!): https://www.wolterskluwer.com/de-de/know/zukunftsstudie-schulmanagement-2024#download.
Der „Forschungsmonitor Schule“ veröffentlicht Rezensionen zu bildungswissenschaftlichen Studien, um diese mit der Bildungspraxis zu verknüpfen: https://www.forschungsmonitor-schule.de/hintergrund.php. Ein tolles länderübergreifendes Projekt mehrerer Institute von Kultusministerien.
Finnland kann in vielen Bereichen ein Vorbild sein, sehr interessant ist, dass Finnland Fakenews erfolgreich den Kampf angesagt hat und, dass (natürlich) Schulen dabei eine zentrale Rolle spielen: https://edition.cnn.com/interactive/2019/05/europe/finland-fake-news-intl/.
Susanne Posselt hat auf ihrem lesenswerten Blog einen inspirierenden Beitrag zur Frage der letzten Blogparade der Lehrerbubble („Warum sollte man Lehrerin oder Lehrer werden?“) geschrieben, dessen Haltung ich uneingeschränkt unterstütze. Lehrkraftsein, schreibt sie, ist „eine Lebenseinstellung. Eine Haltung zu den großen Fragen der Welt.“ https://susanneposselt.de/vom-glueck-lehrerin-zu-sein/.

Smartphone und Social Media
Auf dem Deutschen Schulportal gibt es ein schönes Dossier zu Medienkompetenz: https://deutsches-schulportal.de/dossiers/dossier-medienkompetenz-wie-machen-wir-schueler-fit-fuer-die-digitale-welt/.
Die taz zum geplanten Social Media-Verbot unter 16 Jahren in Australien: https://taz.de/Social-Media-Verbot-fuer-Jugendliche/!6048934/.
Hier gibt es die Cyberlife-Studien zu Cybermobbing: https://buendnis-gegen-cybermobbing.de/aktivitaeten/studien.html.
Eine sehr gute und sehr umfangreiche Taskcard-Sammlung von Tools um Fake News, Verschwörungstheorien oder „Bullshit“ aufzudecken: https://www.taskcards.de/#/board/4e9fb693-e08b-43d5-99a8-69bc7554977e/view.
Netzpolitik.org zur zunehmenden Problematik von Deepfake-Nudes, die im Netz immer einfacher zu produzieren sind: https://netzpolitik.org/2024/ki-nacktbilder-wie-online-shops-mit-sexualisierten-deepfakes-abkassieren/.

KI
Jennifer Knellesen hat auf ihrer interessanten Seite „Vom Labor ins Klassenzimmer“, die sich auf die Fahnen geschrieben hat Theorie und Praxis zu verbinden, einen wichtigen Beitrag zur „GenAI-Revolution im Bildungsbereich“ geschrieben, in dem es um die Veränderung der Rolle der Lehrenden geht: https://vom-labor-ins-klassenzimmer.de/die-genai-revolution-im-bildungsbereich/.
Dr. Till Kreutzer von iRights.law erklärt in diesem Video wissenswertes zu OER, Urheberrecht und KI: https://www.youtube.com/watch?v=tBseRLl8268.
„Kompetenzen für den Unterricht mit und über Künstliche Intelligenz: Perspektiven, Orientierungshilfen und Praxisbeispiele für die Lehramtsausbildung in den Naturwissenschaften“ ist ein kostenloser Download von Waxmann, gefördert von der Telekom-Stiftung mit ganz vielen KI-Anwendungsmöglichkeiten speziell für NaWi: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4931.
In diesem Artikel aus dem „Business Insider“ nehmen verschiedene Protagonisten der KI-Szene höchst unterschiedlich Stellung zum Thema AGI: https://www.businessinsider.com/agi-predictions-sam-altman-dario-amodei-geoffrey-hinton-demis-hassabis-2024-11. Wir werden sehen…
KI-resistente Aufgaben sind eine aktuell größer werdende Herausforderung, hier gibt es Tipps:: https://www.edu-ai-alliance.org/post/wie-man-ki-resistente-aufgaben-mit-einem-chatbot-erstellt.

Tipps für den Unterricht
Da der Advent bevorsteht, konzentriere ich mich schwerpunktmäßig in dieser Rubrik in dieser Ausgabe auf verschiedene digitale Adventskalender-Angebote:
Das ZSL BaWü bietet, passend zum Schwerpunktthema des Newsletters, einen bewegten Adventskalender differenziert für verschiedene Altersstufen: https://lis.kultus-bw.de/,Lde/Startseite/Schulsport/Bewegte++Adventskalender.
Einen weiteren bewegenden Adventskalender gibt es auf dem Schweizer Portal schulebewegt.ch: https://www.schulebewegt.ch/de/specials-sets/8a734f29-9fc5-4756-9023-470f0e8a5d43.
Der Bildungsserver Hessen bietet als „exklusives Angebot für Mitarbeitende des Landes Hessen“ täglich einen neuen Podcast mit „digitale(n) Lösungsideen rund um alltägliche Herausforderungen im Schulalltag“: https://schulportal.hessen.de/veranstaltungen/adventskalender-medienbildung-2024-der-podcast-fuer-ihren-schulalltag/.
Für Schülerinnen und Schüler (in Klassen oder einzeln mit Gewinnmöglichkeiten) mit Spaß an Mathematik gibt es: https://www.mathe-im-advent.de/de/.
Auch für Physik-Interessierte gibt es einen Adventskalender mit Gewinnmöglichkeiten: https://www.physik-im-advent.de/.
Unsere Fortbildungsplattform fobizz hat auch einen Adventskalender mit Inspirationen für den Unterricht im Angebot: https://plattform.fobizz.com/fortbildungen/1959-der-fobizz-adventskalender-2024-inspirationen-fuer-deinen-unterricht?search_id=9347614.
Viele Materialien für „Digitales im Unterricht“ gibt es bei: https://coding-for-tomorrow.de/materialsammlungen/.
Für Geschichte gibt es einen spielerischen Einstieg in Berufe einer mittelalterlichen Stadt bei https://www.planet-schule.de/mm/stadt-im-mittelalter/.
In unregelmäßigen Abständen muss immer mal wieder auf das ZUM-Portal hingewiesen werden, wo es (seit 1995!) Unterrichtsmaterialien, Apps, ein Etherpad und so vieles mehr gibt: https://www.zum.de/portal.
Tipps zum Einsatz von „Mentimeter“ im Unterricht: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/vom-monolog-zur-mitmach-stunde-wie-mentimeter-deinen-unterricht-veraendert.

Leseempfehlung
Weil wir in Zeiten von KI verstärkt über eine neue Prüfungskultur nachdenken müssen, empfehle ich das neue Bändchen aus der „Upgrade-Reihe“: Sobel, Martina und Alpogus, Murat: Upgrade: Leistungsmessung und Beurteilung. Wege in eine veränderte Prüfungskultur, Hannover 2024.

Hörempfehlung
Dana Weber von der „Glückspraxis“ aus Dreieich hat einen Podcast für Eltern gestartet: https://open.spotify.com/show/34ouRDUOnwD8LMUoLA5JRM?si=NC82-YmTRd6Yz0t6sBSC3g&nd=1&dlsi=57709166790a4e6a.
Das MSB in NRW hostet den Podcast „Nachgefragt“, in Folge 5 geht es um „Der Mythos Demokratieneutralität – Was darf ich als Lehrkraft in der Schule?“ https://www.schulministerium.nrw/nachgefragt-der-msb-podcast-mythos-demokratieneutralitaet-was-darf-ich-als-lehrkraft-der-schule.  

Sehempfehlung
In der Mediathek von 3Sat gibt es noch bis zum 28.02.25 den wunderbaren Dokumentarfilm „Bratsch – Ein Dorf macht Schule“ über eine kleine besondere Dorfschule in der Schweiz. Sehenswert: https://www.3sat.de/film/dokumentarfilmzeit/bratsch—ein-dorf-macht-schule-100.html.
Schönes Video (nur 1 Min.) zum Thema Handynutzung: „Where did the day go?“ (und nebenbei noch eine schöne Demonstration für „Gaussian splatting“: https://www.youtube.com/watch?v=X4oh_6DjF1M. Wer sich für Hintergründe dazu interessiert: https://radiancefields.com/3dgs-short-film-where-did-the-day-go.

Veranstaltungsempfehlung
„Vision@Schule“ am 28. und 29. März an der Albert-Schweitzer-Schule in Wetzlar.
Es gibt jetzt (nicht ganz günstige) Tickets für „FUTUROMUNDO EDU. Das Internationale Zukunftsfestival des Lernens. 3.-4. Juli 2025, Stuttgart“ https://www.futuromundo.com/edu.

Spaß im Netz
https://www.mapcrunch.com/.

Newsletter 24/25-06, 15.11.2024

Liebe Schulgemeinschaft,

ich habe das Gefühl, dass ich mal wieder etwas weiter ausholen muss und knüpfe damit an den 2. Newsletter aus dem letzten Schuljahr an (https://www.schulmun.de/2023/10/24/newsletter-02-29-09-2023/).
In den letzten Wochen ist wieder einmal sehr deutlich geworden, dass wir uns global in einem rasanten und unvorhersehbaren Veränderungsprozess befinden (Stichwort: VUCA/BANI-Welt). Die Situation ist einerseits bedrohlich, unsere Demokratie und unser Wirtschaftsmodell, ja unsere ganze Lebensweise ist bedroht. Der SPIEGEL hat vom „Ende des Westens“ geschrieben. Das ist durchaus furchteinflößend und führt verständlicherweise zu Verunsicherung.
So wie es aussieht, stehen uns größere Disruptionen bevor, nehmen wir als Beispiel nur die Autoindustrie, bei der das besonders deutlich wird. Deren Geschäftsmodell wird aus dem Ausland, besonders China, bedroht, drohender Protektionismus (USA) schließt Absatzmärkte und außerdem wurde zu spät und zu halbherzig auf notwendige technologische Anpassungen verzichtet (E-Autos und Klimawandel).
Ähnliches droht unserem Bildungssystem, auch hier verharren wir an einigen Stellen zu lange in einem veralteten und überkommenen Modell, auch hier überholt uns das Ausland, obwohl wir einst einer der „Weltmarktführer“ waren, auch hier sind Reformschritte und Anpassungen an die veränderte Welt unabdingbar. Im Guardian habe ich neulich einen sehr interessanten Kommentar gelesen (https://www.theguardian.com/business/article/2024/sep/01/germany-economy-problem-analogue-industries), in dem Larry Elliott beschreibt, wie Deutschland versuche sein analoges Modell in einer digitalen Welt beizubehalten.
Diese krassen und rasanten Veränderungen, die man mit Recht als Disruptionen bezeichnen kann, betreffen uns alle, unser aller Leben wird sich verändern und da haben wir noch gar nicht über KI, Kriege, Populismus, Spaltung der Gesellschaft usw. gesprochen. Gleichzeitig stecken in solchen Disruptionen auch Chancen. Die Menschheit hat sich in solchen Phasen rasanten Wandels in der Geschichte eigentlich immer als anpassungsfähig und innovativ gezeigt.
Es gibt ja, wenn man sie sehen will, auch positive Entwicklungen, die auf eine bessere Zukunft hindeuten, es gibt medizinischen Fortschritt, KI kann unsere Arbeitswelt positiv verändern, zumal in Kombination mit immer fortschrittlicherer Robotik, der unregulierte und gesellschaftsgefährdende Aufstieg der sozialen Medien scheint seinen Zenit überschritten zu haben und auch im Bildungssystem machen sich immer mehr Menschen und Schulen auf den Weg zukunftsfähigere und menschlicher Schulen zu entwickeln.
Der Veränderungsdruck nimmt also zu und führt dazu, dass Veränderungen beschleunigt werden, so ist das bei allen Veränderungsprozessen. Es geht durch ein „Tal der Tränen“ und dann wird es nachhaltig besser.
Ich fürchte, da müssen wir alle früher oder später durch. Ich gehöre zu den Menschen, die es dann lieber früher hinter sich haben und im Prozess gestaltend eingreifen. Was da in der Welt im Großen vor sich geht, spiegelt sich auch in unserem Schulkosmos im Kleinen. Wir haben es in der Hand, die Zukunft mitzugestalten, denn: Bildung ist der Schlüssel um mit den Problemen der VUCA/BANI-Welt klarzukommen. Wir müssen unsere Kinder zu resilienten und agilen Menschen ausbilden, die sich der Problemlage bewusst sind und kreative Lösungen entwickeln die Probleme zu lösen.
Wer unseren Schulentwicklungsprozess verfolgt, merkt, dass wir schon mittendrin sind.
Wir sind mitten in einem ergebnisoffenen Transformationsprozess. Ich bin zuversichtlich, dass wir zum neuen Jahr Selbstständige Schule werden, was unsere Handlungsspielräume finanziell und pädagogisch erweitert. Wir haben mit der Schulentwicklungsgruppe und externer Begleitung eine Initiativgruppe gebildet, die Werkzeuge für die weitere Schulentwicklung an die Hand bekommen hat und aus der in einem nächsten Schritt eine DNA-Gruppe hervorgeht. Diese DNA-Gruppe umfasst 20 Personen. Sie soll möglichst alle Gruppierungen und Strömungen der Schulgemeinschaft abbilden, um dort auf Augenhöhe Schulentwicklungsprozesse, gerne auch kontrovers, zu diskutieren, um auszuloten, wie diese in der Schulgemeinschaft ankommen. In diesem Zusammenhang befindet sich die „alte“ Schulentwicklungsgruppe in einem Findungsprozess und muss vielleicht ihre Rolle etwas neu justieren. Die Initialgruppe hat damit ihre Arbeit getan und wird aufgelöst. Vielen Dank für das fantastische Engagement!
Ein weiterer Aspekt ist das Medienkonzept, das der letzten Gesamtkonferenz abgestimmt worden ist und in dem wir einen weiteren Schritt in Richtung einer Kultur der Digitalität gehen. Aus diesem Entwicklungsprozess ist die Arbeitsgruppe zur Handynutzung entstanden, welche begonnen hat unseren Umgang mit digitalen Endgeräten einem Revisionsprozess zu unterziehen, bei dem natürlich auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern eingebunden sind.
Auch Teil des Schulentwicklungsprozesses ist das Konzept gegen sexualisierte Gewalt. Dessen Entwicklung ist eine Vorgabe des Ministeriums, wir haben es aber auch genutzt, um damit einen Prozess zu starten, der sich ernsthaft mit der Haltung der und den Beziehungen zwischen den Teilen der Schulgemeinschaft auseinandersetzt. Auch dafür haben wir externe Expertise in Anspruch genommen und erkannt, dass dieses Konzept wichtig ist und wir ein funktionierendes Beschwerdemanagement und eine Verständigung über professionelle Grundhaltungen brauchen. Auch dieses Konzept wird gemeinsam mit Lernenden und Eltern entwickelt.
Man sieht also, dass wir dabei sind die demokratischen Strukturen der Schule zu stärken, indem wir bei Entwicklungsprozessen Eltern und Schülerinnen und Schüler verstärkt einbeziehen, möglichst versuchen, allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft Teilhabe und Teilgabe zu ermöglichen. Die neu gewählte SV ist gut aufgestellt und bereit, ihre Rolle verstärkt wahrzunehmen.
Nicht zuletzt entstehen gerade, federführend von Schülerinnen und Schülern, der Think-Tank und der Do-Tank, die Ideenschmieden und Zukunftshub, Reallabor und Experimentierwerkstatt für die Partizipation der Schülerinnen und Schüler werden sollen. Hier entsteht die Schülerzeitung, hier docken Medien- und Social Media-AGs an, hier entstehen neue und offene Lernräume für Selbstwirksamkeitserfahrungen, die sich an den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der UNESCO orientieren, also an den nachhaltigen Entwicklungszielen. Gute Bildung ist das SDG Nr. 4, aber nur der Ausgangspunkt für die Verwirklichung einer besseren und nachhaltigeren Welt. Diese Ziele sind durch die KMK auch mehrfach als Bildungsziele für deutsche Schulen festgelegt worden und relevanter Teil unseres Bildungsauftrages. Seit 2017 ist Bildung für nachhaltige Entwicklung besondere Bildungs- und Erziehungsaufgabe laut Hessischem Schulgesetz.
Sie sehen also und erleben es ja auch jeden Tag, auch in unserer Schule findet allenthalben Transformation statt und wir kommen unseren prominentesten Pflichten nach, wie sie das Hessische Schulgesetz vorsieht. Wir vermitteln Wissen und Kompetenzen, erziehen aber auch Kinder und Jugendliche zu mündigen Demokraten, um ihnen die Mittel an die Hand zu geben zu resilienten und agilen Menschen zu werden, die sich der Problemlage bewusst sind und kreative Lösungen entwickeln die Probleme zu lösen. Dafür lohnt es sich in schweren Zeiten zu kämpfen, niemand hat wohl etwas gegen eine bessere Zukunft und wir arbeiten daran, jeden Tag.

Ihr

Erik Grundmann


Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Im Interview mit dem Online-Magazin Schulmanagement spricht der weltweit renommierte Bildungsforscher über das, was Lehrkräfte bewirken können und äußert sich kritisch zum deutschen Bildungssystem: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/deutsches-bildungssystem-john-hattie-schulleitungssymposium-baden-wuerttemberg-heilbronn.
Aktuell geistert die neue ICILS-Studie durch die Medien, die belegt, dass im Jahrgang 8 nur rudimentäre digitale Kompetenzen vorhanden sind, einen Artikel dazu gibt es auf dem Dt. Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/icils-2023-eickelmann-digitale-kompetenzen-40-prozent-der-jugendlichen-sind-abgehaengt/. Die Studie gibt es hier: https://kw.uni-paderborn.de/institut-fuer-erziehungswissenschaft/arbeitsbereiche/schulpaedagogik/forschungsprojekte/icils-2023. Interessant ist, dass Deutschland noch etwas besser ist als der europäische Durchschnitt.
Spannender Artikel bei Lehrer-News zu Klassismus und dem Mythos Leistungsprinzip: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/klassenzimmer-oder-klassenkampf-die-unsichtbare-barriere-zur-chancengleichheit. Auch dort, ein Artikel, der sich kritisch mit den Privatschulen auseinandersetzt: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/privatschulen-rettung-fur-das-bildungssystem-oder-symptome-seiner-probleme.
Ego-FM hat einige Informationen über verschiedene Bildungssysteme der Welt zusammengetragen: https://www.egofm.de/blog/schulsysteme-der-welt.
News4teachers stellt das neue Buch „Gute Bildung sieht anders aus“ von Harald Lesch und Klaus Zierer vor: https://www.news4teachers.de/2024/11/von-einem-lernort-zu-einem-bildungsraum-wie-harald-lesch-und-klaus-zierer-sich-eine-gute-schule-vorstellen/.
Im Leibniz-Magazin interviewt Jan-Martin Wiarda Olaf Köller zum Problemkomplex der Bildungspolitik und den schwindenden Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, spannender und komprimierter Überblick über die Bildungsgeschichte seit PISA: https://www.leibniz-magazin.de/alle-artikel/magazindetail/newsdetails/kein-land-in-sicht.
Neues zum Thema Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte (Spoiler: Nichts Gutes…): https://www.news4teachers.de/2024/11/erfolgreich-ausgesessen-die-kultusminister-brauchen-ein-gesetz-zur-arbeitszeiterfassung-das-lehrkraefte-betrifft-erstmal-nicht-mehr-zu-fuerchten/?amp.
Es gibt eine Aufzeichnung des Livestreams zum 1. Schulleitungssymposium in BW, darin ein sehr interessanter Vortrag von John Hattie (ab ca. 51:45 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=-uSt9QLhNuw.

Smartphone und Social Media
Australien plädiert für eine Freigabe von Social Media ab 16: https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/australien-soziale-medien-altersbeschraenkung-100.html.
The Decoder über eine Studie zur Verbreitung von Fakenews bei X: https://the-decoder.de/studie-untersucht-welche-inhalte-x-accounts-mit-ki-fake-bildern-verbreiten/ und darüber, wie ChatGPT zur Verbreitung von Fakenews genutzt wird: https://the-decoder.de/iranische-kampagne-wollte-us-wahlen-mit-ki-nachrichten-beeinflussen/.
https://www.soundswrong.de/ kämpft gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen im Netz und klärt darüber auf; Motto: Melden statt teilen!
Bei Andrea Buhl-Aigner gibt es kostenloses Unterrichtsmaterial zur frei zugänglichen Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“. Empfehlenswert: https://www.smartphonecoach.org/netflix-dokus-im-unterricht-das-dilemma-mit-den-sozialen-medien/.
„Coding for tomorroe“ ruft mit der Vodafone Stiftung Schülerinnen und Schüler zur Challenge „True Story statt Fake & Hate“ auf. Ziel ist es innovative Lösungen gegen Fakenews und Hate im Netz zu entwickeln. Mehr Infos: https://coding-for-tomorrow.de/aktuelles/true-story-statt-fake-hate-schuelerwettbewerb/.
Die taz zu Handyverboten in der Schule: https://taz.de/Handyverbote-an-Schulen/!6044189/.
Ein Lehrer berichtet auf Focus-Online von einem Handy-Experiment: https://m.focus.de/panorama/welt/handyverbot_id_260461067.html.

KI
Wieder einmal eine großartige Zusammenstellung von Joscha Falck, ein Must Read für alle Lehrkräfte im 21. Jahrhundert: „KI-Einsatz im Unterricht reflektieren und bewerten“ https://joschafalck.de/ki-bewertung/.
Axel Krommer zieht einen interessanten Vergleich zwischen KI und kybernetischer Pädagogik aus den 1960er Jahren: https://axelkrommer.com/2024/11/04/edtech-aus-dem-letzten-jahrtausend-kybernetische-paedagogik-und-kuenstliche-intelligenz/.
Lehrer News hat 10 Tipps zur Erstellung von Unterrichtsmaterial mit KI und zum richtigen Prompten: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/chatgpt-im-klassenzimmer-so-erstellst-du-mit-ki-effektive-unterrichtsmaterialien.
Aus dem Deutschen Schulportal gibt es ein Dossier zur Veränderung von Unterricht durch KI: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-chatgpt-bei-der-unterrichtsvorbereitung-helfen-kann/.
Die taz zu Einkaufen mit KI: https://taz.de/Ueberwachtes-Einkaufen-in-Hamburg/!6045235/. Erinnert etwas an Orwell „1984“ oder Eggers „The Circle“…

Tipps für den Unterricht
Jördis Dörner hat 100 Methoden zum Kennenlernen gesammelt: https://www.learningarchitects.de/100-kennenlernmethoden/.
Bildungssprit setzt sich intensiv mit den Möglichkeiten von digitalen Lehr- und Lernprozessen auseinander: https://bildungssprit.de/blog/moodle-im-unterricht-12-szenarien-fuer-den-digitalen-lehr-und-lernprozess.
Bei PiA (Physik im Advent) gibt es ab dem 1. Dezember wieder einen physikalischen Adventskalender mit 24 kleinen Experimenten und Rätseln und einem dazugehörigen Gewinnspiel, die Anmeldung ist seit dem 01. November möglich: https://www.physik-im-advent.de/.
Das LMZ BW hat einen Leitfaden für Audio und Radioarbeit im Unterricht erstellt (u.a. mit Urheberrecht und Datenschutz): https://www.kindermedienland-bw.de/fileadmin/redaktion/kml/publikationen/LFK_Leifaden_Audio-_Radioarbeit_Web.pdf.

Leseempfehlung
Heute mal ein Roman: Marc-Uwe Kling: Views, München 2024. Der bekannte Autor der Känguru-Chroniken, entwickelt sich seit Qualityland zu einem der bedeutenden Dystopiker Deutschlands. Bei Views geht es um die Gefahren von KI für die gesellschaftliche Ordnung. Kurzweilig.

Hörempfehlung
Sebastian Staack hat eine beeindruckende Sammlung von über 1.500 Podcasts zu Bildungsthemen zusammengetragen: https://raindrop.io/HerrStaack/podcast-box-41932935.

Sehempfehlung
Tolles Video von Schülerinnen und Schülern der ERS-Karlsruhe zur Vernissage der Ausstellung „Wo fängt Unrecht an?“: https://vimeo.com/1025182779/4e8b62ac82?share=copy.
Reuters präsentiert den KI-Avatar Liv für Menschen mit Demenz, ein beeindruckendes Beispiel dafür, was mit KI möglich ist: https://www.youtube.com/watch?v=qd6v6FxeSIA.

Veranstaltungsempfehlung
„Vision@Schule“ am 28. und 29. März an der Albert-Schweitzer-Schule in Wetzlar.

Spaß im Netz
https://www.youtube.com/watch?v=hYMRepK_aqw&t=96s.