Blog 2025-13: Demokratiebildung = Beitrag zur Blogparade

KI-generiertes Bild mit ChatGPT o3

Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, seit 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, (möglichst) alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Wer sich beteiligen möchte, aber keinen Blog hat, kann gerne einen Beitrag einreichen – er wird dann als Gastbeitrag publiziert.
Ich bin leider etwas spät dran, eigentlich war dieses Thema schon im Februar dran. Da mir das Thema aber besonders wichtig ist, schiebe ich jetzt noch einen Beitrag hinterher. Ich will auch gar keinen langen Text schreiben, aber auf einen meiner Meinung nach zentralen Zusammenhang hinweisen.

Ich habe mir in der letzten Zeit einige zugespitzte Sätze angewöhnt, um provokant auf Missstände im Bildungswesen hinzuweisen. Einer davon lautet: Wenn wir nicht sofort anfangen, Demokratie- und Medienbildung an Schulen in den Vordergrund zu stellen, können wir uns bald Mathe und Deutsch schenken.
Wie meine ich das?
Der politische Diskurs wird für Jugendliche zunehmend von sozialen Medien bestimmt. Diese funktionieren mit Algorithmen, die Empörung belohnen und Filterblasen erzeugen. Dadurch wird unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert, der Diskurs verflacht oder wird unmöglich, die Welt wird bedrohlicher wahrgenommen als sie ist und extremistischer Propaganda und Rekrutierung jeglicher Couleur werden Tür und Tor geöffnet.
Das wird zunehmend zu einem, meiner Meinung nach in Deutschland unterschätzten und ignorierten, Problem. Wir schützen unsere Jugend nicht vor den Gefahren der sozialen Medien.
Gleichzeitig gelingt es uns immer weniger, den Jugendlichen den Wert von Demokratie zu vermitteln. Das mag daran liegen, dass Demokratie und Pluralismus als Selbstverständlichkeit angenommen werden, aber auch daran, dass Demokratie in sozialen Medien verächtlich gemacht wird, nicht zuletzt von Staatsoberhäuptern demokratischer Staaten oder durch Propaganda autoritärer Systeme.
Eine wichtige Rolle spielt aber auch, dass Jugendliche in unserer Demokratie mit ihren Bedürfnissen kaum mehr wahrgenommen werden. Und das ist fatal. Jugendliche und deren Eltern stellen keine relevante Wählerschicht und werden folglich im politischen Diskurs weitgehend ignoriert.
In den Schulen lernen sie in der Theorie, wie Demokratie funktioniert, dürfen aber nicht ernsthaft mitentscheiden, wie dort ein zentraler Teil ihres Lebens gestaltet wird. Das ist ein fatales Signal.
Außerdem spiegeln der Zustand vieler Schulgebäude und deren Ausstattung oder Verpflegungsmöglichkeiten und Betreuungssituation den Jugendlichen täglich, wie wichtig dem Staat und der Gesellschaft deren Wohlbefinden ist. Die Jugendlichen leiden psychisch zunehmend unter ihrer gesellschaftlichen Situation.
Am Ende haben wir es hier mit einer Paradoxie unseres politischen Systems zu tun. Eigentlich müsste es unser ureigenstes Interesse sein, eine Politik zu machen, mit der wir die Jugendlichen durch exzellente Ausbildung und Rahmenbedingungen befähigen, in Zukunft unser demokratisch-pluralistisches Staatswesen zu erhalten, ja sogar fortzuentwickeln. Für solche Investitionen wird man aber nicht wiedergewählt und eine Bundestagswahl findet alle vier Jahre statt, das ist der Zeitraum, in dem politische Zyklen gedacht werden und die relevanten Wählerschichten interessieren sich, zugegeben etwas zugespitzt, eben eher für Rente und Rindfleisch, ihren Heizungskeller, Gendern und Autobahnen oder die nächste Kreuzfahrt, da bleibt für gute Schulen, Kitas und Universitäten nichts mehr übrig, das zahlt sich an der Wahlurne halt nicht aus.

Ich empfehle in diesem Kontext außerdem:

Aladin El Mafaalani, Sebastian Kurtenbach und Klaus Peter Strohmeier: Kinder; Minderheit ohne Schutz; Aufwachsen in der alternden Gesellschaft, Köln 2025.
(Absolute Leseempfehlung! Sebastian Kurtenbach entwirft in Kapitel 7 ein mögliches Szenario, um uns aus dem Dilemma zu führen. Ähnliche Überlegungen stelle ich auch in diesem Blogbeitrag an: 2024-12: Vernetzt die Bildung! Wege aus dem, Trilemma aus Fortbildung, Schulentwicklung und Mangelverwaltung. – SchulMUN.

Blog 2025-08: Der Diskurs und Social Media. Geht´s noch? – SchulMUN

Blog 2025-06: Vortrag Didacta zu Demokratie, SoMe und KI – SchulMUN
(Hier gibt es ganz viele Hinweise zu Studien, die meine Argumentation in diesem Beitrag unterstützen)

2024-19: (Kann) Politische Bildung (funktionieren)? – SchulMUN

2024-14: Sieht denn wirklich niemand die Katastrophe? – SchulMUN

2024-13: Mehr Medienbildung jetzt! – SchulMUN
(Hier einige meiner Beiträge zur Medienbildung zusammengefasst)

Ich könnte noch mehr Beiträge von dieser Seite empfehlen, da Demokratie- und Medienbildung zu meinen zentralen Themen zählen.

Weitere Beiträge zur Blogparade:
Beitrag von Susanne Posselt: https://susanneposselt.de/du-hast-die-wahl/
Beitrag von Frau Kreis: https://fraukreis.wordpress.com/2025/02/08/edublogparade-2-demokratiebildung-teil-1/#more-470