Newsletter 24/25-17: 23.05.2025

Liebe Schulgemeinschaft,

ich will mich heute einmal mit Aufklebern beschäftigen.
Eine kurze Netzrecherche ergibt, dass das massenhafte Auftreten von Aufklebern im öffentlichen Raum mit günstigen Druckmöglichkeiten in den 1990er Jahren begann. Es waren oft politische Botschaften, die geklebt wurden, aber auch Fußballfans, die ihre Reviere mit Aufklebern markierten. In den letzten zwei bis drei Jahren tauchten vermehrt Artikel in Lokalzeitungen auf, die über Schäden von Aufklebern auf Verkehrsschildern berichten, die durchaus immens sind. Wer sich in der Stadt umschaut, sieht sie überall: Unmengen von Aufklebern für die Eintracht oder die Kicker, mal mehr oder weniger aus der Hooligan-Richtung.

Rechtlich gesehen handelt es sich dabei um Sachbeschädigung oder auch einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, bzw. sogar einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.
Auch in der Schule nimmt diese Aufkleberei massiv zu. Ich habe durchaus Verständnis, dass man seinen Fußballverein promoten will oder dass der Abijahrgang im Überschwang etwas hinterlassen will. Aber die Masse ist dann doch ein Problem. Klar, die Sticker sind für kleines Geld im Internet zu bekommen, sogar in Farbe. Für 50 Euro kann ich leicht 1000 Aufkleber bekommen. Diese sind dann ganz schnell überall hin geklebt, aber oft von minderwertiger Qualität, sodass sie nur mit größerem Aufwand rückstandsfrei zu entfernen sind. Das hat zur Folge, dass wir in der Schule überall und zunehmend Teile von Aufklebern oder deren Rückstände kleben haben, was einfach nur hässlich ist.

(Alle Aufnahmen von mir!)

Das ist alles nicht schön, kostet Optik, Geld und Nerven, wird aber noch getoppt von den bisher zum Glück nur selten auftretenden inhaltlich wirklich problematischen Aufklebern, die ich hier bewusst nicht abbilde („161“ auf dem unteren Aufkleber ist natürlich ein Code in diese Richtung, aber nicht eindeutig zuzuordnen). In einschlägigen Onlineshops gibt es, auch hier für kleines Geld, rassistische, homophobe, islamfeindliche oder politisch extremistische Aufkleber von links und rechts, die leider gelegentlich ihren Weg auf Schultoiletten oder Torschilder schaffen. Diese werden natürlich umgehend entfernt, bei den anderen kommen wir langsam nicht mehr nach.

Vielleicht können ja die Eltern und die Lehrkräfte mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen und versuchen die Folgen zu thematisieren. Es ist nämlich so, dass dieser beginnende Kontrollverlust seitens der Schule, das nicht Hinterherkommen die Aufkleber zu entfernen, dazu führt, dass sich Trittbrettfahrer eingeladen fühlen, weitere Aufkleber zu kleben und so wird unser Gebäude dann immer unansehnlicher und dass kann eigentlich nicht unser Ziel sein. Das gilt natürlich auch für Schmierereien aller Art und andere Formen von Vandalismus.

Es sind aber nicht nur die materiellen Schäden, die mir Sorgen bereiten, sondern auch die zunehmende gesellschaftliche Spaltung und die Verrohung des Diskurses, die sich hier zeigen. Die Weibelfeldschule ist ausgezeichnet als „Schule ohne Rassismus“ und das ist dem Kollegium und mir auch ein echtes Anliegen, für das wir einstehen. Schule muss ein Schutzraum für Kinder und Jugendliche sein, in dem sich alle in ihrer Persönlichkeit entfalten können müssen. Jede und jeder ist jemand und jede und jeder ist wertvoll für unser aller Zukunft.
Lassen Sie uns gemeinsam weiter dafür einsetzen, dass das so bleibt und dass die Verrohung des Diskurses und die Verklebung unserer Gebäudes aufhören.

Das alles ist ja auch kein Alleinstellungsmerkmal unserer Weibelfeldschule, sondern kommt vermutlich an fast allen Schulen vor. Außerhalb der Schulen ist es sogar an vielen Stellen noch schlimmer…

Ihr

Erik Grundmann

Und hier wieder als Angebot, ein paar Links, Tipps und Empfehlungen:

Interessantes
Zukunftsforscher Thomas Druyen setzt sich mit dem digitalen Generationenkonflikt auseinander: https://www.focus.de/wissen/zukunftsforscher-thomas-druyen-generationen-konflikt-warum-eltern-im-digitalen-zeitalter-auf-der-strecke-bleiben_1f9bdbe5-9fae-4c1f-bab3-b86d897a30dc.html.

Ein Beispiel, das Schule machen könnte? https://www.op-online.de/region/kreis-gross-gerau/wegen-ekelhaftem-zustand-schueler-putzen-die-toiletten-der-igs-kelsterbach-selbst-93719593.html
Spannender Beitrag von Birk Grüling zur kindlichen Neugier (und wie diese in der Schule abhanden kommt): https://www.goettinger-tageblatt.de/familie/unbaendige-neugier-wie-eltern-ihre-kinder-bei-der-lust-aufs-lernen-unterstuetzen-koennen-N7DNS5MUZZEBXDW2RNFRTAAJLU.html.
Stellungnahme zweier Verbände von Geschichtslehrkräften zum 80. Jahrestag des Kriegsendes, mit dem Schwerpunkt „Antisemitismus, Relativierung, Verharmlosung und Leugnung von NS-Verbrechen“: https://geschichtslehrerverband.de/stellungnahme-zum-80-jahrestag-der-befreiung-deutschlands-vom-nationalsozialismus/.
Streitbarer und spannender Blogbeitrag von Jan Vedder: „Abschlussprüfungen können weg!“: https://www.vedducation.de/pruefungen/.

Smartphone und Social Media
Die Broschüre „Der Holocaust als Meme“ der Bildungsstäte Anne Frank beschäftigt sich mit der Umdeutung von Geschichte in sozialen Medien anhand zahlreicher Beispiele: https://www.bs-anne-frank.de/mediathek/publikationen/der-holocaust-als-meme.
Wie digitale Tools und soziale Medien bei der Berufsorientierung unterstützen können kann man hier nachlesen: https://zdi-portal.de/blog/berufsorientierung-verstehen-wie-junge-menschen-ticken/.
Bericht von heise.de über ein Panel der letzten Learntec zu Smartphones und Social Media in Schulen: https://www.heise.de/hintergrund/Social-Media-Debatte-auf-der-Learntec-Sie-haben-den-Algorithmus-gefickt-10374340.html.
Ebenfalls bei heise gibt es einen lesenswerten Artikel zu verdeckten politischen Botschaften bei Influencern: https://www.heise.de/news/Studie-Influencer-verbreiten-zunehmend-verdeckt-politische-Botschaften-10383710.html

KI
Toller Blogbeitrag von Ferdinand Stebner und Hendrik Haverkamp zum Thema „Selbstreguliertes Lernen und KI“ bei FelloFish: https://www.fellofish.com/blog/selbstreguliertes-lernen-und-ki.

Joscha Falck und Manuel Flick haben einen weiteren exzellenten Leitfaden veröffentlicht, dieses Mal geht es um Prüfen und Bewerten: https://joschafalck.de/ki-leitfaden-pruefen/.
KI als Lernhelfer ist immer noch ein großer Teil der Debatte, eine Anwendungsmöglichkeit wird bei t3n beschrieben: https://t3n.de/news/ki-lernhelfer-eyetracking-system-schueler-rechenschwaeche-1678948/.
Einen etwas kritisch-dystopischen Blick auf KI wirft Patrick Swanson in einem Interview in „Der Standard“: https://www.derstandard.at/story/3000000268609/ki-experte-wir-werden-zur-zweitintelligentesten-spezies.
Englischsprachiger Artikel von KYM zu einem perversen Trend, der durch KI möglich wird: Sexualisierte Fake-Influencer mit Down-Syndrom: https://knowyourmeme.com/editorials/guides/who-are-the-ai-down-syndrome-models-on-instagram-special-jenny-and-the-fake-influencers-deepfaking-the-genetic-disorder-explained.


Tipps für den Unterricht

Toller „Fake News-Generator“ von Alexander Weller. Geeignet als Einstieg oder zur Arbeit zum Thema Fake News im Unterricht: https://medien-durchblick.de/fakenews/. Das muss Thema in jedem Unterricht sein und hier finden sich auch Anknüpfungspunkte für viele Fächer!

Ein weiteres brauchbares Tool für den Unterricht ist die digitale Argumentationswippe: https://argumentationswippe.de/.

Dr. Hannah Nitschmann setzt sich beim „Campus Schulmanagement“ mit nonverbaler Kommunikation in der Inklusion auseinander: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/anerkennung-im-unterricht-wie-nonverbale-signale-inklusion-beeinflussen-hannah-nitschmann.
Geographie: Auf dieser Seite kann man den Weg eines Wassertropfens von jedem beliebigen Ort der Erde ins Meer verfolgen: https://river-runner-global.samlearner.com/.
Geschichte: Empfehlenswerte AR-App des WDR mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Kriegsende des 2. Weltkriegs: https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/app-zeitzeugen-1945/index.html. Gibt es auch für die Jahre 1933-45: https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/zeitzeugen-des-nationalsozialismus/app-wdr-ar-1933-1945-infos-zur-app-100.html.

Leseempfehlung
Silke Müller: Wer schützt unsere Kinder; Wie künstliche Intelligenz Familien und Schule verändert und was jetzt zu tun ist, München 2024. In ihrem zweiten Bestseller setzt sich Silke Müller mit den Auswirkungen von KI auf Schule und Familie auseinander. Silke Müller kommt übrigens am 30. September nach Dreieich ins Bürgerhaus, weitere Informationen folgen.

Hörempfehlung
Der in Deutschland viel zu wenig rezipierte Sugata Mitra im Podcast „Self Directed“ zum Thema „How Learning Emerges Naturally Through Self-Organizing Systems“: https://podcasts.apple.com/us/podcast/105-sugata-mitra-how-learning-emerges-naturally-through/id1669444436?i=1000686908083.

Sehempfehlung
Aladin El-Mafaalani zum Thema „Bildungskrise und fehlende Zukunftsperspektiven – Was läuft schief?“ bei der IHK Berlin: https://www.youtube.com/watch?v=5zsBrS3n-D8. Must see für alle Bildungsbetroffenen, kompakt in gut 30 Minuten.
Im Film „Augenhöhe macht Schule“ werden sieben innovative Schulen vorgestellt: https://augenhoehe-film.de/mediathek/#elementor-toc__heading-anchor-3.
Kurzes und interessantes Interview von der letzten Didacta mit Diana Knodel von fobizz zu KI in der Schule: https://www.youtube.com/watch?v=svPhFiwGpsk.

Veranstaltungsempfehlung
Stefan Ruppaner ist am 03.06.2025 online von 17 bis 18:00 Uhr im FelloFish Forum bei Hendrik Haverkamp. Anmeldung über https://events.teams.microsoft.com/event/e243d7a6-13b6-42c7-b716-d091ee902eda@ff01bb0d-f0c8-45cf-9655-d9a3f88b1fcc.

Spaß im Netz
Dreamforth interpretiert Träume: https://www.dreamforth.com/.

Und noch eine weitere Empfehlung:

Unsere 7. Klassen führen ja aktuell ein Projekt von DigitalSchoolStory (DSS) durch. DSS bietet ein weiteres Austauschformat für Eltern an: „Tatort Social Media“. Hier die Einladung dazu:

👨‍👩‍👧Tatort Social Media – und wir Eltern mitten drin.
Wir alle kennen sie: Die Herausforderungen der digitalen Welt, die uns als Eltern oft überrollen. TikTok, Instagram, Youtube – Orte, an denen sich unsere Kinder längst bewegen. Und wir? Versuchen Schritt zu halten. Ist ein Verbot wirklich die Lösung? Oder braucht es etwas anderes – Verständnis, Austausch und echte Verbindung? Genau deshalb freue ich mich riesig, dass wir Valentina Lauer – Projektleiterin von Safe im Recht bei Der Kinderschutzbund Frankfurt – zu einem besonderen Abend bei DigitalSchoolStory begrüßen dürfen. 🌐 💬Gemeinsam sprechen wir über Medien- und Methodenkompetenz und Digitale Kinderrechte. Wie wir als Eltern Brücken bauen können – statt Mauern zu errichten. Denn: Unsere Kinder sollen nicht nur Konsument:innen sein, sondern aktive, achtsame Mitgestalter:innen ihrer (auch digitalen) Welt. Und wir Eltern? Wir müssen mitgehen, verstehen und begleiten. 📌Die Teilnahme ist kostenlos. 📅27. Mai um 20:15 Uhr. ✔️Online. 📩Anmeldung? Direkt und unkompliziert über den Link https://is.gd/5u1FYp Wir freuen uns auf euch. Sophie Lüttich wird uns dieses Mal durch den Abend begleiten. Lasst uns gemeinsam hinschauen statt wegsehen. Denn Veränderung beginnt im Dialog.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert